Ginzelpreis 70

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9. Jahrgang,

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Rechtstabinett Tardien.

Briand   bleibt Außenminister.

Paris  , 2. November. Die Kammerfraktion ber Sozialistischradilalen hat heute mit 46 gegen 28 Stimmen beschloffen, eine Mitarbeit mit Tar­dien abzulehnen und ihren Mitgliedern den Ein tritt ins Rabinett zu verbieten. Damit find Tar biens Bemühungen, ein Rabinett des Zentrums und der Linken an bilden, gescheitert. Troß dieser Ablehnung hat Tardieu nachmittags seine Bera­tungen fortgefeht. Als er abends das Elyse ver­lick, wo er dem Präsidenten der Republik über ben Stand feiner Verhandlungen berichtete, ers flärte er ben Journalisten: Mein Rabinett ist gebildet." Auf eine weitere Frage verwei gerte er jedoch die Antwort. Vor allem ist zur Stunde überhaupt nicht bekannt, auf welcher Ba fis er fein Rabinett nunmehr zu bilden gedenkt.

2

Paris  , 2. November. Das Rabinett Zare dien wurde befinitiv gebildet. Die Minifterlifte ift folgende:

Sonntag, 3. November 1929.

Besugs Bebingungen:

Bel 3uftellung lus fans ober bel Bezug durch die Peft: K 16­

onatlich olerteljährli

balbjährig

gangjährig

192.

Addfellung von 2tann­tripten erfolgt war bel gin. fendung der Refourmarfen

Erigent mit sabe bes Roning tägid fr

Nr. 257.

Wahlfieg der Arbeiterpartei bei Gemeindewahlen. Der unentbehrliche Henter.

Auf Kosten der Konservativen und Liberalen.

London  , 2. November.  ( Eigenbericht.) Die Neuwahl eines Drittels der Stadtparla mente, die Freitag in dreihundert Städten Englands, Schattlands und in Wales  stattfand, ist auf der ganzen Linie für die Arbeiterpartei jiegreich verlaufen. Insbesondere in den Ortschaften außerhalb der Londoner   Stadtgrenze sowie in den Industriegebieten Nord- und Mittelenglands hat die Arbeiterpartei anf Rosten der Konservativen glän zende Erfolge erzielt.

Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen, die noch feineswegs vollständig sind, hat die Arbeiterpartei 148 Site gewonnen und nur 12 bisherige Sige verloren. Die Konservativen. haben 15 gewonnen und 64 verloren, die Liberalen 16 gewonnen und 40 verloren. Außer­dem haben 16 unabhängige Kandidaten nene Sike gewonnen und 23 ihre bisherigen ein­gebüßt.

Gesetzlicher Morb.

In den ersten Jahren der tjchechoslowa­chen Republik wurde tein Todesurteil voll­zogen. Der neue Staaf hatte wohl das altc österreichische Strafgejes übernommen und in Geltung belassen, aber ebenso wie in Dester­reich in den letzten Jahren die Anwendung der Todesstrafe immer feltener geworden war und die Justizbehörde in den letzten zehn Jahren des Lebens Franz Josefs ihm nicht mehr zumutete, ein Todesurteil zu unter schreiben, so wagie wohl auch das tschechoslo­watische Justizministerium nicht, vom Staate präsidenten Masaryk, dessen Ruf als Reprä jentanten des tschechischen Humanitätsideals inan nicht anzufasten wapte, pic Bestätigung cines Tobesurteils zu verlangen. Je mehr meisters entsprechend das förmliche Disziplinar Stanic erſtarkte, desto stärker wurde auch die aber die Machtstellung des Bürgertums im berfahren eröffnet. Dem Antrage des Oberbür­germeisters auf Beurlaubung hat der Neigung nach Wiederaufnahme der Todes= Oberpräsident zunächst auf vier Wochen entstrafe in die Justizpraris. Immerhin wurde sprochen. noch im Jahre 1921 vom Justizministerium der Oeffentlichkeit der Entwurf des allgemei

Neberdies wurden 117 Arbeiterparteiler, 81 Konservative, 37 Liberale und 35 Unab­hängige wiedergewählt, ohne daß von den anderen Parteien Gegenkandidaten aufgestellt worden wären. Die Rekordzahl von sozialistischen   Kandidaten, deren Wiederwahl von Anfang an feststand, stellt ebenfalls ein charakteristisches Merkmal der gestrigen Wahlen dar.

