Samstag, 26. Oktober 1929.

Alle für einen

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wenn es gegen die Soz a demokratie

geht.

Die Deutsche Landpost" bringt fol­gende, freilich kaum glaubliche Meldung, die aber selbst daun bezeichnend für den Geist unse res Bürgertums wäre, wenn sie nur erfunden wäre:

Beginn der sozialen Neaktion

in Rußland  !

Berschlechterung der Sozialversicherung.

Die allgemeine Säuberung" der Staats| und Parteiorgane in Rußland   hat sich auch auf die leitenden Organe der Sozialversicherung er streckt. Der neue Leiter der Zentralverwaltung für Sozialversicherung Se otov entwirft nun in einer Unterredung mit Pressevertretern den Plan des Abbaus der Leistungen der Sozial­

,, Minister Spina hat, als ihm der Antrag gestellt wurde, die Liſtenführung in einem gro­ßen westböhmischen Wahlkreise zu übernehmen, Diesen Antrag nicht angenommen, der ihm das Mandat gleich im ersten Strutinium gesichert hätte, sondern erklärt, er halte die Kandidatur in seinem heimatlichen oftböhmischen Wahlkreise versicherung. anfrecht, trotzdem hier das Mandat erst im zweiten Strutinium erreicht werden kann. Mit daß die Leistungen abgebaut werden sollen, son Selbstverständlich heißt es offiziell nicht, Rüdsicht auf diesen Umstand sowie angesichts dern man spricht nur davon, daß die Klas der Bedeutung, die der überparteillfenlinie eingerent" werden soll. Ebenso lichen Persönlichkeit Dr. Spinas im follen die bestehenden Mißstände" behoben Dienste unseres Volkes zukommt, haben verden. Das Wesen der geplanten Reform" die Organisationen aller deutschen   Par besteht aber in Wirklichkeit in einem weitgehen teien in den einzelnen Gemeinden des Be- den zirkes Leitomischl sich geeinigt von jeber Wahlagitation gegeneinander abzusehen und die Kandidatur Dr. Spinas zn un­terüßen."

Mag sein, daß Dr. Spina der Bourgeoisie als überparteiliche Persönlichkeit erscheint, weil er als Rämpfer gegen die Arbeiterklasse das überparteiliche Slafseninteresse der Befißenden vertritt. Man weiß nun wenigstens, was ,, leber­parteilichkeit" bei den Bürgerlichen heißt. Was Spina aber im Dienste unseres Volkes leistet, das scheint denen doch nicht bekannt zu sein, die dem Totengräber der Selbst­

verwaltung

den Lorbeer des Nationalhelden reichen. Dem Manne, der zum vernichtenden Schlag gegen das sudetendeutsche Volf, zur Ver­waltungsreform seine Hand geliehen hat, unter dessen Mitverantwortung die schandbarsten Dinge gegen unsere primitivsten Rechte gescha­hen, an dessen Namen sich die Schmach elenden Schachers von Agrarierprofiten gegen Volks­rechte fmüpft. ein Reichen besondereen Vertrauens zu geben, dazu gehört

der ganze K assenhass des Bürgers dem eder recht ist. wenn es gegen die Arbeiter geht!

Arbeiter und Arbeiterinnen!

Abbau der Leistungen

für die breiten Schichten der Arbeiter, die mit dem flachen Lande verbunden sind, insbesondere für die Saisonarbeiter, die man halbproletarische und nichtproletarische Gle mente" zu disqualifizieren sucht. Der Schwer punkt der Reform" liegt in der Verschlechterung der Arbeitslosen und der Krankenversicherung  :

,, Eine Reihe von Sanierungsmaßnahmen muß auch auf dem Gebiete der Versicherung gegen Erwerbslosigkeit durchgeführt durchgeführt werden. Ganz untragbar ist der Zustand, daß unsere In dustrie die von ihr benötigten Arbeitskräfte nicht finden kann, während in den Arbeitsnachweisen Arbeitslose der verlangten Berufe herumstehen und Unterstützung beziehen.

Die Zusammenfeßung der unterstüßten Er­werbslosen muß radikal überprüft werden.

