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9. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.

Sonntag, 24. Feber 1929.

Weimarer Koalition in Gicht  ?

Sollte ihm das nicht gelingen, so wird es wahrscheinlich zur Ernennung dreier Zentrums minister lommen und zu die sem Zweck wird der Reichsjustizminister Koch ( Temokrat) sein Amt aufgeben. Die Volksparte hat zwar früher damit gedroht, daß sie vor der mußten.

Trogli in die Tschechoslowakei  ?

Der Genat gegen das Nicaragua  : Abenteuer.

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Ericheint mit Ausnahme bes Montag täglich üb Nr. 48.

Seipel läßt einbrechen.

Seimwehrfascismus, der katholische Ein Ausscheiden der Boltspartei nicht unwahrscheinlich. Washington, 22. Feber. In Senat wurde Prälat und die Arbeiterschaft. heute überraschend mit 38 gegen 30 Stimmen Berlin  , 23. ever.( Eigenbericht.) Nach| Regelung der Verhältnisse in Preußen nicht das ein Antrag angenommen, der mit Wirkung vom Seipel spielt mit dem Feuer. Vor einigen dem Scheitern der Verhandlungen in Preußen mit einve standen sei, daß das Zentrum die drei 1. Juli an untersagt, Regierungsgelder für den Tagen erschien im Wiener   Parteihaus ein ist die Initiative zur Lösung der Krise im Rech  , Re cheminister erhalte. Es ist aber nicht anzu- Transport von Marinesoldaten von und nach Trupp von Kriminalbeamten, die eine Haus­die wochenlang mit der Kabinettsumb ldung in nehmen, daß sie etwa die Konsequenzen daraus Nicaragua   aufzuwenden, es sei denn daß es sich durchsuchung" vornahmen. Sie suchten Waffen. Preußen verknüpft war, wieder auf den Reichs- ziehen will, wenn auch gegen ihren Willen die unmittelbar um den Schutz des Lebens und und sie fanden eine Anzahl Gewehre, die im fanzler übergegangen. Es ist anzhmen, daß er Ernennung der drei Zentrumsminister erfolgen Eigentums amerikanischer Staatsbürger handle. Anfang der Woche neue Schritunternehmen sollte. Die Anhänger der Regierung geben zu, daß sie Keller, keinesfalls verſtedt, und für jedermann wird. Allerdings bemüht sich auch Streje= Aber selbst, wenn die Voltspartei aus der mit der Annahme dieser Entschließung eine tat leicht sichtbar, aufbewahrt waren und schafften mann, jeßt seine Partei dafür zu gewinnen, Regierung aussche den sollte, so würde das keitische Niederlage erlitten haben. Allerdings ist sie fort. Die bürgerliche Journaille tobte vor dem Zentrum im Reich drei Mini zuzubilligen nen Verlust bedeuten, denn sie hat bisher in der Antrag mit der Annahme im Senate noch Begeisterung über den infamen Handstreich des und den Vorschlag anzunehmen, der Volls- wirtschaftlichen, Steuer- und sozialen Fragen die nicht gesichert, da er ja noch das Repräsentanten Prälaten, in der Inseratenpresse erhob sich partei in Preußen einen Minister, Staats- größten Schwierigkeiten gemacht, während mit haus zu passieren hat, che er dem Präsidenten Leitartikelentrüstung geifernd gegen die So­sekretär und ein Ministerium te Portefeuille dem Zentrum eher eine Verständ gung auf diesem zur Unterschrift vorgelegt wird. zialdemokratie und mit großem Aufwand von für den Reichswirtschaftsmini Gurtius ein- Gebiet möglich ist. Die Weimarer Koalition, die Phrasenschmalz regte sich die mit Kapitalisten­räumen will. nach dem Ausscheiden der Volkspartei wieder die Seipel hält die Taschen zu. Regierung übernehmen würde, hätte zwar reine geld bezahlte Skepsis am Friedenswillen der stabile Mehrheit im Reichstag. Das würde aber Wien  , 23. Feber.( Eigenbericht.) Der Aus- österreichischen Arbeiterschaft. Weshalb der den jeßigen Zustand im Reichstag nur wen'g schuß für soziale Verwaltung, dem die sozial­Lärm? Im Parteihaus befindet sich die Kanz­ändern, weil auch bisher schon die notwendigen demokratischen Anträge auf Unterstützung der lei des Verbandes der Arbeiter- Jagd- und Beschlüsse durch Kompromisse gefunden werden Arbeitslosen während der Kältekatastrophe zuge von Jagdwaffen und Ausrüstungsgegenständen Schüßenvereine, der natürlich auch ein Lager wiesen wurden, hat gestern seine Beratungen betreibt. Da der Verein jeine Tätigkeit über unterbrochen, um für Verhandlungen innerhalb ganz Desterreich erstreckt, steht nach dem Ver­der Parteien Zeit zu laffen. Heute erklärte der einsgesetz dem Bundeskanzleramt das Recht zu, Finanzminister in diesen Verhandlungen, die über die Genehmigung oder das Verbot des Regierung tönne den Arbeitslosen Verbandes zu entscheiden. Das Bundeskanz nichts geben; sie sei höchstens bereit, den leramt hat aber bereits zweimal( und zwar am Wie bekannt, hat sich Troyti an den Prä- Wie das Narodni Osvobozeni" mitteilt, Seleinrentnern und den Kriegsinvaliden eine ein 10. April 1926 und am 4. Dezember 1928) ſidenten des deutschen   Reichstages Genossen dürfte das Außenministerium gegen eine Einreise malige Aushilfe von zehn Schilling au geben, die Statuten des sozialistischen   Jagdvereines Loebe gewandt und ihn unter Berufung auf Troylis feine Einwendungen erheben, was die während die Sozialdemokraten beantragt hatten, genehmigt und so wurde ihm auch dann auto­eine Rede, die Loebe vorher gehalten hatte, er- Narodni Liſty" dazu veranlaßt, dagegen zu diesen beiden Gruppen und den Arbeitslosen matiſch die sonzeſſion für den Waffenhandel jucht, die Einreise Troztis nach Deutschland   bei vom Magistrat bewilligt. Plößlich fällt es der Reichsregierung möglich zu machen. Außer heßen, daß man Trokki die Einreise möglich chentlich fünf Schilling für die Zeit der Kälte zu Seipel, ein daß der Verein jeinen ſtatutenmä­geben. Auch der sozialdemokratische Vermitt Biçen Wirkungsfreis überschritten" hat, weil lungsantrag, diese zehn Schilling wenigstens auch er angeblid) eine Belieferung der Gemeinde­den Arbeitslosen und den Unfallsreninern zu gewache die den Bürgerlichen seit ihrer Grün­ben, wurde abgelehnt. Die bürgerlichen Parteien dung ein Dorn im Auge ist mit Eurzen hatten bezeichnenderweise zu den Verhandlungen Handfeuerwaffen übernommen hat und das zwei Unternehmersekretäre und einen von ihm geleitete Bundeskanzleramt spricht Geistlichen entsendet, der den Unternehmersekre die Auflösung des Vereines aus. Seipel läßt im Parteihaus einbrechen. Er mobilisiert ein Bezirksgericht, das in seriler Ergebenheit einen Hausdurchsuchungs Auftrag fertigstellt und Schober läßt die Keller des Parteihauses durchstöbern. Das Ergebnis ist blamabel, man findet nur eine Anzahl Gewehre, die Eigen­tum des Jacdvereines sind und beschlagnahmt sic. Der Einbruch im Parteihaus hat begreif­licher Weise bei der Arbeiterschaft, die sich eine

