Freitag, 27. September 1V29. Sette s. Bi» auf dir Haut ausgeplündert. Mcxikani- ,chc Banditen hielten in Auiozec«inen Autobus an und gaben Schüsse auf Die Reisenden ab. Eine Person wurde getötet, eine verwundet. Alle Reisenden wurden vollständig anSgeplündert und nachdem man ihnen auch btc Kleider forgenom« men hatte, in unbekleidet ein Zustand auf der Landstraße zurückgelassen. .' In voller Fahrt die Schranken durchbrochen. Direktor Eduard Tu m a aus Prag  » der in der Nacht vom 88. auf den 26. ds. im Automobil nach Budweis   fuhr, wurde vor der Nvberqne- rung der Pilsner Strecke bei BudweiS   durch den Reflektor des aus entgegengesetzter Richtung kom­menden Automobils des Dr. Kiha au» Wodnan geblendet, so daß er in voller Fahrt in di« her- abgelassenen Schranken firhr, di« zu beiden Seiten «n^weigeschlagen wurden. Die Insassen wurden durch Glassplitter leicht.verletzt. Di« beiden Autoniobile wurden stark beschädigt. Einige Se­kunden nach dem Unfall« passierte ein Lastzug di« Stelle. Da» Blatt der kommunistischen   Opposition, di«Arbelterpolilik", di« bisher einmal wöchent­lich erschienen ist, wird nun zweimal wöchentlich erscheinen D'ser Beschluß wurde auf einer Kon­ferenz der Opposition der K. P. 6. der deutsche  »» Gebiete gefaßt, an der 95 Delegierte teilgenom- inen haben. Kinder zünden ein ganze» Dorf an. In der ungarischen Gemeinde St. Petersaim Komi» täte Ba», knapp an der burgenländischen Grenze, ist Mittwoch nachmittag» eine Scheune in Brand Geraten. Bei dem herrschenden Winde griff da» feuer rasch um sich und konnte erst nach Mit­ ternacht   eingedämmt werden. Bi» zu dieser Zeit wurden etwa 8V Wohnhäuser mit Neben- flebäuden eingeäschert. Dabei fanden drei Per- onen in den Flammen den Tod. Nach den bis­herigen Feststellungen wurde da» Feuer durch Kinder verursacht, die in der Scheune mit Streichhölzchen spielten. Postalisch« Fixigkeit. Au» Böhm.-Leipa wird berichtet: Ein am 22. Juli l. I. nach New Bork rekommandiert aufgegeoener Brief erreichte den Empfänger glücklich a»n 3. Septem­ber, brauchte also in oer Zeit einerBremen  " nicht weniger, als 43 Tage. Das Antwortschrei­ben wurde am 4. Septeniber in New Dork aufge­geben und dein Empfänger in Böhmisch-Leipa  ain 20. September zugestellt, war also nur 16 Tage unterwegs. Dagegen war ein au« Amerika  nach Budlveis bestimmter Brief laut Postftemvel am 28. Juli in Prag   eingetroffen, mußt« aber von Prag   nach Budweis   ebenfalls 16 Tag« wandern, denn der Abgabestempel in Budweis   lautet auf den 18. August. Der Balonftmd in Jngoflawien. B-t dem in Jugoslawien   ohne Führung und in beschädigtem Zustand niedergegangenen französischen   Freiballon handelt e» sich um einen Ballon zur Registierung meteorologischer Erscheinungen, der keine Besatzung an Bord hatte. Rekordwetter tu London  . Tn London   dauert die Trockenheit bereit» den 38. Tag an. DaS Wetter ist herrlich, der Himmel klar und laut Wetter­prognose soll dieser Zustand noch weiter andauern. Die» ist die längste Trockenperiode seit 176 Jahren. Neber ganz Südenglan dist der Luftdruck außergewöhnlich hoch und die Sonne scheint den ganzen Tag. In den Städten herrscht zwar noch kein Waffermangel, aber in der Land­wirtschaft ist die Trockenheit bereit» recht fühlbar geworden.. Erinnerung an diegroße" Zeit. Auf den Feldern der belgischen Provinz Henega,» sind bei Ausgrabungen die