Freitag, 3. Mai 1929.

Schmücke dein Heim- mit einer Kanone! Gin geschäftstüchtiger Münchener Verlagsbuch­händler läßt in deutschen Blättern folgende An­zeige erscheinen:

Wir haben Nachbildungen der Feldkanone und haubige herausgebracht, nachdem das Erscheinen der schweren Feldhaubine 02 das Ver­Tangen der Feldartilleristen nach ihren Geschüßen getvedt hatte. Durch Anwendung eines neuen Herstellungsverfahrens konnten wir den Preis gegenüber der schweren F. H. 02 ganz wesentlich herabsetzen, so daß es jedem Feldartilleristen möglich ist, sich die Nachbildungen zu erwerben. Die Nachbildungen werden in Messing gegossen - mit beweglichen Rädern und mit einer Patinaschicht überzogen; sie sind etwa zwanzig Zentimeter lang. Die getreu nachgebildeten Ge­schütze bilden einen Schmud für jedes Zimmer und ein schönes Geschenk für Ihre Kinder. Der Preis jeder Nachbildung ( Kanone und Baubige) beträgt 18 Mark, Porto und Verpackung 2 Mark. Bestellen Sie sofort! Der Mann, der Feldkanonen als Zimmerſchmua und Kinderspielzeug erdacht hat, wäre würdig. Ehrenmitglied der Genfer Abrüstungskonferenz it werden.

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Unauffällig. Wilhelm Kienzl , der be­Pannte Stomponist war einmal zur Generalprobe ciner ihm noch unbekannten Oper eingeladen. Die Probe zog sich sehr in die Länge und war menig anregend. Da sagte Kienzl zu einem in dem verdunkelten Zuschauerraum neben ihm siben den Herrn: Furchtbar langweilig ist das alles! Ob men sich da nicht unauffällig brücken könnte?!" Darauf antwortete der Herr aus dem Tunkel mit geprester Stimme: Sie schon! Aber ich muß de ich bin der Komponist."

bleiben

Die Mundpflege mit Odol

ist geradezu eine Wohltat. Die Fäulnisvorgänge im Munde, die die Zähne nach und nach zerstören, werden sicher gehemmt, und nach jeder Odol­Spülung verbreitet sich über den ganzen Mund eine erquickende Frische. Wenn Sie die Zähne noch mit Odol - Zahn­pasta bürsten, erhalten Sie sich

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Die große Katharina.

