Belte 6.

Kunſt und Wiſſen.

Literatur.

Donnerstag, 13. Dezember 1928.

bermag nicht einzubringen im bie fürchterliche Ser. I bie Ankündigung bunbestreu gegen nicht. zensnot des geliebten Gatten. So bricht denn end bundestreu geradezu sensationell wirken und ,, Der Barbier von Sevilla  ", vor hundert und" Juan Sorolla". Von Hanns Julius Wille. lich erlösend volle Nacht des Wahnsinns über ihn einen starken Besuch des Spieles garantieren. Die etlichen Jahren auftragsgemäß in zwei Wochen Roman. Geh. 4.50 Mr., in Ganzleinen geb. 6.80 mr. berein, eines Wahnsinns, der uns nicht als Sühne Einnahme aus dem Spiel solle Rath über. Philipp und dann triumphierend durch die ganze Welt ist fühlt her- lionen Folgen eines selbst wahnsinnigen, schmuvi- die bundestreuen Rather Spieler freies Trin. dieser lächelnde, sonnig heitere, herzliche, wenn auch aus, daß der Verfasser nicht vom Dichterstübchen aus aen und niedrigen Geſellſchaftssystems erscheint. ten geben! Die Rather Fußballer waren ob dieses nicht gefühlstiefe Gefelle, urmelodisch bis in die schrieb, sondern daß er sich den Wind der großen Die Vermählung tiefer Seelenkunft mit schonings- Angebots start verblüffi und schauten sich gegen Fingerspisen, ist nach einem Säfulum immer noch Welt um die Nase wehen ließ. Der entzauberte Mont- lofer Realistik macht diesen Roman außerordentlich seitig sehr erstaunt an. Das betrachtete der Auf­I. g. täufere ,, Edy" anscheinend als ein für ihr günstiges vielbegehrter Jüngling geblieben. Was Maestro martre, die noch frechere Physiognomie des Broad. eindrudskräftig und wertvoll. Rossini sonst noch der Opernbühne schenkte, ruht, way, die kultivierte Pracht Amsterdamer Trachten, Schwejt in neuer Ausgabe. Wie uns der Ver- Beichen, und er spielte nunmehr seinen Haupt­deutscherseits, fast durchwegs in Archiven; kaum daß der Paradiesgarten der Dollarmillionäre an der lag Adolf Synet in Prag   mitteilt, erscheint das trumpf aus: Rath solle außerdem noch 100 hie und da noch einmal der Tell" auftaucht. Aber Küste Floridas   und noch vieles andere spiegelt sich 41.- 50. Tausend der Abenteuer des braven Solart für das Spiel gegen Eller 5 c. vielleicht erleben wir auch da noch eine Renais in dem Roman; aber so erlebt, wie es noch nie ge- baten Schweit" von Jaroslav Hašek   in neuer, ta- tommen. jance... Das Prager Deutsche Theater bringt schrieben werden konnte. Der Entwidlungsgang des delloser Ausstattung und revidierter Uebersetzung. dankenswerter Weise wenigstens den Barbier", die Geigers Sorolla  , sein künstlerisches und menschliches Jeder Band wird zwei frühere Bände umfassen, so opera buffa par excellence, fast jedes Jahr. Die Schicksal bildet die Tangente, die an den großen Pro- daß Schweit nunmehr in 3 Bänden komplett er heurige, im allgemeinen saubere Neueinstudierung blemkreis unserer Tage gelegt wird. Als fosmopoli hältlich sein wird. durch Kapellmeister Kolisko leidet unter zu viel tischer Roman wird, Juan Sorolla" Geltung be­Tschin- tschin und Bum bum; das mordet das kommen. Jeder, der irgendwie an Musik interessiert Orchester Filigran, die Kantilene, den Stil. Dar ist, muß diesen Roman lesen. Darüber hinaus wird ſtellerisch und musikalisch herzerquickend der Doktor das Werk aber durch seine vielgeſtaltige Problematik Bartolo des Herrn Bandler; eine Bomben einen großen, allgemeinen Leserkreis finden. leistung.( Warum ist dieser beste Künstler so wenig beschäftigt?) Herrn Hagens gepflegter Figaro ist bekannt. Fräulein Engel brillierte mit Kolora­

niedergeschrieben, bei der Uraufführung ausgepfiffen Bergspannen. Dieses Wert fluchwürdigen Lebens, sondern als eine der Mil lassen werden; vor allem würde es aber auch für

