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8. Jahrgang.

Saldemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Dienstag, 4. Dezember 1928.

Die Sozialdemokratie im Vormarsch.

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Mit 403.415 Stimmen die weitaus stärkste deutsche   Partei. Gegenüber den Senatswahlen 40.000 Stimmen oder 11 Prozent 3nwachs. Niederlage der deutschen   Regierungsparteien. Oppositionelle Mehrheit in der böhmischen Landesvertretung.

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Gesamtübersicht.

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Nr. 288.

Ein Erfolg.

Nach Jahren des bösesten Rückschlages

Wir haben eine Wahlschlacht geschlage und wir haben Erfolg gehabt! Das ist das erste Wort, das sich jedem Sozialisten bei der ersten Abschätzung der Wahlergebnisse vow Sonntag auf die Lippen drängen muß. Dle Gegner werden nach bekannten Musteru das Ergebnis zu deuteln und zu verdrehen suchen und es sollte uns nicht wundernehmen, wenn Die Landes- und Bezirkswahlen haben das das Bolt hat also gegen den Bürger- Rosche- Partei zu rechnen. Wer in Deutschböhmen jede einzelne der Parteien ihren Anhängern erwartete und von den Bürgerblodparieten lang gefürchtete Ergebnis gebracht: sie beweisen, daß blod entschieden. von der deutschen   Einigkeit redet und ein möglichst einreden wird, daß sie alle gestegt haben. Nein, verschwommenes, allen etwas bietendes Phrasen wir wollen uns nicht selber täuschen und bei die heute regterende Koalition unter Dabei gilt es zu beachten, daß die Willens- programm bringt, hat immer eine Gefolgschaft aller Freude und Genugtuung das Wahlreful­der Bevölkerung über keine Mehrheit veräußerung der Wählerschaft bei diesen Wahlen von Kleinbürgern, die solange nicht ihrer Klas- tat doch ruhig und nüchtern abschäßen. Das fügt. Von den Parteien des Bürgerblocs ionnte immer noch stark verfälscht wurde. Das senlage entsprechend wählen, als noch irgendeine legt uns zurückhaltung auf. Doch so nüchtern nur die tschechische Agrarpartei einen nennenswer- gilt vor allem von der Slowakei   und inner- deologie ihnen die Illufon ihrer Zugehörigkeit wir auch das Schlachtfeld überblicken und die ten Gewinn heimbringen, den sie aber ihrem Zn- halb des deutschen   Lagers von der Roi che- Ge- zum Bürgertum vorzuspiegeln vermag. Obwohl Biffern prüfen, können wir doch schon jetzt den wachs in der Slowakei   und somit den Verlusten meinschaft. In der Slotalei wollten breite die Rosche  - Partei mit vier Mandaten gerechnet herrlichen Vorsprung feststellen, den wir gegen einer anderen Koalitionspartei, der flowakischen Wählermassen offensichtlich durch ihren Abfall hatte, sind für sie die zwei böhmischen Mandate Klerikaler, dankt. Die Nationaldemokraten haben von der klerikalen Hlinka- Partei ihr Vo- ein ansehnlicher Erfolg. Aber bei der politischen über allen Gegnern errungen haben. aus Karpathorußland einige Stimmen heraustum gegen die Regierungsparteien abgeben. Dabei Beurteilung des Wahlausnanges ist zu berücksich geholt und anscheinend den Gewerbeparteilern fanden viele Wähler, was bei der allgemeinen tigen, daß diese Wähler zum großen Teil etwas abgenommen, ſo daß auch sie einen kleinen politischen Unbildung und bei der terroristischen oppositionell stimmen wollten und und Stillstandes unserer Bewegung, die wir, Gewinn heimbringen. Die tschechischen und flo- Propaganda der Agrarpartei nicht zu verwundern erst später erkennen werden, daß sie wieder atti- nicht durch unsere Schuld, über uns ergehen walischen Klerikalen sowie die tschechische ist, den Weg zu den tschechischen Agra- vistisch, wieder eine klassenpartei des lassen mußten, haben wir im Jahre 1927 bei Gewerbepartei erleiben aber überaus riern. Im deutschen   Volte führte die Partei Bürgertums gewählt haben. Allerdings den allgemeinen Gemeindewahlen das erſtemal starte Berlust e. Den Hauptgewinn mit dem doppelten Programm und dem vollzieht sich auf diese Weise restlos der Prozeß wieder von einem Aufstieg und Vorwärtsdrän­unter den tschechischen Parteien erzielen verschwommenen Namen, die ,, Arbeits- und Wirt- der Demast erung des deutschen   Bürgertums, das gen der Sozialdemokratic reden können. Die die tschechischen Sozialdemokraten, fchaftsgemeinschaft" Rosches und Kaftas, das Vo- nun auch seine letzten Reserven ins Treffen schils tausendmol von links und rechts totgesagte und die mit 728.000 Stimmen gegenüber 537.000 bei den Senatswahlen einen Gewinn von fast 200.000 begrabene Sozialdemokratic hat damals nach Stimmen verzeichnen oder ein Anwachsen um langen, schier hoffnungslosen Jahren ihre un­ein volles Drittel ihrer früheren Stimmen. Die verwüstliche Lebenskraft erwiesen. hat auf un­Niederlage der Bürgerkoalition kann also, ob­günstigstem Kampfterrain, eingeteilt zwischen wohl die Kommunisten Verluste an die tschechi die Seerhausen   einer strupellojen, mit den ver schen Sozialdemokraten erlitten haben und die werflichsten Mitteln fämpfenden Bourgeoisic Nationalsozialisten lediglich in Böhmen   große Er­und der relativ stärksten kommunistischen   Bar­folge erringen konnten, in Mähren   und in der tei Europas   im Rüden, einen Schritt nach vor­Slowakei jedoch zurückblieben, auch innerhalb der wäris gemacht, hat den vereinigten, fonzentri tichechischen Parteien gar nicht in Frage gezogen. ichen Angriff ihrer Feinde, die sich gegenseitig werden. die Waffen und Argumente gegen uns auslie­hen, erfolgreich abgewehrt und darüber hinaus die Fahnen der Sozialdemokratie ein gutes Stüd vorwärts getragen. Die jonntägigen Wahlen haben diesen Erfolg nicht nur bestä tigt, ihn nicht nur als einen nicht vorübergehen den gezeigt, sondern ihm einen nenen werivol­len und bedeutsamen Erfolg unserer Sache hin­zugefügt. Auch schon im Jahre 1925 bei den Parlamentswahlen hat sich die deutsche   Sozial demokratie als die stärkste Partei immer­halb der politischen Parteien der deutschen   Be­völkerung in der Republik   erwiesen, jie ist es noch deutlicher bei den Gemeindewahlen im Jahre 1927 geworden, am deutlichsten aber nach dem Wahlausfall vom Sonntag. Der wü­tendste Haß wird nicht mehr bestreiten kön­nen, daß die Sozialdemokratie wieder eine stolze Soffnung der deutschen   Arbeiterflosse geworden ist, das Zentrum, um das sich alle Ausgebeuteien und Gebrüdien kompfentschlos jen jammeln.

