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Boftschedant 544

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8. Jahrgang.

S. Caldemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Sonntag, 23. Dezember 1928.

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Rr. 304.

Vom Fest der Kirche zum Fest des Volkes!

Christmette, Hochamt, Weihrauch, Orgel, empfinden. Er verbannte sie monatelang in Weihnachtsabend aber Fisch zu. effen, sie fonnte| tief, so fchmerzlich, so rebellierend der soziale rauschende Seide, Chorale, Glocken und wieder ihre Behausungen und das Liegen auf der jogar den germanischen Weihnachtsmann, in Gegensatz in Kinderherzen, Menschenseelen Glocken ist das Weihnachtsfest nicht eine renhaut, das Zechen am offenen Herdfeuer er dem man unschwer einen alten Heidengott er- brennen, als an dem Tage, da eine Kirche der einzige große Kundgebung der Macht, des   Glan- scheint nur dem völkischen Romantiter von fennt, in St. Nikolaus oder Senecht Rupprecht Reichen ihren Gott zum gabenschweren Christ­zes, der Größe der Kirche? Vor mehr als an- heute, der es durch das Zechen am Wirtshaus verwandeln, sie konnte den Stern von Bethle- find der Wucherer und Schieber, der Ausbeu­derthalb Jahrhunderten wurden die geistigen tisch ersetzt. so idyllisch. Man stelle sich nur das hem" steghaft auf die Spitze der heidnischen ter und Blutfauger degradiert, während sie für Fundamente des orthodoxen Katholizismus er Leben in einem Blockhause ohne Fenster( denn Tannenbäume pflanzen, aber darüber hinaus die Armen, für alle, die mühselig und bela­schüttert, brachen die Vesten der Scholaftit un- Glas kannte man noch nicht), mit geringem blieben zwei Jahrtaufende lang die alten Sit- den" find, und die er zu sich kommen hieß, als ter dem konzentrierten Feuer der Aufklärer zu Raum für Mensch und Zier, ohne allen Stom- ten erhalten. Noch heute ftreut man im er unter ihnen wandelte, nur den Trost armer sammen, siegten Voltaire   und Diderot  , Rouf- fort" unserer Tage vor! Es hieß eben monate Bauernhaufe Obstreste unter die Bäume, um Worte übrig hat! Gerade dann, wenn sie dent seau und d'Alembert   über Thomas von Aquin  ; lang mit den Unterbrechungen, die Jagd und sie fruchtbar zu machen, gibt man dem Vieh vom Menschenfohn beschwert, als Christkind der ein Jahrhundert des Liberalismus" liegt hin- Fischfang auch im Winter boten, zwischen den Weihnachtsgebäd zu fressen, glaubt man, daß Reichen, im tausendfachen Kerzenschein der ter, uns, des gesellschaftlichen Ringens einer selben vier Wänden zuzubringen. Jung und in der heiligen Nacht die Tiere reden könnten.| Weihnachtstannen in Herrschaftshäusern ihre Selasse mit der überlieferien Macht der Kirche alt, Mann, Weib, Sind und Stegel. Gesinde fo tief wurzelt noch der alte Glaube geheim Macht zu stüßen, steht der Zimmermannssohn. und, sank auch dem Bürgertum das Banner und Haustier womöglich in einem Raum, in nisvoller Verschwisterung jeglicher Kreatur in aus Nazareth   wider sie auf und zeugt gegen aus den Händen, schlugen sich auch die Libera- fteter Angst vor Kälte und Hunger! Die Sehn den Menschen! Ja, als die Kirche den abend Pharifäer und Sohepriester. Im Namen des len von einst zur Gegenseite, so nahm die sieg sucht nach Sonne und Frühling übertvog die ländischen Nationen in der Weihnachtskrippe sen, der die Kleinen zu fich tommen ließ, wirb reich aufsteigende Arbeiterklasse Tradition und Romantif des winterlichen Idylls und der Tag, ein neues Symbol schenkte, antworteten diese diesen Kleinen niemals so hartes, bitteres Leid Parole des Kampfes auf, ringt seit fast drei an dem die Sonne fich wand, von dem an die damit, daß fie die heiligen Tiere heidnischer zugefügt wie an dem Tage, da sich der   Gott. Menschenaltern das Proletariat um die Be- Tage länger und die Nächte fürzer wurden, Jahrhunderte, Ochs