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9. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Soll und haben.

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Donnerstag: 9. Mai 1929.

Begugs Bebingungen: Bel Zustellung ins Haus oder

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halbjährig

ganzjährig

48.­

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192.­

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Nr. 109.

Reparationsausichuh bis Freitas„ Bewaffneter Aufstand" oder ,, Blutbad Der grüne Barteitag.

unter Unbewaffneten?"

Wobei bleibt's?

Und die erlaubte Internationale.

Die kommunistischen Instanzen und Zeitun- worüber dieses Büro entfeßlich aufschreit, so sind wahrt wurde und noch wird, ging niemals Paris

, 8. Mai. Havas teilt zu den deutschen Reparationsverhandlungen mit, daß die deutsche Delegation noch heute abends den interessierten Delegationen den Text des Memorandums über­geben werde, das die deutsche Delegation in Be­antwortung auf die im Plane Owen Youngs gen in Deutschland , bei uns und im Weltmaß wiederum enthaltenen Vorschläge ausgearbeitet habe. Ge­naue Angaben über das Wesen und den Umfang stab" stehen jetzt vor feiner kleinen Aufgabe: jie dieser Vorbehalte liegen noch nicht vor. haben einerseits der Arbeiterschaft nachzuweisen, daß die sozialdemokratischen Bluthunde" in Ber in die kommunistische Vorhut", als sie tassen bewußt, revolutionär, aber friedlich und unbewaff net den 1. Mai beging, grundlos niedergemehelt haben, anderseits ist aber gleichzeitig der Beweis zu erbringen, daß die Berliner Kommunisten der Bourgeoisie, dem Weitimperialismus und den Sv zialverrätern am 1. Mai bewußt, todeskühn, zur Revolution oder doch zumindest zum Bürgerkrieg entschlossen, eine herrliche Schlacht liefertent.

Der Expertenausschuß wird morgen mit Rücksicht auf den Himmelfahrtstag seine Arbei ten unterbrechen, so daß die Delegierten der Gläubigerntächte erst Freitag früh zur Prüfung des deutschen Memorandums zusammentreten werden. Diese Prüfung wird voraussichtlich bis Anfang nächster Woche dauern.

Havas fährt fort: Aus den Informationen, die wir erhalten haben, geht hervor, daß den einzelnen Gläubigerstaaten folgende Anteile, dis fontiert auf den gegenwärtigen Wert, zugeteilt

werden:

England: Die Deckung der Schulden nach den in der Balfournote dargelegten Grund fägen. Belgien

: Die Dedung der Samulden und

außerdem ein Reparationsanteil von rund 1150 Millionen Goldmark. Frankreich

: Die Deckung der Schulden und außerdem ein Reparationsanteil von etwas über 7000 Milliarden Goldmark. Italien

: Die Deckung der Schulden und außerdem ein Reparationsanteil von etwas weni ger als einer Milliarde Goldmark.

Nach dem Memorandum der Gläubiger mächte sollten von den Reparationen erhalten: England: Die Dedung der Schulden und außerdem einen Reparationsanteil von einer Milliarde Goldmart. Belgien

: Die Dedung der Schulden und einen Reparationsanteil von zwei Milliarder Ojobmart.

Franfreich: Die Deckung seiner Schul­den und einen Reparationsanteil von acht Mil­liarden Goldmarf. Italien

: Die Dedung seiner Schulden und einen Reparationsanteil von 1300 Millio­nen Goldmart.

Nach beiden Plänen erhalten die fleinen Mächte denjenigen perzentuellen Anteil an den Reparationen, auf den sie berechtigte Ansprüche erheben können.

Das geheiligte Privateigentum. Drakonische Strafe wegen einer Flugschrist. Budapest , 8. Mai. Der Advokat Dr. Eugen ti, cin extremt linksstehendes Mitglied der Bu­ dapester Stadtrepräsentanz, hatte sich heute vor dem Budapester Strafgerichtshof wegen Heraus­gabe einer im Herbst vorigen Jahres verbreiteten Flugschrift zu verantworten, die einen Aufruf an die Arbeiterschaft enthielt, die Alleinherrschaft der Arbeiterklasse mit Gewalt herzustellen. Das Gericht verurteilte Dr. Stik wegen Aufreizung gegen das Privateigentum sowie wegen Aufrei jung und Auflchnung gegen die Institution des Königtums zu drei Jahren Kerker und ordnete seine sofortige Verhaftung an.