Der Rud nach links ist auch im tschechis schen Volt, und zwar entschieden zugunsten der sozialdemokratischen Partei vollzogen.

Vor allem wird die Niederlage des Bürger­blocks durch die schweren Verluste der deutschen Regierungsparteien anschaulich erwiesen. Die deutschen   Christlichsozialen verlie= ren gegenüber den Senatswahlen rund 37.000 Stimmen oder 13 Prozent ihres frü­heren Bestandes. Der Bund der Land­wirte und die Gewerbepartei verlic ren zusammen gegenüber ihrer Stimmenzahl bei den Senatswahlen 17.000 Stimmen. Die bei­den Parteien, die zusammen im Jahre 1925 bei den Senatswahlen in den historischen Ländern ftärker waren als die Sozialdemokraten( 380.484 zu 363.310) verfügen jetzt zusammen erst über 363.528 Stimmen gegenüber 403.418 fozialdemo tratischen Stimmen. Der Nimbus der stärksten deutschen   Partei", mit dem sich der Bund der Landwirte nach seiner Allianz mit der Gewerbe­partei umgab, ist gründlich zerstört. Er verfügt in   Böhmen, Mähren   und Schlesien   nur noch über 262.560 Stimmen, das sind um volle 150.000 Stimmen oder um 37 Prozent weniger als die wirklich stärkste deutsche   Par tei, die Sozialdemokratie. Es ergibt sich nach dieser Wahl im deutschen   Lager folgendes Stärkeverhältnis der Parteien: Stimmen Prozent

