Freitag, 19. Juli 1929.

Freude, die tötet. Ein pensionierter] Behrer in Paris   hatte eine Operette La femme muette" geschrieben und sie vergeblich bei einer ganzen Reihe von Bühnen eingereicht. Er war schon ganz verzweifelt, als schließlich doch das Theater in Toulon   das Stück annahm. Man ver­heimlichte ihm, um ihn nicht zu sehr aufzuregen, den Tag der Aufführung. Als er aber plötzlich ein Telegramm erhielt, das ihm einen vollen Erfolg feiner Operette mitteilte, fiel er, vor Freude vom Schlag gerührt, tot um.

Eine Taube fliegt übers Meer. Ein bemerkens­wertes Ereignis in der Geschichte des Brieftauben­fluges ist die Ueberquerung des Atlantischen Ozeans   durch eine französische Taube, die einem Feuerwehrmann zu Watrelos im Departement des Nordens gehört. Vor einem Jahr etwa verließ die Taube den Taubenschlag und kehrte nicht mehr zurück. Der Befizer erfuhr nun fürzlich zu seiner großen Ueberraschung aus einer kanadischen Zei­tung, daß die Taube in einer Stadt der Provinz Ontario   in erschöpftem Zustand aufgefunden wurde. Daß es sich um seine Brieftaube handelt, ist für den Eigentümer David Cornely ganz zweifellos, da fie einen Ring mit seinen Initialen und anderen hat, ist unbekannt.

Streiflichter über Berlin  .

Berlins   Theater, alle Einwände, die wir im

sind die besten der Welt, besten" in einem ganz speziellen Sinne. Starkrankheit und Finanztuberku lose wüten zwar immer noch furchtbar, man findet aber einzig in Berlin   eine zielbewußte, fünstlerisch aber einzig in Berlin   eine zielbewußte, fünstlerisch organisierende und überblickende Regie, man findet

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Der Vertrauensmann

llest die

Seite 5.

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Tribüne

Monatsschrift

für Arbeiterpolitik und Arbeiterkulte. Die Tribüne" unterrichtet den sozialistischen   Ver­trauensmann über die aktuellen Probleme des internationalen

Sozialismus, der Oekonomie und der Kulturpolitik. Jahresbezug 40. vierjährlich 10. Einzelheite 4. Bestellungen durch den Vertrauensmann, die Schriftenabteilun

zen. Volksbuchhandlung oder direkt durch die Verwaltung in Prag   II.. Nekazanka 18.

Berlin   im Licht" hieß eine der diesjährigen auch darin sind, weniger. Uns interessiert mehr der Devisen Berlins  , die in unserem Blatte feinerzeit moralische Katzenjammer, von dem wir hoffen, daß genügend besprochen worden ist. Damals fonnte er unnötigerweise über Berlin   nicht wieder herauf­man unter Ausnahme weniger Festaktionen an beschworen werde. Berlin   das etwas modifizierte Diogeneswort an Alexander richten. Man konnte zwar nicht sagen: Laufe dieses Jahres machen mußten, abgerechnet, Geh mir aus der Sonne, sondern vielmehr: Berlin  , geh dir aus dem Lichte, man konnte auch aus der Berliner   Lichtwoche, die selten kläglich war, einiges Verständnis für das Todeswort Goethes: ,, mehr Licht"( richtiger: Johann, mach das Fenster auf, damit mehr Licht hereinkommen fann) ernten. Warum aber jetzt, wo die Stadt des Verkehrs das Affordsystem seiner Kunsttagelöhner an sich, die Stadt, in der Zeit teurer als Platin ( gemeinhin Prominente" genannt) immerhin ist, die Stadt der mondainen Tanzdielen und Cafés Höchstleistungen, wie im letzten Jahre Forsters stigen Retter". So stiehlt er nach und nach aus ausgestorben liegt, da alles, wenn nicht in Spanien  , Warren Hastings  ( Kalkutta  ", 4. Mai) oder seinen dem Riefenlager der Firma Mattavelli seidene Kra­ausgestorben liegt, da alles, wenn nicht in Spanien  , Hauptmann Tobbogan u. a. m. Man findet neben vatten, erst ein paar, dann einige Dußend, zuletzt Riviera oder Ostsee  , so doch in Mahlow  , Stölpchen­see oder Zitterbebe"( siehe Ullstein) ist, die winter­begreiflicherweise unumgänglichen Mist auch gute ganze Berge, für mehr als 50.000 Lire. Rimondi lichen Mißerfolge hervorholen und anrechnen. Stücke, moderne Stüde  , ja jogar revolutionäre aber hat sich mit einer Hehlerbande in wer­Sachen! Wir sehen auf eine ganze Reihe von bindung gesetzt, den fliegenden Händlern". Diese Das hat seine Gründe! Wie sehr wir eigentlich nichts anderes schreiben wollen, als höchstens einen markanten Theatertagen zurück: Die" Drei- sorgen für den Absatz der Ware, der ihnen dank überlegten Bädeterbericht für alle jene Leute, denen groschenoper"," Die Verbrecher"," Die der fonkurrenzlos niedrigen Preise"- stets ohne Berlin   nichts als eine fremde und intereffante Stadt Revolte im Erziehungshaus"." Die Trojaner" und weiters gelingt. Die Firma Mattavelli ist augenblicklich mit der ist, so kommen wir doch nicht um einen noch so auf interessante Aufführungen, wie Versuche z. B.: Nekrolog über sich immer neue Ver­suchungshaft, findet, daß er noch einmal Benkerott gemacht hat, schlimmer und katastrophaler als einst zu Ferrara  : moralischen Bankerott.

