Samstag, den 14. September 1929.

Neuerlich 600 Flachsarbeiter arbeitslos.

Andere hunderte von Arbeitern ausgesteuert.

Was für Hosen darf eine Verkäuferin tragen? Vor dem Arbeitsgericht in Berlin fand eine Verhandlung statt, die ein recht eigen­ümliches Licht auf die Methoden gewisser Kauf­Teute wirft, wozu fie ihre Angestellten mißbrau­chen. Der Inhaber eines Herrenschuhsalons glaubte seinen Umsatz dadurch ſteigern zu kön an. Wenn es auch in diesem Jahre zu allgemei- die Arbeitslosen des stillgelegter: Betriebes Böhm Die Krise in der Flachsindustrie hält weiter gesteuert. I'm Bezirke Hohenelbe sind auch nen, daß er seinen Verkäuferinnen nabelegte, nen und längeren Betriebsstillständen nicht ge- aus der Unterstüßung aus esteuert und find nur Spißenhöschen zu tragen und sogenannte fommen ist, so ist die gegenwärtige Arbeitslofen- immer noch ohne Beschäftigung. Bei dem Weiter­Schlüpfer ſtrengstens untersagte. Er gebot auch siffer trotzdem hoch. Sämtliche noch arbeitenden bestand der Flachstrife und der noch bevorstehen ben Berkäuferinnen bis zu den höchsten Stufen Flachsspinnereien arbeiten gegenwärtig stark ein- den Einstellung jeder Saisonarbeit, ist es nicht nur der Leiter emporzuklettern, obgleich in den ober- geschränkt und beschäftigen weniger Arbeiter als unmöglich, diefen mehr als 600 Arbeitslosen eine ften Regalen feine Ware, nur nachgemachte leere im Vorjahre. Ein Teil der Spinnereien hat auch Erjatarbeit zu verschaffen, sondern diese Zahl Kartons standen. Eine junge Verkäuferin, die in diesem Jahre einen vierwöchigen Stillstand wird sich in den nächsten Wochen noch erhöhen. dieser Tage als Klägerin vor dem Arbeitsgericht hinter sich. Eine Möglichkeit, diese Arbeitslosen in Unter Berücksichtigung der äußerst tristen Ar­stand, erschien trotz des Verbotes in den erwähn- den anderen Betrieben unterzubringen, besteht beits- und Lohnverhältnisse im hiesigen Gebiete, ten Schlüpfern. Sie wurde zunächst verwarnt demnach nicht, da es im Bezirke, außer einigen wird es die Aufgabe der maßgebendsten Kreise sein und als sie am nächsten Tage in der gleichen noch fleineren Betrieben die anderen Branchen müssen, zeitgerecht die weitestgehende Vorsorge zu Aufmachung ihren Dienst versehen wollte, frist- angehören, nur Flachsspinnereien gibt. Mit 3. treffen, damit der nichtbeschäftigten Arbeiterschaft los entlassen. Der Schuhhändler erklärte vor Juni dieses Jahres dem Gericht, daß auch die Revuegirls so man­eine andere Ersatzbeschäftigung in Ersatzindustrien cherlei enthüllen und zeigen müßten, damit das zum Zwecke der Lebenshaltung ermöglicht wird. Bublifum die minderwertigen Darbietungen hin­Sollte dies jedoch in Kürze durchzuführen nicht möglich sein, dann wird der von der Krise betrof

schränkte die Firma Faltis in Trautenau ihren Betrieb für immer ein und hat 200 Arbeiter entlassen.

nehme. Aus ähnlichen Gründen habe er daraus Diese Arbeiter sind aus den oben angeführten fenen und aus der Unterſtüßung ausgesteuerten bestanden, daß seine Angestellten stets feine Gründen heute noch arbeitslos und wurden mit Arbeiterschaft durch die Weiterbezahlung einer

Unterwäsche trugen, um den Kauflustigen Ge­legenheit zu geben, diese zu bewundern. Das Gericht stellte sich jedoch auf den Standpunkt, daß derartige Bekleidungsvorschriften gegen die quten Sitten verstößen und daß, was einer Rebuctänzerin recht sei, einer Schuhverkäuferin noch lange nicht billig zu sein brauche. Der Alage der Arbeitnehmerin wurde stattgegeben und der Beklagte zur Zahlung von zwei Monats­gehältern verurteilt.