Zum Lande der Gerechten  ", der Roman einer Stindheit, von Crust Precgang. Die ausgezeich nete Büchergilde Gutenberg Berlin   hat

Mitteilungen aus dem Bublitum. Jeden Tag jedem Kind ein Hawe"-Bückling."

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Sport Spiel Körperpflege

buren; in einer Giniage( weozart- Bariationen) ſpicite mit dieſem Bude wieder ihren taufenben offenbar Sport*

*

Wintersportler Achtung!

Der Meldetermin für die wintersportlichen Wettkämpfe des reichsdeutschen Arbeiter- Turn- und Sportbundes ist der 15. Dezember. Die Meldungen find sofort an den Gen. Richard Reizner, Aussig  , Marktplatz 11, zu senden. Quartiermeldun gen sind an Gen. Josef Fidert, Lagerhalter Stomium Breitenbach b. Kalsbad, zu schicken.

Nun wurde es den empörten Rathern doch zu bunt, und der vorgeschobene Held Edy mußte zu seinem grenzenlosen Erstaunen erfahren, daß er es in Rath mit nicht fäuflichen Subjekten zu tun hatte. Sen so groß angelegter Bauernfang miglang fläglich!

Die Tat dieses vorgeschobenen arg mißbrauchten Selben Eby stellt den Gipfel an niedriger Gesinnung dar, der kaum noch zu überbieten

it. So mancher, der bisher noch mit dem Gedanken der Verbindung mit diesen Bellenbauern und Schäs. lingen spielte, wird sich angesichts eines solchen Trei bens angewidert von der Spalterfront abwenden. Möge diese schmutzige Aktion der Auffäufer wenig stens das Gute haben, daß der einen gesunden Auf­stieg der Arbeitersportbewegung hemmende kommu möglich ganz verfliegt.

sie förmlich auf ihver Stimme wie auf einem Jn große Freude gebracht; von den vielen guten strument. Aber ihre Maste fam uns etwas zu chern Breezangs scheint uns dieses das beste zu sein. Bom Arbeiter. Zurn- und Sportverband mistische Sput im ganzen Bundesgebiet so bald als spanisch vor. Herr Dresdner   ist ein stimmstarfer Mit Wehmut und Rührung, aber auch wieder mit Almaviva; aber er selber singt diesen Grafen wohl freudig bewegter Anteilnahme erlebt man da das kaum gern, für den nicht strahlender Ton und sichere Schicksal eines Proletarierjungen, so echt und warm Musikalität allein ausschlaggebend sein fönnen; er gezeichnet, daß die eigene Jugend vor dem Leser steht und fällt mit der Flüssigkeit italienischer Sing- kraft einer außerordentlichen Erzählerkunst lebend weise. Herr Reiter fand sich mit dem Basilio ger auftaucht, als es bloße Erinnerung vermöchte. fehr gut ab. Noch eine Feststellung: wir waren, Wer von uns hätte das große und kleine Leib arm­als wir Marcellinens Prosa hörten, überrascht, daß soliger Kindheit nicht selber erlebt, die sich nach zwei es sogar in Sevilla   böhmische Dienstmädchen gibt. oder drei Seiten zu wehren hat: gegen elterlichen 1. G. Unverstand, schulmeisterliche Lieblosigkeit und fa­Spielplan der Kleinen Bühne: Donnerstag Bermeradschaftliche" Bosheit! Wer von uns hatte nicht lenkomödie". Freitag: ter Geschäfts- schon auf Kindesbeinen diese treffliche Ordnung fen­aufsicht". Samstag: lnter Geschäftsauf- nengelernt, die den Besitlosen auch rechtlos machen sicht". Sonntag, 3 Uhr: Pipsi", halb 8 Uhr: Die Entführung." Montag( Bankbeamten): röhliche Weihnachten."

