Einzelpreis 70 Seller.
Telephone: Sagesredattion: 26795, 31469.
Xetrebattion: 26797.
Bestſchedamt: 37544
Inferate werden lant Tarif billigft berechnet. Bei öfteren Enfchaltungen Preisnachloß.
9. Jahrgang,
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.
Mittwoch, 30. Ottober 1929.
Der große sozialdemokratische Wahlfieg.
Die deutsche Sozialdemokratie erhält 506.204 Stimmen- Gewinn 95.164. Schwere Niederlage der Chriftlichsozialen, der Landbündler, der Kaffa- Rosche- Gruppe und der Deutschnationalen.
Die Kommunisten fallen von 933.711 auf 752.737. Der Bürgerblock mit 300.000) Stimmen in der Minderheit!
Nationaldemokraten
Zichfl. Gewerbepartei
Bund der Landwirte
Deutsche Volkspartei plns Dentsche Gewerbepartei
•
•
Stimmen
Gesamtübersicht der abgegebenen Stimmen.
Kommunisten.
Landbündler u. Arbeitsgemeinschaft
Deutschnationale.
Abgeordnetenhans:
6.691
Senat:
1,104.956
752.787
648.515
623.555
Ung. Christlichsoziale
257.438
233.613
425.097
393.299
357.419
359.759
506.204
457.749
290.757
102.694
393.299
188.866
167.550
Ung. Kleinlandwirte
347.929
Tsch. Nationalsozialisten
Summe)
•
•
3,545.352
Aldeutsche
Bisherige Oppositionspartei:
Stimmen
Tsch. Sozialdemokrater
mokraten
Tschil. Nationalsozialisten
767.503
Juriga- Partei.
6.893 767.508 6.669 970.011 5.406
668.995
841.550
Tichil. Sozialdemokraten
970.001
Liga
71.656
506.204
359.769
51.662 825.881
204.590
Deutsche Nationalpartei
188.866
Tsch. Volkspartei. Republ. Partei
623.555
.
559.765
1,104.956
975.211
Schönerergruppe.
6.669
Tsch. Gewerbepartei
290.757
279.639
257.438
Ungar. Aleinlandwirte
6.898
347.929
314.930
Polnisch- jüdische Parteien
102.694
Glinkas flowakische Volkspartei
425.097
377.786
Kommunisten
5.406 752.737
204.590
71.656
Die Gesamtzahl der Stimmen:
7,386.019
176.012 6,434.563
3,840.667
Ungar. Christlichsoziale und Rationale
Liga gegen gebundene Wahllisten
Summe
.
Dabei sind die Refervcparteien des Bürger
blods, A.W.G. und die Zusasparteien der National demokraten schon mitgezählt.
Rational- Demokraten
Die Deutschnationalen ohne Senatsmandat.
-
Beşugs Bebingungen: Bel Juftellung ins Haus oder bel Bezug durch die Pest:
monatlich.. K 16
....
pierteljährli
halbjährig
ranzjährig
48.
96.
192.
Redffellung von Atanu tripten erfolgt nur bel Ein fenbung der Refourmarten
Srident mit Ausnahme bes Stentag fall frig.
Sieg!
Nr. 253.
Namenloje, unaussprechlice Freude wird heute das Herz jedes Sozialisten erfüllen! Der für uns jo herrliche Wahlausfall wird in seinen Einzelheiten und in feiner politischen Bedeutung noch gründlich auszuwerten sein, heute ist in uns nur Raum für das Gefühl der Freude, der Genugtuung und des Stolzes fiber den alle Envartungen übertreffenden prächtigen Wahlausfall, der wie ein Blikschlag auf die Gegner des arbeitenden Volkes niederfaust. Der Bit t gerblod liegt zerschmettert a m Boden, niedergeschlagen vom Zorn und der Empörung, die fein unfeliges, verbrecherisches Wirten hervorgerufen hat und deren Tiefe mir uns selber kaum einzugestehen wapien. Mit einem Schlage sieht es im Staate anders aus, die bisherige bürgerliche Mehrheit hat den Boden unter den Füßen so gründlich verloren, daß, obwohl von einer rein sozialistischen Mehrheit natürlich nicht gesprochen werden tann, dennoch das bisher bestehende politische Gebilde des Bürgerblocs nicht wieder eine Neubelebung erfahren tann und damit sind alle Soffnungen und Rechnungen der Gegner der Arbeiterklasse zuschanden geworden. Die jozialistischen Parteien dagegen haben einen herrlichen Wahlsieg erfochten! Die deutschen Sozialdemokraten allein haben hu derttausend Stimmen gewonnen, jere Stimmenzahl hat eine halbe Million er reicht und sie jogar überschritten. che chi= iche und deutsche Sozialdemokro ten zujammen haben nahezu eineinhalb Millionen. Stimmen auf sich vereinigt, um fast eine halbe Million mjaft Stimmen mehr als bei den Wahlen im Jahre 1925! Wir wußten, daß wir aus diesen Wahschichtliche Bedeutung zukommt, mit Erfolgen hervorgehen werden, doch der errungene Sieg reicht noch weit über unsere Hoffnungen hinaus. Er wird anfeuernd, zündend, belebend und ermutigend wirken, die Zaghaften und Müden werden erkennen, daß unser Ringen, unser Stampf kein vergeblicher ist, daß, wie überall in der Welt auch in diesem Staate wieder Sträfte lebendig geworden sind, die uns hoffnungsfreudig, vertrauend auf den ciumal tom menden vollen Sieg der Arbeiterklasse und des Sozialismus in die Bufunft schauen lassen.