Angaben trägt; aber wie sie den Flug zurüdgelegt unsere jüngste Tote, die Berliner   Season", die Auf dem Gebiete der Oper, das nicht so sehr unser uste herausstellen. Offenini aber, in der Water­

Festspielwochen des Juni.

vorbereite.

Boltsmirtichaft und Sozialpolitit.

spezielles Fach ist, hatten Weill  , Krenek   u. a. Luftfeuerwehr. Bisher waren die Brände von Für jeden Deutschen   ist Berlin   ungefähr das, große Erfolge. Es war ein glanzreiches Theater Wolkenkrakern in der amerikanischen   Metro- was für jede elegante Frau London   oder Paris  , jahr mit wirklich rauschenden Erfolgen und wenn pole verhältnismäßig selten. Geriet aber eines dieser für jeden Archäologen Rom  , für jede Filmdiva es nicht verfrüht wäre, man könnte glauben, daß Riefengebäude in Flammen, so gestaltete sich die Lage hoffnungslos, da der Feuerwehr fast unüber- Bollywood ist: Dernier cri! Das geistige Bentrum, sich irgendeine Regeneration im deutschen   Theater steigbare Hindernisse bei den Löscharbeiten entgegen technisches, wissenschaftliches und auch politisches Sammelpunkt der bedeutendsten Männer, daher Nun, und was hat die Festwoche geleistet? traten. Es gab teine so konstruierten automatischen Mussolini   verteuert das Brot. Mussolini  Leitern, um auf das Dach dieser Gebäude zu gelan Dorado! Das sagt man so hin und bedenkt nicht die meisten Theater, wie das am Schiffbauer hat mit viel Tamtam die Durchführung einer gen. Nunmehr ist der Beschluß gefaßt worden, eine dabei, daß sich daraus Folgen ergeben: aus der damm und natürlich Reinhardt, rechneten mit Getreideschlacht angeordnet, die nun alle Jahre neuartige Feuerwehr zur Bekämpfung derartiger feiten, die einem diese Stadt der Autobusse, des bewährte Schlager aufs Programm( am Schiffbauer- inszeniert werden soll. Der Erfolg dieser Schlacht Technik eine Aufhäufung von Sehensbequemlich einem Zuzug aus der Provinz und setzten alt- zur Förderung des inländischen Getreidebaues Brände einzurichten. Es werden Flugzeuge mit Löschvorrichtung eingestellt, die aus Gummi- Aladinzaubers der Nachtreklame undentbehrlich damm die" Dreigroſchenoper) oder inszenierten ist letztes Jahr ein negativer gewesen, überhaupt chläuchen nicht etwa Wasser, sondern feuerlöschende macht, aus dem Künstlerischen dies: herrliche( allerdings wunderbar) im Deutschen Theater Die steht Italien   hinsichtlich seiner Selbstversorgung chemische Flüssigkeiten auf die Flammen gießen, die Galerien, aber die sind ja in anderen Städten auch: Fledermaus". Das Staatstheater be- mit Getreide nicht viel besser da als früher. Dies den Brand sofort zum Stillstand kommen lassen. noch besser einzigartige Spezialausstellungen; Berlin   mühte sich im alten flassischen Gebiete einerseits hindert die italienische Regierung nicht, den Ein­Die größte Bogenbrüde der Welt. Die zur Zeit tät der Beteiligung an allen übrigen Ereignissen! trop