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9. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.
Ent cheidender Sieg Calles'.
Merito City, 3. April. ( Reuter.) Die Aufständischen haben die Stadt Jimenez ge räumt. Regierungsflugzeuge verfolgen die im Rückzuge befindlichen aufständischen Abteilungen. Um den Bahnhof in Jimenez entspann sich zivischen Regierungstruppen und den Aufständischen cin zäher Rampf. Die Aufständischen unternahmen einige verzweifelte Versuche, die Linie der Regierungstruppen zu durchbrechen, was ihnen aber nicht gelang.
Calles telegraphierte dem Präsidenten Portes Gil , daß die Ausrottung der von Escobar und anderen geführten Verräter nurmehr eine Frage von wenigen Stunden" sei, gab jedoch der Befürchtung Ausdruck, daß dic Hauptführer des Aufstandes bereits geflohen sein werden.
Von der Regierung wird der Sieg über die Rebellen in Jimenez als gleichbedeutend mit dem Zusammenbruch des Aufstandes im Norden bezeichnet. Nach einem gleichzeitig aus gegebenen durch General Calles übermittelten Fliegerberichte über die Kämpfe um Jimenez find durch die Zerstörung einer Brücke nördlich der Stadt acht Eisenbahnzüge mit flüchtenden Aufständischen aufgehalten worden. Die Straßen von Jimenez sollen voll Toter und Verwun= deter liegen.
Massenverha'tung litauischer Sozialdemokraten.
Königsberg , 3. April. Nach hier eingeKönigsberg, 3. April. Nach hier enge gangenen Nachrichten aus Stow no hat die Pofizet gestern abends fast alle führenden Mitglieder
luna in den Redaktionsräumen des Blattes, So
ganzen über 100 Personen, feftnahm.
Im Zusammenhang mit dieser Altton der Polizei steht offenbar auch die polizeil'che Durchsuchung der Räume des Zentralfomitees der Arbeitsföderation( linker Zweig der chriftlichen Demokraten), bei der mehrere führende Mitglieder der Arbeitsföderation verhaftet und die Originale der Protokolle und Entschließungen der leßten Partetkonferenz beschlagnahmt wurden.
Donnerstag, 4. April 1929.
Unerwarteter Rücktritt Geipels.
Wien , 3. April. ( Eigenbericht.) Heute kam völlig überraschend der Rücktritt der Regierung Seipel . Um vier Uhr nachmittag hatte der Obmann des Unterausschusses den Mitgliedern vom Rücktritt Mitteilung gemacht, ohne Näheres hinzuzufügen. Später wurde eine amtliche Mitteilung über die Sißung des Ministerrates ausgegeben, in der die Rede Seipels ausführlich wiedergegeben ist. Die Rede enthält im wesentlichen ein Bekenntnis, daß seine ganze Politit zusammengebrochen ist und daß heute infolge der inneren Spannungen die wichtigen politischen und wirtschaftlichen Fragen nicht erledigt werden konnten. Er muß zugeben, daß man ihm persönlich die Schuld daran gibt und er will zurüdtreten, um einen Ausweg zu rmöglichen. Interessant ist die Stelle seiner Rede, wo er davon spricht, daß man auch auf seinen Stand und die Kirche den Haß ausgedehnt hat.
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3naim.
Nr. 80.
Ein Opfer deutschbürgerlicher Politik
Seit dem Umsturz ist der tschechische Sprachschatz um das Wori z němčena území"= berdeutschtes Gebiet" bereichert worden. Das Wort, vom tschechischen Nationalismus geprägt, knüpft an das peinliche Wort von den Deutschen als„ Kolonisten" an, ist sogar in die halbamtliche Sprache einge gangen und soll den Deutschen in der Tsche choslowakei zum Bewußtsein bringen, daß sie auf das Gebiet. das sie bewohnen, nur ein ujurpiertes, doch kein moralijches Anrecht bejiben. Es soll besagen, daß die Tschechen, welche dieses Gebiet vordem bewohnten, seit dieser Zeit darauf ein ewiges Recht befizen und die Deutschen dort Eindringlinge find. Der Nationalismus verschmäht Logik und Stonsequenz. Würde man die Auffassung vom Rechte eines Volfes auf den einmal von ihm besiedelten Boden folgerichtig für alle Völker pelien laj sen, so wären die rechtmäßigen Besitzer der „ verdeutschten" und der„ tschechisierten" Gebiete die unter den Namen Markomannen und rungsprogramm fein kann, daß da nirgends be- Quaden bekannten germanischen Stämme, die sondere Lorbeeren blühen und schon gar nicht in Sesterreich der stolzen, herrlichen Partei Viktor ren heimisch waren. Derselbe tschechische Natiolange vor den Tschechen in Böhmen und MähAdlers, Renners, Bauers.
