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9. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslomatischen Republit.

Sonntag, 27. Jänner 1929.

,, Von der fommunistischen Partei

geführt"

und was dabei herausschaut!

Der Vorwärts" erteilt in seiner Sams tagjolge, worüber wir anderweitig sprechen, den Arbeitern wieder einmal gute Ratschläge, wie sic

dem Berrat " der Sozialdemokratie wohl am jichersten begegnen fönnten. Da heißt es:

,, Diese Gefahr kann das Proletariat nur bannen, wenn es mit allen, ihm zu Ge­bote stehenden Mitteln den Klassen­kampf bis in seiner gesteiger ten Form fortführt, alle für das Proletariat bündnisfähigen Schichten an sich fesselt und sie

von der kommunistischen Partei geführt gegen die Bourgeoisie stellt."

Vor wenigen Tagen zwar las man erst, daß fich Neurath schiver gegen den Kommunismus verfündigte, weil er bei der Ascher Gemeindewahl Bundesgenossen in den Reihen der kleinen Kaufleute und Gewerbetreibenden suchte- nut da war's eben Neurath , da war es eine Abwei­chung, aber wenn's das Polbüro jagt, ist es rich fig. Nehmen wir also an, es sei richtig( richtig deutsch ist es ja auf keinen Fall) und überzeugen wir uns von den Erfolgen, die das Prole­tariat unter kommunistischer Führung eingestan denermaßen errungen hat.

In einer Diskussionsbeilage des Vorwärts" finden wir folgende Zeugnisse für die erftquitlichen Erfolge der kommunistischen Politik:

,, Die Niederlage, welche die Partei am 6. Juli erlitten hat, muß unbedingt als eine Niederlage bezeichnet wer den, deren Ursache politische ch Ier jind".

" In diesem Augenblick des Kräftemessens wachsen die bisher gemachten Feh ler der KP zur Krise aus die Partei und mit ihr das Proletariat erleidet eine schwere Niederlage( Roter Tag). Daraus muß man den Schluß ziehen

?? ,, der Bourgeoisie ist es gelungen, ihre Kräfte zu sammeln, der KP. ist es nicht gelungen, die revolutionären Kräfte zu sammeln."

,, Dies war die Aufgabe der NP. Ist es der & B. gelungen, diese Aufgabe zu erfül len? Nein!"

,, Es ist nicht möglich, im Rahmen dieses Aufsaßes( beinahe vier Drud­spalten, Aum. d. Red.) jeden Fehler der Partei breit zu behandeln, ich muß mich quf eine furze Registrierung be­

schränken."

Hat die Partei sofort und recht ze in tig die Bedeutung der Lohnkämpfe be. griffen?..... Die Partei hat das nicht begriffen, die Folge davon war, daß die Gesamtbilanz der bis­herigen Lohn kämpfe jowohl für dic Arbeiter, als auch für die Partei schlecht endete."

Hat die Partei im Kampie gegen die Striegsgefahr und gegen den Fascismus alles getan.... Nein! Die Partei hat den Fascismus unter. schäßt und nichts Ernsthaftes un­ternommen..."

Hat die Partei im Stampfe gegen die Sozialdemokratie cine richtige Einschätzung derselben? Nein, sic un terschäßte den Reformismus, sic bc­griff nicht..

Hat die Partei in der Bauernfrage alles unternommen, um die Klein­und Mittelbauern vom fapitalistischen Ein­fluß zu befreien und sie zu Reserven der Me volution zu machen? Nein!... Auf dem Gebiete der Gewerkschaftsbewe gung wurde eine Reihe von schwc­ren Fehlern gemacht, die uns nit

gerade das Vertrauen der Massen erworben haben."

folge zu glauben, wenn sie selbst imstand

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monatlich.... Ke 16.-­

viertelfährlich

halbjährig

janzjährig.

48.­

96.­192.­

Radftellung von Manu ffripten erfolgt nur bel Ein­fendung der Refourmarfen.