Forsters   ein Schlag ins Wasser eine flüchtig zu erhöhen; desgleichen den Einfuhrzoll für ist nebenbei die erste Theaterstadt der Welt! Priori vergebens. König Johann" von Shakespeare   war fuhrzoll von neuem um drei Lire auf 14 Lire im Bau befindliche Brücke über den Hafen von Wissenschaftliches Berlin   bietet einzigartige Museen, durchkomponierte" history", die nur für Engländer Mehl und Teigwaren. Durch die Erhöhung der Sydney  , die sich sehr schnell ihrer Vollendung weltberühmte Sammlungen, wie die ägyptische Ab- und auch nur knapp um Elisabeths Zeit von Bölle will die Regierung die inländische Ernte nähert, wird die größte Bogenbrüde der Welt werden. Die größte Spannung beträgt 550 Meter, mit den teilung der Nationalgalerie etc. bietet den Studen- Intereſſe ſein konnte. Jeßner war flug und lieferte schüßen. Da diese aber nicht ausreicht für die anderen 10 Spannungen beträgt die Gesamtlänge ten der Universität erste Kapazitäten n. a. m. mit seiner guten Florian Geher" Inszenierung Dedung des Brotbedarfes des italienischen etwa 1250 Meter und übertrifft die berühmte Sell- und dann ist Berlin   Weltſtadt! Völker, Bölker- das, was man den Jeßner der großen Linie ge- Volkes, läuft die Zollerhöhung tatsächlich auf Gate- Brücke in New- York  . Die Höhe des innersten gemische, kunterbunte Raffen bieten dem aufmert- nannt hat und gab uns so ein richtiges Bild seiner eine Verteuerung des Brotes hinaus! Bogens beträgt etwa 135 Meter, die Breite 53 famen Spaziergänger bestimmter Straßen ihr ur- fünstlerischen Potenz. Die beiden Uraufführungen Der Fleischverbrauch in einzelnen Ländern. Meter. Für die Brüde wird insgesamt 35 000 000 eigenes, aus der Fremde mitgebrachtes Bild. So in der Festspielwoche, Engels Inszenierung von Der Fleischverbrauch, umgerechnet auf den Kopf Kilo Stahl verwandt. Die Baukosten werden auf unterscheiden Kenner" ein chinesisches, japanisches. Hans Meisels Störungen" und Fehlings komisch der Bevölkerung, weist naturgemäß in den ver­170 000 000 sh geschäßt. In der Länge steht die firgisisches, jüdisches, italienisches Viertel! Doch marionettenhafte zurechtstutzung von Bruno Wellen- schiedenen Ländern sehr erhebliche Schwankun­Brücke auf den britten Platz hinter der Brücke über davon bei anderer Gelegenheit spezieП! famps Frisör von Roßlagen" sind die einzigen gen auf. Zu den Ländern mit dem größten den Firth of Forth   und die Brücke Quebec  , die aber Beispiele gewagter Experimente in dieser Zeit. Fleischverbrauch gehört Australien  . Hier feine Bogenbrüden sind. Meisels Störungen" wurden sanft zu Grabe ge- wurden allein an Hind und Kalbfleisch pro tragen, der Frisör von Roßlagen" war ein fleiner Lustspielerfolg. Ein Erstlingswert eines Begabten von unzweifelhafter Qualität, vielleicht nicht von genügend weitem Horizont aus geschrieben, soll 23 eine Spießer wie überhaupt eine Bürgersfatire sein.