Es geht daraus hervor, daß er nun endlich zur Erkenntnis gekommen ist, wie sehr er durch seine Politit der Kirche geschadet hat, wenn er die große Austrittsbewegung in der Arbeiterschaft hervorgerufen hat, wobei er allerdings darauf hinwies, daß sein Vorgehen nach dem 15. Juli richtig gewesen ist. Was nun kommen wird, weiß man natürlich nicht. Einzelne Stellen in seiner Rede deuten darauf hin, daß zunächst versucht werden wird, durch andere führende Personen seiner Partei, die nicht so provokatorisch hervorgetreten sind, die Regierung zu belassen.
nicht mehr wiederkomme.
Wien, 3. April .( Eigenbericht.) In einer christlichsozialen Versammlung sprach heute abends der Abgeordnete Kunschat über die In jedem anderen Lande Mittel- und Weft nalismus es muß wohl nicht erst ausdrüc Demiffion der Regierung. Er erklärte, es sei europas - natürlich die Tschechoslowakei ausge- lich betont werden, daß der deutsche Nationa Seipel unerträglich gewesen, daß man alle Schuld nommen hätte ein Regierungschef, dem so wie lismus um fein Haar sittlich gerechtfertigtere an der Stockung der Politik und namentlich auch Herrn Seipel schon bei den Nationalratswahlen Auffassungen vertritt der schon in der auf an der Kirchenaustrittsbewegung im Jahre 1927 das Versagen seiner Politik be- friedliche Weise erfolgten Ansiedlung Deutscher auf ihn schiebe. Deshalb sei er zurückgetreten, ſtätigt wurde, die selbstverständliche Sconsequens innerhalb der heutigen Grenzen des tschechoslo aber wenn gehe, bleibe Galiniz, Bielinis und Kairies, berhaf das System weiter. Die tünftige Regies blieb, trop geschwächter Mehrheit, trop der fühlverübtes Unrecht erblidt, sieht die Verdrän rung werde sich ebenso auf die alte Regierungs- baren Wahleinbuße seiner, der christlichsozialen tet. Nach den Angaben der Polizei handelt es foalition ftüßen, andererseits hätten die Sozial- Partei. Diese Schwächung machte es der Präla- gung- jogar die systematische und gewaltsame demokraten immer gesagt, wenn Seipel nicht sei, tenregierung natürlich immer unmöglicher, neben deutscher Volksangehöriger vom Arbeits sich um die Aufhebung einer geheimen Versamm würde die Politik ganz anders gehen. Es sei also dem Hauptkampf gegen die Arbeiterschaft auch und Wohnplay; als ein nationales Verdienſt an, zialdemokratas“. Demzufolge wurde das Zei- icht die Klärung eingetreten und man werde nur einigermaßen die wichtigsten wirtschaftlichen wobei er sich die sittliche Rechtfertigung zurechttungsgebäude gestern abends von Kriminalpolizei ichen, was die Sozialdemokratie tun werde. Er und politischen Fragen des Staates zu erledigen, legt, diese Verdrängung sei ein im Intereſſe tungsgebäude gestern abends von Kriminalpolizei wiederholte zum Schluß noch, daß das System und geradezu das Chaos drohte, als Seipel im des Staates geführter Stampf gegen ein fremumstellt, die alle in den Redaktionszimmern Anwesenden und alle das Gebäude Betretenden, im bleibe, aber man dürfe sich nicht täuschen, daß Kampf gegen die Sozialdemokratie fich immer des und gefährliches Element. Ehemals deutiche schamloser und offener den Putschgelüften der Städte zu tschechisieren, ihre Bewohner zu ent Heimwehrler hinzugeben begann. Aber auch nationalisieren, erscheint dem tschechischen NaDie Meldung vom Rücktritt Seipels, da dieser letzte Rettungsanter Seipels fand nicht schon für Desterreich überraschend, ist es natürlich Boden, es gelang ihm nicht, die österreichische tionalismus als durchaus kein Unrecht, sondern noch mehr für das Ausland. Man hat sich zwar Arbeiterschaft zu provozieren, wohl aber hat er als nationale und staatliche Pflicht. Die Geschichte der Stadt Znaim die Frage vorgelegt, wiejo und wie lange noch größere Schwierigkeiten gebracht. Von dort her iſt dafür ein treffender Beleg. Bis zum Umimmer wieder, und besonders in der letzten Zeit, die eigene Partei durch seine Politik in immer ein Regime jidh balten könne, das in sieben und noch mehr von diversen berufsmäßig klerika- sturz war Zuaim, was wohl niemand zu besich Jahren nichts anderes erreicht hatte als eine len Stellen mag Seipel in der letzten Zeit einige