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8. Jabreang.

Saldemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik.

75112

Dienstag, 11. Juni 1929.

Leon Blum über die Reparations. Erfolgreiche Gemeindewahlen

Einigung.

Für eine Politik der Abrüstung. Paris , 10. Juni. ( Eigenbericht.) Auf dem Barteitag der sozialistischen Partei in Nancy , entspann sich Sonntag eine heftige Debatte über die politische Haltung und die Ausgestaltung des Barteiorgans Populaire". Renaudel berlangte, daß das Parteiorgan den Kampf ge gen die kommunistische Propaganda, die die Ar­beiter verderbe, energischer führe. 3icromiti behauptete dagegen, daß der Populaire" in einer von den Kommunisten inszenierten Streif bewegung den Arbeitern in den Rücken gefallen fei und den Unternehmern Waffen in die Hand geliefert habe. Leon Blum gab schließlich als Chefredakteur des Blattes die Versicherung ab. baz die Redaktion sich um jede Verbesserung be mühen werde, sofern die Partei für eine geni gende Auflage sorge.

in Komotau .

Am Sonntag, den 9. Juni fanden in der vereinigten Großgemeinde Ko motan Oberdorf die Gemeindewahlen statt. Sie hatten folgendes Ergebnis:

Deutsche Nationalpartei:

Gem. Babl 9./VI. 1929

Gruppe 1( Handel, Industrie u. Gewerbe) 4415 11 Gruppe 2( Angestellte)

Bez. Wahl Parl. Wahl Gent . Wahl 1928 1925

1923

2215

1211

1294

Gruppe 3( Lohn und Heimarbeiter) Deutsche Nationalpartei zusammen. Deutsche Nationalsozialisten Alldeutsche .

846

858

5972

15

2989

3801

2455

6

2448

2721

3862*) 2405

266

401

Deutsche Wahlgemeinschaft( Christlichsoziale, Bund der Landwirte, Gewerbepartei, Ar­beits- und Wirtschaftsgemeinschaft) Kommunisten.... Deutsche Sozialdemokraten Tschechische Sozialdemokraten Tschechische Nationalsozialisten Tschechische Wahlgemeinschaft Deutschdemokraten und Juden Zusammen

1523

1979

3985

10

598

787

318

-

.17883

35513

2571**)

2581

2883

2128

1679

2089

3603

3402

2655

522

515

2

625

610

569

269

417

535

227 434

42 15566

16255

15252

Bezugs Bebingungen: Bei Zustellung ins Haus oder

bei Bezug durch die Post:

monatlich.... 16.­

vierteljährlich

halbjährig

ganzjährig.

48.­

96.­

192.­

Radftellung von Mana Stripten erfolgt nur bei Ein­fendung der Retourmatten.

-

Grigeint mit Mustame des Montag täglich früh.

Nr. 136. Giacomo Matteotti

.

Gestern jährte fich der Tag von Matteottis Ermordung zum fünften Male. Und noch im mer sieht es in Italien so aus, daß manchem Mutlojen die Worte des Pfalmiſten einfaйen mögen: Da pries ich die Toten, die lange ge­storben waren." In welchem Sinne jollen wir nun unseres Toten gedenken? Sollen wir fa­gen ihm ist viel eripari geblieben, denn was nach seiner Ermordung kam, war vielfach noch schlimmer als das, was ihr vorausgegangen war"? Sollen wir uns fragen, was er getan haben würde, wenn er die Entwicklung der Dinge erlebt hätte?

Die Toten glücklich preisen ist Verneinung des Lebens und Aufgeben des Kampfes. Es wäre unwürdig, wollten wir in mutloser Stim­mung gerade unseres tapfersten Kämpfers ge­denken. Auch wäre es müßig, sich die Frage zu stellen, was Matteotti getan hätte, wenn er nicht ermordet worden wäre. Wenn Mussolini ihn nicht am 10. Juni 1924 hätte ermorden lassen, so hätte er es später getan, durch die­jelben Schergen, durch andere, durch ein Kriegs­gericht, durch Gift in irgend einer Form hätte sich der Diktator immer von diesem jei­nem fähigsten und energischsten Gegner befreit. Matteotti hätte sich eben der Politik des Fai cismus nicht angepaßt, wäre ihr entgegengetre­Wähler auf, deshalb der tichechischen Bürokratie ten und Muijolini hätte ihn töten lajjen, gerade zum Troß den bewährten Führer der National- ihn, unter allen Umständen, auf alle Fälle. partei", Bürgermeister Dr. Storch zu wählen. Datum empfand Matteotti seinen Tod als Diese Agitation hatte Erfolg, denn der ganze etwas Schidjalsmäßiges und Unabwendbares. Stimmenzuwachs der Deutschnationalen fiel ihrer Darum hat er, der noch in der Fülle der Zu­Ristengruppe 1, die Dr. Storch anführte, zu.

