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9. Jahrgang.

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aldemokrat

Zentral der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Hakenkreuzlerkrawalle in Liefing.

Wien  , 10. April.  ( Eigenbericht.) Heute nachmittags tam es in dem Arbeiterort Liesing  zu großen Krawallen. Hakenkreuzler und Heim­wehrler hatten in den Brauhaussaal eine Ver jammlung einberufen, die aber so geheim gehai­ten wurde, daß nicht einmal den Behörden die Anzeige erstattet worden war. Die Bevölkerung erfuhr davon erst nach Arbeitsschluß und sun

Donnerstar; 11. April 1929.

Die Krise beigelegt.

Erweiterung des Kabinetts durch die Zentrumsführer Wirth, Guerard und Stegerwald.

Berlin  , 10. April.  ( Eigenbericht.) Die politische Arise, die gestern beinahe zum Rüd­derte von Arbeitern tamen in der Bahnhofs- tritt des Kabinetts Müller geführt hätte, ist straße zusammen. Als die Hakenkreuzler unifor- heute so gut wie vollständig beigelegt worden. miert zum Brauhaus zogen, wurden sie mit Die Presse des Zentrums erflärte heute früh, Pfuirufen empfangen. Sie antworteten mit

Beschimpfungen gegen die Arbeiter, mukten aber daß ihre Partei keine ultimativen Forderungen angesichts der Erregung der Massen flüchten. Sie an die Sozialdemokratie gerichtet habe und daß juchten nun in den Brauhaussaal einzudringen, auch der Brief ihres Vorsißenden Ka as an den um dort doch die Versammlung abzuhalten; der Geschäftsführer hatte aber, da man ihn nicht ein- Reichskanzler, in dem von der Sozialdemokratie mal verständigt hatte, den Saal abgesperrt. Nun die Zustimmung zum Weiterbau des Panzer­schlugen die Hakenkreuzler Fenster und Türen treuzers gelvinscht wurde, kein Ultimatum dar cin, um hinein zu gelangen. Andere wieder wendes stellte. ten sich mit& nütteln und Spaten ge gen die Arbeiter. Aus dem Vorgarten des Sauses wurden vier Schüsse gegen die Arbeiter abgefeuert, die aber niemanden trafen.

Bei diesen Tumulten wurden etwa ein Dute zend Hakenkreuzler und Heimwehrleute verlegt, meist durch Glassplitter, als sie in den Saal zu dringen suchten. Nach 10 Uhr nachts war es der Gendarmerie gelungen, die Halenkreuzler und Heimwehrler aus dem Brauhaussaal wegzubrin gen. Auch die noch übrigen Arbeiter zerstreuten fich dann und um halb 11 1hr nachts herrschte wieder Ruhe.

Das Ziel der Heimwehren. Der Stärntner Heimwehrführer Dr. Pfri­mer hat Sonntag in Villach   eine Rede gehalten, in der er folgende Parolen ausgab:

,, Unser Stampf gilt dem korrupten demokra tisch parlamentarischen System und den sogenannten Wahlbeamtentum. Der Heimat­schutz hat die Bevölkerung wachgerufen und den schädlichen Parteigeist bekämpft. Wir sagen: Weg mit diesem System! Weg mit dieser Ver­faijung!

Wir müssen uns einen neuen Staat, einen wahrhaften deutschen   Volksstaat, erst schaffen. Wir verlangen Führer, die sich ihrer Verantwortung bewußt sind. Ich habe seit jeher den Marsch auf Wien   gepredigt. Denn Hilfe für unseren Staat kann erst werden, wenn wir dasrote Wien  erobert haben. Aber die Eroberung muß rest­Ios sein. Sie tann nur mit der Waffe in der Faust geschehen."

Heute vormittags hat das Kabinett eine Sigung abgehalten, in der die Lage besprochen und die von den bürgerlichen Parteien verlangte Erklärung formuliert wurde. Es heißt dariu:

Bezugs- Bebingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bel Bezug durch die Post: monatlich. vierteljährlich..

halbjährig ganzjährig

Ke 16.­

"

48.­

96.­

192.­

Rüdftellung von Manu­

ftripten erfolgt nur bei Ein­fendung der Retourmarlen.

Gricheint mit Ausnahme des Montag täglich( rih. Nr. 86.

Der„ Koprophor❝ als Dittator.