Sozialdemokraten B. d. Landwirte. Christlichsoziale

Deutschnationale

Nationalsozialisten

Rosche- Kaffa- Partei

Gewerbepartei

. 403.418( 27)

262.885( 17) 252.581( 17)

187.319( 12) 163.817( 11) 122.706( 8) 101.068( 7) 1,493.794

In der nachfolgenden vorläufigen Gesamt übersicht, die wir unseren Lesen vorlegen, da­mit sie etnen Vergleich zwischen den letzten Parlamentswahlen und den vorgestrigen Landes­wahlen ziehen lönnen, sind die Ergebnisse der Lodeswahl vom 2. Dezember 1928 verglichen mit den Ergebnissen der Wahlen in den Senat im November 1925. Es wird der Vergleich gerade mit den Senatswahlen gezogen, weil die Wählerzahl ungefähr dieselbe ist. Danach erhielten:

Tschechische Agrarier

Tschechische Sozialdemokraten.

Tschechische Nationalsozialisten

Senat 1925

870.891

541.370

604.167

Land 1928 1,011.572 729.129 702.430

Tschechische Klertfale

685.554

Hlinka

417.206

603.751

Nationaldemokraten

256.360

292.999

Tschechische Gewerbetreißende

257.171

246.850

Bund der Landwirte..

262.885

505.5974)

Deutsche Gewerbepartei Deutsche Christlichsoziale

101.068

289.055

252.581

Deutschnationale..

214.589

187.319

139.945

163.817

122.706

774.454

359.410

823.046 403.418 Deutsche  

Nationalsozialisten

Dr. Rosche

Kommuniſten

Deutsche Sozialdemokraten

Regierung ohne Rosche 3,097.536,

oppositionellen Par­

Opposition ohne Rosche   3,009.159. Zur Opposition sind noch zu zählen die ungarisch- larpathorussischen teien, die bei den letzten Senatswahlen 157.796 Stimmen erhielten. Die Regierung ist also Minderheit.

*) Mit der ung Nat.- Partei. In den Sudetenländern 380.484.

