Ginzelpreis 70 Seller.

Redaktion und Verwaltung: Prag  , II., Nelajanta 18.

Telephone: Sagesredattion: 26795, 31469.

Machtredaktion: 2679%

Boftfchedam 366

3nferate werde au Sar billigst berechnet Be öftere Einschaltunge Preis nachlah

9. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Donnerstag, 14. Feber 1929.

Der Butsch der K.P.C. zusammengebrochen.

Der offizielle bolschewiftische Zert: Der Streif in Nordböhmen   unterbrochen."- 24 Stunden vorher noch Aufforderung zum Generalstreit.

-

Eine größere Blamage als der Rote Lag!

Die kommunistischen   Arbeiter wollen nicht länger Kanonenfutter sein.

Reichenberg, 13. Feber.( Eigenbericht.) Sang- und flanglos wurde heute der vom Politbüro unter gewaltigen agitatorischen Aufwänden inszenierte Generalstret der nordböhmischen Textilarbeiter beendet. Obwohl die K. P. 6. alle ihre verfügbaren Parlamen tarter und Sekretär: auf die Textilarbeiter losgelassen hatte, darunter die Abgeordneten Stern, Schmerda und Zoufaly, trat der Zusammenbruch der Altion viel früher ein, als die größten Optimisten erwartet hatten. Die Iommunistischen Arbeiter des Rei­chenberger Gebietes jtreitten diesmal gegen die Parole threr eigenen Partei­leitung. Gegenüber dem demagogischen Geschrei der bolschewistischen Pankrotteure, daß die Witglieder der Union der Textilarbeiter Streitbruch begangen hätten, muß mit allem Nach drud konstatert werden, daß es vor allem der Widerstand der kommunistischen  Gewerkschaftsmitglieder und Anhänger war, welcher den Streit schon nach wenigen Tagen zusammenbrechen ließ.

Im Rudé Právo vom Mittwoch liest man auf der ersten Seite den dreispaltigen Titel ,, Veliký zápas textilního dělnictva"( Das große Ringen der Textilarbeiter). Folgen Soli daritätsfundgebungen, Aufforderungen zu energi fchem Kampfe gegen die Reformisten, Ermun terungen und schließlich folgender Eigenbericht aus Reichenberg:

Streitführung angeblich zu ihrer Taktik gemacht haben, waren gescheit genug, nicht mitzutun. Die Blianz ist doch die, daß auf dem Höhepunkt des Kampjes teine 20 Prozent der Reichenberger, leine fünf Prozent der gesamtstaatlichen Textil­arbeiterschaft streiten. Die Jud fferenzen, auf die es bei so bochrevolutionären Aktionen immer am meiften antommt, darin liegt eben die Befon derheit des Stalinismus, billigten die Taftif, aber fie jogen es vor, sie nicht anzuwenden. Es waren feine fiebentausend arme Teufel, von gutgläubigen und schändlich irregeführten fommunistischen Par­tetleuten, die sich in das halsbrecherische Abenteuer stürzten, um dem fleinen Reimann Gelegenheit macht. Fortschreiten und möglichst umsichtige zur Erwerbung eines Ordens zu geben. Es mußte Ausweitung des Kampjes auf dieser Grundlage enden, wie es alle, die auch nur die leiseste das ist jeßt die Aufgabe der revolu- Ahnung von gewertschaftlichen und politischen tionären Arbeiter! Die Unterbre- Kämpfen der Arbeiter haben, voraussahen, wie es chung des Streikes in Nordböhmen   je nur eine selbst die Führer des J.A.V. ahnien, mit einem Etappe in der weiteren und mächtigeren 2 usichredlichen Zusammenbruch, mit dem Beweis der weitung des Kampjes." glatten Kampjunfähigkeit der kommunistischen  Bartci,

Schon gut, lieber Höfer- Reimann! Es ist

.