Aylrecht und Demokratie.

dent hat sich Trosti mit einem Schreiben an den mache. deutschen   Stonjul in Stonstantinopel gewendet und an denselben ein offizielles Ansuchen um die Einreisebewilligung nach Deutschland   gerichtet. Die Nachricht, daß Tropki um eine Einreise nach Frankreich   gerichtet hat, wird vom französi schen Ministerium des Auswärtigen bestritten.

Run sind auch Bemühungen im Gange, um Troyki den Aufenthalt in der Tschechoslo wafei möglich zu machen. An einen Angehöri gen der kommunistischen   Opposition in Brünn  find zwei Briefe, die vom 4. und 6. Feber datiert jind, gelangt, die aus der Umgebung Tropfis stammen, worin mitgeteilt wird, daß Troykis Zu­stand ernst ist und seine Anhänger ersucht werden, alles zu tun, um die Abreise Troykis aus der Türkei   möglich zu machen. Trotti hat nämlich im Sommer eine Malaria durchgemacht und leidet an irgendeiner Darm- oder Magenkrankheit, die eine Operation notwendig machen wird. Seine Familie fürchtet sich ihn türkischen Aerzten anzu vertrauen und würden es angeblich gerne sehen, wenn Tropfi in irgendeinem tschechoslowakischen Bad oder Sanatorium Heilung finden könnte. In Brünn   hat sich nun vor einiger Zeit ein Aus­fchuß zur Rettung Troytis gebildet, der bereits an das tschechoslowakische Außenamt das An­suchen gerichtet hat, Troyki die Einreise zu be­willigen. Der Ausschuß hat der Sowjetgesandt­schaft in Angora ein Telegramm geschickt, ob Troyli in die Tschechoslowakei   kommen will. Falls Troyki zustimmt, wird sich eine Delegation des Brünner Ausschusses nach Angora begeben. So weit die Nachricht.

