Sette 2.

Für die Wahlen in die Landesvertretungen tragen die Eiften der Deutschen

Gozialdemokratie

in

Böhmen  

die Nummer

Die grüne Dorfdiftatur in Gefahr!

Die Agrarier fürchten die Folgen ihrer Sümen.

im Jahre 1927 630 Getreide ber

Die Vorherrschaft der Agrarier auf dem Lande ist nicht auf ihrer politischen Ueberlegen faufte, um 3381 Futtermittel ankaufte. heit begründet. Sie ist eine Terrorherr- Der Getreideertrag einen( vier Hektar) fchaft schlimmster Art. Den Kleinbauer, den Wirtschaft ist trop großagher Zollsteigerung Häusler  , den Landarbeiter, den Knecht hält man en zwei Jahren um mehr als 100 Kronen zurüa

unter wirtschaftlichem Druck, bedroht ihn in seiner gegangen und spielt wie ersichtlich überhaupt eine

Samstag, 17. November 1928.

Begünstigung nicht teilhaftig wird! Das Geset bestimmt dafür aber, daß ein Großbauer für beliebig viele Söhne die viermonatige Ersaß­reserve beanspruchen kann, wenn er für jeden Sohn einen Teil der Wirtschaft rechnen kann! Die Kleinbauernföhne können mit Den Broletaricen 18 Monate dienen und ihre Väter dürfen Steuern für den breieinhalb Milliarden- Nüftungs­fonds zahlen!

Denn auch die Steuerreform wurde

so gemacht, daß der Kleine ein Vielfaches dessen leisten muß, was der Große aufbringt. Nach dem agrarischen Steuervorschlag für Mies eiwa foll der Großbauer mit 40 hektar 600 Reinertrag pro Hettar versteuern, der Kleinbauer mit einer drei Hettar- Wirtschaft aber soll einen Reinertrag

Existenz, wenn er nicht pariert. Kein Mensch unwesentliche Rolle in der Gebarung, die Aus­ist vor den agrarischen Gewalttaten sicher und lagen für Futtermittel sind aber infolge der Zölle wir haben es ja erlebt, daß man Lehrer denun- in den zwei Jahren um 1000 kronen gestiegen! siert und verfolgt, auch tatsächlich pensioniert Nimmt man dazu, was der Kleinbauer durch die oder versetzt hat. Seit es die Grünen aber gar Verteuerung des Zuckers und der verschiedensten zu bunt treiben und den armen Teufeln den anderen Lebensmittel jährlich mehr zu zahlen Mähren  - Schlesien   och fürchten, daß ihre Dorf herrschaft ein fumme, die er den Agrariern und ihrer Zoll- von 1500 Kronen pro Hektar verſteuern! Die Bro forb unerreichbar hoch hängen, müssen sie hat, so ergibt sich eine beträchtliche Schaden Ende nimmt. Bei Landeswahlen ist es zu politik dankt. Wie albern das Auskunftsmittel der sozialdemokratischen Abgeordneten Leibl und

in

die Nummer

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Der Kongreß findet vom 16. bis 18. Juli 1929 in Wien   statt. Als Tagesordnung wurde einstimmig beschlossen:

1. Die Tätigkeit der Sozialistischen Jugendinter­nationale in den Jahren 1926-1929. Referent: Genosse Erish Ollenhauer.

2. Die Weltlage des Sozialismus und die Auf­gaben der Jugend. Referent: Genosse Otto Bauer  .

3. Der Kampf um den Frieden. Referent in d ström Schweden  .

4. Der Stampf um den Jugendschutz. Referent: Stimm l= Desterreich.

5. Die Vereinheitlichung der sozialistischen   Erzie hungsarbeit.

6. Anträge.

7. Wahlen.

Ueber die vorliegenden Anträge referierte

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ZUM VIEHMARKT

Bauern Kavallerie

Schweichhart waren es, die den Antrag stellten,

Grundstücke, deren Besitzer ein Einkommen von nicht über 15.000 kronen beziehen, sind von der Grundsteuer befreit"

und die Agrarier waren es, die diesen Antrag niederstimmten!

Auch mit der Steuerreform ist's also Wasser. Bei den Häuslern möchten die Agrarier mit dent Abbau des Mieterschues etwas auf steden, aber sie werden dem Häusler, dem das Dach über dem Kopf zusammenfällt und der kei­nen billigen Kredit friegt, nicht erzählen wollen, daß ihre Politik der städtischen Mictensteigerung, die den Bodenwucher und den Bankwucher för­dert, den Zinsfuß in die Höhe treibt, daß agras rische Vanken mit Bodenspekulationen Millionen. geschäfte machen. Aber vir werden das den Häuslern berichten und darum hat man vor den Sozialdemokraten Angst, darum lassen die Land­bündler in einem Flugbalit an die Seleinbauern, Häusler   und Landarbeiter", um die sie sich feit Jahren nicht fümmern, alle Ladenhüter ihrer Demagogie aufmarschieren, von den sinnlos zu fammengelflaubten Zita'en aus alten Schriften bis zur Dorsgemeinschaft und zu den Proletarier­

führern, die im Auto fahren!

