Samstag, 26. Oftober 1929.

Ja, Schluß mit dem Bürgerblock!

Und wennd e ,, Deutsche   Landpost zerspringt!

Unsere Wahlparole Schluß mit dem Bür gerblock!", die den deutschen   Agrariern und Christlichsozialen in diesen Wochen hundert­tausendfach entgegenhallte, ist der Deutschen Landpost" auf die Nerven gefallen; so sehr, daß sie in ihrer versuchten Polemik gegen diefes eindeutige Wahlziel und gegen die Rede, in der Genoffe Dr. Czech in Teplis dieses Ziel fonnentlar aufstellte, nichts, aber auch rein gar nichts anderes entgegenzustellen vermag, als- nun, Ihr werdet lachendie balkengroße Wiederholung dieser Parole an der Spiße ihrer Freitagnummer., a cht Sch I it f mit dem Bürgerblod!"- so ruit nun auch- es ist zum Lachen!- die Deutsche Landpost" aus. Und weil selbst das ärgste Eigenlob noch nicht so stinft wie die großzagrarischen Misthaufen, die die Bartei des Herrn Spina nach dreijähriger Bür­gerblodfätigkeit zurückgelassen hat, reißt sich die " Deutsche Landpost" ihre humoristische Ader auf, von deren Existen; man bisher noch nichts wußte -wer weiß denn, wo sie liegt! und meint, diese freiwillige Wiederholung un serer Wahlparole, durch die Landpost"

wirte fogar ein wenig humoristisch und das ist gut, denn auch in der Wahl. bewegung darf man den Humor nicht gan; verlieren."

So weit da von Humor die Rede sein kann, ift er höchft it itfreiwillig und deshalb frei lich um so wirksamer. Aber auch der Humor wird der Gesellschaft schon am Abend des 27. Oktober vergehen!

Es gehört ja eine Portion Dreistigkeit dazu, wenn ein journalistischer Stallknecht der Land­bündler in dem Ton, den er daheint gelernt hat, uns zuruft:

jie haben das Maul zu voll genommen!" Aber das ist der Schreider Angst aus dem Maule derer, die nicht nur dieses, sondern auch die Taschen zu voll genommen haben und die drum jetzt die Hosen voll haben!

MUTTER

SCHUTZE DEINE KINDER!

Shutz

Wähle die Liste 4 der

_ deutschen Sozialdmokratie!

Wie die Landpost" sieht, sind wir an passungsfähig und vermögen ganz gut so

zu sprechen, daß auch sie uns versteht.

Und im übrigen bleibt es jetzt erst recht bei her Parole:

,, Schluß mit dem Bürgerblock"!

Bolschewistische Versamm­lungsniederlagen im Reichen­

rechnet.

berger Gebict.

Staatsangestellte und Wahlen.

Bon Prof. Paul Fürstenau.

wird jede Leistung nach ihrem Ertrag beurteilt und der Mensch der Oberllaffe beginn: mit dem Autobefizer.

Seite 3.

Bekanntgabe

der Wahlresultate.

Wegen des auf den Montag fallenden Staatsfeiertages erscheinen am Dienstag, den 29. Oftober, feine Zeitungen. Wir haben uns daher entschlossen, eine

Extraausgabe des, Sozialdemokrat' am Montag, den 28. Oktober um 18 Uhr

erscheinen zu lassen. Diese Sonderausgabe wird in allen Zeitungsgeschäften am Dienstag, den 29. Oktober früh, und bei allen Kolporteuren des Kreisblattes zum Preise von 50 Hellern er­hältlich sein. Die Rolporteure erhalten die Höchst­auflage, welche sie vom Kreisblatt ständig be ziehen. Wir ersuchen die Kolporteure, die Zei tung bei der Bahn am Dienstag früh abzu holen. Die Zeitungen gehen am Montag abends von Prag   mit folgenden Zügen ab: Vom Mafaryl- Bahnhof nach:

Brür

Komotan

um 19.38 Uhr

19.15

"

Bodenbach

19.38

"

Brünn  ..

19.30

Vom Wilson- Bahnhof nach:

Pilsen  

19.17

"

P

Budweis

19.00

"

Tetschen  

20.38

"

"

20.37 19.24 "

"

"

Vom Denis- Bahnhof nach:

Znaim  .