Die Season, also jene überhitten Juniwochen, war eine Pleite" wie gesprächs-, aber auch ,, zeitungsweise" erwähnt wird. Die offiziellen Be­richte und journalistischen Lobhudeleien wollen wir in stiller Nachsicht übergehen.

In den Klauen des Freundes". Daß die Season- Pleite vor allem finanziell für Wer in den letzten Wochen durch Mailand  wanderte, fonnte in den Hausfluren verschiedener Berlin   und seine Stadtväter unangenehm ist, das großer Paläste die Verkaufsstände von fliegen- interessiert uns, so teilnehmend wir selbstverständlich den Händlern" bemerken, die seidene Sera­watten feinster Qualität und Ausführung ver- stadt und begibt sich sogleich in die Wohnung des fauften. Und zwar zu spottbilligen Preisen. Die Rimondi. Der Freund erklärt sich sogleich zur Hilfe Preise waren so niedrig, daß sie der Kriminal- bereit und geht so weit, daß er dem Kriegskamera polizei auffielen. Ein Beamter ersuchte einen der den sogar seine Ausweistarte übergibt. Offe­Händler um Auskunft, woher er die Ware bezöge. nini ist also jetzt Rimondi. Er begibt sich als solcher Der Mann gab eine unbestimmte, ausweichende zur Firma Pietro Mattavelli, die in Seidenge Antwort, so daß man ihn verhaftete und mit ihm weben handelt und seidene Krawatten herstellt. weitere acht Krawattenverkäufer. Die Vernehmung Pseudo- Rimondi hat das Glück, in diesem großen der Angeschuldigten führte zur Enthüllung einer Hause eine Anstellung zu finden. Durch Tüchtigkeit, Tragödie, die einer gewissen Romantik nicht ent- Buverlässigkeit und eisernen Fleiß gelingt es ihm, sich behrt. emporzuarbeiten. Er baut sein Leben neu auf und hofft, daß die Vergangenheit versunken und vergessen sei. Er wird zuletzt Geschäftsführer der großen Firma.

Francesto Offenini eröffnete nach seiner Rüdtehr aus dem Strieg zu Ferrara  , seiner Heimats­stadt, ein großes Handelsgeschäft. Aber die Geschäfte gingen schlecht, so daß er den Bankerott erklären mußte. Dabei ging es aber nicht ganz sauber her. Dem Francesto Offenini drohte Verhaftung. Da erinnerte er sich in höchster Not an seinen alten Kriegskameraden Livio Rimondi zu Wailand. Er flieht, entkommt nach der lombardischen Haupt­

Dr. G. Färber.

Stopf der Bevölkerung 132 Pfund verzehrt, ent­gegen 64 Pfund in den Vereinigten Staaten  von Amerifa, 52 Pfund in Großbritannien   und 32 Pfund in Deutschland  . Aber auch im Konsum von Hammel- und Lammfleisch steht Australien  bei weitem an erster Stelle. Sier kommen 48 Pfund, in Großbritannien   21 Pfund, in Kanada  verschafft dem echten leicht eine Stelle bei seiner etwa 4 Pfund und in Deutschland   1.5 Pfund Incpp 5 Pfund, in den Vereinigten Staaten Firma, mit auskömmlichen Gehalt. Aber Livio Ri- auf den Kopf der Bevölkerung. Der Schweine mondi will nicht bloß sein Auskommen haben, er fleischverbrauch ist dagegen in Deutschland   mit will reich werden, schnell und um jeden Preis. 44 Pfund pro Kopf der Bevölkerung am größ Auf Bürgschaft und Fürsprache des Offenini hin, ten, beträgt beispielsweise in Australien   noch der als Geschäftsführer des großen Hauses Matta- nicht ein Biertel davon( etwa 10 Bfund). velli einen fast unbegrenzten Kredit genießt, verkauft ein bedeutendes Teppichhaus dem Rimondi einige prachtvolle Perserteppiche. Gegen eine ganz fleinc Anzahlung und Stundung des Restbetrags. Ri­mondi verkauft die Teppiche sofort weiter und ver­braucht das Geld. Nachdem so der erste Schritt auf schiefer, abschüssiger Bahn geschehen, geht es weiter bergab mit unheimlicher Geschwindigkeit. Tag für So ist er glüdlich und zufrieden, bis eines Tag muß der falsche Rimondi Betrügereien begehen Tages wie könnte es anders sein- Livio Ri- zugunsten des echten. Weigert er sich, so droht der mondi vor ihm steht. Gänzlich herunterge- jerpresserische Freund" mit sofortiger Anzeige, mit tommen und abgerissen, mittellos und der Ver- Enthüllung der Vergangenheit. Offenini stöhnt und zweiflung nahe. Die Szene von damals wiederholt ächzt. Aber... er gehorcht. Gerät in ein ſflavisches sich, mit vertauschten Rollen. Der falsche Rimondt Sörigkeitsverhältnis gegenüber seinem ein­

