Pfingst- Beilage.
Bom Ursprung und Wesen
des Pfingstfeltes.
Pfingsten das Fest am Ausgang des Maien, von jung und alt freudigst begrüßt, wenn es, statt in düsteren Kapellen vor frugifiggeschmüdten Altären, die an Tod und Entfagung erinnern, in lebensprühender Maienluft, unter dem duftigen Laub der Waldesdome oder auf blumenübersäten Wiesen gefeiert wird dieses Fest ist ausgesprochen jüdischen Ur. sprungs.
Sieben Wochen nach dem Passahfest dent jüdischen Ostern wurde das jüdische Pfingstfest als„ Fest der Wochen" gefeiert.„ Sieben Wo chen sollst du dir zählen, wenn man anfängt mit der Sichel in der Saat. Und sollst halten das Fest der Wochen...."( 5. Mose 16, 9-10.)
Das jüdische Pfingstfest pflegt als Opferund Dankfest die Tradition des grandiosen Zuges der Juden aus Aegypten durch das Rote Meer und die Wüste Sinal. In Sage und Lied, in Mädchen und Erzählungen lebte dieser heldenmütige Auszug in grauer Vorzeit fort im Volle Ifrael von Generation zu Generation.
Um das Jahr 1400 vor unserer Zeitrechnung erbauten ägyptische Könige den Vorläufer bes heutigen Sueztanals. 800 Jahre später erneuerte der Perserkönig Darius diesen Sanal und benußte ihn zur Durchfahrt vom Mittel zum Roten Meer . Neben andern Völkerfchaften mußten auch die unterjochten Vorfahren des jüdischen Volkes unter der Aufsicht brutaler Pharaonen in fengender Wüstenglut den heißen, fliegenden Sand zu Dämmen aufwerfen und das Ranalbett ausgraben. Je schwerer die Arbeit und je schlimmer die Ausbeutung wurde, um so hef tiger wuchs ihre Sehnsucht nach Freiheit und Erlösung. Als sich ihnen die Gelegenheit zur Flucht bot, wanderten sie unter Führung ihres Stam mesältesten Moses fort, dem gelobten Lande zu, das ihnen den Ertrag der eigenenArbeit sicherstellie.
Um sich vor den nachsehenden Aegyptern zu schützen, zerstörten fie wahrscheinlich die Dämme und Schleusenanlagen, so daß die Wassermassen in gewaltiger Flut ein brangen und die Fliehenden von den Verfolgern trennten. Diese fühne Tat und ihr Erfolg lebte fort im Mythos Jfraels. Ja, fie überbauerte fogar die Erinnerung an die 40 Jahre dauernde, beschwerliche und entbehrungsreiche Wüstenwanderung. Im Passahfest( Ostern), den ihm vorhergehenden sieben Tagen des Fastens, an denen nur ungefäuertes Brot genossen werden durfte erinnerte man sich der Wüstenwanderung. Ant Pfingstfest jedoch huldigte man den Hel. dentaten feiner Vorfahren, prieš ben guten Rat, den Jehova( oder Jahve) dem Stammnesvater erteilt hatte und dankte ihm für den Beistand bei der Flucht durch das Kanal- und Wüstengebiet.
Mit der Zeit tritt die Tat selbst mehr und mehr in den Hintergrund. Die Raterteilung Jahwes an Moses wurde um so mehr hervorgehoben, als Beweis dafür, daß Gott Wunderba res" mit feinem, auserwählten" Volfe vorhabe.
Als Wesensgehalt des Pfingstfestes tritt somit schon in frühester Zeit der Gedanke und Glaube an göttliche Eingebungen und Offenba rungen hervor. Propheten und Briefter fagen ihren Zuhörern, daß nicht sie, sondern Gott , durch sie zum Bolle spräche. Sie betrachteten sich als begnadete Mittler zwischen Gott und Mensch.
Pfingsten.
Alte Erbe, grünft und blühft, Bift gang fung geworden! Stern in Blüten, wie du glühi. Soffnung der Verdorrten!
Und du Herz, bu rotes Herz, Kannst nur überschäumen: Bist ja doch, du fretes Herz, Eins mit Busch und Bäumen!