und ewig knechten will! Preczang schildert Heim, Schule und Kameradschaft des kleinen Peter Klup­schek mit überzeugender Anschaulichkeit, stellt dieies

Der Nubel rollt. Kommunistische Auffäufer am Werk. Aus Berlin   wird uns geschrieben:

Operndirektor" Steinberg und Frau Jicha junge Menschenking mitten hinein in diese wirt. Die energisch durchgeführte Abwehraftion des Steinberg bleiben. Die Theaterkanzlei teilt mi:: chaftliche und politische, soziale und kulturelle Welt, deutschen Arbeitersports gegen die kommunistischen  wie sie eben ist; ohne störend scharfe Tendenz, aber Zellenbauer und Zerstörungspolitiker hat die von Direktor Vollner hat Herrn Kapellmeister Stein­eben doch als wahrhafter Spiegelhalter unserer Zeit Moskau   beauftragten und bezahlten kommunisti berg und Frau Susanne Jicha- Steinberg für die nächste Spielzeit wieder verpflichtet, nachdem Herr und darum auch mit dem Ausblick auf eine bessere schen Helden derart an die Wand gedrückt, daß sie Steinberg die Anträge der Staatstheater in Berlin   Zukunft, in ein gerechteres Land, das zu erobern jetzt, nachdem sie auf scheinbar legalem" Wege und Wiesbaden   wegen unerfüllbarfeit seiner Forde eben die Aufgabe der Arbeitenden, der Jungen und nichts mehr erreichen können, auf die schmutzig­rungen abgelehnt hat. Herr Steinberg wird den aller Guten und Anständigen ist. Wir wüßten sien Methoden verfallen. Das Tollste vom Titel Operndirektor" führen. unseren ganz Jungen, die noch die Schulbank drük. Tollen haben sich diese Verächter des Arbeiter Turn­auch allen Arbeitereltern kein besseres Buch zu Weih- dorf geleistet, nachdem sie auch hier durch ihr fort­ken, unserer Avantgarde, die zur Lehre geht, aber und Sportbundes aber dieser Tage in Düssel  nachten als diese ausgezeichnete Erzählung. 1. g gefeßtes fraß statutenwidriges Verhalten selbst außerhalb der Organisation gestellt hatten.

Spielplan des Neuen Deutschen Theaters. Donnerstag( 582), 7 1hr abends: Die Herzogin von Chicago." Freitag( 60-4) 7% Uhr: Cosi fan tutte." Samstag( 59-3). 7 Uhr:" Die Herzogin von Chicago" Sonntag, 2% Uh:: Ein Glas Wasser." 7 Uhr ( 61-1): Iannyeuser." Montag( 62–2),

Uhr: Ein Glas Wasser."

Prager   Kurse am 12. Dezember.

100 holländische Gulden

100 Belgas

Gelb Ware 1353 10 1359.10 802.50 806.50

-

Henter Johnny", Roman von Myrthe Johnston( be Th. Knaur, Berlin  ). Ein über. aus spannendes Buch, nicht aber etwa durch tri­minal novelliſtiſche Mittel, sondern durch die feine psychologische Schilderung eines seltsamen, unfäglich traurigen Menschenschicksals. Das Buch wird wohl auch nicht jedermanns Stauf sein: zu schwer, zu

hüfter. zu sehr fast ohne den Durchbruch leisesten Sonnenstrahls hängt zeitlebens ein erbarmungsloser Himmel über dem Kopf des armen Johnny, in dessen 467.52% 470.52% Herz und Hirn das Leid und Grauen aller jener rächend sich wiedergehören, die vom Leben zum Tod zu befördern ihn der elende Gewinn eines unmensch. lichen Amtes vingt. Eines fönnte den Unglück­seligen retten: die verstehende Liebe eines Weibes Johnny findet run wohl ein gutes, prächtiges Weib; aber die Nüchterne, Praktische, gleich ihm beladen 478.37 476 37 mit der entseelenden Sorge um das tägliche Bro!,

88.65

100 Reichsmarf..

100 Schweizer Frants

1 Pfund Sterling

100 Lire.

1 Dollar.

100 französische Frants

181.29

100 Dinar...

100 Pengös.

59. S 587.03

100 polnische Bloth

100 Schilling

648.61 651.6! 168.25% 164.24 176.07 177.47 33.85 182.49 59.58 590.03 379 972

376 97%

Kleine Chronit.

