Dienstag, 27. November 1928.

Die uns heute regieren.

DS Milan Hodža

IX.

Ja, ihr Freunde, dieses ist er, Unser edler Schulminister, Des Herrn Spinas Amtsfollege, Chauvinistisch allerwege!

Oh, er hält sich für gerieben, Glaubt die Sache gut zu schieben, Wenn er immer nur verspricht: Salten, meint er, braucht er's nicht.

Spina, Mahr, ohne Scham Machten noch mit ihm Reklam', Sein Prestige ist verloren

Und die andern sind blamoren.

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Die grünen Volksverräter in Bedrängnis.

Ihre letzte Zuflucht: Lüge und Berdrehung.-Sie wollen den Häuslern, Klein­bauern und Landarbeitern vor der Sozialdemokratie das Gruseln lehren. Der Bund der Landwirte kracht in allen| bracht hat. Die Agrarier sind die größten Un Fugen. Immer stärker wird innerhalb seiner ruhestifter am Dorfe. Gefolgschaft der Widerstand gegen die knechtische Regierungspolitik der Führer.

Fünf seiner Kreisorganisationen im Böhmer­ wald  , Egerland   und Saazerland haben sich unlängst noch gegen Gemeindefinanzgeset und Verwaltungsreform und für die Erhal tung der autonomen Bezirke ausgesprochen. Die Landbevölkerung befindet sich in oppositionel­fer Gärung. In unseren ländlichen Versamm lungen stimmen landbündlerische Parteimitglieder und Funktionäre den sozialdemokratischen Refe renten zu und spenden freiwillig für unseren Wahlfond.

Auf der anderen Seite treten Mayer und Sanreich als gefürchtete Ankläger des landbünd­lerischen Volksverrates auf.

Die Stimmung unter den Machern des Bundes der Landwirte ist so gedrückt, daß sie sich gar teine öffentliche Wählerversammlung an der anstalten wagen und selbst in ihren Hochburgen ( Spina in Mies) nur hinter verschlossenen Türen zu einem Häuflein Ausertvählter sprechen.

Das selbständige Vorgehen der Gewerbe­partei läßt sie auf jeden Fall eine empfindliche Schwächyung ihrer im Herbst 1925 erschwindelten Machtposition befürchten.

Wenn dem Bund der Landwirte auch noch die Häusler   und Klein

Kleinbauer bleib da!

jammern die Landbündler und beteuern, sie hät ten immer und überall die Belange der Klein­bauern, Häusler   und Landarbeiter vertreten." Ja fie wollen sogar den Kleinen gegen den Willen der Sozialdemokratie Steuerermäßigung, und sogar im Zuge der Bodenreform Grund und Erleichterungen bei der Vermögensabgabe Boden erwirkt haben. Und wie sah ihre Tätig feit in Wirklichkeit aus? Die Landarbeiter haben ternehmerorganisation vertreten, wel die Agrarier durch ihre landwirtschaftliche Un den Landesbeiräten) erbittert gegen jede Lohnfor che sich bei allen Verhandlungen( besonders in derung stellte. Den Dienstboten helfen sie, indem sie in den agrarischen Zeitungen gegen deren ,, unt verschämten Forderungen" wettern.

Den Kleinlandwirten verschaffen ste Steuerermäßigung, indem sie den Steuer­ämtern vorrechnen, daß die Kleinen dop pelt und dreifach höhere Reinerträge ver zeichnen als die armen Großgrundbesitzer.

im Parteiprogramm des B. d. L. ausdrücklich ge­Die Durchführung der Vermögensabgabe wurde fordert. So haben die deutschen   Agrarier die ,, Be lange der Kleinbauern, Häusler   und Landarbe ter vertreten mit Füßen getreten nämlich.

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Retter der Selbstverwa tung? bauern- die 80 Prozent feiner Wäh- Kleinbauer, bitt dich gar( chön

Nationalfozialisten und

Gemeindesteuern.

Die Nationalsozialisten werfen sich in diesem Wahlkampf zu Verteidigern der Selbst­verwaltung auf. Sie möchten als Gegner der Verwaltungsreform und als Freunde der Arbei­terschaft ernst genommen werden, ja sie behaup ten gelegentlich wohl, die einzigen Stämpfer für die Selbstverwaltung des deutschen   Volkes zu sein. Wie es mit diesen Volksfreunden in Wahr. heit aussicht, beweist ein Antrag, den ihre Frat tion in der Stadtvertretung Braunau   einge­bracht hat.

Antrag der deutschen   national-= sozialistischen Arbeiterpartei auf Besteuerung der Fahrräder in der Gemeinde Braunau  .

