Mittwoch, 6. März 1929.

Der Fall Viktor Stern.

Sharakterbild eines ,, Arbeiter­

führers."

Aus dem Parteitagsberichte des ,, Vorwärts":

Gent . Stern bekannte feine opportu nistischen Fehler, welche er im Sufammen­hang mit der ganzen Parteileitung machte und erklärte, daß er daran mitarbeiten wolle, daß alle bisherigen Fehler aufgededt werden, daß sie beseitigt werden und daß die Partei auf eine richtige Linie gelange. Dies lann nur in der Praxis bewiesen wer­den, in praktischer Mitarbeit. Nur in Rampfe fönnen die praktischen Folgeerschei mungen zur Wendung gezogen werden. In der Zukunft erwarten uns große Aufgaben und Gen. Stern ist überzeugt, daß die linke Opposition trotz aller Schwierigkeiten die Partei nach vorwärts führen wird und alle Kräfte zum Rampfe gegen das Liqui datorentum zusammenschließen wird.

*

Gent . Appelt( Starlsbab) erklärt, daß Gen. Stern auf dem Kongreß wiederum so eine feierliche Erklärung abgegeben habe. wie er dies auf mehreren Parteifonferenzen bereits getan hat. Wir müssen feststellen, daß die Erklärung des Genossen Stern völlig wertloß ift. Gen. Stern war der theoretische Ropf der alten Parteiführung und deshalb müffen wir ihm auch das größte Mißtrauen entgegenbringen. Wenn jemand drei Jahre hindurch blind war, fönnen wir nicht glau ben, daß sich ihm auf einmal die Augen ge­öffnet haben.

-

Der Herr Appelt tut dem Stern Unrecht. Nicht nur, daß Vittor Stern den ,, auf mehreren Barteikonferenzen" gehaltenen Widerruf samt Reueversprechen auch noch schriftlich niedergelegt und in einer Konferenz in Reichenberg geradezu aufgefordert hat, ihn anzuspuden und abzu­waschen, weil er sonst den neuen Herren gar nicht trauen tönne,- nein, schon deshalb, weil der Biftor Stern wirklich das zuwege bringt, was der Appelt für unmöglich hält. Er kann drei Jahre blind sein und über Nacht sehend werden, oder beffer, er fann von einer Farbenblindheit über­raschend in die andere fallen. Er hat gestern noch alles rot gesehen und wird es heute grün, aber morgen schon wieder gelb sehen. Sein ehemaliger Parteigenosse, der oppositionelle Brünner Kom munist Dr. Eoer, hat in der Rovnost" die jer Tage ein Charakterbild des Viktor Stern ge­zeichnet, das den Mann mit all seinen sonderba ren Wesenzügen plastisch festhält. Lassen wir Dr. Ečer sprechen:

In der Diskussionsbeilage Nr. 14 veröffent­licht einer der Arbeiterführer der KPC. seinen Beitrag, der Dr. phil . Vitto Stern. Der gange umfangreiche Beitrag hat den gewöhnlichen In­halt: das Wiedertänen des offenen Briefes der Komintern . Sin Absatz aber verdient besondere Aufmerkjambeit. Es ist das der Absatz, der Selbsttriti!" überschrieben ist. Durch die. jen Absatz wird der Beitrag sehr wichtig und es ist möglich, auf Grund dieses Abschnittes vom Fall des Dr. Viktor Stern zu sprechen. Es geht nicht um einen persönlichen Fall. Es geht um den einen Typ des tommunisti schen Führers, wie ihn die Füh der kommunistischen Internationale rung für die europäische Arbeiterbewegung ausgebildet hat. Es ist das nicht der einzige Typ. Neben dem Führertypus Dr. Stern hat die kom­munistische Internationale auch den Führertyp Thälmann . Das ist schon ein anderer Typ einer anderen Kategorie.

