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Hunger im ,, reichen England".

Eine Viertelmillion arbeitsloser Bergarbeiter.- Hunger und Hoffnungs­lofigkeit. Was sogar die kapitalistisch: Preffe nicht wegleugnen tann. Kohlenkrise oder Krise des Kapitalismus?

schließe, mache ich die praktische Anregung, daß teine Weihnachtsveranstaltung beendet werden soll, ohne daß man dem Vergarbeiterfonds auf der Stelle eine konkrete Hilfe angedeihen läßt. Geldbeträge und Schecks find an den Lordmayor von London   zu richten. Tut dies heute abend, und ich bin der festen Ueberzeugung, daß Ihr während des gane zen Abends mehr als zuvor vom wahren Weih­nachtsgeist beseelt sein werdet."

Dienstag, 1. Jänner 1929.

gabt, in einigen, in deuen finanzieller Understand| Besiger dieser Schäße immer neue Reichtümer alt­und politische Rüdlichtnahme es allzu arg trieben, häufen können,

figen Vertreier des Voltagesundh: iteministeriume

Was England heute erlebt, find andere Län­an Stelle der gewählten Gemeinderäte und versu. der längst gewohnt, wird auch das reiche" chen die Ausgaben einzuschränken und die rädstän Amerika   in zwei oder drei Jahrzehnten erleben digen Steuern einzutreiben. Aber es ist alles ver- und diese Krisen" werden nicht eher beige­gebens. Es wäre naglos, Egetutionen legt werden, als bis der Kapitalismus durchzuführen, und selbst die Armenverfor selbst, der sie notwendig erzeugt, einer ver gung von ungefähr 70 Schilling( im österreichischen it ünftigen Ordnung der Gesellschaft Gelb, sind gleich 350) per Woche ist nicht im weicht! stande, eine mehrköpfige Familie auf die Dauer in diesen Gegenden vor dem Hunger zu schüßen. Stre­dit bei den Geschäftsleuten gibt es feinen mehr. Ihr eigener Stredit ist längst erschöpft. Ihre Ausiagen find halb leer, nur billigste Ware steht in Meinsten Mengen zur Schau.

Gegen Mittag Besuch bei einem alten Bekann ten, der in jüngeren Jahren ein hohes Amt in der Organisation der Bergarbetter bekleidete. Schorne steine flankieren das fleine Grundstück von allen Seiten, der Lärm der Maschinen erschüttert das Haus. Der alte Mann und seine Frau find ihn so sehr gewöhnt, daß sie ihn gar nicht mehr hören. Ja, jehen Sie", sagte er, vor zwei Jahren ha ben wir noch gehofft, aber jest ist das alles vorüber. Die Herren in London   haben send Mann zuviel hier Arbeit suchen. Die Alten sterben zwar, aber schnell genug ist die­ses Verfahren doch nicht..... In den letzten zwölf Monaten war die Förderung hier um zwölf Millionen Tonnen geringer als im Jahre 1913. Der Verkauf von Export- und Schiffstohle ist gar um 20 Millionen Tonnen zurüdgegangen." Da wir Abschieb nahmen, entschuldigte er sich: fann Sie nicht bitten, zum Essen zu bleiben, aber was wir nicht selber brauchen, das geben wir an die Hungernden."

