Samstag, 19. Oktober 1929.

Menteret auf einem Dampfer. Auf dem im dänischen Hafen Kolding liegenden schwedischen Dampfer Bragbit" überfielen zwei betrunkene Matrofen den Rapitän und zwei Offiziere und miß­handelten fie, weil ihnen ein Vorschuß verweigert worden war. Die Hafenpolizei fonnte rechtzeitig inschreiten und die Miffetäter festnehmen als Agitator für die Nationalsozialisten und der sich noch im Frühjahr d. J. in Sachsen Sie murden per Schub nach Schweden transportiert, wo fie wegen Menterei abgeurteilt werten sollen.

Sumpfblüte Hakenkreuz.

Reue Enthüllungen über die Hitlerpartei. Ein Herr Friedrich aus Sarlsruhe,

schon fann feber Arbeiter ermessen ,, mie es im ,, dritten Reich" aussehen wird...!"

als Sozialistenfresser die großen Sitler- Sporen der Hafenkreuzler als Vertreter Aber auch über die segensreiche Tätigkeit der Eine Lebensretterin ertrunken. In Roermond anderen besonnen und eine Broschüre unter völlische Agitator einen Aufschluß. Worauf es verdienen wollte, hat sich inzwischen eintes Arbeiterinteressen" gibt der ehemalige ( Bolland) ertrant ein vierjähriges Mädchen bei dem dem Hakenkreuz" herausgegeben, in der dabei besonders dieser Partei ankommt, dazu Berfuch, einen gleichaltrigen Knaben, der in die er sich über seine ehemaligen Parteigenoffen erklärt der Verfasser der Broschüre folgendes: ein Maaß gefallen war, zu retten. Der Stnabe konnte alles cher denn lobend ausbrüdt. ohne ernstliche Schädigung geborgen werden.

Der Bund der Kriegsverlegten bringt zur Kenntnis, daß der vom Zentralverband der Striegs­beschädigten, Witwen und Waisen in Prag durch geführte Kalenderversand mit der Organisation der Seutschen Kriegsbeschädigten, dem Bund der Kriegs­verlegten, Witwen und Waisen, Siz Reichenberg,

nichts zu tun hat.

Rampf den gewiffenlosen Autofahrern!

In immer größerer Zahl machen gewiffen­lofe Autofahrer insbesondere die Hauptstadt Brag unsicher. Die Polizeikorrefpondenz hat faft täglich größere oder Heinere, durch Auto­fahrer hervorgerufene Verkehrsunglüde zu ver eichnen, fast täglich begegnet man Menschenan­jammlungen wegen irgend eines vischenfalls beobachtet man, wie wilde Autofahrer nur im legten Augenblid, etwa durch gewaltsames Brem fen der elektrischen Straßenbahn, oder durch geistesgogentvärtiges Burseitespringen von Paj anten fich nicht schwerster Berbrechen an Men fchenleben fchuldig machen. Am Donnerstag ist mieber ein Rinb einem solchen Automiloling zum Opfer gefallen, wurde beint lleberqueren ciner Straße in Lieben durch ein Lastauto zu Baden govorfen und getötet. In diesem Falle wurde der Chauffeur, der das Unglüd durch zu rasches Fahren verschildete, verhaftet. Im lebvigen hat man aber leider keineswegs den Einbrud, daß die Prager Polizisten sich den Autofahrern gegenüber als Hüter der öffent lichen Sicherheit fühlen. Men lann jahrelang in Brag leben, ohne ein einziges Mal einen Wach Mann dabei betreten" zu haben, wie er einen Autovilbling stellte, dagegen fann man es zu weilen erleben, daß die Herren Wachleute sehr deutlich die Augen zubrüden, wenn es sich darum handelte, die Lenker der Kraftwagen wegen Um gehung der Verkehrsvorschriften sicherzustellen.

.