Leichnam« von 22 deutschen Soldaten gefunden wor­den. Die Leichen werden am Donnerstag aus dem Friedhof von Bien ne» beigesetzt werden. Das weibliche Schönhei von H. s Die berühmten Schönheiten der Renaissance, all diese vielbesungenen, oft durch arge Taten be­rühmten Frauen, können wir im Kunstwerk heute noch betrachten, denn die großen Porträtmaler haben «n» ihre Züge aufbewahrt. Doch nicht so steht e» mit den Frauen de» früheren Mittelalter», die un» nur konventionelle Illustrationen in Ritterepen und Stundenbüchern zeigen von charakteristischer Aehnlichkeit keine Rede. Hier springt nun die Dichtkunst in die Bresche und schildert un», wie man sich jene Frauenschönheit vorstellte, die man in Lied und Sage besang und die wohl auch hin und wieder in Wahrheit existiert haben mag.... Bor allem: man kannte keine brünette Schön­heit! Schwarze» Haar galt al» häßlich, nur da» goldige oder silberige Blond war bewundert. Man verglich e» mit Golddraht oder Seide: lobte auch, daß es krau« oder lockig war. In der Sage von GunnlaugSchlangezung« wird seine schöne Geliebte Helga ThorstelnStochter mit goldenen Locken geschildert, die so lang waren, daß sie sich ganz dareinhüllen konnte. Und da« war nicht bloß ein nordgermanisches Ideal auch die Griechen sahen ihre.Göttinnen blond,'fanden nur goldige« Haar schön und desgleichen die Frauen der Römer. Anch im Mittelalter bemühten sich die dunkel­haarigen SüdlaudSfrauen, durch allerlei Färberei und Bleichmittel das begehrte Blondhaar zu er­halten. Besonder« hellhaarig waren natürlich die Nord­länder, in den standinavischen Sagas wird von den Goten, Franken und Langobarden al« von den Braunen" geredet. Der Mund muß rot und frisch sein, je röter desto schöner man wird wohl auch damals nach­geholfen haben, so wie jetzt... Der Mund einer Schönen wird mit Rosen und Rilbin, ja mit Feuerglut verglichen. Auch die Wangen liebte man zartrot gefärbt, die Haut dagegen sollte weiß sein Ihre zarte Helle wird in allen Beschreibungen der Schönheit hervorgehoben, und dieser Geschmack ging so weit, daß die Engländerinnen de« 12. und 18. Jahrhundert« durch Weißschminken nachhalfen. Heutzutage ist di« Vorliebe für helle Farbe der Haut gänzlich geschwunden, man bevorzugt die Spuk. Bon blassem Entsetzen gepackt wurden Bürger der Gemeinde Ostermünchen, die wäh­rend einer furchtbaren Gewitter« heimwärts eilten und plötzlich im Schein der Blitze auf der Straße einen Sarg stehen sahen, dessen Deckel sich bewegte. Die Sache klärte sich aber harmlos ans: Der Schreinergesell«, der den Sarg transportierte, hatte vor dem Rege« Schutz im Sarge gesucht. Irrsinnig geworden. In einein Pariser  Theater erlitt der französische   Uebersetzer des ameri­kanischen DramasDer haarige Affe" wäh­rend der Generalprobe einen Wahnsinnsanfall. Im Verlaufe der Probe zog der Uebersetzer, der Schrift­steller Bourgeois, plötzlich das Kostüm deS Haarigen Affen" an und machte danilt allerlei tolle Sprünge im Zuschauerraum. Erst nach einer längeren Jagd konnte er festgehalten und in ein Sanarorium eingeliefert werden. EinKlub der Ausgepfisseneu". In diesen Tagen wurde in Paris   eineGesellschaft ausgepfiffener Schriftsteller" wieder in» Leben gerufen. Soneuzeitlich" auch diese eigenartige BereinSgründung anmutet, so handelt eS sich doch um keine ganz neue Einrichtung. ES bestand nämlich schon:m Jahre 1879 ein solcher Klub