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9. Zabrgang.

So aldemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Dienstag, 6. August 1929.

Bezugs Bebingungen

Bel Zustellung ins Haus oder bel Bezug durch die Post:

monatlich.

vierteljährlich

halbjährig

ganzjährig.

16.­

48.­

96.­

192.­

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Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich rüb.

Nr. 182.

Die Partei ruft: Heraus zum Reichsarbeitertag!

Neue Heimwehrwaffenfunde. Strafanzeige gegen Starhemberg  .

Einigung im Fernen Osten.

-

Konferenz binnen vier Wochen. Paris  , 5. August. Die Agentur Indopacefique berichtet aus Charbin  : Der chinesische   und der russische   Vertreter haben sich in Mandschuri im Laufe von drei Unterredungen über folgende Punkte geeinigt:

1. Zurücknahme der Truppen auf eine gewisse Entfernung von der Grenze; 2. Eröffnung der offiziellen Konferenz innerhalb der nächsten 4 Wochen und 3. Wiederaufnahme des transsibirischen Verkehres noch vor der Eröffnung der Konferenz.  

Linz, 5. Auguft. Die Linzer   Polizei hat Wiederaufnahme des Eisenbahnverkehrs. gestern sowohl in dem Palais des Fürsten Star­hemberg als auch im Schlosse Wagenberg ein­gehende Haussuchungen vorgenommen. Veranlaßt wurde dieses Einschreiten der Polizei durch die bekannte Entdeckung eines Munitionstransportes, der auf dem Wasserwege nach Schloß Wagenberg adressiert worden war. Die Haussuchung in bem Linger Palais des Fürsten   verlief ergebnis­los, dagegen wurden bei der Durchsuchung des Schlosses Warenberg nicht nur Jagdgewehre, sondern auch eine Anzahl von Mauser­gewehren samt Munition. funden.

borge

Der Fürst selbst, der bekanntlich als Landes­führer der Heimwehren in Desterreich fungiert, wurde sofort einvernommen und stellte den Munitionstransport feineswegs in Abrede. Auf Grund dieser Erhebungen sowie auch des Ge­ständnisses des Fürsten  , wurde die Straf­anzeige gegen ihn erstattet.  

Wien, 5. August  .( Eigenbericht.) In Krems  wurde Sonntag ein Transport der Heimwehr beschlagnahmt. Es wurden fünf verdächtige Stisten aufgehalten und der Bezirkshauptmannschaft an­gezeigt. Es stellte sich heraus, daß sie 280 alte, zum Teil wieder vollständig hergerichtete Stahlhelme enthielten.

Ludwig Bredschneider gestorben.  

Wien, 5. August  .( Eigenbericht.) Freitag nachmittags ist einer der ältesten österreichischen Sozialisten, Ludwig August Bredschneider, gestorben. Bredschneider, der ein Alter von 69 Jahren erreicht hat, war einer der Männer, die gemeinsam mit Viktor Adler   das große Wert der Vereinigung der gespaltenen Arbeiterschaft voll­bracht haben. Bredschneider hat sich vor allem da­durch unvergängliche Verdienste erworben, daß er der Organisator der großen Auf­märsche der Wiener   Arbeiterschaft war. Die erste Mai, Demonstration im Jahre 1890 hat er mit solcher Umsicht und Tatkraft

Wüſtes Hakenkreuztreiben in Nürnberg  

"

Schlägereien und Schießereien während des Parteitages" an der Lages­ordnung. Hitler muß seine randalierenden Heerscharen aus den Wirtshäusern abberufen. - Nürnberg  

, 5. August.( Eigenbericht.) Während des nationalsozialistischen Parteita­ges in Nürnberg   ist es erneut zu schweren Zusammenstößen gelommen. Die Hakenkreuzler demolierten mehrere Lokale u. verprügelten friedliche Passanten u. versuchten, die Stadt völlig zu terrorisieren. Zahlreiche Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Die Polizei mußte immer wieder mit Ueberfallfommandos und mit ganzen Abteilungen berittener Wache eingreifen, um bie Ruhe wieder herzustellen. Schließlich wurde es selbst Adolf Hitler   au viel, so daß er Sonntag abends durch Autopatrouillen seine Leute in die Quartiere zurückholte und ihnen weitere Schlägereien verbot.

*

Landbündler

und Unwetterkatastrophe.

Die Landbündler lieben es, sich als eine nur aus Sachlichkeit und Verantwortungs­gefühl zusammengesetzte Partei der positiven Arbeit anzupreisen. Von den 3innen ihres berühmten Anteils an der Macht" haben sie uns schon oftmais väte: fiche Ratschläge über die Unfruchtbarkeit prinzipienfester Oppositi onspolitik erteilt. Bewegte Klage über die 1nbelehrbarkeit der. Sozialdemokraten, die lie ber demagogische Reden halten statt praktisch zu arbeiten, und die namentlich fün die- dürfnisse der Landwirtschaft kein Verständ­nis aufbringen, beschließt zumeist den aktivis stischen Eigenlobgesang.