Maffenberhaftungen in Kowno. Memel

, 8. Mai. Das ,, Menteler Dampfboot" meldet: Im Laufe der Nacht zum Dienstag und des gestrigen Tages wurden 58 Personen verhaf­tet und weitere Haussuchungen vorgenommen. Der Innenminister hat für die Ergreifung der Attentäter eine hohe Belohnung ausgesetzt. In der Stadt und im ganzen Lande herrscht Ruhe.

Bandenunweſen an der afghaniſchen Grenze.

Mostau, 8. Mai.( Taß.) Vier Basmatschen­banden sind Ende des vergangenen Monates aus Afghanistan in die Sowjetrepubliken Tadschikistan eingedrungen, haben Plünderungen verübt und Sowjetinstitutionen überfallen. Drei Banden wurden durch Truppenteile der Roten Armee teilweise vernichtet, teilweise zerstreut, eine vierte Gruppe trat den Rüdzug an. Wie Gefangene be­richten, rüstet eine neue Bande unter dem alten Basmatschenführer Torahimbed einen Einfall in die Sowjetunion . Das Militärkommando hat Maßnahmen zur Liquidierung der Banden ge­

troffen.

Der Nachweis, wie einer Opferlam m und Seros zu gleicher Zeit fein fönnte, ist nicht einfach; dazu reichen die Kräfte der reichs deutschen Kommunisten nicht aus, ja damit würde

Die geistigen Argumente unserer Gegner waren stets sehr armselig. Was da an„ Mate­rial" in den Zeitelkästen der bürgerlichen Par teien zur gelegentlichen Hervorholung aufbe­über vulcäre Entstellungen und Verdrehungen die bolschewistischen Telegramme in Begeisterung unseres Programms, unserer Ziele hinaus. über den Bürgerkrieg in Berlin ". Einen Hauptschlager sämtlicher bürgerlichen Stommunisten den Bürgerkrieg, die Revanche gezialdemokraten trebien gingen, war deren In­Also wobei bleibt's? Haben die Berliner Parteien, influſive die deutschen Agrarier, mit dem sie jahrzehntelang gegen die deutschen So­wollt, haben sie bewußt ternationalität, die so ausgelegt wurde, daß fie die eigene Nation verrate. Noch bei den letzten Parlameniswahlen wurde ebenso vorr den Christlichsozialen, wie von den Kaffaleu ten und den deutschen Aprariern dieses Prunk­stück der verlogensten Demagogie hervorgeholt und im Wahlkampf wie eine Monstrans vor Das Westeuropäische Büro schließt mit dem Blutbad". Natürlich. Denn wichtiger als Reangetragen. Die deutschen Sozialdemokraten vanche, Bürgerkrieg und Weltrevolution ist doch wollen keine deutsche Einheitsfront zur Vertei schließlich der digung der„ deutschen Belange", so erscholl es heuchlerisch- antlagend in allen agrarischen und anderen bürgerlichen Versammlungen, aus

,, der Polizei einen Wajjengang" geliefert" der hat

,, die deutsche Sozialdemokratic in Auftrage des Kapitals ein Blutbad unter den Berliner

Arbeitern angerichtet?"

allen ihren Flugblättern und Zeitungen und man weiß, daß dieje Spekulation auf die gei­stig Minderbegabten den Erfolg hatte, daß fidy die bürgerlich fapitalistische internationale Einheitsfront bilden und des Staates bemäch „ Vortigen tonnte. Die Internationale der Ausge­beuteten, an deren Wiederherstellung zu arbei­daß sein langjähriger Austräger Fenzien die deutsche Sozialdemokratie niemals toff am Freitagmorgen in Ausübung seines müde geworden ist, würde von den bürger­Dienstes von Stommunisten niedergelichen Barteien als verpöni erklärt, obwohl bei schossen wurde und nun an einem schweren jämtlichen bürgerlichen Parteien, Gruppen und Suftschuß darniederliegt. Genosse Fenzloi dhiämtlichen

