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3. Jahrgang,

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Udržal verhandelt weiter.

Mittwoch, 13. November 1929.

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halbjährig

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Gricheint mit 2lusnahme bes Montag täglich( rib.

Nr. 265.

Beiten mit Zuſchra, hit mit die Republiffeier der österreichischen Deutsche und tschechische

Gestern heute

Hampl- Bechyně- Meißner.

Prag, 12. November. Ministerpräsident udržal hat heute die seit Freitag ruhenden

Arbeiterschaft.

Verhandlungen über die Regierungsbildung Riefenaufmarsch in Wien.

wieder aufgenommen und den Vertreter der deutschen Christlichsozialen Dr. Luschfa emp fangen. Nachher hielten die Klerifalen interne Beratungen ab.

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Große Kundgebungen in Graz und Innsbrud. Kein ernster zwischenfall.

Sozialdemokraten.

Genosse Stivin hat im Pravo Lidu", wie schon zitiert, einen Artikel über unsere Partei geschrieben, der geeignet ist. das Ver­ständnis der tschechischen sozialistischen Arbei­Wien, 12. Oktober .( Eigenbericht.) Die tag fanden sportliche und am Abend tünstlerische ter für die deutsche Sozialdemokratie in der jozialdemokratische Arbeiterschaft feierte in ganz Veranstaltungen statt. Für morgen hat Udržal die Vertreter der Defterreich den heutigen Staatsfeiertag mit tschechoslowakischen Republik zu steigern. Wer In Graz, wo die Heimwehrler eine provo- im Auge behält, daß, gezwungen durch ge­tschechischen Sozialdemokraten zu meritorijchen großen Kundgebungen, die überall noch weit fatorische Sundgebung angekündigt hatten, war schichtliche Umstände, deutsche und tschechische Berhandlungen zu sich geladen. Der Partei tärker waren als in früheren Jahren, da die die Demonstration der Arbeiter gewaltiger als Sozialdemokraten lange Jahre verschiedene vorstand der tschechischen Sozialdemokraten hat Arbeiter zugleich and gegen den Heimwehr - die der Heimwehr . Die Sozialdemokraten ver- Bege gingen, wird gewiß; fein Bemühen, die heute die Genossen ampl, Bechyně und fascismus und gegen die Verfassungsreformpläne anstalteten zunächst einen Marsch durch die Wege eingen, wird gewiß kein Bemühen, die Meißner zu diesen Verhandlungen designiert; protestierten. In Wien war es eine der Stadt und dann eine Be: sammlung auf gegenseitige äußere und innere Annäherung sie sollen auf der Grundlage des Arbeits- gewaltigsten Demonstrationen, die dem Hauptplak, wo vom Rathaus herab der zu fördern, für überflüssig halten und wird programmes geführt werden, welches die Partei die Wiener Arbeiterschaft jemals hatte. Aus den Bürgermeister eine Ansprache hielt. zu gleicher daher auch den Artikel Stivins mit Genug­bereits vor den Wahlen veröffentlicht hat. Die Bezirken tamen in riesigen Zügen mit Fahnen Zeit hatte die Heimwehr aus dem Freiheitsplaße tuung buchen. Aber Arbeit für diese unfere Parteibertretung der tschechischen Sozialdemotra und Standarten die Arbeiter jur Ringstraße und ihre Sundgebung, zu der sie ihre Leute aus dem gegenseitige Verständigung war den deutschen ten wurde gleichzeitig für den 23. d. W. nach die Züge vereinigten sich dann vor dem Burg ganzen Bundesgebiet zusammengetrommelt und tschechischen Bürgerlichen seit jcher in der Brag einberufen. theater und marschierten dann gemeinsam bis hatte. Die sozialdemokratische Versammlung Seele zuwider und wie sie noch stets alles Donnerstag sollen die tschechischen Nationals zur Mitte des Rathausplaßes und trennten sich war so gewaltig, daß der Hauptplaß dicht befeßt versuchten, um diesen Prozeß der Annäherung fozialisten und Freitag die deutschen Sozial- hier wieder, um zu beiden Seiten des Rathauses war und die uniformierten Schußbündler in die der deutschen und tschechischen Arbeiterklasse demokraten zu Beratungen bei Udržal gebeten vorbeizumarschieren. Dann marschierten sie in Nebengassen Ausstellung nehmen