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Es ist im allgemeinen nicht unsre Aufgabe, Ge- Irung der Ostseeprovinzen vergrößerte sie Rußiand denktage von Monarchen in Erinnerung zu bringen. um 550.000 Quadratkilometer und machte ihr Reich Die Sarin Katharina II. von Rußland, eine der zu einem ausschlaggebenden Machtfaktor in der marfantesten Frauen der noueren europäischen Ge- europäischen Politit. schichte, verdient es jedoch, daß man ihren 200. Ge Was uns besonders interessiert, ist Sathavinas burtstag am 2. Mai nicht umbeachtet übergeht. Sie geistige Einstellung. Wie Friedrich von Preußen hat das Werk Peters des Großzen fortgeführt, der es verstanden hatte, aus Rußland eine Greßmacht zu schaffen, die in der Geschichte der ganzen Welt eine bestimmende Rolle spielte und noch heute, wenn auch unter ganz veränderten Verhältnissen, spielt. Als in dem fleinen Fürstentum Anhalt 3erbst die Prinzessin Sofie geboren wurde, ahnte gewiß nienrand, daß diefes Mädchen eine der mächtigsten Herrscherinnen der Welt werden würde. Fast alle Winter ihrer Stindheit brachte Sofie am Berliner Hofe gu, und Friedrich II. , ihr späte­rer erbitterter politischer Gegner, hat den Plan der Raffenforschung und Raffenfrage." i Sarin Elisabeth, die Prinzessin mit ihrem Neffen, dem russischen Thronfolger Peter von Holstein, zu bildervortrag von Genossen Prof. Dr. Huav Jitis( Brünn ). Samstag, den 4. Mai um halb verheiraten, sehr begünstigt. Schon mit 17 Jahren wurde Sofie mit dem nur ein Jahr älteren Peter 8 Uhr abends im Hörsaal 20 der Deutschen Technik, Susgasse 5. Eine wissenschaftliche Behandlung der getraut. Vorher hatte sie zur russischen Kirche über. Rajjenfrage an der Hand zahlreicher Lichtbilder! treten und den Namen Katharina annehmen müs Eintritt frei. Gäste willkommen.( Veranstaltet vm fen. Es war eine der üblichen Fürstenbeiraten. Der der Deutschen Gesellschaft für sittliche Erziehung und Thronfolger machte kein Schl aus seiner Abneigung Versöhnungsbund.) gegen die ihm aufgezwungene Gattin und zog ihr andre Frauen, vor allem feine Geliebte Elisabeth Für die Telephonteilnehmer in Dejmiß, Woronzeff, vor. Im Gegenfaße zu ihrem Gat­Bubentsch und in Prag IV. Die Telephonftationen ten, der ebenfalls deutscher Herkunft und Erziehung Im Sprengel zwischen den Straßen Dejvická, Pellé war, hat sich Katharina sehr rasch den russischen Ver. und Belcredistraße, in Bubentsch zwischen den bältnissen angepaßt. Das fiel ihr zunächst nicht Straßen Strálovské obory und Sladekstraße, leicht, weil es an dem halb asiatischen, ausschweifen ferner zwischen der Pelléstraße und Na Orliku, in den Hofe von Intriganten wimmelte. Statharine Prag IV. Na Baště sv. Ludmily. sv. Tomáše und verstand es jedoch, sich eine Kamarilla zu schaffen. 11 Bisecké brány werden am 3. und 4. Mai zweds die feft zu ihr hielt, und sie verfolgte energisch und Reparatur des Telephonlabels aus dem Betriebehu ihr Ziel, an diesem Hofe die Macht in ihre ausgefchaltet. Hände zu bekommen.

Druckfehlerberichtigung. In dem Aufsatz von

Karl Teller Karl Kraus und der Sozialismus haben sich einige Druckfehler eingeschlichen: Start

brüder.

Sächsisches, Alzufächsisches.

Katharina war eine der ganz großen Liebes fünstlerinnen der Geschichte. Sehr geſchidt verstand fie es, ihre nicht eben wähleriſch ausgesuchten Lieb. haber ihren persönlichen Zielen dienstbar zu machen. Kraus verfolgte nicht mit großer Leidenschaft jenc, Vielleicht hatte ihr Gatte nicht ganz Unrecht, wenn welche... die Zukunft der Menschheit... verraten er die Legitimität des Meinen Parewitsch anzweifelte haben, als die Satten... sondern mit größerer, und nicht Klingelbrüder vergewissern sich, daß Als Peter III . 1762 den Thron bestien, erflärte es die Klage der Ginsamen sei, sondern Klinge- Ratharina ihr und ihres Kindes Leben für bedroht und flüchtete mit ihrem Söhnchen. Ihre Partei, an der Spipe die Brüber Orlow. von denen Gregor ihr am meisten begünstigter Liebhaber war, ent thronte den Raren, und wenige Tage später wurde Peter erdrosselt. Katharina hat zwar behauptet, nichts von dem Mordplan gewußt zu haben, aber die Mörder erhielten hehe Ehrenstellen an ihrem Hofe. Die Garde, die Katharina für sich gewonnen hätte, rief dann die feine, umb- kannte deutsche Prin. zessin zur Herrscherin des Riefenreiches aus. Rüd sichtslos und mutig hatte Statharina ihr Ziel ver folgt und erreicht. Ebenso rücksichtslos behauptete sie sich auf dem Throne, troydem er ihr oft von Auf ührern und Verschwörern streitig gemacht wurde. Von ihren zahllosen Günſtlingen hat nur Potem Pin einen entscheidenden Einfluß auf die Zarin ausgeübt. Ihm verdankte sie zum großen Teil ihre gewaltigen außenpolitischen Erfolge. Durch die Tei­Tung Polens , die Türkenkriege und die Nussifizie

