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9. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralveg er Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.

Dienstag 13. August 1929.

Demokratisches Dokument.

Genoffe Budiaret erzählt, wie ihn die Gablonzer Staatspolizei mißhandelte!

Ich wurde in die Zelle hineingestoßen, fiel auf einen anderen Häftling, und weinte vor Schmerzen.

Genosse Budjarek, über dessen unerhörte p Behandlung durch die Gablonzer Polizei wir bereits berichteten, machte einem zu ihm folgende entsandten Parteijournalisten näheren Angaben über den Vorfall.( Genoliech konnte auch vor Schmerzen nicht Karl Budjarek ist am 18. September 1905 stehen, sodaß mir die anderen Häftlinge Play in Hennersdorf bei Hohenelbe geboren und zum Seyen machen mußten. Später sprach ich ist als Weber bei der Firma Pilz in mit den anderen Häftlingen und fragte, op fie Hohenelbe beschäftigt.) auch mißhandelt worden seien.

Sie erzählten alle von schweren Mikhands lungen.

Jch fuhr am 1. August auf meiner Urlaubs­reise nach Gablonz , um von dort aus den Jejch­fen und die Schneekoppe zu besteigen. Um 6 Uhr abends kam ich nach Gablonz . Es regnete Ich sah auch, wie einer Nasenbluten hatte, und ich konnte nicht weiterfahren. Ich suchte ein anderer hatte einen geschwollenen daher nach einem Quartier und fand es auch Arm. Um halb 3 Uhr wurde ich erst zur im Gasthaus Zur Bastei" in der Nähe des Einvernahme geführt. Man fragte mich wieder Gewerbeplayzes. Ich legte meine Sachen ab und nach meinen Geburtsdaten und nach denen mei­ging dann aus, um mir die Stadt anzusehen. ner Angehörigen. Auf die Frage nach der Reli­Gegen halb 9 Uhr abends kam ich wieder aufgion, antwortete ich wahrheitsgetreut, fonfeffions­den Gewerbeplatz und sah mir dort den regen los. Darauf bekam ich zur Antwort: on „ S Verkehr an. Das Stadtleben interessierte mich fessionslos? Aha, da tennen wir besonders, weil ich am Dorf wohne und selten Sie schon!" Geschlagen wurde ich nicht mehr. Gelegenheit habe, in die Stadt zu gehen. Auf Man fragte auch nach meiner Parteizugehörig der einen Seite des Gewerbeplanes waren viele feit. Ich gab an, daß ich Sozialdemokrat ſei. Leute beisammen. Ich fragte die Passanten, Darauf sagte mir ein Polizist: Ja, da sind Sie was eigentlich hier los sei. Es fonnte mir aber einer, der mehr nach Links geht." Man redete niemand Auskunft geben. Ich kam gerade da mir zu, ich solle anders werden, da ich noch jung bin und das Leben noch vor mir habe. Ich ant wortete aus Angst vor Schlägen nichts mehr. Nun wurde ich wieder in die Zelle zurüdge­führt und bat den Polizisten um Wasser, da ich

die Polizei mit gefälltem Gewehr und Bajonett auf!" gegen die Leute vorging. Mir blieb nichts anderes übrig, als mit den übrigen Leuten weiterzugehen. Ein Teil der Leute und so auch ich wollte

in die Stadt gehen, aber die Polizei ließ es nicht zu, sondern drängte uns auf der breiten Straße, deren Namen ich nicht kenne, die aber aus der Stadt hinausführt, weiter. Ich wurde mit den anderen Leuten weiter getrie= ben. Als wir schon fast außerhalb Gablonz waren, riefen einige Lente, Pfui!" Ich war in der

vor Durst faum sprechen konnte. Er ließ mich

aus einer Flajche trinten, aber in die Zelle

durfte ich kein Wasser mitnehmen. Ich schlief dann von 3 bis 5 Uhr. Dann wurde ich wieder durch Schreien geweckt. Es wurden zwei Leute eingeliefert, die der Zechprellerei im Kaffee3en tral" beschuldigt waren.

Auch diese zwei Leute schrien, weil sie ge­schlagen worden waren.

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Nr. 188.

Wofür fämpft Snowden?