Labour Regierung für die Bergarbeiter. Ministerpräsident und Minister des In­nern: Tardieu, Justizminister: Hubert, London  , 2. November. Die Regierung hat Finanzminister: Cheron, Aeußeres: Briden Zentralausschuß des Grubenbefiberverban and, Krieg: Maginot, Marine: 2ègues, des und der Ausschuß der Vergarbeiterföderation Landwirtschaft: Henessy, öffentliche Arbeis gliedern der Regierung auf kommenden Diens­fahrt: Eynac, Kolonien: Pietri, Arbeitstag einberufen, um einer neuen Lohntrise zu Stoderau, wo es in der Maschinenfabrik Seid wendung kommen sollte, nämlich wenn ein Wien  , 2. November.  ( Eigenbericht.) In strafe nur in einem einzigen Halle zur An­minister: ou chenr, Erziehung: Marraub, begegnen, die die Folge des Regierungsvor­Penfionen: Galet, Post: Martin, Handels- schlages auf Serabsetzung der Arbeitszeit der wegen der Einstellung von drei Soinimehrleuten Berbrecher zu lebenslänglicher Zuchthausstraje fchiffahrt: Rollin. Bergarbeiter fein fönnte. Die Grubenbesitzer er- einem schweren Sonflikt lam, weil sich die verurteilt wurde und sich eines neuerfimen Ilärten nämlich, daß, falls die Arbeitszeit ber- andern Arbeiter geweigert hatten, mit den Heim- Berbrechens schuldig machie, das vom Gefeise Boltsbeachren: 10.06 Brozent. werden sollte, die Söhne herabgeſcht mehrleuten zusammenzuarbeiten, wurden heute mit lebenslänglicher Freiheitsberaubung be­Berlin, 2. November. Nach dem beim merden müßten. Die Bergarbeiterföderation hot ämtliche Arbeiter des Botriobes ausgesperrt. Reichsmahlleiter bis heute 18 Uhr 45 einge die Einladung angenommen, es ist aber nicht weifellos ist diese Aussperrung von dem scharf ſtraft wird. Die erſtarfende Reaktion lies dicien Strafgeiez- Entwurf in der Verjantung nacherischen Industriellenverho erzwungen gangenen Melbungen ftellt fich das Ergebnis her ficher, ob auch die Gegenseite annimmt. morden. herichinden und im Jahre 1928 urbe in Volksbegehrabstimmung wie folgt: Tabor das erite Endesurteil feit dem Bestande Zusammenstöße in Warschau  . Arabischer Generalftreit in Jerufalem. either eine ganze Reihe anderer vollzogener bes. tschechoslowakischen Staates vollstrekt, dem Warschau  , 2. November. Die Warschauer so Jerusalem  , 2. November.  ( Reuter.) Heute Todesurteile gefolgt sind, am Donnerstag Gemessen an der Gesamtzahl der Stimmbe sialistischen Organisationen veranstalteten auf der rechtigten( 41,278.879) liegen die Eintragunge Warschauer Zitadelle, an dem Orte, an welchem brach hier als Protest gegen die Balfour Defla   in Presbure das vorläufig leste. Die erste ziffern aus 99.5 Prozent des Reichsgebietes vpr. seinerzeit die polnischen Revolutionäre und naration ein Generalftreit der Araber aus. In den Sinrichting rief schon einiges Aufsehen her­Es stehen noch aus die Ergebnisse aus zehn tionalen Rämpfer von den Ruffen hingerichtet Straßen herricht jedoch Ruhe, die Ordnung wurde vor und es gab darüber in der Presse eine Gemeinden des Stimmkreises Nr. 24( Ober- orden waren, eine Trauerfeier. Als sich nach nirgends gestört. Es bestehen keine Befürchtungen, Diskussion, heute sind wir in der Abstump­bayern- Schwaben) mit rund 1770 Stimmbe Beendigung der Trauerfeierlichkeiten ein De­,, im Namen des Gesetzes" erfolgte Tötung rechtigten und aus Teilen des Stimmkreises monstrationszug der Veranstalter formierte, fam daß es zu Zusammenstößen kommen tönnte. Das fung der Gewissen schon so weit, daß eine Nr. 25( Niederbayern  ) mit rund 203.670 Stimme es zu einem Zusammenstoß mit der Polizei, die Striegeschiff Rammilies" ist von Malta   nacines Menschen nur mehr ein Tagesereignis berechtigten. Für die übrigen 33 Stimmkreise von den Demonstranten mit Steinen be- affa in See gestochen, doch glaubt man, daß ist wie jedes andere, nicht mehr eine Ange Die Polizei ging ſchichtlich mit der blanken Waffe gegen die Demonstranten vor. Es wurden 15 Polizisten und etwa 20 Demon- denn seit den fürzlichen Unruhen verhalten sich Sumanisten, sondern nur noch der Zeitungs­stranten verletzt. die Behörden fehr umsichtig.

