Samstag, 30. März 1929.

Aussperrung der österreichischen Metallarbeiter Sozialistische Erfolge auf Island.  |

Kapitaliftenschutz den Heimatschülern.

Bom Rundfunt.

Sonntag.

Seite 3.

Brag: 11.00 Matinee, 12.00 Dujit, 16.30-18.00( Sendung nach Brünn   u. Breßburg) Ronzert, 18.00 Deutsche   Preise Trent- Trebitsch, vom Deutschen Landestheater in Prag   Songs

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Die isländischen   Gemeindewahlen, die im Empfehlenswertes aus den Programmen. Februar stattfanden, haben der Sozialistischen Ar­Graz, 28. März.( AN.) Vom Hauptverband| richtet, worin erklärt wird, daß die Betriebsräte beiterpartei Islands, die seit 1927 der Sozialisti­der Induſtrie, Sektion Steiermark, wird mutge- außerstande seien, bei der herrschenden Auf- schen Arbeiter- Internationale angeschlossen ist, einen nach rid te it, 18.05-18.35 cu tice Sendung: Willh teilt: Seit den Vorfällen im Andriß und Grat regung der Arbeiterschaft irgendwelche bedeutsamen Erfolg gebracht. In Ifatjord er aus der Dreigrofchenoper", 19.05 Blasmufit. Brilun: 18.00 forn vont vorigen Sonntag weigern sich die Grantien für ein unbehelligtes Zuſammenarbei- hielten die Sozialisten 348 Stimmen und zwei Ge- Deutsche   Sendung: Trip Rous, Opernionetic Arbeiter der Grazer Waggon- und Maschinenten mit den Angehörigen des Heimatsschutzes zu meinderäte. Die Konservativen 239 Stimmen und ba Engelmann, Konzertfängerin, 19.05 Ronzert. Daventry  : 16.30 London  : 18.00 Rlavierduette, 18.45-19.15 fabriks- A.- G. und der Maschinenfabrik Andrik, übernehmen. Die Betriebsräte erklärten, daß es Bach: Kantate. Berlin  : Brüssel: 18.00 und 20.15 Konzerte. mit den Mitgliedern des Heimats vielleicht möglich wäre, zu Verhandlungen zu 18.30 Bom einen Gemeinderat. In Vestmannaverne er- 11.30 Stongert, 16.30-18.00 unterbaltungsmufit, Tierfreund zum Tierschüber, 19.00 Uebertragung aus der Staats­schubes zusammenzuarbeiten. Dieser kommen, wenn die begreifliche Aufregung der hielten die Sozialisten, die hier zum ersten Male oper Carmen", Oper von Bizet  . Königswufterhansen: 15.30 Konflikt führte zu Verhandlungen zwischen dem Arbeiterschaft sich gelegt haben werde. Sie ver- kandidierten, 390 Stimmen und einen Vertreten, die Warfchmusik, 21.00 Gin bunter Frühlingsstrang. Märchen. Stuttgart  : 18.45 Die Uhr eine Betrachtung, 19.30 Verbande der Metallindustriellen Steiermarks langten daher vom Verbande der Wietall­und den Gewerkschaftsführern. Da sich der Ver- industriellen, nach Ostern eine Aussprache anzu Konservativen 691 Stimmen und zwei Vertreter. band der Metallindustriellen auf den Standpunkt seken. Sollte wider Erwarten diese Frist stellte, daß die Arbeiter unter feinen Umständen erstreckung verweigert werden, treffe die organi wegen ihrer Zugehörigkeit zum Heimatschuß ent fierte Metallarbeiterschaft nicht die Verantwvor laffen werden können, die Gewerkschaftsführer tung für alle die Schäden, die aus einer Aus­jedoch keine Nachgiebigkeit zeigten und es ihnen sperrungsmaßregel entstehen müßten. den genzen Tag über nicht gelang, die Be: riebs­Die ausgesperrten Arbeiter der Grazer räte und Belegschaften umzustimmen, wurden die heute bis in die späten Abendstunden geführten Waggonfabrik und der Andrißer Maschinenfabrik Berhandlungen um 28 Uhr ergebnislos abge- find seit 7 Uhr früh versammelt, um die Lage brochen. Der Verband der Metallindustriellen zu besprechen. hat die Arbeiterschaft der beiden genannien Be­triebe ab morgen 7 Uhr früh ausgesperrt. Bon dieser Aussperrung werden ungefähr 2500 Arbei­ter betroffen."

