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9. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.

Freitag, 11. Jänner 1929.

Der neue König von Böhmen .

Hugo Rubat spielt Diktator.

Aber es handelt sich dem Land: spräsiden­ten gar nicht um die angeblich staatsfeind liche Tätigkeit" des Verband: s, er will ja nur auftrumpen, seine Macht zeigen, sich als absoluter Herrscher über ein Verwaltungs gebiet von der Größe europäischer Klein­

staaten betät gen.

und Fascisten einen Gefallen su er weisen und sich gut einzuführen!

Man wird nach dieser ersten Kundgebung des neuen Königs von Böhmen n'cht im Zweifel sein, was man sonst von ihm zu erwarten hat. Man kann sich auf das Schlimmste ge­faßt machen.

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Nr. 10.

Die Steigbügelhalter der Diktatur.

Fledermäuse und allerlei anderes bunk­les Nachtgetier flattert auf. Die Gelegenheit abzurechnen sondern mit denjenigen, die stönig von Gottes Gnaden", das heißt in Aber wir haben nicht mit dem Kubat id, eint günstig, auf Beute auszugehen. Ein uns erreichbar sind, über die der Wählerschaft diesem Falle: der Sprößling einer Dynastie, Macht gegeben ist, mit den deutschen Regierungs die durch Mord und wenn das eine Steige parteien, die einem unbekannten Herrn Kubat, rung bedeutet: durch Königsmord zur Serr die die Attrappe eines ehrgeiz gen Bürokraten, ichaft gekommen ist, hat die von ihm feierlich einen Herrn Jrgerower, der bisher anscheinend nich's in seinem Reffort gelernt hat, als den Perbrek zu schavingen, zum mächt gsten Mann im Lande machten, die uns diese einzigartige Er rungenschaft beschert haben, den Diktator. der zu einem Amie nicht einmal die abenteuerliche Ver­gangbeit mitbring, mit der Gaita oder der General Zivkovic in Belgrad sich rühmen können, fordern dessen ganzer Ruhm und einziges Ver­dienst ein im f. f. und im republ tanischen Stanz seldienst durchgesessener Hosenboden ist!

beschnvorene Verfassung in Stücke zerfeßt, hat die Diktatur des Militärjäbels aufgerichtet, alle politischen Rechte aufgehoben, alle politi­schen Parteien und das Parlament aufgelöſt und bedroht auf Grund der von ihm erlassenen Ausnahmegesetze jeden, der mit diesem Re gime der nadien Gewalt etwa nicht zufrieden ein wollte, mit dem Tode durch Pulver und Blei oder im Falle besonderer Gnadenlaune mit febensfänglichem Serfer.

