Freitag, 26. Juli 1929.
Kirchenaustritte in Defterreich. In Oesterreich find im vorigen Jahr, wie jetzt bekannt wird, 14.023 Bersonen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Viele Frauen haben in ihren Austrittserklärungen ihre Empörung über die Verbindung der Kirche mit den bewaffneten Heimwehrformationen ausgesprochen.
Tödlicher Absturz. Im Dachsteingebiet stürzte ein Tourist aus Graz eine dreißig Meter tiefe Wand herab. Er blieb in der Tiefe mit zerschmet terten Gliedern liegen. Die Leiche konnte unter großen Schwierigkeiten geborgen werden.
Erdbeben in Island . In Süd Island war ein schweres Erdbeben zu verzeichnen. In der Gegend von Reykjavik nahmen die Erdstöße eine Stärke an, wie sie seit 1896 nicht mehr registriert wurde. Der Bevölkerung bemächtigte sich eine große Panit. Viele Schornsteine stürzten zusammen, zahlreiche Häuser wurden schwer beschädigt. Die Einwohner des Ortes stürzten sich in wilder Flucht auf die Straße.
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Herzlichste Aufnahme seitens der Bevölkerung.
Trotz des Verbotes der erzreaktionären Abents um 8 1hr bewegte sich unser Zug( J. G. B.) Der Borstand der Beamten- Interbayrischen Regierung, in ihrer Turnerklei dung nach Nürnberg zu kommen, sind die zum Bahnhof. An ihrer Spitze schritt die Ver- nationale trat am 9. Juli in Wien zu einer Sittschechischen Turngenossen von den D. T. 3. einskapelle des Genossen Vacek aus Königgrätzung zusammen. Um auch die Beamten immer mehr vollzählig zum Bundesturnfest gefahren, wo und kaum ertönten die Klänge der schneidigen von der Bedeutung und dem Nutzen des Intersie von den reichsdeutschen Arbeiterturnern tschechischen Musik in den Gaffen der Stadt, da nationalen Arbeitsamtes zu überzeugen, wurde beaufs herzlichste aufgenommen wurden. Die füllten sich die Straßen mit starken Gruppen, die schlossen, den im Jahre 1930 anberaumten 3. NonVersuche eines Teiles der tschechischen Presse, für das Uniformverbot die sozialdemokrati unsere Genofsinnen und Genossen begeistert be- greß der Beamten- Internationale in Genf abzuhalschen Mitglieder der Reichsregierung ver- grüßten. Sie riefen Ihr tschechischen Arbeiter ten und gleichzeitig eine große Beamten Demonstra antwortlich zu machen und so Zwietracht-Heil Euch! Auf baldiges Wiedersehen! Ver- tion zu organisieren. Dem Rongreß wird u. a. ein zwischen die reichsdeutschen und tschechischen geht nicht auf Nürnberg !" Vorschlag unterbreitet werden, durch den der VorArbeiterturner zu säen, sind schmählich mißglüdt. Die alten Freundschaftsbande Wir werden es nicht vergessen! stand zu den nötigen Schritten ermächtigt werden wurden durch den Besuch nur noch fester Auf dem Bahnhof hatte sich eine große foll, um die Anerkennung der Internationale seitens geknüpft. Namentlich der Abschied der Menschenmenge eingefunden- österreichische, des Internationalen Gewerkschaftsbundes als BeDT3. Turner von Nürnberg gestaltete sich deutsche und andere Genoffen, die noch nicht rufssekretariat zu erwirken, wie dies auch im Falle äußerst herzlich. Das„ Pravo Lidu" berichtwegfuhren. Auch der Konsul Dr. Rakušan mit der Internationale der P. T. T. und der Lehrertet darüber folgendes: dem ganzen Personal des Konsulates hatte sich Internationale geschah. Der Vorstand sprach sich eingestellt. Als sich der Zug in Bewegung feste,
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Rongreß ber Internationalen Föderation des Personals öffentlicher Dienste und Betriebe.