Wien  , 29. März. Die angekündigte Aussper­rung in der Automobilindustrie wird, wie die Blätter melden, Samstag durchgeführt Die Arbeiter waren zu Berhandlungen werden, an welchem Tage nach einer gestern ge­bereit. machten Mitteilung der Direktionen der Austro­Graz, 29. März.( AN.) Der Metall- Fiat und der Froos- Büssingg die 1000 Arbei arbeiterverband hat gestern an den Ver- ter der beiden Fabriken die Arbeit einzustellen band der Metallindustriellen ein Schreiben ge- haben und die Aussperrung erfolgt.

Streitbereitschaft der oberschlesischen

Bergarbeiter.

Angriffe auf Polizeibeamte. In Hamburg  .

Leipzig  : 16.00 Rammerorchester, 18.00 Bunte Musit, 19.15 Ofteroratorium von Joh. Seb. Bach. 20.30 Goethes aust 1.". Breslau  : fin, Rovelle von Balder Olden  , 19.30 Carmen  ", Oper von Bi Hamburg: Windhen: 20.00 Populares Sonntagskonzert. 18.25 Der Frühling im Liebe nordischer Bölfer, 20.00 off­

15.30 Balladen von Franz Schubert  , 18.25 Die befreite Bringe

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In Nordfirde fielen 193 Stimmen auf die sozialistische Liste, die vier Vertreter erhielt, gegen einen, den die Bürgerlichen entsenden. In Siglumanns Erzablungen", Oper von Offenbad). Langenberg: fjord erzielten die Sozialisten 341 Stimmen und 22.30 Pictonic Stänigsberg: 19.10 Stimber in Rot, 20.00 drei Vertret, ie Konservativen 166 Stimmten und Bolkstümliches Orcheſterkonzert. einen Gemeindorat.

Die starke Erhöhung der sozialistischen   Stim men hat im ganzen Lande großes Aufschen und bei den Bürgerlichen   Entsetzen hervorgerufen.

Ofterfonzert.

Frankfurt  : 17.00-18.00 Ron gert, 19.30 Aida", Oper von Berdi. Wien  : 10.20 Chervor. träge der Wiener Sängerknaben  , 11.00 Wiener   Symphonieorche fter, 16.00 Stonzert, 18.00 Frühling auf den fanarischen Inseln, 18.40 Raoul Auernheimer  : Aus eigenen Werfen, 20.05 Mufila­bis 22.00 ein Diterfonzert. Genf  : 21.15: Solistenkonzert.

lische Späffe. Sürith: 11.00 Morgenfoniert.

Bern  : 20.30

Mailand  : 21.00 Uebertragung einer Oper aus der Scala  . Stodholm: 21.45 Soliftenfonsert. Ropenhagen: 14.30 Konzert.

Kaftafascisten.

Die Deutschdemokraten verbeugen sich vor Muffolini.