Mut fei Blut und blühe rot, Strahl empor ins Blaue: inmal bist du ohne Rot, Bricht das large Graue. Araft fet Rraft und such den Schoß Der lebendigen Entfaltung! Und, du Mensch, beginne groß Rünftige Gestaltung!
Alte Erbe, grünft und blühst, Bist ganz jung geworden! Stern in Blüten, tote bu glühft, Hoffnung der Berdorrten!
Erich Walther Unger.
habern, mit dem Kapitalismus, mit Ausbeutung, Unterdrückung, Krieg und Kulturschande aufzu räumen.
Erst die sozialistische Arbeiterinternationale fann durch die in ihr wirfende Macht des gemein famen Interesses und der tief empfundenen Solidarität jenes Reich der Gerechtigkeit, Glückseligkeit, der Freiheit und des Friedens aufrich ten, von dem die Propheten und Revolutionäre Israels, wie auch die Apostel und ersten Gründer der Christenheit vor Jahrtausenden bereits träumten.
Fünfzehn Minuten Freiheit.
Von Robertus.
Das Gitterior drehte sich langsam hinter ihm, wuchs riesenhaft empor im Gefreisch der Angeln, frachte zu. Johann Barta hörte deutlich, wie das Schloß zuschnappte.
Er stand also unividerruflich draußen, nach zehnjähriger Zwangearbeit. Sein Blid lief, ein wenig unsicher, rechts und links vom Torgitter. Stumm ragten die Mauern des Gefängnishofes gegen den Himmel. Längs ihnen zog sich staub weiß die Straße im Morgensonnenlicht.
Kein Mensch war zu sehen. Noch schlief die Stadt hinter der Wand des nahen Parfes den Schlaf der Uebermüden.
Johann Barta faßte sein Bündel fester. Er wandte sich zum Gitter zurück und nahm furz Abschied. Dann hob er entschlossen den Kopf, straffte die Muskeln an Armen und Beinen, at mete tief und empfand trunken die Breite der Brust. Er war frei.
Rasch ging er die Straße hinunter, der Stadt zu, ohne zu denken, wohin. Er wußte nur, jeder Weg war gut, denn jeder Weg führte ins Leben zurüd.
Er bog in den Part ein. Nicht die kiesbestreuten Pfade lockten ihn, auch nicht die beque men Bänke. Dagegen freute ihn unbändig, quer über die morgenfeuchten Rasenflächen zu wandern und das Wasser fühl durch das Leder seiner Schuhe sidern zu fühlen.
Auf einer fonnigen Stelle warf er sich länge lang nieder, badete Gesicht und Hände im Tau, lachte laut und glücklich. Dann drehte er sich auf den Rücken, faltete die Hände unterm Naden und fah empor.
Der Himmel glänzte voll Klarheit. Je länger Johann Barta hinausblickte, desto unergründlicher schien ihm das lichte Blau. Er bea gann beinahe zu glauben, daß er sich irgendwo hoch oben befinde, vielleicht auf einem Turm, von wo er hinabschaue in tiefste Tiefe, in ein maßlofes Meer von Azur. Und wenn er sich weilentveife vergaß, so fühlte er sich schweben...
Rund herum standen die schlaufen Stämme der Niefern . Er sah ihre Zveige sich in zarter Zeichnung vom Himmel abheben, elastisch aufund niederschwingen. Der Nadelgeruch war unerträglich start. Seitab blühte ein Wald von Flieber weiß und dunkelrot. Der Wind warf füßlichen Duft in ganzen Garben herüber.
Johann Varta schloß die Augen. Hinter seinen Lidern schwebte der Tag wie rotorangenes Licht. Friedlich klopften die Pulse, Welle auf Welle rann warm das Blut vom Herzen in die Glieder. Ein wunschloses Gefühl von Geborgenheit beherrschte ihn.....
Da brach plötzlich mit läppischem Sprung ein Safe durch die Stauden. Johann Barta riß die Augen auf, erhob sich halb und lauschte. Vom nahen Weg erschallten Schritte. Bald sah er die Näherkommtenden: ein Gendarm geleitete einen Gefesselten.