Erscheint mit Ausnahme bes Montag täglich rüb

Nr. 24.

find, aus Hunderten Diskussionsartikeln diefer Ihr wollt unsere Krititer

jein?

und der früheren Bolschew jierungsaktionen auch nur einen beizubringen, in dem ein Arbeiter von wirklichen Erfolgen der kommunistischen Vo litt spricht! Einen einzigen, Heinen, bescheidenen Was immer die Sozialdemokratie tut oder Erfolg der kommunistischen Politik möchten wir nicht tut, sie ist daran gewöhnt, dafür sofort fehen, bevor wir uns einer Führung unierordnen, von zwei Seiten angefallen zu werden. Von die doch in einem Jahre totsicher wieder fliegem denn sonst, als von den im Rubelfold ste­und dann ganz genau leninistisch analysieren henden kommunistischen Führern, wird, welche Fehler jie gemacht hat! Einmal sollte sie die richtige Analyse deffen, was kommt deren Fähigkeit eben darin besteht, daß sie sich und was zu tun iſt, ſtatt deffen, was war und täglich ein halbes Dußend faftiger Lügen aus den schmußigen Fingern jaugen müssen, und was verpaßt wurde, den Arbeitern bringen! tische Bartei, die soviele Niederlagen, Fehler und sozialisten, die beide in würdiger Seelen­Es wird vergebens sein. Es gibt keine poli natürlich von den deutschen National. Schwindeleien offen zugeben müßte, die nicht ben gemeinschaft ihre Hauptaufgabe als Arbeiter. Schein eines Erfolges für sich ins Treffen führen varteien" nicht darin erblicken, den Hauptkampf faun. Von der kommunistischen Partei" geführt gegen den Klassenfeind zu führen, sondern ge­das heißzt ungefähr soviel, wie im Weltle ege von gen die Sozialdemokratie. Die Sozialdemokra Weltkriege einem Erzherzog geführt zu werden! Von der fomie ist daran wahrhaftig nicht zugrundegegan mun ſe ſchen Parici geführt, das hetzt wahnsinnigen, wie sich diese würdigen Kumpane wohl genug sein, einer sicheren Niederlage entgegenzu sehen, das heißt Lenten vertrauen, die es einem anstatt Parteiarbeit zu leisten usw." hundertmal schwarz auf weiß selbst bestätigt haben, Wir wollen wirklich den Kommunisten nich daß sie die unfehlbaren, patentierten, unübertreff Unrecht tun und sind bereit, an ihre Eichen Strategen der Niederlage find!

Das steht nun in einem einzigen Art fel. Tag für Tag aber wiederholt sich das gleiche Schau fpiel, Tag für Tag beichten sie einander ihre Feh ler, Sünden und Verfäumnisse. Die Redation des Vorwärts" bemterft zu den Einsendungen zu den Einsendungen In manchen Arbeiterfamilien zeigt sich ein außerordentlicher Pessimismus... Da wird all gemein festgestellt, daß in die Par­teiversammlungen nur 4 bis 5 Mitglieder kommen. daß der Groß teil der Parteimitglieder Karten spielt,

Die letzten Neste der Autonomie sollen ausgemerzt werden!

Ein tschechischer Landesausschußbeisiger soll das deutsche Schulwesen in Mähren und Schlesien verwalten. Ein neuer Er olg" des Attivismus. Brinn, 26. Jänner. Wir haben schon getüd nationaler Autonomie ausgemerzt werden! stern berichtet, daß die freitägige erste Sigung des Das deutsche Schulwesen in Mähren und Schle mährisch- schlesischen Landesausschusses, obwohl sie sien soll nunmehr in das Rejfort eines tschechi den ganzen Tag über andaueric, ergebnislos blieb, da eine Einigung über die Aufteilung der Refe­rate unter die einzelnen Mitglieder des Landes­ausschusses nicht erzielt werden konnte.

schen Landesausschußmitgliedes fallen. Nach der Beseitigung der nationalen Sektionierung des mährischen Landesschulrates soll nun die Besci­tigung der Zweite lung des Landestulturraies und des Landesgewerberates folgen.

ichon ausreichend überzeugen kommten, beide tönnten sich glücklich schäßen, wenn sie wenig stens einigermaßen ein solches Buchstum auf­zuweisen hätten, wie die Sozialdemokratie. Den Schaden trägt die Gesamtarbeiterschaft. die einer einigen, jedenfalls gegen die Arbei­terschaft einigen Bourgeoisie mit durch die Zer­splitterung der Arbeiterbewegung geschwächten Sträften gegenübersteht, doch das hat auf diese famosen Arbeiterparteien noch nie den gering­ſten Eindruck gemacht.