ten: Pernot, Handel: Flandin, Luftschiff, zu einer gemeinsamen Konferenz mit den Wit- Ansperrung der Stoderauer Arbeiter Strafgejebes vorgelegt, demzufolge die Todes

Zahl der Stimmberechtigten 41,073.459, Zahl der Eintragungen 4,138.812, mithin Be­teiligungsziffer 10.06 Prozent.

vollständig vor.

Unregelmäßigleiten?

Berlin  , 2. November. Wie der Deutofra tische Zeitungsdienst" erfährt, ist bei den preu­hischen Regierungsstellen eine Reihe von Be­richten der Regierungspräsidenten und Land­räte eingelaufen, in denen Mitteilung über Un­regelmäßigkeiten beim Voltsbegehren

Oberbürgermeister Böß in Disziplinar

reporter, die dem verehrlichen Publikum ohne jede Stellungnahme die letzten Stunden des Flugzeugabsturz über den Bogefen. Delinquenten und den Hinrichtungeeft ichil­dern... untersuchung. Paris  , 2. November. Wie Havas aus Straß Wo alles schweigt und fein Gewissen sich burg berichtet, ist gestern ein polnisches Flug­Berlin, 2. November. Wie der amtliche zeug, das früh in Baris startete, in der Nähe rührt, um die Unsinnigkeit und Barborci der preußische Pressedienst mitteilt, hat der Ober- von Moselheim( Elsaß  ) abgestürzt. Die beiden Todesstrafe zu brandmarken, feine Feder fich präsident der Provinz Brandenburg   und Berlin   Insassen, ein polnischer Hauptmann und ein pol in Bewegung seßt, um der Stimme ber heute persönlich den Oberbürgermeister Bößnischer Pilot, fanden auf der Stelle den Tod. Der Menschlichkeit Gehör zu verschaffen, molien Dieser scheinbare Erfolg des Herrn Hugenüber die gegen ihm erhobenen Beschuldigungen Unfall foll auf die über den Bogesen herrschen wir doch nicht schweigen. Allein schon der Aft berg hat in Wirklichkeit nicht viel zu bedeuten. vernommen und dem Antrage des Oberbürger- den dichten Nebel zurückzuführen fein.

gemacht wird.

Eilen wir nicht!"

Die tschechische Sozialdemokratie zur Regierungsbildung.

der Hinrichtung, wie er sich abfpielte, muß jeden, der wirklich Mensch ist, airfwühlen. Es Er zeigt, daß froß des größten Druds in den war diesmal ein neuer Senfer, dem das Amt agrarischen Bezirlen, die schließlich den Ausschlag der Tötung eines Mörders, des Raubmörders gaben, sich nur zwei Drittel der Wähler der extre­Bognar, übertragen worden war. Der Neu­men Parteien sich für das Volksbegehren aus. ling hat sicher Borlicbe für sein Amt und er sprachen. Allein die Deutschnationalen hatten bei den letzten Reichstagswahlen 4,7 Millionen Stim hat sich in seiner Phantasie, che er das erste­nten aufgebracht. Rechnet man noch die Stimmen In der Nová Doba", dem Pilsner Organ| Chefredakteur Josef Stivin   über die kommen mal einem Menschen die Schlinge um den der anderen jetzt am Volksbegehren beteiligten Sals legte, den Vorgang hundertmale aus Rechtsparteien hinzu, so waren es 6,3 Millionen. der tjähechischen Sozialdemokratic, beschäftigt sich den politischen Möglichkeiten: Wir, die wir uns die gesellschaftlichen und gemalt. Das Gemüf des Senkers war also für Mehr als ein Drittel der Wähler dieser Parteien der Bürgermeister von Pilsen   und Abgeordnete politischen Erscheinungen in erster Linie vom bas gransige Handwerk genügend abgehärtet. hat sich also an dem Voltsbegehren überhaupt zudet Bik unter dem obigen Titel mit dem Luděk Standpunkte des Stlassenkampfes erklären, verfte aber als er feine Phantasie in die Praris um­nicht beteiligt. Neun zehntel des deut hen sehr wohl, daß sich die Bourgeoific ſchiver seite. sitterte er, wie von den Teilnehmern ichen Voltes aber wollen von den Ausgang der Wahlen und der Frage der kom von ihrem Selassenregime tvennt und daß der Plänen der Hugenberg und Hitler   menden Regierung und sagt da unter anderem: nichts wissen, sondern wünschen Unjere Partei braucht sich nicht zu beeilen. eine Augenpolitik der Verständi­gung und Aussöhnung.