und Efel, in den Stall zu den ihnen die Kirche zeigt, zu den Besit­freiung aus den Fesseln kirchlich gebundenen ward das größte Fest des Jahres, das jährlich Bethlehem   stellten und man braucht nur eine zen den befennt und die Armen betent Denkens, das längst aus einer Waffe der feu neu erlebte Wurder, daß die Sonne einhielt im deutsche Weihnachtskrippe anzusehen, um zu er- und Hungern läßt! dalen zu einer Waffe der bürgerlichen Besip Salle, gab lange Jahrhunderte vor dem Einzug fennen, wie hier alles Orientalische verloren Aus dem sozialen Sinn der flafse wurde. Dennoch sind heute wie einst die des Christentums dem Julfest Anlaß und Be ging, wie Sirten und Könige, Maria und Jo- Weihnacht muß ihr neuer Inhalt ers größten, die feierlichsten, die allgemeinsten deutung. feph, in bie nordische Landschaft verfeßt, mit wachsen, der die alte Form ruhig übernehmen Feste des Boltes Feste der Kirche und tragiko­dem althergebrachten heibnischen Weihnachid und weitere Jahrtaufende pflegen mag. Der Die chriftliche Mission mußte bat einje misch hat sich bei uns der Zwitterdharatier die hen, daß fie die Feste der christianifierten Völ­gauber beroben werden. naiurferne, fasernierie Mensch der Großstadt ser Feste ja im Kampf um die Doppelfeiertage fer so wenig auszurotten vermochte, wie es ihr geoffenbart, in einem im Grunde sozialen Kampf, in dem Stampfe Zehntausender um die gelang, die alten Götter zu zerstören. Diefe feier iſt nur sehr wenig von dem Nazarener der Natur neuen Reiz abgewinnen, die alte goti- Form zwei Tage Zeit zum Ausspannen, Atomiholen, Götter waren da, waren sichtbar, greifbar, deut- übrig geblieben und wenn im Halbbunkel gott Form wird dauern, Tannenbaum und Schlip­licher und unmittelbarer als der Christengott; fcher Münster   die Litaneten der Mönche die tenfahrt, Winterromantik und Idyll der ge­sie offenbarten sich in Wind und Gewitter, Waf. Christmette einleiten, wenn unter Orgelflang heimnisvollen stillen Nacht, Jufffapp und Stin­Jer und Feuer, Baum und Getier, Sonne und und Weihrauchwolten die Stirche die Geburt derbescherung werden ihren Zauber noch viele Sternen. Man fonnte sie als böse Dämonen des Seilands feiert, die sie tlugentveise auf das Generationen üben, denn sie gehören zu bem hinstellen, konnte beweisen, daß der Christen- heidnische Julfest verlegt hat, wenn das Stille letzten Geheimnisvollen, Bezwingenden, das  gott stärker sei als fie, indem man heilige Eichen Nacht, heilige Nacht" in den Spitzgewölben im Leben Ruhepunkte setzt und Augenblicke fällte und Heiligtümer stürzte( die Stirche war deutscher Dome widerhallt, werden im mehr schafft, in denen Kinderherzen jubeln: Verweile für solche Religionsstörung und Gotteslä- oder minder andächtigen Hörer wohl uralte doch, du bist so schön! sterung, für Bildersturm und Denkmalsturz Borstellungen und Gefühle feiner Ahnen wads, Es hieße massenpsychologische Vorgänge nie empfindlich, wenn es sich nicht um ihre, wird die Poesie und Romantik der deutschen es den neuen Inhalt zu geben, den sehr oberflächlich beurteilen, wollten wir den sondern um heidnische Denkmale handelte!). Weihnacht" ihn erfüllen, aber der Zauber ist ungleichen Stampf aufnehmen. Denn die Popu- Man konnie aus Wolan den wilden Jäger und im Grunde nicht katholisch, nicht christlich, son­larität der Stirchenfeste und bei uns mehr als aus dem Feuergott Doge den Teufel machen,   bern myſtiſch- heidnisch, alfo zutiefft menschlich, jedes anderen, des Weihnachtsfestes, wurzelt aber daf; die wilde Jago Wallvaters, die in naturverbunden, fernab der falten Dogmatik Gewißheit, all jenen Versöhnungs-, Befreiungs­viel tiefer als im Kirchenglauben der Majje. Wintermächten durch die Wälder und über die Das Weihnachtsfest war vor Giebel braust, die jeder mit eigenen Ohren hört und im tollen Schneetreiben zu sehen

