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9. Jahrgang.

Dr. Vištootj

-

So Ndemokrat

Zentralorgan o

Nationalver­

teidigungsminister.

Prag  , 18. September. Der Präsident der

Republit jandte dem Vorsitzenden der Regierung Franz držal nachstehende Handschreiben:

Udržal m. p.

Herr Vorsitzender der Regierung, auf Ihr Ersuchen enthebe ich Sie von der Leitung des Ministeriums für Nationalverteidigung. T. G. Masaryk m. p. Topolčianty, den 16. September 1929." Herr Abgeordneter Dr. Viškovsky, ich er nenne Sie zum Minister und betrane Sie mit der Leitung des Ministeriums für National­verteidigung.

Udržal m. p. T. G. Masaryk mt. p. Topolčianky  , den 16. September 1929."

JUDr. Karl Viškovsky, Abgeordneter der Nationalversammlung für die republikanische Partei, wurde am 8. August 1868 in Schütten hofen geboren. Nach dem Jusstudium trat er im Jahre 1891 beim Kreisgericht in Pilsen   und sodann bei der Pilsner Handels- und Gewerbe­fammer in die Praxis. Seit 1894 war er in den Dienſten des Landestulturrates für Böhmen  . Er widniete sich der öffentlichen volkswirtschaftlichen und politischen Tätigkeit und wurde als Abge ordneter in den böhmischen Landtag und ins österreichische Abgeordnetenhaus für den Kreis Tabor geivählt. Nach dem Umstur; wurde er Mitglied der revolutionären Nationalversamm lung und wurde am 2. September 1919 zum Präsidenten des neuerrichteten staatlichen Bodenamtes ernannt.

Am

4. Nobeinber 1926 trat er in den Ruhestand. Bei den Wahlen im Jahre 1925 wurde er im Prager Gau zum Abgeordneten gewählt und 9. Dezember zum Justizminister der drit ten Regierung Svehla ernannt. Er verwaltete dieses Ressort bis 17. März 1926.

Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Donnersta; 19. September 1929.

Entlarbung der Deutschnationalen.

Verbindung zwischen ihnen, den Bombenverschwörern und der Reichswehr  !- Ziel: Dittatur und Monarchie.

Berlin  , 18. September.  ( Eigenbericht.) Die kommunistische Presse veröffentlicht seit einigen Tagen eine größere Anzahl von Briefen, die von deutschnationalen Poli­titern an jeẞt verhaftete Teilnehmer an der Bombenverschwörung gerichtet sind. Hatte man zuerst an der Echtheit der Briefe gezweifelt, so ist inzwischen festgestellt worden, daß fie echt sind, denn sie stammen aus einer Mappe, die Herr Weschke, einer der Hauptführer der Terroristengruppe, in betrunkenem Zustand in einem Lokal in JBehoe liegen ließ. Werden durch die bisherigen Veröffentlichungen die deutsch­nationalen Parteiführer moralisch aufs Schwerste belastet, so stellt sich jeßt weiter heraus, daß auch eine Verbindung zwischen den Bombenatten tätern und der Reichswehr   bestand. In einem Brief wird Weschte aufgefordert, den Leutnant a. D. Jeschte, der als Zivilangestellter bei der Reichswehr   in Lübeck   be­schäftigt war, in der Kaserne telephonisch anzurufen, um mit ihm über die Verhandlungen in Ibehoe zu sprechen. Es hat sich weiter herausgestellt, daß Weschke einen regen Verkehr mit Offizieren der Garnison Lübed unterhielt, wo er regelmäßiger und gern gesehener Gast im Offizierskasino gewesen ist. Man erfährt weiter von einem Brief, den der Gutsbesiger Wilhelm von Gaza   an seinen Schwiegersohn, den Reichswehr­general Freiherrn von Hammerstein gerichtet hat. Darin wird in unverhüllter Form der Vorschlag gemacht, daß die Reichswehr   eine Dittatur in Deutschland  errichten solle, die die Wiederherstellung der Monarchic anzustreben hätte. General von Hammer ſt ein solle den Dittator spielen.

Das Reichswehrministerium erklärt zu diesem Briefe, daß er ihm bereits bekannt gewesen sei, General von Hammerstein habe jedoch den Brief vernichtet und nicht beantwortet. Damit fann allerdings diese Angelegenheit nicht erledigt sein. Vielmehr ist anzu­nehmen, daß er im Reichstag   noch eine wesentliche Rolle spielen wird.