Die sonntägigen Wahlen erbrachten einen Im ersten Strutinium nirgends die Wahlzahl erreicht. In Jungbunzlau len, denen im Kampf der Arbeitertlasje ge
fehlten 4878, in Laun 1566 Stimmen.
halten, obwohl sie nicht weniger als 167.550 Stimmen für diesenatswahlen aufgebracht haben überhaupt kein Mandat. Bisher waren sie im Senat mit fünf Mandaten vertreten.
überwältigenden Sieg, sowohl der deutschen , als auch der tschechischen Sozialdemokraten. Unsere Partei überschritt Nach den bisher vorliegenden Meldungen mit einem Stimmengewinn von 95.000 die halbe über die Ergebnisse der Senatswahlen stellt sich Million und ist mehr denn je die stärtste heraus, daß die deutsche Nationalpartei in lei deutsche Partei in der Republit, hinter nem Senatswahlkreis die Wahlzahl erreicht hat. die Landbündler samt den Kafla- Leuten erst in Im Wahlkreis Jungbunzlau erhielt die Partei Die deutschnationalen Stimmen werden einem Abstand von 110.000 Stimmen rangieren. nur 44.052 Stimmen bei einer Wahlzahl von nach den Bestimmungen über das dritte StrutiDie tschechischen Sozialdemofraten 48.930, im Wahlkreis Laun nur 46.219 Stim- nium auf die übrigen Parteien der nationalen bermehrten ihre Stimmenzahl von 631.000 auf men bei einer Wahlzahl von 47.785. In den Minderheiten aufgeteilt, so daß die deutschen So970.000 und rücken unter den Arbeiterparteien übrigen Wahlkreisen lommt sie auch nicht an- zialdemokraten, die Wahlgemeinschaft, die Chriftführend, an die zweite Stelle im tschechischen Las nähernd an die Wahlzahl heran. Infolgedessen lichsozialen und wahrscheinlich auch die Vereinigger und insgesamt. Die Kommunist en er wird die Partei auch im zweiten Strutinium ten ungarischen Parteien je ein Mandat erhalten litten, wie zu erwarten war, eine schwere nicht berücksichtigt und die Deutschnationalen er werden. Neben dem Gefühl der stolzen Hoffnungs Niederlage, ihre Stimmenzahl ging von freudigkeit und des Kraftbewußtseins ist es das 933.000 auf 752.000 zurüd. Der Bürgerblock Gefühl des Danfes, das uns im Augeninsgesamt ist geschlagen und erledigt. blice erfüllt. Des Dankes an alle jene, die Insbesondere die tleritalen Parteien durch ihre Arbeit, ihre Singebung und ihren aller Nationen haben außerordent Opfermut zu diesem Siege beigetragen haben. liche Einbußen erlitten. Katastrophal ist die Niederlage der Deutsch nationalen. Dant allen, die stets treu zur Sache des Sodie nahezu ein Drittel ihres Besißstandes verlies zialismus gestanden sind und die auch, da sich ren, während die Hakenkreuzler, von der und Wirtschafts-| Wähler gerade auf diese Erzesse des Staffa hin alles wider uns verschworen hatte, nicht nur Die deutsche Arbeits. deutschnationalen Not profitierend, etwa 38.000 gemeinschaft, die als Reserve des Bürgerblods von ihm losgesagt haben, denn ausgeharrt haben, sondern auch raftlos dic Stimmen gewinnen fonnten. mit den stolzesten Hoffnungen und den unge Gegenüber den Landeswahlen verlieren Glut der ermatteten Herzen zu entfachen beEinen schönen Erfolg erzielten auch die heuersten finanziellen Witteln in den Wahlkampf Agrarier und Stafia in Prag 2760 Stimstrebt waren. Dant aber auch allen jenen zahitschechischen Nationalsozialisten, die gezogen ist, hat die Soffnungen, die das Besis men, deren größerer Teil noch dazu auf die losen. Namensosen, die von Mund zu Mund um rund 160.000 Stimmen auf 767.000 ftiegen. bürgertum auf sie gesetzt hat, nicht erfüllt. Die Stadt Prag entfällt, also nicht auf die Land- als Werber für den Sozialismus tätig waren. Die tschechische Agrarpartei bleibt mit ungeheueren Mittel, die von dem kapitalskräfti- bündler, sondern auf stafka. Bedenkt man, daß
Fiasto der Bürgerblockreſerve.
