Bette 2.

Die Italianisierung Südtirols  .

Hitlers   Freunde sorgen für das Deutschtum.

und

der

Ich bestelle Ihre Beitung ab, die Lieferung können Sie sofort einstellen. Die Um­schlagmappe halte ich zu Ihrer Verfügung."

,, Unter Bezugnahme auf den Umstand, daß ab 1. Oktober in den Volksschulen der Gemeinde Bozen   der Unterricht ausschließlich in italienischer Der Südtiroler  " schreibt zu diesem Sprache erteilt wird, dürfen von heute ab Fall, der die Wirkung der Hitlerschen Propa­alle öffentlichen Aufzeichnungen, wie Rund- ganda auf das Spießerhirn so deutlich zeigt, machungen, Mitteilungen, Tafeln, sehr richtig folgendes: Preislisten, Fahrpläne, die sich an das Publikum richten, auch wenn sie nur pri baten Charakter haben, ausschlich lich in italienischer Sprache verfaßt sein. Bis zum 1. November müssen alle Auf schriften in deutscher Sprache durch italienische erfekt werden."

Freitag, 2. Hugu 1929.

Ein Schweizer   Streit­

brecherprozeß.

Ein Prozeß, der merkwürdige Aehnlichkeiten mit den Berhältnissen bei uns aufrollte, hat sich anfangs Juli in Zürich   abgespielt. Ein kurzer Bericht soll zeigen, daß der große Kampf der Selassen auch in seinen einzelnen Details und Episoden in allen Ländern gleichartigen Charaka ter trägt.