Die große Konferenz im Saag begann mit einer Ueberraschung. Der Vertreter Großbritan­ niens , Schazkanzler der Arbeiterregierung, Philipp Snowden, unternahm einen schar­fen Vorstoß gegen den Verteilungsschlüssel des Young- Planes. Die Ueberraschung wurde noch größer, als sich herausstellte, daß Snowden Um halb 10 Uhr Vormittag wurden wir von keineswegs bluffte, sondern mit größter Konse­drei Polizisten aufs Gericht geführt. Dort wollte quenz seine Sache verfocht. Und trotz aller vers ich meine Aussagen machen, man ließ mich föhnlichen Worte, mit denen die bösen Folgen aber kaum zum Worte kommen. Man fragte mich, ob ich Geld habe. Auf meine Beicheint doch Mrs. Snowden recht zu behalten, der härtesten Recontres beglichen wurden, jahung mußte ich 20 Stronen zahlen. Be­stätigung erhielt ich keine. Ich unterschrieb die den optimistischen Journalisten sagte: Da etwas, weiß aber nicht, was es war, fennen Sie feinen Yorkshire - Mann! Nein, weil es nur in tschechischer Sprache Philipp Snowden, einer der besten, der ge­verfaßt war. Ich wurde dann entlassen und ging in das Gasthaus Zur Bastei". Ich erzählte dort von den Wißhandlungen. Die anwesenden Gäste und die Wirtin wollten mir nicht glauben, worauf ich den Rod auszug und ihnen meinen mißhandelten Rüden zeigte. Die Leute waren ganz entsetzt. Nach dem Essen verließ ich die Stadt.

Im Arrest hatte ich noch bis in die späte

Nacht Jammern und Schlagen gehört. Bis zwei Uhr früh waren wir 15 bis 17 Leute in der Zelle.

fürchteisten Redner des Unterhauses, in man­chen Fragen der Radikalsten einer im Labour­Lager, so z. B. unbedingter Kriegsdienstverwei gerer, ist alles andere als ein Bluffer wie Bri­ and oder wie es vielleicht Lloyd George wäre. Snowden ist konsequent und man darf anneh men, daß er es nicht aus Laune ist, sondern jehr wohl weiß, wofür er so hartnäckig fämbit.

kommen immer großzügig geweien; es hat vor England ist bei den bisherigen Finanzab­allem Frankreich und Belgien weitestgehendes Berrn Dr. Walther Ettel, Hohenelbe, Watzel- die eigenen Forderungen zurückzustellen, wenn Am Sonntag, den 4. August, ging ich zu Enigegenkommen gezeigt, es war stets bereit. gasse 7, und ließ mir über die erlittenen dadurch die Lösung der Schuldenfrage verein Berlegungen ein Zeugnis ausstelfacht wurde. Daß einmal eine Grenze dieser len."