Die Streiffituation vom heutigen eine Etappe auf dem Wege alles Fleisches, den Der Vorwärts" verkündete noch vor 24 Vormittag ist im ganzen unverändert. In die St.P.C. geht. Einen Streif fann man so we- Stunden, in seiner Folge vom Dienstag, als selbst einigen Betrieben ist die 3ahl der nig unterbrechen", wie eine Offensive; es bleibt Reimann schon begreifen mußte, daß es schief Streifenden gewachsen. Die Nachrichten schon dabei: strategischer Rüdzug, Umgruppierung geht, den Generalstreit mit vierspalti­der bürgerlichen und sozialdemokrati der Kräfte, neue Offensive alles schon dage- gem Titel und leistete sich nachfolgenden ichen Presse über den Stand des Streifes find wesen! Die Massen, die den Blödsinn solcher Aufruf: tendenziös und erlogen. Nur in ganz wenigen Fällen erhöhte sich die Zahl der Streifbrecher, welche einerseits dem Terror der Angestellten unterlagen, andererseits der streitbrecherischen Propaganda der reformisti­schen Vertrauensleute und Sekretäre. Die Stim. mung der Streitenden ist andauernd zuver= sichtlich. In allen Betrieben und Revieren sinden Betriebs- und öffentliche Versammlungen statt und die Streikenden sind durch die Revier. und Zentralstreikleitung ständig informiert".

die

Generalstreit

in der gesamten nordböhmischen Zertilindustrie.

Der Generalstreif der nordböhmischen Textil| Arbeiterschaft, die Tertilarbeiterschaft in ihrem arbeiterschaft ist es, der heute zum Siege schweren Stampfe aktiv zu unterstügen. Nicht und zur Durchseßung der Forderungen führen muß.

Wählt darum augenblicklich überall Streit leitungen aus den Reihen der gesamten Arbeiter schaft und folgt dem Beispiel der streikenden Betriebe.

allein durch materichte Hilfe, die unverzüglich in allen Betrieben organisiert werden muß, sondern auch durch attive Teilnahme an unserem Kampic, durch die Solidarität der Tat.

Der Kampf der Textilarbeiter ist nicht nur ein Kampf des Textilproletariats, sondern der Gleichzeitig appellieren wir an die gejamie! gesamten Arbeiterschaft.

Mobilisiert alle Kräfte!

Für den Generalstreit in der nordböhmischen Tertifindustrie! Für die Lohnerhöhung!

Gegen die kapitalistische Rationalisierung!

Gegen die Gefahren des imperialistischen Arieges!

Bezugs Bedingungen:

Bei Zustellung ins Haus oder bel Bezug durch die Post:

.

Ke 16­

48.­

..

98.­192.­

monatlich vierteljährlich halbjährig. ganzjährig.

Radftellung von Manu­tripten erfolgt nur bei Ein­fendung der Retourmarten.

Erlaheint mit Ausnahme des Montag täglig r

Nr. 39.

Kramars Lob und Tadel.

,, Was wir Deutsche an Dr. Kramař schätzen, ist seine Aufrichtigkeit und Ehrlich­

( Die christlichsoziale Deutse Presse" von gestern.)

Herr Dr. Kramař rebet viel und redet gern. Seine Sämtlichen Werke" würden eine stattliche Reihe von Bänden ergeben und seine, beziehungsweise die Presse des Zivno- Konzern hat es, so oft er redete, noch nie unterlassen. seinen jeweiligen Aeußerungen die größte ge schichtliche Bedeutung zuzusprechen. Dieser Breffe zufolge erregt die Ankündigung einer Rede Kramařs regelmäßig Senfation, sie hat Maffenaufläufe mit lebensgefährlichem Ge dränge zur Folge und nach gehaltenein Speech muß der Záchrani bor" ausrüden, um die vielen Hände zu verbinden, die in der ausge­brochenen hemmungslosen Begeisterung wund geftatfcht wurden. Neuestens ist, wie schon obi­ces Zitat zeigt, auch die Preise der Regierungs­gewaltigen Manne gegangen. Dies beruht auf dem Abschluß; eines gegenseitigen Rüdversiche nungsvertrag im Loben. Troß diefer auten Presse", über die der um mit der Deut­schen Breffe" au sprechen aufrichtige und ehrliche Mann verfügt, steht das Wachstum feiner Partei im umgekehrten Verhältnis zu der wachsenden Zahl feiner Reden...

