Sonntag, 10. November 1929.

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Kaiser Brust- Caramellen TANNEN<  

mit den

3.

Von vielen Aerzten glänzend begur­achrer Seit 40 Jahren bewährt als bestes Mittel bei Husten, Heiserkeit, Katarrh, Verschlei mung, Keuchhusten u bester Schutz ver jeder Erkältung. Zuhaben in Apolu.Drog

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Erdbeeren.

Jahr. Biel   billiger sind sie dort, dafür aber natürlich! lange nicht so schön, bei einem Pfund hat man immer eine ganze Menge zer quetschte und madige und glitschige. Und namen los sind sie, wie die Proletenmaffe, die sie kauft..

Was aber Erdbeeren, eine Kleine Portion Erdbeeren sind für einen Zuchthänsler, der Jahr für Jahr, Jahrzehnte vielleicht schon, Anstalts­fost gefressen hat, in immer wiederholtem, ver fluchtem, tausendmal verfluchtem Einerlei Stlippfisch mit Soda, Bohnen mit Soda... Erb­fent mit Soda, Reis mit Soda jahrelang in stumpfem Einerlei was für einen Zuchthäusler ein paar Erdbeeren sind, welcher Gipfel des Genuffes, welche tiefe, ersehnteste Se ligkeit, das können wir alle nicht wissen, wir alle, die wir bislang das Glück( nicht immer die Ehre) latten, den Polypenavmen jener Gerechtigkeit zu entivifchen.

..

Christliche Nächstenliebe erfreute die Sträf linge eines bahrischen Zuchthauses zu Pfingstent mit Erdbeeren, die im Anstaltsgarten gewachsen waren. Alle befamen eine Portion Erdbeeren, nur ein einziger nicht. Man erflärte ihm auch, warum: weil er nicht mit zur Beichte gegangen war. Aber wenn er das nächste Mal mit zur Beichte ginge, dann, dann bekäme er seine Portion Erd­beeren nach.

Einmal Erdbeeren essen!

Wie mag die Gier den Armen gepeitscht ha ben!-: das nächste Mal ging er zur Beichte.

genießbar.

Was Erdbeeren sind, wiffen Sie ja sicher. In den vornehmen Delikateßgeschäften fönnen Sie die verschiedensten Sorten finden, in reizvol­len Körbchen und geschliffenen Schalen geschmad boll arrangiert zwischen erlesenem Edelobst der Heimat und bizarren erotischen Früchten. Eine jede Sorte hat ihren eigenen Namen, die föstlich duftenden Zwerge der Walderdbeeren ebenso wie ihre riesigen Verwandten so groß wie Aepfel manche, herb und trocken, Ergebnis mühsamter, Und getren der gegebenen Zusage überreichte jorgfältiger Zucht. Sie führen die Namen von man ihm seinen Teil Erdbeeren: Lauter verfaulte, schönen Königinnen und erfolgreichen Staats- verschimmelte, verhuzelte, nicht eine einzige männern, die Namen berühmter Künstler und hochadliger Huren. Bekannte Namen, die man sich leicht merkt, und wenn jemand mal Appetit hat auf eine Sorte, deren Wohlgeschmaa ihm einst Einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, zufagte, dann fällt ihm wohl der Name wieder das habt ihr mir getan" aber jener Christus ein, und er braucht nur anzurufen, um eine halbe ist schon lange tot... Stunde später selbst mitten im Winter nem Gaunten den gewünschten Genuß bieten zu fönnen. Denn die Kultur des 20. Jahrhunderts ist soweit fortgeschritten, daß sie auch bier durch nach wissenschaftlichen Grundsätzen gelei tete und mit allen Errungenschaften modevner Technit ausgestattete Treibhäuser sich unab­hängig gemacht hat von den Launen der Natur. Auch an den Karren, die in den Proletarier­vierteln Obst und Gemüse feilbieten, fann man dbeeren taufen. Freilich nur einige Wochen im!

sei­

,, Wahrlich, ich sage euch, was ihr getan habt

"

Bruno Vogel  .

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Volkswirtschaft und Sozialpolitik.

Wir brauchen ein Kartellgesek!

Bapierfartell gegen Ronsumenten und Arbeiter.