Kampf gegen die Sozialdemokratic und im Sinne dieses Kampfes ist selbstverständ nicht einmal der Paul Reimann fertig. Doch was lich ein„ Blutbad" besser als die Revolution. Und tatt Gott? Was befindet Stalin ? leber Nacht schließlich kann ja auch von Revolution dort kaum die Rede sein, wo die Arbeiter wächst aus dem Boden der Kommunistischen In­unbewaffnet ternationale, ohne daß jemals jemand etwas von einer Wahl oder auch nur einen Moskauer Utas waren! Doch halt! Ter Berliner gehört wärts" berichtet. hätte, ein ,, Westeuropäisches Bir o" diefer Internationale, das seinen Sitz in Brüsic hat und daher über die Vorgänge im fernen Berlin besser als fonsiver unterrichtet ist. In einem Aufruf dieses Westeuropäischen Büros ,, an die Proletarier Europas " wird nun das schwierige Problem ,, Opferiamm und Held zu­gleich" in folgender Weise gelöſt:

Der sozialdemokratische Bolizeipräsident 3ör­giebel überfie! in der gemeinsten provola­torischen Weise die besten Arbeiterbezirfel Berlins ... mißhandelten die Polizeibanden tierisch die Arbeiterbevölkerung, fo rächte ich die verteufelte Sozialdemokratie an den Arbeitern Berlins ..."

Also? Die kommunistischen Unschuldslämmer wurden förmlich im Schlaf überfallen!

Ein wenig weiter unten heißt es aber in dem­selben Aufrufe:

dert, wie er von Arbeitern, die Barrikaden Ständen die Internationale des Besitzes, des bauten, mehrmals beschossen wurde. Der Wuchers, der Ausbeutung und des Profites erste Schuß durchschlug die Mappe, in der Fenzloff längst schon fertige Tatsache war und ist. die Vorwärts" Eremplare trung, der zweite Schuß Neuerdings haben nun die deutschen traf ihn. Agrarier ein Bekenntnis zur Internationali­

Genosse Fenzloff, den die Kommunisten sehr tät abgelegt und mit ihnen auch die tschechi genau fennen, wurde schon früher wieder schen Agrarier. Man stelle sich das nicht so vor, öfters versuchten sie, ihm die Zeitungen wegzu- geçeben hätten, ihren Einfluß im Staate auf­holt von ihnen angerempelt und schon daß die tschechischen Agrarier das Versprechen nehmen. Nun haben sie sich also, im Laufe der zubieten, um das alte an den im Staate leben­Weltrevolution( oder in der Verteidigung?) an den nichitschechischen Nationen gut zu machen. ihm gerächt. dem tschechischen Nationalismus und Chauvi­Die ommunisten waren also, nismus die Stirne zu bieten und durch Her­woran ja übrigens fein Mensch zweifelte, bebeiführung gerechterer nationaler Verhältnisse waffnet und

„ Der ruhmreiche Stamps des Berliner Proletariats füllt eine neue Seite der internatio ihr rühmreicher Kampi" bestand unter an nolen revolutionären Arbeiterbeivegung". derem darin, daß sie einen sozialdemokratischen Also? Die fommunistischen Helden haben der Arbeiter meuchlings über den Haufen schossen. Bourgeoisie eine Schlacht geliefert! In solchem Falle ist das„ Berliner Proleta viat" nicht

Doch nein!