Pächtern dieser Phrasen rechten und die Frage Werk krönend, noch zu Kriegsdemonstrationen, Karikatur dessen find, as jemals den Namen aufwerfen, ob es hätte anders sein können, die eine Heerschau der Ohnmacht und eine sozialistisch trug! wenn die Smeral, reibich, Eachin ufw. 1914 weniger patriotisch und konsequen­tere Sozialisten gewesen wären. Die Ursachen für das Scheitern aller sozialistischen   Protest­aktionen, die doch bis zum 31. Juli 1914 un­ermüdlich inszeniert wurden, liegen tiefer und wir antworten auf verlogene Reminiszenzen, Nach dem seinerzeitigen Dekret des Königs ruhig behalten, es interessiert die Eisen­daß wir eben seit 1914 doch die größere von Italien  ( richtiger Mussolinis) vom Otto- Kalipatrioten nicht weiter. ber 1923 wurden 1923 wurden die deutschen   Und dem Südtiroler  ", der in Erfahrung haben und die größere Schulen in Südtirol   von der ersten Klasse ange Innsbruder Emigration der Südtiroler er- Im Ottober 1928 tam es in einer Züricher  Macht haben fönnien. fangen fortschreitend italianisiert. Vom Herbst scheint, tam, wie er in seiner leßten Folge be- Fabrit zu einem Streit. Der überwiegende Teil Denn was machte die Proteste wiran wird das gesamte Schulwesen richtet, kürzlich folgendes Schreiben eines der Arbeiterschaft kämpfte um die Anerkennung fungs- und die Parteien einflußlos? Was Deutschsüdtirols italienisch sein, die Arztes aus Ulm   zu: des Tarifvertrages; nur wenige fielen ihren verurteilte die radikalen Pläne der Luremburg, Kinder von 250.000 Deutschen   werden in der ,, Da ich mich von der Richtigkeit der Arbeitsbrüdern in den Rücken, darunter sin Lenin, Herve, zum Scheitern? Es war die Schule kein Wort in ihrer Muttersprache hören, Hitlerschen außenpolitischen Ge- Glasermeister Dorsch, der als Streitbrecher allgemeine Machtlosigkeit der Arbeiterklasse wie die Deutschen   ja schon lange fein Wort in danken überzeugt habe, muß ich Ihre auftrat. Einmal wurde er angeblich von Streifs in allen Ländern, ihre besondere Rechtlosig- ihrer Sprache auf einen Grabstein sehen dür- Tätigkeit für inopportun halten. Das Schidjal posten belästigt; seine Mitteilungen über die des Kollegen Kiener in der von Ihnen beschrie- Beschimpfungen und Bedrohungen erwiesen sich feit im zaristischen Rußland  , ihre Unreife in fen. Der Podesta von Bozen   wollte den Deut England. Denn das wußte jeder Arbeiter auf noch verschärfen durch die Beseitigung der schen den völligen Verlust ihrer Schulen aber benen Form ist tragisch, doch leßten Endes die als übertrieben. Er ließ sich hierauf durch seinen Folge eines gewiffen, anscheinend auch von Ihnen Sohn einen Revolver faufen und hat um den Boulevards von Paris  , in den Vorstädten deutschen Sprache auch aus dem privaten Ver- propagierten passiven Widerstandes. die Bewilligung zum Tragen des Revolvers an von Wien   und im Osten Berlins   und das fehr. Er erläßt folgende Kundmachung: gesucht, ohne sie erhalten zu haben. Lähmte seine Entschlußkraft: wenn selbst alle Proletarier der Welt den Gehorsam verwei­gern, den Generalstreit aufnahmen, dann wer­die Millionenheere des Baren marschieren, weil es Bauernheere sind, dann werden die Muschits im Waffenrock erst die russischen Ar­beiter niedertrampeln und dann als die eiserne Riesenwalze nach Westen rollen, dann wird das nur die Unterjochung Europas   unter den Barismus bedeuten. In der Angst vor Ruß­ land   griffen die deutschen   Arbeiter zur Flinte, in der Enttäuschung über den deutschen   Ent­schluß die französischen  . Aber was hätten auch Bozent wird also restlos das Geficht einer Streits und Aufstände in Essen   und Wiener   italienischen   Stadt erhalten, es wird im öffent Neustadt, in Lille   und Manchester   genügt? lichen und privaten Leben gedrucktes Sie wären blutig niedergeworfen worden, die deutsches Wort mehr geben. Kann man den Maschine des Krieges wäre über sie hinweg- Willen zur Bernichtung einer nationalen Min­gegangen. Um wirklich den Krieg zu verhinderheit deutlicher fundgeben, kann der unerbitt­dern, hätte die Arbeiterschaft die Sand am He- liche Saß der Tyrannen grausamer wüten? Wie urteilen aber zur gleichen Zeit die bel haben müssen, der die Kräfte auslöst, hätte patentierten, raffenechten, einzig berufenen fie in den Parlamenten entscheidende Macht, Führer der deutschen Nation" über den Ürhe­in der Verwaltung Einfluß, über den Staats- ber dieser Niedrigkeiten, über den obersten Ver apparat die Kontro haben müssen. treter einer feigen Schergengesinnung? Im Volksboten", Heute haben wir die Erfahrungen von Deutschen  Zeitschrift des 1914 und die des vierjährigen Mordens, heute deutsch nationalen Landesverban hat die Arbeiterklasse in den demokratischen des Berlin  , wird in der Juli- Nummer 27 das Mussolini- Buch Der Schmied Roms" von Ländern die Möglichkeit der Einflußnahme, Major a. D. Adolf Stein  ( Rumpelstilzchen" Rußland hat die Revolution, England hat nennt sich mit nedischem Pseudonym der alte Erschütterungen von revolutionärer Tragweite Bandsknecht) begeistert besprochen, hiebei das hinter sich. Wären wir einig, hätten wir heute Genie Mussolini  , das größte nach Meisterbrochen, bebe Die geschlossene Internationale von 1914, Sc- Bismard" genannt und seiner Tiroler Poli­gialdemokraten würden in Paris   und Berlin  , tit folgende bemerkenswerte Stelle gewidmet: in Prag   und Rom   die Macht in den Händen halten und niemand könnte gegen ihren Wil­len einen Schritt zum Kriege tun.

berstehen."