Ich habb mir änne Siazinde gegooft, was'ch forchtbar reizvoll finde. Mr weeßes doch nu nich genau, blicht die mal rot, weiß oder blau. Daachtäächlich dutse bißchen wachsen. Se nimmt sich Zeit( se is aus Sachsen ). Un wie'ch auch gugge am se rum, de Farwe bleibt Midärium.

Nu eemal wärd de Gnosbe gnalln,

se dut mr schon noch dän Gefalln un zeicht mir ihre Gläggchen frei- doch dann is ähmd dr Reiz vorbei.

Pene Voigt.

Der alte Droschtenfutscher.

Jischnow ist eine große Stadt, in der Auto­mobile stinken und elektrische Bahnen unter und hoch über der Erde sausen. Tschinbukta aber ist noch immer ein Dorf, eine Stunde weit von Jischnow gelegen. Wer nach Tschinbufta reist, muß in Jischnow aus der Bahn steigen und sich in eine Pferdedroschke setzen, die viermal am Tage die große, schöne Stadt mit dem lächerlichen Dorfe verbindet. Es ist eine alte Droschke mit alten Pferden und einem alten Stutscher, der auf dem Mutscherbocke weißhaarig geworden ist. Dieser Stutscher allein ist so alt wie Wagen, Pferde und Geschirrzeug zusammen.

Vom Bahnhof Jischnow geht es über eine endlose Chaussee, die von der Wohlhabenheit der schönen Stadt erzählt. Plöglich aber führt sie eine Wendung aus und gabelt sich in einem geheimnis vollen Sandweg, der sich in einen würzig duf tenden, schattigen Wald verliert, und in eine recht gewöhnliche, alte, holperige Landstraße, die natür lich schnurstrads nach Tschinbukta führt.

Seite 7.

Ausgebeutete!

Die bürgerliche Preste steht im Golde Curer

Ausbeuter

3n die Hand des Ar heiters das Arbeiterblatt.

bitter gehaßt. In ihrer näheren Umgebung war te sehr beliebt. Sie war anmutig, ohne Launen, geilt­voll. Bis in ihr Alter blieb sie eine reizvolle und stattliche Erscheinung. Wertvoll sind ihre hinter Taffenen Memoiren auch heute noch. Sie schildern lebendig die Zeit, die Umgebrata. die vielen inter effanten Menschen, denen Katharina begegnete, und alle die fesselnden Begebenheiten, an denen ihr Leben ja unendlich reich gewesen ist. Daß sie es mit diplomatischem Geschick versteht ihre eis' offe dabei möglichst günstig darzustellen, ist begreiflich. Als Katharina am 17. November 17, starb, ging mit ihr eine der bedeutendsten Frauengestalten des 18. Jahrhunderts aus dem Leben.

II.

Anna Blos.