streiten wagen wird, eine deutsche Stadt. ständige Verschlechterung der politischen und wirt- Deuter bekommen haben, wohin dann eine christ- Territorial mit dem deutschen niederösterreischaftlichen Lage des Landes, latente Strifen, lichsoziale Politik führen solle, zu deren sichtbar- chischen Sprachgebiet zusammenhängend, von Unzufriedenheit in allen politischen Lagern ein- ster Ergebnissen die latente Abfallsbewegung von fast allen Seiten von Ortschaften mit rein schließlich des regierenden Parteienblods. Jetzt, da der Stirche gehört. Seipel selbst den Zusammenbruch seiner Politit Tiefste, immer noch steigende Erbitterung in deutscher Bevölkerung umschlossen, hatte die Berlin , 3. April .( Egenbericht.) Die inoffiugibt, wird es wohl allen klar werden, daß an der Arbeiterschaft, Unzufriedenheit bei den Bau- Stadt den Charakter anderer ähnlicher Städte ziellen Verbandlungen. die seit einiger Zeit zwi der Regierungskunst dieses mehrfach gesalbten ern, denen sieben Jahre Seipel aber auch gar im angrenzenden Niederösterreich . Von einem schen den Etats und Steuerreferenten der So- Brälaten, den nachgerade die ganze europäische nichts brachten, verschärfte Gegenfäße zwischen„ zněmčené území" fann bei Znaim in feinem zialdemokratie, des Zentrums und der deutschen Bourgeoisie als einen Ausbund staatsmännischer ihm und den Großdeutschen, wachsende Krise in Falle gesprochen werden, es war immer deutsch Volksparet über die Gestaltung des Etats geführt Slugheit, Tüchtigkeit, Weisheit und draft hinzu der eigenen Partei dies alles spät, plößlich. und ist eine deutsche Stadtgründung. Die Zahl werden, sind jetzt so weit ged chen, daß den ein stellen beliebte, nur eines wirklich bewunderns mit riesenhafter Deutlichkeit dem Bundeskanzler der in Znaim ansässigen tschechischen Boltsanzelnen Fraktionen Bericht über das Ergebnis er- wert war: ihre Dauerhaft gkeit. ihr Stlebertum, zu Bewußtsein gekommen, zwingt ihn nun, in stattet werden kann. Die sozialdemokratische der durch nichts zu erschütternde Wille, an der einer Weise zu demissionieren, die den Prälaten Schörigen umfaßte knapp vor dem Striege unziemlich der Würde zu entkleiden scheint, mit der gefähr fünfzehn Prozent und wenn man höchst Fraktion wird zu diesem Zwede anfangs nächster Macht zu bleiben. freigebig einen gewissen Teil der Bevölkerung. Woche eine yung abbalten. Dies freilich hatte einen tieferen Sinn: Sei- jer fich so lange behängt hatte. Mit der österreichischen Arbeiterschaft freut der tschechischen Ursprungs war ohne sich offen Das Bestreben geht vor allem dahin, den pels Staatspolitit erschöpfte sich in einem Fehlbetrag durch Streichungen: m Etat Grundgedanken; der rücksichtslosen Be sich in diesem Augenblick das Proletariat der gan zur tschechischen Nation zu bekennen. hinzurech zu beseitigen und dadurch die Erhöhung tämpfung der Sozialdemokratie und zen Welt. Einer der erbittertſten Feinde der Ar- net, waren es im allerhöchsten Falle zwanzig von Steuern unnötig zu machen. Wenn es mag schon sein, daß selbst unter den österrei- beiterklasse, einer der glühendsten Hasser der So- Prozent. Zehn Jahre tschechoslowakischer Republik, auch die Sozialdemokratie der Tendenz zur Spar- chischen Christlichsozialen, die doch in diesem zialdemokratie ist gestürzt. Was immer fommen samkeit zuſt mmt. ſo wendet sie sich energisch ge- Bandwerk seit Jahrzehnten geübt sind, sich bis- mag, nichts und niemand wird wohl den grandio- nein, schon zehn Monate, genügten, um das gen jeden Verfuch etwa am fozialen Etat rei-, her feiner fand, der sich auf dieses Geschäft fo fen Aufstieg der österreichischen Arbeiterschaft und nationale Verhältnis der Bewohnerschaft nahe chungen vorzunehmen. Auf der andern Seie ge- vorzüglich verstand, wie Ignaz Seipel . Nun aber ihrer Partei so hemmen können, als es Igna; hen ihr die bisher gen Zug ständnisse der bür- muß er und müssen alle einsehen, daß der Kampf Seipel, der Prälat ohne Milde. fieben Jahre lang gerlichen Parteien für die Kürzung des Wehretats gegen die Sozialdemokratie nirgends ein Regie- zum Schaden Desterreichs versucht hat. noch nicht weit genug.