Rasten, die ihnen Unternehmerhaß rauben wollte, einem Sanrpfe, der unsinnigerweise im­mer wieder mit firchlichen Feiertagsansprüchen

verquickt wurde. Können wir, sollen wir, um die ideologische Madt der Kirche zu treffen. gegen die Bolkstümlichkeit ihrer Beſte fämpfen, gegen die Tradition von Jahrhunderton an­

rennen?!

Kirche da und es wird nach ihr da sein. Nur der Inhalt wechselt, Anlaß; und Form

Im Christkind" der Weihnachts  - wird den uvalien Festen des Einswerbens mit

Roms.

Art

Aber wir haben diesem este des Vol.

einer tätigen Nächstenliebe, eines Festes der All- Liebe und Menschlichkeit, der Freude Aller. Eine Idee, die in sich birgt die Kraft und die

und Erlösungsideen vergangener Jahrhunderte Nun hat die Kirche freilich dem Feste eine unb. berfunfener Religionen endlich bie erlö­sozialen Inhalts zu geben ver- sende Tat folgen zu lassen, sollte nicht dieses versende bleiben. Der gar nicht so feltene Fall, daß die lubi, einfach nicht wirklich fei, das war ur mocht. Sie hat das Fest der Gaben, der Weih- Feit mit ihrem Geiste erfüllen fönnen? Eine üchigen Menschen nicht beizubringen. So ließ nacisbescherung, der allgemeinen Freude, der Macht, die den Armen zu Arbeit, Brot und Form in der Geschichte längere Dauer hat als die Stirche die Feste bestehen, wie sie die alten tätigen Nächstenliebe aus ihm gemacht. Aber Wohnung hilft, die sich der Kinder und der der Inhalt, den sie jeweils faßt, ist hier in better als Dämonen weiterleben ließ. gerade hier liegt die Schpräche der firchlichen Mütter, der Strippel und der Kranken an sonderem Maße gegeben. Feier, gerade hier tlafft weltenweit der Wider- nimmt wie keine andere, die um eine Welt glei­fpruch zwischen Lehre und Leben, Wort und cher Freude, gleichen Lebensgenuises für alle Wert. Die Poesie der Weihnacht wird zerrij- kämpft, sollte zu schwach sein, mit ihrer Stimme sen durch die Selagen der Hungernden und die Glocken der Heiligen Nacht zu erfüllen? Glenden, der Armen und Ausgestoßenen. Wäh- Laffen wir das flittergeschmüdie, golbitrah­

