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Arbeiterfürsorge.

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Denkt an die Wermsten! Spendet und sammelt für die Arbeiter fürsorge.

Das Lied vom großen Zigeuner- Hauptmann

Mitgeteilt von Engelbert Wittich  .

Es soll erzählt werden die wahrhaftige Ge schichte des wilden Zigeunerhäuptlings Hannidel,

der vor mehr denn 140 Jahren der Schrecken des Schwarzwaldes war und um den sich schon zu Leb­zeiten ein reicher Kranz von Sagen wob, bis ihn Richtigstellungen im ständigen Wählerver- fein heißes Zigeunerblut einer Bintrache wegen in zeichnis der Hauptstad: Prag   werden für die die Arme der Gerechtigkeit trieb und ihn einen Dauer von acht Tagen, vom 24. bis 31. Juli schmählichen Tod durch Hentershand erleiden ließ. 1929 von 8 bis 14 und von 16 bis 18 Uhr, an Wochentagen und von 8 bis 12 Uhr an Sonn­tagen im Wahltatafter für Prag   I. bis VII. zu öffentlichen Einsicht aufliegen. Für die übrigen Stadtteile liegen die Listen bei den zuständigen Magistratsbehörden auf. Jeder hat das Recht, in das Verzeichnis Einsicht zu nehmen und Ab­schriften und Auszüge daraus zu machen, so weit er damit nicht andere Personen an der Ausübung dieses Rechtes bindert.

Kunst und Wissen.

Neueinstudierung Der arme Jonathan  ". Die flaffische Operette von Millöder: Der arme Jonathan  " wird morgen, Donnerstag, zum ersten Mal nach vielen Jahren im Neuen Theater in Szene geben. In den Hauptpartien Frau Bertha Siklosy a. G. und die Damen: Baum, Lorenz, Longauer. Die Herren: Goffriller  , Göttl, Riveron, Reiter, Roller,( Titelpartie), Schaumann, Schönberg, Stadler. Dirigent: Waigend. Regie: Stadler, An­jang 7 einhalb Uhr.( Abonn. aufgeb.) Wiederholung: Samstag, den 27. ds., bei aufgeh. Abonnement.

Spielplan des deutschen Theaters. Mittwoch ( 231- III) 7 einhalb: Madame Butterfly  ", Donnerstag, 7 einhalb( neueinstudiert): Der arme Jonathan  ", Freitag, 7: Abschied Jise Schulz Eifenlohr: Fledermaus", Same­tag, 7 einhalb: Der arme Jonathan  ".

Spielplan der Kleinen Bühne. Mittwoch: Der Mann, der seinen Namen änderte", Don­nerstag: Perle von Chicago  ", Freitag: Perle von Chicago  ". Samstag: ge­ichlossen.

SANATORIUM

KLEISCHE- AUSSIG  

für Nervöse und Erholungsbedürftige

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Mast-, Entfettungs- und alle Diätkuren.

Physikalische Hellmethoden. Telephon Aussiz Nr. 303.

Individuelle Behandlung. Prospekt.

Literatur.

Wer wirst den ersten Stein?" Mädchenschick­sale unserer Zeit, aufgezeichnet von W. 3 a chn, Di rektor des Vereins Wohlfahrt der weiblichen Jugend in Berlin.  ( Karton M. 2.60, Ganzl. W. 3.80, Porto 30 Pfg.). Walter Hädecke Verlag, Stuttgart  . Dieses Buch beansprucht das allergrößte Interesse, denn hier gibt aus langjähriger, reicher Erfahrung heraus ein, mit großer, verstehender Liebe erfüllter Mann seine Wahrnehmungen wieder über die verschiedenartig­sten Gruppen gefährdeter weiblicher Jugend. Ein reiches und vielseitiges Material ist verarbeitet, und bringt selbst für diejenigen, welche sich mit diesem Problemen ständig befassen, vieles Neue. Was der Verfasser in den Heimen junger Mädchen, in Ju­gendvereinen, Bahnhofsmission und anschließend nachgehender Fürsorge beobachtet, wird ergänzt durch das, was er im Leben und Treiben der Großstadt wahrgenommen und erlebt hat. Erschütternde ,, erlebte Lebensschicksale" des Großstadtlebens mit seinen unfittlichen, demoralisierenden Kräften treten in lebendiger Schilderung an uns heran. Wohl nie­mand wird es aus der Hand legen ohne an sich die Gewissensfrage zu richten: Bist du berechtigt, auf Entgleiste den ersten Stein zu werfen?

