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9. Jahrgang.

50ldemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Freitag; 6. September 1929.

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Nr. 209.

Angriff auf die Arbeitslosen- Desterreichs Arbeiter zur Abwehr bereit An den Schandpfahl

Wenn der Fascismus losschlagen will, soll er die ganze Arbeiterklasse in Aktion, die ganze Arbeiterklaffe organisatorisch und geistig vor bereitet finden!

Europas!

Wichtiger Erfolg der Sozialdemokraten. Ein Aufruf der sozialdemokratischen Partei. Berlin  , 5. September  .( Eigenbericht.) Der Am 8. Oktober wird der Parteitag der In Desterreich bereiten sich ernste Dinge Es werden dann folgende Beschlüsse der Kampf um die Arbeitslosenversicheösterreichischen Sozialdemokraten zusammentre- Partei mitgeteilt: Im September ist eine große,   bor. Während die Männer der englischen  rung wird auf den Spätherbst vertagt ten; er wird sich mit der Gefahr des Heimwehr sich steigernde Versammlungsaktion Arbeiterregierung am Werke sind, im Bunde werden. Während die Sozialdemokraten nach wie putsches und mit den nötigen Abwehrmaßnahmen durchzuführen, in denen die Arbeiterschaft den mit den demokratischen und sozialistischen  vor den Abbau der Leistungen bekämpfen, ver- der Arbeiterschaft befassen. Da aber die Heim- frechen Forderungen der Fascisten ihre wirt Kräften Europas   das Trümmerfeld des Welt­suchen die Rechtsparteien, die soziale Gefeßgebung wehren fieberhaft rüsten, ihre Führer, voran der schaftlichen, ernsten, sachlichen Forderungen ent- frieges aufzuräumen und der Menschheit den zu verschlechtern. Bei den heute im sozialpolitischen Blutprälat, tagtäglich provozieren, das Bürger- gegenstellen wird. Frieden zu sichern, schwingen in Desterreich) Ausschuß stattgefundenen Abstimmungen erzielten tum unentschlossen dem Treiben der Reaktion ein paar blutbesoffene Kerle die Bürgerkriegs­die Sozialdemokraten insofern wichtige gegenübersteht, hat es die Parteiführung der fackel und drohen damit, nicht nur das Verfas­Erfolge, als alle Verschlechterungs- österreichischen Sozialdemokratie für richtig be­sungsgebäude der Donaurepublik anzuzünden, anträge mit wechselnder Mehrheit abgefunden, schon vor dem Parteitag die gesamte sondern im ganzen benachbarten Zentraleuropa  lehnt wurden. Es steht zwar noch die zweite Arbeiterschaft auf den möglichen Kampf mit der Dann soll sich das ganze arbeitende Lesung bevor, aber auch hier ist kein anderes Reaktion vorzubereiten, sie geistig zu mobilisieren Wolf erheben, um alle, die die republikani­Volt erheben, um alle, die die republikani gefährliche Wirrnisse zu stiften. Es ist an der Ergebnis zu erwarten, wenn das Zentrum seine und auch die materiellen Mittel der Abwehr sche Freiheit und die Errungenschaften der Ar- Beit, das Treiben jenes politischen Ver­wankende Haltung nicht aufgibt. Die Unterneh bereitzustellen. In einem Aufruf teilt die beiterllaffe anzugreifen wagen, niederzuwerfen!" bredertums, das sich unter dem Aus­merpresse lann ihre Wut über die Situation nicht Partei der Arbeiterschaft ihre Beschlüsse mit. hängeschild der Heimwehrbewegung verbirgt, In den Versammlungen ist für den verbergen, denn sie hoffte, daß die Vorteile des Der Aufruf spricht zunächst von den Ur- Schutzbund zu werben. Wo es Heimwehr  - an das Licht der Kritik zu ziehen und seine Young- Planes nicht der Sozialversicherung zugute hebern und Geldgebern des Heimwehrfascismus. formationen gibt, hat jeder wehrfähige Arbeiter frupellosen Auftraggeber vor der weitesten tommen würden, sondern, daß die Besserung der Er wendet sich dann den nächsten Plänen der dem Schukbund anzugehören. Oeffentlichkeit an den Pranger zu stellen. Reichsfinanzen zu nichts anderem benußt würde Reaktion zu, der Verfassungsänderung, Besondere Frauenversammlungen Daß sich dem Vormarsch der Arbeiter­die vor allem das selbständige Bundesland   Wien sollen nachdrücklich die Forderung nady der Klasse gemietete Söldner entgegenwerfen, ist beseitigen foll. Es heißt weiter: inneren Abrüstung erheben. Die Organisic- feine österreichische Sonderheit. Auch anders­rung der Jugend, um die der Fascismus wo mobilisiert die Kapitalistenklasse zu ihrer wirbt, ist durch Jugendordner, Wehr- Rettung Banditen der Feder und des Dolches. turner und Wehrsportorganisatio- In den meisten Ländern, wo die Partei des nen in Angriff zu nehmen. Der Aufruf mahut arbeitenden Wolfes in das Ringen um die endlich zu Besonnenheit und Disziplin und sagt: Machteroberung eintritt, verläßt das morali­