Nicht sie ist es, welche informative Besprechun gen verlangt hat, sie fonnte vielleicht zu einer informativen Besprechung geladen worden sein, aber nicht zu einer bindenden Erklärung, denn wie es schon in unserer Partei üblich ist und wie dies bei einer demokratischen Partei selbst­

verständlich ist, über den Eintritt unfc­

Das vorläufige amtliche Ergebnis wird erst Au 6. November mitgeteilt werden. Dann er folgt noch eine genaue Ueberprüfung der Liften, so daß das definitive. Ergebnis erst Ende Novem ber bekannt werden wird. Dann wird dem Reichstag der Entwurf eines Voltsabstimmungs­gefeges vorgelegt werden, der natürlich keine rer Partei in die Regierung wird ein breiteres Forum der Partei ent­Mehrheit finden kann. An dem folgenden Volls­entscheid müßte mindestens die Säfie offer Wäh- scheiden. Wir brauchen uns daher nicht zu ler teilnehmen und die Mehrheit von ihnen für beeifen und wir haben feinen Grund, aus auf­Wolfsentscheid stimmen. Sollte das Gefeß zudrängen. Wir brauchen nicht die ehemalige gar für verfassungsändernd erfärt werden, dann scoalition, aber uns braucht die Republik   und müßte die Hälfte aller Wähler, also über 21 das Boli, welches ein so einseitiges Regime, wie Millionen, dafür stimmen, um ivm zur Durch es bisher so unſelig geherrscht hat, nicht ver­führung zu verhelfen. Das ist natürlich völlig ausgefchloffent.

Den

trägt."

Monsignore Sram ef, der heute von den Rüd der Hinrichtung gemeldet wird. Der Henter sichten auf die gewerkschaftlichen und Arbeiter- sitterte- ob wohl auch die Hand des christ­organisationen befreit ist, glaubt, daß die. Zeit lichsozialen Justizministers zitterte, als er gekommen sei, wo er noch erfolgreicher die In- dem Präsidenten das Todesurteil Bognars teressen der armen Bevölkerung für die Inter zur Bestätigung vorlegte?!... Die Nacht vor essen der Stirche verkaufen und wo er aus seiner der Urteilsvollstredung verbrachte der zum Tode Partei eine Räuberhöhle machen kann. Aber zu durch den Strang verurteilte Bognar ruhig. glauben, daß sich ein solches Regime durch den So erzählt der eine Bericht, der andere weiß Stauf der Stimmen einiger fleiner Parteien er zu berichten, daß Bognar die ganze Nacht hin­halten könnte, damit es wenigstens eine Majo durch weinte. Unter dem Galgen versuchte rität von einer Stimme gäbe, ist ein unglaub Bognar eine längere licher Leichtsinn. Wenn etwa Auffaifun er für seine Zaten gen vorhanden sind, daß sich die Somit dem Leben büßen müsse, aber er trage zialdemokratie als irgendein Ant­hängsel der bisherigen Serrenfoa nicht allein die Schuld, denn für fein tragi­fition gebrauchen lassen wird, dann sches Schicksal sei die Gesellschaftsordnung und tonnten solche Auffassungen nur in der Striep verantwortlich. Der Staatsantval einem verftandeslosen Kopf ent- unterbrach diese Rede und forderte den Scharf richter auf, feine Pflicht au tun, worauf Bog­

Auch im Právo Bidu" schreibt dessen stehen."

er fagte, er fehe ein, daßu halten, in der