Kommt da cines Abends der Fußballeiter des aus dem Bunde ausgeschlossenen Turnvereins Giler 1892, Edy Damm, unter einem Ular er sichtlichen Vorwander war angeblich auf deut Nachhausewege- in das Vereinslokal der bun­bestreuen Turn- und Sportvereinigung D.

seldorf Rath, schimpft zunächst wie ein Rohr spatz über die Leitung des Rather Vereines, stößt einige absonderliche Drohungen aus, um dann, warm geworden, auf den Hauptzwed seiner zufälligen" Anwesenheit zu kommen. Er unterbreitete den Rather Fußballern, unter denen sich auch der neue Bezirksfußballeiter Hoofweyk befindet, den Vor­schlag, gegen Eller ein Spici auszutragen. Eller habe zwar schon einen Gegner für den beabsichtigten Spieltag, würde ihn aber zugunsten von Rath fallen lassen. Der Stampf würde sehr interessant werden,

in Leipzig   statt. Die Stostüme lieferte der sächsische| glieder und bewahrten die Antwortschreiben wie Hof, damit sie besonders prächtig wurden.

Heiligtümer auf. Einmal kommt da eine Dame ins Geschäft und will etwas faufen. Man kommt ins Gespräch mit ihr. Sie weiß noch besser Bescheid über Hofangelegenheiten als man selber. Sie entpuppt sich geradezu als Informationsgenie. Kein Wunder: Sie gibt sich später als Prinzessin Margarete von Preußen zu erkennen. Die Beseligung der beiden alten Damen ist grenzenlos. Sie opfern dem Glück, mit einer Prinzessin verkehren zu dürfen, ihre Existenz...

Man muß sich aber fragen: Wer sind die Geldgeber all dieses verbrecherischen Tuns ant der Arbeitersportbewegung? Ist es dieselbe Quelle, aus der die Bellenarbeit in Berlin   gespoist wurde? Singt der Rubel auch im Westen Deutschlands  fein garstiges Spalterlied? Diese betrüblichen Vorgänge bedeuten für alle Arbeitersportler die ernste Mahnung, wachsam zn sein, damit die Zersplitterung der in chrlicher brit. derlicher Einheit übermächtigen Kampf- und Erzie hungsgemeinschaft des Arbeitersports endgültig das Sandwerk gelegt wird. Will die deutsche   Arbeiter. sportbewegung im Zeichen der Bundesschule große Taten vollbringen und ihre Erziehungsaufgaben lösen, dann muß angesichts der kommunistischen   Trei bereien immer mehr der Spruch beherzigt werden: Mach dich frei!

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schaftlichen Zusammenkünften tausendmal durchge­hechelt worden. Man will auch mal von was Höheren reden. Das Höhere, das ist nun zwar auch wieder Familientratsch, aber nicht der eigene, banale, der in engen Verhältnissen sich abwickelnde, sondern ein gesteigerter, geläuterter, sublimierter: Der Familien­tratsch der Höfe.

Es ist unglaublich, welchen Reichtum an Rennt nissen gewisse Menschen in dieser Hinsicht entwickeln. Der Stronprinz hat eine geborene Soundso zur Frau, deren Vater der Herzog von X. war, der die Prin seffin 2. geheiratet. hatte, die dem großherzoglichen