der Ausgepfiffenen". Seine Gründer waren keine geringeren als Iwan Turgenjew  , Emile Zola   und Alphonse Daudet  . Später traten dem verbände als ordentliche Mitglieder die Herren Gustav Flaubert   und Edmond der Goneourt bei. Sie alle erfüllten restlos die Vorbedingungen, tsideal i» Mittelalter, iagner. Bronzefarbe der Südländer oder da« rötliche Gelb der Indianerinnen. Eilte Folge der allgemeinen Sportlust der Frauen, bei welcher Betätigung die Haut verdunkelt wird. Und man kann doch nicht zugeben, daß die Mehrzahl nicht im Besitze eine» Merkmals der Schönheit sei? Don der Farbe der Augen ist viel weniger die Rede; wenn eine bevorzugt wurde, so scheint cs da« Grau gewesen zu sein. Manchmal hört man anch von saphirblauen Augen. Mehr aber werden scharfgezogene, wie mit dem Pinsel auSge- sührte Augenbrauen, die dunkel sein mußten, ge­rühmt, der Raum zwischen ihnen mußte breit sein zusammenstoßende Brauen galten für häßlich. Auch hier wandelte sich die Mode; im 16. Jahrhun­dert liebte man eS, die Augenbrauen vollkommen wegzurasteren, um die Stirn möglichst hoch erschei­nen zu lassen, wie e« damals der Geschmack ver­langte. Eine gewölbte Stirn, ein Kinn mit Grüb­chen, eine gerade Nase auch diese Merkmale ge­hörten zum Schönheitsideal der damaligen Frauen­welt. Lange, feine, schmale Finger, volle Arme und Schultern, zu breiter Brust, schmale Hüften und ein schmaler, kleiüer Fuß, der so hochgewölbt ist, daß sich in seiner Höhlung ein Vöglein verstecken kann; auch die« sind Attribute, die die Dichter und Minnesänger de» Mittelalters ihren Heldinnen zu­schreiben; ob In Wirllichkeit viele Frauen diesem Kano» der Schönheit entsprochen habe»» werden, dar­über schwelgt des Sanger» Höflichkeit... Und eines muß dabei immer im Auge behalten werden: die also geschilderte und gerühmte Frau war die adlige Dame, da» Luxusgeschöpf, dem schwere Arbeit fremd blieb, das in Abgeschlossenheit anfwuchs und lebte. Heutzutage gibt es kein alleinseligmachende» Schönheitsideal mehr! Die Frau ist mehr die Käme- radin deS Mannes geworden, al» ein Gegenstand seiner ästhetischen Betrachtung; sie ist auch selbstän­diger geworden, der Sport hat ihr das Blumen­hafte genommen und das Knabenhafte gegeben und NN» ist die» ganz natürlich geworden wir finden heutzutage jene Frau am schönsten, die Tätigkeit mit Geist und Körper in ihrem Aeußeren erkennen läßt. welche die Satzungen vorschrieben. Turgenjew   hatte sogar ein derart niederschmetterndes Fiasko erlebt, daß er aus Aerger über seinen Durchfall der Heimat den Rück«»» kehrte. Flaubert und Goneourt hatten sich auch nicht zu beklagen, und Daudet  « Ackssienne" wurde bereits ausgepfiffen, ehe sich überhaupt der. Vorhang erhoben hatte, Zola   war EhrentUitglick" de»Ausgepsisfenenklubt" und brauchte hei der Aufnahme nicht einmal den Wahr­heitsbeweis anzutreten, da jeder wußte, daß seine Bühnenstücke stet» kläglich abfielen. Dagegen wurde Guy de MaupassantS Mitgliedschaft einstim- nng abgelehnt, weil dieser Dichter nur für einen kleinen Einakter auSgepfiffen worden war und dieserErfolg" nicht al»genügender Mißerfolg" anerkannt werde»» konnte. Der heutige Vorstand wird e» nicht so leicht haben, denn heutzutage werden die Stück: meist mit eitdlosem Jubel und leidenschaftlichem Protest ausgenommen. Anderer­seits taugen die Stücke in den meisten Fällen be- stimmt weniger als die Werke