Tagtäglich fann man in der bürgerlichen Kleider und Effen erhalten. Die Lösung des Pre­Preffe, in privaten Gesprächen, in politischen Unblems geht mich und alle Engländer an. Ehe ich terhaltungen als den Haupteinwand gegen den Sozialismus hören, daß die Klassengegensäge nur bei uns, nur in Europa   zu verspüren feien. Aber jenseits des großen Teiches, im reichen, glüdlichen Amerika  , da jei alles ganz anders, dein Slaffen haß, fein Slaffenfampf, feine Not. Ihr kennt doch die Melodie? Jeder Arbeiter sein Auto, jeder Brolet seine Dreizimmerwohnung, jede Fabrite. arbeiterin ihre Seidenstrümpfe, ihr Tennisspiel? Nun, so mag's wirklich in den Zeniren des ameri Wie bitter groß muß die Not der englischen  fanifchen Oftens, in den Großstädten mit der Fer- Bergleute sein, wenn der Erbe der Krone felbft sigindustrie, den Märkten und Banten noch sein. feine Popularität nicht anders heben zu fönnen Es ist etwas anders im Osten und in den großen glaubt, als durch den Appell an das Gewiffen ber Rohlenrevieren, Petroleumschächten, Eisenhütten. Bürger! Die zum Himmel schreiende Not der ar Doch das Bild des reichen Landes, der allgemei beitslosen Grubensflaven Englands aber rührt nen Wohlhabenheit, des fehlenden Klaſſengegen nicht nur das Herz eines Prinzen, der beliebt weres ja selbst ausgerechnet, daß um hunderttau japes, das konnte man vor wenigen Jahren noch ben will, sie ist so groß, daß viel härtere Herzen, viel näher genießen, das war vor keinen drei viel verstocktere Gewissen den Drang fühlen, sie Jahrzehnten noch das Bild Englands. Was wenigstens zur Kenntnis zu nehmen. Die Wiener  heute jenseits des Ozeans als das Ideal gutglän N. Fr. Presse", dieses herzlose und von Straf biger Bürger und als kräftigstes Argument gegen fenhaß erfüllte Bürgerblatt, fühlt sich sogar veran ben Sozialismus Geltung hatte, das war vor drei- fakt, feinen Lefern einen Bericht über das Elend zig Jahren noch jenseits des Stanals zu finden. der englischen Arbeitslosen zu geben, der um so Auch England war ein reichsstärker wirken muß, als er in einem Blatt er­Band". Seit drei Menschenaltern hat es feine fcheint, das sicher alles tut, um die Not der Prole. Häfen der zollfreien Einfuhr von Lebensmitteln tarier zu beschönigen und zu vertuschen. Es herit geöffnet, strömen aus fünf Erdteilen die Güter in in diesem Bericht: London   und Bristol  , Liverpool   und Southamton zusammen, bringen die Ozeanriefen Weizen, Korn, Raffee, Reis, Zuderrohr, Tee, aber auch Rinder und Schafe, Konserven und Fett, Fische und Ge­frierfleisch, Baumwolle und Seide führt England in die Dominions und Kolonien feines Weltrei ches, feine eigenen Stohlen, Metallivaren und Tex tilien für teneres Geld aus. Lange Jahre partizi pierte der britische Arbeiter an diesem Reichtum, bekam er von der unerschöpflichen Ausbeute ber folonialen Arbeit, die Neger, Inder, Malayen und gelbe Stulis verrichteten, feinen Anteil zugentessen und glaubte, wenn ihm nur seine Gewerkschaft gute Löhne erkämpfte, mit dent Rapitalismus und der bürgerlichen Welt zufrieden sein zu können. Vor vierzig Jahren noch gab es in England feine) politische Arbeiterbewegung, war der Sozialismus meniger, als heute in Ameriba, ein politischer Faktor.

Wie gewaltig hat sich das geändert! Der So zialismus ist in England eine politische Macht, die sich zur Umgestaltung des Staates rüstet, die Ar­beiterschaft Englands wird klassenbewußt, Ein­tvacht und Friede sind dem Stlassenkampf und dem Selassenhaß gewichen. Des Rätsels Lösung? Nan das reiche England hat aufgehört, ein Bara. dies für alle zu sein, das reiche England tann seine Arbeiter nicht mehr be schäftigen, die Profitinteressen der englischen Besitzflaffe vertragen sich nicht mehr mit dem menschenwürdigen Dasein des Prolciariers.

Parteigenoffin!

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- Parteigenoffe! ist Deine Tochter Dein Sohn

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schon in den Reihen der fozialistischen Arbeiterjugend, ist sie( er) schon Mitglied des Sozialistischen Jugendverbandes?"