Die von der Demokratie„ enttäuschte" Die Reichsregierung erwartet, daß sie vor- Bourgeoisie hat mit ihren Lieblingen, den genannten Fraktionen des Reichstages fie in dieser Diktatoren, entschieden Pech. Sie möchte ste Arbeit unterstüßen und etwaigen Anträgen auf jo gerne ihrer ungewöhnlichen Geistesträfte weitere Streichungen über die genannten Vor- und ihrer Erfolge weçen als nachahmenswerten schläge hinaus oder auf höhere Ausgabenbewil- Demokratie- Ersatz rühmen, doch ihre Tätigkeit ligungen den erforderlichen Widerstand entgegen und ihre Personen geben ihr so wenig Gelegen. feßen werden. Sie erwartet weiter, daß zur Geheit dazu, daß sie auch schon an ihrem neuen währleistung eines reibungslosen Ganges   der Reichsgeschäfte Anträge von grundlegender Bedest fung überhaupt nur im gegenseitigen Be. nehmen gestellt oder weiter verfolgt werden.

Auf dieser Grundlage wird die Reichsregierung mit den oben genannten Fraktionen des Reichs­tages in Verbindung treten, um durch fortgeseite engste Fühlungnahme die Erreichung dieser politi schen Ziele zu gewährleisten. Sie wird gleichzeitig die von ihr angestrebte Erweiterung des Reichs fabinettes ohne weiteren Verzug in die Wege

( eiten."

politischen Ideal, dem Fascismus, verzweifeln möchte. Des einen Hände sind von anbefohle= nen Morden blutbefleckt, der andere zeigt un verkennbare Spuren von Verrüdtheit, die Herrschaft des Dritten wankt und kann stürzen über Nacht, der.Vierte und Fünfte find blinde Werkzeuge in der Hand größenwahnsinniger und verbrecherischer Generalstäbe und alle zu= jammen haben bisher durch nichts beweisen tönnen, daß sie die großen Probleme besser zu meistern verstanden haben, als die von ihnen ,, Angesichts der außen und innenpolitischen Die bürgerlichen Parteien stimmten dieser beseitigten oder einflußlos gemachten Parla­Lage und insbesondere im Hinblick auf die augen Erklärung zu und auch die Vertreter der sozialmente. Von unserem verhinderten heimischen blicklich in Paris   tagende Reparationskonferenz ist eine aktionsfähige Regierung in Deutschland   demokratischen Frattion erklärten sich mit ihr ein- Diktator Geidl ganz zu schweigen. Am Sonn­das unabweisbare Erfordernis. Die Reichs verstanden. Die Frage des Panzerkreuzers, die tag hat sich nun schon zum zweitemnale-- regierung wird daher ihre ganze Kraft daran gestern eine so große Rolle gespielt hatte, ist also der polnische Diktator als enfant ter­feßen, daß die Grundlagen der deutschen   Staats- nach der entschiedenen ablehnenden Haltung der rible"( Schredenstind) entpuppt. Schon vor wirtschaft nicht erschüttert werden und deshalb Sozialdemokratie für die bürgerlichen Parteien einiger Zeit hat Marschall Piljudski insbesondere der Reichshaushaltsplan 1929 alsbald auf einmal ohne größere Bedeutung. die Mitglieder des polnischen Sejm auf das im Reichstage zur Verabschiedung gelangt. unflätigste beschimpft und ohne einen einzigen Zu diesem Zwede bekräftigt die Reichsregie­Das Zentrum insbesondere will sich für die fonfreien Beweis dafür anzuführen, behauptet. rung ihren bereits am vergangenen Sonntag nach Verabschiedung des Etats, für die Stabilisierung die Abgeordneten hätten es dahin gebracht. eingehender Prüfung im Hinblick auf die gesamt der Regierungspolitik und parlamentarische Ar- daß; Straßendirnen und Maitreffen auf Staats­politischen Notwendigkeiten gefaßten Beschluß, beit einsehen. Man rechnet damit, daß bereits kosten, insbesondere aus dem Dispositionsfonds unter Rüdstellung ihrer Vedenken auf den Boden der Vorschläge zu treten, welche von den Sach- morgen drei Zentrumsminister in die des Kriegsministerium ausgehalten wurden. verständigen der Sozialdemokratie, des Zentrums, Regierung eintreten werden; das Zentrum hat Am Sonntag ist der Tan des Marschalls noch der deutschen   Volkspartei, der demokratischen hiefür bereits den früheren Reichskanzler Wirth weit tiefer, bis unter das Kajchemmenmaß ge Partei und der bayerischen Volkspartei gemein-( befeßte Gebiete), den Abgeordneten Guerard unten, man würde den leyten Proletarier be fam vereinbart worden find. Für die Durch( Justiz) und den Fraktionsvorsitzenden Steger- leidigen, wollte man behaupten, der Marschall schließlich derjenigen für den Haushalt des Reichs, wald( Verkehr) nominiert. Der bisherige demo- habe sich seiner Ausdrucksweise bedient. wehrministeriums, wird die Reichsregierung sich kratische Instizminister Koch wird vorher ver­gefchloffen einfeßen. abredungsgemäß zurücktreten.

segung der so zustandegekommenen Vorschläge, ein­

Ein 15jähriges Provisorium?