Ein stehendes Theater gab es in jener Zeit noch nicht. Die Neuberin   zog mit ihrer Truppe von Ein weiblicher Bühnenreformator. Markt zu Markt, von Messe zu Messe. Man spielte Corneille, Moliere  , Racine  , Voltaire  , Die Reform der deutschen Bühne in der Mitte mußte aber doch immer wieder dem Publikum zu Ge­des 18. Jahrhunderts ist das Wert einer Frau ge­fallen Harlekinaden einschieben, bis endlich die Neu­wesen, der berühmten Schauspielerin und Bühnen- berin ein eigenes kleines Theater in Leipzig   vor dem leiterin Caroline Neuber  , die nach der Sitte ihrer Grimmaschen Tor errichtete, an dem Orte, allwo der Zeit Die Neuberin  " genannt wurde. Sie war am 9. März 1697 in Reichenbach   geboren. Ihre Stadt geführte Misthaufen liegen". In diesem Theater Bosische Garten und anizo hierselbst einige aus der Jugendgeschichte ist reichlich romantisch. Ihr Vater wurde 1737 nach einem für diesen Zwed gedichteten del. Die Prinzessin war eine ehemalige Hausange. Sause von 3. entstammte... Die Prinzeſſin A. iſt Der Traum ist ausgeträumt. Alles war Schwin ist anscheinend ein Haustyrann übelster Art gewesen. Vorspiel eine Hanswurstfigur auf der Bühne ver- stellte Martha Barth. Man hat die falsche Prin- das vierte Kind aus der dritten Ehe des zweiten Ihre Mutter ist schon sehr früh gestorben. Mit 15 brannt. Von dieser Zeit an wurde der Hanswurst in zessin vor einigen Tagen zu zwei Jahren Gefängnis Sohnes des Fürsten B...." Solcherlei fließt diesen Jahren entflieht Caroline von Hause, zunächst zu einem ernsthaften Theater unmöglich. einer Tante. Sie unternahm die Flucht nicht allein, Die Neuberin   wurde auch von Auguſt dem Star Daß eine sich als Fürſtenſproß aufſpielende Sausfind wandelnde Gothas. Ihr Stopf iſt eln vertnackt. Aber das gehört schon nicht mehr zur Sache. Leuten mit Affenbehendigkeit aus dem Munde. Sie sondern in Begleitung eines Liebhabers. Durch den an seinen Hof geholt und zur sächsischen Hof einen Stedbrief ihres Vaters wurde sie zur Rückkehr schauspielerin ernannt. Sie kam mit ihrer Truppe bis angestellte sie prellte, dürfte für die beiden alten einziger Hofkalender. gezwungen. Der Liebhaber blieb ihr auch nicht treu. Damen keinen hinreichenden Grund bedeuten, den Man kann die Leute nicht einfach unter die By­Ein zweites Mal braunte Caroline mit Johann Jahren ihres Lebens zog sie sich von der Bühne zurück. loder im Glauben, so fleinmütig sind sie nun doch Berhaltens. Sie erwarten keine Vorteile von einer nach Wien   und Petersburg  . In den letzten echten Fürstensprossen ihre Liebe zu entziehen. So zantiner rubrizieren. Das trifft nicht den Kern ihres Neuber durch und ließ sich mit ihm im Jahre 1718 Am 30. November 1760 ist sie in fümmerlichen Ver- nicht, daß, ob eines Unfalles im Verehrungsbe- erhofften Restauration der Monarchien, außer denen trauen. Die beiden Gatten ließen sich bei einer hältnissen in Laubegast   bei Dresden   gestorben. triebe, sie von Zweifeln an der Berechtigung der der Phantasiebereicherung. Den Glanz der Höfe zu Schauspielertruppe, der damals berühmten Spie- Sistorisch bedeutsam ist übrigens auch, daß die Neu­gelbergschen, anwerben, gingen von dort zur berin als erster Theaterunternehmer Lessing   auf Verehrung überhaupt beschlichen würden. begehren, vermessen sie sich nicht. Sie freuen sich nur Haakschen Truppe über und kamen mit ihr nach die Bühne gebracht hat. Sein Lustspiel Der junge Die beiden alten Damen aus Erfurt   sind keine einfach seiner Pracht. Er ist Leibhaftigkeit gewordener Leipzig  . Hier