als die Steuerlaften der Unternehmer abzubauen. Reichswirtschaftsminister Dr. Curtius hat gestern dem Reichspräsidenten   Bericht über die Verhandlungen im Haag erstattet. Der Reichspräsident dankte dem Minister und den Mitgliedern der deutschen   Delegation für die geleistete Arbeit und gab insbesondere seiner Genugtuung darüber Ausdrud, daß das Rheinland   von dem Drude fremder Beset­zung befreit werde. Diese Stellungnahme des Reichspräsidenten   ist deshalb bemerkenswert, weil seinerzeit der Reichspräsident mit Hilfe der Deutschnationalen gewählt worden war, die gegen das Ergebnis der Haager Konferenz Sturm laufen.

Pleschtaitis in Eydtkuhnen verhaftet. Eydtkuhnen  

, 5. September. Am Mittwoch vor­mittags bemerkte ein Besitzer, der auf dem Felde arbeitete, daß aus einem Wäldchen zwischen Mehl­lehmen und Kassuben sechs Männer die Chaussee betraten. Als er scharf hinblickte, zogen sich die Männer wieder in den Wald zurück. Das lam dem Besitzer verdächtig vor. Er alarmierte die 2andjägerei, die das Wäldchen umstellte und die sechs Personen festnahm. Es stellte sich dabei heraus, daß es sich um den litauischen Enti­grantenführer Pleschkaitis und fünf seiner Genossen handelte. Sie gaben an, seit zwei Jahren in Polen   zu leben und nun versucht zu haben, über die grüne Grenze nach Litauen  zu kommen, um dort ihre Verwandten zu be­suchen. Sie wurden festgestellt und dem Amts­gericht in Stallupönen zugeführt.

Wofür fämpfte Snowden?

Aber wir werden uns weder von fafciftischen Abenteurern niederwerfen, noch uns unter dem Drucke von Putschdrohungen irgend etwas von den Rechten der Arbeiterklasse abringen laffen. Wenn gedungene bewaffnete Banden uns über­

fallen, uns niederwerfen, uns der Diktatur der Reaktion unterwerfen wollen, dann werden wir uns wehren! Wir wären der Freiheit nicht wert, wenn wir nicht entschlossen wären, sic mit Einsaß von Leib und Leben zu verteidigen!

Wir Sozialdemokraten haben seit Jahren immer wieder der Regierung und den bürger­lichen Parteien

die bollständige, restlose innere

Abrüstung,

die Auflösung aller zivilen Wehrformationen und die Entwaffnung der Zivilbevölkerung angeboten.

,, Bloße Versammlungen und Paraden der sierte Bürgertum den Kampfboden der Demo­Heimwehren dürfen kein Grund fein, es auf fratie, Zuflucht suchend bei den Methoden der Rämpfe, die zwedlos Opfer foften, ankommen zu nadten Gewalt. Darauf muß sich die Sozial laffen; vielmehr muß unsere ganze& raft Demokratie ohne Wehleidigkeit einrichten und zusammengehalten und zusammengeballt

bleiben, um eingesetzt zu werden, wenn die hinsehen, wie sie trotz aller faszistischen Be Fascisten einen Putsch gegen die Verfassung der drohungen die Mehrheit des Volkes erobert Republik   wagen. und den Willen dieser Mehrheit der terroristi. schen Minderheit von Kapitalisten und Rapi­talsknechten aufzwingt.

Wo aber die Fascisten Arbeiterinstitutionen ober Arbeiterversammlungen gewaltsam angreifen, dort sind sie mit gleicher Tatkraft und Tapferfeit abzuwehren, wie sie von den heldenmütigen Kämpfern von St. Loren 3 en abgewehrt worden sind."