Gestern sind sie wieder einmal in durch die Gewöhnung bewunderungswürdiger Ueberein­stimmung gegen uns aufmarschiert. Der Tag" wie der Reichenberger Vorwärts" ein 5erz und eine Seele! Der ag" har eine herrliche Entdeckung gemacht: Scaverer Stonilift in der deutschen Sozialdemokratie .-- Der Doktorenflügel für den Eintritt in die Regierung. Wie sie den Eintritt vorbereiten wollen." Das alles will der Tag" aus qui­informierten Streisen" erfahren haben. Offen­Angeblich sollen fich die beiden deutschbürger bar von der guten Frau Blaschte selbst. Affo lidhjen Mitglieder des Landesausschusses an die die deutschen Nationalsozialisten haben, bebient attivistischen Minister gewendet haben, um durch durch diese gutinformierten Streife", die ihnen Intervention beim Innerminister Cerny diese einen Mordsbären aufgebunden haben, es her­Es war eine seit Jahrzehnten selbst ver neueste Vlamage der altivistischen Regierungstel aus. Unter uns ist ein schwerer confliti aus. ständliche llebung, die noch aus dem alten nahme ungeschehen zu machen. Nach dem unge gebrochen, der Doktorenflügel" daß es Oesterreich übernommen wurde, daß das deutsche heneren Erjolg" der Verwaltungsreform, der einen solchen gibt, haben wir in unserer Schulwesen und die Angelegenheiten der deutschen Geschäftsordnung und Sprachenverordnung für Ahnungslosigkeit bisher gar nicht gewußt,- Gemeinden von einem deutschen Referenten des die Landes- und Bezirksvertretungen ist wohl der Doftorenflügel" will partout den Eintritt Landesausschusses verwaltet wurden. Ueber kaum anzunehmen, daß der bereits legendär ge­Anordnung des Innenministers soll wordene Einfluß; der Herren Spina und Wahr diese Selbstverständlichkeit nunmehr in Mähren Harting in der Regierung dieses neue Unrecht be­Schlesien beseitigt und damit wieder ein seitigen könnte.

Heute wird nun bekannt, daß die Differenzen deshalb entstanden sind, weil man den deutschen Mitgliedern des Landesausschusses nicht wie bis her die Verwaltung der deutschen Ressorts über geben wollte.

in die Regierung und so fann man sich mit ein bißchen Phantasie ausmalen, wie alles bei uns drüber und drunter geht. Die waderen Natio= nalsozialisten werden sich ein wenig gedulden und ihre Freudenausbrüche vertagen müssen. obwohl auch fünftighin bemühen wol ihre

Young und Morgan lehnen den Vorfit ab. ten, the transiedenheit zu ettingen, wie be

Amerita will seine Forderungen an die Alliierten nicht aufs Spiel ſehen.

find! Weit weniger interessiert sie die Tugend

sorgt doch die Safenfreuzler um unsere Tugend

der ihnen doch ungleich näher stehenden deutschbürgerlichen Aktivisten in die Regie­Der Vorschlag, einem Ameritaner den Vorii rungskoalition verblieben die deutschen Natio