Vorausgeschickt sei, daß in Bolen trop Abgeordnetenhaus und Senat tatsächlich eine faum mehr verhüllte Diktatur besteht. Der Träger diefer Diktatur, die sich hinter einer parlamentarisch- demokratischen Maske schlecht verbirgt, ist eben diefer Marschall Bil. sudski, der vor dem Kriege der Gründer Für den Fall des Scheiterns der Reparationsverhandlungen. und im Weltkrieg der Führer der polnischen Das Programm des fascistischen Umsturzes,   Paris, 10. April.„ Avenir" berichtet die französische   Delegation würde darauf bestehen, Legionen war, die zwar nicht überwältigenden des bewaffneten Bürgerkriegs ist hier mit aller über die Verhandlungen zwischen den vier Dele- daß nun eine endgültige Regelung des Me- Ruhm geerntet haben, am allerwenigsten den wünschenswerten Klarheit entwidelt. Wenn Sei- gationen der Gläubigerstaaten: Wenn man sich varationsproblems gemäß den Beschlüssen von Strieg entscheidungsvoll beeinflußten, aber die pel nicht eben demissioniert hätte. würde der nicht verständigt, wird, wie man versichert, der Gens erfolge. Eitelkeit der Nation und der neuen Armee vadere Priester die Rede des Pfrimers chne Vorsißende der Konferenz Owen oung cin flocht um sein Haupt den Glorienschein des Zweifel damit beantworten daß er ein so provisorisches Abkommen für die Dauer von 15 zialdemokratisches Partethaus nach Waf- ahren auf Grund eines von dem Dawvesplane  Paris, 10. April. Die Experten der Gläu- Vaters des Staates". Je länger er nun lebt, fen durchsuchen ließe. Die österreichische Chriſt ziemlich abweichenden Zahlungsvlanes vorschla- bigermächte ſetzten hente den ganzen Tag über um so mehr seht von dem ihin angedichteten lich sozialen haben gerade je Gelegenheit, gen. Gestern ist sogar das Gerücht im Umlauf die Beratungen über die Höhe der Ziffern fort, Nimbus verloren. Immerhin ist Pilsudski   auch zu beweisen, ob sie nichts anderes als die Vorbe gewesen, daß die amerikanische   Telegation bereit welche der deutschen Delegation bekanntgegeben heute noch der mächtigste Wann in Volen. Wie Aen. Gestern ist sogar das Gerücht im Umlauf reitung des Heimwehrfascismus wollen, oder ob wäre, eine derartige Lösung vorzuschlagen, aber werden sollen. Die Verhandlungen werden mor- lange noch, das ist allerdings fraglich ge sie diese Richtung ablehnen. Bei der Wahl des dos lait fragt selbst, ob es sich hiebei nicht um gen früh fortgesetzt werden. Wie man hofft, worden, denn Pilsudskis Diktatur befindel jich Bundeskanzlers wird man ihre Gesinnung fest- einen 2eriuchsballon handle, da die übri- werden die Beratungen mit der deutschen   Dele- im Zustande ernſter Bersesung. Die von ihm übrigation morgen nachmittag wieder aufgenom felbstherrlich ohne die Zustimmung des Parla­stellen können! gen Gläubigerdelegationen sich einem derartigen Kompromi wenig günstig zeigen. Besonders men werden können." mentes eingesetzte Regierung Bartel steht vor dem Zerfall, den sie durch Abänderung der

nien wird.