Der Schiffbruch.

Novelle von Grete Massé.

Die Magd Elisabeth Bratt hätte schon lange nicht mehr nötig gehabt, Magd in dem Hafen wirtshaus des Jonny Willer zu sein. Mehr als einmal hatte er es ihr angeboten, in diesem Hause die Herrin zu werden. Aber Elisabeth hatte immer als Antwort das kleine Haupt mit den schweren, rotbraunen Flechten verneinend geschüttelt und mit dem Blick, den er schon an ihr fannte, in die Ferne geschaut.

Anno 1787 erschien zu Sulz am Nedar unter dem Titel Hannickel", oder der Zigeuneranführer, welcher am 17. Juli 1787 zu Sulz am Nedar mit drei seiner Spießgesellen durch den Strang hingerich tet worden, ein Lied fürs Volf. Ganz aus den In quisitionsaften gezogen, das berühmte Hannicellied, das von den verwegenen Taten des fühnen Räubers handelt.

Es beginnt also:

Euch, liebe Lente, zu Gefallen, Erzähl ich, wer Sannidel war, Und leg von seinen Taten allen Euch hier die schauervollsten dar. Ein Mann von 45 Jahren, Starffnochig, furz, im Blide wild, Salbfahl, mit schwarzem Bart und Haaren Und Farbe, das ist Hannidels Bild. Entsproffen von Zigeunerfamen, Verwahrlost an der Eltern Hand, War er geweiht durch seinen Namen, Schon jung ein Glied der Räuberband...

Sannickel hieß eigentlich Jakob Reinhardt; sein Vater starb schon, als der kleine Jakob 4 Jahre alt! war. Hannidels Mutter aber wurde sehr alt und überlebte ihren ungeratenen Sohn. Hannickel hatte noch zwei Brüder, Johannes und Franz,

Zween Brüder, deren einer Gender, der andere aber Wenzel hieß, Bot er den Arm, womit er leider Sie mit sich bis zum Abgrund riß.

Gender und Wenzel waren die Zigeunernamen der beiden, wie jeder Zigeuner neben seinem Ge­schlechtsnamen einen eigenen Zigeunernamen führt. In ihrer Jugend waren die drei Brüder Hüterbuben bei den Bauern ihres Heimatdörfchens 2. im Schwarzwald  . Dann war Hannidel eine Zeit als Jägerbursch angestellt zum Fangen der Wilddiebe. Schließlich wurde er Zigeunerhauptmann oder Ober­zigeuner. Als solcher übte er die Gerichtsbarkeit unter den Zigeunern aus und leitete ihre geheimen Versammlungen, auf denen über Missetäter Recht nach der Zigeuner Weise gesprochen wurde.

Hannidel war auch verheiratet, und zwar mit drei Frauen auf einmal. Darüber heißt es im Liede Auch hat er mit drei Konkubinen Sich ohne Priesterhand gepaart. Erzeugte Sprößlinge mit ihnen

Nach Kopf und Herz von seiner Art

Rach zigeunerischen Begriffen waren das feine Nontubinen, sondern die rechtmäßigen Frauen an nickels. Eine solche wilde Bielehe wurde genau so ernst genommen, wie die vom Priester eingesegnete. Von Hannidel selbst heißt es nun in dem Liede weiter:

Flint, listig, starf, mit heißem Blut Trat er bei seinem Schwarm hervor. Und stund mit unerschrocnem Mut Bierhunderten als Hauptmann vor.