Das Weihnachtsfest ist eines jener ural

Völker

Wie wenig am Weihnachtsfest ten Seibenfeste, die aus der Naturver- eigentlich christlich ist, zeigt doch schon bundenheit früher Böfter entstanden waren. Die Tatsache, daß es in der Art wie es bei uns Der Mensch fühlte sich in den primitiven Zeigefeiert wird, wie es bei uns vom Bolte ver­ten so eins mit der Natur, daß ihm die Gren- standen wird, gar fein katholisches", also aff­zen zwischen den wirklichen Dingen, die ihm gemeines, über den Erökreis verbreitetes Feſt, häufen, während bei Feſtgelagen Brillianten Metien und Chorale den Anwälten der Aus­umgaben, und zwischen den Göttern und gehei- fondern ein germanisch nordisches Feſt iſt. Für und Gold, Seide und Luxusspielzeug vom güvenier, die in der Weihnachtsnacht den Armen

men Kräften die sich ihm hinter diesen Dingen

die romanischen Völker, die unter anderen

rend sich auf den Tischen der Neichen die Gaben lende Christkind den Reichen, lassen wir die

tigen Christfind" an die Auserwählten des Brot und Dach nicht gönnen, die unterm Tan­sende, wenn sie nicht überhaupi hungern, bei der Viehzölle beten! Urafter Weihnachtsglaube,

zu verbergen ſchienen, ia zwifchen ihm selbst and Simmelsſtrichen leben, andere Sagen und Befißes verteilt werden, fasten Hunderttau- nenbaum um die Erhöhung der Mietzinſe und

der alldurchdringenden Gottheit, an die er

Bräuche haben, bedeutet Weihnachien citas

und

zu Tod geschundener Mütter. Ift es nicht oft Glocken für uns läuten, die Lieder für uns

glaubte, verschwammen, daß jeder natürliche ganz anderes als für die nordischen Völker. Brot und Startoffeln, frieren Kinder und Erlöserbotschaft, die im Herzen des Volkes Vorgang die religiöse Weihe erhielt und jedes Sirdlich der Aiyen und des Kanals, westlich der Stranke in jämmerlichen Höhlen, blicken Mütter flingt, und auch das Andenken jenes, an den göttlich Erhabene doch wieder zusiefft mensch Daas, erinnert das Weihnachtsfest eher an die in die freudeleeren, bangen, bettelnden Augen die Kirche gerade an diesem Tage nicht erin­lich war. Der Wechsel der Jahreszeiten, die altrömischen Saturnalien und das tolle Trei­ben eines Pariser Seiligen Abends", der alles hungriger Kinder, fizen Kinder augstgepeinigt nern sollte, weil er gegen sie zeugen muß, ſie astronomischen Vorgänge, die Elementarfata­strophen, wurden gefeiert oder betrauert. mit cher als heilig ist, hat mit der idyllischen Weihn verzweifelt am Bette kranker, verhärmter, können nur die Herzen zu uns drängen, die Opfern, Gebeten voer Feiten begangen. Dabei nachtsstimmung der deutschen Stillen Nacht  " das erstemal am Weihnachtstage, daß fleine, flingen, die Sterne für uns feuchten lassen, denn erhielt, leicht verständlicher Weise für die nor- aber auch mit dem übermütigen und puthai- taum zum Denken erwachte Kinder nach die Weihnachtsbotschaft der Müh dem Sinn des sonderbaren Festes feligen und Beladenen, in Millionen dischen Völker das Fest der Winterfon- ten Julklapp der Skandinavier nichts zu tun. nenwende eine besondere Bedeutung. Sie. Die Kirche fonnte den Germanen zur Not Fragen, an dem ein Gott denen. Die schon has Svinderaugen Glück und Freude bringen wird, enpfanden den Winter härier als die Völker den Gberbraten abgewöhnen, oder sie doch be- 1 ben, noch beschert, die aber, die nichts haben, ist unser und mit ihr wird unser am Mittelmeer  , häuter auch als wir ihn heute wegen, den Eber erst am 25. Dezember, om hungern und darben läßt?! Wann würde je so sein das Fest!