Das Mitrophon im Schornstein. beute Nacht ſpiritiſtiſch in meinen Traum hinein.

Ein Interview um Mitternacht von Magel Troll.

Die Hessen   sind gar nicht so blind, wie man sie so oft in anderen deutschen   Landesteilen zu bezeich nen beliebt. Ja, als blinde Hessen  " sind sie sogar in die Literatur eingegangen.

Die blinden Hessen  " sehen oft mehr als andere Völkerstämme.

Und was noch mehr besagen will, sie sind sehr hellhörig.

zitierte ich den lieben Groß- Gerauer Mitbürger| Ich habe in meiner Stube das Dfenrohr her. ausgenommen, habe an zwei Drähten ein leines, Er war entzückend liebenswürdig zu mir und aber gutes Mikrophon befestigt und es genau so tief verriet mir im Trancezustand sein intimstes Ge- in den Schornstein hinabgelassen, daß es vor dem schäftsgeheimnis. Schornsteinloch meiner Mitbewohner hing.

Zu Nutz und Frommen aller Mitmenschen sei daher hier die Gebrauchsanweisung für Schwarz hörer" verraten.

Ehe ich jedoch diese Gebrauchsanweisung nieder­schreibe, fühle ich mich verpflichtet, all das zu sagen, was mir im Trance der Groß- Gerauer   Freund an­

vertraute:

Dann habe ich den Draht in mein Zimmer ge­führt, das Ofenrohr habe ich wieder eingesetzt, da­mit niemand etwas merkt und habe an den anderen Enden der zwei Drähte meinen sehr sensiblen Stopf­hörer gehängt.

Es hat alles tadellos geklappt.

Ich habe mich königlich gefreut. Ich hatte ein Programm, wie es mir feine Rundfunkstation der Welt bieten kann. Und habe so den Reford der Schwarzhörer geschlagen. Etwas Schwärzeres wie einen Schornstein gibt es doch nicht!

Ich brauchte keine Zeitung mehr zu lesen, denn

Ich bin der einzig wahre Schwarzhörer. Sie wissen ja, was man postalisch unter einem Schwarz­Ein ganz besonders hellhöriger Hesse aber hörer versteht. Nach den Kommentaren der Postver­wohnt in dem hessischen Städtchen Groß- Gerau. waltung, Abteilung Rundfunk, ist ein Schwarzhörer Nicht daß seine ihm von Natur mitgegebenen ein Mensch, der sich eine Radioempfangsanlage beiden Ohren überaus gut die leisesten Geräusche leistet, jeden Tag und jeden Abend Stonzerte mit­vernahmen, er hat als klar in die Welt sehender anhört, Klassische und moderne Wufit( Hindemith  , Kluger Hesse sich die modernsten Errungenschaften zu Strawinski   und dergleichen), bei welch letzterer Musit Jede Familie in unserer Gemeinde wurde be­Nuze gemacht, um noch viel mehr zu hören, als all er nie weiß, ist das jetzt Musik oder ist gerade jetzt das, was für ihn bestimmt ist. fo ein verfligter Rückkoppler dazwischen. Familiengeheimnisse erfuhr ich auf diese Weise, gesagt ein Schnorrer, der die sechs Mark Gebühr im die ich sonst nie erfahren hätte.