Der Toni, den man Christoph Pfister Sonst nannte, fühn gestanden sein

Bon diesem Toni lefen wir auch bei Schöll Abriß des Zigeunerwesens in Schwaben", Stutt­ gart  

1793: Ein Zigeuner namens Christoph Pfister, bulgo Toni, wurde zu Rottweil  , wo sein Vater juſti fiziert wurde, erzogen, zum Schusterhandwerk ange. halten und nach beendigter Lehrzeit mit allem wohl wenn er zurückkomme, das Bürger- und Meister­versehen auf die Wanderschaft geschickt, und ihm, recht zu Rottweil   versichert. Auf seiner Wanderschaft batte er das Glüd, im Kloster Allerheiligen   bei Ba den Baden als Klosterschüler angenommen zu wer den, wo er aufs beste versorgt war. Aber alles um. sonst. Der Zigeuner erwachte in ihm und er entwich mit einer Zigeunerin nach Preußen, schlug sie, da fie schwanger war, bis auf den Tod, hängte sich dann an eine andere, die er auch bald wieder ver­jagte und entführte endlich dem Wenzel die Man­ tua  , wofür er mit seinem Leben büßen mußte.

Das Hannickellied erzählt von Raube der Man­tuta, des Weibes des Wenzels, Hannidels Bruder: Nun, dieser( Toni) stahl vor sechstbulb Jahren Dem Wenzel feine Mantua  ,

Um sich mit ihr als Mann zu paaren, Dies ging dem Wenzel doppelt nah.

Drei Kinder, die sie mir geboren, Die haben feine Mutter mehr. Des Weibs Gewerb ist auch verloren," Sprach er ,,, wo nehmt' ich Nahrung her?" Diese Mantua   war ein auffallend schönes Frauenzimmer mit guter Bildung. Man sagt, daß sie sehr listig, höflich, beredt und einschmeichelnd ge­wesen sei. Auch soll sie unter den Zigeunern damals die berühmteste Wahrsagerin gewesen sein. Deshalb traf den Wenzel der Verlust doppelt schwer, denn er verlor auf einen Schlag ein junges, blühendes Weib und die Aussicht auf guten Gewinn, denn bei den Zigeunern ist es von jeher Sitte gewesen, daß die Frau mithilft, Leibes Nahrung zu schaffen. Natürlich sann Wenzel auf Rache. Unser Lied er­zählt:

Die Rachsucht ballt ihm beede Hände, Er bufft an seine Brust und droht: ,, Gewiß, wenn ich den Toni fände, Schlag ich ihn auf der Stelle tot!" Seine Mitzigeuner waren eins mit ihm, daß Toni sterben müsse:

Was jagten die Zigeunerbrüder Zu ihres Wenzels tollem Rath? Sie stimmten bei: ,, Ja, schlag ihn nieder. Wir helfen dir zu deiner Tat!"

Als Toni hörte, daß man ihm nach dem Leben trachte, floh er vor der Rache seiner Genossen und ging unter die Soldaten. Er wußte wohl, daß er das Totenhemb anhabe, wie die Zigeuner einen, der ihrer Blutrache verfallen, nennen, und glaubte in der Garde des Herzogs von Württemberg   am sicher­sten zu sein vor den Nachstellungen seiner Feinde. Im Liede heißt es:

Der Toni hört die frechen Worte, Erschricht bei ihrem Widerhall; Entflicht dem laut gedrohten Morde Und wird ein Grenadier a cheval!

Doch nach sechs Jahren ist er der Mantua  überdrüffig, und er macht sich an die Stieftochter Man sieht, Hannidel war ein gar mächtiger Sannidels, Urschel" mit Namen, heran. Ürs, Herr unter seinesgleichen, und es war nicht ratsam, die an die dem Bruder ihres Vaters zugefügte seinen Zorn zu erregen. Das mußte ein anderer Schmach dachte, ließ sich zum Schein mit dem Tod­Zigeuner, mit Namen Christoph Pfister, genannt feind seiner Familie in eine Liebschaft ein und das juging, lesen wir gleichfalls im alten Hannidel. Toni, bitter genug am eigenen Leib erfahren. Wie lodte ihn in eine Falle:

lied.