Man erfährt aus seiner Broschüre aller­hand Erbauliches über die inneren Zustände in der Hitler - Partei, in die ja erst vor kurzem ein auch von uns besprochener Brief des Rapi­tänleutnants Müde, der gewisse Beziehungen Hitlers zu einem reichen fächsischen Fabrikan ten namens Mutschmann aufbedte, ordentlich hineingeleuchtet hat. So heißt es auf Seite 8 der erwähnten Broschüre:

"

Wo ich hinkam, nach Süden oder Norden, Often oder Westen, überall das gleiche: Kor ruption innerhalb der Führung, überall die gleichen Verhältnisse wie in Baden in der Leitung. Reiner lann innerlich den ande­ren ausstehen. Jeder D.Gr.- Führer und zum Teil auch Bezirksleiter mit Gauleitern sorgt nur für fich. Rein Mitglied darf wissen, was eingeht. Steiner barf fich für die Geschäftsführung" intereffieren. Die geht einem Mitgliede über haupt nichts an. Wird gerügt, daß die per­ren" faft überall, wie auch in Baden, bis nats drei Uhr in den feinsten Kneipen, fogar Juden Cafés, her. amfigen, fo wird der Kritifer auf das tote Gleis geschoben und bei passender Gelegen heit hinausgeschmissen. Das ist der Nationalis. mus in Reinfultur, wie er beim größten Teil ber Führer gepflegt wird. Eine Folge auch da ben, bak biele junge Bürschchen die Sache in der Hand haben und Herrchen mit flingen­ben Ramen. Andere, die diese Tugenden" nicht aufweisen önnen, werden ja gar nicht aner Tannt!

,, Das Rapital spielt da eine auffallend große Rolle. Anderseits wird es aufs entschiedenste zurüdgewiesen, daß die NSDAP . aus nationalen Rapitalistenkreisen finanziert werbe. Es sei noch nie gelungen, den Beweis anzutreten. So wie der in einem Artikel in Nr. 191 des Böllischen Beobachters".

Run will ich aber den Beweis antreten, daß bie NSDAP . tatsächlich Bettelbriefe and Groß­lapital geschrieben hat:

Cette 7

Wollen Sie stets trockene u.warme Füße bewahren?

Tragen Sie einzig

Schuhe mit Sohlen

von

echtem Plantagengummi

Die Plantagen- Crepesohle ist unverwüstlich, leicht, elastisch, wasserdicht und schließt Er­mudung aus.

Verlangen

Sie Schuhe mit Plantagengummi In jeder Schuhniederlage.

The Rubber Gorwers Association

London.

3-3

Die Gauleitung Sachsen der NSDAP. , Gauleiter Spißenfabrikant Martin Mutsch. mann( bekannt durch die Müde- Briefe), sandte an sämtliche ihm in Sachsen belannien nationalen Kapitalistentreise, Fa- Nordböhmen, aber auch im ganzen Staatsge brikanten, Direttoren, Berg biete diese Verfügungen getroffen wurden, sind mertbesißer und sonstigen Geldleute, die irregeführten Witglieder des Zwidauer Ber unter dem 19. April 1929 datiert, Bettelbriefe bandes zu bedauern. Im Friedländer Bezirke um Geldspenden( Wahlbeitrag). Der werden ganze Betriebe ſtillgelegt, im Reichen weitlehte Sat dieses Briefes lautet: Wir berger Bezirk werden Waffenentlassungen vor­hoffen bestimmt, daß Sie die Beben genommen, so daß die 3wvidauer Mitglieder nun tung unferer Aufgabe boll und in der größten Not auf die large gewerkschaft ganz erfennen und uns Ihre Unliche Unterstüßung ohne Staatsbeitrag angewic terfügung nicht bersagen werfen sind. ir sind der Ansicht, daß sich der Zwit­ben." lauer Berband finanziell überhaupt nicht mehr

Nun wird es wohl manchen Parteigenoffen erholen wird und daß es am flügsten wäre, wenn flar werden, warum Abolf hitler bor bie irregeführten Mitglieder zur Union der ber Gruppe Mutschmann tapitulie- Tertilarbeiter zurückkehren würden. ren mußte und warum er den Kleineren,

b. Mit de, im Stiche ließ. Weiter betone ic I. Kongreß der Gastgewerbe angestellten

hier zur Aufklärung meiner aus dem margifti. schen Lager zur NSDAP . gekommenen Parteige noffen, daß nicht nur national" benkende Fabri­fanten Abolf Hitlers Bewegung finansieren, fon­dern auch Fürstlichteiten aus dem Haus Hohenzollern Doorn, n. a. Prins Wilhelm von Preußen überreichte vor nicht zu langer Zeit dem Gauleiter Loeper, Hauptmann a. D., einige Daher kommt auch in lester Zeit der Erfolg Scheds, die Hauptmann Loeper durch die Raiff

Dr. Goebbels , Berlin , ist vor allem einer von denjenigen, die grundsäglich behaupten, daß in einem revolutionären Rampf die Arbeiter teine Führerrolle übernehmen dürften, be diese nur ben A la demifern zustehe.

der Bewegung in den verschiedenen Universi tätsstäbten, weil die gezeichneten Führerpersön lichkeiten" ben zum Teil sehr verwöhnten studie­renben Bourgeoise- Söhnchen vormachen, daß ge­rabe fie die Auserwählten und geborenen ührer für das dritte Reich seien. Daraus

eisenbank weitergab.