Abschließend erinnert der Aufruf der Partei die großen Kämpfe und Siege der Vergangen heit und erklärt:

Wir erklären vor aller Welt, daß wir auch jetzt in jeder Stunde bereit sind, der bollständigen inneren Abrüstung zuzustimmen, wenn uns die ehrliche Gegenseitigkeit der Ab­rüstung verbürgt wird. Bis zur Stunde aber an haben die Regierung und die bürgerlichen Par­teien jede Verhandlung über die innere Ab­rüstung abgelehnt. Solange sie sie ablehnen, ist es unsere Pflicht, uns bereit zu halten, damit jeber Versuch, die Republik   und ihre Verfassung gewaltsam anzugreifen, an dem entschlossenen

Widerstand der Arbeiterklasse zerschelle."

Berhandlung im   Zuta- Prozeß unterbrochen.

„ Wir werden nicht preisgeben, was Generationen von Arbeitern mit Opfern von Leben, Freiheit und Familienglü erkämpft haben! Wir werden es den Fafci sten beweisen: Die österreichische Arbeiter itlasse ist unbesiegbar!"

Eine österreichische Spezialität ist es ne­ben allem, daß die Kohorte des Fascismus unter dem Banner der streitba­ren Kirche gegen die Arbeiterklasse mar­chieren. Drei Dinge haben die Heimwehren in Desterreich aus einer bedeutungslosen Ve­teranengilde zur Gefahr für die Republik   ge macht: Das Geld der Industriellen und Ban­fen, der Segen des Prälaten Seipel   und die Unterstützung der christlichsozialen Partei. Die Wiege der Heimwehr   stand im Klerikalen Nord­ tirol  , ihre ersten Patengeschenke empfing fie von der Alpinen Montangesellschaft in Steier­  mark und die Weihe zum Bürgerkriegshand­habe. An seine Zeugenaussage werde sich dann werk gab ihr der fromme Wunsch der bürger­das Gutachten der Militärerperten anschließen. lichen Regierungsparteien, die kraftvolle par­Der Prokurator verlangt die Ver­Zusammenstoß der Verteidigung mit dem Lesung des Volkszählungsbogens, lamentarische Opposition der Sozialdemo Prokurator. demzufolge sich   Tula bei der Volkszählung im fraten mit außerparlamentarischen Mitteln Ueber die Auffassung, die man in England Bratislava  , 5. September. Im Tuka- Prozeß Jahre 1919 als Magyare bekannt habe. Dr. niederzuzwingen. Der Sitz des fapitalistischen Scharfma­oom Sinn des Snowdenschen Kampfes im Haag wurde auch heute die Verlesung der Tuta erhebt gegen die Verlesung des Volks­hat, zeugt ein Artikel der„ Foreigns Schriften fortgesetzt. Dr. Ottly legte zählungsbogens keinen Einwand. Er wolle cheriums in Oesterreich  - das ist die Direk­seine Anträge schriftlich vor. Es handelt sich da auch nicht daran erinnern, wer den Bogen aus- tionskanzlei der Alpinen Montangesellschaft. Affairs", der von Morel gegründeten und bei hauptsächlich um die Verlesung der Artikel gefüllt habe und unter welchen Umständen dies Die Herren dieses steirischen Industrickönigrei­jezt von Norman Angell   herausgegebenen Alexander Mach 3 zum Beweis dafür, daß er geschehen sei. Dr. Ott lyt macht hierauf dem Profurator ches fönnen es nicht verwinden, daß sich das außenpolitischen Monatsschrift der Union   für nicht nur gegen die Tschechen, sondern auch gegen demokratische Kontrolle. In diesem Artikel die Magyaren geschrieben habe. Mehrere Artikel ein unrichtiges Vorgehen zum Vor- Seer ihrer Arbeitssklaven durch geschlossene werden vorgelesen, u. a. der gegen die ungarische wurf, da er vor dem Abschluß des Prozesses mit gewerkschaftliche Organisation nach dem Kriege heißt es: Levente Organisation gerichtete, in dem gefor- neuen Ueberraschungen hervorkomme, so daß die ein größeres Stüd Brot und Recht erkämpfte. „ Es war nicht das Wesentlichste, daß dert wird, daß ein Slowate zum Außen- Verteidigung nicht genügend Zeit habe, sich für Vor einigen Jahren versuchten sie den Angriff Snowden für die finanziellen Interessen minister ernannt werden solle, und behaup ihre Aufgabe vorzubereiten. Dies sei insbesondere auf die Organisationen damit, daß sic ac­der Steuerzahler eintrat... Er stand tet wird, daß die Autonomie der beste Schutz im Falle Stöger und in dem der Wiener   Zeugen aufte Spiel unter die Arbeiterschaft der Fall gewesen. Der Gerichts vor schickten, daß sie mit reichen Geldmitteln selbe für die moralische Freiheit gegen die Ungarn   sei. Sierauf wird auch der Artikel Dr. Tuta sipende erwähnt Dr. Dit lyk nicht unbe- Streifbrechervereine aufzüchten wollten. Die der Nation ein, für ihre Besim ,, Slovať" vom 11. Mai 1922 verlesen, in dem gründete Vorwürfe zu erheben. Gewerkschaftskommission Deutschösterreichs hat Dr. Ott lyt verlangt eine Unterbrein ihrer Schrift„ Spizel!" dafür den doku­freiung aus einer falschen Stellung die Notwendigkeit betont wird, eine Einheits­- und einer gründlich unehrenhaften front der tschechischen und slowakischen kat ho- hung der Hauptverhandlung auf vier mentarischen Nachweis füdenlos erbracht. Die­aus der Entente lischen Bevölkerung herzustellen, ſteit ob die Ausſagen der Wiener   Zengen, auf wahr, es ſchäbige Beginnen iſt an der Charakter­Damit könne, Wahres war die Verlesung der Schriften

