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9. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.

Donnerstag, 24. Oktober 1929.

Schlußwort zum Fall Fahrner!

Protest gegen die Hitlerfascisten

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Ein Wahlaufruf Fahrners.- Er Er fordert Sühne.  nationalsozialistischen Partei.

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Nr. 249.

Die Arbeiterschädlinge.

Von den bisherigen Abgeordneten und Senatoren der kommunistischen   Partei wurden bei der Kandidatenaufstellung nahezu 90 Pro­zent in die Mistgrube geworfen. Eine neue Garnitur revolutionärer Arbeiter" mußte heran. Wann wird die nächste folgen? Natür hat aus

Die fascistische Klique in der Der Parteigründer gegen die neuen Herren.

Nationalsozialistische Arbeiter und Angestellte! Wollt Ihr Sefer offenerledigung ihrer parlamentari nun für den Hitlerfascismus, für Krebs und Jang stimmen? efucht, aber eine Bartei, die bei jeder

Der Fall Fahrner" ist noch in guter Erinnerung. Vor dreiviertel Jahren verließ plöglich der nationalsozialistische Senator Fahr­ner, Mitbegründer der nationalsozialistischen Bartei und ihrer Vorläufer, zeitweise Borsigen­der der Partei diese von ihm mitgeschaffene po litische Partei und erklärte,

die neue fascistische Richtung, die der Partei aufgenötigt werde, nicht mit­machen zu können.

Es hat genug Arbeit gekostet, der national sozialistischen Bartei und ihrer Presse die ersten schamhaften Rundgebungen zu diesem über raschenden Ereignis zu entloden. Es famt ein Dementi der Herren Krebs   und Jung, in

schriftlich und mündlich einvernommen, sich Ein-| blid in die vorhandenen Verhandlungsschriften und bücherlichen Aufzeichnungen der Deutschen Bank in Reichenberg   verschafft und auf Grund der abgeschlossenen Untersuchung folgende Feststel­ling gemacht:

Es folgt nun eine Darstellung des Verhält nisses, in dem Fahrner zur Deutschen Bank stand und das ein rein wirtschaftliches gewesen jei. Nicht für Interventionen, sondern für be- vor dem von beiden Teilen anerkannten Schieds stimmte Arbeiten habe Fahrner ein Sonorar ergericht gewonnen. Der rehabilitierte Politiker halten, das als angemessen zu bezeichnen sei. Es wendet sich nur in begreiflicher Eurpörung über das feige Lotterspiel, das mit ihm getrieben heißt dann: wurde, an die deutsche Oeffentlichkeit und über ,, Die Verhandlungsschriften der Deutschen   mittelte der Preffe folgenden Aufruf:

schen Wortführer für sich politijdjes Rapital au

dem sie feststellten, sie feien nie Fafeiſten geAn die deutsche Oeffentlichkeit! feinerlei Verdienste aufzuweisen haben, bedeu

wesen, eine Behauptung, die sie vorher und feit her wieder unzählige Male durch ihre Rundge­bungen, ihre Zeitungen, ihre Reden Lügen ge­ftraft haben. Denn unverwandt haben sie sich zu Hitler   und den reichsdeutschen Putschiften, aber auch zu Musolini selbst bekannt.

1m aber eine Erklärung für den demon­strativen Austritt eines der ältesten

ſten ihrer Führer, des Senators A ð am Fahr­

ner, zu schaffen, beschuldigten sie diesen unfor. refter Handlungen. Soweit ihre Beschuldigungen Sinn und Geltung hatten, richteten sie sich frei­lich nur gegen die Partei selbst, die als eine Brecherin der Zinsknechtschaft" duldete, daß einer ihrer ersten Vertrauenslente Verwaltungs­rat einer Bank wurde. Gegen die Beschuldigung rief Adam Fahrner   ein Schiedsgericht an, das von der Deutschpolitischen Arbeitsstelle ein gesetzt wurde und dem die Herren Dr. Funke, Dr. Stolberg und Direktor Ulbrich, der Parteizugehörigkeit nach also ein Deutschnatio­nalet, ein Christlichsozialer und ein Agrarier an gehörten. Schon damals erklärte Fahrner durch