Auch in Baden gibt es solche Geldquellen, die Besuche Blaichingers in München , die fehr häufig find, haben ihren Grund. Der Parteifädel der NSDAP . hat einen unergrünbbaren und untontrollierbaren Boden."

Boltswirtschaft und Sozialpolitit

Der Zwidauer Terilarbeiterverband in Nöten.

Zweiter und dritter Berhandlungstag.

Die Beratungen des zweiten Kongreßtages begannen mit einer lebhaften Debatte über das Referat des Rollegen Sandner Reichenberg Die Frauenarbeit im Gastgewer be", an der sich die Kollegen Ströhlinger­Berlin,

Sharing Starlsbad, Wenzel, Chot- Prag und Kommen da Wien betei ligten. Das Ergebnis dieser Discussion findet seinen Ausdrud in einer einstimmig beschlossenen Resolution, die die Forderung aufstellt, den Organisationsgedanken auch in die Reihen der weiblichen Angestellten im Gastgewerbe zu tragen und die Gesetzgebung zu beeinflussen, daß für die weiblichen Angestellten entsprechend ihrer förperlichen Konstitution und der zahlreicheren Gefahrenmomente besondere Schutzgesetze geschaf­

fert werben.

Der einzelne Paffant ist machtlos. Hat er fich mit einem Sprung vor dem Tode gerettet, fo braucht er eine Meine Weile, bis er, wieder bei vollem Bewußtsein, auch nur daran denfen lann, den gewiffenlosen Fahrer zur Verantwor tung ziehen zu laffen und der ist natürlich mitt­leppeile längst über alle Berge. Selbsthilfe ift mels vont Rande der schwarzen Dächer der Stadt. da alfo faft nic möglich. Um so notwendiger er Bor bem erleuchteten Fenster eines Bäderlabens fcheint es Rollege Lehnert erstattete sodann zwei Deffentemeiner Kampf der stehen Rinder in dünnen Kleidchen und bliden ber gegen diefe Gefahr langenb auf bie buftenben Zuderweden. Eine Deut. Referate über die Entlohnungsreform und das Windeste wäre, daß jeder Autolenker, ter führt ihren dreijährigen Buben an der Hand, und über die Bekämpfung der Arbeits­der bei zu schnellem Fahren betreten, gefdyweige der sich mutwillig ihr entreißen und den Rindern losigkeit im Gastgewerbe. Die ersten Nach Wie wir erfahren, hat der Verbandstag des mittagsstunden waren der Diskussion über beide denn der, der ein Unglüd angerichtet hat, in austreben will. Die Frau hat ein mildes Gesicht, der denkbar schärfsten Weise bebas plöglich in Freude aufleuchtet, als fie ihren 3widauer Textilarbeiterverbandes die Beiträge Referate gewidmet, worauf Sollege Fister­kraft wird. Wir brauchen zuerst nicht, wie es heimlehrenden Mann von fern erblickt. Das Kind um 40 Heller und Marke erhöht. Außerdem er- Bodenbach ausführlich über die Stellungnahme die Chauffeurvereinigungen wünschen, dem mo- trennt auf seinen Suruf sich schnell von der Mut- fahren wir, daß an die Ortsgruppe ein Zir zur Regelung der Arbeitsvermittlung berichtete. bernen Schnellfahrbedürfnis angepakte Verkehrs- ter unb läuft in die ausgebreiteten Arme des Va fular gerichtet wurde, daß trop der Beitrags­Der dritte und lehte Tag des Kongresses vorschriften, sondern eine Polizei, die hier( an- ters, der es su fich empor hebt. Alle Menschen auf erhöhung um 40 Heller der Staatsbeitrag in brachte noch einige bedeutsame Referate: Stoll. benvärts ist sie es ja) auf dem Play ist und der Straße fließen nun wie der legte Afford eines Zukunft nicht ausgezahlt werden darf, weil der Ströhlinger Berlin sprach über die Be strengste Strafen gegen Leichtsinn und Gewissen- verklungenen Liebes in die großen, schwarzen Tor- Staat ihnen die Beiträge nicht refundiert. Aus deutung der Berufsinternationale Tofiqleit! bogen der Säuser. diesem Zirkular geht jedoch hervor, daß es im und die Freizügigfeit im