Stonstantinopel, 23. Feber. Einige Aerzte gestern den Gesundheitzustand untersuchten Troplijs. Ihre Diagnose lautet, daß Troszkij eine heftige Sumpffiberkrise durchmacht und daß außerdem seine unge ernst ange­griffen ist.

tären in allem sekundierte.

Eine Attion der Eisenbahner.

Für eine sofortige Aushilfe und für die Novellierung der Regierungs­

Verordnung Nr. 15/1927.

Nach gegenseitigem Einvernehmen| sogleich an die Novellierung der Regierungsver- derartige Infamie nicht gefallen lassen will, traten die Vertreter der Eisenbahnerfach ordnung Nr. 15-1927 zu Gunsten einer gerechten einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen Bewertung und Einschätzung des Eisenbahndien organisationen( Unie žel. zam., Berstes geschritten und dadurch das Lebens- und und der Vorfall wird zweifellos noch ein par­band der Eisenbahner" und Jed. Geistesniveau aller Eisenbahnbediensteten auf lamentarisches Nachspiel haben. Die Haus­nota za měst. že l.) zusammen, um über einen solchen physischen und geistigen Stand ge- durchsuchung war tendenziös, lediglich eine ein einheitliches Vorgehen in der Frage bracht werden, der den Eisenbahnern ihre außer Stimmungsmache gegen die Sozialdemokratie, ordentliche schwere Dienstleistung so auszuüben ein Racheaft Seipels an der Arbeiterschaft. einer sofortigen Aushilfe für die Eisen ermöglicht, wie dies im Interesse des Staats- Selbst, wenn die beschlagnahmten Waffen bahner und über die Novellierung der Reg-- lebens überhaupt notwendig ist. sich nur zu dem Zweck im Parteihaus befun­Verordg., Zahl 15/27, zu beraten. Nachdem jedoch eine gründliche und ordent den hätten, um den wertvollen Druckereibetrieb Diese Konferenz beschloß, dem Eisen- liche Novellierung der Regierungsverordnung der Arbeiterzeitung" vor etwaigen reaftio­bahnminister und dem Ministerpräsidenten Nr. 15-1927 auch wenn schon eine Reihe von nären Ueberfällen zu schüßen, selbst dann wäre Vorarbeiten zu diesem Zwecke unternommen wer der Besitz von Waffen in einem politisch so ein Memorandum zur gemeinsamen Bedenselbst bei größter Beschleunigung eine erponierten Gebäude, wie es das Parteihaus handlung vorzulegen, in dem es u. a. heißt: längere Zeit erfordert, den Eisenbahnbediensteten auf der linken Wienzeile darstellt, nur erklär Es ist uns nicht bekannt, ob Troßzki, bezie­Die unerträglichen und langandauernden jedoch wenigstens vorübergehend sofort geholfen hungsweise dessen Familie bereits um eine Ein­werden muß, verlangen die Unterfertigten im lich. Als eine besondere Niedertracht muß aber reisebewilligung in die Tschechoslowakei   offiziell Fröſte haben- leider erst als es bereits zu spät Namen ihrer Mandanten, daß ohne Rücksicht auf die Hausdurchsuchung erscheinen, wenn man be­ersucht haben. Wir erwarten aber, daß wenn dies war die Wahrheit der Behauptung der unter­geschieht, das Ministerium des Auswärtigen ohne fertigten Organisationen bewiesen, nachdem die den durchzubehandelnden Auftrag betreffend die denkt, daß die österreichischen Fascisten, die weiters Troyli das Vijunt erteilt. In der größen Opfer aus den Reihen der Eisenbahnbe- Teuerungszulage für alle Staatsbediensteten, Seimwehr nicht nur enorme Waffenlager Tschechoslowakei   halten sich so viele russische diensteten gefordert wurden. Emigranten auf, die konservativer Anschauungen Mit Hintanseßung von Gesundheit und Leben sind und obendrein noch von der tschechoslowaki- vollbringen die Eisenbahner folossale Auf­gaben des Eisenbahntransportes. schen Regierung Geldunterstützungen erhalten.