Der Chef.

Von Rhedo.

Herrenmensch ist Trumpf! ( Frei nach Niessche.)

Schon das Wort kann einen nervös machen. Besonders wenn es ein Berliner ausspricht. Wit 3" und einem offenen e". Schäfff! Aber

auch fo.

Er ist der Wauwau der Erwachsenen. Der schwarze Wann, mit dem man sie schreden, auf­pulvern, ihnen Schlaf und Appetit verderben und fie tobjüchtig machen kann.

Seither hat sich das Blatt gewendet. Als ich Diese englische Stohlenkrise aber, deren das letzte Mal durch Südwales   fuhr, war der Win Auswirkungen felbst ein Bürgerblatt so drastisch ter noch nicht eingebrochen. Aber das Elend schildert, ist eine Strise des kapitalismus. Der Chef ist Ziel. Denn jeder Untergebene hatte schon einen Grad erreicht, den man überhaupt. Es ist gar nicht daran zu denfen, hofft, einmal Chef zu werden und seine schlum in England niemals für möglich gebaß fie mit fapitalistischen Mitteln jemals gelöst mernden Fähigkeiten an den Mann zu bringen. halten hätte. Von Cardiff  , der Hauptstadt von wird. Und vom kapitalistischen   Standpunkt aus Chef werden, heißt ein anderer Mensch wer Wales  , nach Pontypridd   läuft die Straße längs ist die Lage dieser Arbeiter darum wirklich hoff- den. Wenn ein Untergebener Chef wird, frema der Taff in der Ebene zwischen Wiesen und einen nungslos. Der englische   Sohienbergbau hat seine pelt er gewissermaßen seinen inneren Sabitus Häuschen. Vor zwei Jahren kam Auto auf Auto Märkte, hat seine Stonfurrenzfähigkeit verloren. um. Nach unten. Nach oben bleibt er unverän den Weg herab, jest ist die Straße leer. In Taife Er geht dem völligen Verfall en gegen. Nur die dert. Denn es ist eine Eigentümlichkeit der mein Well beginnt jäh und unvermittelt die Herrschaft Veritaatlichung oder Sozialisierung sten Chefs, daß sie ihrerseits wieder einen Chef der Kohle. Wie eine Mauer schließen die Hügel die der Gruben, der vollständige Verzicht auf den über sich haben. Das ist ein weiser und notwen­Ebene ab, laum einen halben kilometer breit it Unternehmerprofit und ihre Renovic diger Ausgleich der Natur. das Tal. In einem graufahlen Dunft verliert sich rung aus öffentlichen Mitteln tönnte die englische Der Chef ist Gott   und Teufel in einer Per­der Blid. Aus hundert Kaminen steigt did Rauch, Stohlenindustrie wieder rentabel machen. Die Union  . Er ist Wille und Allmacht. Ein dämonischer aber noch mehr stehen kahl und leer. Die Straßen ternehmer müßten soviel Stapital in die veralteten Nimbus geht von ihm aus, ein Fluidum, das find voll Menschen, aber wie hat sich ihr Anblic Gruben steden, daß es sich nicht lohut, sie wieder alle ergreift, die direkt oder indirekt mit ihm in berändert. Vor zwei Jahren waren es gesund aus herzustellen. Der Stopitalismus produziert nur Berührung fommen. Mit Ausnahme der anderen sehende, mit schwarzem guten Tuch bekleidete Män- dort, wo es Profit bringt. Und wenn Millionen Chefs, die durch den eigenen Nimbus gegen den ner, die Pfeife rauchend, an den Häusern lehnten arbeitslos bleiben und hungern, so wird kein Un- Nimbus des anderen immunisiert werden. oder in Gruppen spazieren gingen, rotbadige internehmer Kapital dort anlegen, wo es ihm weni- Aeußerlich ist ein Chef in der Regel ohne der, die in den Straßen spielten. Jetzt ist die ger Profit verspricht. Die englische   se ohlen- weiteres zu erkennen. Er ist relativ gut geklei­Zahl der Kinder, die in Lumpen gefrije zeigt wie anderswo die ohnungsnot det, mit mehr oder weniger starker Betonung der hen erschredenb groß. Von 3000 Berg- wie bei uns die Zudertrife, daß die fapita- Bügelfalte das hängt von seiner Stellung und arbeitern, die in der amtlichen Arbeitslosenversichetische Weisheit zu Ende ist, daß der Stapitalis- feiner Stenotypistin abträgt eine Brille rung eingeschrieben sind, find über 2000 seit dem mus, diese angeblich so vernünftige, so natürliche ohne Hornfassung( zum Unterschied vom intel­Generalstreit ohne Beschäftigung. Noch che der und bestmöglichste Wirtschaftsordnung, das Stunst- leftuellen Untergebenen mit Hornfassung), hat Streit zu Ende ging, hatten die meisten Gruben ftück zu Wege bringt, daß Hunderttausende Berg graumelieries Haar, runde Wangen, eine schlechte geschlossen. Ihre Wiedereröffnung hängt ab von arbeiter verhungern, nicht weil sie zuviel Stohle