Trautenau  

Ein infames Spiel.

Die Gewerbetreibenden, Hand­werker und Kleinhändler sind jetzt in der Wahlzeit viel umworbene Menschen. Alle tapitalistischen Parteien bemühen sich). aufs eifrigste, ihnen einzureden, daß sie beileibe nicht den bösen Sozi die Stimme geben dürfen, sondern entweder den Deutschnationalen, den Agrariern, sowie der Arbeits- und Wirtschafts­partei, die insbesonders auf das ländliche Ge­Der Staatsangestellte früher. werbe spekulieren, oder den Christlichsozialen und der Gewerbepartei. Auch die Nationalsozia­Das Verhalten der Staatsangestellten seit listen rücken aus, um Stimmung für sich zu Unsere Versammlungen in der fommunisti dem Umsturz ist das typische eines Standes, der machen. Der Herr Schmiedemeister Leo Wen­schen Hochburg sind durchwegs gut besucht sich seiner durchgehenden und immer for schreider tschechische und der deutsche Staatsangestellte. e spielt sich als berufener Führer" des deut und von einem prächtigen Kampfgeist tenden Proletarisierung nicht bewußt wird, so schen Gewerbes auf und hadi ebenfalls auf die In unserer Republik werden diese Verhält sozialdemokratischen" Gee- Warenhäuser ein, die beſcelt. Die kommunistischen   Stoßtrupps führs daß ein verhängnisvoller Gegensatz zwischen den ten den Auftrag des Politbüros, alle fozialdemo- tatsächlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlicheniffe noch kompliziert durch die nationalpolitische augenblicklich direkt dem Bankfapital dienen. tralischen Bersamminngen zu besuchen und zu Verhältnissen der Betroffenen und ihrer ideolo Gliederung. Hier liegt auch mit ein Grund,( Diefer Stumpfsinn kann nur dem Kopfe Wen­stören, gewissenhaft aus. warum sich unsere Staatsangestell.en der gesels entspringen.) Höchst erbaulich ist es, in welch Sie haben aber nicht gischen und praktischen politischen Einstellung sich warum jich unsere Staatsangestell.en der mit dem Abwehrwillen der Sozialdemokraten ge- auswirkt. In der Monarchie war der Staatsschilderten Tatsachen so wenig bewußt werden. aufgeregtem Tone die schwarze Boffspost" Die Tschechen unter ihnen standen und stehen im Werben um die Gewerbetreibenden gegen die beamte ein Exponent des Gottesgnadentums und In Gablonz   jand Mittwoch abends eine seine auch damals bereits unleugbare wirtschaft unter dem Einfluß der gehobenen nationalen bürgerlichen Konkurrenzparteien losgeht. Beson öffentliche Versammlung unserer Partei statt, in liche Schwäche ward we: tgemacht durch die Stimmung bei Erringung des eignen Staats- ders die Arbeits und Wirtschaftsgemeinschaft der die Kommunisien unter der Führung des Sicherheit der Anstellung und durch die gesell wesens. Dieses zu stüßen und zu schützen war liegt ihr im Magen. Aufgeregt fragt die Selretärs Brambora und des Redalicurs schaftlich gehobene Lage, durch den Abglanz der ihnen selbstverständliche Pflicht, auch un er Ent Bolkspost": Grünwald kamen. Die Versammlung endete monarchistischen Herrlichkeit, der auch auf den behrungen zu erfüllen, deshalb merkten sie nicht mit einer vernitenden Niederlage geringsten Diener des großen Herrn noch her viel von der Veränderung ihrer klaffenmäßigen der Kommunisten, die zum Schluß das niederstrahlte. Und diese Einbildung, zu den be- age. Die deutschen Staatsangestellten litten per Feld räumten. Die Versammlung in Gabion  ; vorzugten Schichten im Staate zu gehören, sind jönlich unter den neuen politischen Verhältnissen: ist die erste seit zehn Jahren, die mit einem der die meisten Staatsangestellten auch heute noch der Abban vollzog sich vorwiegend auf ihre jüdischen internationalen artigen Erfolg für unsere Partei endete. Ter- nich: losgeworden, troydem in Wirklichkeit jede often, die höheren und höchsten Stellungen tapital und im gleichen Atemzug auch un­blieben ihnen fast gan; verschlossen, Sprachferen heimischen deutschen christlichen Landwirten rormethoden der Kommunisten sind auch in Grundlage dafür geschwunden ist. Gablonz   durch den gestärkten Abwehrwillen un­prüfungen, Zurückstellung in der Vorrüdung und Kleinbauern die wirksame Bertretung deren serer Genossen getroffen. 1. a. schufen ihnen materiellen und moralischen wirtschaftlichen Interessen zu versprechen? Schaden. Ihnen wurde dadurch das Problem ein Dann schmettert die schwarze Tante: vorwiegend nationalpolitisches, und sie erlagen zum großen Teil der Phraseologie der nationalen gewerbliche Stimme darf dieser jüdischen­,, Nein, und tausendmal nein! Steine einzige Parteien, ohne zu merken, daß diese sie nur als beutsch nationalen landbündleri­Vorspann benüßen, aber aus ihrer tapitalistischen Wahlgesellschaft, die sich den Ge­schen Einstellung heraus für das Herabsinken des werbe- und Handelsstand nur zur Auffüllung können. Noch heute fann man in deutschen Be Es versteht sich, daß anschließend daran,