Vormarsch in den Betrieben.

Die richtige Antwort auf die fommunistischen Berleumdungen der Sozialdemokratie.

Aus Neudet wird gemeldet: Dienstag fanden im Betriebe der N... die Wahlen in den Arbeiterbetriebsausschuß statt, die folgendes Resultat brachten.( In Klammern die Ziffern vom vorigen Jahre): Stim Man Stim Man­Union der ntent date men date 1781 12 Tertilarbeiter ( 1325 645 4 ( 954 183 1( 109 0 0( 138

10)

7)

0)

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Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich rib

Nr. 220.

Mussolinis Rache- Atte.  

Rom, Mitte September 1929.

" Sie werden wegen antinationaler Politik in die Berbannung geschickt", sagt der italienische Polizeibeamte, und schon muß jeder Italiener, der aus irgendwelchem Grunde unbeliebt ist, ohne Urteil, ohne Verhandlung, ohne irgend­welche Verteidigungsmöglichkeit auf Grund einer oft falschen Verdächtigung den Weg auf die Verbannungsinseln Ustica  , Lipari   oder Bonza antreten, sobald von der Polizei ein Wink gegeben wird. Ein typisches Beispiel für die italienische Polizeiwillkür ist der Fall jenes Bauern, der in die Verbannung mußte, um die Liebe des Polizeihauptmannes zur Frau des Bauern weniger zu stören oder der Fall der Schriftstellerin Guglielminetti, die durchsetzte, daß ihr früherer Liebhaber Pitigrilli  , dessen sie überdrüssig wurde, in die Verbannung mußte. Der Arzt Dr. Leti wurde von seinen Konkurrenten in die Verbannung befördert, in­dem man ihn anklagte, die Freimaurerei   wieder organisieren zu wollen. Aber Leti war nie im Leben Freimaurer  !

Die Verbannten werden in schwere Setien gelegt und müssen dann in endloser, 20 bis 40 Tage langer Fahrt auf die Verbannungsinseln. Der Zug hält an ausnahmlos sämtlichen Sta­tionen. Man fann nicht schlafen und kaum essen. Man bekommt während der ganzen Zeit nur trockenes Brot und einmal am Tag etwas Suppe. Wer Geld hat, fann theoretisch etwas faufen. Er muß es am Tag nach der Ankunft bestellen und bekommt es erst am drauffolgen: den Tage ausgehändigt; aber bis dahin fährt der Zug fchon wieder weiter. Die Ernährung ist also nur ein theoretisches Recht.

sitenden des Betriebsausschusses. Selbst der eberfall im Gesicht mit Ruß geschwärzter Tom munistischer Rowdys auf jugendliche sozialdemo­fratische Arbeiter Tonnte die kommunistische Nie­derlage nicht mehr aufhalten. Kommt der Gefangene dann total erschöpft Die Hakenkreuzler, die im vorigen Jahre auf der Insel an, so erfährt er die gemeiniten noch kandidiert hatten aber ohne Mandat blieben, Erniedrigungen, besonders auf der Insel hatten diesmal von einer selbständigen Liste

Abstand genommen, womit der Stimmenzu- Bonza, wo 300 politisch Verbannte mit 100 wachs der Christlichen   erflärlich ist. Sätten diefe gemeinen Verbrechern( zuhältern, Stofein­beiden Richtungen jede wieder selbständig schmugglern usw.) zusammenleben müssen. Als Listen eingebracht, so hätte keine Richtung ein der Verbannte Del Moro auf der Insel Lipari  Mandat erreichen können. Darüber waren sie einen Fascistenhäuptling, der ihn schwer belei­sich im flaren und deshalb haben sie sich still digte, mit der Faust zu Boden schlug, wurde er schweigend gefunden. zunächst sofort in ein Irrenhaus gesteckt und dann beseitigt". Seine Eltern bekamen nicht einmal eine Nachricht von seinem Tode. In ipari   find 400 politisch Verbannte und 100 Verbrecher unter dem Kommando von 200 Schwarzhemden. Auf 1 st i ca sind nur noch 30 Pofitifer und 800 Gauner. Im Juli dieses Jahres wurden viele Verbannie von Ustica   nach Ponza transportiert. 600 Silogramm Stetten hatten sie an den Händen. Der Dampfer Garis