der oben erwähnten AuSgepfifsenen". Wildererdrama. Dieser Tage traf der Aufsichts­jäger Leo Reif im Herzog Leuchtenbergische» Jagd­revier, auf der sogenannten Mantleralpe, mit einem Wilderer znsammen, den er für verhaftet erklärte. Al» der Jäger den Wilderer eskortierte, überfiel ihn dieser Plötzlich, entriß ihm da« Jagdgewehr und versetzte ihm damit einige wuchtige Hiebe über den Kopf, so daß er bewußtlos wurde. Die- benützte der Wilderer, um die Flucht zu ergreifen. Al- Reif das Bewußtsein wiedererlangt hatte, gelang ihm, sich trotz der schweren Kopfverletzung bis zu einem in der Nähe befindlichen Gchbst zu schlep­pen. Bon dort wurde er nach Hüttenberg   gebracht. Der Gendarmerieposten Hüttenberg   hat den Holz­arbeiter Josef Passegger als der Tat verdächtig verhaftet und de« Gericht eingeliefert. AuSverkanf-Rnnnnel mit 8« verletzten. Tin Brooklyner Warenhaus, da««inen Ausverkauf von Kleidern und Mänteln zu einem Dollar da» Stück angezeigt hatte, zog Dien  «tag eine gewaltige Menge von Käufers an. Der Andrang vor den» Waren­haus>var so groß, daß die vorn Stehenden in die Schaufenster gedrückt wurden, wobei mehr al« 1 30 Frauen und Kinder schwer verletzt wurden. Der bnive Lheidor. Theodor war ein braver Mensch. Morgen», nachdem er sich gewaschen hatte, la« er stet« di« Kalendersprüche, um sich, an den Lehren für den Tagetlauf zu stärken. Dafür hatte er sich einen besonder« spruchhaltigen Abreißkalender ango« schafft. Am 1. April la« er:Stelle dich vor den Kin­dern nie al« den Schuldlosen dar, sondern al« den vornehmen Sünder, den Gott begnadet hat." Seitdem er dieses Sprüchlein gelesen hatte, war Theodor tiefsinnig geworden. Er grübelt« über di« Auslegung und über die Ausführung diese- bedeut­samen Satze-»rach. Daß er ein Sünder war, wußte er, aber wie er sich als vornehmen Sünder darstellen sollte, das war unerfindlich, denn er hatte keine Kinder und... Nun kam er zu dem Schluss«, daß er vor allem einmal heiraten müsse, um den Spruch zu erfüllen. Aber am nächsten Tag la» er auf dem Kalender:Willst du mit mir hauseq, dann laß die Bestie draußen!" Dieser Weisheit«» spruch erschütterte seinen festen Entschluß. Am nächsten Morgen la« er wieder und fand den Satz:Wohl dem, der nie sich irrt!" Er glaubt« also, recht getan zu haben und verbrachte einen ' guten Tag. Aber, wehe, am 14. April la« er: ES ist nicht gut, allein zu sein." Also kam er in« Wanken und verliebte sich an diesem Abend Fräulein Emma Meier, die nicht schön, aber sehr tugendhaft war. Am 16. April morgens, wollte er sein Orakel darüber befragen, ob er sich erklären sollte, und fand die Worte:Die Gelegenheit zieht vorüber wie eine Wolke!" Da» war doch ein« Aufforderung, zuzugrei« fen, dachte er. Also erklärte«r an diesem Abend Fräulein Emma, daß er fie liebe. Womit sie sich einverstanden erklärte.' Am 18. April morgen» nahm Theodor in ttef- ster Betrübnis ein Blatt von seinem Ratgeber. Eile mit Weile!" stand daraus, und er begriff, daß dlestr Rat auf seine Lage vortrefflich paffe. Er schrieb also Fräulein Emma, daß er die Heirat noch verschieben müsse. Daraufhin bekam er ein« peinliche Antwort. Er wollte erwidern, aber er la« auf seinem Kalender:Schreibe nie eine« Brief im Zorn! Also schwieg er. Fräulein Emma jedoch schien nicht» ans Kalenderweisheit und dem Hundertjährigen und solche Orakel zn geben oder sie garnicht zu besitzen, denn