sah der berühmte Leipziger Litera Gelehrte", das der Dichter mit 18 Jahren ge- Ausnahmeerscheinungen. Sie sind zufällig an die Abglanz ihrer eigenen Vollkommenheits- und All­turprofessor Gottsched die Neuberin   zum ersten schrieben hatte, wurde von der Neuberin   in Leipzig   Oberfläche der Deffentlichkeit gespülte Exemplare machtsträume. Er ist ihre Religion. mal, und zwar in einem Stück, in dem sie nicht we- aufgeführt. Auch um die Verbesserung der Bühnen- einer Gattung. Diese Gattung ist durchaus unpolitisch. Eigentlich haben die Menschen sich ja als In­niger als vier Rollen spielte. Gottsched   schrieb da musik hat sich diese kluge und weitsichtige Frau ver- Natürlich will sie den Kaiser und die Fürsten   wieder begriff der Erfüllung ihrer lesten Wünsche Gott   er­mals über die Neuberin  , daß ,, vier verschiedene Leute, dient gemacht. haben, aber nicht einfach aus reaktionärer Denkungs- funden und ihn mit noch weitergehenden Vorzügen nämlich ein Schläger, ein Freund der morgenlän­art, nicht, weil sie eine politische Stursänderung er- äußeren Glanzes ausgestattet, als die Fürstenhöfe ihn dischen Sprachen, ein Zänker und ein galant homme sehnte: nichts liegt diesen Leuten weltenferner, als in ihrer besten Zeit besaßen. Gewiß werden die beiden von einem viermal verkleideten Frauenzimmer so sich Gedanken über staatliche und wirtschaftliche Dinge alten Fräulein aus Erfurt   beim Gedanken eigener herrlich vorgestellt wurden, daß ihnen nichts als zu machen. Nein, diesen primitiven Sonderlingen menschlicher Unzulänglichkeit auch in der Vorstellung eine männliche, gröbere Stimme gefehlt". vom Schlage der beiden Puhmacherinnen geht es um eines Allmächtigen über den Wolken eine gewisse Be­keine Sache. Dazu reicht ihr politisches Verständnis friedigung gefunden haben nicht aus. Es geht ihnen um das Persönliche. Ihr wird sich in ihnen doch das Bewußtsein geltend ge eigenes Leben spielt sich vornehmlich in der Form macht haben, daß Gott  , soweit man irdischerseits eines ewigen Verwandtschaftsgesimpels ab. Der darüber informiert ist, leider nicht ebenfalls, wie die Onkel in Suhdorf ist mit der Tante in Dingsda ver- Fürstenhöfe, mit jenen hinreißend sensationellen und kracht. Der Großvater mütterlicherseits hat einen pikanten Familienverhältnissen begnadet ist, ohne die Piet auf den Neffen. Die Nichte soll ein Verhältnis nun einmal den höchsten Idealen der letzte Reiz haben. Der Schwager foll vor der Pleite stehen. fehlt. Das ist alles schon bei allen möglichen verwandt­

Zwei alte Fräulein.

Es gibt Dinge, die im Gewand einer fulturellen oder religiösen Frage an uns herantreten und doch Die Neuberin   übernahm dann selbst die Leitung eminent politisch sind. Umgekehrt gibt es Dinge, die der Haakschen Truppe, and von dieser Zeit an be hundertprozentig dem politischen Problemkreis anzu­tämpfte sie in Gemeinschaft mit Gottsched die da gehören scheinen und doch das Unpolitischste der Welt mals übliche Art der Theatervorstellungen, die ledig sind. lich Hanswurstiaden mit meist zotenhaften Späffent Da haben in Erfurt   zwei alte Damen gelebt, brachten. Sie begann mit der Aufführung wirklich Besizerin eines Puzgeschäftes. Ihre Mußestunden künstlerischer Werke und wählte zuerst Uebersetzungen waren mit einem eigenartigen Stult ausgefüllt. Sic französischer Dramen. Die erste Aufführung dieser verehrten die diversen Herrscherhäuser, studierten ihre Art fand im Jahre 1727 mit besonderer Feierlichkeit Genealogie, richteten Briefe und Karten an ihre Wit

H. B.