,, Der Zeiger geht auf 12." Eine freche Heimwehr  - Verlautbarung.  Wien, 18. September. Die Pressestelle des Heimatbundes versendet unter der Ueberschrift Stommunisten ,, Die letzte Warnung" eine Verlautbarung, in Christlichsoziale der es heißt, daß die Heimatwehr diesmal ihre Hakenkreuzler ganze Straft einseßen wird, um eine halbe Wahlberechtigt waren 3001 Personen, wovon sich Lösung zu verhindern. Ihre einmütige forde- 2677 an der Wahl beteiligten. rung gipfelt in dem Verlangen nach einer Ver­Die Kommunisten hatten wochenlang in fassung, die in gleicher Weise den vaterländi ihrer Presse und in anonymen Flugschriften die Nur wer die Verhältnisse in diesem Riesen schen Wünschen wie den wirtschaftlichen Bedürf- gemeinsten Lügen und Verleumdungen gegen die unternehmen kennt, weiß den Erfolg der Union  niffen der bodenständigen Bevölkerung entspricht. Union der Textilarbeiter bezw. deren Bertran- der Tertilarbeiter zu schätzen. Der Ausgang Einen Teil dieser Forderungen enthalten die bis- ensmänner folportiert. Den größten Schlager", dieser Wahl ist aber auch ein sicheres Zeichen, herigen programmatischen Rundgebungen der der aber auch zugleich an Gemeinheit und Nie- daß auch in diesem Unternehmen die Parteien und Verbände, aber sie sind nicht weit- derträchtigkeit nicht mehr überboten werden kann, Vernunft innerhalb der Arbeiter gehend genug. Die Verlautbarung verlangt den hatten sich für den leßten Moment aufgehoben. if cha ft wieder obenauf tommt, troß Rüdtritt der gegenwärtigen Re- Er richtete sich nur gegen den jahrelangen Vor allen Verleumdungen von links und rechts! gierung, falls sie sich einer solchen Aufgabe nicht gewachsen fühle. Sente habe die reine Parteipolitik es noch in der Hand, durch eine großzügige Entschließung den geänderten politi­schen Verhältnissen Rechnung zu tragen und das Staatsruder in die Hände ciner neuen Macht zu legen, welche die Fähig London  , 18. September. Times" meldet:| Staaten, die sich an der Einladung beteiligt, keit und die Macht habe, eine Gesundung der Bremierminister Macdonald hat die franzö wird ihren diplomatischen Vertretern in den ge­politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse durchzuführen. Ob sie in einigen Wochen noch che, die italienische und die japani- nannten Ländern gleiche Anweisungen geben. Die die Freiheit des Handelns haben wird, das ist the Regierung davon verständigt, daß Anwei- britische und die amerikanische   Regierung wer­im Hinblide auf das stürmische Tempo, das die ungen an die britischen Botschafter in Paris  , den der Volllonferenz die Einzelheiten ihrer pro­Hom und Tolio ergangen find, die drei Regie: visorischen Vorschläge mitteilen und den einge­Entwicklung der Heimwehrbewegung eingeschla gen hat, fraglich. Es ist an der Zeit, fur; ent- rungen zur Teilnahme an einer Fünf- Mächt e- ladenen Regierungen zu verstehen geben, daß ein Ronferenz über die Abrüstung zur günstiges Ergebnis nicht ohne ihre vollständige schlossen und durchgreifend zu handeln, ee einzuladen. Es wird beabsichtigt, daß die und sympathische Mitarbeit erreicht werden kann, so wie es die Mehrheit des deutschen   Voltes in Konferenz in der dritten Jännerwoche besonders in der Frage der Einschränkung der Desterreich verlengt. Der Zeiger geht auf des nächsten Jahres in London   zusammen- Tonnage für Zerstörer und Unterseeboote. 12, die Parteien sind gewarnt zum treten soll. Die Regierung der Vereinigten! letten Male.

Die Arbeiterregierung für Abrüstung zur See. biber ſie nach Konza brachte, wurde von Londoner  

Fünf- Mächte- Konferenz im Jänner.

drei Torpedobooten begleitet. Alle Menschen auf den vier Schiffen waren bis an die Zähne be­waffnet.