Rosche- Nafta geschlagen.
1.1 Million Stimmen führend, wurde aber in gen Bürgertum an die Aufpäppelung der Live- gegenüber den Landeswahlen ein Gewinn von die mit Flugblättern treppauf und treppab den historischen Ländern bereits von den tschechiralen verschwendet wurden, haben sich nich: ge- 10 Prozent der Zunahme an Wählern entspro- geeilt waren und die rastlos und unermüdlich schen Genossen mit 55.000 Stimmen überflügelt. lohnt. Die Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft chen hätte, so kommt man zu dem Ergebnis, daß alle jene Seleinarbeit geleistet haben, ohne die Nur aus der Slowakei vermochten die tschechi hat sichtlich noch stärker als der Bund der Land Safta im Prager Wahlfreis, wo er dieser großartige Wahlerfolg nicht möglich geschen Agrarier dank der strupellosen Wahlmache wirte an Stimmen eingebüß, was man daraus doch seine ganze Persönlichkeit" unmittelbar wesen wäre. Gewiß, wer wollte es leuquen, es der Hodza- Leute noch einen Stimmengewinn ersehen kann, daß die gemeinsame Liste vor allem einseyen kann, und 4000 Stimmen verwar eine Reihe von Umständen uns günstig, herauszuschlagen. in den Städten und Industricorten die Verluste oren hat. Aber auch im Wahlkreis Jung- Jaber daß sie Ausnüßung finden und in Boyl
gung stehen.
Die Nationaldemokraten und die aufweist. Wenn man bedenkt, daß die Rosche- bunzlau verliert die Wahlgemeinschaft über stimmen umgesetzt werden konnten, das ist das schechischen Gewerbepartetter haben Staffa- Partei unter der neuen Firma überhaupt 4000, im Wahlkreis Brünn weit über Verdienst der Rührigkeit der begeisterten. ihre Position gehalten, so daß also die drei erst seit einem Jahre existiert, so ernißt man 3000 Stimmen. Das Mandat des Herrn Dr. eritalen Parteien und die bent erst die Bedeutung der Niederlage, die sie sich am Rosche wurde im ersten Wahlkreis noch erreicht, opferfreudigen Menschen, die uns dienen. Der deuterst schen Landbündler die Verluftträger 27. Oktober geholt hat. Der Rüdgang der A. W.- Kafta wird dos seine wahrscheinlich im zweiten Kampf, der zu diesem Siege führte, war uns des Bürgerblocks sind, dem in hoffnungsloser Minderheit teine weiteren Reserven zur Berfü Gemeinschaft in so furzer Zeit ist vielleicht nur Strutinium bekommen, damit dürften aber auch keineswegs leicht gemacht. Die unvermutet erzu vergleichen mit der Niederlage der reichs die Mandate der Versicherungs- A.- G. erschöpft folgte Ausschreibung der Neuwahlen, der, kurze sein. Den persönlichen Aspirationen der Köpfe" Wahltermin schien eine durchgreifende Agitawird damit zwar Genüge getan sein, die Abtions und Aufklärungsarbeit unmöglich i sichten der Landbündler und des Industrie- und machen und sie wurde in der Tat sehr wesent Bankapitals, die sich von der Streation der lich erschvert, aber der Bürgerblod, der mir Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft die Ret den Neuwahlen seinen fetten Rettungsanter tung des Bürgerblocks versprochen hatten, jind auswarf, rechnete nicht mit der von uns schon zuschanden geworden. Die Niederlage RoscheRaffas ist so wohlverdient, wie die der anderen früher geleisteten Aufklärungsarbeit, nicht mit Bürgerblockparteien, fie mag ehrgeiziger Führung der vor feinen Hemmnissen zurüdschreckenden cine Warnung sein, der Langmut und un- hingebungsvollen Rührigkeit unserer Genossen, wissenheit auch indifferenter Wähler nicht allzu- die in furzer Zeit unmöglich scheinendes möglich machte. Keineswegs leicht war unser Kampf viel zuzuirauen!
Das Parlament wird zwei neue kleine deutschen Sommuniſten und Bölkischen im des Gruppen verzeichnen, die fascistische Gruppe der ember 1924. Sonst hat noch nie eine Partei in Herrn Stř brny und Gajda, dic 72.000 o turzer Zeit so großze Verluste erlitten. Stimmen erzielten und die Vertreter der Polen Raffa ift auch in Prag geschlagen
und Juden, die 104.000 Stimmen auf sich bereinigten.
Die sozialdemokratische Wahlparole war jicgreich, der Bürgerblod liegt am Boden! Das Kabinett Udržal hat bereits seine De mission gegeben, der Präsident der Republit hat fie angenommen und die Regierung mit der Lei tung der Geschäfte bis zur Bildung der neuen Regierung betrant.
worden.
Dem Herrn Kajta haben die ordinären Kampfmethoden, mit denen er in leßter Stunde die Sozialdemokratie zu treffen suchte, nicht genüßt. Es scheint im Gegenteil, daß sich anständige