Jezt komm ich an die Mordgeschichte An jene unerhörte Tat,

Wovon der Leser durch Gerüchte Bereits schon viel erfahren hat.

Einst soll auch als ein cot Geschwister Am tobenden Zigeunerreih'n

Igen, gerettet in jener Nacht, in der der Helling­stone" sein Ende fand.

" Ich kann dich, Beste. nicht mehr missen, Ich liebe dich wie eine Braut! Somm wieder, sprach er unter Küssen, Bis morgen, wenn der Abend grant! Ich fomm," sie schwur's bei ihrer Treue, Ein Händedrud, ein falscher Blick Bezeugt's jetzt eilt die Ungetreue Zu ihrer Kompagnie zurüd...

Mittwoch, ben 24. Juli 1929.

Wollt ihr", sprach sie in frohent Tone, Da ihr der Schweiß vom Leibe troff; Ihr friegt den schlau getäuschten Toni, Bei Reutlingen  , am Gaisbühlhof." Nun ließen sie mit schnellen Schritten Bewaffnet miteinander fort; Und famen außen zu den Hütten des Hof's an den bestimmten Ort, Sannidel wollte auf ihn schießen! Allein der Buffer ging nicht los! So, wie ihn wieder zu begrüßen, Der Zoni auch vergeblich schoß. Auch Dulis( Genosse Hannidels) Terzerol berjagte;

Ob er greth frisch gelades war. Er war ihn zornig weg und padte Ihn drauf an dem gezopften Saar. Man bente sich des Tonis Schreden, Sannidel tommt, verseht ihm gleich Mit einem stuhlfußdifen Steden Aufs Borderhaupt den härt'sten Streich Der Arme sinkt, doch seinen Beinen Gelingts, er rafft sich auf und glaubt Sich frei, nun spält Duli mit einem Zweifachen Schlag sein Hinterhaupt. Sannidel sieht die offenen Wunden, Des Tonis Blut besprigt sein Kleid. Wie? Hat er teine Reu' empfunden? Erschricht er nicht? Tut's ihm nicht leid? Nein, längst fand in des Lasters Slippen, Sein menschlich Herz ein offnes Grab; Die Nase und die Oberlippen-

Erstaunt! schnitt er ihm grausam ab.

Nachdem auch noch die aeren Mütwen gefühlt, ließen sie den Halbtoten liegen. Tro feiner gräßlichen Wunden lebte Toni now mehr denn 20 Stunden; er wurde noch lebend ausgefunden und konnte die Namen seiner Mder nennen. Diese fuchten ihr Heil in der Flucht:

Die Mörder flüchteten weit von dannen, Graf Salis findet ihre Spur, Gleich sah er's ihnen an von wannen Sie sind und liefert sie nach Chur  .

In Chur   jucht Hannidel zu entweichen; auf jelt­jame Weise gelang es ihm, sich aus seinem Rerfer zu befreien. Balb wurde er aber wieder eingefangen und mit feinen Rumpanen nach Sulz gebracht.

Nach eingezogenen Berichten

Gibt man sie der Justiz in Sulz. Wie, gehn jie gern dahin? Mit nichten, Es mehrt das Zittern ihren Puls.

In Sulz leugnete Hannidel zuerst, der gesuchte Mörder zu sein und gibt einen falschen Namen an, aber ein Geschwisterlind von ihm, im Dienste der württembergischen Polizei stehend, erkennt ihn. Nun hilft lein Leugnen mehr. zwar lange noch dauert der Prozeß, viele Monate schmachten die Räuber in Untersuchungshaft, bis endlich das Urteil gespro chen wird:

Die Mörder und die Lasterknechte Sind jest berurteilt unbedingt. Sie werden nach des höchsten Rechte Und nach des Fürsten   aufgehängt.