In den alten österreichischen Kronländern Verbandsnachrichten konfisziert, wenn sich auch gab es, wie männ'glich in Erinnerung sein nur der kleinste Beweis für die Beschuldigungen bürfte, faiserlichtönigliche Statthal gefunden hätte, die Kubat gegen den Verband er Sie waren feine gewöhnlichen Beamten, hebt. sondern sozusagen Vizefönige, unmittelbare Ver­treter der Apostolischen Majestät" und sie wur den in der Regel nicht aus den Kreisen der bür gerlichen Menschheit genommen. Zum Statthal teramt waren die Thun und die Coudenhove , dic Schwarzenberge und Lobkowitz , die Toggenburg und Clary, Windischgrätz und Clam, die Blau­blütigen und dem Throne Nächststehenden beru fen. Besonders in den großen Kronländern, in Der al österreichische Bürokrat Hugo Stu Böhmen und Galizien , war solch ein adeliger bat, vor kurzem nod) ein unbekannter Set Statthalter( nur manchmal wurde statt feiner ein tionschef und lerttaler Parteigänt General mit der Würde betraut) ein großmähger, will sich den Agrarfascisten, in deren figer Herr mächtiger jedenfalls als der Wiener Gunst er jetzt steht, als Ordnungshüter empfeh Innenminister. Die wichtigsten Probleme des len, will vielleicht gar seinem Chef Cerny den Staates gehörten zum Reffort eines Statthalters Lorbeer enire gen. Man hat in der Offentlich­und mehr als einmal wurden diese Herren bevu- feit noch nich's von der Tätigkeit des Kukat im Gegen die europäische Demokratic wurde fen, Dinge, wie den nationalen Ausgleich und Interesse der Verwaltung vernommen. Er hat bamit ein wachtiger Schlag geführt; an Stelle die Befriedigung der Nationen, durchzuführen. ben Mund noch nicht aufgetan, sieben Millionen Die deutschen sozialdemokratischen Mitglieder der Volksvertretung tritt in SS eine fchran­Staatsbürger hatten von ihrem fünftigen R der Landesvertretung von Böhmen haben ihrem fenloje monarchistische, militaristische und genten weniger gehört, als jemals sieben Mil Protest gegen das unerhörte Vorgehen des Pan- retratische Willtürherrschaft, aber aus allen ionen Untertanen von ihrem angestammten", despräsiden en dadurch Ausdruck gegeben, daß sie Ländern tlingen mehr oder minder verschämt Herrscher erfuhren. Da stellt er sich selbst vor ,, das Landespräsidium auf den im Sozialdemo- Ste Rufe Seil!", Gviva!". Zivio!". Naz die der Mussoliničet! Glaubt er fönnte sich am besten frat" veröffentlichten Erlaß aufmertfam gemacht empfehlen, indem er mehr als zwei Wonen und an den Landespräsidenten folgende Anfragen Deutschen , indem er mehr als einer Million Wäg gestellt faben: fest! ler in Böhmen , symbolisch eine Ohrfeige verab Oder kann man sich vorstellen, daß ein faireidjt. Ob er sich wohl schon Sorgen um den ferlicher Sta'thalter, noch bevor er richtig Voranschlag des Landes. um die Sozialpol't I, Sessel warm geworden wäre, eine lebenswichtige, um die himmelschreiende Spitalsschande, um den berdienstvolle, staatlich anerkannte große Organi Wohnban, um die Arbeitslosen gemacht hat? D'e fation autonomer tschechischer Körperschaften in Ceffentlichkeit hat nur von der einen ge ihrer Existenz bedroht sie denunziert und ihren erfahren, die fein ehrgeiziges Bürot atenher; be. Angehörigen einen Befehl erteilt'te?! Abgewegt, von der Sorge, den Chauvinisten über sein Vorgehen Aufschluß zu geben.

Aber bei aller tatsächlichen Macht und bei aller Einbildung hätten sich die Herren das nicht erlaubt, was der Herr Kubat, Präfi dent des Landes Böhmen von Cernys Gna­ben, als ersten Markston seiner Tätigkeit

fehen von allem versönlichen Taft, der die Sach­walter des alten Regimes von Herrn Hugo Rubat mindestens unterschied, haben sie sich vor derarti ger Mißachtung der verfassungsmäßigen Rechte gehütet und leber, wenn es soweit war, daß mit dem Säbel regiert werden sollte, den Platz auch wirklich dem Säbel geräumt.

Jetzt haben wir allerdings einen Landesprä

Proteft unserer Landesvertreter.

1. Ober der Landespräsident diesen Erlaß tatsächlich herausgegeben hat?

2. Womit der Landespräsident diesen Erlaß begründet und

3. ob der Landespräsident bereit ist, in der nächsten Sisung der Landesvertre tung, das ist Dienstag den 15. Jänner 1929,

Mörderische Eisenbahn.

Noch eine Zugstatastrophe.- Zwei Zote, vier verlegte Eisenbahner und 14 verlegte Paffagiere bei einem Zusammenfto in Lissa a. G.

fidenten, der zugleich Vorsitzender der Landesver wie lange soll das noch ertragen werben

tretung und als Hüter der Disziplinarordnung dieser Vertretung( fälschlich als Geschäf sord nung" bezeichnet), der Profoß der gewählter Volksvertreter ist. Er wird nicht mehr vom Rai ser eingesetzt. aber darum noch lange nicht im Sinne der Demokratie vom Volte berufen, son­dern von einem beamte'en Innenminister im Einvernehmen mit der Osmička alles dom fratische Fattoren einer Republik, in der alle Macht vom Volke ausgeht ernannt.

Ten Respekt, den die f. t. Statthalter immer­hin den autonomen Körperschaften zollten, glaubt der neue Präsident ihnen nichts mehr fchuld'g zu sein, da ia d'e Autonomie b: se t'gt und der Bürokrat überall zum Kommandan ten geworden ist.

Mittwoch früh ereignete sich eine Eisenbahnkatastrophe bei Deutsch- Brod ; ein Schaffner wurde getötet, sechs andere Eisenbahnbedienstete ver: Ießt, darunter vier schwer. Ueber die Ursache dieser Katastrophe wußte die Staats­bahndirektion nicht mehr zu melden, als daß sie( nämlich die Ursache) untersucht" werden würde.