An einem Novembertage fuhr er mit dem Rade in die Fabrik. In der Nähe einer Straßen­bahnremise sollen ihn 15 bis 20 Streifende mit Burufen belästigt haben. Dorsch behauptete, er fei fo bedroht worden, daß er flüchten mußte. Er lief in die Remise, wo ein Straßenbahner Also: weil wir mit Schuld tragen, daß das arbeitete, der sich jedoch um ihn überhaupt nicht Bolt von Südtirol   sein Voltstum verteidigt und fümmerte. Ein anderer junger Straßenbahner nicht aufgibt, darum ist unser Streben schlecht; ging Dorsch nach, um ihn hinaus zu weisen; fein weil die Deutschen   in Südtirol   nicht sofort Fasci- Streifender folgte ihm. Da riß Dorsch den Revol sten geworden sind und passiven Widerstand leisten, ver aus der Tasche und mit einem aus zwei bis haben sie das Schicksal des Kollegen Riener ver- brei Meter Nähe abgefeuertem Herzschusse traf dient; weil der Hitlersche Gedanke, er den Straßenbahner zu Tode. 250.000 deutsche Südtiroler   preis- Vor dem Schwurgerichte behauptete er, aus zugeben, vom Herrn Dr. B. als richtig an- Notwehr gehandelt zu haben. Er habe in dem erkannt wird, ist es vom Südtiroler  " unverant- Manne einen ihm bedrohten Streikenden- der wortlich, zum passiven Widerstand anzuspornen. Stimme nachzu erkennen geglaubt und habe Möchte man solche Gedankengänge auch nur deshalb geschossen. Die gesamte bürgerliche für möglich halten? Würde sich nicht jeder An- Presse stellte Dorsch als armes Opfer des Streis gehörige eines anderen Bolles schämen, sie tes hin. Ein freisinniger Nationalrat Dr. Weiß­auszusprechen? Anstatt, daß wir Deutsche   dank- flog wurde zum Verteidiger bestellt. Im Herbst bar wären für den ungeheuerlichen Rampf, den fand der erste Prozeß statt; die Geschworenen unsere Volksgenossen in Südtirol   um ihre höchsten konnten sich nicht einigen und die Verhandlung Güter führen, anstatt daß wir diesen Kampf durch wurde vertagt. Anfangs Juli fand in dem schlich Aufmunterung unterstützen und den Bedrängten ten Gerichtsgebäude in Zürich   die neue Verhand­helfen, stechen wir ihnen den Dolch in den lung statt. Es ging, trotzdem das ein Prozeß war, Rüden und verurteilen sie, weil sie an ihrer der die Herzen aller Schweizer   Arbeiter, insbe Muttersprache, an ihrem Boltstum hängen? Ist sondere aber der Züricher   aufwühlte, ohne jede, dies nicht bodenlose Schlechtigteit, nicht anderswo übliche Sensationshascherei vor sich. grenzenloses Verbrechen? Was weiß In dem einfachen, nicht übermäßig großen, dieser praktische Arzt in Neu- Ulm   von den seell- amphitheatralisch aufgebauten Schwurgerichts­schen und körperlichen Leiden derer südlich des saale leitete die Berhandlung der bekannte Ober­Brenner? Aber freilich dieser Dr. B. wäre richter Long aus Zürich  , ein alter Parteigenosse ja längst wie Radio Radiis Fascist und ausgezeichneter Jurist, mit bemerkenswerter geworden, er hätte aus der Lage den prakti Ruhe und Objektivität. Selbst die bürgerliche schen Nutzen genossen und den römischen Presse konnte an seiner Prozeßleitung nichts aus­Gruß erstattet. On seiner Familie würde setzen. vielleicht nur mehr italienisch gesprochen, denn- er hat ja die Sitlerschen Gedanken gänge eingesehen..."