Das Reichsbudget wird zusammengestrichen.
Wenn auch offiziell über die Verhandlungen der Fratt onsvertreter noch nichts berichtet wird,
so erfährt man doch. daß etwa 180 Millionen ge
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500 Beduinen niedergemegelt.
zu umzukehren. Wer vor dem Seriege etwa nach Amerita fuhr und jetzi nach Znaim zurüdkehren würde, der würde die inzwischen erfolgte Wandlung als ein wahres Weltwunder be staunen. Die ehemals deutsche Stadt hat seit Jerusalem , 3. April. Aus Amman kommt bald zehn Jahren eine feste tschechische Bevöl strichen werden sollen. Aus den Tabatzöllen aus halbamtlicher Quelle hat Ministerpräsident die Nachricht, daß ungefähr 500 in Dschebel kerungsmehrheit, die Deutichen in ihr betragen glaubt man infolge der stärdig steigenden Einfuhr Bartel während seiner leßten Konferenz mit Bejb lagernde Beduinen des Stammes Sowo- nur wenig mehr als ein Drittel der Einwoh70 Mill onen und aus dem Brann'weinmonopol dem Präsidenten der Republik diefem fein iat von aufständischen Wahabiten überfallen ner. Wer wollte glauben, dieje Erscheinung sei eine Folge natürlicher Entwicklung! weitere 70 Monen Mark erzielen zu können. Demissionsgesuch unterbreitet. Troß des und niedergemetzelt wurden. Nach einer weiteren Meldung konzentriert naim ist eine der Städte, in der es dem tsche40 M llionen folln aus den Nacherbebungen der Ersuchens des Präsidenten der Republit, der Bermögenssteur kommen und 30 m llonen sol- Ministerpräsident möge auf seinem Posten verlen dadurch erfpart werden dak auf die von der bleiben, beharre Bartel auf seinem Ibn Saud, der Sohn des Königs von Hedschas , chischen Nationalismus in der erfolgreichsten Regierung vorgeschlagene Ermäßigung der mitt- Rüdtritt. In den Abendstunden fand eine in den drusischen Dschebel- Bergen eine ungefähr Weise gelungen ist, durch die strupelloseste AnCircommentfalten berichtet wird. Der Bigung des Mitterrates hatt, an der Winif Sigung des Ministerrates statt, an der Minister 3000 Wahabiten zählende Armee in der Absicht, wendung seiner Methoden einen solchen Teil einen Einfall nach Transjordanien zu unter- und mit hinzugezogenen tschechischen Volkseleder altansässigen Bevölkerung zu verdrängen Erst bis weitere Einzelhe ten über das Ver- präsident Vartel bereits nicht mehr teilnahm. Es wird für sehr wahrscheinlich gehalten. daß nehmen. In diesem Falle würden britische Trup- menten zu erseßen, daß diese in ihr eine unhandlungsergebnis vorleg n werden, wird man fagen fönnen ob die soz aldemokratische Fraktion die Leitung der neuen Realerung neuerlich Mar ihre Zustimmung geben kann und ob sich daraus schall Pitfubfti übernehmen wird. Als Bize- ben, die bereits an den Grenzen in Bereitschaft bedingte kaum jemals wieder zu erschütternde Die feit Monaten schon angestrebte 11 mb Ibung premier soll der bisherige Unterrichtsminister stehen, gegen die wahabitischen Abteilungen ein- Majorität besißen. Die instematische und künftder Reichsregierung ergeben wird. Switalsti in Aussicht genommen fein. liche Aufzüchtung dieser Mehrheit wird bis auf
leren
schreiten.