Ende Feber 1927 wurde, wie wir dem briten verzichten nämlich nach dem Kartellver­" Právo Lidu" entnehmen, ein Papierfartell ge- trag auf die Weiterführung ihrer Produktion und gründet, welches 35 Fabrifen umfaßt, die jähr- belommen für die fechs Jahre, auf die der Kar lich 17.000 Waggons Papier   erzeugen. Der ge- tellvertrag abgeschlossen ist, eine Entschädigung famte Verkauf ist in einer gemeinsamen Stelle von jährlich zwölf Prozent des Wertes ihres bis­fonzentriert. Diese Verkaufsstelle weist den ein- herigen Kontingents. Das macht ungefähr 800.000 zelnen Fabrifen ein bestimmtes Kontingent zu Stronten aus, die das Kartell an die fleineren und jetzt gleichzeitig den Preis des verkauften Fabrikanten auszahlt. Die Arbeiter bekommen Produktes fest. Gleich nach der Gründung des natürlich nicht einen Kreuzer. Es ist also sehr Kartells wurden die Preise in einer Weise erhöht, leicht möglich, daß die schon damals die Aufmerksamkeit der Deffent­lichkeit wachgerufen haben. Die Folge der Satell vereinbarungen ist, daß auch heute

die Papierpreise bei uns höher sind als im Ausland.

die Arbeiter der Meineren Papierfabriken um ihre Existenz Tommen, eine Erscheinung, der sowohl das Handels. ministerium als auch das Ministerium für soziale Fürsorge die größte Aufmerf So wird ein Kilogramm Rotationspapier bei uns famkeit zuwenden müssen. Die geschilderten Vor­um 2 K 80 verkauft, während dasselbe Papier gänge zeigen auch die unbedingte Notwendigkeit, von denselben Fabriken ins Ausland um 1 K 70 eines Sartellgefeßes auf und wir erinnern in die bis 1 K 80 verkauft wird. Während holzfreies fem Zusammenhang an einen Antrag, den seiner Papier aus Deutschland   bei uns 4 K 50 bis 4 K zeit die Genossin irpal im Gewerbeausschuß 60 pro Kilogramm fosten würde, diftiert das des Abgeordnetenhauses eingebracht hat. Ein fol­Startell bei uns für die gleiche Ware einen ches Startellgesetz wäre notwendig zum Schuße Preis von 6 Stronen. der Konsumenten gegen die wucherischen Startell­Aber das Kartell gefährdet auch die Existen; preise sowie zum Zwecke der Sicherung des Ar­einzelner in den Papierfabriken beschäftigten Arbeitsplatzes der in den Startellen beschäftigten beiter. Die Eigentümer der kleineren Papierfa- Arbeiter.

Der Schlächter

von Lyon  .

Fouché   im Glend.

... und täglich erleben wir es neuerdings, daß in dem fragwürdigen und oft frevlerischen Spiel der Politik, dem die Völker noch immer tren­gläubig ihre Kinder und ihre Zukunft anvertrauen, nicht die Männer des sittlichen Weitblicks, der un­erschütterlichen Ueberzeugungen durchdringen, son­dern daß sie immer wieder überspielt werden von jenen professionellen Hasardeuren, die wir Diplo­naten nennen, diesen Künstlern der flinken Hände, der leeren Worte und falten Nerven."