Ollenhauer. Sie wurden zum Teil angenom- dem nicht so leicht wie bei Bezirkswahlen, die| Lebensmittelzölle für den größeren Teil der Land­men, zum anderen Teil dem Büro zugewiesen. Opposition niederzutrampeln. Kann man im wirtschaft ist, hat die Land poſt" im Jahre sozialdemokratischen Führer namhaft machen, der Die Landbündler sollen auch nur einen Ein Antrag der englischen Organisation, gemein Dorfe die Aufstellung gegnerischer Listen verhin 1922 noch selbst zugegeben, als sie schrieb: fame Aftionen mit der Kommunistischen Jugend- dern, so ist es schon beträchtlich schwerer, bei ein Auto besitzt! Sie sollen doch Namen nen­internationale vorzubereiten und durchzuführen, einer geheimen Wahl die Leute zur Abgabe des Was haben wir zu tun, um das neuestenen, statt zu verdächtigen. Automobile befizen Raubritterst it der Industrie, den jeden allerdings die Großbauern tm Böhmischen, im wurde ohne Debatte einstimmig abgelehnt. Neu agrarischen Stimmzettels zu nötigen. Das wissen aufgenommen wurde die Sozialistische Jugend der die Herren sehr gut und darum wird ihnen dies­falls unter besonderer Mithilfe der Schtverindu Pilsner, im Saazer Land. Und wenn sie keine strie zustandegekommenen 3olltaris, unschäd. Sutomobile haben, dann reiten sie stola mit ihrer Schweiz  , die bisher außerhalb der Internationale mal angst und bange vor den Wahlen. lich zu machen? Agrarzölle einführen? Bauernlavallerie durch die Dörfer, während der stand. Das wäre das Verkehrteste! Hier wird Aleinbaner seine letzte Ruh oder Ziege zum nur der Rampf helfen, zäher und rücksichts. Martte treibt! In diesem Flugblatt gestehen sie loser Kampf, ohne Zurück oder Seitwärtsschauen, selbst: fällt dabeei was fällt, bis die Raubzölle beseitigt find."

Am Abend fand eine gemeinsame Jugend feier im Genossenschaftshaus in Zizkov   statt, bei der eine Reihe ausländischer Genossen Ansprachen

hielten.

Rüdtritt Paul Boncours

Freilich haben sie einige faule Köder, mit 3ölle werden den Kleinbauern immer noch denen sie die Kleinbauern zu fangen hoffen. Die als ein Allheilmittel gegen die Not des Land­proleten hingestellt und besonders mit den Vieh­söllent sucht man die Kleinbauern zu prelleit. Aber die

Landbündler haben nicht nur Viehzölle und Getreidezölle eingeführt, sie haben ja auch

Zölle auf Futtermittel, Zölle auf Kunstbünger ,. Zölle auf Maschinen

als Völkerbunddelegierter Frankreichs  . Paris  , 16. November. Die Agentur Havas  gibt offiziell den Rüdtritt Paul- Boncours als Bertreter Frankreichs   beim Völkerbund bekannt. Bereits am vorigen Dienstag habe er in einem Brief an Briand   die Gründe angegeben, derent­geschaffen! Sie berteuern dem Klein­wegeit er glaube, seine Mitarbeit einstellen u bauer das Wichfutter, den Dünger, müssen. Die Gründe hätten nichts zu tun mit der die lebenswichtige Maschine! vegen der Mitarbeit Paul- Boncours im Völker­bund innerhalb der sozialistischen   Partei entstan Wie sich die Zölle auf die fleine Baueru denen Meinungsverschiedenheiten. Um zu vermei- wirtschaft auswirken, zeigt das Beispiel einer den, daß der Rücktritt Paul- Boncours im Laufe Wusterwirtschaft aus der Bodenbacher Gegend, der gestrigen Rammerdebatte erwähnt werde, Dic habe er ihn bis heute nicht bekanntgegeben. im Jahre 1925 um 747 Getreide ver laufte, um 2372 Futtermittel kaufte;

Der Schah der Sierra Madre

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Von B. Traven  . ( Verlag der Büchergilde Gutenberg, Berlin   1928.)