Dr. Viktor Stern verkündet in dem Absatz, der mit Selbstbritit" überschrieben ist, feine volle und rüchaltlose Verantwortung für alle Fehler der Führung der PC. und anerkannt. daß er die jdversten opportunistischen Fehler begangen habe. daß er im besonderen verantwortlich sei für die fehlerhaften opportunistischen Beschlüsse unmittel­bar nach dem Roten Tag, die mit volem Rechte von den Komintern grundsätzlich und abfolut ver­worfen wurden. Er anerkennt, daß er einen ab­solut fehlerhaften Standpunkt zur politischen Li nie der Partei und zu ihrer Praxis eingenommen habe, daß er opportunistisch ausgeglitten sei und gegen die richtige Linie der Opposition gekämpft habe. - Und wir dachten, daß Dr. Viktor Stern der einzige verläßliche Leninist sei! Welchen Sturm hätte es in der PC. gegeben, wenn ir­gendwer vor einem Jahr über Dr. Viktor Stern nur zehn Prozent von dem geschrieben hätte, was er heuer selbst von sich schreibt! Su schreiben, daß Dr. Viktor Stern opportunistische Fehler macht! Ihm seinen paradenhaften Roten Tag vorzuiver fen! Das wäre ein Verbrechen an der Partei und an der Sowjetunion gewesen. Dent Dr. Stern war damals im Besitz der richtigen Linie und hatte auf dieser Linie sogar ein monopolistisches An­recht!"

--

Wir erinnern hier daran, daß es tatsächlich bor etwas mehr als Jahresfrist in der KPC. eine oppositionelle Richtung gab- die um Go­tovsky, die dem Stern und dem Jilek. den Appara schiti" ungefähr de Fehler und Un­tugenden nachsagte, die ihnen heute von der n- ten zum Vorwurf gemacht werden. Aber da­mals war Gorovsky) em Parteischädling und die Sinten von heute verteidigten damals niit dienst­jert gem Eifer die Linie des Stern gegen die falsche des Gorovsky! Dr. Eder fährt for!:

Jetzt gibt er zu, daß er opportunistische Feh ler, emen über den anderen gemacht habe Es ift das schlimmer, als wenn er zugäbe, einen

Bette 3.

in Torquemada, dem spanischen Inqui iitor.

Immerhin ist das zwar die gleiche geistige Fasson, aber auch ein großer Unterschied in der Zeit. Der Fanabismus des Koniaš oder des Tor­quemada erivedte Schreden, der Fanatismus bes Dr. Viktor Stern erwedt schmerzliches Lachen. Im 20. Jahrhundert verwandelt sich solch ein Fana tiker leicht aus einem kommunistischen Torquemada in einen tomischen Don Quigote. Und darin liegt die persönliche Tragödie der fommunistischen Füh­rer dieses Typs.

Mord begangen zu haben. Der Opportunismus[ natismus vor seiner Person nicht Salt mache und zurückgehen, tönnten wir es( bas Abbild) feſtſtellen ist in den Köpfen dieser Leninisten ein Seviminal daß er in guten Glauben handle, daß er davon verbrechen und eine Todsünde, wie in der katholi- überzeugt sei, im Interesse des Proletariats zu schen Stirche die Sünde wider den heiligen Geist. handeln. Wir haben gegen diese Auffassung einige Dr. Stern bekennt sich also bußfertig zu dem Bedenken und glauben vielmehr, daß der Fanatis schwersten Verbrechen: Opportunismus. Das ist mus S'erns, der auch seine besondere nega aber noch nicht alles. Auf dieses Bekenntnis folgt tive Seite. nämlich den wahnsinnigen Haßge­ein Saß, der die geistige Verfassung, das politische gen die Sozialdemokratie, hat, init und sittliche Wesen eines fommunistischen Führers ciner würdelosen Seriecherei und Strebe vom Typus Stern wie mit Blislicht erhellt. Dr. rei verbunden ist. Die erst seine Erzesse völlig er­Stern, ein philosophisch geschulter Mensch von mos flärt. Ečer schreibt dann: derner Weltanschauung, ein Mann der Wissen­schaft, wenigstens nach seinem Doktortitel, verkün det, daß er bis zum leßten Augenblick an die Rich tigkeit seiner Linie geglaubt habe, und gesteht, Erft dank dem Offenen Briefe habe ich diese meine Feh ler herausgefunden und konnte ich erkennen, daß die Opposition( ber Linken) die einzige Richtung jei, die die Partei vorwärts führen kann"- Es mußte also der Offene Brief kommen, damit es im Stopfe des Dr. Viktor Stern licht wurde. Seine Verantwortung in der Diskussionsbeilage zeigt, daß der Doktor der Philosophie Viktor Stern sich feines eigenen Gehirns, feines eigenen Urteils und seines eigenen Willens so restlos und ausschließlich begeben hat, daß er selbst seine eigenen Fehler so­lange nicht erkennt, als sie ihm nicht die Romin­tern zeigt. Die brachte ihn schon im Jahre 1922 in dieser Verfassung aus Oesterreich und es ist für die KPC. bezeichnend, daß er gerade deshalb so schnell ihr Führer wurde.