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Auch die Tiroler Frage, für die Be­wohner Tirols und für uns Deutschen   im Reich so unendlich schmerzlich, wird von Rumpelstilzchen Die Staatsanwaltschaft hatte die Anklage mit feinftem Verständnis erörtert, und auf Totschlag und Ueberschreitung der Notwehr Statt dessen haben wir die organisa­wenn man die Politik Mussolinis in dieser sin erhoben. Vertreter der Witwe des Opfers des torische Spaltung, die politische ficht auch sicher nicht billigen kann, man wird Der Herr Abgeordnete Krebs, der sich Streitbrechers war Nationalrat Dr. Farb­Fehde, den Rampf, den die Kommunisten lernen müffen, fie vom Standpunkt heute für den Entdecker des Gedankens der it e in, auch ein alter Kämpfer der Schweizer  bis aufs Messer und ausschließlich gegen die des Diktators von Italien   aus zu nationalen Selbstverwaltung ausgibt, den die Bewegung. Verteidiger war wieder Dr. Weiß­eigene Klaffe führten. Statt dessen haben wir Sozialdemokratie schon ein Jahrzehnt lang in flog. Die zwölf Geschworenen waren typische in Rußland   eine Partei am Ruder, die nicht Schließlich gibt es in Südtirol   weder Erz ihrem Programm hatte, als Strebs noch deutsch  - Bertreter des Kleinbürgertums von Zürich   und ben Krieg verhindern, sondern aur Rettung wie in Lothringen  , noch Rittergüter wie in nationale Arbeitersekretariate" errichtete, deren der Großbauern der Umgebung, Männer mit ihres innerpolitischen Systems den Krieg ent- Westpreußen  , noch Kohle wie in Oberschlesien  , Tätigkeit zur Genüge bekannt ist, dieser fudeten- langen Bärten und Brillen, echte Bauerngesich noch Gummi, Tabat und Ratao wie in den deutsche   Nationalheros Hitlerscher Couleur mag ter alle würdig aussehend und die Dinge sehr feffeln möchte. Während die eine, größere, lebenswichtigen Kolonien", nach denen sich sich mitgeohrfeigt fühlen bei dieser Abkanzelung ernst nehmend. Die Verhandlung dauerte drei Gruppe der Arbeiterklasse in zähem Ringen Diese Nationalhelden seit Jahren die Kehlen seiner Gesinnungsgenossen. Er hat es ja schon Tage. Mit gütigen und flaren Worten führte sich vorwärtskämpfen muß, im Rücken bedroht heiser schreien. Dort gibt es 250.000 Deutsche  , bis zum römischen Gruß gebracht Genosse Lang die Vernehmung des Angeklagten von dem bolschewistischen Gegner, führt dieser weiter nichts, fein Rapital läßt sich anlegen, und ließ sich in Wien   nach Fascistenart be- durch, der immer wieder betonte, er habe nur zu allem Ueberfluß die kleinere Gruppe von feine Profite lassen sich schöpfen, also mag der grüßen, als er in einer Versammlung über- aus Angst geschossen, trotzdem ihm gesagt Niederlage zu Niederlange und endlich, sein, geniale" Mussolini   das Land an der Etsch   Südtirol   sprach! werden mußte, daß dies doch merkwürdig sei, da

Die Huerta.

Roman von Blasco Ibañez  .

25

Zwei alte Bäuerinnen huschten mit der

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Bitte, die Kleine Leiche sehen zu dürfen, bei Ta­gesgrauen in das Haus, dessen Schwelle seit mehr als sechs Monaten kein fremder Fuß be­treten hatte. Andere tamen nach mehr, im mer mehr. Sie umringten das Bett, dessen Dede die Umrisse des Körperchens kaum erkennen ließ, und richteten zaghafte Worte an Teresa und ihre Tochter, die von Nachtwachen und Jammer überwältigt, mit trodenen Augen in einer Ede faßen, apathisch diese endlose Prozession bon Menschen betrachtend, die ihnen so zugesetzt

hatten.