Sandschrift und-morrhoiden. einer Befferung der Nachfrage. Diese Hoffnung is hätten und weil es eiva in England und anders- Sein Auftreten ist würdig und freundlich, hier wenigstens vorhanden. Freilich, wann fie fich wo feine frierenden Menschen mehr, feine Not bis gütig. Er ist leutselig, ohne Vertraulichkeit erfüllen wird, weiß niemand. an Stohle gäbe, sondern deshalb, weil es den Gen zu weden. Er ist freundlich, aber seine Freunds Weiter flußauswärts fehlt selbst die Hoffnung. benbesitzern rentabler scheint, ihr Kapital anders- lichkeit schafft drei Meter Respektdistanz. Das Die Gruben sind dort auf immer geschlojo arbeiten" zu lassen. Nicht das Bedürfnis macht der Nimbus. jen. An die 200.000 Menschen wohnen in nach Stohle das in zehntausenden Arbeiterwoh Er flagt über viel Arbeit und ist stets be­diesem Tale, das ungefähr zwanzig Kilometer lang nungen vorhanden wäre bestimmt eben die fa schäftigt. Auch wenn er nichts tut. ist und nirgends breiter als 500 bis 600 Meter. pitalistische Kohlenförderung, sondern das Bedürf­Ueber die Hälfte der männlichen Vevölkerung ist nis nach Dividerden. Nicht darum, daß die Men seit dem Generalfireit arbeitslos. fchen essen, trinken, sich kleiden, wohnen können, fich nicht. Vom Rest haben nur wenige in dieser Zeit dauernde verden in dieser herrlichen kapitalistischen   Welt Man kann die Menschen in drei Stategorien Beschäftigung gefunden. Die Kassen der Ge Willionen Arme in Bewegung gesetz, Säufer or- einteilen: meinden find längst ersoöpft. Fast alle baut. Getreide gefät, Baumwolle gepflanzt, Grze 1. Solche, die nur untergebene sind. Die ha haben sich bis an die Grenzen ihres Aredits veraus gegraben, sondern einzig davum, daß die wenigen ben nur theoretisch ein Rückgrat. Praktisch wird es im Laufe der Zeit auf Null reduziert. Außer unter der großen, goldstrahlenden Orgel, vor im Rundfunk auftreten dürfen, singen schön. Die dem leiden sie an chronischer Gallenhypersekre Proletariertinder einen geben ein das Sinfonieorchester und das Mikrophon Wiener   Proletariertinder erobern sich dank tion. Die fubalterne Beltordnung will, daß die dem entschlossenen Stlaffenkampf der Wiener Ar- meisten Menschen Untegebene find. großes Konzert. Der junge Dirigent ist ihr Chorführer, der beiter die Herrlichkeiten der Welt, auch die 2. Solche, die Untergebene und Chefs gleich­Genosse, mit dem sie die schönsten Sänge der Ver- des Stunftgefanges. zeitig sind. Die haben meist ein Rüdgrat aus Weihnachtstag 1928. Gegen hundert Arbei- gangenheit und die neuen revolutionären Lieder Stautschuk. rextinder, Mädel und Buben, in schmucken, wenningen. Und dem Klaffenlampf fingen fie- nachdem Und 3. endlich solche, die weder das eine auch ärmlichen Kleidern, Wiener Stinderfreunde Ein Jugendkonzert bietet die Arbeiterkunst ihnen eine jugendliche Virtuoſin Bruchs G- moll- noch das andere find. Das wären die Glücklichen, Biolintonzert meisterhaft vorgespielt das revo- wenn es sie gäbe. Licht aus Tausenden elettrichen Sterzen flutet tet ein. Aber schon im findlichen Spiel der Haydn  - tarische Wiener   Dichter Joſef Luitpold   in Worte ein ewiger Stampf. Eine elektrische Spannung, Die Ouverture des zwölfjährigen Mozart lei- lutionäre Chorlied Die Brücke", das der prole­Zwischen Chef und Untergebentem herrscht über die zweitausend Sipplay: des weiten Bar- fchen Stindersinfonic spielen die Arbeiterkinder und Chorführer der Kinderfreunde, Erwin Marbie sich von Zeit zu Zeit eruptiv entladet. Und fetts, der Logen, der Galerien. mit. Mädel und Buben stehen vorn als Solisten cus, in gar nicht leichte Musik gestaltet hat. Sieg _ Arbeiter und Angestellte, meist Jugendliche, und fallen ganz wie die Großen genau auf reidy führen die Stimmassen der Kinder das Selaf der Blitz trifft immer den Untergebenen. füllen den Saal. Die Wiener   Bourgeoisie hat ihn den Wink des Dirigenten-- mit ihren Jahr- ſentampflied durch. Wie Engelſtinomen, Zukunfts­vor dem Krieg als provigen Brunkfaal für bür- mavttinstrumenten ein, mit dem zweitönigen stimmen aus dem Jenseits der sozialistischen   Welt, gerliche Mujikabende und bürgerliche Tanz Blechtrompetlein und der girrenden Pfeife, der hallen die Worte durch den stolzen bürgerlichen feste gebaut. praiselnden Schnarre und dem hüpfenden Stuf Saal:

Da erläßt der Prinz von Wales, der sich in diesen Tagen schon ganz als der König von morgen fühlt, einen Aufruf, in dent es heißt:

250.000 Bergarbeiter, von denen mehr als dreimal jovici Frauen und Kinder abhängen, sind seit Monaten arbeitslos. Diese Armen, denen durch die Depression im Kohlenbergbau ihr bisheriges Ar­beitsgebiet immer weiter entrüdt wird, sehen sich der Verzweiflung, dem Hunger gegens ii ber. Der größte Dienst, der ihnen geleistet wer= den kann, ist, für sie so viel Arbeitsgelegenheit als möglich zu beschaffen. Frauen und Kinder müssen

tinder, stehen auf der Estrade des goldstrahlenden stelle der Arbeiterjugend. Marmorjaates im Wiener Konzerthaus  . Weißes

und hören.

Es gibt gute und böse Chefs. Aber jene fann man höchstens suchen. Finden lassen sie

Es fehlt gewissermaßen der Blizableiter. Der Draht, der den Strom zur Erde leitet und die Spannung ausgleicht. Und die Lösung wäre doch so einfach. Sie liegt gewissermaßen in der demos tratischen Luft des Zeitalters. So wie der Chef dem Untergebenen ein Zeugnis ausstellt, müßte auch er ein Zeugnis von dem Untergebenen ent gegenehmen. Das Privileg des Vorgesetzten wird auf den Untergebenen übertragen und hört da­mit auf, Privileg zu sein.