Wilhelm und der Kellnerfrad. Ein früherer Offizier berichtet diese Geschichte, die für die Eng. stirnigkeit bes legten Raisers bezeich nend ist. Vor dem Krieg sprach man viel in der Armee von dem Oberst eines Garde- Kavallerie- finnen und Genossen auf dem Arbeiter- Turnfest Lieder und unter Abschiedsrufen der deutschen Fusion mit der Internationale der Arbeiter der " Der durchschlagende Erfolg unserer Genos- spielten die Königgräßer Genossen tschechische neuerlich für eine enge Zusammenarbeit refp. eine regimentes. Er war Junggeselle, hatte aber viele in Nürnberg fand lebhaften Widerhall in den Genossen verließen wir die Stadt, an die wir öffentlichen Dienste aus und ermächtigte den interFreundinnen beim Theater und beim Kabarett. Straßen diefer altertümlichen Stadt. Schon im freundlich zurüddenken. Unsere Turner haben nationalen Sekretär Noordhoff sowie das Vorstands. Reben seinem Gehalt als Oberst verfügte er auch Laufe des Montag Vormittag bei der Besichti- die in sie gefeßten Erwartungen erfüllt. Sie sonst noch über Einkünfte, so daß er in seinem gung der Nürnberger Denkwürdigkeiten waren haben in Nürnberg eine schöne disziplinierte mitglied A. Falkenberg, dem in Stockholm anbe fehr luxuriös ausgestatteten beim wir das Ziel der Aufmerksamkeit und die Leute Leistung vollbracht, sie wurden begeistert emp- raumten Kongreß der Internationale der öffentlichen intime Feste veranstalten fonnte. Dies tat er gerne zeigten auf uns: Das sind die Tschechoslowaken, fangen und auch der Abschied von der Bevöl- Dienste beizuwohnen, auf dem ein von Belgien ein und oft. Einmal, als er einige alte Freunde aus dem die gestern so prächtig geturnt haben!" Offizierstorps der Garde zu einem ferung war überaus herzlich. gereichter Vorschlag betr. die Fusion behandelt wird. Abendessen eingeladen hatte, stand auf der Einla dung:" Bitte Frad". Durch Zufall bekam eine monatlich einmal bei der Polizei vorstellig zu werden, Mitn Been' schtrambeln, mal mit benn een unn nicht an ihn gerichtete Einladung ein Offizier zu und zu mindeſt" in seiner fünfjährigen Be- nachher mal mit denn andern, dasse nich einschlafen Gesicht, der das war, was man einen Kommis- währungsfrist tunlich, jeden Konflikt mit den... Unn schwigen unn de Fliegen wegjagen, unn stiefel nannte, dafür aber einen Verwandten im Behörden vermeiden. Das dürfte. Murphy be: letbe sich offs Ahmdbrot frein, unn icwr de Leite reden Allerhöchsten Königlichen Militär- nicht so schwer fallen. da weeß mr erscht mal so richt'g, zu was mr Pabinett figen hatte. So kam der fürchter Familienzuwachs verboten! Einem Richter in eegentlich lebt. liche Fall vor die Ohren Seiner Majestät. Wil Saint Louis ( U.S. A. ) war ein Ehescheidungshelm setzte sich aufs hohe Pferd und komman- fall unterbreitet worden. Die beiden Ehegatten ver. dierte auf dem Kasernenhof des Regimentes den trugen sich sehr gut miteinander; sie litten nur Oberst zu sich. Er schnarrte ihn an:" Einen Offizier, unter steigenden finanziellen Schwierigkeiten, di fie dem der Kellnerfrad lieber ist als der bereits drei Kinder in ärmlichen Verhältnissen auf Königliche Rod, tann ich in meiner zuziehen hatten. Lediglich wegen dieser materiellen Armee nicht brauchen. Ich erwarte Ihr Bedrängnisse wollten sie sich scheiden lassen. Der Abschiedsgesuch morgen früh." Der Oberst salutierte weise Richter fällte das wahrhaft salomonische und hatte kurz darauf den„ blauen Brief". Nebri- Urteil, daß die beiden Ehegatten nicht geschieder, gens meldeten sich die Minister Seiner Majestät sondern drei Jahre lang unter Geburtenkontro nach ihrer Ernennung in demselben Kostüm, das der gestellt werden sollten. überhebliche Herr unter Serablegung eines ehrenwerten proletarischen Berufs. tandes als Rellnerfrad bezeichnete.
Der Dichter von Gefängnis Gnaden". Er heißt, John 2. Murphy, das Glückskind, das seine schriftstellerische Karriere dem Staatsgefäng nis von Columbis( Ohio ) verdankt. Vor etwa fünf Jahren wegen Diebstahls zum unfreiwilligen Genuß der behördlichen freien Station verurteilt, begann Murphy in der Einsamkeit seiner Belle ledig lich aus Langeweile Pleine Stizzen zu schreiben,
Kleine Chronit.
In einem fächsischen Luftbad.
Da, die Gimnastik is drwegen was Feines. Wie
grazices das aussieht, wenn ihr Weiber Robbschtand macht oder de Beene so in de Luft haut. Da werds een gans andersch.