Nach vorsichtiger Schäßung dürften an.

nähernd 1000 Fahrräder in Venügung

stehen, die bei einer Besteuerung von

K 30.- per Nad und Jahr der Gemeinde zirka

K 30.000.- an Einnahmen abwerfen würden, cin Betrag, der ausreicht, um

zwei neue Polizeiftellen

zu aktivieren.

Es ist dem Antragsteller bekannt, daß eine folche Steuer in dem neuen Geseß über die Gemeindeabgaben nicht angeführt erscheint, doch dürfte ein diesbezügliches Gesuch durch die übergeordnete Behörde

begleitet jein.

bon

Erfolg

Ter ausmachen den Rücken kehren, dann ist sein Traum von der stärksten deut­ schen   Partei" für immer ausgeträumt.

Kleinbauer bleib da!

bleib da!

Die Sozialdemokraten wollen dir deinen Besitz Aus der wahnsinnigen Angst der agrarischen wegnehmen! damit klingt der Angstschrei der Führer um ihre Plätze an der staatlichen Futter- um ihre Pfründen bangenden Jünger Sohen­krippe ist ein Flugblatt an die deutschen   Klein- blums aus. Die Landbündler wollen angeblich bauern, Häusler   und Landarbeiter geboren wordem Landvolk ins Gedächtnis rufen, wie die großen Vorfämpfer der Sozialdemokratie den, welches die betrogenen Opfer ihrer Politit anfleht, dem Bund der Landwirte am 2. De- offen bekannten, daß der soz aldemokratische Staat zember ja nicht untreu zu werden. Statt eines eine unabhängigen, selbständigen Kleinbauern Berichtes über die Erfolge der aktivistischen Re- brauchen kann." Dann folgen einige Zitate aus gierungspolitik ist das Flugblatt ein Sammel. dem Buche des reichsdeutschen Agrarfozialisten geschirr für die ältesten und dümmſten Lügen ge- schaft" wohltveislich" oh ne Zeitangabe, da­Eduard David Sozialismus und Landwirt gen die Sozialdemokraten. mit der Leser nicht merken soll, daß die betreffen­den Aeußerungen schon dreißig, fünfzig oder sogar siebzig Jahre alt sind. Dem Leser wird ver­rufen die Landbündler, geh' nicht zu den Sozial- schwiegen, daß die angeführten Redewendungen demokraten, denn die Führung der Sozialdemo- aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts Fratic ist verpflichtet, das Landvolk zu proletarisic stammen, aus der Zeit der großen ren. Mit frecher Stirn wird sodann das Märchen Agrartrifis, wo auch bürgerliche Beobach­aufgetiſcht, die Sozialdemokraten hätten die Häus- ter an der Bestandsstrafe der bäuerlichen Wirt­ler und Kleinlandvirte wegen der im Herbst erschaften zu zweifeln begannen. folgten Milchpreiserhöhung Wucherer und Volks­ausbeuter" geschimpft. Weiter erzählt das Flug­blatt, daß die geplanten Gewichtszölle für Vieh dem Schutz der kleinbäuerlichen In'eressen dienen sollten, daß aber die Sozialdemokraten hundert tausende Steinbauern und Säusler unter den Kulturstand des polnischen und rumänischen Land bolkes ivollen.

Jedes Wort daran ist eine faustdicke

Lüge!

Die Sozialdemokraten bekämpfen den Wu­cher der Banken, der Großzindustriellen und der Großagrarier, sie sind aber dem Kleinbauern bei der Steigerung seines wohlverdienten Ar­beitseinkommens behilflich.

Der Täuschungsversuch wächst sich aber zum wohlbedachten Betrugsmanöver aus, wenn die landbündler schen Flugblattschreiber ihr Beweis­material" über Bauernfeindlichkeit" der Sozial­bemofraten ausgerechnet aus dem Werk Eduard Davids herausnehmen, welches von der ersten bis zur letzten Zeile für die Erhaltung und Förderung der bäuerlichen Wirtschaften in Gegenwart wie in Zukunft eintritt.

Es ist ein jämmerliches Armutszeug­nis der agrarischen Führer, daß sie ihren geistigen" Kampf gegen die Sozialdemo fratic mit vergilbten Zitaten aus dem vergangenen Jahrhundert bestreiten müs sen."