Vierundzwanzig Stunden später erfährt man, daß am selben Tage bei Lissa a. E. fich ein noch schwereres Eisenbahnung lid ereignete, das, laut der untenstehenden amtlichen Meldung, zwei Tobesopfer und an zwanzig Vers leste forderte! In diesem Falle be eilt sich dieselbe Staatsbahnd reftion, zu erklären, daß die Katastrophe durch Uebersehen des Signals infolge des schweren dichten Nebels herbeigeführt wurde.

Es dürfte auch außerhalb der Tschechoslowakei jezt einigermaßen Rebel herrschen; troßdem macht kein anderes Land der Tschechoslowakei den Rekord an Eisenbahnkatastro phen streitig. di sih ja in der letzten Zeit häuften, auch ohne daß man hiefür- bei. spielsweise im Auguft den Nebel zur Verantwortung ziehen dürfte. Die wahren Ursachen scheinen uns auch ganz anderswo zu liegen: es ist ettras jaul im Reiche des Herrn Najman. Und da wir schon beim Zitieren sind, so noch die Frage: Wie lange noch, Herr Najman, werden Sie die Geduld der rei senden Bevölkerung mißbrauchen? Anderswo wäre ein Minister, in dessen Resort sich so viel Entschliches ereignet, ohne dai; er sich imikande zeigte, Remedur zn schaffen and: rswo wäre ein solcher Minister, auch mit Rüdsicht auf die sonstiger Sympathien, die er genießt, längst utückgetreten. Daran aber dertt Herr Najman nicht und die Gesamtregierung wieder um scheint es nicht als ihre Aufgabe zu betrachten, die Ursachen der Ma'astrophenferien auf den tschechoslowakischen Staatsbahnen zu unter­suchen und so etwas zu ihrer Beseitigung beizutragen. Im Falle der schrecklichen Kata­strophe von Saiz ist sogar die Forderung auf Einsegung eines parlamen= tarischen Untersuchungsausschusses abgelehnt worden. Die beiden Fälle vom Mittwoch zeigen nun, wie unabeislich die Konstituierung eines Ausschusses ge­wählter Volksvertreter ist, die bei der Untersuchung dieses und jen's Falles und aller Commenden, die sich noch ereignen mögen, auf die Wurzeln des Nebrls stoßen und so in­stand gesetzt wil den, die Aenderung eines Systems zu betreiben, das mit jeder neuen Katastrophe mehr den Unwillen. die Empörung, und Erbit rung der Bevölkerung wachrufen muß. Denn weder der Nebel. noch der einzelne Eisenbahner ist schuld an diefen gehäuf'en Statastrophen, sondern vielmehr eine Eisenbahnverwaltung. die bisher weber das nötige Intereffe ge- cigt, noch die geeigneten Mah­nahmen get offer hat, um die Sicherheit tes reisenden Publikums nach Menschen möglichkeit zu gewährleisten.

bar!" den jugoslawischen Totschlägern der De­motratie entgegen. An der Spise der neuen fascistischen Regierung steht ein General, eben jener General Pera Zivionie, ber einer der Anführer der Offiziere war, die in der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 1903 in das königliche Schloß in Belgrad ciudrangen und den Stönig Alerander Obrenović und die

nigin Draga Maschin ermordeten. Der erfte Schuß, der die Stehle des Königs traf und ihn tötlich verwundeic, wurde von dem heute zum Ministerpräsidenten hinaufgerüdten Zivkovič abgefeuert. Nach der Ermordung des Königs und der Königin, warfen die Offiziere die bei­den Leichen durch das Fenster in den Hof hin unter. Sie begnügten sich aber nicht damit. sondern töteten weiters in derfelben Nacht

einen Bruder und drei Schwestern der Köni­

gin, mehrere Minister und Generäle. Die blu­tige Vorgeschichte des gegenwärtigen eigentli chen Diftators von SHS- denn der fleine Alerander ist nur eine Buppe in den Händen der Militäriamarilla hindert die offenen und heimlichen Verehrer der Difiatur nicht im geringsten. ihm im Geifte volf bankbarer Aner­Bennung die Sond zu brücken.