*) Ohne Oberdorf.( In Oberdorf waren die Deutschnationalen 1923 in der bürgerlichen Wahl gemeinschaft.)

Zur Pariser Sachverständigenkonferenz er­Märte Leon Blum unter lebhaftem Beifall des Barteitages, daß die endgültige Einigung die u n- mittelbare Räumung des Rhein­landes zur Folge haben müsse. Die französi shen Sozialisten hätten immer den Standpunkt bertreten, daß Deutschland nicht einen Pfennig mehr zu bezahlen habe als zur Dedung der Kriegsschäden notwendig sei. Im Einverständnis mit den belgischen, englischen und deutschen Bru­derparteien jehe auch die französische sozialistische **) Mit den Oberdorfer deutschnationalen Stimmen. Bartei die Sachverständigenregelung über die Re parationsfrage als endgültig an. Anders Auffallend an diesem Wahlergebnis ist, daß; allerdings sei es mit den alliierten Schnalle Wahlparteien mit Ausnahme der So­den. Diese seien tatsächliche Schulden, während zialdemokraten und der Nationalpartei ver­die Reparationen zum großen Teil eine boliloren haben. Besonders die Nationalpartei hat ische Schuld seien. Das Problem der inter- hingegen einen verhältnismäßig großen Stim elliierten Schulden jei stets in böchst unrationel- mengewinn zu verzeichnen. Das hat seine Urseche ler und unwirtschaftlicher Weise behandelt wor in einem persönlichen Streit zwischen dem bishe Ratastrophal ift der Niederbruch der Rosche, gend stand, sich in den letzten Wochen so viel den. Er habe die Hoffnung noch nicht aufgege rigen deutschnationalen Bürgermeister Dr. Ernst Raffa- Partei, die mit den übrigen Aktivisten nur mit der Frage beschäftigt, wie seine Kinder ben, daß Frankreich, wenn er einmal einen Arpell Storch und dem Bezirkshauptmann Dr. Wag- drei Mandate erringen konnte. nach seinem Tode erzogen werden würden. So en die Solidarität der Völker erlasse, die Seite ner, den die Nationalpartei in demagogischer, aber Die Sozialdemokratic fann mit dem erklären sich auch seine Worte: Das italic­en Seite mit ihm im Kriege gefämpft hätten, gefchidter Weise auszunüßen verstand. Die Na Wahlausgang vollkommen zufrieden sein. Obnische Proletariat ist so oft beirogen worden, men beträchtlichen Nachlaß erholen könnte. tionalpartei nahm die wegen einer politischen wohl gerade sie von den Deutschnationalen in un- daß es nur noch dem Glauben schenkt, der mit Tiefer Appell hätte viel mehr Wirkung, wenn Demonstration" der chem. Gemeindeverwaltungs- erhört demagogischer und verleumderischer Weise seinem Blute zu ihm sprichi". Nichis törichter. Frankreich entschlossen sich einer Politik der tommiffion erfolgte Auflösung dieser Kommission im Wahlkampf angegriffen wurde, hat sie allein als sich zu fragen: Wie hätten sich die Dinge Abrüstung zuvende. Was einem imperiali- und Einseßung eines Regierungskommiffärs zum politischen Erfolg gehabt. Ihre Wähler ha entwickelt, wenn Matteotti am Leben geblieben fischen Frankreich nicht gelungen sei, werde des Vorwand, um der Bevölkerung zu suggerieren, ben sich für das sozialdemokratische halb einem demokratischen und pazifi- daß die Bezirksbehörde den deutschen Bürgermei Programm entschieden und alle Wahlergeh- wäre. Am Leben bleiben hieß für Matteorii: fischen Frankreich gelingen. ster der Stadt beseitigen wolle. Die Deutschnatio- nisse der letzten Zeit zeigen den steten, unaufhalt Wirken, und auf diesem seinem Wirken stand nalen forderten in unzähligen Flugschriften die samen Vormarsch der sozialdemokratischen Partei. auf alle Fälle die Todesstrafe. So wenig es Sinn und Verstand hätte, zu erwägen, wie der Fascismus sich etwa im demokratischen Regime oder bei gleichem Recht für alle ausgewirft hätte, so sinnlos wäre es, darüber zu spinti­fieren, wie Matteotti dem heutigen Faicismus gegenüber stehen würde. Wo der Faicismas heute steht, dahin fonnte er nur gelangen über Matteottis Leiche. Was aller Verstand der Verſtändigen nicht sicht, das hat Farinacci in seiner Dummheit gesehen, als er vorschlug. den Mördern Matteotiis überhaupt nicht den Prozeß zu machen, sondern die Beseitigung des sozialistischen Abgeordneten einfach, alé durch Staatsräjon geboten, außer Verfolguna zu jezen.