sie fragte sehr heftig an, wat Theodor nun tun werde. Er lat am 21. April:Jeder Mensch ist und bleibt ein Indivi­duum für sich." Da» teilte er Fräulein Emma mit, zugleich das Geständnis daß er ein Sünder sei und daher nicht zur Ehe paffe. Fräulein Emma ließ einen RechtSanwalt über diesen Satz auf Kosten ihre» verflossenen Theodor nachdenken. Am 1. Mai la» Theodor:Keine Dummheit ist so groß, daß sie nicht auch Gläubige fände." Da nahm er seinen Abreißkalender und verbrannte ihn, weil er ihm die Wahrheit gesagt hatte. Ma« sieht, eS geht den Dingen wie den Pro­pheten. Theodor aber war seit diesem Tage wieder mit sich zufrieden. Alfred Auerbach  , KSnstlerpech. Bon N. Kalinowicz. Moloch! Goldenes Kalb! Magischer Schlüs­sel, der du die Flügeltüren von Furstenschlössern und der Paläste der Akademien und Kurtisanen öffnest! Grausamer! Bon Blut befleckter! Fackel aller Kriege. guf Erden..." Mit diese»» Worten begann da« neueste Werk von" Antoni» Chaumont  , eine» bekann­ten Kandidaten für den Nobelpreis, Prix d« Goneourt.uns hundert anderer irdischer Aus- zeichnüngen, mit denen die Sterblichen ihre Au», erwählten beschenken. Der junge Schriftsteller erinnerte seltsam an Diogenes   im Hinblick aus die große Not und die Fülle der Löcher auf dem Rücken des»-«sgcfransten und durch da» Alter der Herkunft dein berühmte» Philosophen gleichen Rock». An ei»rem schönen Morgen verließ Autonin den letzten Verleger, auf den er seine letzte Hoffnung gesetzt hatte. Die Masse lachender Pariser walzte sich über die Straßen und weckte mit ihrer sorgenlosen Heiterkeit du»npfe Trauer im Herzen des verkannten Dichter». Bon ei«m plötzlichen Gedanken geblendet, erblickte Chaumont   die einzige Erlösung im Tod, Das Pathos eines nicht alltäglichen Endes lockte ihn Schon... Schon... begann er die erste Strophe der Ode  An de» toten Mond". Als er sich aber an das würdevolle Antlitz des Verlegers Brissot   erinnerte, spie er auS. Sich löten! Dieser eigensinnig wiederkehrende Ge­denke erfüllte den Dichter mit einer seltsamen Heiterhett. Ja, aber auf welche Art und Weise, grübelte der Verstand. Um sich aufzuhängen, braucht»nan wenigstens Hosenträger, und die besaß er schon lange nicht mehr. Gift? Revolver? Mein Lieber» zu alledem braucht man doch Geld.   Nun, die Freunde dachte der Dichter wer­den sicher pumpen, zumal da sie sich von ihm durch die Gabe der Verwandlung ihrer Werke in nagelneue Geldscheine unterschieden. Da­sarkastische Teufelchen Verstand brach in mark­erschütterndes Lachen au», al» es diese Worte hörte. Das Teufelchen hatte Recht. Die» im Eafä angetrofsenen lieben Kollegen... hätten ihm gern gepumpt, aber leider hatte der erste sein Geld vergessen, der zweite hatte einen dritten ge­pumpt, und der dritte, nehmen wir an, hatte seine Brieftasche beim Rennen verloren. Mit einem Händedruck verabschiedete sich Chaumont  von seinen Freunden und ging fort, nm einen GratiStod zu suchen. Stolz aufgereckt, stand der Dichter am Ge­länder einer Brücke, streckte in herrlicher Bewe­gung die Arme aus, und plötzlich.., fühlte er auf sich die schwere Hand eine» PolizistenSWas tun Sie hier?". Ich durchschneide den Faden meines Le­ben«, denn er ist grau und cintö..." ,'Konnten Sie dafür keinen anderen Platz finden nein? Dafür bezahlen Sie zehn Fran­ken Strafe!" Die Pelerine wandert ab, und der ver­fehlte Selbstmörder begibt sich auf