Ebenso muß auch das System und das Ver­fahren der Unterstüßung der Erwerbslosen über­prüft werden. Von den Unterstüßungsleistungen müssen hauptsächlich die Industrieschichten der Er­werbslosen sowie jene Kategorien, die zu den proletarischen Kernladern gehören, erfaßt werden. Gleichzeitig muß der Umkreis der Unterstüßten auf Kosten der nicht proletarischen und halbproletari schen Gruppen eingeengt werden, für die die Arbeit nicht die einzige Subsistenz quelle darstellt. Das Recht auf Bezug der Arbeits­losenunterstüßung soll nicht aus der Beschäftigung als Lohnempfänger schlechthin, sondern aus einer bestimmten Beschäftigungsdauer hergeleitet wer= den.

Die Organe der Sozialversicherung müssen einen entschiedenen Kampf gegen unbegrün detes Fehlen bei der Arbeit aus Rrant­heitsgründen, gegen Simulantentum, Selbstverstümmelung usw. führen. Das System der Unterstüßungsleistungen bei vorübergehender Arbeitsunfähigkeit muß dahingehend geändert werden, daß der volle Lohn vom ersten Krank heitstage au nur jenen in der Produktion be

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Trapp

Bauchweh des Bürgerbilods am Wahltage.

ſchäftigten Arbeitern ausgezahlt wird, die eine Einberufung des Parteiausschusses.

Freitag, den 1. November, in Prag  .

bestimmte Beschäftigungsdauer aufzuweisen haben, den anderen Versicherten soll der volle Lohn nur bei dauernden und ernsten Krankheitsfällen auß- Im Sinne des§ 44 des Organisations. statuts beruft die Parteivertretung der Deutschen  gezahlt werden."

So zu lesen nicht etwa in der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei den Partei­Arbeitgeberzeitung, sondern in einer Unter- ausschuß für Freitag, den 1. November 1929, redung mit dem Leiter der Zentralverwaltung var ins Lidovy bum, Prag 7, Beletržni trida, halb 10 Uhr vormittags nach Prag   ein und für Sozialversicherung der Sowjetunion   im Haltestelle der Elektrischen 2, 4 11, Ede Rame­- var ins Lidový dum, Prag 7, Beletržni triba, Trud", dem Zentralorgan der rusnicla ein. fischen Gewerkschaften, am 16. Ofto­ber!

Wer sind die Christlichsozialen?

Im mährisch- schlefischen Landtag vertritt fie der

Generaldireitor Sonnenschein der Bittomizer Gisenwerke.

Nieder mit den fommunistischen Sie sind eine Bartei des tlaffenbewußten Befihbürgertums. Sie find weder chriftlich, noch fosial.

Spaltern!

Soch die Sozialdemo fratic! Wählt Liste 4!

Deutschnationale Fürsorge für

Bankangestellte.

Es gibt ein Bankinstitut, das, wenn man

Ber wählt die Anödelsozialisten, die Kongruachriften?

Der Bankier, der Berwaltungsrat, der Kongruapfarrer, der Fabritant.

der von der Leitung ausgebenden Propaganda Der Arbeiter, Angestellte, Beamte wählt

glauben sollte, erfüllt ist von dem edlen Bestreben, dem bedrängten Deutschtum dieses Staates aus den Klauen des mit den tschechischen Machthabern dieses Staates Arm in Arm marschierenden Fi­nangkapitals zu helfen. Unglücklicherweise hat die­ses Institut auch der uneingeweihte Lefer wird sefort wissen, daß es sich um die

Kreditanstalt der Deutschen bandelt, auch gelegentlich die Aufgabe, die Existenzfragen der eigenen Angestellten zu regeln.

fozialdemokratisch, Lifte

Persönlichkeit mit Schweißperlen.

Wenn Rosche den Finger hebt

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Als Tagesordnung schlägt dic Partei­vertretung vor:

1. Bericht über die Wahlen in die Nationalver. jammlung.

2. Die Entscheidung über die Kandidaturen für das zweite und dritte Strutinium.

Gemäߧ 44 des Organisationsstatutes find zur Teilnahme an dieser Sigung berechtigt: Die Mitglieder der Parteivertretung der Parteikon­trolle, die Kreisvertrauensmänner und Kreis­sekretäre, die Mitglieder des Frauenzentraltomis tees, vier Delegierte des Klubs der Abgeordneten und zwei Delegierte des Klubs der Senatoren, zwei Delegierte der Fraktion der Landesvertreter Bhmens, ein Delegierter der Landesfraktion Mähren   und Schlesien  , je zwei Bertreter der Zentralgemeinschaftskommission und des Ver­bandes deutscher   Wirtschaftsgenosseni haften, je ein Vertreter des Sozialistischen Jugendverban des, des Arbeiter- Turn- und Sportverbandes, des Verbandes der Arbeitergesangsvereine, des Arbeitervereines Kinderfreunde" und des Ber, bandes der Arbeiterfürsorge". Mit beratender Stimme fönnen an den Verhandlungen des Par­teiausschusses die Redakteure der Parteiblätter und jene Abgeordneten und Senatoren der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei teilnehmen, die nicht infolge anderer Funktionen ohnehin dem Parteiausschuß angehören.

Die Parteivertretung der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei.

geschrieben. Er stellt nämlich gewissermaßen Politiker. So ungefähr hat sich ja der Herr Dr. feine Meinung, jo mag es einem noch besonders eine Anmerkung zu unserem Artikel öpfe" Rosche der einiges vom Verkauf Nixdorfer freuen, vom andern eine zu hören, obwohl diese dar, der am gleichen Tage erschien. Wir stellen Messer verstehen mag in die Politit eingeweit erkennbar nichts anderes iſt, als eben die also fest, daß der Artikel der Reichenberger nicht führt. Er versteht nichts von ihr, also ist er Meinung des Industriellenverban­von uns eingesandt wurde, um ein Beweisstück ein Stopf". des, die freilich für manchen etwas Bestechen­des" hat! Und vor uns entrollt sich das Bild für unsere Auffassung zu schaffen, sondern daß einer Persönlichkeit": er tatsächlich auf eigenem Boden des Reichen berger- Rosche- Blattes gewachsen ist.

Und ein anderer, der ebenfalls nichts ver­steht, bestätigt es ihm:

Was tun waschechie Deutschnationale in einem solchen Falle? Nun, das Rezept ist sehr einfach. Zuerst stampft man unter Anivendung Wer den Leitartikel der Reichenber- wenn einer feierlich beschwört, er habe von Po­aller möglichen Druckmittel eine Hausorganisa­tion" aus dem Boden. Dann treibt man die An- er Zeitung" vom Donnerstag lieft, fönnte litik keine Ahnung, dann gilt er beim sude­gestellten in diese Organisation" hinein. Wenn glauben, er wäre auf Verabredung mit uns tendeutschen Bürgertum sicher als ein großer man aber sieht, daß ein großer Teil zur Gowerf schaft hält, erklärt man. daß die Angestelltenfra­gen mur mit der eigenen Beamtenschaft geregelt werden. Hat man so den Boden vorbereitet, führt man einen Streich nach dem anderen. Man macht das so, daß man den schönen Begriff Systemisierung der Dienstposten" erfin­det, dessen Durchführung praktisch bedeutet, daß es in Sinkunft weder ein einheitl ches Gehaltsschema, noch eine durch greifende allgemeine Verbesserung der Bezüge gibt, sondern daß die Direktion mit der Beamtenschaft umspringt, wie es den Herren Deutschnationalen der Direktion gefällt. Das Ganze nennt man Gehaltsregelung auch wenn durch das neue System, das gewaltsam einge­führt wurde, die Beamtenschaft praktisch um das gesicherte Vorwärtskommen gebracht werden foll. Und zum Schluß legt man der Be­amtenschaft einen Revers vor, auf welchent jeder Beamte bestätigen foll, tak er vollinkaltlich ein berſtanden ist.

Der Artikel heißt Ein Mann" und beginnt:

Manche Leute, werden natürlich sagen: A I- berne Lobhudelei und Wahlmache. Sei's drum! Trotzdem sei vorwveg festgestellt: Dr. Rosche hat diesen Artikel weder be­stellt, noch bezahlt, nod) früher gelesen als jeder Leser. Vielleicht gefällt er ihm nicht einmal.

In der stidigen Luft eines überfüllten Saales entrollt Dr. Rosche, mit erhobener Stimme und Schweißperlen auf der Stirn, allen denen, die ihn hören wollen, seine Ansichten. Man fühlt, es ist die ehrliche Meinung eines aus der friedlichen Werkstatt in die von Waffengeflirr hallenbe politische Arena Sinabgestiegenen, der mahnend den Finger hebt: Laßt ab vom Bruderkampfe, che es zu spät ist!"