huldigte sie der Auftiärung, unterhielt Beziehungen Weiblicher Nathmuchs im Film. zu den bedeutenden Männern, die die französische Revolution geistig vorbereiteten, und forrendierte mit Voltaire , d'Alembert , Diderot u. a. Anita Dorris und Cilly Feindt können Reichlich seltsam nimmt es sich allerdings aus, daß zum eigentlichen Nachwuchs, d. h. zu den noch ent­diese despotische Selbstherrscherin sich in einem widlungsfähigen jungen Filmstars, faunt Briefe an den Schweizer Arzt 3immermann mehr gerechnet werden, da sie zwar noch jung- als Republifanerin" bezeichnet. Als die französi durch einige Jahre filmdarstellerischer Tätigkeit be fche Revolution wirklich ausbrach und Katharina es reits mimisch so erstarrt erscheinen, daß eine weitere erleben mußte, daß Throne cestürzt werden und ge- Entfaltung ihres Könnens unwahrscheinlich ist. frönte Häupter follen können, da kam der ganze Wenn sie trotzdem hier angeführt sind, so deshalb, Hochmut dieser im Grunde doch auch emporgekom weil sie ihrem Alter nach in diese Rubrik gehören, menen Fürstin in den Worten zum Ausdrud: Ich und vor allem, weil sie beide ein typisches Bei fann nicht an die großen Talente der Schuster und spiel sind für die Unfruchtbarkeit des Schneider für Regierung und Gesetzgebung glauben." heutigen deutschen Filmbetriebes. Anerkannt werden muß aber, wie Katharina Anita Dorris schlug frühzeitig die Theaterlaufbahn es verstanden hat, sich in dem von ihr beherricht in, ein und ging dann zum Film über. Zu Beginn halb barbarischen Lande für Künste und Wissen ihrer Karriere arbeitete sie mit Moissi , e- schaften einzusetzen. Sie beging das für jene Zeit gener und mit Erifa Gläßner zusammen. Lei­und jenes Land Unerhörte, ihre Freundin, die aciit der fah der Film an ihr nur die Hübschheit und volle Fürstin Daschkow, zum Direktor der russi. nicht die Besonderheit ihres Wesens; sie wurde in schen Afodomie zu machen. Diese Afademic, die die einem Dußend von Durchschnittsfilmen zur typischen Aufgabe hatte, die russische Sprache zu vervollkomm ausdruckslosen Film- Hübschheit gestempelt und in ihren darstellerischen Fähigkeiten zur Flachheit er­nen und die russische Literatur zu fördern, war eine Lieblingsschönfung Satharinas. An dem großen zogen. Aehnlich steht es um Cilly Feindt, die von der Variétébühne zum Film fam. Ein zartes bion­ruffischen Wörterbuche, das dort in ihrem Aufträge des Mädchen, das schon mit 10 Jahren im Sattel verfaßt wurde, arbeitete sie selbst eifrig mit. zu Hause war und mit 12 Jahren im Zirkus Busch und auf den ersten Varietébühnen große Erfolge als Schulreiterin errang. Ihr Vater grunt­dete dann eine Filmgesellschaft und machte die Seleine zum Filmstar. In der Sirkusprin effin" hatte sie ihren ersten großen Erfolg als Filmdarstellerin. Ihre findhafte, zarte Art im Ver­ein mit ihrer überragenden Reitkunst deutete in­teressante Entwicklungsmöglichkeiten an; die Ameri­faner hätten sicher aus ihr einen einprägsamen Cowgirl- Typ gemacht. Die deutsche, dazu noch väter­liche, mit fulturreaktionären Instinkten ſympathi­sierende Filmindustrie machte einen verwaschenen blonden höheren Töchtertyp zu Pferde aus ihr, der ebenso wie die Sujets seiner Filme- Mords mädel"," Der Feldmarschall", Gefähr dete Jugend" direkt aus den Garten­lauben" Schmökern der Courths Mahler ent­sprungen zu sein scheint.