Sie standen eine Weile herum, dann wur­den sie müde vont Stehen und legten sich doch hin. Dobbs lag neben Barber. Aber kaum lagen sie zwei Minuten, da drängte sich der Indianer zwischen sie wie ein Hund. Ganz vorsichtig und langsam, aber nachdrücklich. Er fühlte sich nur sicher, wenn er zwischen den beiden Weißen lag; denn der Tiger wird ja nicht gerade den mittel ſten wählen, sondern den, der außen liegt. Und für die eine Nacht wird er an dem einen ja wohl genug haben.

Vier Jahre später aber haben sich dieselben Agrarier mit derselben Schwerindustrie und oben brein mit der Zivnobank zu dem Zwecke verbün­det, Raubzölle zu schaffen, und zwar

Lebensmittel- und Industriezölle, die den Kleinbauer und Häusler   wie den Arbei­ter belasten. Mit ihren Zollargumenten werden die Agrarier also nicht weit kommen. Sie ver­suchen es daher auch mit den Militärvorlagen. Sie haben

Im heurigen Jahr ift infolge der großen Dürre in den Sommermonaten ein ganz gewal tiger Ausfall an Futtermitteln u berzeichnen"

aber sie haben den Steinbauern troßdem die Fut termittel nicht verbilligt, die Zölle nicht herab­gefeßt. Dort erzählen sie auch, die Sozialbemo fraten wollten die Kleinbanern unter den Ku! turstand des polnischen und rumänischen Land­volks herabdrücken". Fehlgeschossen, Herr I a- nausch! In Bolen und   Rumänien herrscht ja das Bürgertum unumschränkt, dort haben sie schon den Ordnungsdienst, den ihr bei uns crit durch die Verwaltungsreform vorbereitet, dort eine Erfahreserve ausschließlic für die Söhne von Großbauern steht und kämpft das Landproletariat ja mit den Industriearbeitern gemeinsam gegen die Front geschaffen, denn das Gesetz bestimmt, daß der der großen Grundbesißer und Börscaner, gegen Bauernsohn, der nicht nur in der Wirtschaft die Schlachta und die Bojaren, die da und dort arbeitet, sondern etwa Fabritsarbeit, Waldarbeit mit den Gelbleuten und Industrielapitänen ver­oder irgendeine andere Lohnarbeit leistet, der i kündet ist. Agrarier, Leute von streng grüner

Er hörte ganz deutlich ein Heranschleichen| Tiger nichts. Das loďt ihn erst noch mehr und von vorsichtigen Tritten. Es war fein Zweifel, rascher an." es waren die Tritte eines großen Tieres. So­bald er die Tritte wieder gehört hatte und über zeugt war, daß er sich nicht täuschte, rüttelte er Dobbs auf.

,, Was ist denn los?" fragte Dobbs schläfrig. " Da ist ein Löwe oder ein Tiger auf der Fährte. Gleich hinter uns."

" Ich glaube, Sie träumten", sagte Dobbs, langsam wach werdend. Ich glaube nicht, daß ein Tiger herankommt und sich an uns wagi."

Er lauschte nun ebenfalls. Als er das Ge­räusch hörte, sagte er, sich weiter aufrichtend: Das scheint doch so, als ob Sie recht haben. Das ist ein großes Tier. Ein Mensch schleicht nicht zur Nachtzeit hier umher. Der hat mehr Angst als wir. Das ist ein Tier, die Tritte sind ziem lich schaver."

Dobbs und Barber waren aber mit dieser Blagverteilung nicht einverstanden. Sie preßten Ob der Indianer schon die ganze Zeit wach und pufften an dem Indianer herum, daß er gelegen hatte oder jetzt erst aufwachte, war nicht einen blauen Fleck neben dem andern haben ganz klar. Jedenfalls dachte er, daß er am sicher neußte. Aber er ließ sich das ruhig und wider- sten sei, wenn er sich nicht melde und ruhig hier fpruchslos gefallen. Hatten sie ihn endlich mit zwischen den beiden liegenbleibe. Nun aber rich­Fäusten und Füßen aus ihrer Mitte heraus- tete er sich mit einem Rud auf, und gleich stand geschoben, so wartete er eine Weile, bis er er. Sein Gesicht konnte man nicht erkennen, denn glaubte, sie seien am Einschlafen. Und es brauchte es war ſtockfinster. Aber sicher war es von Furcht sich nur der eine oder der andre ein wenig mehr verzerrt. Aus dem Tonfall seiner Stimme fonn auf die Seite zu legen und so einen schmalen ten die beiden andern fühlen, wie sein Gesicht Spalt zwischen beiden zu öffnen, sofort schob er wohl jetzt aussehen müsse. sich wieder dazwischen und würgte so lange, bist ,, Da ist ein Tiger, gleich da dicht bei uns, er der ganzen Länge nach wieder regelrecht zwi- fagte er mit bebender Stimme. Nun sind wir schen beiden lag. Sie gaben schließlich den Kampf alle verloren. Der wird gleich losspringen. Der auf, weil es ganz vergebens war. steht da drüben im Gebüsch und lauert." Barber wachte auf durch irgendein Striech- Dobbs und Barber blieb der Atem stecken. tier, das ihm über das Geficht gelaufen war. Er Der Indianer kannte den Schritt und den Ge­setzte sich aufrecht und strich sich den Körper ab. ruch eines Tigers, er gehörte ja zu diesem Lande. Aber er fand nichts weiter. Während er nun so faß und in das Singen und Zirpen des nächt­lichen Busches hineinlauschte, schreckte er plößlich zujanunen.