6. ds. M. aus der Arbeitslosenunter­

tung ausgesteuert. Dazu kommt noch, daß die

Staatsunterstützung geholfen werden müssen. Erst trifft und den ausgesteuerten Arbeitslosen eine wenn die Regierung die weitestgehende Vorsorge ausgiebige staatliche Arbeitslosenunterstüßung ge­Firma Ignaz Etrich in Oberaltstadt ihren währt, kann die Notlage im Gebiete gelindert Betrieb mit 400 Arbeitern gänzlich einstellt. werden. Deshalb ist die sofortige Novel­Da alle anderen Flachsbetriebe nur eingeschränkt lierung des Gesetzes über den Staats­arbeiten und eine Ersatzbeschäftigung unter diesen beitrag im Sinne der Forderungen der ge­Umständen im Bezirke nicht vorhanden ist, sind meinsamen Landeszentrale notwendig. Nachdem auch diese Arbeitslosen nur auf die Arbeitslosen- fich die Arbeitslosigkeit und die Not der betrof unterſtüßung angewiesen und werden mit 14. De- fenen Familien unausgefett steigert, ist sofortige zember dieses Jahres ebenfalls aus derselben aus- Hilfe der maßgebenden Kreise dringend notwendig.

Beite 5.

VERLANGET UEBERALL

VOLKS ZUNDER

SOLO

A.S.I.

Boltswirtschaft und Sozialpolitit.

Abschluß der Konskription der Forderungen an die Wiener Postsparkassa.

Am 10. Juli 1929 wurde bei der italienischen

Regierung die letzte Ratifikation des zwiſchen Desterreich, Italien , Polen , Rumänien , Jugosla urteilt. Zwei seiner Töchter wurden zu sechs bzw. zwei Monaten Gefängnis verurteilt, erhielten jedoch anweisungsdienst bei dem Hauptpostamte Prag. in Rom unterzeichneten und in der Gesezessamm­Nebersiedlung der Amtslokalitäten für den Bost- wien und der Tschechoslowakei ant 6. April 1922 eine Bewährungsfrist von drei Jahren. Blüthner Am 16. d. M. wird das Hauptpostamt in der Sein- lung Nr. 230 des Jahres 1926 fundgemachten Ver hatte mit seinen beiden Töchtern seit 1919 Gerichsgaffe den Postanweisungsverkehr in die neuen trages und des am 6. April 1922 in Rom von den fchlechtsverkehr gepflogen. Damals waren die Lokalitäten in der Herrengasse Nr. 9, gegenüber Mädchen erst 18 Jahre alt. Anfangs hatte er sie dem Hotel Palace( ehemalige Brünner Bank), über- genannten Staaten getroffenen, am 23. Feber 1925 sich durch Drohung mit Schußwaffen und Totschlag tragen. Die Postanweisungsannahme überhaupt unterzeichneten und in der Gefeßesſammlung Nr. gefügig gemacht. Als seine Frau davon erfuhr,( gewöhnliche, telegraphische und Expreß- Postanwei 231 fundgemachten Zusatzabkommens vollzogen. Es verübte sie Selbstmord. Trotzdem setzte Blüthner fungen), Auszahlung der Fach, Restante- und wurde deshalb vom Finanzministerium gemeinsam sein Treiben fort. Außerdem war er verdächtig, abisierten Postanweisungen sowie die Aushändigung mit dem Postministerium am 4. Juli 1929 in dez noch zwei andere Töchter zu denselben Zweden miß von deponierten Nachnahmen und Postaufträgen braucht zu haben, doch konnte ihm das nicht mehr wird in der neuen Halle in den sonst üblichen Slg. der Ges. u. Vdg. Nr. 107 eine Kundmachung nachgewiesen werden. In der nichtöffentlichen Ver- Amtsstunden erfolgen. Weiter wird hier auch der erlassen, deren hauptsächlichste Bestimmungen fol­handlung war der Angeklagte geständig, behauptete Wertzeichen- Kleinverschleiß und der Postzeitungs- gendes besagen: aber, daß seine mitangeklagten Töchter mit seinem martenverkauf für die Administrationen und Bei- 1 Tun einverstanden gewesen seien. tungsunternehmungen untergebracht.