den nationalen Minderheiten, vor allem der zahlenmäßig ungewöhnlich großen deutschen Minderheit das Leben im Staate erträglicher, zu machen. Es wäre auch falsch, anzunehmen. daß die deutschen Agrarier von nun an darauf verzichten werden, mit nationalistischen Schlag­,, nbewaffnet und erbittert hat das Berzunächst zurückgewichen, weil es keine Waffen worten die deutsche Landbevölkerung hinters liner Proletariat sich einige Tage lang auf der in der Hand hatte". Licht zu führen. Ihrer beider Bekenntnis zur Straße gegen den ihm überlegenen und glänzend Um bei unseren Lesern feinen Irrtum auf Internationale, der Internationale der großen bewaffneten Stlassenfeind gewehrt." tommen zu lassen: Das Westeuropäische Grundherren auf dem Lande, will dahin ver­tämpfen, sondern haben sich bloß verteidigt. Aljo? Die Kommunisten wollten gar nicht Büro der Kommunistischen Internationale erſtanden werden als der Zusammenschluß der Die Frage wird faut: wo mit haben sie sich zählt darüber, daß die Kommunisten sich an der Agrarier aller Nationen zur Gewinnung und Die Frage wird laut: womit haben sie sich verteufelten Sozialdemokratie durch den Mord Sicherung erhöhter Macht im Staate, zur Ver­verteidigt, da sic doch unbewaffnet" waren? Ja versuch an einem Arbeiter, der seine mehrung ihres Profits, zur Auswucherung der richtig! Sie waren ja ,, erbittert!" Und das Parteipflicht erfüllte, rächen wollten, natürlich Verbraucher und zur Unterdrückung der Maj­genüg doch reichlich, wenn man selbst keinen Au- nichts. Und auch davon weiß man von Brüssen des arbeitenden Voltes in Stadt und griffswillen hat! Aber da lesen wir wiederum: sel aus den„ Proletariern Europas " nichts mit­,, Amt 1. Mai 1929 und in den folgenden Mai zuteilen, daß tagen nahm das deutsche Proletariat Revanche für den 4. August der denischen So­zialdemokratic."

Also? De Kommunisten sind ausgezogen, um eine Schlacht zu schlagen, und sie haben sic gewonnen, haben endlich Abrechnung gehalten!

Auch nicht richtig! Denn da heißt es wic

Derum:

,, es hat diesen Feind nicht besiegt... es ist sunächst zurüdgewiden..."

Land.

Die grüne Internationale ist feine Grün­die kommunistischen Helden und Lämmer dung der allerleiten Zeit. Schon lange vor während der Unruhetage„ Vorwärts"-Fi- dem Kriege gab es in Desterreich eine inter­lialen plünderten, mit vorgehaltenen Revol- nationale Organisation der Agrarier, nämlich vern die Kassen erbrachen und alles stahlen, die unter Leitung des berüchtigten Reichsrit was nicht niet- und nagelfest war! ters von Hohenblum stehende„ Agrarische Und aus all dem erhellt neuerdings die jatt 3entralstelle", die auch zugleich eine Art sam bekannte Tatsache: deutschbürgerlicher Einheitsfront bildete, denn Die Berliner Kommunisten haben weder im„ Ehrenpräsidium" saßen allerlei Fürsten , Weftrevolution und Bürgerkrieg mit ihrem Butsch Grafen, Barone , also durchwegs bewährte Begreiflich, da sie doch unbewaffnet waren. zu Ja, aber da erfahren wir wiederum aus den machen versucht, noch sind sie etwa als anstän Bauernleger, die hier als„ Agrarier" den klei­boliche wistischen Glückwunsch te ledige Arbeiter bei einer würdigen Demonstration nen Mann auf dem Lande zu„ retten" hai­fammenstoß provoziert und haben in der gemeinstelle aber befand sich ein Zuckerindustrieller. überfallen worden. Sondern sie haben einen zuten; im Ständigen Ausschuß" der Zentral­sten, unproletarischesten und unmenschlichsten ein Holzgroßhändler, einige Christlichsoziale, Weise zwei Dußend Profeten den Poli dann natürlich die politischen Führer der zisten entgegengejagt, direkt ans Meijer Deutschen Agrarier und endlich Vertreter au­geliefert, um dem einzigen Kampf aufzuhel dersnationaler Agravier. So gehörten der fent, denn sie noch zu führen imstande sind, dem " Zentralstelle" von den Tschechen der Ab­geordnete Rozkošny, der Abgeordnetc Viškovsky und der Abgeordnete Pro fupef an, von den Polen der Abgeordnete Gorski, von den Slowenen der Abge­

grammen, die die deutschen Kommunisten er hielten, daß man

in Rußland begeistert ist von dent ,, bewaii­neten Aufstand" in Berlin !"

Und wenn das Westeuropäische Büro behauptet, daß

„ Die deutsche Sozialdemokratic mit Hilfe eines offenen Bürgertrtc ges die Borhut des deutschen Proletariats zu erledigen beschloß",

Kampf gegen die Sozialdemokratic, Stampf gegen das Proletariat, Stampf gegen die ziel­flare, Klassenbewußte, anständige Arbeiter­

schaft!