Die Wahlen bedeuten einen Rud nach infs, eine Verschiebung des Kräfteverhältniß­tum vieler Wähler in die Irre. Das eine Sprach- ten und beweisen wird, daß ihm nichts an der ses innerhalb der Wählerschaft zugunsten der rohr der Rosche- Nafta- Partei, das Prager Mon Nation, alles an seinen Stlasseninteressen liegt. oppositionellen Parteien, im besonderen eine tagsblatt", verfündet bereits, daß der Erfolg Die Rechnung der Rosche  - Partei hat vor lärfung des von den sozialistischen   Barteien der Arbeits- und Wirtschaftsgeallem die deutsche Nationalpartei bezahlt. cleiteten Widerstandes gegen die reaktionäre meinschaft einen Sieg des attivisti Es ist bezeichnend, daß diejenige deutsche bürger- Herrschaft des Bürgerblocks. Das muß fogar schen Gedankens" bedeute. Ohne Zweifel liche Partei, die in diesem Wahllamps sich im die bürgerliche Prefe, wenn auch widerwillig ist die Rosche  - Partei vor allem von klassenbewuß Kampfe gegen die Arbeiterschaft am stärksten zugestehen. Neben der deutschen Sozialdemo zn= ten Bürgern, von der aktivistischen Bourgeoisie rüchielt und einen anständigen Wahltamps zu der größeren deutschböhmischen Städte gewählt führen versuchte, von den deutschen Bürgern ab ifratic ist auch die tschechische Sozialdemokratic nationalen Sie Hauptgewinnerin in dieser Wahlschlacht. worden. Aber das würde nicht erklären, daß diese gelehnt wird. Die Illusion eines Ersaßreserve des Bürgerblocks es auf 120.000 deutschen   Bürgertums schwindet gleichzeitig mit Dabei muß bedacht werden, daß der Kampf­Stimmen gebracht hat, die sie zwar zum größten dem Niedergang der deutschnationalen Partei. terrain für die Sozialdemokratie ein noch in­Teil den Deutschnationalen abgenommen hat, die Insofern it das Ergebnis der Auseinandersehung| mer höchst ungünstiger war. Wohl find die Demnach verfügen die Regierungspar- sich aber troßdem aus Beamten- und Ange zwischen Rosche   und seiner Mutterpartei ein hifto- Deutschen   Regierungsparteien mit den schwer­reien im deutschen   Lager über 616.534, die stelltenfreisen ergänzen. Es ist vielmehr rischer Fortschritt. sten Sünden beladen vor die Wählerschaft ge­Opposition über 877.260 Stimmen; so, daß diese Schichten, die sicher zu zwei Dritteln Die aktivistischen Parteien selbst haben schlechtreten, aber es ist ihnen nicht nur das schlechte rechnet man die Rosche  - Partei bereits den die Wählerschaft der Mosche- Partei ausmachen, Attivisten zu, so verfügen sie über 739.240 ben oppofitionellen Phrasen der Her- ter abgeschnitten als sie fürchteten. Die Christ- Gedächtnis vieler Wähler, sondern vor allem gegen über 754.554 Stimmen der Oppo- ren Rosche und Rafla geglaubt haben, daß fie ich sozialen vor allem bellagen empfind- der Umstand zugute gekommen, daß weite ition. Das deutsche Volt hat sich also nicht für das unklare und gar nicht ernst gemeinte liche Berluste, obwohl sie doch am stärksten Streise der Wählerschaft über die Tragweite minder flar als das tschechische gegen die Programm des Ausgleichs von Volk zu Bolt", aus der Beschränkung des allgemeinen Wahlrechts und Schädlichkeit der von den deutschen   Regie­Bürgerfoalition entschieden. Insgesamt der Berständigung und Boltsgemeinschaft" stim- profitieren. Die Hinauſſeßung der Altersgrenze, rungsparteien mitbeschlossenen Geieße nicht die Bestimmungen über die lange Seßhaft greit ergibt sich, wie aus der nebenstehenden Tabelle men wollten. erfichtlich ist, daß die Koalitionsparteien selbst mit Ohne Zweifel hätte eine ähnliche Neugrün- haben ihnen wenig genüßt, fie find die Geschla- unterrichtet sind, daß sie faum ahnen, wie sic von den Gralshütern des Nationalismus be dee Masta- Mosche- Partei nicht über die Wiehrheit dung im tschechischen Volt- Stribrny und genen dieses Wahlkampfes. der Stimmen verfügen. Stransty waren Beweise dafür, keinen Erfolg Am stärksten tommt die Niederlage der Re- trogen und gefoppt wurden und die ihnen zu gehabt. Das politisch mit einem viel sichereren aierungsparteien in der Zusammenseßung des gefügten fulturellen, jozialen und wirtschaftli Instinkt begabte tschech sche Bolt lehnt die fleinen böhmischen Landtags zum Ausdrud. Vorausjiajt chen Nachteile in annäherndem Maße nicht ab Barteien ohue tontretes Programm ab. Bei der' ch werden sich die 80 gewählten Mandate wie schäßen fonnien. Der aktivistische Appell an die Indolenz und Uninformiertheit der politisch Wesensart des judetendeutschen Mittelstandes war folgt verteilen: von allem Anfang mit einem gewissen Erfolg der ungeschulten und auf nationale und religiös

Dem allgemeinen Gewinn der Linksparteien  bor allem der Sozialdemokratie im tschechi  schen und deutschen   Lager steht ein starker Rüdgang der klerikalen und der übrigen bür gerlichen Parteien gegenüber.

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( Fortsetzung auf Seite 2, Spalte 4.)