Dieser Antrag, der dann einstimmig abgelehnt wurde, bezwvedte also eine Be steuerung der Fahrradbesitzer, das sind zum größten Teil Arbeiter, die das Fahrrad zur Fahrt in die Fabrik brauchen, und wollte mit dem Gelde zwei Polizisten stellen schaffen. gers auch den Kleinbauern und Häuslern Schadie Sozialisten vor der Landbevölkerung als Räu bringt, doch sie befürworten eine großzügige auch gar nicht davor zurück, die übergeordnete Regierungshilfe für die bedräng Behörde" noch besonders auf diese neue Möglichten Viehzuchter, und zwar: leit der Ausbeutung Arbeitender aufmerksam zu machen.

leber die hieb und stichfesten Agrarprogramme des modernen Sozialismus, welcher das bäuer­Die Sozialdemokraten bekämpfen die großliche Arbeitse gentum schütz und nur das Raub­agrarische Zollpolitif, welche durch eigentum der Großgrundbesizer bekämpft, wagen Verteuerung der Futtermittel und des Kunstdün sie gar nicht zu reden. Sie mögen sich schlau dabei vorkommen, wenn sie

termittel,

Täuschungsversuche müssen scheitern.

ihre

Die Taten der Sozialdemokratie schla Beseitigung der Zölle, Serabsetzung der Bahntarise für Fut- gen alle Lügen der Landbündler nieder. Ein Unternehmer in der Braunauer Das arbeitende Landvolk sicht in den Sozialdemo Vertretung erklärte zu diesem Antrage einer fraten keine Feinde mehr. Es hat sie schon längst Steuernachlässe für jene Aleinland- als Helfer und Freunde am Werk gesehen. Arbeiterpartei", daß man das nicht machen lönne, weil durch diese Abgabe aus wirte, welche durch die Dürre geschädigt schließlich Arbeiter belastet wür- worden sind. den!

Die Agrarier wollen dagegen von einer Erfolgreiche Gemeindewahlen in Tirol. billigung der Futtermittel nichts wiffen.

Wien  , 26. November.( Eigenbericht.) In

Kleinbauer bleib da!

Das Stückchen Recht und Menschenwürde, das die Landarbeiter besitzen. verdanken sie der so­Berlösung der Pachtgründe, im Kampfe um das zaldemokratischen Organisation. Bei der Ein­

Die Unzufriedenheit in der Landbevölkerung ist schon lange vor den Sozialdemokraten da gewesen.

Gemeindegut und gegen die ungerechten Bodenzuteilungen stand die Soz aldemo­tratie an der Seite der Kleinbauern und Häusler  .

Die Landbündler haben als Regierungs­partei den Häuslern einfach Zwangspachtgründe veggenommen, welche ihnen die Sozialdemokras ten von rein tschechischen Regierungen erkämpft haben.

Seite 3.

Die uns heute regieren.

Dr. Karl Petersilka

X.

Zu den wadern   deutschen   Pfaffen, Die den Bürgerblod geſchaffen, Und der jeßt sich glaubt am Ruder, Zählt auch dieser fromme Bruder. Folgt ihr feinen weisen Lehren, Wird euch bald nichts mehr gehören; Nicht einmal das freie Denken Wird euch dieser Priester schenken. In der Schule und im Staat Thronen wird dann der Prälat, Helft euch aus der schwarzen Not, Wählt am Zweiten alle rot!

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Aus dem mörderischen tommunistischen Sumpf.

Jm Berliner Tablatt" finden wir folgende, vom 14. November aus Weimar   datierte Wel dung, die in geradezu erschredennder Weise, natürlich gegen den Willen der Kommunisten, verrät, bis zu welcher Gemeinheit und Strupellosigkeit sie den politischen dampf innerhalb des Proletariats zu treiben gebenfen. Der Bericht lautet:

Dieser Tage erhielt der thüringische Landtagspräsidont Hermann e ber einen Brief mit der Ueberschrift: Lie ber Genosse Frit!" Leber war darüber sehr erstaunt und noch mehr über den Inhalt. Heute gab Präsident Leber im Landtag den Empfang dieses Briefes bekannt, in dem Auf forderungen zu gesetzwidrigen Sandlungen standen. Daraufhin trat sofort der Aeltesten­rat zusammen und beschloß, daß jede Frat tion eine Abschrift des Brieses erhalten solle. Das Schreiben, das in folge einer Verwechslung der Briefumschläge an den falschen Adressaten ge langt und eigentlich an den kom munistischen Landtagsabgeord neten Zimmermann gerichtet war, gibt Aufschluß über den rücksichtslosen Kampf zwischen dem rechten und dem linken Flügel innerhalb der kommunistischen   Partei und zeigt, mit welchen widerwärtigen Mitteln gekämpft wird. Der linke Flügel der Partei in Gotha   hat einen Plan ausgesonnen, um die Mitglieder der zum rechten Flügel gehörigen Unterbe­girlsleitung in die Hände der Polizei zu treiben. Zum 1. Mai nächsten Jah res soll eine Demonstration veranstal tet werden, mit der Bezirksleitung an der Spite. Sobald der Zug zum Rathaus in Gotha   kommt, soll ein inter" Genosse der Polizei melden, daß die Füh rer bewaffnet seien und eine Spren gung beabsichtigten. Bei dem Zusammenstoß mit der Polizei müßten die Mitglie der der Unterbe irfsleitung ,, cr­ledigt werden.