Nur der Hund schnüffelte feindselig an den fremden Kleidern, Inurrte bösartig und zeigte nicht übel Lust, diese Eindringlinge zu beißen.

bieten, setzte sich dann aber, ohne ein Wort zu sagen, wieder auf seine Bank. Warum gegen ihr Kommen protestieren?... Mochte sie sich an dem Unglüd hier weiden! Gott der Allmächtige würde dereinst jeden nach seinem Verdienst be­

Johnen.

Pepeta drängte sich durch die Frauen hin­durch. Sie hatte den Arm voll Blumen, die sie behutsam auf die Dede zu streuen begann, und in dem Zimmer, dessen schwere, nach Arzneien riechende Luft von Seufzern und Klagen ge­jättigt schien, verbreitete sich ein Duft von Frühling.

Doch vor dem Elfenbeingesichtchen, das die blonden Härchen wie eine Aureole umgaben, verlor sie, das elende Arbeitstier- deren Hoffnung auf Kinder in ihrer Ehe zugrunde ge­gangen war, die Fassung.

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Armes, liebes Kind!" Weinend drückte sie einen Stuß auf die kalte Stirn, ganz zart, als fürchte sie, den Kleinen zu

Die Gatten hoben überrascht den Kopf: das war echtes Gefühl. Und dankbar umarmten Mutter und Tochter die bedauernswerte Frau dieses verruchten Menschen.

Batiste war nicht zu sehen. Er hockte mit weden. verbissenem Gesicht im Pferdestall, um die Wunde des Schimmels nach den Anweisungen des noch in der Nacht geholten Tierarztes zu pflegen. Wie lieb er sein Brüderchen auch ge habt hatte, jest tam es vor allem darauf an, daß das Pferd nicht lahm blieb.

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Ihre Tränen trocknend, schaute Pepeta er­staunt umher: ,, Aber so darf das nicht bleiben das Kind auf dem Bett und das ganze Haus in Unordnung. Ich werde jetzt mit vei Freundinnen nach Va­ lencia   gehen, um das Totenhemd und den Sarg zu kaufen. Und ihr" hier wandte sie sich an die nächstwohnenden Nachbarinnen sorgt in­zwischen für alles andere."

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Für die beiden Kleinen jedoch bedeutete der Todesfall ein Ereignis, das ihnen Gelegenheit gab, ihren Gegnern aus Don Joaquins Schule alles heimzuzahlen. Heute war die Reihe an ihnen, und mutig im Schuß des eigenen Hauses, versperrten sie mit wichtiger Miene die Tür ge­gen die von Neugierde hergetriebenen Jungens. Die einen durften herein, andere wurden schroff Sogar Pimentó, der unsichtbar geblieben abgewiesen, je nachdem sie sich bei den Kämpfen war, mußte bei den Vorbereitungen helfen. Als auf dem Heimweg benommen hatten. seine Frau ihn unterwegs traf, trug sie ihm auf, Der Eintritt einer blassen, schmächtigen die Musiker für den Nachmittag zu bestellen. Und Frau ließ bei Batiste alle bösen Erinnerungen dieser Raufbold duldete, unsicher und wie beschämt bligartig erwachen. Pepeta, die Frau Pimentos! zu Boden blidend, ihren herrischen, befehlenden Batiste stand auf, um ihr das Haus zu ver- Ton ohne Widerrede.

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Gewinde aus künstlichen Blumen, alles leuchtend in makellosem Weiß.

Mit der Zärtlichkeit steriler Sehnsucht drückte die arme Pepeta das talte Körperchen an ihre Bruſt, ſtedte die starren Aermchen, vorsichtig, als wäre es zerbrechliches Glas, in die Aermel, füßte die eisigen Füßchen, ehe sie die Sandalen an­streifte, und legte das arme Vögelchen in sein weiches Nest.