57 neue Arbeiterjugend- Grubven in Deutsch land. Daß die Jugend besonders in Deutschland mehr und mehr von der Notwendigkeit überzeugt wird, sich zu organisieren, beweisen die ständigen Neugründungen von Ortsgruppen der Sozia listischen Arbeiterjugend im ganzen Reich. Allein in der kurzen Zeit vom 1. Juni bis Anfang August war es möglich, in 57 Erten Jugendgruppen ins Leben zu rufen. Eine Redaktion mit 22 Stockwerken. Aus Rio de Janeiro wird berichtet, daß dort eben die Zeitung ,, A Nocte" ihre neuen Büros in einem Haus von 22 Stodwerken installiert hat. Von 15.000 Volt nicht getötet. Freitag früh bersuchte der 28jährige Monteur Eduard Fris aus Michallowis, der ledig und beschäftigungslos ist, auf der Sermengilde"-Grube in Schlesisch Ostrau Selbstmord zu berüben, indem er die Tür der Verteilungsstation der elektrischen Leitung im Hartnäckige Nadtheitsapostel. Das Ortsgefäng ersten Stod öffnete und mit beiden Händen den nis von Nelson in Kanada ist seit einigen Tagen mit 15.000 Volt gespannten Draht erfaßte. Er überfüllt, nachdem die Polizei einen Trupp Dou!- wurde zurückgeworfen und blicb bewußtlos liegen. hobors, einer russischen religiösen Selte, in völlig Er wurde sodann von einem Automobil des Roten nacktem Zustande eingeliefert hat. Die Sefte hatte Kreuzes in das Betriebsspital in Petrezkowitz über gerade mit einem Festzug auf der nahen Landstraße geführt, wo festgestellt wurde, daß er an der Hand begonnen, als die Polizei auftauchte und vier Leute, und im Gesicht schwere Brandwunden er die sich bereits in paradiesischem Zustande befanden, litt. Die Tat verübte Fris in betrunkenem 3u aufforderte, ihre Kleider anzulegen oder sich als ver ftande haftet zu betrachten. Die Führer weigerten sich, Der Bau des Wiener Stadions in der Krieau dieser Aufforderung nachzukommen und auf ihren wird demnächst begonnen. Es Es erfordert einen Befehl hin legten auch die übrigen Mitglieder der Kostenaufwand von rund 45 Millionen Schilling Sekte ihre Kleidungsstüde ab. Die Nadten wur und wird neben einer Hauptkampfbahn mit einem den ins Gefängnis transportiert, und ein Laftwagen Fußballfeld, Sprung und Laufanlagen noch ver- brachte die gesammelten Seleidungsstücke zur Ge schiedene fleinere Sportanlagen sowie Tennispläge fängnisdirektion, die alles mögliche versuchte, um und eine Festwiese mit einer Freiluftbühne, die Gefangenen zur Wiederanlegung ihrer Kleider Schwimmbecken und Siedlungsplätze enthalten und Raum für 60.000 Personen bieten. Der Bau wird als vergeblich erwiesen, und die Polizei von Nelson zu veranlassen. Alle Bemühungen haben sich jedoch nach den Entwürfen des Nürnberger Architekten sieht sich vor ein Problem gestellt, das weit über Schweiger von einem unter Führung der Karl ihre Fähigkeiten hinausgeht. Rorn Baugesellschaft A. G. stehenden Konsortium Ein Mammutzahn gesunden. Bei Ausschach durchgeführt werden. tungsarbeiten in einem Neubau bei Lorch am Gescheiterter Dampfer. Aus St. Johns ( Neu- Main wurde in einer Tiefe von vier Metern in fundland) wird gemeldet: Der französische Dampfer einer Riesablagerung ein Mammutzahn gefunden, Bautis ist bei Greenly Island in unmittelbarer der eine Größe von 1.60 Meter hat und noch ziem­Nähe der Stelle, an der im vorigen Jahre das lich gut erhalten ist. Weitere Ausgrabungen an Ozeanflugzeug Bremen" gelandet war, gescheitert der Stelle werden vorgenommen, da man noch mehr und gänzlich wrad geworden.

vorgeschichtliche Funde vermutet.