Bölterbundtagung in Madrid.

Madrid, 10. Juni. Die 55. Tagung des Bölferbundsrates ist heute vormittags 11 Uhr unter dem neuen Ratspräsidenten Adatsch i mit der üblichen vertraulichen Sizung eröffnet worden.

Während der vertraulichen Eröffnungssitung unterhielt man sich in den überfüllten Wandei gängen des Senates über die Möglichkeiten und Aussichten der jetzigen Tagung, in derem Vorder­grund unverändert das Minderheitspro­blem steht. Da bisher keine Nachricht über die Entsendung eines besonderen englischen Vertre­ters, von der in den letzten Tagen sehr viel ge­sprochen worden war, vorliegt, wird vielfach be zweifelt, daß die persönlichen Zusammenfünfte zwischen einzelnen Ratsmitgliedern von befonde­ter politischer Tragweite sein werden.

Die Tagesordnung der Eröffnungssißung peist nur zwei politische Punkte auf: nämlich die

heitenfrage?

**

Weitere Gemeindewahlen:

Elbogen, Meierhöfen, Neu- Putschirn. Zettlig.

Sonntag wurde auch in vier westböhmischen Orten die Gemeindevertretung neugewählt. In Elbogen ergibt sich folgendes Bild:

Sozialdemokraten Kommunisten Deutschnationale Nationalsozialisten Christlichsoziale

Gewerbepartei Bund der Landwirte Tschechen

Gemeindewahl 1929 Stimmen Mandate

654

9

619

249

235

Gemeindewahl 1927 Stimmen Mandate 9 3

445

7

442

7

149

236

238

8

239

242

291

A

78

1

81

1

80

1

Für alle, die die Dinge aus der Ferne jchen, hat es den Anichein, als wäre Matte otti nur durch seinen Bekenneriod zu einer