Johann Barta fuhr in unbegreiflicher Ergriffenheit empor. Tränen verschleierten seinen Blick. So scharf schmerzlich war ihm nur einmal So wurde ant jüdischen Pfingsten gewesen: damals, als seine Mutter starb. Mit des Jahres 33 die erste Christengemeinde Willensanstrengung besann er sich. Er begriff: gegründet, deren wichtigste Bestimmung sofort dieser Weg hier führte zur Straße... Sinter festgesetzt wurde: Gifterfenstern fah er zehn Jahre seines Lebens Alle aber, die gläubig waren worden, waren bleiben, unwiederbringlich verlorene Jahre. Er beieinander und hielten alle Dinge gemein. Ihre rechnete fieberhaft: fünfindvierzig war er alt. Güter und Habe verkauften sie, und teilten sie Dhue Arbeit, ohite Heimat. Gezeichnet durch das aus unter alle, nach dem jedermann not war." Urteil, ausgestoßen aus der Menschengemein ( Apastelgeschichte 2, 44 bis 45.) schaft. Gwig der Gehezte unter Polizeiaufsicht.
Die Propheten und niederen Priester, die Anhänger der nationalen Tradition und Anbeter Wie die Führer der Bauern am Ende des Apostel. As sie dann das Ergebnis ihrer WerJahres glauben an die soziale Mission des jüdi- Mittelalters, Ullrich von Sutten und Franz von bung und Agitation: die Gründung der ersten schen Volkes. Jesaja verkündet 540 vor unse Siffingen, so wurde auch dieser Zimmermanns- christlichen Sette, vornehmen konnten, war des rer Zeit: sohn ein Revolutionär im Dienste Jubels fein Ende. Der Geist Jahtes ist über nrich, er hat einer rüdwärts gerichteten, in ver mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Enterbten gangene Zeiten und Traditionen die frohe Botschaft zu künden, die zerbrochenen schauenden und lebenden klasse JuHenzen zu verbinden, zu predigen, den Gefangenen da s. Wie jene, stirbt denn auch Jefus der Sage die Befreiung, den Gebundenen die Erlösung." nach als Märtyrer. Das Motiv der Eingebung, der Intuition, Deutlich tritt hier der Erlösungs- und Befreiungsgedanke hervor. Die Klaffengegensätze in der Offenbarung durch die Gottheit, wird aber Balästina waren inzwischen außerordentlich ver- von den Jüngern Jeju aufgenommen und fortschärft worden, seitdem die alten Kulturvöller gefeßt. Ohne Intuition vermögen sie überhaupt Affyriens, Babylons, Griechenlands und Aegyp nicht zu wirken. Erst am Fest der Wochen, 50 tens auf dem Weg über Palästina miteinander Tage nach dem Kreuzestod ihres Anführers, cr- fest verkehrten. Neue Ideen, fremde Sitten und Ge- leben fie zum ersten Male jene Offenbarung, die bräuche und ein anderer Gott drohten das jüdische ihnen Kraft gibt zur Wirksamkeit.