Alliiernalsozialisten

New Yort, 26. Jänner. Herald and Tri- auf Herabjegung ihrer Schulden an Deutschbürgerlichen. Nach dem Eintritt der bune" schreibt: Owen D. Young hat durch Amerika zur Folge haben. Parker Gilbert inoffiziell die Alliierten und eutschland darüber verständigt, daß seine oder Morgans Wahl zum Vorsitzenden des Sach- der Sachverständinenkonferenz zu übertragen, ici verständigenausschusses ur Regelung der Repara- hier von Parter Gilbert im Austrage der Alliier ien und Deutschlands unterbreitet worden. Gil­bert habe vor seiner Abreise erklärt, er wisse nicht, was nun hinsichtlich des Vorsitzes gefchehen werde. Weiter erklärte er, er halte sich lediglich in Berlin bereit, nach Baris zu gehen, um dort Fragen der Sachverständigen über die deutsche Wirtschafts­entwicklung zu beantragen.

tionsfragen ausgeschlossen fci. Es verlautet, diese Ablehnung durch die ame­rifanischen Delegierten erfolge auf ausdrüd lichen Wunsch Coolidges, der befürchte, wenn Young den Vorsitz führe, würde dies bei einer Herabsehung der deutschen Schuld entspre­chende Forderungen der Alliierten

20 Bergleute vermikt. Kingston( Westvirginia), 26. Jänner. In einer Grube bei Pocahontas ereignete sich eine Explosion, nach welcher 50 Bergleute vermikt

werden. An ihrer Rettung wird gearbeitet.

Die Explosion in Potahontas war in einem Umkreise von einer Meile zu hören. Der Luft­drud vernichtete einige Schuppen in der Nähe des Grubencinganges. Wan lann hoffen, daß es einer großen ahl von Beraleuten gelang, durch den hinteren Grubenausgang zu entkommen. 20 Bergarbeiter werden aber noch immer vermißt.

für Wilhelm II. verbreitet. Aus der Tatsache, daß die Weitergabe des Interviews des Exfaisers aus drücklich nur an rechtsstehende Zeitungen erfolgen sollte, ergibt sich ohne weiteres, daß die Leitung des Wolffbüros ſelbſt das Gefühl hatte, daß es etwas ungehöriges sei, wenn eine Organisation, die der Regierung der Republit dienen soll, sich bereit findet, einen monarchisti schen Reklameartikel zu verbreiten.

Die Reichsregierung läßt dazu erklären, daß sie auf keinen Fall die Verbreitung des Artikels gestattet hätte, wenn es ihr vorher bekannt gege Das Wolfbüro kann seinen kaiserlichen ben worden wäre. Boraussichtlich wird es nicht Herrn" nicht vergessen. bei dieser Feststellung bleiben, sondern der Reichs­Berlin, 26. Jänner .( Eigenbericht.) Die tag wird die notwendigen Maßregeln gegen eine halbamtliche deutsche Telegraphenagentur, das Wiederholung derartiger Vorfälle treffen müssen. W. T. B., hatte gestern einen Propagandaartikel

alsozialisten im Parlamente noch längere Zeit mit ihnen im gemeinsamen Verbande und erit. als sie förmlich und buchstäblich hinausgelehnt wurden, befannen sie sich auf ihre Grundfäße. Eine Parici, die in die Regierungsmehrheit geht, um dort eine gegen die Arbeiterschaft ge­richtete Scharfmacherpolitik zu betreiben, erregt

das Gemüt dieser Nationalsozialisten bei wei­tem nicht so, wie schon die bloße Vorstellung. es könnten einmal sozialistische Parteien sich so viel Macht im Staate zu sichern suchen, als nötig ist, um quizumachen, was das deutsche und tschechische Bürgertum Schlechtes an der stellung kann man die von der gutinformier­Arbeiterschaft verbrochen hat. Mit dieser Fest­ten" Seite des Tag" erzählten Ammenmär chen wohl als abgetan erachten.

Auf seinem mageren Selepper fommt, wie gesagt, auch der Borwärts" dahergeritten. Wo würde er fehlen, wenn es gilt, feinen Schmu nach der Sozialdemokratie zu schleudern! Die jam befannt. Ein Redner von uns äußert sich Methoden, nach denen dies geschieht, sind satt dahin, daß in Zukunft ein Zusammengehen mit den Kommunisten noch unmöglicher als bis jepi sei, sie seien nicht mehr als irrende Brüder" anzusehen, sondern als Feinde der Arbeiterschaft, da sie ihre Hauptangriffe gegen