mußten. Der werden; eine offizielle Einladung lag bis heute ihre Bezirke ab. Vor dem Denkmal der Republit Raum zwischen den beiden Pläßen war von der zu stören, ſo ſind ſie auch jetzt darauf aus, abends jedoch nicht vor. und vor dem Parlament und vor dem Rathaus Polizei durch Drahtverhaue und durch große uns gegenseitig voreinander zu warnen. Große Wichtigkeit für den weiteren Verlauf brachen die Demonstranten in stürmische Polizeiabteilungen abgesperrt, so daß es zu tei- So schändlich die bürgerlichen Parteien ihre der Besprechungen wird der heutigen Beratung och rufe auf die Demokratic und nem Zwischenfall lommen fonnte. Auch eigenen Grundjäße zu verraten pflegen, so be des Präsidiums der tschechischen Agrarpartei uie Republit aus. Der Borbeimarsch hatte das Bundesheer Bereitschaft. sorgt sind sie um die Sittenreinheit der So­geschrieben, die ein Referat Udržals über die vor dem Rathans dauerte in doppelten Zügen, Erst am Nachmittag, als die Heimwehrler im zialdemokraten, die Deutschbürgerlichen um politische Situation entgegennahm und dessen die die ganze Breite der Ringstraße einnahmen, Abmarsch waren und viele von ihnen recht alfo- uniere, die Tschechischbürgerlichen um jene der bisherige Haltung sowie Anträge für das fünftige volle brei Stunden. Bon halb 10 Uhr holisiert waren, fam zu leineren tschechischen Genossen. Und so gilt es bei den Vorgehen einmütig billigte. Nähere Angaben bis halb 1 Uhr. Wären die Züge nicht zugleich 3 wischenfällen. darüber vermißt man in der offiziösen Verlaut nebeneinander marschiert, so hätte der Vorbei­deutschen Chauvins als eine ausgemachte In Innsbrud hatten auch sowohl So- Zatiache, die man nicht erst durch Anführung barung allerdings ganz. Morgen soll sich im marsch sechs Stunden dauern müssen. Die zialdemokraten als auch Heimwehrler Berjamu Salon udržals überdies wieder der Osmiela Rundgebung verlief würbig, erst als die legten lungen und Ausmärsche. Interessant ist, daß in von Beweisen zu erhärten braucht, wir wären Stammtisch versammeln. Bemerkenswert ist, Züge schon im Abmarsch waren, versuchten ein Innsbrud die Heimwehr , etwa 300 ann, ießt joeben wieder einmal im Begriff, die dák Dr. Stramat auf einige Tage aus Prag wegpaar Seimwehrler bie Arbeiter zu provozieren. vo IIIammen ausgerüstet, mit Geweh deutsche Arbeiterschaft der tschechischen Sozial gefahren ist und so anscheinend den Beratungen Sie wurden aber sofort mit der nötigen Ent- Iren und aufgepflanztem Bajonett marschierte. Demokratie in die Arme zu führen", wäh­über die Regierungsbildung direkt ausweicht. fchiedenheit zur Ruhe gebracht. Die Kundgebung Es lam auch hier zu feinem wesentlichen rend die Tschechischbürgerlichen ihre Mission der Kommunisten war verboten. Am Nachmits Zwischenfall. darin erblicken, in munteren Farben auszu malen, wie schön demnächst die tschechischen gefeffelt bis zur Wehrlosigkeit, in der erschüt es nach 17 Jahren das erſtemal, daß Es ist dies nach 17 Jahren das erstemal, daß Sozialdemokraten, an Sänden und Füßen Mart beträgt, nach Deutschland wandert. Zum terndsten Knechtschaft zu den deutschen Ge­letztemal wurde er Gerhart Hauptmann im nossen stehen werden. Jahre 1912, vorher im Jahre 1910 verlichen. Es wurde damit Paul Heyse , im Jahre 1908 Rudolf Eucken und 1902 Theodor Mom m sen geehrt. Als die Nachricht von dem Stockholmer Be

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Die Pražitá tistova fancelář", eine Prager Korrespondenz, die von dem früheren Bettasetre­

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tär und derzeitig bestem Freund des Herrn Die Berliner Couleur darf nicht der Nobelpreis für Literatur , der heuer 190.000

Stribrny, cinem Herrn Emil Simet her­ausgegeben wird, verbreitete heute nachmittags aus ziemlich durchsichtigen Gründen folgende Meldung, die wir ausdrüdlich als von A bis 3 aus den Fingern gesogen erklären fönnen:

zurückſtehen!

Hakenkreuzftundenten infultieren Sozialisten und Juben.