Seit dem vergangenen Abend war seine Mei-] nung von sich selbst erschüttert. Dieser Nachbar, der es mit ihm aufgenommen, der es gewagt hatte, ihn in seinem eigenen Hause eingesperrt zu hal ten wie eine Henne; seine Frau, die sich zum er­sten Male in ihrer Ghe widersetzt und ihm die Flinte aus den Händen gerissen hatte; auch sein Mangel an Mut, der ihn hinderte, dem sein gutes Recht verteidigenden Geger offen die Stirn zu bieten alles das war mehr als genug, ihn ganz Aber das Schönste fehlte noch, ein Mühchen und gar in Verwirrung zu bringen. Er begann aus weißen Blumen, dessen Gehänge über die nachzudenken... War es vielleicht doch ein Ver- Ohren fielen. Dann schminkte Pepetas fromme brechen gewesen, diese Fremden derart zu ver- Hand die bleichen Wangen   rosa, färbte die dunk­folgen? Mit dem einzigen Resultat, daß ein un- len Lippen zinnoberrot. Aber vergeblich bemühte fchuldiges Kind sterben mußte? sie sich, die müden Lider hochzuhalten. Immer Doch wie immer, wenn sein Gewissen sich vieder santen sie über die trüben, glanzlosen regte, ging er zur Taverne, um im Branntwein Augen.

Trost zu suchen.

Als Pepeta gegen zehn Uhr aus der Stadt zurückkehrte, fand sie die Barraca voll von Men fchen. Einige Bauern, stille Menschen, die nur Sinn für ihre Wirtschaft hatten, besprachen an der Tür mit Batiste die Ernteaussichten, während drinnen zwei Frauen unablässig große Gläser mit gezudertem Wein anboten.

Armer Pilin! Unglücklicher kleiner Bischof! Um wieviel rührender hatte das bleiche Köpfchen ausgesehen, als es noch auf der Mutter Stiffen ruhte, ohne anderen Schmuck als die weichen, blonden Haare.

Nachmittags stellte sich das festlich gekleidete Trauergefolge ein, die Frauen in seidener Man­tilla.

Doch der kleinen, couragierten Pepeta gelang ,, Wie schön er aussicht! So natürlich, als es schnell, Ordnung zu schaffen. Sie schickte Groß ob er schliefe!" bewunderten die Bäuerinnen und ein nach Hause, bestimmte einige Nach- Pepetas Wert. barinnen, Teresa und ihre Tochter mitzunehmen und begann, sobald das Haus leer war, den Leich nam aufzubahren.

Und Blumen überall! Blumen und Blüten­zweige, die von den Tischkanten wie eine Pyra inide zum Sarg strebten und das weiße Hemd­chen unter sich vengruben. Die ganze bhühende Buerta war gekommen, um Bilin   einen bunsen, duftenben Gruß zu bringen..

In die Mitte des Zimmers rüdte sie den weißgescheuerten, mit einem Bettlaken gebedten Eßtisch aus Fichtenholz und legte darüber eine spißenbesepte Steppdede als Unterlage für den Langsam näherte sich am Rande des Wegs, leinen Sarg, der das Entzücken der Nachbarn den Staub in der Mitte wie eine Todsünde ver­erregt hatte: ein weißladierter Schrein mit gol- meidend, ein imposanter Besuch: Don Joaquin denen Leisten, im Innern wie eine Wiege ge- und Dona Pepa. Auf Grund des unseligen Er­polstert. eignisses" hatte der Lehrer den Unterricht aus­Behutsam öffnete sie das Patet, das Pilins fallen lassen. letzten Staat enthielt, das Totenhemdchen aus silberdurch wirkter Gaze, die Sandalen und ein

( Fortsetzung folgt.)