Daß du doch eegal glei an sonstwas denken
mußt! Awr recht hafte schonn, bei eich Männern sieht das ooch imbosant aus. Mit denn Diskuß, also wie de Herkulesse.
Unn weeßte, was ich immer denken muß, wenn mier hier so rumturn' wie de alten Schbartaner?
Was du?
Da weern mier awr mal scheene Kinder kriegen! Oh Godd, malu Teifel nich an de Wand! Ich meene doch bloß...
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Also, Mann, da kannste sagen, was de willſt: das geheert sich nich, dasse in solchen eng' Badeanziegen rumloofen. Wie mir da alles ficht! Die Dide da driem, die sieht ordentlich gemeene aus. Wie das alles an der rumschwabbert. Ünn wie der de Wänner nachguden....
( J. G. B.) Vom 16. bis 18. Juli 1929 hielt die Internationale Föderation des Personals der
öffentlichen Dienste und Betriebe in Stockholm ihren ordentlichen Kongreß ab, der von 43 Bertretern aus 10 Bändern besucht war. 10 Ländern besucht war. Als Gäste wohnten dem Kongreß der Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes, Joh. Saſſenbach ſowie zwei Vertreter der Beamten - Internationale, Noodhoff und ec'gen, die een vorkomm wie so ä Raubritter... ternationale in ben Tezten Jahren gut entwidelt hat Das iß doch voch ä scheener Anblick. Gegen die Fallenburg, bei. Aus dem vom Sekretariat erstat teten Tätigkeitsbericht geht hervor, daß sich die In
Warum dn?
Nu, weil mr eegal Angst hamm mechte, wemmer wo antrifft, da sticht mr sich. Da fennt ich mich nich drfor begeistern.
Das mecht ich mr ooch verbeten hamm, du Buhmich!
Awr Baula!.
Ach, biß nr ruhig! Eich kenn mr schonn, ihr feid eener wie dr andre! Blooß eiern eegnen Fraun ihre weiblichen Reize, die sehtr nicht. W. Appelt.
Van Doughen malt ein Lippenstiftporträt. Van Doughen, der beliebte Pariser Modemaler, verfammelte fürzlich einen fleinen Kreis von Damen in seinem Atelier, und hielt den andächtig zuhören den Schönen einen Fachvortrag über die Kunst des Schminkens :„ Die mondäne Frau ist heutzutage ein hundertprozentiger Runstmaler. Sie bemalt ihr Gesicht mit einer Virtuosität, um deren Technik selbst ich sie oft beneide. In mancher Pariserin ging geradezu ein Raphael verloren, denn die geheimnis Das ih gans cegal. Mit denn Zeich kann mir gar volle, viels gende blauschwarze Farbe der Augenbrauen traf nicht einmal der Meister so genial wie nicht forsicht'g genug sinn. die Frau von Heute..." Da wurde Van Donghen von einer jungen Frau unterbrochen. Sie übergab ihm ihre Handtasche mit folgenden Worten:„ wir lassen uns nicht verulfen. Seien Sie nicht neidisch, ich überreiche Ihnen hiermit meinen Lippenstift und die sonstigen kosmetischen Mittelchen, beweisen Sie, daß Sie recht behalten. Ich size Ihnen bereitvil lig Modell!" Der Kunstmaler ließ sich das nicht sowie den für die Präparierung der Augenbrauen bestimmten Stäbchen ein fabelhaft gelungenes Por trät von der Skeptikerin. Das einzigartige„ Gemälde" wurde später zu Wohltätigkeitszweden ver steigert.
denen er selbst keine Bedeutung zumaß. Anders der Direktor des„ Vogelhauses". Bon einem literarisch beledter Gefängnisaufseher auf die Tätigkeit seines Gastes aufmerksam gemacht, las er die Manuskripte durch, fand sie ganz ausgezeichnet, and leitete die im Gefängnis geborene literarische Produktion an einen bekannten Berleger weiter. Dieser fand die Novellen ebenfalls ganz anständig, und wollte sich vor allem die gewiß nicht alltägliche Sensation entge hen lassen, die literarischen Versuche eines zur zehnt. jährigen Gefängnisstrafe Berurteilten zu veröffent lichen. Berleger lam auf seine Rechnung: das Publikum stürzte sich förmlich auf die Leftüre mit pitantem Peigesch mad. Das Honorar für die ersten vier Slizzen reichte bereits zur Anschaffung einer Schreibmashine für den ideenreichen Verbrecher aus, und so wurde die sonst v trostlose Gefängniszelle zu einer regerechten literarischen Werkstätte, in der Tag für Tag neue Musenkinder das Licht der Sonne erblickten. Und bald darauf durfte auch der überglüdliche Dichter von„ Gefängnis Gnaden" die sonrig Außenwelt wiedersehen; auf Geheiß des menschenfreundlichen Ach, iß das scheen. So hier rumfaulensen. Offn Direktors setzte ihn der Gouverneur auf freien Budel liegen unn in Himmel guden. Enn Gras Fuß. Er mußte sich ehrenwörtlich verpflichten, halm in dr Gusche hamm, unn an gar nischt denken.