,, Was machen wir da nur?" fragte Dubbs. Am besten, wir schreien und machen großen Lärm", viet Barber.

Das ist nicht gut. Daraus macht sich ein

Atemlos standen die drei da und lauschten auf die Schritte. Minutenlang hörten sie nichts, dann wieder vernahmen sie einen oder zwei Tritte.

Ich weiß einen Ausweg", sagte mit leiser Stimme Dobbs. Wir klettern auf einen Baum. Da sind wir am sichersten."

Tiger flettern auch auf Bäume", sagte dar. auf Barber ebenso leise. Das sind doch Katzen, die klettern und springen wie nichts." Das ist aber der sicherste Platz." Dobbs bestand auf seinen Plan.

Er tastete sich vorsichtig herum und kam auch nach zwei Schritten zu einem Mahagonibaum. Ohne noch lange zu überlegen, begann er hoch­zuklimmen.

drei mit ihren Leitgürteln an einem Ait festge­scharallt, um zu verhüten, daß sie etwa im Schlaf hinunterfielen.

Es war eine lange Nacht, oft unterbrochen von schweren Träumen und von halbwachen Visionen. Endlich aber wurde es Morgen.

Beint hellen Licht der Sonne fah alles sehr natürlich aus, nichts von dem Grauen und den wilden Vorstellungen der Nacht war geblieben. Sogar der Evdboden sah viel einladender aus, als er in der Nacht erschienen war. Nur dreißig Schritte weiter lag eine Grasfläche, die traulich durch die Bäume leuchtete.

Die drei fetzten sich nieder und frühstückten jeder eine Zigarette. Der Indianer brachte ein paar trockene Tortillas zum Vorschein, von denen er den beiden je eine abgab.

Während die drei nun dasaßen und rauchten Kaum hatte der Indianer gemerkt, was los und fauten, gerade einmal nicht redeten, hörten sei, sofort war er auch an dem Baum, nur um sie wieder die Tritte des Tigers. Alle drei schreds. nicht der Letzte und Unterste fein zu müssen. Er ten gleichzeitig auf. Diese Art der Tritte tann­folgte Dobbs ziemlich rasch nach auf den Baum. ten sie so genau, als ob sie die Tritte ihres näch Seine Basttasche hatte er aber mitgenommen. sten Verwandten seien. Sie würden sie nach zehnt Barber wollte nicht allein hier unten zurück- Jahren noch genau so wiedererkannt haben wie bleiben, und so kletterte er endlich auch nach. heute; denn sie waren in jede Fiber ihres Kör pers eingedrungen und hatten sich dort festgesetzt.

Hier oben, nachdem sie sich so eingenestelt hatten, wie das in der Dunkelheit nur möglich war, atmeten sie das erstemal wieder ein wenig auf und betrachteten ihre Lage ruhiger. Sie fühlten sich nun doch sicherer hier als auf dem Boden. Barber hatte ganz vecht, als er sagte: unten kann der Tiger einen wegschleppen. Hier tann man sich festhalten."

"

Festhalten, ja", meinte Dobbs. Aber ein Bein oder einen Arm nimmt er mit." ,, Besser, als wenn man ganz mit muß", fagte Barber.

Die Wüdigkeit wurde größer und die Furcht geringer. Der Jndianer war wieder in der Mitte, unter sich hatte er Barber, über sich Dobbs. Er fühlte sich am geborgensten. Sie hatten sich alle

Am hellen lichten Tag ein Tiger. Warum nicht? Aber so dicht in der Nähe von drei Men­schen? Das war denn doch zu ungewöhnlich.

Dobbs hatte sich umgedreht in der Richtung, von woher die Tritte in der Nacht gekommen waren und auch jetzt tamen. Er lugte durch die Bäume, sah rüber auf die Grasfläche, und dort war der Tiger.

Jetzt konnten ihn alle drei deutlich sehen. Der Tiger grafte und war an einen Baumstumpf mit einer langen Leine angebunden, damit er nicht entlaufen solle. Es war ein harmloser Tiger, der froh war, wenn man ihm nichts tat und ihm sein Gras gönnte. Es war ein Efel. ( Fortseßung folgt.)