den größten Teil der Perso Bank in Reichenberg   enthalten weder bezüge nen, denen sie das höchste Ehrenamt übertragen lich der Auszahlung der Ke 10.000.- noch in hatte, als unbrauchbar und verräterisch ab= anderer Hinsicht irgendwelches den Herrn schlachten muß und nur ein Zehntel noch für Fahrner belastendes Material würdig findet, unter ihren parlamentarischen Zusammenfassend gibt das Feststellungsge- Repräsentanten zu verbleiben, stellt sich selber richt der eberzeugung Ausdrud, daß im das denkbar ängste Seugnis aus, untersuchten Falle ein Mißbrauch des bürgt dafür, daß die von Moskaus   Emissären Mandats nicht vorliegt." Damit hat Fahrner die Streitfade licher erweisen? heu Auserforenen sich als besser und verläẞ­licher erweisen? Neue Männer", bei deren Aſſentierung wohl mehr auf Muskel- und Lune genträfte gesehen wurde, als auf geistige Fähig feiten und Kenntnisse, Menschen, die niemand fennt, deren Namen niemandem vertraut sind. die sich noch nicht im geringsten bewährt und ten für eine Partei auch keine gerade große Zugkraft. Zudem: was hat die fommunistische Partei einem denkenden, Naffenbewußten Ar beiter heute noch außer den ödesten, ridesten Schimpfereien auf die proletarischen Klassen­brüder zu bieten? Der Köder der Einheits­front hat sich als so fibelriechend erwiesen, daß nicht einmal der dümmste Karpfen auf ihn an beißen würde. Die Weltrebolution wurde von Moskau   selber abgefagt und auf die Zeit nad einer ganzen Kette von Bürgerkriegen, also bis hinter das Chaos, verschoben. Alle Ideale hat der Teufel geholt, die kommunistischen Theo= rien sind wie ein Kartenhaus zusammengebro­chen ebenso wie alle bolschewistischen Prophe zeiungen. Behnmal wurden die Führer gewech­felt, die richtige Linie für die Taktik des Vol­schewismus- aber ist noch immer nicht gefunden, obwohl drei, vier und mehr Richtungen inner­halb der bolfchewistischen Geerscharen im Be­fiße der einzia wahren Linie zu sein behaup ten. Die früher kommunistischen Arbeitermaj sen durchschauen immer beffer den falschen fom munistischen Zauber und nicht einmal die musigsten, den Gelben abgelaufchten Ver­leumdungsmethoden, gegen die Sozialdemo fraten angewendet, erzeugen noch die peringste

Ein Menschenalter stand ich im Dienste meines Volkes, frei von persön lichem Ehrgeiz. frei von Popularitätshascherei, frei von dem Glauben an Dant, als Soldat in der Reihe, das Beispiel unseres unvergeßlichen Dr. Titta vor Augen. An meinem Lebensabende, in dessen Ruhe einzutreten, ich mir Dank meiner Arbeit das Recht bei meinem Volke erivorben zu haben meinte, unternahmen einige Herren der deutschen natio Relfestelikifen Partei gegen mich ein Reifeltreia ben, um mich in den Augen der Oeffentlichkeit herabzujeßen und unmöglich zu machen. Gegen befferes Wissen erhoben fie gegen mich die furchtbarste Anlage, die man gegen einen Mann, der im öffentlichen Leben steht, erheben kann. Sie beschuldigten mich des Mißbrauches meines Mandates als Bollsvertreter. Diesen parteiischen Machenschaften gegenüber blieb mir nur der Weg zu einem unbeeinflußten, überparteilichen Schieds­gerichte offen, das ich anrief und das in den Auge. der rechtlich denkenden Deffentlichkeit sicher als höchste Instanz anerkannt wird. Das Ergebnis. seiner Prüfung liegt nun vor. Es ist so ausgefallen, wie ich es erwartete. Meine Ehre ist wieder hergestellt. Ich fann wieder in die Meihen meines Bolkes eintreten, mich an den Tisch meiner ehemaligen deutschen Parlaments­Kollegen seßen. Nun trete ich vor die deutsche Oeffentlichkeit. Wie meine Gegner das Recht zu haben glaubten, von ihr meine Verurteilung au fordern, so nehme ich nun das der Sühne in Anspruch. Sühne nicht meinetwegen, sondern Sühne im Interesse derer, die neben und nach mir im Dienste des Volkes stehen, da mit sich nicht Gleiches oder Aehn liches in Zukunft wiederhole.'"

Gelegenheit hiezu geben die bevorstehenden Parlamentswahlen seinen Anwalt, daß die Anwürfe, die man gegen und so wende ich mich an die rechtlich denkende deutsche Ollent­ihn richtete, nach Jahren ausgeframt wurden und leinem anderen Zwede dienten, als ihn ilchkelt mit der Bitte: zum Proteste gegen diese unerhörte Tat durch diese Drohungen mnndtot zu machen und den Listen der deutschen Nationalsozialisten bei diesen Wahlen dle feine unerwünschte profition gegen den fafci Stimme zu verweigern. stischen Aurs niederzuschlagen. Wir haben diese Handlungsweise der nationalsozialistischen Füh rer damals annevrangert und die Enthüllun gen" über Fahrner