allen Eisenbahnbediensteten unverzüglich eine

besitzen, sondern ihre Waffenbestände von staatlichen Depots beziehen. außerordentliche Geldaushilfe Es ist durchaus kein Geheimnis, daß die ausbezahlt und daß auch den Vertragsarbeitern Heimwehrbewegung, für die sich Seipel stets der Ankauf von billigerem Brennmateriale er mit besonderem Elan eingesetzt hat, von der Re­möglicht wird.

Wenn das Asylrecht unparteiisch ausgeübt wer- Je mehr die Reihen der Bediensteten durch den soll, dann muß die tschechoslowakische Regie- Strankheiten und Unfälle dezimiert sind, mit um Nachdem jedoch mit der beantragten außergierung mit Waffen beliefert wird. Die Re­rung natürlich auch für Troßzti die Einreise ge- so größerer Heldenhaftigkeit wird der Eisenbahn  - ordentlichen Aushilfe nicht vollkommen jenen gierung Seipels liefert den Ar­statten. Das Asylrecht ist geradezu ein Zubehör dienst von jenen geleistet, die bis zum Schluß Bediensteten geholfen werden kann, auf welche in beitermördern Munition und der politischen Demokratie und fein demokratischer Widerstand leiſten und ausharren. Eine Kata- den kritischen Tagen die wirtschaftliche Not am Gewehre. Unter Duldung und Förderung Staat darf dem Angehörigen eines fremden strophe im Eisenbahnverkehr wird nur infolge der meisten einwirkt und deren Dienstleistung mit dieser Regierung veranstalten die Heimwehren Staates, der in seinem eigenen Heimatland aus übermenschlichen Leiſtungen der Eisenbahner ver- Rücksicht auf den schweren wirtschaftlichen Stand Schießübungen unter Leitung aktiver Offiziere, politischen Gründen verfolgt wird, dieses Asyl- hütet, deren Familien sich unter den gegebenen auch in normaler Zeit eine geradezu übermensch die zu dieser Tätigkeit durch Dienstbefehl kom­recht verweigern. Die sozialistischen   Parteien, Verhältnissen geradezu in einem wirtschaftlichen liche Anstrengung ist, fordern wir dringend, daß welche seit jeher das Asylrecht für politische und geistigen Berfall befinden. Falls die Eisen­Flüchtlinge verteidigen, werden sich auch diesmal bahner in ihrer übermenschlichen Arbeit von der jedenfalls dafür einseßen, daß dem kranken Regierung nicht wenigstens wirtschaftlich und da Troyli die Möglichkeit der Heilung in der Tsche- mit auch moralisch unterstützt werden, dann wird choslowakei geboten wird. Daß Troyki jahrelang vielleicht ein vollkommener Zusammenbruch des unsere russischen Parteigenossen verfolgt hat, wichtigsten Faktors im Staatsleben, nämlich un­wird die Sozialdemokratie in dem Augenblick, da serer Eisenbahnen nicht verhütet werden können. Tropki selber verfolgt wird, nicht hindern, dem Ohne Rücksicht auf die notwendige Novel franken politischen Gegner die Möglichkeit zu ge- lierung des Gesepes Nr. 103-1926 muß daher ben, ein Asyl zu finden..

gleichzeitig mit der Auszahlung der außerordent lichen Aushilfe für die Vertragsarbeiter mit augenblicklicher Wirksamkeit

sämtliche Löhne dieser Vertragsarbeiter und

Bediensteten um 25 Prozent erhöht werden, damit diesen Menschen in kritischen Augenblicken das ständig im Eisenbahndienste in Gefahr gebrachte Leben ermöglicht wird.

mandiert werden. Wiederholt find in der Linkspresse Photographien veröffentlicht wor den, wo Heimwehrabteilungen bis an die Zähne bewaffnet zu sehen waren. Ja, man hat ruhig zugesehen, wie die Heimwehrrowdis die Waffenmagazine des Heeresamtes geplün dert haben. Seipel hat nie Anlaß genommen, diese offenkundigen Gaunereien zu verhindern, er hat sie im Gegenteil gedeckt. Die Würde­