deutschen unter die Schweifwebler vor diesem

Seine Reben sind aber nicht nur zahlreich wie der Sand am Meere, man fann aus ihnen auch, wie aus der Bibel, a Iles beweifen. Er hat für die Demokratie gesprochen, aber e kam die Zeit, wo er Gott   dafür dankte, daß wir den Fascismus haben". um dann, als feine mit dem Faicismus aufgestellte Rechnung nicht stimmte, sich von ihm schmollend abzuwenden. Er ließ für den Fall des Regierungseintritte der Deutschen   durch einen feiner geistigen Handlanger die Revolution anfündigen und Tobi heute Švehla, weil er den fühnen Gedan­ten" hatte, die tschechisch- deutsche   Bürgerregie­rung zu bilden. Er hat die tichechische Scoali­tion, als die einzig mögliche Regierungsform erklärt, mit demselben Brustton der Ueberzeu gung, mit dem er jetzt für die Beibehaltung des antifozialistischen Bürgerblocks, der einen Teil des tschechischen Volkes von der Mitregie­yung ausschließt. eintritt. Er hat den wüten den, unerbittlichen Chauvinisten gespielt, hat aber doch einmal gefoot: Mir ist es in der Seele zuwider, den Deutschen allzu augenfäl lig die Stärke, daß wir die Herren sind, zu zeigen. So macht man es nicht. Ich will, daß der Ticheche Gentleman fei." Biel   früher, und zwar im Jahre 1912 hat er, wie ihn einmal Sie hat nur eine Schlappe erlitten, weil Sie hat nur eine Schlappe erlitten, weil ein tschechisches Blatt erinnerte, gefagt: Wir selbst ein Teil ihrer Vorhut, ein Teil der tönnen tein felbständiger Staat sein und wenn, Sommunisten und roten Gewerkschafier, im Stampje o doch nicht ausschließlich tschechisch. Die Deut­so nicht stand gehalten hat. Der Opportu nismus, diese versöhnlerische Haltung gegenüber schen der böhmischen Länder, deren so viele dem Klassenfeind, hat selbst einen Teil unse- find, dürfen nicht für etwas gerechnet werden, Die Tertilarbeiterschaft Nordböhrer eigenen Reiben angefressen. Auf auf das man keine Rücksicht zu nehmen mens geht wieder in die Betriebe, um der anderen Seite aber hat es sich gezeigt, daß braucht" gestern erzählt der frühere Senator dort zu arbeiten, aber nicht um dort zu viele Textilprofeten, vor allem die Frauen und Prof. Dr. Na egle, ramar habe ihm Jahre arbeiten für die höheren Profite Jugendlichen, in diesem Stampse sich aufs herr- 1918 einer zu ihm als dem damaligen Mini­ihrer Ausbeuter, jondern um dort zu lichste geschlagen haben. Jene Opportuni- fterpräsidenten entfendeten Deputation des arbeiten, damit auch jene Arbeiter, ſten müssen wir aus unseren Reihen be- Akademischen Senats der Deutschen Univer­die ebenso wie alle anderen unter den Hunger- feitigen und jene neuen, im Kampfe erstarkten ität, die über die Bedrückung der Universität löhnen, unter der Knute der Rationalisierung und Elemente miffen sich der Vorhut des Proletariats, Beschwerde führte, erklärt: Sie verçeifen, unter dem fascistischen Terror in den Betrieben der communistischen Partei und den roten Gewerk. Herr Reftor, daß wir die Sieger sind." leiden und sich diesmal dem Stampfe to th schaften, anschließen." Und Naegle bemerkt dazu. Kramar habe sich nicht angeschlossen haben, gewonnen Wollen mal abwarten! Die Opportunisten" ihm und der Deutschen Universität gegenüber werden für den Kampf. werden, scheint uns, jetzt gerade Wind in die Seals Ministerpräsident tatsächlich als rücksichts­gel und Waffer auf die Wühle bekommen, denn lofer Sieger aufgespielt. sie können dem Reimann doch nachweisen, daß sie

Der Leser des Rudé Právo" fonnte sich also des Erfolges freuen. Alles an der Nordfront stand gut, die ungünstigen Nachrichten sind ein fach erlogen, die Zahl der Streifenden wächst. Nur der stilkritische Lefer mußte gleich den Ton der öferschen Generalstabsberichte unseligen Angedenkens heraus haben. Die im gauzen unveränderte Situation, erlogenen gegnerischen Berichte, die wenigen Fälle von Terrainverlust im Ver gleich mit der schüchternen Andeutung des Ge­winns von einigen Metern feindlicher Gräben, die Auswirkungen der defattistischen Heze, aber fchließlich die ungebeugte und feste Stim­mung der Truppen das klingt so, wie am dritten Tag der Piave- Offensive oder nach dem Die Folge des Aufrufes scheint die Rückkehr Durchbruch bei Luck oder nach den Offensivverfu- der letzten Getreuen in die Betriebe gewesen zu chen von Grodek   und Přemysl. Früher als er sein. Denn um Witternacht wurde doch dem aber fürchten mußte, wurde der Leser enttäuscht. Rudé Pravo" bereits die Niederlage gemeldet. Denn, tam er auf die letzte Seite( wenn er nicht Der Reimann persönlich nimmt zu seinem Siege Glück hatte und von hinten anfing, wo man bei wie folgt Stellung: den Kommunisten der Wahrheit näher ist), so las er unter Leizte Nachrichten"

Für die attive Solidarität mit den tämpfenden Tertilarbeitern!