den Revolver des Krebs  

Prag, am 23. Oktober 1929. Sier wird also einer Partei, die nicht mehr

Ad. Fahrner. Die fafciftifche Klique

Wirkung. So hat sich denn nach den ersten Ver jammlungen, welche die kommunistische Partei zu Beginn des Wahlkampfes veranstaltete, ge­zeigt, daß die in sich uneinige, berbroffene Par und nicht weniger beansprucht, als die Vertretung hat mit schimpflichen Mitteln sich eines unlieb tei, die immer neue Aufpulverung braucht, um des fudetendeutschen Volkes schlechthin mit ihrer samen Wahners entledigt und Fahrner fordert ihren vollständigen Zusammenbruch hinauszus cinem ihrer Sühne, damit sich nicht ähnliche Schandtaten ichieben, es nicht einmal mehr zu Versamm genannt, mit dem er, gewissen Journaliſten gleichzusetzen, von Parteifache bor wiederholen. Man erinnere sich angesichts dieses ungen bringt, für die sie sich nicht schämen gleich, den Gegner im innerparteilichen Mei­nungskampf in Schach   halten wollte. jederzeit Gründer, von einem Mann, der bis vor wiederholen. Man erinnere sich angesichts dieses noch ihr Schlußwortes zum Fall Fahrner an die Bor bereit, die alten Dinge ruhen zu lassen, wenn wenigen Wochen immer noch ihr würfe, die er seiner Partei machte und gegen müßte. Also andere Mittel her! Andere Ge­ahrner luschte, oder loszuknallen, wenn der Senator war, der Vorwurf gemacht, fic habe die sie feine beweisträftige Antwort fand: Daß legenheiten, an die Massen, die nicht mehr be­Widersacher sich nicht ducken wollte. gegen besseres Wissen" einen um ihre Sache sie ihm( nach seinem Austritt) das Manbai gierig darauf sind, in den kommunistischen   Ver­verdienten Mann der Schande preisgegeben, aus gegen Ueberlassung der Diäten offerierte, daß sammlungen aufgeflärt" zu werden. heranzus demagogischen Gründen einen Mann verdächtigt, sie seinen eventuellen Mandatsnachfolger als fommen"! Also los auf die sozialdemokrati­dem sie Dank schuldet.

Nun liegt der Schiedsspruch vor. Man mag über die Verwaltungratsstelle Fahrners wie immer denken( vor allem was feine Partei, nicht ihn als Person betrifft), das Urteil des Schiedsgerichtes, das auch von der nationalfezialistischen Partei anerkannt wurde, muß für deren Anhänger doch maßgebend sein. Das Schiedsgericht sagt über seine Tätigkeit in der Sache Fahrner:

Das auf Grund des Feststellungsbegehrens des Herrn Adam Fahrner   vom Deutschpoliti schen Arbeitsamt in   Prag eingesezte und den an der Angelegenheit interessierten Kreisen vorgeleg ten Materials die ermittelten zahlreichen Zeugen

Nein!

Arbeiter und Angestellte!

unfähig bezeichnete usw.

Wollt Ihr einer Partei Gefolg­schaft leisten, gegen die von ihrem Gründer so schwere Vor­würfe erhoben werden?!

Wollt Ihr den Fascismus der Krebs, Simm und Jung mit Euren Proletarierstimmen stärken, wollt Ihr einer Klique von Demagogen, die ihren eigenen Parteigenossen auf so schimpfliche Weise verraten hat, die gegen den politischen Gegner ohne Skrupel mit allen Mitteln kämpft, Gefolgschaft leisten?!

Ein dentender Arbeiter, ein Wähler, der auf politischen Anstand hält, wird dieser Partei ſeine Stimme verweigern.

Arbeiter. Angestellte, Beamte! Rechnet ab mit der Lüge des Nationalfozialismus!

Wählt sozialdemokratisch! Liste

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jchen Versammlungen und Streits in Szene gefeßt! Die Zuhörer für ihre Schimpfereien auf die Sozialfascisten" wollen die berufsmä­Bigen fommunistischen Verleumder, da sie sie nicht mehr in ihren eigenen Versammlungen finden, in denen unserer Partei suchen. Und unter Ausnüßung der elenden Lohn- und Are beitsverhältnisse, unter denen große Teile der Arbeiterschaft zu leiden haben, wollen fie diese in großen Massen, ohne jede Rüdsicht auf Er­folgsmöglichkeiten im gegenwärtigen Zeitpunft in den Streif treiben, was ihnen bekanntlich) in Nordböhmen   teilweise gelungen ist, alles nur, um für ihre bankerotte Partei aus An­laß der Wahlen Stimmung zu machen und ge­cen die reformistischen" Führer mit neuen Berleumdungen einsetzen zu können. Was liegt den Bankerotteuren daran, daß tausende Ar­beiter icher geschädigt werden, die sind bereit, auch Arbeiterleben zu opfern, wenn dies dazu beitragen würde, ihre Wahlaussichten zu ver bessern! Bei den auf den Schächten der Nord­böhmischen Kohlen Gesellschaft arrangierten