st er ein Kommunist? Nein. Er ist etivas viel Höheres. Er ist ein Kominternist vom Scheitel bis zur Soble. Als ich nach einem Abbild dieser traurigen Gestalt suchte fand ich es in Jiraseks Finsternis". Der Jesuit Koniaš! Wer die Geschichte dieses Fanatikers des Papismus lieft und wer aufmerksam sein Bild betrachtet, wird in ihm den geistigen Vorfahren des Dr. Viktor Sternt erkennen. Es ist ein Paradoxon: der Sohn cines jüdischen Rabbiners auf der Linie des jesuitischen Predigers und Kämpfers. Aber es ist so!"

Und wenn sich zu diesem Führertyp noch ein Führer des Typus Thälmann gesellt, wenn sich diese zwei Elemente der kommunistischen Führung paaren: der Fanatiker und der Abenteurer, dann entsteht eine besonders gefährliche Mischung, der jogenannte linke Kurs" oder die linke" Füh rang!"

Man braucht wohl dieser Charakterisierung des Viktor Stern nichts hinzuzufügen. Sie fommi von einent Kommunisten, der selbst ehemals an führender Stelle stand, der in der Partei mit dem Es ist wohl auch gar nicht parador, eigenen Bruder Viktor Sterns gemeinsam für denn die Rabbiner sind gemeinsam genau so bor- eine oppositionelle Ansicht gestritten hat und aus niert und fanatisch, wie die Jesuiten. Wir haben der Partei ausschied, als er an der Möglichkeit im Gegenteil in Sterns Charakter seit je das verzweifelte, aus ihr noch ein Instrument des Erbe des Rabbinerfanatismus und Klassenkampfes zu machen. Sie ist der aufrichtigste der talmudistischen Tüftelei entdeckt! und treffendste Nachruf den man dem politisch ,, Wenn wir noch weiter in die Vergangenheit toten Viktor Stern halten kann.

Das Geheimnis des Brüsseler Baltes.

Belgien hat den Fälscher aber Holland glaubt nicht an Fälschung!

Im Jahre 1926 veröffentlichte er in der Moskauer Prawda" einen Artikel, in dem er die damalige wirtschaftliche und politische Lage auseinandersetzte. Vorher hatte er über den In­halt des Artikels mit dem Genossen Bejček ge­sprochen( der in den letzten Tagen in Rußland verstorben ist). Dieser zeigte ihn die Schwächen Der Streit um den Brüsseler Patt zwischen| feines Artikels, die Unrichtigkeit seiner Analyse Frankreich und Belgien schien nach den Meldun unb feine Oberflächlichkeit. Dr. Siern aber war gen vom Sonntag entschieden und beendigt. In damals noch der Inhaber der Richtigen Linie Brüssel hat man einen Mann verhaftet, der selbst und darum lehnte er die Einwendungen des Ge- erklärte, der Fälscher zu sein, und der den ge noffen B. mit seiner gewohnten eingebildeten nauen Werdegang der Fälschung schilderte. Auf­Unfehlbarkeit als unleninistischen Opportunismus fallen fonnte an dem Geständnis höchstens die ab. Er verkündete, doß sein Artikel der Ausdrud Bereitwilligkeit, mit der Heine in der der twirklichen leninistischen Beurteilung sei. Die erften Vernehmung alles eingestand, was man Moskauer Pramda" druckte den Artikel ab, aber mit einer beleidigenden redaktio. nellen Bemer3ung ungefähr dieses In halts: Wir bruden den schlechten und oberfläch lichen Artikel des Genossen Stern ab, der eine unrichtige Analyse der Verhältnisse enthält: wir tun es nur deshalb, weil der Autor Mitglied der Delegation der KPC. ift. Gine solche Anmerkung irgendeines vielleicht zehntrangigen Redakteurs war für Dr. Stern eine Art lei. ner Offener Brief Als er die Anmerkung Tas, verkündete er busfertig, daß er die opportu nistischen Fehler, die Deberflächlichkeit und Un­richtigkeit seines Artitels zugebe, den er 24 Stun den vorher mit absoluter unfehlbarkeit als das Produkt des reinsten Leninismus erflärt hatte.