In der Tat, das Ei des Kolumbus! Man stelle jich vor: Jemand will bei jemandem eine Stellung annehmen. Seine Spur mehr von Un terwürfigleit. Fischbeinrüdgrat und zu Boden gesenkten Bliden. Von beiden Seiten ein ge messener Griff in die Brusttasche und mit einer und fünftiger Uetergebener ihre Referenzen. eleganten Handbewegung präsentieren sich Chef Oder im Annoncenteil des Prager Tag

Die Arbeiterschaft ist eingedrungen. Im Pucksruf. Das ist ein Zwitschern im Haydnorche Heut bann wir bloß im Sande ,, Vormarsch des großen Staffentampfes hat sie ster und ein lustiges Tuten und Pfeifen, daß ein Doch konumt das rechte Jahr, auch Theater und Konzertsäle erobert. Im Lächeln, bald ein Lachen über die jungen Gesich Dann bauen wir die Brüde großen Wiener   Stonzerthaussaal finden jeden ter im Riesenjaal weht und am Schluß in bran Breit und wunderbar.... Monat die Arbeitersinfoniekonzerte statt. Feudale sendes Stimmgewire und tosenden Beifallsjubel Und rundet sich der Bogen, Seunst, bürgerliche Stunst herrscht in dem Saal, ausbricht. Auch die vielen Kinder aus dem städ- Dann müssen Fahnen wehn auch in den Arbeiterfonzerten. Aber die Proleta- tischen Waisenhaus, die zu Anfang schen waren, Und alle Menschen werden rier stehen nicht mehr draußen. Sie sißen in den überströmen von Lachen und Freude. Ueber die Brücke gehn.... Logen, im Parkett, in den Rängen und schauen Und dann kommt das große Lied von der Merkt auf, wir sind nur Kinder, schönen Welt, vom Traum und Märchen( und Doch kommt das rechte Jahr, Manchmal bringen sie schon neue Musik mit. noch immer vom lieben Gott und den holden Dann bauen wir die Brüde Das einst revolutionäre Bürgertumt ist auch in Englein, über die die Kinderfreundekinder längst Breit und wunderbar. der Stunst konservativ, reattionär geworden. Die hinaus find) und vom Sierbenmüssen des Arm- Proletarische Kinder haben mit ihren zu­Arbeiter führen nene Werke, meist noch bürger- seelchens: der Jungbrunnenchor von Lendoai. Tunftsstimmen den bürgerlichen Musitsaal Wiens fiche, aber vorivärisstürmende werke der Stunſt Wie hallen die Buben- und Mädelstimmen der erobert. In den Orgelpfeifen und den Marmor- blattes": Untergebener mit nur guten Referenzen um Sieg. Junge mutige Dirigenten, neue Proletarierkinder durch den weiten bürgerlichen pfeilern werden die Stimmen der kommenden wird sofort gesucht. Eigene legalisierte Zeugnis­stünstler des Gesanges, der Geige, des Cellos, des Bruntraum so klingend schön und harmonisch ge- Menschheit weiterklingen, bis nicht bloß durch den abschriften stehen den geschätzten Herren Unter­Klaviers in den Wiener   Arbeitersinfoniekon- schult, als wären sie nicht in avmseligen Stuben Rundfunk am Weihnachtstag, bis an allen Tagen gebenen während der Zeit von- bis serten können sie sich bewähren. Das Bürgertum zu Hause, sondern in wohligen Bürgergemächern überall auf Erden die Musik des Sozialismus fälligen Einsicht zur Verfügung. will ,, Marken" oder Sensationen von Flüſterba- wo alles von Fülle und Schönheit flingt. D, erffingt. O, ritonen, von Jazzmenschen. nicht nur die frommen Wiener Sängerknaben   aus Ich möchte nicht Chef sein in jener Zeit der Heute stehen Arbeiterkinder auf der Estrade den gutbürgerlichen Häusern, die freilich viel öfter Umkrempelung der sozialen Werte!

Dr. Richard Wagner  , Wien  .

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bis zur ge­