Die Gefangenen haben nicht die Erlaub nis, die ganze Insel zu betreten. Höchstens ein abgezirfelter Quadratkilometer cift als ihr Aufenthaltsort. Jeder bekommt zehn Lire pro Tag. Wer eine Familie hat, ist damit dem Tag. Wer eine Familie hat, ist damit dem äußersten Elend ausgeliefert. Wer dem Gefan­genen oder seiner Familie Geld cibi, wird selbst verhaftet. Eine Bibliothek ist auf Lipari  vorhanden, aber die Werke von Marr, Gorki, Dostojewskij wurden bald entfernt( im ganzen hat man 300 Bücher fortgenommen). Arbeit gibt es nicht. Die Verbannungsinseln sind Schulen der Faulheit und des Lasters, die von provozierenden Agenten durchsetzt sind, welche dauernd Schimpflieder auf den ermorderen Matteotti fingen. Alle Briefe werden bei der Ankunft und beim Versand von der Zensur Ranting, 18. September( Reuter). Der chi burchgesehen. Die Briefe müssen offen auf der nesische Außenminister Wang brachte durch die Poſt abgeliefert werden. Jeder Verbannte wird deutsche Regierung einen nachträglichen Protest genauestens überwacht. So eine tollkühne gegen die Verhaftung tausender Flucht wie die der drei Sozialisten Luisu, Chinesen durch die Sowjetorgane ein, die als Mosfelli und Nitti( Neffe des früheren Mini­Grund augaben, daß sie zu diesen Repreffalien sterpräsidenten Francesco Nitti  ), die am 27. greifen mußten, weil chinesischerseits in unzu­läffiger Weise gegen die Sowjetangehörigen vor Juli Lipari   in abenteuerlichster Weise verlassen gegangen worden sei. Minister Wang verlangt tonnten( sie mußten erst zehn Minuten schwim die sofortige Freilassung der verhafteten Chinesen men, bevor sie das rettende verborgene Schifi und stellt gleichzeitig an die deutsche Regierung erreichen konnten, auf dem sich in Schwarzhent das Ersuchen, den chinesischen   Gefangenen inzwi- den verkleidete Freunde befanden), kommt ge­schen ihre Unterstützung zu gewähren. wiß nicht alle Tage vor. China  

protestiert.

8ur Lösung der englischen Arbeits- Die Obere Mongolei   mobilisiert? Grenze zurückgedrängt. Bei Pogranitschnaja, Bla­lo enfrage. Totio, 18. September. Nach einer Mel- gowestschenst und einer Anzahl von Grenzdör London  , 18. September  .( Reuter.) Der Mini- dung, welche die japanische Presseagentur aus fern werden die Sowjetwachen fortgesetzt von den Chinesen beschossen. fter für das Arbeitslosenproblem 3. S. Tho. weißgardistischen Kreisen erhielt, mobilisierte mas gewährte sofort nach seiner Ankunft aus die Regierung der Sowjetrußland befreundeten Sanada in Liverpool dem Vertreter des Reu- Oberen Mongolei alle Männer zwischen 20 und terschen Büros cin Interview, worin er erklärte, 40 Jahren und schickt sich an, 50.000 mann er sei mit dem Ergebnis feiner Reise vollkommen in den Kampf zu senden, falls dies die zufrieden. Er sei überzeugt, daß sie zur Lösung Kämpfe zwischen China   und Sowjetrußland er des Arbeitslosenproblems in Großbritannien   forderten.

beitragen werde. Stanada habe sich nämlich ver Chinesen beschießen Sowjetgrenzwache. cs bisher aus anderen Ländern einführte, jett Moskau  , 18. September. Nach Meldungen aus Großbritannien   zu beziehen. Minister Tho- aus Tschita   näherten sich eine chinesische   Infan­mas beabsichtige, eine Reihe von Konferenzen teriekompagnie und eine Stavallerieabteilung bei mit den britischen Produzenten abzuhalten, um der Station Mandschuria der Grenze, beschossen mit ihnen die Maßnahmen zu beraten, die zu sechs Stunden lang die Sowjetgrenzwache und ergreifen wären, damit das Ergebnis seiner Reise fuchten fie gefangen zu nehmen, wurden jedoch praktisch ausgenügt werden könne. von den herbeigeeilten Grenzsoldaten von der