Um zu erfahren, was bei dem jungen Ehepaar gesprochen und getan wird, das in dem Häuschen, wo unser Held wohnt, im Parterre sein Nest gebaut hat, legte sich der fluge Mann aus Groß- Gerau   ein sierliches Mikrophönchen in den Schornstein.

Ich finde diese neueste Erfindung mit dem Mikrophon im Schornstein für so reizend, daß ich beschloß, den genialen Hessen   aus Groß- Gerau   zu interviewen.

Und da ich das Fahrgeld nach Groß- Gerau   nicht besaß, noch durch eine Anleihe auftreiben konnte.

Und ein Schwarzhörer ist ein Mensch, besser

vom Rundfunk hat. Vierteljahr nicht bezahlt, trotzdem er den Genuß

Mir bot das Rundfunkprogramm nicht die rich­tige Abwechslung. Ich wollte nicht nur hören, was es Neues in Amerika  , Asien   und Berlin   gibt, ich wollte auch wissen, was in meinem Hause vorgeht

Darum habe ich mir meinen eigenen Rundfunk gebaut. Keine haushohe Antenne habe ich zu bauen brauchen. Auch kostete mich meine Anlage keine Hunderttausende. Nur ein wenig Draht",

Devi'enturie.

Prager   Kurse am 18 Juli.

100 bolländische Gulden 100 Dinar

100 Reichsmart

Ware

welb 1355.05 1359.05 59.21% 59.46%

804.17% 806.67%

100 Belgas

468.95

470.15

100 Bengos

588.­

590.­

100 Schweiger Franken 1 Pfund Sterling

649.15

651.15

163.71%

164.31%

176.45

177.25

33.75

33.85

132.22

132.62

377.95 475.37% 476.87%

379.95

100 gire

1 Dollar

100 franzöfilche Franfen 100 polnische Bloty 100 Schilling

Da bekam ich eine solche Wut, daß ich auf­sprang; der Draht am Ofenrohr riz ab, das Mikro­phon purzelte im Parterre in den Ofen hinein. Die Frau erschrak erst, dann öffnete sie den Ofen und fand mein liebes Mikrophönchen!

Dann drangen auch ohne Mikrophon laute Töne von unten herauf:

Der Schuft da oben! Wart nur, dem werden wir es schon zeigen!"

Am anderen Tage schon mußte ich eine neue Wohning beziehen mit neuer Wellenlänge und mußte meine Antenne in einen anderen Vorgarten erden!"

Damit verschwand mein guter Geist von Groß­

Gerau.

Ich wachte auf, weil meine Frau sich bitter beschwerte, daß ich laute Gespräche im Traum ge­

mein junges Ehepaar im Parterre wußte über alles führt, hell aufgelacht und immer gefagt hätte: Bescheid  

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sprochen.

Schatzi!" tönte es jeden Abend zu mir herauf. Dann flatschte es, wie wenn eine Fliege mit der Lederflappe gejagt würde.

Mein Mikrophon funktionierte tadellos. Nur eines Tages hatte ich Kurzschluß.

Die Frau im Parterre sagte gerade zu ihrem Mann:

Der Kerl im ersten Stock ist ein widerlicher Bursche, ein Heimtückischer, dem nicht über den Weg zu trauen ist!"

,, Großartig, der König der Schwarzhörer mit dem Mikrophon im Schornstein!"

Und mitten in der Nacht, um die Geisterstunde herum, mußte ich meiner Frau die ganze Geschichte erzählen.

Dann schliefen wir sanft ein.

Am anderen Morgen aber meinte meine Frau: Du, Mann, das ist doch eine großartige Sache mit dem Mikrophon im Schornstein. Ob wir nicht auch eines in unseren Schornstein legen sollten. Ich möchte zu gern wissen, was Müllers im ersten Stoc so abends nach dem Nachtessen alles über uns reden!"