So wollen wir einmal den Landbündlern den Spiegel ihrer Sachlichkeit vor halten und an einem prattischen Peiiviel dar­tun, wie sie unsere Bereitschaft zu wirksamer Unterstützung der Landbevoiterung quittieren.

Nach der großen Unwetterfata­strophe am 4. Juli standen in den parla­mentarischen Ausschüssen die von der Regie­rung zu ergreifenden Hilfsmaßnahmen zur Beratung. Die Fraktion der deutschen   So. zialdemokraten brachte im landwirtichejtlichen Ausschuß des Abgeordnetenhauses einen de iaillierten Antrag ein, darin eine ganze Reihe Details vom Schlachtfeld. Quartiere zurückzukehren haben. Diese Befehle wurden in Autos an die einzelnen Gruppen ge- praftischer Vorschläge für eine Nürnberg  , 4. August  .( Tsch. P.-B.) Im Zu- bracht und dort verlesen. Zuwiderhandelnde wer- großzügige Silfeleistung in den fammenhang mit dem Reichsparteitag der Nalio- den mit Parteiausschluß bedroht. Um halb Unwettergebieten enthalten war. Der Antrag nalsozialisten tam es im Laufe des heutigen Nach- neun Uhr abends herrschte in der Stadt abermals verlangte die Bereitstellung eines Not. mittags an verschiedenen Stellen der Stadt zu Ruhe. schweren Zusammenstößen zwischen diesen und Kommunisten, wobei auch von der Schuß­waffe Gebrauch gemacht wurde. Auch auf dem Hauptmarkt tam es zu Ausschreitungen. Eine Person wurde schwer verletzt. Leicht verwun det wurde dagegen eine Reihe von Personen. Zahlreiche Demonstranten wurden verhaftet.

Das kommunistische Lokal Zum Engel" wurde von den Nationalsozialisten gestürmt und beschädigt. Das Ueberfallfommando und berittene Polizei sperrten sofort den Haupt­markt und die Zugangstraßen. Ueber die Einzelheiten der Ausschreitungen

Lungen- und Banhschüsse, richtung auch der zerstörten Bezirksstraßen,

Kopistiche etc.

standskredites von 50 Millionen für Geld und Naturalbeihilfen an die Geschädig ten, Heranziehung des Straßenfonds zur Her Tarifermäßigungen für die Zufuh. von Futs termitteln, Saatgut, Baumaterialien und Nürnberg  , 5. August. Bei den Zusam- schließlich strenge Maßnahmen gegen den Wu­menstößen am Sonntag find insgesamt etwa 75 cher mit Artikeln, die bei der Schadensgut­Hilfeleistungen erforderlich gewesen. In etwa 35 nachung benötigt werden. Damit die Silsss= Fällen mußten Verbände angelegt werden. Der aftion nicht an fiskalischen Hindernissen schei andere Teil betrifft bei dem Festzug Erkrankte. tern ell, würde mit dem sozialdemokratischen Etwa 16 bis 18 Verletzte wurde in ihre Wohnun- otstandsantrag ein ganz ausgezeichneter Be deckungsvorschlag verbunden.

Er

organisiert, daß dieser Tag, trotzdem es die läßt sich bisher nichts Bestimmtes sagen. Von der gen oder ins Krankenhaus gebracht. Drei bis vier lautet dahin, daß in diesem Jahre die Manös Staatsgewalt auf einen Zusammengstöß abgesehen einen Seite wird behauptet, daß von den Kom- Fälle dürften als schwer gelten. Viele der Verleh- ver unterbleiben mögen und die im Staats­hatte, zu einem Tag des friedlichen Triumphes munisten aus einem Café geschossen wurde, wo- ten, fo ciner mit einem Lungen-, ein anderer mit voranschlag vorgesehenen rund 50 Millionen der österreichischen Arbeiterschaft wurde. Auch die gegen von der anderen Seite behauptet wird, daß einem Bauchschuß, fuhren mit den Sonderzügen Sironen zur Finanzierung der beantragten lln­erste Wahlrechtsdemonstration im Jahre 1893 die Nationalsozialisten das Caféhaus gestürmt sowie ein großer Aufmarsch über die Ringstraße, hätten. Infolge der an verschiedenen Stellen der in ihre Heimat, nachdem die mitgekommenen teriligungsmaßnahmen verwendet werden. Man sollte meinen, b dieser durchaus der den Endkampf um die Wahlrechtsreform im Stadt vorgekommenen Zusammenstöße ist der Aerzte die Verantwortung für den Transport übernommen hatten. Der verleßte Landespolizist vernünftige Vorschlag bei allen begeisterte Zu­Jahre 1905 einleitete, war Bredschneiders Wert. ganze Wagenpark und stimmung gefunden hätte, die den Opfern der Daneben hat Bredschneider unermüdlich als in­ist aus dem Krankenhaus entlassen worden. terner Organisator gewirkt. Im Jahre 1907 bei Sonntag abends 10 Uhr, mußte ein mit meh- Unwetterfatastrophe wirklich helfen wollen. den ersten Wahlen nach dem allgemeinen Wahl­reren Kopfftichen verletzter 30jähriger Mann Ein so großer Betrag für Schadenshilfe, wie recht wurde er vom Wahlbezirk Lilienfeld  - Stadt aus einer Wirtschaft am Maffaiplah geholt were unbedingt benötigt wird, ist im Budget in den Reichsrat entsandt, 1911 wurde er wieder­nicht vorgesehen, eine Sonderanleihe od. Steuer­gewählt. Nach dem Umſturz gehörte er der fon- In den Abendstunden gab Hitler den Befehl aus, den, die von radauluſtigen Elementen ſtark beschä- erhöhung zu diesem Zwecke würde auf erheb­

stituierenden Nationalversammlung und nachher dem Nationalrat bis 1927 an.