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Grund genannt, warum er das Leben Fouchés zu Soutane ab, gründet einen Klub und wird Mit- Ebene von Brotteaux werden Gräben ausgehoben, seiner Darstellung erwählt hat, warum er dieje glied des Konvents; statt der Tonsur trägt er die die Opfer werden in einen„ schreienden, schauern­Sintergmindgestalt" der Geschichte für wert be breifarbige Kokarde des Deputierten und jizzt zu den, heulenden, tobenden, vergebens sia) wehrenden fand, sie in das helle Licht der Geschichtsforschung erst bei den Gemäßigten, den Girondisten, was ihn Slumpen menschlicher Verzweiflung" zusammengebun­zu stellen: um zu zeigen, wie oft weltgeschichtliche nicht hindert, an einem Tage für das Leben Lud- den und auf zehn Schritte Entfernung die Seanonen Entscheidungen von rüdwärts verborgenen Wien   wigs XVI. su jtimmen, am nächsten Tage seinen aufgestellt, die in diese Menschenhausen gehadtes schen anzweifelbarsten Charakters" getroffen werden Tob zu fordern. Während seiner ganzen Laufbahn Blei hineinschießen. Wochenlang dauern diese Exe­Er will, daß man lerne, die Menschen versteht er es, im Dunkeln zu stehen, niemals sicht fationen, bis, mun bis niemand anderer als der hinter den wirkenden Mächten zu erbarer Träger der Macht zu sein und doch alle der Grausamkeit beschuldigte Robespierre   es im ennen und damit das gefährliche Fäden in seiner Hand zu vereinigen:„ Er weiß sich Konvent durchsetzt, daß Fouché   wegen seiner Geheimnis ihrer Macht. am stärksten am Schreibtisch, im verschlossenen Menschenschlächtereien vor ein Tribunal zittiert Joseph Fouché  - der es später bis zum Zimmer, im Schatten. Dort fann er gut spähen wird. Herzogtitel brachte- wurde im Jahre 1759 als uno forschen, beobachten und bereden, Fäden zichen Fouche wird später unter dem Stonsulat der Sohn kleiner Kaufmannslente geboren und und sie wieder verwirren und selber undurchdring- Polizeiminister, aber wie er die Revolution verriet. sollte Schiffskaufmann oder Kapitän werden. Aber lich und unfaßbar bleiben. Das ist das letzte Wacht so verriet er auch Napoleon  , dient dem Kaiser, früh zeigt sich schon: dieser schmächtige, aufgeschos geheinmis Joseph Fouchés, daß er zwar immer führt aber im Geheimen den Stamp gegen ihn Dieser treffende Satz ist dem Vorworte des sene, blutarme, nervöse, häßliche Junge entbehrt die Macht will, ja sogar das Höchste an Macht, und ist auch nach dessen Sturz wieder obenauf. neuesten Buches von Stefan Zweig   cutnom jeder Eignung zu ſo hartem und damals wirklich daß ihm aber, im Gegensatz zu den meisten, das Napoleon   sprach auf St. Helena   das berühmt ge­men( Joseph Fouché  , Bildnis eines noch heldischen Handwerk." Was tun? Er wird Bewußtsein der Macht selbst genügt: er braucht wordene Wort:„ ch habe nur einen wirklich voll­politischen Menschen", Insel- Verlag, Leip. Geistlicher, lebt zehn Jahre lang im Stloster, aber nicht ihre Abzeichen und ihr Gewand". In maßendeten Verräter gelannt: Fouché  !" Dieser Schurke zig), einem Buche, das, glänzend geschrieben, das so wie er später der Revolution, obwohl er in losem Zynismus feunt er feinerlei politische Ueber in Großformat war Verräter an allem und jedem, Charakterbild eines der charakterlosesten und un ihr eine hervorragende Rolle spielte, fühl gegen seugungen und mit maßloser Frechstirnigkeit volti- er war die personifizierte Nichtswürdigkeit und heimlichsten Menschen der Weltgeschichte entwirft, überstand, stets mit Menschen und Theorien uur siert er von einer Partei zur andern, je nachdem Gejinnnugslosigkeit, der Mann, der buchstäblich über fenes berüchtigten Polizeiministers Josef Fouché  , wie mit Schachfiguren operierte, so gab er sich auch er es für seine Wachtgelüfte für notwendig häft. Zeichen hinwegschritt. Es flingt wie ein Wig der von dem eines der blutigsten Blätter der großen der Kirche nicht innerlich hin. Während seines radikaler und redet den blutrünstigen Jargon der Geschichte, daß dieser grandiose Schurke, der die französischen   Revolution handelt und dem dafür der Klosterlebens lernte Fouché   vieles, was ihm in radikaler und redet den blutrnstigen Jargon der bedeutendsten Männer seiner Zeit zu übertölpeln Rame eines Mitrailleur de Lyon"( des„ Schläch seiner späteren Diplomatenpraxis zugute lam:„ die Terroristen wie nur einer. Als er mit der Nieder verstand, dieser gefürchtete Mann Frankreichs ters von Lyon") verliehen wurde. Stephan Zweig Technik des Schweigens, die magistrale Stunst des schlagung der Gegenrevolution vom Konvent beauf unter den verschiedenen Regierungen, die letzten ist sich bewußt, daß unsere Zeit heroische Biogra Selbstverbergens, die Meisterschaft der Seelenbeob- tragt wird, fommt er diesem Auftrag so gründlich Jahre seines Lebens phien der eines durchaus amoralischen Menschen". achtung und Psychologie". Als der soziale Sturm nach, daß er der Blutsäufer" genannt wird. Wäh- Provinz- Hauptstadt Linz   verbrachte, selbst von den wie es Joseph Fouché   war, vorzicht, aber in dem der Revolution anhebt, erkennt Fouche   rechtzeitig, rend des Zeitraumes von wenigen Wochen läßt er Spichern der Stadt unbeachtet, ein schon damals hier eingangs zitierten Sas   ist der gewiß triftige daß die Politik die Welt beherrscht, er wirft die sechzehnhundert Hinrichtungen vornehmen: auf der Bergessener...

T.