Gastgewerbe, Ein Gespann sieht allein noch die Straße her. mer noch Gruppen gegeben hat, die sich den Roll. Som menda- Wien berichtete über den Abendliches Straßenbild. auf. Der Kutscher hebt ein Faß Margarine vom Weisungen der Zwidauer Zentrale nicht ge- Aufbau der österreichischen Bruderorganisation SPD . Die Türen der Wirtshäuser stehen Wagen herab und trägt es, steif die schwere Saft fügt haben und den Staatsbeitrag immer noch und Roll. Weigel von der ZGK. Reichenberg Laſt offen. Die Stimmten ber Gäſte ſchallen laut und auf den Schultern balansierend, in einen Gemüse auszahlten. In diesem Zirkular wird nun die erörterte das Wesen der sosialpolitismen roh heraus auf die Straße. 3hr feines Guthaben felfer hinunter. Das Pferd tappt mit schleifenden Auszahlung des Staatsbeitrages Gefchgebung in der Tschechoslowakil er Kennt­an Frohsinn wechselt mit den Groschen und er- Bügeln einige Schritte vor, bis es das Beden eines direkt verboten und falls dennoch Grup: drei Referate wurden ohne Debatte our me trinkt in Bier und Schnaps. Wanchmal schleicht Straßenbrunnens erreicht, und taucht seine Nüſtern ben aus eigenen Mitteln den Staatsbeitrag bei nis genommen. Arbeitslosen zur Auszahlung bringen, darf der Die Schlußverhandlungen des Nachmittags in die fühle Flut. ein ärmlich gekleidetes Weib, die Frau eines selbe mur gegen Revers ausgezahlt werden. In ergaben noch eine lebhafte Debatte über die or­War es das dürstende Pferd, das stumme Be- diesem Revers muß sich das Mitglied verpflich ganisatorische Zusammenfassung der Angestellten Trinkers, an die offene Tür und späht hinein in ben tobenden Zärm, atpischen dem auf grauen grüßen zwischen Mann und Frau oder das stille, ten, sobald es irgendwo eine Beschäftigung er- im Gastgewerbe, die als eigene Seftion unter Rauchschwaden Lichter schwimmen wie schaukelnbe traurige Wesen der Dinge zwischen der Tag und hält und wieder in Arbeit steht, diesen Staats- voller Wahrung ihrer besonderen Interessen und Nachtscheibe auf der Straße- plötzlich ist jene beitrag an die Organisation zurüdzuzahlen. Rechte im Zentralverband der Arbeiter in der Doch lagt uns dieses Bild mit rascher Geste Furcht in mir, die als Fluch auf die Menschheit Wahrscheinlich besteht die Absicht, gegen fäumige Lebens- und Genußmittelindustrie den Anschluß hintwegwischen! Draußen irgendwo will der Tag von Gott bei der Schöpfung geschrien wird. Und zahler dann gerichtlich vorgehen zu wollen, an die freigewerkschaftlich organisierte Arbeiter noch hell und leichtfüßig über die Stoppeln laufen, ich fühle, wie gebeugt von einer unsichtbaren Last, denn sonst wäre ein Revers nicht notwendig. schaft vollzogen haben. Um halb vier Uhr schloß Aus diesem Zirfular geht aber auch hervor, toll. Lehnert als Vorsitzender mit einem der Stadt fenkt sich die Dunkelheit schon breit über Schatten; ich krampfe die Fauſt, dieses Leben im daß der Verband finanziell in Nöten ist. Nach Rückblick auf den Verlauf der Verhandlungen da jagen sich die Blätter ant Waldesed. Hier in das Berwandte meines Blutes mit den nächtlichen den Straßendamm. Die Lichter auf den Biaduften Dunfel als Rämpfer zu ertragen. dem von den Bolschewiken gerade jest zur Zeit und mit anfeuernden Worten den an ernster der Hochbahn brennen das hellere Grau des Him­einer verschärften Arbeitslosigkeit, besonders in Arbeit so reichen ersten Kongres.

Bojen im Meere.

מהמתחרה

Friedrich Natteroth.

Beleuchte besser!

Licht im Haushalt gibt Arbeitsfreude Innenmattierung­

der letzte große Fortschritt.

OSRAM

Befrage die Osram- Verkaufsstellen.

Matth