Der Schreiber des Briefes, der radikale Var­teifunktionär Pfaff aus Jena  , weist für seine eigene Person den Vorwurf zurüd, daß er beim Waffenfauf 1923 in Subt 3000 Dol lars unterschlagen habe; diese Schweinerei, schreibt er, hätte ein anderer Genosse begangen. Die Kommunisten, die sich bis zum Bekanntwerden des Briefes auf das hohe Pferd gesetzt hatten, wurden später sehr fleinlaut und betreten.

Die Empfindung, die dieser durch einen Zu fall bekanntgewordene Brief bei jedem Arbeiter und überhaupt bei jedem anständigen Menschen auslösen wird, ist das Grau n. Im Namen der menschlichkeit muß man den kommunisti­fchen Arbeitern zurufen: weudet euch ab von ciner Partei der Arbeiter, in der solches möglich ist!

Tirol haben gestern mit Ausnahme der Haupt- rufen die Landbündler in ihrem Flugblatt und sie ftadt Innsbrud, die allgemeinen Gemeinderrats werfen uns Sozialdemokraten vor, daß wir nur wahlen stattgefunden. Nach den bisher vorliegenschüren und heßen" und Unzufriedenheit auf dem den Teilergebnissen lann festgestellt werden, daß Bande schaffen wollen. Die Herren sind im die Sozialdemokraten einen erfreulichen Frrtum: Erfolg zu verzeichnen haben. Die Drohungen und Einschüchterungsversuche der Heimwehren Die Frage, ob die Agrarier oder Sozial haben wenig Erfolg gehabt. Die Sozialdemokra demokraten treue Helfer des kleinen Landvolkes ten haben nicht nur ihre Agitation bis in dic sind, ist bereits durch die Tatsachen entschieden. Die Verwaltungsreform wirft ihre Schatten Gebirgsdörfer hineingetragen, nicht nur ihre Po- Sie ist entstanden durch den Raub der Großen Stein landbündlerisches Lügenflugbla't vermag voraus. Nach§ 1 des Verwaltungsreformgeset fitionen in den Industricorten behauptet und zum am Gemeindegut. durch die wucherischen mehr an dieser Entscheidung zu rütteln. Meine zes sind die Gemeinden, die als Sie von Be Teil verstärkt, sondern sind auch zum erstenmal izitationen mit Gemeindegründen, durch erdichteten Schauermärchen werden die Landbünd- zirksämtern bestimmt sind, zur Beschaffung ge­in viele Landgemeinden eingedrungen. Sie haben die Benachteiligung der Seleinen in den Gemein- ler davor bewahren können, daß die Stunde von eigneter Räume für diese Behörde und zur Tra gegenüber den lehten Gemeintzwahlen im Jahre den bei allem und jedem. Den Gipfel erreichte ihren Taten bis in die letzte äusserstube und in gung des mit ihrer Unterbringung verbundenen 1922 rund 3000 Stimmen gewonnen und 50 die Unzufriedenheit in den zwei Jahren att visti- jeden Kleinbauernhof dringt und daß die betro- Aufwandes verpflichtet. Obwohl sich also diese Mandate erobert. In den zwei großen Gefcher Regierungspolitik, die nur eine Foriseßung genen und verratenen Opfer der agrarischen Po- Verpflichtung nur auf die Amtsräume bezieht, meinden Wörgel und Hötting   sind sie jest so start der nationalen Unterdrückung und eine Steige- liik ant 2. Dezember mit den Regierungsparteien versucht die politische Landesverwaltung, einzelne wie die Bürgerlichen, so daß über die Gemeindes rung des Bodenreform- Unrechtes ge- vernichtende Abrechnung halten. Städte auch zur Beistellung von Amtswohnun borsteher voraussichtlich das Los entscheiden wird. gen für den Bezirkshauptmann und den Amts­Die Verluste der Bürgerlichen gehen zum größten Diener zu nötigen. Derartige Ansinnen wurden Teil auf Kosten der Großdeutschen, zum Teil aber unter anderem an die Stadtgemeinden Dauba  auch der Chriftlichsozialen. und Leitmerig gestellt.

Die denkenden Kleinbauern und Hänsler morden in Bezirk und Land sozialdemokrati, ch wählen!