Goethe in der Campagna.
Zum 100. Todestag des Malers Wilhelm Tischbein .
Von Max Ed Troll.
Wer würde zum 100. Todestag des Malers Wilhelm Tischbein Gedenkartikel schreiben, wenn dem Künstler nicht das Glüd zuteil geworden wäre, durch den Züricher Kreis um Lavater, den Philosophen, mit Goethe bekannt zu
werden.
Da Goethe im Herbst 1786 über den Brenner nach Italien fuhr, weilte Tischbein schon seit Jahren in Rom zu Studienzwecken, die ihm ein Gothaer Stipendium ermöglicht hatte. Tisch bein hatte nach vorausgegangenem Briefwechsel sich sorgsam vorbereitet zu dem Empfang des Dichters. Und Goethe fand in Tischbein einen Führer durch das antike Rom , wie er ihn sich wohl besser nicht hätte wünschen können.
Goethe ging die Reise nach Rom nicht schnell genug. In der Italienischen Reise" schreibt er:
Gucke, was issu das fr eener? Der hat e rotes reiz an seiner Badehose. Das iz wohl de neist: -, das iß doch ä Sanidäter. Wenn cener erseift. Ach so.
Was hastn du gedacht?
Ich dachte, der wär filleicht geimft.
An so ner komischen Schtelle? Gegen was du? zweimal sagen und malte mit Lippenstift, Puder Nu, filleicht gegen Bauchkneiben.
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Florenz aufhielt. Nun bin ich hier und ruhig, und, wie es scheint, auf mein ganzes Leben beruhigt!"
Goethe fam am 28. Oftober 1786 nach Nom und blieb dort bis zum Aschermittwoch, den 21. Feber 1787. In diesen vier Monaten war Tischbein ihm ein unermüdlicher, Kluger Führer.
Was lag näher, als der Wunsch Tischbeins, Goethe zu malen. So entstand das berühmteste Gemälde Tischbeins, Goethe in der Cam pagna ". Das Original befindet sich im Städel u Frankfurt am Main .
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Ueber die Entstehung des Bildes, wohl das schönste, das uns über den Olympier erhalten ist, schreibt Goethe in seinem italienischen Tagebuch unterm 29. Dezember 1786:
„ Ich bemerke wohl, daß Tischbein mich öfters aufmerksam betrachtet; und nun zeigt sichs, daß er mein Porträt zu malen gedenkt. Sein Entwurf ist fertig. Er hat die Leinwand schon aufgespannt. Ich soll in Lebensgröße als Reisender, auf einem umgestürzten Obelisken sigend, in einen weißen Wlantel gehüllt, in freier Luft vorgestellt werden, die tief im Hintergrund liegenden Ruinen der Campagna di Roma über schauend. Es gibt ein schönes Bild, nur zu groß für unsere nordischen Woh nungen. Ich werde wohl wieder dort unter friegen, das Porträt aber wird feinen Play finden".
,, Ueber das Tiroler Gebirg bin ich gleichfam weggeflogen. Verona , Vicenza , Padua , Venedig habe ich gut, Ferrara , Cento, Bologna flüchtig und Florenz taum gesehen. Die Begierde, nach Rom zu kommen, war so groß, wuchs so fehr mit jedem Augenblicke, baß kein Bleiben Tischbein arbeitet mit großem Eifer an dem mehr war, und ich mich nur drei Stunden in Bild. Bereits am 18. Feber 1787 schreibt
Goethe( abends nach verklungener Karnevalstorheit) in sein Tagebuch:
und zurzeit über 500.000 Mitglieder zählt. Der Kongreß beschäftigte sich zunächst mit der Regelung ver. schiedener organisatorischer Fragen, die sich durch die Krankheit und den Rücktritt des früheren Sekretärs ergeben haben. Es wurde u. a. beschlossen, den Sit der Internationale von Amsterdam nach Berlin zu verlegen. Zum Internationalen Sekretär wurde der
Vorsitzende des deutschen Gemeinde- und Staatsarbeiterverbandes, Genosse Fritz Müntner, gewählt. P. J. Tevenan, England, wurde einstimmig als Vorsiyen der wiedergewählt. Beschlüsse bezw. Resolutionen wurden angenommen betreffend die Fragen der Be rufskrankheiten in der Gas- und Elektrizitätsinduſtrie, die Ratifizierung des Washingtoner 8- Stundenüber einkommens sowie die Sicherung des Friedens. Der Kongreß behandelte weiter die Frage einer Verschmelzung mit der Beamten - Internationale und nahm hierzu eine Entschließung an, die sich im Prinzip hierfür ausspricht und den internationalen Vorstand beauftragt, auf eine Verschmelzung der nationalen Verbände der Arbeiter u. Beamten hinzuwirken, um dadurch den internationalen Zusammenschluß zu ermöglichen.