150.000 Reichsbannerfameraden in Berlin .

Würdiger Verlauf der Verfassungsfeier. Berlin

, 12. August.( Eigenbericht.) Die Ver

britischen Nachgiebigkeit erreicht sein würde, hätte man eigentlich wissen müssen. Man hat in Paris neuerlich mit ihre gerechnet und die vielen Gegensätze auf Sosten Englands, frei­lich des relativ reichsten unter den europäischen Bettlern bereinigt. Damals hat Snowden, noch oppositioneller Abgeordneter, eine Rede gehal Menge und rief auch„ Pfui!", weil ich darüber anstaltungen zur Feier des zehnjährigen Jubi anstaltet, von denen die schönste die Kundgebung cen die Sonservativen betrachtet wurde, die Nachmittags wurden Wolfsfeiern ver- ten, die von Unkundigen als ein Manöver ge empört war, daß uns die Polizei grundlos jo läums der Deutschen Republik haben einen glän- im Stadion war. Sier führten mehr als 10.000 aber Ausdruck einer Gesinnung und Ueberzeu so als herumjagte. Sofort war ein Polizist hinter mir zenden Verlauf genommen. Das muß besonders Kinder und Jugendliche ein Festspiel auf, das und packte mich beim Stragen mit den Worten: deshalb hervorgehoben werden, weil sowohl die symbolisch die Einheit des deutschen Volles dar- gung war, von der Snowden auch nach den " Ich werde Ihnen geben Pfui!" Ich stommunisten wie Rechtsparteien nichts unverstellte. Wehr als 50.000 Zuschauer hatten sich Wahlen nicht um Saaresbreite abgewichen ist. fagte ihm, daß ich ganz grundlos zu dieser Sache sucht gelassen haben, um die Feier zu stören. hiezu eingefunden. Zu gleicher Zeit fand auf dem Seute wie vor einem halben Jahre wendet er gekommen sei und wollte, als wir beim Gasthaus Berlin stand im Zeichen des Wassenaufmarsches Tempelhofer Feld eine große Veranstaltung des sich gegen die ungleiche Verteilung der Lasten, " Zur Bastei " vorbeikamen, meinen Seimat des Reichsbanners. Rund 150.000 Stameraden vor furzer Zeit gebildeten Volksflugverbandes gegen die dauernde Benachteiligung Englands. fchein holen, zum Beweise, daß ich hier fremd aus allen Teilen des Reiches und sehr viele Getur mvogel" statt, die gleichfalls eine Den Young- Plan als Ganzes, als Abkommen bin. Er ließ das aber nicht zu, sondern führte finnungsgenossen aus dem Ausland waren nach riesige Beteiligung aufwies. In den frühen Vor- der Gläubigermächte mit Deutschland und der mich auf die Wach stub c. der Hauptstadt gekommen. Besonders waren es mittagsstunden hatte der republikanische Jugend Schuldner mit Amerifa will Snowden nicht Sozialdemokraten, einen fleineren Teil verband eine große Zusammenkunft im Zirtus antaften. Den Schlüffel, nach dem die Repara­stellte das Zentrum und die Demokraten. Busch veranstalte, bei der Reichstagspräsident fionen zwischen den Alliierten aufgeteilt wer Die Veranstaltungen wurden Samstag ein Genosse Loebe die Hauptrede hielt. geleitet durch einen riesigen Fadel zug, fassungsfeier in Berlin gezeigt, daß die brei foll wenigstens in aller Form diskutiert wer­Alles in allem hat der Verlauf der Verden , nennt er ungerecht, über diese Aufteilung der sich durch das Zentrum Berlins nach demten Wassen des Bolles hinter der den. Es scheint, daß Snowden nicht um jeden Reichstag bewegte. Sonn ag vormittags bildete Republil stehen und daß vor allem die Preis den Schlüssel ändern will, er will aber, sich ein unübersehbarer Festzug, der die Linden, die Prunkstraße Berlins , entlang Sozialdemokratie bereit ist, sie nicht nur zu ver- daß man Englands Opfer als solches marschierte, an einem den Toten des Weltkrieges eidigen, sondern sie auszubauen zu einem wah allgemein anerkennt, er will, daß ein eige­und den Opfern der Republik gewidmeten Ehren- en Volksstaat mit sozialem Inhalt. Es muß noch ner Unterausschuß die englischen Argu­mal vorbei. Der Zug, der vor der Leitung des bemerkt werden, daß die Verfassungsfeier ohne mente prüft und feststellt, was billig wäre und Reichsbanners vorbeidefilierte, hatte eine Aus- ernstliche Zwischenfälle verlief. Die wieviel England opferi. dehnung von vier Stunden, troßdem die Teil- demonstrationen ausgegeben, davon war aber in Teil- kommunistische Presse hatte die Parole zu Gegen­nehmer in breiter Front marschierten. Berlin so gut wie nichts zu sehen.

Dort bekam ich sofort von einem Polizisten zlvei Ohrfeigen.

Da sagte der Polizist, der mich verhaftet hatte, daß ich Pfui" gerufen hätte. Er fügte hinzu, daß ich ihm bei der Verhaftung den Stragen auf gerissen und einen Knopf weggerissen hätte. Das ist aber nicht wahr. Ich hätte gar nicht zu ihm gelangen können, weil mich der Polizist von rüdwärts gepadt hatte.

Daraufhin bekam ich von einer Reihe von Polizisten, vielleicht vier bis sechs Mann, eine Menge Ohrfeigen. Mindestens zehn bis zwölf.

Ich verhielt mich ganz ruhig und bat, daß man mich in Ruhe lassen solle, da ich völ­lig unschuldig sei.

Daraufhin padten mich zwei Polizisten und drehten mir die Hände nach außen. Einer hielt mir den Kopf nach unten und schlug

mich mit der Faust in den Raden. Darauf ließen sie mich los. Ich stellte mich in einen Winkel und we inte vor Schmerzen. Da fam ein fleiner, unterſetzter Polizist herein. Er kam auf mich zu, ein anderer Bolizist hielt mir den Kopf gegen die Wand, wahr­scheinlich deshalb, damit ich niemanden erkennen solle. Ich erhielt wahrscheinlich von dem kleinen Polizisten

fünf bis sechs Schläge mit einem Gummis inüttel über den Rücken.

Sodann wurde ich ausgefragt, woher ich bin. Ich fagte ihm meine Geburtsdaten. Wie ich sagte, daß ich von Hohenelbe bin und auf den Jeschten wollte, wurde mir zur Antwort gegeben: ,, Aha, da sind Sie gerade wegen des 1. Auguſt nach Gablon; gekommen." Daraufhin erhielt ich noch zwei Ohrfeigen.