heiden Optantenverhandlungen Ungarns mit Es haben sich hier also seit 1927 so gut| Da für haben die Kommunisten in ihrer überragenden Persönlichkeit geworden, alio ge Rumänien und Jugoslavien, von denen die wie teine Veränderungen vollzogen. Lediglich die bisherigen westböhmischen Hochburg Meier- wissermaßen durch etwas Zufälliges, das auch ersten mit Rücksicht auf die schwebenden direkten Nationalsozialisten haben den Berhöfen die Quittung für ihre reaftionäre einen andern hätte treffen können. In Wirt Berhandlungen auf September vertagt wurden, lust eines Mandates zu verzeichnen, das Wühlarbeit erhalten. Sie sind von vier lichfeit war es aber seine überragende Verjön während die zweiten in der Weise erledigt wur auf den neu aufgetretenen Bund der Landwirte auf drei Mandate, ihre bürgerlichen lichkeit, die die fascistische Regierung zwana. den, daß die fübflawtsche Regierung auf Grund entfällt. Elbogen ist eine Stadt von überwiegend Freunde von sieben anf sechs zurück- diesen Mann zu töten. Es gehört zu den ge einer Vereinbarung mit Ungarn fich nunmehr fleinbürgerlichem Charakter, in der sich politische gegangen. Die Sozialdemokratie geschichtlichen Stennzeichen des Fascismus und bereit erklärt hat, wieder einen Richter in das Entscheidungen eben auch nach besonderen lokalen winnt diese zwei Mandate, von denen wird ihm anhaften, so lange man seinen Na­ungarisch- füdslamische Gemischte Schiedsgericht und kleinlichen Beweggründen richten. Das eines unserer Partei, eines den tschechischen Ge- men nennt, daß er gegen die geistigen Waffen zu entfenden. Wahlergebnis zeigt, daß die Sozialdemokratic noffen zufällt. Standen bisher den 19 Sozial- eines Mannes, der sich zum Sozialismus be ihrer Wählerschaft sicher sein kann. Hätten nicht demokraten 11 Bürgerliche und Kommunisten kannte und mit großer Intelligenz und abso Keine Wenderungen in der Minder- bie munisten den Bürgerlichen gegenüber, fo wurde die fozialistische Mehrheit futer Selbſtverlengnung für Freiheit und Men so nach Kräften geholfen, so wäre allerdings nun auf 21 erhöht, der nur neun Realtio­ichenwürde eintrat, kein anderes Mittel wußte. ein Zuwachs der Sozialdemokratie möglich ge näre entgegenstehen. als den Meuchelmord. Der Situation, die zur In Neu- Putschirn konnten wir Paris, 10. Juni. Der Madrider Storrespon- wesen und bei einem geeinigten Vorgehen der Ermordung Matteottis führte, haftete nichts dent des Petit Parisien" teilt mit, daß Arbeiterschaft wäre es gar nicht ausgeschlossen, nach dreitägiger Verhandlung der Minderheiten- daß die proletarische Gruppe die Hälfte der unsere Mehrheit von acht ſozialdemokrati- Willkürliches und Zufälliges an. Maticoti frage jetzt definitiv die Gefahr ernsterer Mandate erreichte. So dankt das Bürgertum seine schen gegen sieben landbündlerische Mandate war gleichzeitig der Führer und Vertreter des ebenfalls erhöhen, so daß wir in der italienischen Sozialismus und das Symbol Renderungen in der bisherigen Mehrheit der Tätigkeit der Kommunisten. Prozedur bei Prüfung von Minder Deren wüste, gerade in der leßten Zeit in Kleinen Gemeinde jetzt mit zehn Wandaten und die Verkörperung aller ideellen Werte, die heitspetitionen befchworen ist. Der Westböhmen mit ungeheurem Aufwand betric­Baffus des Londoner Rapports, der rät, daß die bene Heße zeitigte einen Erfolg in Zettlip, Segen fünf landbündlerische die 3 weidrit sich im italienischen Volke dem Fascismus eni Prozedur bei Erledigung der Winderheitspetitio- wo die Sozialdemokratie von ihren bisherigen tel mehrheit innchaben. Troß der kleinen Schlappe von Zettliß zeigen für die Entscheidungen des Natskomitees für die an die Kommunisten, die troß ihrem Kaolinarbei also auch die sonntägigen Gemeindewahlen eine Ideen und Entwicklungstendenzen, die den men nicht beschleunigt werde, und der Publizität fieben Mandaten eines verlor- allerdings nicht reits ang berlangt, fel im ocem as cr- bern an die Bürgerlichen, denen die Kommu- Aufwärtsentwidlung der Partei, Minderheiten set Wesentlichen beterputsch weiter ohne Bertretung bleiben, son­übrige mur mehr die Genehmigung in öffentliche uisten ja in uncigennüßiger Weise überall zu die sogar dort, wo sie schon die Mehrheit inne­

Sigung.

Diensten sind.

hatte, noch neue Wandate gewinnen fonnte.

gegenstellten. Er repräsentierte das, was der Faicismus vernichten mußte um sich als Macht zu behaupten: eben die gesellschaftlichen Faicismus in Zukunft vernichten werden, wenn Demokratie und Sozialismus mehr sind als

eine Utopic.