Böhmische Landesvertretung. Antrag unserer Genossen auf Unterstüßung der Genossenschaften. Entlastung des Landes durch ebernahme der Landesgewerbeschulen durch den Uebernahme der Landesgewerbeschulen durch den

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Staat.

follte, denn wir seien deinde dieses Staates und in nationaler Beziehung noch weit natio nalistischer, als die deutschen nichtsozialistischen Parteien. Einige Jahre früher hätten Witiel. wie sie hier die Presse des Herrn Sramef an wendet, noch Verwirrung gestiftet, heute ist die

Der Genosse Stivin hat in seinem Arti­fel über unsere Pariei anerkennende und schon freien Berlin , 12. November.( Eigenbericht.) An freundliche Worte gefunden, die Gralshüter des unverfälschten tschechischen Die deutschen Sozialdemokraten treten nicht der Berliner Universität haben sich heute um die Sozialismus auf den Plan. Die Hüter des hei­in die Regierung ein. Aus Kreisen, die über den Mittagszeit wieder einmal Vorgänge abgespielt, Verlauf der Beratungen der tschechischen Sozial die einer deutschen Universität höchst unwürdig schlusse in München einlangte, wo Thomas ligen Grals sind in diesem Falle niemand an demokraten mit den deutschen informiert sind, find. Den Anlaß dazu gab der unliebfam beann wohnt, suchten ihn gleich zahlreiche Jourderer als-- die ii che chi i chen Kleriz wird behauptet, daß die Bedingungen der deut kannte Ball der sogenannten Allgemeinen dent- nalisten auf. Der Dichter erklärte, daß er sich falen, deren Interesse an der Grundfaßtreue schen Sozialdemokratie von den tschechischen So schen Studentenschaft. Diese Organisation ist dadurch plötzlich im Schein eines Reflektors be­zialdemokraten als Grundlage für das gemein- wegen ihres staatsfeindlichen Charatters vom finde, an den er nicht gewöhnt sei, da er eigent der tschechischen Sozialdemokratie ja ebenjo fame Borgehen in Sachen der Beteiligung an der preußischen Unterrichtsminister nicht anerkannt. lich ein schüchterner Mensch sei. Dieser Schein evident ist, wie etwa das Interejje der Hafen­Regierung nicht akzeptiert werden konnten. Die Trotzdem haben sie im vorigen Jahr ihr Winter- blende ihn einigermaßen und er fühle fich bis frenzler an jener unserer Partei. Der Herr deutschen Sozialdemokraten haben sich angeblich tanzbergnügen unter dem Namen Universitäts her darin nicht wohl. Er freue sich aber beson Prälat Sramek läßt also durch sein Parteibiatt dafür entschieden, den Ministerpräsidenten ubrzal ball" angefündigt. In diesem Jahr sollte dieser ders, daß diese Ehrung ihm vom Norden zuteil über die deutsche sozialdemokratische Vartei falls sie zu Verhandlungen eingeladen werden, Unfug von vorn herein unterbunden werden. wurde, da ihn mit der nordischen Literatur im Pech und Schwefel niederregnen und er mait die Gefahren aus, die der Tschechoslowakischen dahin zu informieren, daß sie nicht beabsichti- Troß der Zusage, die die Studenten gegeben hat mer die engsten geistigen Bande verknüpften. ten, verfuchten sie auch heuer wieder die alte An­Republit drohen, wenn sich die tschechische So­gen, in eine Regierungsfoalition einzutreten." zialdemokratie noch tiefer mit uns cinlajien tion nach den Wahlen zwischen deutschen und Brett wurden jedoch von dem Rettor nicht zu Daß Beratungen über die politische Situa- hindigung: die Anschläge auf dem schwarzen chechischen Sozialdemokraten stattgefunden ha- gelassen. Der nationalsozialistische Führer der ben, ist das einzige, was an der famosen Wel- Studentenschaft stellte daraufhin ein Ultimatum, dung" des Herrn Simet nicht falsch ist. Solche das von Drohungen begleitet wir. Da der Reffor dieses Ultimatum cinfach Beratungen sind seit langem üblich und deren Stattfinden also durchaus feine Sensation, son- unbeantwortet ließ, wurde die rechtsradikale Stu­dentenschaft zu einer Demonstration hinter der dern bei den engen und herzlichen Beziehungen Universität aufgerufen; von hier aus zogen die Auch die gestrige Sigung brachte teinen schechische Arbeiterschaft zum Glück für die ge­vischen beiden Parteien und noch dazu in einer Studenten johlend durch die Gänge des Gebäu- wesentlichen Fortschritt