Mit Dr. Rosche hört man einen Mann, der eine bestechend anständige und ehrli­che Meinung und nebstbei den Mut hat, diese seine Meinung den Leuten offen zu sagen. Eine anständige Meinung nennen mun freilich auch zweifellos viele andere Leute ihr eigen aber die meisten können, dürfen oder wollen sie nicht sehen lassen, geschweige denn sagen. Wenn aber schon einmal eine oder einer reden oder schreiben kann und darf, so fühlt man schon den Zweifel: 3st das jetzt noch jene gute und ehrliche Waffengeflirr gab es eigentlich nur Meinung? Dr. Rosche hingegen wedt den star in unseren Bersammlungen, denn die bürger­fen Eindrud, daß er sagt, was er will, und auch lichen werden von den Kommunisten in Frie­will, was er sagt. Und er gibt dazu noch dem den gelassen. Aber das ist unwichtig. Wesentlich ehrlichen Wunsche Ausdruck: Am liebsten Am liebsten find die Schweißtropfen auf Rosches väre es mir, wenn es teine Parteien Stirn. Sie machen den Politiker aus und der gäbe." Wer den Wunsch hörte, weiß, daß man ende Finger gibt ihm vollends Bis­er ehrlich gemeint war. Aeußerte je ein marcsches Format. Nicht, was er redet, son­Parteipolitiker schon offen und ehrlich diesen dern, ob er schwist, ist wichtig. Im Vorjahr Wunsch, dessen Erfüllung sein Sturz sein hat man aus dem   Rheumatismus Des fönnte? Urd hätten große Zeiten", die man so Serrn Rosche ein Argument gemacht und gerne als Vorbild beschwört, jemals einem Volte daß er in den Saal geführt wurde, ließ Befreiung gebracht, wenn es über Parteisekre ihn damals zum Führer besonders geeignet täre hätte Sturm laufen sollen gegen den Feind? erscheinen.

Sei's drum, man soll nicht darauf hören, was manche Leute sagen! Daß der Rosche den Artikel nicht bezahlt hat, glauben wir. da ihm ja das ganze Blattl mit Haut und Haar verschrieben ist, wäre es überflüssiger Lu­rus, noch den Leitartikel gesondert zu bezahlen. Der wadere Journalist, der sich hier als Und die aus Deutschnationalen und  deutschen Nationalsozialisten beste- Wann aus dem Volke einführt, betont zunächst, hende Leitung der Bausorganisation" bat zu daß er sich nicht fpeziell mit politit allem ja und men gesagt, ist einverstanden, wel befchäftige." Das ist, wie die Stöpfe", auch sie sich von der Direktion gedeckt weiß! Das ge- so eine judetendeutschliberale Spezialität: daß wertschaftliche Nachiviel, das diese Angestellten jeder, der über Politit redet, seinem Urteil durch freundlichkeit auslösen wird, dürfte die frohe die Bemerkung Gewicht verleiht, er verstehe Zuversicht und die gute Laune, die in der Direk- nichts von Politit.. Wenn einer über die Be­tion der Kreditanstalt der Deutschen ob dieses ge- handlung der Zuckerkrankheit schreiben und im Der Herr Rosche will ja nur deshalb keine lungenen ,, Coup" herricht, ein wenig eindämmen. Vorivort erklären wird, er habe sich nie mit Das nennt sich nun einmal hierzulande Po­Medizin befaßt. wird man seine outen Ratschläge Parteien, damit seine Partei die einlitik. Und wenn der also Bezauberte zu dem Staatsangestellte und Benfionisen! in den Bavierkorb befördern. Wenn einer über sige Partei wäre. Aber da man von Politik Schlujje kommt: Dem Mann muß man helfen!" eine technische Neuerung schreibt und vorher nichts versteht, kapiert man das nicht und be- so ergibt sich für den Betrachter solcher Zirkus­Rampf um Euer Recht heißt sozial- nefteht. er verstehe nichta non technischen   Din- wundert den Kopf", aus dem der blaue Dunst viele die weniger tröstliche Gewißheit: Dent Demokratisch wählen! gen, wird man ihn mit Recht auslachen. Aber in dicken Schwaden steigt. Hat man etwa selbst Mann kann nicht geholfen werden...