Ein Mietentomi'ee aus allen Parteien.  Wien, 10. April( AN.) In den heute nachmittags abgehaltenen Besprechungen der Das Urteil gegen Gro'z aufgehoben. Isten der Kunst schüßen, die nicht be- Staatsverfaijung gerne aufhalten möchte und Bertreter sämtlicher parlamentarischer Parteien Berlin  , 10. April. In der Berufungsver- auf solche Menschen die Grenzen der Kunſt feſt- einen Gefeßentwurf auf Verfassungsänderung wurde hauptsächlich das Mietenproblem behan- handlung gegen den Zeichner George   Grosz der feßen wollte, würde man die Kunst in eine eingebracht, der die vollständige Ausschaltung belt. Zur Klärung der Situation in der Mieten- unter Anklage stand, durch drei Bilder seiner Zwangsjacke ſtecken, in die sie auf keinen Fall des Parlaments und die Uebertragung der Ge­frage wurde ein fünfgliedriges Komitee, bestehend Mappe Sintergrund" die christliche Stirche als Stulturträger hineingehört. Wir sind über- fengebungscewalt an den Staatspräsidenten aus Bertretern sämtlicher Parteien, einge- und ihre Einrichtungen gröblich beschimpft zu ha- zeugt, daß, wenn wir Millionen von Menschen, sett, welches morgen seine Beratungen aufneh- ben, und gegen seinen Verleger Wieland Herzbie die Leiden des Strieges am eigenen Leibe er bedeuten würde. Der Entwurf will das Wahl­felde verwarf das Gericht die Berufung der fahren haben an diesen Bildern vorbeiführen recht zum Parlament so aestalten, daß mit ab­Staatsanwaltschaft und sprach beide Angeklagte und ihnen die Absicht des Künstlers erffären foluter Sicherheit die Bildung einer Mehrheit Die tanadische Brotestnote. auf Kosten der Staatsklasse frei. In der Ürteils würden, kein einziger sich abgestoßen fühlen von Mamelucken Pilsudskis erwartet werden Washington, 10. April. Wie gemeldet wird, begründung führte Landgerichtsdirektor Siegert würde, sondern daß sie dem Stünstler danken könnte. Schn jetzt hat es Pilsuditi dahin ge zählt die fanabische Protestnote gegen die Ver- u. a. aus: Der Stünstler wollte zeigen, wie sich würden. bracht, daß das Parlament ein Kontrollrecht fentung der I'am alge" drei Hauptpunkte auf: die christliche Kirche nach seiner Meinung in den der Staatsverwaltung kaum noch besitzt. Mit 1. Habe die Verfolgung des Schiffes nicht in der Dienst einer ihr wesensfremden Sache gestell: hat Pilsuditi neuerlich erkrankt. der bürgerlichen Opposition hätte Piljudski von den Verträgen bestimmten Entfernung von und daß sie durch diese Unterstüßung des Krieges Warschau  , 10. April. Entgegen den Er- kein allzu schweres Spiel gehabt, doch er hat der Küste angefangen, die einer Stunde Fahrt ihr Urdogma, die Nächstenliebe, verleugnet und entspricht; 2. sei die Theorie der unausgesevien in das Gegenteil verkehrt, wenn sie den Saß pre-, wartungen ist am heutigen Tage noch keine de- sich natürlich auch die Sozialisten, denen er Verfolgung nicht annehmbar, falls diese außer- digt und den Feindestod verherrlicht. Wenn es finitive Entscheidung in der Regierungskrise einst nahe gestanden ist, zu Gegnern gemacht, halb der Drei- Meilenzone angefangen habe; möglich ist, daß es Menschen aibt, die sich beim gefallen. Die Verzögerung der Refonſtruttion, die ihn nicht im Zweifel ließen, daß fie die 3. wird die Frage aufgeworfen, ob die Bestim- Anschauen seiner Bilder aus Mangel an Ver- bzw. Neubildung des Kabinetts ist auf eine Annahme seiner fascistischen Verfassungsreform mungen der Verträge den amerikanischen   Küsten- ständnis verletzt fühlen, so hat ihm das Bewußt neuerliche Erkrankung des Marschalls Pilsudski   mit dem Bürgerkrieg beantworten würden. wachschi sen gestatten, ein anderes Schiff anzu sein gefehlt daß er damit Einrich ungen der zurückzuführen, welche eine Verschiebung der für Seine Drohungen mit dem Säbel haben die greifen und in den Grund zu bokren, um das Kirche herabwürdigt. Besonders fehlt ihn das heute anberaumten Konferenzen verursachte Nach Sozialisten nicht eingeschüchtert und im Lande Recht der Durch anzuwenden, und ob ein Bewußtsein, daß er die Kirche gröblich beschimpft dem gegenwärtigen Stand der Dinge steht die draußen wächst gegen den Diktator der Wider­solches Verfahren, das möglicherweise zu Verlu bat. Es ist nicht möglich, daß man alle   Inter- Neubildung des Kabinetts erst in den nächsten ften an Menschenleben und an Gütern führen essen schüßen kann. Man muk eventuell abwägen Tagen, wahrscheinlich am Samstag, zu er- ſtand zusehends, so daß es heute schon fraglich und fragt sich hier: Muß man die auf Ko- warten. tönne, berechtigt sei. geworden ist, ob sogar die Armee, früher das