Wir haben erst türzlich auf die sonderbare freitag nicht gedacht hat, läßt sich freilich nicht Berichterstattung des deutschdemokratischen Brün- hinwegleugnen. Sie wird auch kaum gemildert ner Tagesboten" aus Wien  , auf das durch das mischpochale Bekenntnis der Deutsch­Sokettieren mit den Heimwehrfascis demokraten zur gleichen schlechten Sache. Aber mus hinweisen können. Die Art, wie die man fragt sich, wozu unser Bürgertum eine liberale Presse, zunächst noch die provinztelle Partei und eine Presse braucht, die sich demo­und langsam beginnend jetzt auch die Brünner, fratisch nennen, wenn es den gleichen Quark von sich dem Geiste der Bourgeoisie von heute anpaßt, den Agrariern und Hakenkreuzlern frischer und ist bezeichnend für die politische Partei, die hin- kräftiger beziehen kann!? Kattowis, 29. März. Der Kongreß der Be- Hamburg, 29. März. Das kom muniter dieser Presse steht, für die Rafta Rosche triebsräte der in der sogenannten Arbeitsge- it is che Bürgerschaftsmitglied Ditt Gruppe. Man hat es ja schon im letzten Wahl habe der Welt gezeigt, daß Italien   fascistisch sei, Mussolinis Ausspruch, das italienische Bolt meinschaft zusammengeschlossenen Bergarbeiter- mann geriet in der vergangenen Nacht, als es lampf erlebt, daß Herr Professor Rafta sich als habe der Welt gezeigt, daß Italien   fascistisch sei, als berechtigt anerkennen, das können die Natio gewerkschaften hat nach Ablehnung des sich in Begleitung mehrerer Personen auf dem einer der gehäffigsten Gegner des Sozialismus als berechtigt anerkennen, das können die Natio­nalsozialisten auch. Und ihnen wird dabei viel Heimweg von einer kommunistischen   Veranstal- erwies und zur Sammlung aller reaktionären Schiedsspruches der Schiedsgerichtskom- nung im Konventgarten befand, in der Amelung- Gruppen um die bunte Fahne der Arbeits- leicht nicht einmal der Widerspruch unterlaufen, mission, durch den den Bergarbeitern ab 1. März straße in einen Wortwechsel mit einem in Zivil und Wirtschaftsgemeinschaft" aufrief. Der Wie ein paar Zeilen weiter von den Wahlen als einer eine fünfprozentige Lohnerhöhung zuerkannt befindlichen Polizeibeamten, dem Dittmann vor- ner Berichterstatter des Tagesboten" ist mittler- oltsbelustigung" zu sprechen. Sie sind wurde, beschlossen, auf der Forderung einer warf, fürzlich eine Anzeige gegen Kommunisten weile schon wieder in Erscheinung getreten und auch konsequent genug, dem bewunderten Muſſo­ lini   das deutsche Südtirol   mit Haut und Haar 25prozentigen Lohnerhöhung zu beharren und seinen Namen zu nennen, wurde er durch bei Graz provozierten Heimwehrleuten, von der liberale Presse sich dafür Krokodilstränen ab erstattet zu haben. Als der Beamte sich weigerte, erzählt seinen demokratischen" Lesern von den als Morgengabe zu ſpendieren, während die den Streik zu proklamieren, falls diese Forde wuchtige Schläge auf den Stopf nieder- Unfähigkeit des Parlaments, von der Berech quetscht. Um aber nun zu zeigen, wie es bei der rung abgelehnt werden sollte. Ueber die even geschlagen und von den Begleitern Dittmanns tigung des Mißtrauens gegen die Demokratie tuelle Streifproklamation soll der nächste Be- oder Leuten, die inzwischen hinzugekommen und von der Schuld der Sozialdemokraten an bas doch auch fascistisch gewählt hat, wollen wir Boltsbelustigung" gerade in Südtirol   zuging, triebskongres in Polnisch  - Oberschlesien   ent- waren, mit Füßen getreten. Ein zwei- der Verschüttung des Weges zu einer parlamen ter in Bibil befindlicher Beamte, tarischen Lösung der Mietenfrage". Es wird bei soziales, also wohl einwandfrei reaktionäres den Tiroler Anzeiger", ein christlich­der hinzugekommen war, wurde gleichfalls allen schüchternen Vorbehalten, die der Demokrat Blatt, sprechen lassen: schwer mißhandelt und von der Men- mit dem Hahnenschwanz hie und da macht, doch schenmenge, die sich mittlerweile angesammelt dem Fascismus das Wort geredet, für den Heim­hatte, hart bedrängt. Uniformierte Polizeibeamte wehrputsch Stimmung gemacht. eilten schließlich herbei und befreiten ihre Rol­legen. Dittmann wurde festgenommen und dem Gerichte zugeführt. Der Täter bestreitet, den Beamten geschlagen zu haben, den er, wie er angab, für einen Spizel hielt.

scheiden.

In Berlin  .

( Siehe die Meldung auf Seite 1.) 1600 oder 2200 Millionen Mart? Paris  , 29. März. Im Echo de Paris" schreibt Pertinax, daß die Mindestforderun­geit der alliierten Regierungen in der Repara­tionsfrage Gesamtjahresraten in der Höhe von 2200 Millionen Reichsmart( 17.6 Milliarden K) erfordern würden. Man müsse befürchten, daß Berlin  , 29. März. In der vergangenen die amerikanische   Delegation eventuell nur der Zahlung von 1600 bis 1700 Millionen Reichs- Nacht entwickelte sich im Norden der Stadt eine schwere Schlägerei, die einen ungeheueren mark beipflichten werde. Menschenauflauf verursachte. Nachdem es den Die Aussichten wären sagt Pertinag einschreitenden Polizeibeamten zweimal gelungen günstiger, wenn die Deutschen   nicht daran zwei- war, die Streitenden zu trennen, hezten zu feln würden, daß die Allierten entschlossen sind, schauende Mädchen ihre Begleiter gegen die am Rhein   zu bleiben, wenn feine Einigung er Beamten auf. Ein junger Mann griff plöglich am Rhein   zu bleiben, wenn keine Einigung er einen Beamten an und mishandelte ihn schwer. zielt würde. Die Deutschen   wissen jedoch, daß die In der Bedrängnis gab der Beamte einen Schuß Baldwin- Regierung um jeden Preis vor den ab, der seinen Gegner, den 24 Jahre alten Kuri Wahlen die Räumung des Rheinlandgebietes| Reh, in die Brust traf und schwer verletzte. verkünden will. Hierin sicht Pertinag einen der Reh starb bald nach der Aufnahme in die Rettungsstelle. Eine Reihe von Augenzeugen be Gründe des bisherigen Widerstandes der dent- stätigte, daß der Beamte in Notwehr gehandelt schen Experten, Konzessionen zu machen.