Die Reaktion in allen Ländern jubelt und sie würbe noch ein stärkeres Freudenge heul erheben, wenn sie wüßte, daß der fasci­stische Staatsstreich des Königs zu einem guten Ende führen werde. Vorläufig gebietet die Er­innerung daran, daß Königstronen und Stö nigstöpfe nicht immer so fest sisen, daß sie folche Gewalternerimente chne Schaden ut nehmen überdauern, einige Vorsicht und Zu­rückhaltung. Aber der Neid darüber, daß zu den großen Vorbildern der Diftatur, zu Ste. mal Pascha, Mujjolini. Sorthy. Primo de Rivera und Lenin nun auch noch Alerander hinzugekommen ist, während im eigenen Larde die vazierenden Diktatoren noch zu Dußenden herumlaufen, ohne ihren Betätigungstrieb stiffen a tönnen, bricht fich doch mit elemen tarer Kraft Bahn.

Jm vollen Bewußtsein der gehobenen Stel ang eines Landespräsiden'en, der mit einem ehe. maligen Satthalter nicht zu vergleichen, sondern evas viel Größeres ist, hat Herr Kubat uns eine Kostprobe se ner Regierungskunst gegeben. Er hat, wie bereits berichtet wurde, den Bezirks haup leuten aufgetragen, die Mitgliedschaft der deutschen Bezirke bem Verband der Selbstvers waltungsförper auszukünd gen. Dem Rubat paßt es nicht, taß die Bezirke, de jetzt seine Pafchalis find, zur Erfüllung ihrer Verwaltungsaufgaben einen Verband haben, der vor ihm nicht zu tuschen braucht. ja der es gewagt hat, A. Win lautesten und freudigsten jubelt der tionen gegen die Sprachenverord­Fascistenchor in Deutschland . nungen" zu führen, eine Tätigkeit", die Bankeroit des parlamentarischen Systems!" nach Stubai gegen den Staat gerich Krise der Demokratie!" Endlich wiitern die tet" ist. Es ist natürlich überhaupt n'cht wahr, Reattionäre Morgenluft! Welche herrliche Aus­was der Hugo Kubat da zur Begründung seiner sichten für die Kapitäne und Säuptlinge des absolut st schen Gehversuche an ührt. Der Ver­stapitalismus, es mit Silfe des deutschnatio­band der Selbstverwaltungskörper hat gar teine nalen Herrgotts und des Säbels auch einmal Afton gegen die Sprachenverordnungen" durch geführt, sondern er hat lediglich die Geme nden so weit, das heißt in den Besitz der ungeschmä­und Bezirke pfl chtgemäß auf die Möglichkeit auf wurden verlegt. Die beiden Geleise lerten Staatsmacht zu bringen! Die Univer mert am gemacht. im Rahmen der Verordnung Die omtliche Melhun. wurden ver rammelt. Der Verkehr wird auf jalgenies, die sich befähigt fühlen, das Denken oder doch im Einklang mit dem Gesetz. dem die Prag , 10. Jänner. Die Direktion der Hilfsstreden über Nimburg- Bořičan- Prag bes ganzen Volkes in Regie zu übernehmen, Verordnung so und so oft w derspricht. von ihremt oder über Groß;-Offegg- Kolin- Prag aufrecht stehen in Menge bereit, man erkennt sic am Rechte Gebrauch zu machen. Der Präsident Staatsbahnen Praq- Süd verlautbart: Mittwoch, den 9. ds., um 23 Uhr fuhr erhalten. Satenfreuz an der Brust. Die deutschnationale ba mag sich ja einbilden, ein ganz besonders ge­Das Unglück wurde dadurch verursacht, daß Bresse fann sich vor eite! Wonne gar nicht faf­fintelter Kopf und en doppelt gee chter Hüter der Personenzug Nr. 809 vor der Station Lissa der staatlichen Autorität zu sein. aber die Zero a. E. auf den in die Station in derselben Rich: das Personal des Personenzuaes Nr. 809 bei jen: Schi her, in einer der jüngsten Staats­ten und' aatsanwälte. Se vor ihm und neben tung einfahrenden Laftzua Nr. 2037 auf. Bei dem herrschenden schr dichten Rebel das schöpfungen des Weltkrieges hat es ein junger ihm für de Sicherheit des Saates sorgten, was dem Zusammenstoß wurden der Signal- dem ren auch keine Fämmer und fätten längst den mann des Laftzuges Adolf Kval und auf Halt gestelle Signal beim Zuomelde König, von dem niemand eine solche Entschluß. Verband aufgelöst oder wenigstens einmal die der Auslader beim Personenzuge, vosten Nr. 3 auf der Strede Sostomlat bei fraft erwartet hätte, durcheinen Staats­Istreich geschafft!". Die deutschnationalen Franz orát, getötet. 14 Personen Nimburg- Lissa a. E. übersah.