Devisenturie.
Brager Nurse am 25. Juli.
100 bolländische Gulden 100 Dinar
100 Reichsmart 100 Belgas
100 Bengos
100 Schweiger Franfen 1 Pfund Sterling 100 gire 1 Dollar
100 franzöfifde Franken 100 polnilche Blotb 100 Schilling
Welo Ware 1354.05 1358.05 59.21% 59.45% 804.12% 806.62% 468.90
470.10'
588.10 590.10 649.07% 651.07% 163.65% 164.25% 176.38% 177.18% 33.74 33.84 132.22 132.62 377.85 379.85 475.40 476.90
mir ein wertherer Führer erscheinen können? Ist auch meine Zeit beschränkt, so werde ich doch das Möglichste genießen und lernen."
Tischbein blieb in Neapel , weil er sich um die Direktorstelle der Akademie in Neapel bewarb, welche Stellung er auch im Jahre 1790 erhielt, wurde aber 1799 aus Neapel durch die Franzosen vertrieben.
,, Das große Porträt, welches Tischbein von mir unternommen, wächst schon aus der Leinwand heraus. Der Künstler hat sich durch einen fertigen Bildhauer ein kleines Modell aus Thon machen lassen, welches gar zierlich mit einem Mantel drapiert worden. Darnach arbeitet er fleißig: denn es sollte freilich vor unserer Abreise nach Der Herzog von Oldenburg berief den Neapel schon auf einen gewissen Punkt gebracht Maler nach Eutin an seinen Hof, wo er am 26. sein, und es gehört schon Zeit dazu, eine so Juli 1829 das Zeitliche segnete. Die letzten große Leinwand mit Farben auch nur zu
bedecken."
Wir kennen ja aus den mehr oder minder guten Reproduktionen das fertige Bild.
Drei Tage nach diesem Eintrag, am Ascher mittwoch, dem 21. Feber 1787, treten Goethe und Tischbein gemeinsam die Reise nach Neapel an, wo Tischbein wiederum Goethe ein trefflicher Mentor war.
Der 37jährige Goethe hat von der Kunst seines Freundes eine hohe Meinung. Er schäßt Tischbeins Talente wie seine Vorsäge und Kunstabsichten". In den Zeichnungen und Stizzen findet er viel Gutes".
Und dankbar zeigt sich Goethe gegenüber seinem getreuen Führer, wenn er in seinen Ers innerungen an die italienische Reise schreibt:
,, Tischbein lebte so lange hier als mein herz licher Freund, er lebte hier mit dem Wunsche, mir Rom zu zeigen; unser Verhältnis ist alt durch Briefe, nen durch Gegenwart; wo hätte
Jahre seines Lebens waren trüb und traurig.
Aus dem liebenswürdigen, hilfsbereiten Tischbein der römischen Tage war ein mißtrauischer, habgieriger Greis geworden, den Verfolgungswahn nicht zur Ruhe kommen ließ.
Wohl möglich, daß er zu viel vom Leben, zu hohen Ruhm von seiner Kunst erwartet hatte und an dem niederdrückenden Gefühl nicht erfüllter Hoffnungen scheiterte.
Mag all das schuld sein an dem Wahn, der seinem Lebensende vorausging, von allen Men schen verfolgt zu werden.
Ein Künstler mit hochfliegenden Plänen, der viel fonnte, aber zu viel von sich selbst erwartete, war Wilhelm Tischbein .
Vor uns steht troß alledem der lebensfreudige, gaftliche Tischbein der Italienischen Reise", der Freund und Führer Goethes durch das antike Rom und vor allem der Maler des berühmten Bildes: Goethe in der Cam pagna."