die weitere Suche nach dem Glück. Avenue de l'OPera. Lärm, keuchende Hupen, Schreie und Rufe. In au-gerichteten Reihen fließe»» Autoströme. Plötzlich entsteht ein Zusam­menlauf, und nach einer Weile erhält der un ­glückliche Selbstmordkandidat ein Protokoll wegen nicht beachteter Verkehrsvorschriften. Die Schutz­leute sind die Personifikation des Skeptizismus und zucken auf alle flammende»» Tiraden ledig­lich verächtlich mit der» Achseln. Ein bitterer Bodensatz lagert sich in der Seele des ar»»»e»» Rasenden. Irdischer Hunger zermalmt die Eingeweide und steigert noch die unbefriedigte Todesbegierde. Antonius Blick fällt auf ein grelles Plakat, auf dem eine schwarze Guillotine z>» sehen ist. Guillotine? Schließ- lich besser als alle anderen Arten! Gipfelpunkt der Hygiene und Bequemlichkeit, und der Staat bietet dem Mörder noch vor dem Tod« das erste und letzte annehmbare Abendbrot. Die Szenerie wandelt sich in ungeheurem Tempo. Die Steinwand eines hohen Gebäude« wirft düstere Schatten auf eine kleine Durch­gangsstraße. Auf dem öden Platze klingen dumpf die Schritte eines verspäteten Passanten. Plötz­lich stürzt ans der Wand eine zum. Sprunge ge­reckte Gestalt auf und wirst da« Opfer mit straßenrauberischem Griff zu Boden. In die durch das Verzweiflungsgeschrei des Gewürgten unterbrochene Totenstille bohrt sich plötzlich der markdurchdringende Pfiff der Schutzmannspfeife. Noch einer, zwei... Da» Getrampel rasch rau­fender Leute verwirrt vollend« den Seligkeitdzu- stand eingeschläferter Nebenstraßen. Im Polizeikommissariat beginnt ein junger Beamter die Anfangsuntersuchungen:'Weshalb töteten Sie jenen Menschen?" Um ihn zu berauben", entgegnete Chau­ mont   hinterlistig, und die dankbare Silhouette der Guillotine entfaltete vor seinen Augen tausenderlei Reize. Um da« begehrte Ziel zu er­reichen, malt der auf die Macht seiner Aus­drucksweise vertrauende Dichter seine Seele, die Seele eines vertierten Verbrechens. Wollüstig vergießt er da« Blut von Hunderten unschuldi­ger Opfer und wird zu einem Jack, dem Bauch« aufschlitzer, Landnr und schließlich zu einem Arsäne Lupin. Ein plötzliches, den Kommissär in da» an­liegend« Zimmer abrufendes Klingelzeichen un­terbricht die blutgebadeten, verbrecherische« Phantasieprodukte. Nach einer Weile kommt der Beamte zurück, und auf seinem Gesicht malen sich nacheinander Entzücken, Dankbarkeit, Scham und Denmt.Verehrter Herr", ruft er aus,ich werde Ihnen bis zu»reinem Lebensende dank­bar bleiben. Sie haben einen gefährliche« Straßenräirber in dem Augenblicke unschädlich gemacht, alü Sie von ihm angesallen wurden E« war der berühmte Jaequelin, der unfaßbare Bandit, dessen straflose Verbrechen das Damok­lesschwert der Demission über meinen Kopf hängten. In allerkürzester Zeit wird Sie der Präfekt mit dem Berdienstkreuz auszeichnen." Vor den Augen de« Zufallshelden schwirr­ten buntfarbige Kreise. Nach einem Augenblick der Besinnung packt«r«ine große, schwere Karaffe und wirst sie mit voller Wucht dem Kommissär an den Kops. In der Zelle Nr. 17 der Pariser Ir­renanstalt kann nu»n einen blassen Men­schen sehen, dessen Antlitz das Siegel tiefer Ber- zweiflung trägt, und der sich bemüht, alle zu überzeugen, daß er ein zum Tode verurteilter Mörder sei. Seit Jahre»» tvartet er dauernd hoffnungsvoll auf den Besuch des GeneralstaatS- anwaltS.' ,' >(Deutsch   von Leo Äoszella.)