in der Spezialdebatte jamte Arbeiterklasse in diesem Staate schon jo politisch bewegten Zeit eine Selbstverdes. Ten Höhepunkt erreichten diefe Demon- jum Budget. Es wurde lediglich das Stapitel weit, um über sie zu lachen und die Motive ständlichkeit. Ebenso selbstverständlich ist es, ftrationen" vor den Anschlagbrettern der soziali Sandel und Gewerbe beendet, nachdem und Inspiratoren hinter ihnen zu suchen. Ge­aber, daß Herr Simet über das Meritum dieser frischen und füdischen Vereinigungen. noch eine ziemliche Anzahl von Rednern dazu rade die Klerikalen sollten ihre höchst junge Beratungen nicht besser informiert sein fann, als gesprochen hatte. Bei der Abstimmung über die Liebe zum tschechoslowakischen Staate etwas etwa die bekannte Frau Blaschke. Es handelt Anträge wurde unser Antrag auf Einsetzung weniger aufdringlich zur Schau tragen und sie sich da um nichts anderes als um ein plumpes cines Betrages von 500.000 Stronen zieds vorsichtiger gegen andere auszuspielen suchen, Auf- den- Busch- Klopfen gewisser Streise, die die Unterstützung bestehender und Förderung deutsche Sozialdemokratie von vornherein von der Gründung neuer Genossenschaften denn die Zeiten, da sie schwarzgelbe Patrioten allen Besprechungen und Beratungen ausschal der Arbeiter und Konsumenten der Stommission waren und ihre Priester die Waffen der für ten möchten, wie sie in einem demokratischen Staatswesen mit der Bildung einer neuen Re- Gleichzeitig trawallierten Studenten auf dem 3ugewiesen. Angenommen wurde fer- Habsburg in das große Morden hinauszichen­gierung nun einmal zivangläufig verquidt sind. Sof des Gebäudes und auf dem Segelplay. Diener ein Antrag, wonach sich der Landesausschuß den Soldaten jegneten, liegen noch nicht is Nicht Hrn. Simer, den besser zu informieren uns Demonstranten wurden durch zahlreiche Ange- und der Landespräsident mit den kompetenten ferne, daß man sich ihrer nicht mehr entsinnen nicht dafür steht, aber der Oeffentlichkeit tön hörige der nationalsozialistischen Partei verstärtt, Stellen wegen der llebernahme der anfönnie. Unter den Stämpfern und Gründern nen wir mitteilen, daß in den bisherigen Bera die überhaupt keine Studenten waren. Schließlich desgewerbeschulen durch den Staat des tschechoslowakischen Staates tungen mit den schechischen Sozialdemokraten blieb nichts anderes übrig, als gegen fie Poli in Verbindung seven soll, hingegen lehnte die allerwenigsten die tschechischen Keleritalen zu Klerika­eine wie immer geartete Enticei sei einzusetzen. Dabei wurden sechs Personen Mehrheit den Antrag unserer Genossen auf un- finden und wie die Nationstrene per Stferito entgeltliche Bestellung der Lehr­dung, weder nach dieser, noch nach jener Rich verhaftet. und Lernmittel an den Gewerbeschulen ab. len von den anderen tschechischen Voltsteilen tung getroffen worden ist, und daß alle gegen eingeschätzt wird, darüber könnte man hunderte Zum Stapitel 5, Gesundheit und teiligen Meldungen bloße Phantasie find. Thoma Manns Thoma Manns Nobelpreisträger. joziale Fürsorge, sind bis jetzt 19 Redner von Zitaten erbringen, die sämtlich höchst un­Wer von dem Funktionieren unseres Partei­apparates auch nur eine blasse Ahnung hat, Berlin , 12. November. Die deutsche Presse gemeldet, wovon gestern erst einer sprad). Das erfreulich für sie wären. wird von selbst jede Annahme als lächerlich ab- begrüßt nit Begeisterung die Wahl Thomas Ende der Budgetdebatte ist daher nicht abzu­meisen, daß derartige Entscheidungen ohne Be- We anns zum Nobelpreisträger. Sic crblidt sehen, um so weniger als sich insbesondere beim fragung des breitesten Parteiforums getroffen darin nicht nur eine Ehrung für den Dichter fiebenten Stapitel eine große Schuldebatte persönlich, sondern für das ganze deutsche Bolt. entwideln wird.

werden könnten.

Jüdische und sozialistische Studenten wur den dabei mißhandelt und aus dem Erd­geschoß durch die Fenster, die eingeschlagen wurden, auf den Hof der Universität hinaus­geworfen.

-NO

Dem Parteiamtsblatte des Herrn Sramef zufolge hat die deutsche Sozialdemokratie zwei Sardinalfehler, die sie der Bun­senossenschaft mit der tschechischen Bruderpartei