Am 17. Juli im Jahre des Heils und des Herrn 1787 wurde das Urteil im Beisein ungezähl ter Tausender, die von allen Teilen des Schwaben. landes herbeigeeilt waren, vollzogen. Mit falter Mine ging Hannidel in den Tod, nachdem er alle feine Genossen vorher hatte sterben sehen:

Man tut's. Hannidel schließt die Szene, Sieht seine Brüder allzumal

Am Strang, und stirbt mit wilder Mine Als ein Zigeunergeneral!

Das ist die Geschichte Hannidels, des großen die Sanidad, ent 200 Zigeuners und Räubers, von dem nach seinem Tode die Sage ging, daß er ein Segenmeister gewesen.

Herausgeber: Dr. Ludwig Czech  . Chefredakteur: Wilhelm Nießner. Bezantwortlicher Redakteur: Dr Emil Strauß  , Prag  . Druck: Rsta... für Zeitung und Buchdrudt, Prog Für den Druck verantwortlich: Otto Solih, Prag  . Dle Seltungsmarfeniranfatur wurde von der Boit. Telegrapher. birektion mit Erlag Rr. 127.451/ VII/ 27 am 14. mai 1927 bewilligt.

schallen hörte. Sein großes, volles Gesicht flößte Gesicht, die an ihrer linken Hand einen Stnaben ihr Abschen ein. Vor seinen diden, roten Händen hielt. An den Abenden war die Wirtsstube über- hatte sie ein Grauen. Wenn manchmal seine Sie ist nämlich meine Frau!", sagte der füllt. Fingerspitzen die ihren streiften, wenn sie aus Fremde. Ich konnte doch nicht ahnen, daß ich Es war eine Schenke, die sich von Genera  - feinen Händen ein Glas Bier nehmen mußte, dich noch einmal wiederfinden würde. Sie ist tion auf Generation fortgeerbt und deren Ruhm um es einem Gast an den entfernten Tisch zu eine sehr gute und tüchtige Frau, das muß ich in allen Erdteilen unter jenem Volt bekannt bringen, zudte sie vor Abschen zusammen. Im- jagen. Und auch unser Junge ist ein braver war, das die Meere befährt und bald an diesen, mer schwerer wurde es ihr, ihn zurückzuweisen. Bursch. bald an jenen Küsten Anker wirft. Hinter dem Eines Tages würde er die Geduld verlieren, Bleich wie Linnen stand die Magd hinter Schenktisch stand die Magd Abend für Abend würde grob mit ihr sein, brutal und laut, wie er dem Schanktisch. An ihrem zarten Salje funkelte und über ihrem weißen, stillen Gesicht sprühte es mit anderen war. das Goldkettlein mit dem grünen Stein, ihr unter dem Lichtstrahl der elektrischen Birnen ihr Aber stets, wenn sie den Plan faßte, sich zu Haar schimmerte im Lichtstrahl wie gesponnenes rotbraunes Saar, als wäre es aus Kupfer ge- entfernen, war es ihr, als hielte sie eine unsicht Stupfer. sponnen. Immer sahen ihre schwarzen Augen bare Hand zurüd. Das, Schidjal hatte sie nach Er wußte, mit diesem Blick sah sie weit zu zur Tür. Jedesmal, wenn sie sich öffnete, einen dem Schiffbruch in dieses Haus getrieben. Ihr rüd, jah in das Leben hinein, das ihr Leben vor neuen Gast einzulassen, wurde ihr Blic dring war es, als ob das Schicksal dies nicht ohne Ab­dem großen Schiffbruch des Dampfers el- licher, fragender. Aber jedesmal senfte er sich sicht getan. Und sie blieb und harrie und hoffte lingstone" gewesen. Mit diesem Blick sah sie in enttäuscht wieder zu Boden. Der Erwartete weiter. die Heimat, jah die Sturmnacht, in der das kam nicht. Unglück geschehen, sah den Mann, den sie ge= liebt, und der in dem Wirrwarr jenes Schiff­bruches von ihrer Seite gerissen wurde.