Eine Riesenvollstüche. Der Berliner Ma- Ein 15jähriger Vatermörder. In Marburg gistrat plant die Errichtung einer Riesenvollstüche in Jugoslawien wurde der 15jährige Sohn des seit auf dem Gelände eines vor einiger Zeit durch eine mehreren Tagen vermißten Gutsbesizers Anton Explosion zerstörten Gasometers. Die geplante Sorvat unter der Beschuldigung verhaftet, seinen Rüche soll täglich 20.000 Liter Effen für Vater getötet zu haben. Nach längerem Kreuzver­sämtliche sechs Innenbezirke der Stadt liefern. hör gestand der Sohn ein, daß er seinen Vater aus Blutschande an dreizehnjährigen Mädchen. Vom Rache für eine Büchtigung mit einer Hade erschla gemeinsamen Schöffengericht Leipzig wurde am gen habe. Die Leichte wurde in einem Heuhaufen Donnerstag der 41 Jahre alte Arbeiter Blüth- verstedt aufgefunden. Der jugendliche Mörder ner wegen Blutschande zu zwei Jahren sechs Mo- zeigte bei der Auffindung der Leiche nicht die ge­nken Buchthaus und drei Jahren Ehrverlust ver- ringste Spur von Reue.

Die Bücherschätze der Welt.

Museums veröffentlicht einen Bericht über den Ge­Die bibliographische Abteilung des britischen samtbestand der Bibliotheken der ganzen Welt. Es geht daraus hervor, daß es auf der Erde zusammen genommen 1041 große Bibliotheken gibt, die einen Bücherschatz von 188 Millionen Bände umfassen.

121 Millionen Bände. Europa besitzt davon 672 Bibliotheken mit

Nordamerika verfügt dagegen nur über

314 Bibliotheken, in denen sich 54 Millionen Bände

befinden.

Zentral- und Südamerika nennen insgesamt 22 Bibliotheken mit vier Millionen Werken ihr eigen.

Am geringsten ist der Bücherstand in Austra lien, in dem man 7 Bibliotheken mit etwa einer Million Bänden gezählt hat, und in Afrika , das ebenfalls sieben große Bibliotheken, aber mit nur 210.000 Bänden besitzt.

Guthaben aus Spareinlagen und Postsparkassa­tontoeinlagen, die bisher nicht auf Grund der Kon­friptionstundmachung vom 6. April 1927, Slg. d. G. u. V. Nr. 11, zur Konskription angemeldet wor 1929 mit den notwendigen Belegen, deren Auf­den sind, sind unbedingt bis 30. September zählung in den amtlichen Formularen genau er­folgt ist, anzumelden, da diese Guthaben sonst bei der Postsparkassa in Wien verbleiben würden.

Die Anmeldungen sind auf bei jedem Postamte erhältlichen amtlichen Drudforten beim Postspar­

fassenamte in Prag einzubringen.

Wir machen auf diese Kundmachung und auf die am 30. September 1929 endende Frist nochmals aufmerksam, damit durch Einhaltung derselben die Ileinen Sparer wenigstens einen Teil ihrer unter großen Entbehrungen gesammelten Spargroschen RI.

retten können.

Prager Produktenbörse.( Offizieller Be. richt vom 13. September.) Die heutige Der Bibliothekenbesitz Asiens ist in der Sta­tistik nicht erwähnt. Nach anderer Schägung aber Produktenbörse war ziemlich schwach besucht, troß­belaufen sich diese Ziffern auf etwa fünfzig Mil- dem überwog jedoch am Getreidemarkte in den ein­lionen Bände, die auf zahlreiche Bibliotheken in zelnen Getreidesorten eine festere Meinung. Von Japan , China und Indien entfallen. Die genauen Mahlgetreide wurde Roggen, der um 2 K anzog, Biffern laffen sich nicht ermitteln, weil die Stati- für Exportswede gekauft. Weizen war in den besten stiker feinen Zugang zu diesen Bibliotheken ge­winnen konnten.

Rechnet man die schätzungsweise gewonnenen Ziffern über Asien hinzu, so ergibt sich, daß auf der ganzen Welt ungefähr 230 Millionen Bände in Bibliotheken gesammelt sind.

Qualitäten zu unveränderten Preisen gesucht. Für Gerste herrschte kein größeres Interesse vor und blieben die Notierungen gegenüber Dienstag under­ändert. Hafer zeichnete sich durch eine feste Tendenz aus und befestigte sich neuer Hafer um 2 K. Auf den übrigen Märkten herrschte Ruhe und nur in Stleie fezte sich die Verbilligung fort. Roggen böhm. 130-133, Hafer böhm. 1929 112-117, N. G. Weizen und Roggenkleie 94-97.

Aber wieviele von diesen 230 Millionen Büchern werden nun auch wirklich gelesen?- Niemand weiß das und auch die bibliographische Abteilung des britischen Museums schweigt sich darüber aus.

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