Wer ist diese Wahlgemeinschaft und was bezwedt fie? Wie vereinen sich denn die Grundsäße", gleichzeitig wirtschaftlich" " national" fein zu wollen und

Groß­

anders denken und handeln kann wie der tsche Glauben schuldig, sondern vorwiegend auch

Der Staatsangestellte heute. Einen Tag vorher sand in Tiefenbach Der demokratische Staat verlangt zwar von ebenfalls eine öffentliche Versammlung stait, die feinen Angestellten die gleiche Hingabe an ihre wiederum von den Kommunisten unter der Füh- Aufgaben, die gleiche Treue zur Staatsidee wie rung Bramboras besucht war. Auch diese der monarchische, erwartet deshalb von ihnen Versammlung endete mit einer Niederlage der Kommunisten, die in der Minderheit auch den Verzicht auf wesentliche Rechte des Waren. Sowohl in der Gablonzer Versammlung den Verzicht auf wesentliche Rechte des freien Ar ganzen Standes fein Berständnis haben und haben ihrer Mandatsziffern födern will, zufallen." als auch in jener in Tiefenbach stellten sich die beiters( Streifrecht!), er selbst verhält sich ihnen anwesenden Sommunisten hinter das Flugblatt gegenüber in zunehmendem Maße ganz beamtengewerkschaften allen Ernſtes behaupten die Volkspoji" fordert, daß auch jeder jozia­des Politbüros, das Erschlagen der Sozial- der fapitalistische Unternehmer gegen seine Arbei hören, die deutschen Staatsangestellten hätten sich liftischen Kandidatenliste der Garans zu machen ſaſciſten auffordert. In der Liefenbacher Zer- ter. Alle Schlagworte modernkapitaliſtiſcher uur um die nationale Seite der Frage zu lümfei. Damit ist auch der Herr Leo Wenzel aufs Wirtschaftsweise finden wir in dem Verhältnis mern und die Behandlung der ökonomischen den fräftigste" sammlung drohte ein Kommunist mit dem Iräftigste" abgelehnt. Die Volkspost" for­Revolver. unserer Republit zu den Staa sangestellten be tschechischen Kollegen zu überlassen. dert, daß der deutsche Gewerbestand, die dent Es zeigt sich, daß die Aufforderungen der stätigt. Der Staat begrenzt die Zahl seiner Arbei­fommunistischen Parteileitung on ihre Anhän- ter nach dem jeweiligen Bedarf, wobei er nicht der Staatsangestellte und der deutsche Bourgeois.schen Bauern und Landwirte, furz der gesamte deutsche christliche Mittelstand" sich geschlossen ger, die Versammlungen der Sozialfascisten zu setzesänderung unwirksam zu machen( Abban!). davor zurückschent, erworbene Rechte durch Ge­Ein Großteil der deutschen Staatsange hinter die Schwarzen und die Gewerbeparteiler besuchen, nicht befolgt werden. Die Stommuni­ſten bringen überall nur eine Hand voil Un- Der Staat ist bestreb, die notwendige Höchſtellten weiß noch immer nicht, daß ihnen gegen stellen. Dies sei der erwerbende Wittelstand entwegte auf, die nicht gerade energisch die zahl seiner Arbeiter durch Rationalisierung und über der deutsche Bourgois nicht um ein Haar nicht nur seiner Rassenreinheit, finem Abt des Politbliros vertreten. Die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen mög chische, weil er eben in derselben kapi aliſtiſchen