Und darin stedt der gange Doktor Viktor Stern. Die Resolutionen und Thesen der Kommunistischen Internationale, ja die Stundgebungen ihrer untergeordneten Beamten, erfegen ihm Verstand und Willen. Ein Liffener Brief ist für ihn eine Quelle der Erkenntnis wic für religiöse Fanatiker die göttliche Offenbarung die Quelle der Erkenntnis ist. Bis zum letztent Augenblick ist er von der Richtigkeit seiner Taten überzeugt. Nicht der Schatten eines Zweifels taucht in seinem armen Schädel auf. Es muß ein Offener Brief tommen, ihn zu erleuchten, es muß das Wunder des Offenen Briefes tom men, das ihm mit einem Schlage seine ganze Tätigkeit in vernichtendem Lichte zeigt und ihm eine neue Wahrheit" bringt. Wenn der Offene Brief nicht gekommen wäre, wäre Dr. Stern nic mals auf seine opportunistischen Abweichungen ge­Tommen und hätte sie bis zu seinem Tode als reinen Leninismus ausgegeben. Er wird geistig leben, solange Offene Briefe ausgegeben werden. Sobald die Komintern aufhören wird, sie auszu­geben, wird Dr. Viktor Stern geistig und politiſch sterben. Denn der Offene Brief ist ihm das, was den galiläischen Fischern die Verkündigungen Jesu von Nazareth waren: Die Quelle des Lebens, der Brunnen des lebendigen Wassers. Wenn einmal ein Offener Brief der Stominteru herausfäme, in dem erklärt würde, daß die Sonne sich it m die Erde drehe und daß Kopernikus und Galilei Abweichungen waren, wind der Dr. Viktor Stern einen Diskussionsartite veröffentlichen, in dem er büßend bekennen wird, daß er diesen Abweichungen Glauben schenkte und zugeben wird, daß dies ein Verbrechen war. Wenn der Offene Brief erklärte, daß zweimal ei fünf und nicht vier sei, wird das Licht der Erkenntnis im Hirne des Dr. Stern aufleuchten und er wird bekennen, daß seine bisherige Linie, nach welcher zweimal vei vier ist, eine abfolut und gänzlich faische Abweichung war, die er nur aus Stampssinn und Unwissenheit bis zum letzten Augenblick verteidigt

habe.

Das ist der Charakter eines Fana tifers. Der Fanatifer braucht die Offen barung, ſei es die göttliche oder die der Stom, intern. Er braucht die Autorität. Er braucht das Evangelium oder einen Offenen Brief, eine päpstliche Bulle oder eine Resolution, einen Hirtenbrief oder eine These. Die Form dieser Offenbarung ist ganz gleichgültig. Der Fauatifer schreitet mit absoluter Sicherheit durchs Leben Aber nur so lange, als ihn die Vorsehung führt Die göttliche oder die der Komintern. Wenn ihn diese Vorsehung auf einen Augenblid verläßt. beginnt er, opportunistisch auszugleiten" und wenn sie ihn auf immer verfäßt. fällt er uns erschlägt sich"