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die Mannschaft, sie wurde entweder aus den

obendrein cordiale, wie Frankreich   sie auffaßte. beendet. heit beruhen. Sie fordere daher auch eine Ver- festigkeit der Arbeiterschaft gescheitert. Darauf Wir sollten nicht mehr verwickelt werden Der Gerichtsvorsitzende Dr. Terebessy stellt legung des neuen Verhörs mit Karl Belansky. hin setzte die Alpine alles auf die Karte der Der Prokurator spricht sich gegen Heimwehren. Abgetakelte Generalstäbler fan­in provokative und gefährliche Anrem- sodann aus dem Reisepaß des Oberstleutnants pelungen des deutschen   Volkes, nicht Kovats fest, daß dieser tschechoslowakische und eine Unterbrechung der Hauptverhand- den„ lohnende Beschäftigung," degenerierte mehr verhalten sein, die militäriöſterreichische Grenzkontrollvermerke vom 5. und lung aus und erklärt, daß er in dieser Hinsich: Adelige maßten sich neue Befehlsgewalt an und 6. Dezember 1923 enthält. Aus dem Reisepaß vollkommen forrekt vorgegangen sei. Dr. Ott Lyt wiederholt seine Anträge und Reihen des manuellen wie des geistigen Lum­fchen safardabenteuer Frank Dr. Tukas wird festgestellt, daß Dr. Tuka vom reichs und seiner Basallen- 30. Juni bis 31. August 1923 in Desterreich erklärt, man dürfe erwarten, daß die Aussagen penproletariats gekauft oder durch den Zwang der Wiener   Zeugen vielleicht wenigstens zum Der Unternehmer hineingepreßt. Noch war Staaten zu ermutigen". Auf die Frage des Vorsitzenden erklärt Dr. Großteil werden widerlegt werden können. Das wird manchen Leuten, so z. B. Herrn Tuka, daß er in dieser Zeit in Desterreich war, Das Gericht verkündet nach einer Beratung, nicht viel anzufangen. Sie brauchte Geld auf aber mit der weißgrünen Prätorianergarde Ripka vom„ Národní Osvobození", nicht gefallen, und zwar habe er auf dem Schneeberg   zur Er- daß der Volkszählungsbogen, Dr. Tulas verlesen Waffent, fie brauchte die Unterſtüßung der aber es wird sie vielleicht davon überzeugen, daß holung geweilt. Er habe auch dafür Sorge ge- werde und die Hauptverhandlung bis man nicht immer, wenn man sichs einbildet, im tragen, dem Gerichte beweisen zu können, wo Montag, den 9. September unterbrochen Behörden. Dr. Ignaz Seipel   verschaffte ihr er diese Tage zugebracht habe. wird, damit die Verteidigung sich gründlich vor beides. Auf seinen Wink öffneten die Indu­Nabel der Erde sitzt, und daß gewisse Sträfte- Der Vorsißende teilt mit, daß er für morbereiten könne. Gegen diese Vertagung meldet striellen und Banken ihre Panzerkaffen. Mit verhältnisse, die man für unveränderlich hält, gen den Zeugen Karl Belansky zweds der Prokurator die Nichtigkeitsbe seiner warmherzigen Empfehlung eroberten sehr leicht gestört werden können. Sicherstellung mehrerer Tatsachen vorgeladen sch werde an die Heimwehrführer die Gunst der Bürger­

weilte.