seinen sozialen und wirtschaftlichen Forderungen. muniſten befinden ich also in ihrer norbböhmi- lichſt herabzudrücken( Arbeitszeitverordnungen Welt betrachtungsweise, unter denselben wirt inn wissen wir es; der Rassenreinheit und des ſchen Hochburg gegenüber unserer Part 1 and Syſtemisierung!). Der Staat endlich drückt schaftlichen Bedingungen lebt wie dieser. Daher Glaubens willen, sowie in aus wirtschaftlichen auch der Irrtum des nationalen Sozialismus". Gründen haben die Bürgerblockparteien, ein­Achnliche Versammlungserfølge werden vor seinen Arbeitern nicht einmal das zur Leben, in dem viele Staatsangestellte ihre nationalen schließlich der Stlerifalen und Gewerbeparteifern allem aus dem Friedländer Gebiet und von richtiggehender Mehrwerterzeugung gespro- lösen glauben, nicht wissend, oder nicht wissen durch Erhöhung der Kongrua, der Sten­mit ihren wirtschaftlichen Nöten auf einmal zu den deutschen Mittelstand schwer belastet aus der Röchlißer Gegend gemeldet. chen werden kann( Gehaltsgesetz von 1926!). wollend, daß die Internationale des Besives ern, der Militärausgaben, der Zölle, Somit ist die Proletarisierung der Staats- leider viel fester gefügt ist, als die von den Völ durch Verschlechterung des Mieter­angestellten vollzogene Tatsache; die Lebenshaltischen aller Zungen so viel geschmähte Inter- schutes, durch Beibehaltung der Um Die Wahlpflicht besteht auch für diese Wah- ung des ganzen Standes ist weit unter das nationale der baterlandslosen Roten  ". jabstener und dergleichen mehr. Nur der len: Wer an der Wahl ohne Entschuldi Borfriegsniveau gefunken( Preissteigerung auf Die Not des Schicksals wird bewirken, daß Rajsenreinheit und des Glaubens willen hat der gungsgrand nicht teilnimmt", wird gemäß das Zehn bis Zwanzigfache, Lohnerhöhung höch die kleinbürgerlich- romantischen Vorstellungen der Bürgerblock die kapitalistischen   Geld­§ 58, III, 3. 2 der Wahlordnung von der polisiens auf das Sechsfache der Vorfricaszei!): ihre Staatsbeamtenschaft der flaren Erkenntnis ihrer säde gefüllt, den Großbanken, Kara lischen Behörde mit einer Geldbuke von 20 bis gesellschaftliche Stelluna baben die Staatsdiener wirklichen Lage weichen, der Erkenntnis, daß sie tellen und Trusts die Ausplünderung der 5000 K oder mit Arreit von 24 Stunden bis zu durch die gan: dem Weien der kapitaliſtiſch- Proletarier sind und daß ihr na ürlicher, breiten Maſſen erleichtert und hiedurch die Ze­einem Monat bestra't, wobei es der urte fre demokratischen Geſellſchaft entirechende Ein entwicklungsbestimmter Play in benshaltung der breiten Massen herabgedrückt. ſteht, ob sie eine Geldvuke oder eine Arreststraße hägung nach dem Einkommen verloren. Denn den Reiben des tlajsenbewußten. Dies bedeutet aber Verminderung der verhängen will. in dieser Gesellschaft, die auf Profit eingestellt ist, Proletariats liegt.

der Abwehr.

Es ist Wahlpflicht.

Kom­

die Produktionskosten dadurch herab, daß er erhaltung Notwendige zahlt, so daß auch

Stauftraft und damit eine sehr empfindliche