Nicht nur für die Außenpolitit, sondern auch für die innere Verwaltung ihres Landes hatte die Barin großes Interess:, und sie fahrte in Gericht3­und Sdpulangelegenheiten eine Reihe vraftischer Re­formen durch. Durch Förderung der Landwirtschaft der Industrie und des Handels fuchte sie den Ach! ſtand des russischen Reiches zu heben. 1769 arbeitete fie am Entwurf eines Gesetzbuches mit, das zum Teil ganz moderne Forderungen enthält. Bei der Strafrechtsreform geht sie davon aus: Das ficheifte, aber schwerste Mittel, um die Menscher besser zu machen, ist die Erziehung." Die Frau, die selbst rücksichtslos morden ließ, wenn ihr unbequeme Men schen aus dem Wege geräumt werden sollten, ver­langt: Jede Strafe, die den menschlichen Nörer verstümmeln fann, muß abgeschafft werden." Diese Forderung erklärt sich daraus, daß man damals in dem halb asiatischen Rußland noch Menich. n mit Abschneiden von Chren, Nafen usav bestrafte. Auch Auch bei Dita Parlo ist die Gefahr des Ver­für die Abschaffung der vielfach noch üblichen Folte: fandens vor einem wirklichen Aufschwung noch setzte sich Katharina ein. An die Ziele der modernen immer vorhanden. Dieser dunkle, schmale und fein­Bodenreform denken wir, wenn wir lesen: Die nervige moderne Frauentyp wäre sicher entwid­Landwirtschaft wird niemals da pedeihen, wo der lungsfähig. Aber die Führung durch die deutsche Bauer fein Eigentum hat." Gin für jene Zeit nn. Filmregie war bisher völlig unzulänglich; sogar der gewöhnliches soziales Empfinden fäßt die Barin for sonst sehr treffsichere Joe May versagte hier völlig, dern: Almosen erfeyzen nicht die Verpflichtung des indent er Dita Parlo die Rolle der jungen Proleta­Staates, jedent Bürger eine sichere Existenz, Nah- rierfrau in Heimkehr", der verfilmten Novelle rung, Stleidung und eine der Gesundheit guträgliche Leonhard Franks( Start und Anna"), gab, ob­Lebensweise zu schulden." Die Pragis hat freilich wohl Dita Barlo ein ausgesprochener Girltyp ist. diesen schönen Theorien wenia entsprochen. Besser verwendet war sie in. Der Mann mit der Maske" und vor allem in den Geheim­nissen des Orients".

Ihren Sohn Paul hat Katharina, wohl in Er­innerung an die schweren ersten Jahre ihrer Ehe,

an uralten Stämmen, an Moos und sprudelnden weg. Der Sandweg! Der Alte reißt sich zusam­Wassern vorbei... Viermal am Tage blinzelt men. Der Sandweg. den er fünfzigtausend der Alte auf dem Kutschbock und spielt mit einem mal in seinem Leben vorbeifahren mußte! Ja, Gedanken wie ein kleines Mädchen mit einer Streichholzschachtel.

Plöblich soll er die leßte Fahrt machen. Seine letzte Fahrt von Jischnow nach Tichinbutta. Ein mächtiges gelbes Auto gab den Befehl. Breit und flobig liegt das fremde Ungetüm am Bahnhof Jischnow. Lien