Seit diesem denkwürdigen jüdischen Pfingst- Steine Haare mehr auf dem Schädel, kein Fleisch feiert die christliche Welt alljährlich das Feft an den Knochen. nur Schnen. Freude? Liebe? der Offenbarung und des Beiligen Geistes als reßen statt Stleider an, ein Bündel Not in der Gründungsfest ihrer Kirchentorganisation. Hand... Eine Hand, aber mit schweren Schwie. Bolt abzudrängen vom alten Sinn und Glauben, Noch erregt und angelockt von den merkwür Jedoch der Geist ihrer Gründer lebt nich: len, zwei Sände, zwei Fäuste, sivei große grobe bon überlieferter Einfachheit und Sittenstrenge. bigen Ereignissen während der Osterwoche, ver- mehr in den jeßigen Anhängern der christlichen Fäuste Eine neue Fremdherrschaft drohte das nationale sammelte sich um Pfingsten viel Bolt in Jeru Kirche. Fragten die Gründer nicht nach Geld und Johann Baria sprang aus dem Gebüsch. Er Eigenleben Judas zu unterbrüden, und maßge- falem. Noch glühte Begeisterung für die gerechte Gut, sondern teilten solches aus unter diejenigen, fah nur ganz unbestimmt ein afchgraues junges bende Volksgenossen schienen dieser Gefahr fogar Sache Jfraels im Bolte, noch wurde die römische die nichts besaßzen, so charakterisiert der große Geficht. Wieviel Jahre?", fragte er heifer, sehr Borschub zu leisten( Sohepriester). So entbrannte Fremdherrschaft schmachvoll empfunden, noch Goethe die heutigen Scheinchriften treffend, wenn nahe an diesem Gesicht. der Klaffenlampf, der sich in religiöser und natio glaubte man an Jahre, und noch war man be- er sagt:„ Am Gelde hängt, nach dem Gelde drängt Fünfzehn...", hauchie etwas, fühl wie ein Froſthauch. naler Färbung am Beginn unserer Zeitrechnung reit, einen ernsten Tanz mit dem Stlaffengegner doch alles." abfpielte, beffen Führer auf feiten des nieberen zu wagen. Da war also der Zeitpunkt noch gün- Nicht mehr um irdische Dinge, wie im An Da fehrte sich Johann Barta seelenruhig Priestertums, des national gesinnten Judentums ftig, das Streben und Wollen des unorganisierten fang der Christenheit, kümmert sich die moderne zum Gendarmen, der erschrocken das Gewehr von und der befitlosen Zelotentiaffe ein Zimmer- Boltes in Bahnen zu lenden, wie sie dem getreu- Stirche. Von Klaffenkampf und Klaffengegensas, der Schulter riß. Laß ihn, Bader !", meinte er mannssohn namens Jefu gewesen sein soll. zigten Führer wohl vorgefchwebt haben mögen, bon sittenstrengem, einfachem Leben und wahr freundlich zu dem Beamten, schlug den drohenDieser Revolutionär glaubte, nachdem er die damit eine zweite Revolte, besser vorbereitet und bafter Mächstenliebe wollen die meisten Mitglie- den Lauf zur Seite, umschlang den Mann mit Schriften der Propheten mit Feuereifer studiert organisiert, den Sieg bringen tönnte. der der christlichen Kirche heute nichts mehr starken Armen und rief: Fort!" hatte, sich berufen, Bannerträger feines Gottes, Aber es fehlte unter den Anhängern des Re- wissen. Im nächsten Augenblick war der Gefesselte feines Volkes und feiner Selaffe au fein: volutionärs jemand, der zu sprechen, zu wecken, Die Forderungen der unchriftlichen Seften verschwunden. Eine Weile lang war das RauDer Geist des Herrn ist auf mir; er hat zu werben verstand, und zu organisieren ber nach Gleichheit alles deffen, was Menschenantlis fchen der Büsche sat vernehmen, die der Flücht mochte. Plößlich aber lösten sich die Zungen. Und trägt, nach Selbständigkeit und Freiheit der Naling auseinanderriß. Dann wurde alles wieder wurden alle voll des heiligen Geistes, und fingen tionen, nach einer alle Menschen friedlich ver- still. an zu predigen mit andern Zungen, nachdem der bindenden Brüderlichkeit, diese Forderungen sind Johann Barta löste die eiserne Umtsamme. bom modernen sozialistischen Proletariat in fei- rang, in weicher der Gendarm geächst hatte, und Geist ihnen gab auszusprechen."( Lulas 2, 4.) Miterfaßt und getragen von der Begeiste nen Organisationen und Institutionen die Mit- fah mit tiefen Augen den Tobenden an. Dann rung des Volfes, lösten sich auch die Zungen der tel, die geeignet sind, mit den irdischen Gewalt- sprach er: Nimm mich einfach als Erjay!"
mich gefalbt und gefandt, den Arnten die frohe Botschaft zu kümden, die gebrochenen Bergen zu heilen, die Gefangenen au trösten, den Blinden die Augen zu öffnen, die Niedergebrüdten zu befreien und das Erlazjahr Jahres zu predigen." ( Butas 4, 17 bis 20.)