Bei den leßten Wahlen schied er wegen seines Alters und wegen seiner Frankheit aus dem Parlament aus. Die Leiche wird Mittwoch im Krematorium der Stadt   Wien den Flammen übergeben werden.

das gesamte Personal des Sanitätsdienstes unterwegs, um die Verleßten in die Kranken­häuser zu schaffen. Den bisher vorliegenden Meldungen zufolge sollen 10 bis 12 Personen schwer verleßt worden sein.

Rommuniften gegen Wallfahrer.

liche Schwierigkeiten stoßer was liegt näher daß sämtliche Nationalsozialisten sofort in ihre digt worden war. als die Erwägung, für dieses Jahr auf einige gestellt. Nach den bisher vorliegenden Meldungen recht testspielige Militärparaden zu verzichten wurde niemand verletzt. Im ganzen wurden und dafür einige tausend bedrohter Eristenzen zu retten? Wenn der Landwirtschaftsmini­Ungvar, 5. August  .( C. P. B.) Letzten Frei- zwölf Personen verhaftet. Durch das Einschrei­tag fand in der Gemeinde Boroňava( Bezirk ten der Polizei wurde einer großen Banit unterster bekanntgeben muß, daß in Böhmen   allein Chuft) eine römisch- katholische   Wallfahrt in Anden   Wallfahrern vorgebeugt. Der Urheber des fast ein Zehntel der gesamten wesenheit von etwa 6000 Pilgern statt. Zu der Angriffes, der Bürgermeister von Boroňava, Den Schergen Mussolin's entronnen. Wallfahrt fanden sich auch unter der Führung entfloh und wurde bisher nicht verhaftet. Der Ernte vernichtet ist, wäre das nicht ein Anlaß, in diesem Katastrophensommer auf Paris  , 5. August.( Eigenbericht.) Von der des Ortsvorstehers von Boroňaca Babec sechs Vorfall wird eingehend untersucht. jedes soldatische Schaugepränge zu verzichten? italienischen Strafinsel Lipari  , wohin politische hundert Kommunisten ein, die Knüppel und So wenigstens fract sich jeder Staats­Gegner des Fascismus deportiert werden, find Waffen trugen. Die Kommunisten begannen die bürger mit gesundem Menschenverstand, egal, der ehemalige Abgeordnete Lussu, der Profes Wallfahrer auseinanderzutreiben. Die Polizei­Kowno, 5. August  .( Wolff.) In der Nacht ob er zur Opposition oder zur Mehrheit ae­for Rosselli und Francesco Nitti, der wache, die einschritt, um die Ordnung herzu­Neffe des ehemaligen Ministerpräsidenten, nach stellen, mußte von der Waffe Gebrauch machen zum 2. und zum 3. August fanden in der Vor- hört. Es scheint aber, daß unsere Herrschen­Frankreich geflüchtet. Lussu und Rosselli, die und gegen die Uebermacht noch Bolizeibereitstadt Slabe den Ausschreitungen gegen die den von allen Göttern der Vernunft verlossen an der Flucht des sozialistischen   Abgeordneten schaft aus Chust herbeirufen. Es kam zu einem bortigen Juden statt. Etwa 65 Juden wurden find. Daß bei den tschechischen Regierungsvor Turati mitgewirkt hatten, waren wegen dieses regelrechten Kampf. Die herbeieilende dabei zum Teil schwer mißhandelt. Jüdische " Verbrechens" zu fünf Jahren Deportation ver- Verstärkung wurde von den Kommunisten mit Passanten wurden auf der Straße angefallen. teien der militärische Taumel sich über alle urteilt worden. Die gleiche Strafe hatte den einem Steinregen empfangen und es wurde auch In einigen Fällen drangen die Täter auch in wirtschaftlichen und sozialen Notwendigkeiten 17jährigen(!) Nitti getroffen. angeblich weil er einigentale gegen sie aus Revolvern geschossen. jüdische Häuser ein. Ministerpräsident Wolde   hinwegießt, ist allzu bekannt. Daß aber die machte von der Schußwaffe maras erflärte, er werde die nötigen Maßnah- deutschen   Aktivisten vor lauter Manöverkenei­emen Geheimbund gegen den Fascismus ge- Auch die Wache sterung für die Interessen ihrer eigenen Wäh­gründet hat. Gebrauch und so wurde die Nuhe wiederhermen zur Aufklärung(?) des Falles treffen.

Poorom in Kotono.