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Nationalsozialistische Edelinge.

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habe.

Die ameritanischen Rebellen auf der Flucht.

Amerita im Haager Gerichtshof. Mit dem Bierglas eine Frau schwer verwundet. Washington  , 29. März Senator King Görliß, 29. März. Eine stark besuchte Ver- crtlärte nach einer Unterredung mit dem Brä sammlung der Deutschen Friedensgesellschaft im fidenten Hoover, daß die Vereinigten Staaten Konzerthaus wurde gestern abends während dem ständigen Internationalen Gerichtshof im cines Vortrages des Weitgliedes der Fric Haag, auf Grund der von Elihu Root   verein­densgesellschaft Vierbücher durch Natio- barten Formel beitreten werden. nalsozialisten gestört. Es fam zu einem großen Tumult, bei dem die Gegner mit Stühlen, Stöden und Biergläsern auf einander einschlu gen. Eine Frau erlitt schwere Stopfver­legungen durch einen Wurf mit einem New York  , 29. März. Die mexikanischen Bierglas, zwei andere Versamm Truppen nahmen die Stadt Escalon ein, die Iungsteilnehmer wurden durch Schläge bisher das Hauptquartier der Aufständischen war. mit Stuhlbeinen erheblich verlegt. Ein Die Aufständischen ziehen sich weiter in die Pro­Nationalsozialist mußte sich auf der Polizeiwache vinz Chihuahua zurüd und werden von den Re­berbinden lassen. Dem herbeigerufenen lever- gierungstruppen verfolgt. Regierungsflugzenge falltommando der Schuppolizei gelang es erst stellten fest, daß auch Jimenez von den Auf­nach längerer Zeit, die Ruhe so weit herzustellen, ständischen geräumt ist. daß der Redner seinen Vortrag fortsetzen konnte.

Im weiteren Verlauf des Abends riefen an­wesende Stahlhelmmitglieder eine neue Störung

hervor. Die Polizei griff infolgedessen mit Unser Blatt zu

Gummifuüppeln ein und die Stahlhelmer ver­ließen geschlossen den Saal. Der Vortrag konnte dann ungestört zu Ende geführt werden. Nach dem Bortrag fant es noch einmal zu lebhaften Auseinandersetzungen, diesmal zwischen Sozial­demokraten und Kommunistent.

Chinesisches Dementi.

Nanting, 29. März.( Reuter.) Die Meldung über die inrichtung des Marschalls Litschaisuy wird amtlich dementiert.

Ostern.

Wie bei den meisten Tageszeitungen wird auch bei unserem Blatt

die Dienstag nummer nach Ostern entfallen.

Das Sonntagsblatt liegt daher drei Tage auf.

Die nächste Nummer unseres Blat­tes erscheint am Mittwoch früh, zur gewohnten Stunde.

Viel aufschlußreicher aber ist der Artikel, den neben demselben Tagesboten" auch andere liberale Provinzblätter, so der Teplit­Schönauer Anzeiger" abbruden und der bezeichnend genug Der triumphierende Fascio" heißt. Hier kommt diese fragwürdige demo­fratische Presse zu dem Schluß:

,, selbst wenn man diesen ganzen Terror berücksichtigt, der diesen Wahlen zugrundelag, muß festgestellt werden, daß Mussolini   auf seine erste Wahl stolz sein tann-"

Nicht minder stolz; fann er freilich auf die Gefolgschaft einer liberalen Presse sein, die sich nicht einmal auf den Terror als Ursache ihrer Begeisterung ausreden kann!

Die Zahl der Wagemutigen, die gegen Mussolini   gestimmt haben, ist auffallend klein geblieben."