Dann wurde ich in eine Zelle geführt und erhielt am Wege noch einige Schläge. Die Belle war bereits von sechs Leuten belegt. Ju dieser Zelle blieb ich bis

halb 3 1hr früh.

Will man Snowdens Haltung verstehen, dann muß man wissen, daß England sich ja auch in anderer Weise freiwillige Opfer aufer= legt hat, um die sich die anderen gedrückt haben. Geipels Heimwehrbanditen. das Arbeiterheim zu stürmen begannen. In dic. Es hat sehr bald nach dem Krieg die Gold­sem Arbeiterheim waren einige Jugendliche, die währung wiedereingeführt und damit seine Wien, 12. August.( Eigenbericht.) Der ge- fich mit Gefang und Spiel die Zeit bertrieben. Die inländischen Verpflichtungen aufgewertet. Wäh strige Sonntag ist wiederum durch Heimwehrradau Fascisten begannen das Lokal zu stürmen und die rend der Bürgerblock in Deutschland bei der gekennzeichnet gewesen. Während in Otten Jugendlichen zu verprügeln, die flüchteten. Ein berüchtigten„ Aufwertung" die kleinen Rentner Borf, wo die Heimwehr eine provokatorische bis zwei Mädchen, Jugendgenoffinnen, die aus und Svarer geprellt und mit 15 Prozent statt Kundgebung angesagt, aber infolge einer Gegen dem Fenster sprangen, um vor den Banditen zu der versprochenen 25 die Markwerte valorisiert kundgebung der Arbeiterschaft wieder abgesagt flüchten, verlegten sich erheblich. Der Vorfall, hat der versprochenen 25 die Markwerte valorisiert hatte, eine große Kundgebung der sozialdemokra- an der ganzen Westbahnstrecke, die an Sonntagen hat, ist England seinen Verpflichtungen in vor­tischen Arbeiter in vollster Ruhe verlief, haben die von zehntausenden Ausflüglern besucht wird, un bildlicher Weise nachgekommen. Es war der Heimwehrler an der Westbahnstrecke in zwei Orten geheuere Aufmerksamkeit erregt. Staat, der durch die großen deutschen Sa ch= Arbeiterheime zu stürmen versucht. Sie sind von der Wimpelweihe aus Tullnerbach - Preßbaum , wo lieferungen, vor allem durch Deutschlands fie entgegen dem Aufmarschverbot des nieder­Kohlenlieferungen, am empfindlichsten in sci­österreichischen Landeshauptmanns im geschlossenen ner Wirtschaft geschädigt wurde und es bezahlt Burkersdorf gekommen, wo sie ohne jeden wurden Samstag wiederum fünf Risten beschlag- Llond Georges jein Teil hatte, mit der Ar­Wien, 12. August.( Eigenbericht.) In Linz den Unsinn von Versailles , an dem freilich Buge aufmarschiert sind, auf der Rückfahrt nach Grund das Gasthaus, das seit Jahren als Arbei- nahmt, die an den oberösterreichischen Heimwehr beitslosenkrise. Die Arbeiterregierung könnte zu terheim bekannt ist, zu stürmen begannen und wo führer Star hemberg adreffiert waren und allerletzt dieſe Tatsachen ignorieren und wider. oben und gerade Stegel spielten. Die Strolche be- von dem vor einigen Tagen fünf umfangreiche ſpruchslos einen Pakt unterschreiben, bei dem in dem Gasthausgarten im ganzen sechs Arbeiter gannen das Mobilar zu zerschlagen, die Anwesen Seisten beschlagnahmt wurden. Heute wurden die England wieder schlecht wegkommt. Die Arbei­ben zu verprügeln und verlegten auch den sozial neuen beschlagnahmten Kisten geöffnet und es den die Interessen Englands- und das sind terregierung kann schon aus politischen Grün­demokratischen Vizebürgermeister von Burkers stellte sich heraus, daß in vier Keiſten militärische eben hier Interessen der englischen Arbeiter, dorf, der vermitteln wollte, erheblich. Die Gendar­merie drängte sie aus dem Gasthaus hinaus. Sie Ausrüstungsgegenstände für das Bürgerbataillon, der englischen Steuerzahler, der breiten Massen fuhren daraufhin weiter und kamen nach Ha- das sich der Herr Starhemberg als private Truppe der Bevölkerung im Saag nicht einfach dersdorf Weidenau , wo sie ebenfalls aufgestell. gat, enthalten waren. preisgeben, so wenig das Kabinett Hermann ** Graf Starhemberg

rüstet.