Dr. Ečer spricht mun davon, daß Sterns Fa

von ihm wissen wollte, und dies im vollsten Sinne des Wortes, alles, was die belgische Regie­rung, was der belgische Generalstab zu erfahren wit nfchten, was sie als wünschenswert er achteten. Im übrigen aber mußte man wohl dem, der sich selbst des Verbrechens bezichtigte, das ihm doch Strafe eintragen muß, Glauben schenken Das trechtsch Dagblad" aber gibt sich nicht so rasch besiegt. Es erklärt, feinerlei Beziehungen zu Herrn Heine zu haben. Es er­Härte ferne, den Baft von einer hohen hol­Iändischen Persönlichkeit erhalten zu haben. Die Redaktion verkündet schließlich:

Dafür spricht, daß er alles erklärte, was den Belgiern gelegen kam.

3. Die Fälschung geht von ganz anderen Kreisen aus und seine ist mit diesen nur in geschäftliche Berührung gekommen, so daß er über gewisse Dinge Auskunft geben konnte. Auch in diesem Falle müßte er aber mit belgischen Kreisen in Verbindung stehen und sich als Sündenbock haben dingen lassen.

Zu entscheiden, welche dieser Möglichkeiten am ehesten in Betracht kommt, ist solange ohne sichtbare Beweise nur Erklärungen ausgetauscht werden, nicht möglich. Immerhin haben die Bel­ gier den Holländern jetzt durch das Geständnis seines etwas voraus und es wird an den Hollän dern sein, mit glaubhaften Beweisen zu kommen oder den Rückzug anzutreten.

Noch ein Wort an die Prager Preffe!"

Die Pr. Preffe" steuert zu den gestrigen Nachrichten einen Leitartikel bei. Sich mit ihm zu befassen, ist überflüssig, da alles, was wir der " Pr. Presse" zu erwidern hätten, schon in unserem Leitartikel vom Dienstag gesagt wurde. Bur selben Stunde wohl, als der Leitartikler des Herrn Beneš über die Lehre von Utrecht zu orakeln begann, haben wir seine Geistesver­faffung gekennzeichnet und wir hörten ganz rich­tig, wenn wir ihn erleichtert aufatmen hörten, wir hatten feine Fata Morgana, sondern das Porträt eines Leibhaftigen Regierungsjour­nalisten vor Augen, als wir ihn mit Phari­fäergäste vor dem Altar der Friedensgöttin erblickten. Er hält tatsächlich die Sache für aufge lärt, und zwar in einer Weise, welche beweist, daß auf die aufrichtige Friedensliebe Frankreich und Belgiens fein Schatten fällt". Nicht einmal der udržals, der leidigerweise immer auf die Friedensliebe des Beneš fällt!

Die Hauptschriftleitung des Utrechtsch Dag blab" hat sich zu der Veröffentlichung des Schrift itüdes auf Grund einer Eröffnung entschlossen, die von einer hochstehenden amtlichen niederländischen Persönlichkeit gemacht wurde, deren persönlicher Charakter und amtliche Stellung zu unbedingtem Vertrauen berechtigen. Die Hauptfchriftleitung hat, wie bereits am 26. Feber mitgeteilt, die Schriftstücke mit eigenen Augen" gesehen und frizziert und sich nach eigenem Gewissen von der Echtheit überzeugt. Sie hat, bevor sie zu der Ver­öffentlichung schritt, des Urteil eines Graphologen von anerkannter Fachkenntnis über die Echtheit der beurkundenden Unterschriften eingeholt und sich außerdem darüber vergewiffert, daß die Ech. heit der Schriftstücke selbst durch hochstehende Kol­Tegen von untadeligem Namen in hohem Maße für wahrscheinlich gehalten worden ist, so daß sie. wenn sie ihnen selbst zur Verfügung gestellt wound unseres Generalstabes kommt auch auf Aber das Blatt unseres Außenminiſteriums den wären, nicht gezögert hätten, thre Veröffent unsere Notiz Die große Trommel der Empö lichung vorzunehmen. Die Sauptschriftleitung häl: rung" zu sprechen und schreibt: außerdem die Veröffentlichung aus folgenden Gründen für gerechtfertigt, da sie wußte:

a) daß den befugten niederländischen Behörden vor der Veröffentlichung Ge Legenheit gegeben wurde, sich auf Wunsch von der Echtheit der Schriftstücke zu über. zeugen oder fich überzeugen zu lassen,

b) daß man von sehr hochstehender amtlicher Seite sehr großen Wert auf die Ewerbung der Schriftstüde legte,

c) daß vertrauenswürdige Stellen der ober­sten Behörden, die in dieser Angelegenheit als urbedingt zuständig gelten müssen, die Richtigkeit und den Inhalt als sehr wahrscheinlich bezeichne ten und daß eine dieser Stellen die absolute Echt heit der Schriftstücke vor der Veröffentlichung garantiert hat und diese auch sowohl nach den ausländischen Dementis als auch nach Bekannt­

,, Das deutsche sozialdemokratische Tagblatt schreibt in einem seiner unkon. trollierten Anfälle sogar an dem Tage, an welchem der Fälscher gerade verhaftet worden ist, von Fälschung unter Anführungszeichen, und sagt ,,, nun, da der holländische Anfläger sich er­bölig machte, Beweise zu erbringen, man von einer Fälschung schon gar nicht reden kann"

Wir brauchen wohl nicht zu wiederholen, daß wir für die absolute Echtheit des Dokuments feine Lanze brechen wollten, so wenig wir heute eiwa für die absolute Verläßlichkeit der Heine­schen Geständnisse eintreten wollen. Wir hatten uns lediglich die Zensuren der Pr. Presse" ber sie sollten von vornherein von einer Fälschung beten, die von den deutschen Zeitungen forderte, reden und andere Meldungen möglichst unter­

werben des sogenannten Geständnisses als unbeschlagen. Wir hatten die Prager Presse" gefragt, mit welchem Recht sie von den deutschen dingt unantastbar auf das entschiedenste aufrecht- Blättern verlange, daß sie sich zu Organen erhält."

Beness machen, mit welchem Rechte sic, die Br. Da Holland schon auf die ersten Nachrichten Breffe", andere Zeitungen, außer etwa der hin einen diplomatischen Schritt unternommen Wolffpresse als ihresgleichen anrede! hatte, war von allem Anfang zu vermuten, daß Und was nun unseren kontrollier die Regierung von der Veröffentlichung wußte, ten Anfälle" betrifft, so wollen wir nur wieder daß vielleicht das Utrechter Blatt im Auftrag holen, daß die Pr. Presse" zuletzt befugt ist, diplomatischer Streise gehandelt habe. Wenn dem andere Zeitungen zu kontrollieren. Wir werden so ist, müßte man sich freilich wundern, daß die freilich nur von Leuten kontrolliert, die dazu be holländische Regierung auf einen plumpen rufen find, die Saltung eines jozialdemokrati­Schwindel so einfach hereinfallen könnte. Jeden scheit Blattes zu fontrollieren". Uns ist befannt, falls bleiben nach der Erklärung des Utr.chtsch daß die Reptilienpresse der Regierung Dagblad" nun folgende Möglichkeiten von dem sicheren Herrn Bloch kontrolliert wird, 1. Frank- Seine ist der Fälscher, aber die daß ein eigener Beamter dafür bezahlt wird, daß Fälschung ist von ihm zunächst an Mittelmänner, er die Verläßlichkeit der Zeitungen, die aus dem vielleicht an den Hugenberg- Konzern, verkauft worden, der sie auf gefchickte Weise den Hollän dern in die Hände spickte.

Regierungstroge gespeist werden, überwacht. Stein Wunder also, wenn die Pr. Preffe" kontrollierte Artikel bringt. Die unseren werden auch weiter hin von ihr und ihren Leuten unkontrolliert blei­ben wie von jeder unberufenen Instanz! Und eben dadurch wird uns noch oft Gelegenheit ge geben sein, der Pr. Presse" das Konzept zu

2. Die Holländer haben ein echtes oder zur Hälfte echtes Dokument tatsächlich in der Hand gehabt und Frank- Seine ist ein Schwindler; hier taucht noch der Verdacht auf, er lönnte von getvissen berantwortlichen Leuten getauft fein. ftören!