,, Elisabeth, auf ihn brauchst du nicht zu warten. Er lebt nicht mehr. Werde meine Frau," hatte erinmal zu ihr gesagt, als er diesen Blick gejchen.

Aber sie hatte leise, doch sehr bestimmt, ge­antwortet: Ich fühle es. Er lebt!"

Jahr um Jahr ging. Manchmal, wenn des Nachts der Mond in ihre Kammer schien, richtete sich Elisabeth, leise jammernd, in ihren Stiffen auf.

" Warum tommst du nicht?", fragte sie. Du lebst? Warum findest du den Weg nicht zu mir? Siehe, ich trage noch Tag für Tag den Ring am Finger, mit dem du dich mir anverlobtest..."

Wlanchmal überfiel Elisabeth der Gedanke, So ging sie dienend durch das Haus, in dem hier fortzugehen, wo alles sie bedrückte. sie hätte herrschen können. Des Abends stand sic Das alte große Haus wuchtete lastend auf neben dem Wirt hinter dem Schenktisch in ihr, der viele Zigarrenqualm war schädlich für einem schlichten, schwarzen Kleid, das ihren ihre zarte Lunge und verursachte ihr quälenden schmalen, weißen Hals ganz frei ließ. Ein dün- Suſten, die Gegenwart des Wirtes, der sie zum nes Goldkettlein hing darum mit einem funkeln- Weibe begehrte, wurde ihr immer unerträglicher. den, grünen Stein, das einzige an Besitz, was Sie zitterte schon, wenn sie auf den Treppen fie außer den Kleidern, die sie am Leibe getra- feine laute, grobe Stimme aus den Zimmern

Ihre schwarzen Augen, die wie erloschen dreinblickten, jahen noch, daß ein Mann, cine Frau und ein Knabe über die Schwelle schritten, wieder hinaus in den Sturmabend, der draußen mit weißen Floden wirbelte.

An einem stürmischen Winterabend trat ein Dann sant sie zusammen und wäre gefallen, großer, breitschulteriger Mann in die Schenk- wenn Jonny Miller sie nicht aufgefangen. stube. Es schien, als hätte der Sturm von selbst Elisabeth Bratt ist nicht mehr Magd in dem die Türe aufgerissen. Eine Welle von Wind und Wirtshaus des Jonny Miller. Sie ist die Herrin Schneegestöber tam in den Raum. und fann andern befehlen, die Stiegen zu scheu­ern, die leeren Bierseidel zu spülen, den Staub zu fehren in den alten Räumen, die sich von Generation auf Generation fortgeerbt.

Die Magd, die hinter dem Schanktisch stand, fchric plößlich auf. Die Hände ausgestreckt und Robert! Robert!" rufend, stürzte sie vorwärts und saut dem Fremden an die Brust.

Der stand hilflos da mit hängenden Armen ihrem Manne am Stein, an ihrer

und bestürztem Gesicht.

Aber Abend für Abend steht sie noch neben Schanktisch. Au ihrem fehlt die Rette mit dem grünen Stein, an ihrer Sand der goldene Ring, den sie so lang getragen. Auch ihre Augen sehen nicht mehr wartend zur Tür. Immer aber, wenn sie den Blid hebt und einmal jene Schwelle streifen muß, sieht sie vor ihrem inneren Auge Mann, Frau und Kind in Blöblich wurde sie am Arm gefaßt. die Nacht hinausgehen, in der im Winde die Als sie sich umwandie, sah sie einer Frau ins weißen Floden wirbeln und schweben.

,, Du bist gerettet worden in jener Nacht, Lizzie?" fragte er. D, Lizzie."

Elisabeth lachte und weinte, schlang den Arm um ihn und streichelte mit der linken Hand feine Wange.