Der Streik in Nordböhmen   unterbrochen der Kampf geht weiter.

und darunter wieder einen Eigenbericht aus Reis chenberg, also keine tendenziöse und erlogene", fondern eine von Reimann wahrscheinlich zenfu­rierte Nachricht, die in trockenen Worten befagt, daß sich die Strelkleitung entschlossen habe, den Kampf vorläufig einzustellen. Es jei keine Niederlage, woher denn, wenn man fünf Seiten früher noch gefiegt hatte!, vielmehr eine votvendige Pause um mit befferen Vorbereitun gen und stärkerer Straft die Offensive wieder auf­zunehmen( allee nähere in den Generalstabsbe­richten vom Juni 1918, Piaveschlacht):

Es lebe der siegreiche Ramps des ausgebeuteten Tertilproletariats!

Es sebe der Generalfreif in der nordböhmischen Textilindustrie!

Der Streit ist nicht abgeblasen, der Streit ist nur unterbrochen. Der Stamps geht weiter."

erst nach ungefähr einjähriger Parteiführung den

*

Wie er sich das vorstellen mag? Er stellt Roten Tag, er aber nach wenigen Wochen schon Vor einigen Tagen hat Dr. Kramar in jich's wahrscheinlich überhaupt nicht vor, er plap die viel größere Niederlage zustande brachte. Wei einem Vortrage wieder einmal gesprochen und " In diesem Kampie hat sich gezeigt, daß der pert es nur so daher. Daß die Arbeiter in die der richtigen Linie war's nichts und der Kampf zwar über das Verhältnis der Tiche= Kampf der Arbeiterschaft gegen die Ausbeutung Betriebe gehen, aber nicht für die höheren Pro um sie wird wohl der einzige fein, der noch weichen zu den Deutschen. So weit er über und die sllavischen Verhältnisie nur möglich fite der Ausbeuter arbeiten könnten, daß also ter geht. Der triumphierenden Textilindustrie die Deutschen im allgemeinen sprach, geschah ist unter der Führung eigener, demo sozusagen die Parteiarbeit wieder aufgenommen gegenüber nun die Rechte der Arbeiterschaft zu dies in Hochfahrender, überheblicher Weise, die fratisch(!) gewählter Streitaus- wird, an den Webstühlen aber gestreift würde, schüßen und gelvertschaftliche Folgen der kommu schüsse der Arbeiterschaft gegen den Block der das geht selbst über jene Hutschnur, die Reinistischen Niederlage zu vermeiden, wird die Auf- den Herrenstandpunkt nirgends verleugnet, nur Textilbarone und Reformisten unter den Ba- manus richtige Linie ist. Aber der tragikomische gabe der freien Gewerkschaften sein. Die Auf- wenn er der Regierungsdeutschen ge­tolen der revolutionären Gewerkschaften und der Spaß wäre nicht vollkommen, nüßten die Burschen gabe der revolutionären Arbeiter aber, von der Tommunistischen Partei. ihre Blamage nicht noch zur Stärkung ihrer in Diese Tattit hat die indifferente merparteilichen Stell lung aus; und Arbeiterschaft gebilligt, die Wassen so fährt er dann fort: der Arbeiterschaft haben sie zu der ihren ge Die Arbeiterschaft ist nicht niedergerungen. lich aufzuräumen!

die Buben zu fafeln wagen, wird es ganz im Ge­genteil zu den Reimanniaden sein, mit dem ver­brecherischen Putsch smus in Nordböhmen   gründ­

dachte, fand er Worte der allerhöchsten Aner­fennung für ihre bedingungslose Loyalität." Damit sie sich nicht in Träu­men wiegen, dem Lob des großen Herren werde ein greifbarer Dant folgen, fügte er gleich hin­