Deyers, die talentierteste unter den auf. geführten Darstellerinnen, ist eine Entdeckung Fris angs, der sich etwas darauf zugute tut, in jedem seiner monströsen Großfilme einen neuen Star herauszubringen. Zweifellos hat er einen Blick für man hatte ihn gezwungen, fünfzigtausendmal in Talente, und sein Mut, sie sofort in großen Filmen die holperige Landstraße. die verflirte steinige herauszubringen, ist anerkennenswert. Lien Deyers, Landstraße einzubiegen. Nicht ein einziges Mal Solländerin, lam zu Lang bei Gelegenheit eines hatte man ihmi Autogrammitages von Lang in Wien. Sie war Der Alte greift in die Zügel, zerrt am Zaum- gerade in Wien zu Besuch und ließ sich als ent­zeug der Gäule, die ihren Herrn nicht begreifen. husiastische Filmschwärmerin von Lang ein Auto Da saust die Peitsche nieder der Waaen er- gramm geben. Dabei fragte sie ihn im Scherz, ob Die letzte Fahrt! Wieviele sind es im ganzen sitter-- die Tiere haben verstanden. Mit zu er sie nicht auch für den Film entdecken wolle. Lang gewesen? Wieviele Fuhren zwischen Jischnow und rückgelegten Ohren zeigen sie das Weiße in den musterte sie und schrieb dann auf die Autogramm Tschinbukta. Nie hat der Afte darüber nachge- Augen, jagen in den Sandweg hinein! Ohne farte: Nach Berlin kommen!" Zwar sträub­grübelt. Jest zieht er einen Bleistiftstumpf heraus Lärm, ohne Gevolter ziehen die Räder tiefe ten sich die Eltern des Mädchens zunächst, aber und rechnet, rechnet, rechnet. Fünfzigtausendvier- Furchen in den Weldweg. schließlich setzte die Sechzehnjährige doch eine Fahrt hundert einfache Fahrten. So ungefähr. Wenn Die Teufel gehen durch!" schreien Stimmen nach Berlin durch. Nach Probeaufnahmen erhielt man Hochzeit, Kindtaufen und Strankheit abzieht, aus dem Wageninnern. Der Alte ist betrunken!" sie ein mehrjähriges Engagement bei Lang. Ihr bleiben immer noch gut fünfzigtausend! Man wird ihm..." erster Film ist Langs" Spione", ein großer Erfolg Der Alte. muß auf den Bock steigen. Aus Der Wagen gleitet weiter. Er gleitet mie für sie und ihre gleichfalls debütierende Landsmän dem Wageninnern fliegt ein Schimpfwort. Die auf Wolken, weich, unbestimmt und zäh. Die nin Truus van Alten. In der Folgezeit kam Gäule ziehen an, gleichgültig wie immer. Nicht Tiere Schnauben Waldluft, werfen die Schädel es zu einem für die Filmindustrie sehr peinlichen einmal der Schlächter Poppoff fann sie aus ihrer hoch. Ueber Tannennadeln rollen die Räder, en Ruhe rütteln, trotzdem er ihre Rücken und Schen- moosbewachsenen Stämmen vorbei, an Wasser, an tel beklopft wie eine gutmütige Bäuerin. grünen Lichtungen

Viermal am Tage rollt der alte Stellwagen Die Chaussee hinunter gehts im alten Tempo. auf der Chaussee, macht eine Wendung am Sand Wie lang sie heute ist!" denkt der in sich zu wege vorbei und rolli weiter holterdipolter die sammengefunkene Wagenlenker. Jeden Meilen Landstraße entlang. Viermal hin, viermal zurück. Istein tenni er, jedes Loch in der Landstraße. Je Wenn der Wagen den Bug nimmt, blicken Pferde näher sie der Gabelung der Straße kommen, um und Lenker schen nach dem sandigen Waldwege. so schneller treibt er die Pferde an, aus einem Viermal am Tage spielt eine Möglichkeit.. unbestimmten Gefühl heraus, das ihn schon den Unheimlich leise müßten Hufschlag und Räder ganzen Morgen bedrückte.

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rollen werden. Unheimlich schnell müßten sie alle Da ist die Kurve. Die Chauffee teilt sich im Walde verschwunden sein. Im tühlen Schatten in die Landstraße nach Tschinbukte und den Sand­

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Skandal: Lang hatte mit Lien Deyers einen fürf jährigen Bertrag gegen ein relativ geringes Honorar abgeschlossen und verlich den neuen Star gegen das Bis der Wald aufhört. Weit drüben liegt die Vielfache des Honorars, das er selbst ihr bezahlte, Landstraße als schmutziger Streifen im grünen an andere Firmen: der erste bekannt geworden Fall Felde. Noch viel weiter weg liegt Tschinbukta. des Handels mit Filmstars. Lien Deyers Daß der Teufel...!" Der Alte auf dem fühlte sich ausgebeutet und strengte einen Prozeß Bock reibt sich in grimmiafroher Genugtuung die gegen Lang an, der zu ihren Gunsten entschieden Sände. Fünfunddreißig Jahre! Fünfzigtausend wurde. Ob sie sich freilich damit nicht für ihre mal! Teufel, ein Sterl doch! Man wird ihm Zukunft geschadet hat, ist fraglich; denn wenn pahman hatte auch pah- man kann jemand sich gegen Ausbeutung wehrt, sieht er sich ihm pah!" May Bernardi. bald der geschlossenen Front der übrigen Ausbeuter gegenüber. H. E.

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