136.000 Wagemutige haben sich gefunden, die kein Terror zu einem Ja zu nötigen ver mochte! Ob sich in der ganzen Rosche- Rafta­Bewegung ein Mann findet, der in der gleichen Lage den gleichen Mut aufbrächte? Sie haben ja nicht einmal den Mint oder sie haben gar nicht die Absicht, auf 500 Stilometer in sicherer Ent­fernung Nein zu sagen, wenn ihr Abgott Ja be­fiehlt. Und damit dieser Liberalismus wenigstens die Ausrede habe, sein alter Feind sei hier nicht besser als er, damit die freien demokratischen" Raffa- Mannen wenigstens sagen können, sie seien mindestens so demokratisch wie die römischen Pfaffen, fügen sie ihrer Lobhudelei hinzu:

,, Den Südtirolern bleibt nichts erspart. Es genügt dem Fascismus nicht, daß dieses durch die Ungerechtigkeit der Friedensverträge zu Jtalien geschlagene Vollt der fremden Regierung die Loya­lität des normalen Staatsbürgers entgegenbringt. Er verlangt die Verleugnung des Volks­tums. Ja noch mehr! Er fordert die Zustim- mung zur Unterdrückung, diktiert den Südtirolern, daß fie am 24. März morali schen Selbstmord begehen müßten. Zum Glück ist die Oeffentlichkeit des Auslandes bereits genügend unterichtet, um die Freiwilligkeit" die ser Abstimmung richtig zu beurteilen. Zum Glück stehen die Ergebnisse früherer Wahlen als un­antastbare Zeugnisse für die Gesinnung der deuts schen Bevölkerung Südtirols   da... Diesmal hat man ihnen nicht nur den Mund verbunden. Man schleppte sie gleichsam, an Händen und Füßen gefesselt, zur Urne, damit sie ihren Peinigern das Vertrauen bekunden. Wer in aller Welt wird glauben, daß ein Volk, dem man die Muttersprache nimmt, daß ein Volk, dessen kulturelle und materielle Lebensgrundlagen zerstört werden, der Regierung, die solches Unrecht verübt, seine Ergebenheit und Zustimmung aus drückt? Wir befürchten daher keineswegs, daß sich die Welt über das Wesen der Bollsabstimmung" in Südtirol   täuschen läßt. Sie wird vielmehr die Frage stellen: Welcher Drud, welche Qualen sind über die Bevölkerung verhängt worden?

Besonders peinlich berührte es, daß bei den verschiedenen öffentlichen Kund­gebungen, welche die Behörden und die fascisti. schen Würdenträger veranstalteten, die Beteiligung an dem Vertrauensvotum für den Fascismus als Pflicht der Natholiken erklärt wurde. Männer, deren glaubens und sitten. loses Verhalten notorisch ist, wollter dem frommen und gläubigen Tiroler Bolt bei­bringen, daß die Huldigung vor Mussolini   und jeiner Regierung eine gewissermaßen von der Religion geforderte Handlung sci... Das Wahlergebnis in Südtirol   beweist nichts ji, sondern im Gegenteil alles gegen den Fascismus. Nimmt man die Zahlen so, wie fie offiziell mitgeteilt werden, dann sind sie der Ausdruck einer Nundgebung von Sklaven, die von ihren Herren als bloße Ware betrachtet wer den. Wie jedoch die privaten Berichte aus Süd­ tirol   besagen, sind diese Zahlen irrig. Die Be­hörden haben das Wahlresultat" ohne Rücksicht auf den Willen der Wähler nach ihren eigenen Bedürfnissen zurecht gerichtet."

Eine Tatsache verdient dabei hervor gehoben zu werden: die Beteiligung der Geistlichkeit an den Wahlen. Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle erschienen in den Wahllokalen als einfache Bürger und wurden von der Bevölkerung stürmisch be= grüßt. Mit Recht. Denn es war eine offene Rundgebung der italienische 11 Geistlichkeit für Mussolini  . Der Fric­den zwischen dem Vatikan   und dem italienischen Staat hat zum erstenmal sich praktisch auswirken lönnen. Die Kirche hat ihren Segen dem fascistischen Regime erteilt, und zwar nicht nur vom Balkon des Vatikans, von wo aus der Papst die Stadt Rom   segnete, sondern auf dem Wege über die Wahlurne. Ein bemerkens.. wertes Ereignis, dem cine symbolhafte, epochale Bedeutung zukommt. Die italienische Geistlichkeit bekennt sich Also eine großartige Volfsbeľusti­öffentlich zum Fascismus. Das ist der gung! Reicht nicht ganz an die Heren- und Sinn der demonstrativen Beteiligung der Ver- Reßerverbrennungen heran, aber das wird ja treter der Kirche an den Wahlen."

Die epochale Bedeutung des Bekenntnisses der katholischen Geistlichkeit zum Fascismus, deren unsere fleritale Presse leider am St a r-

nachher von den lokalen Fascio an den Rein­sagern noch nachgeholt werden! Anlaß genug für alle Bürger von Hilgenreiner bis Raffa, in Be­geisterung auszubrechen!