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Freitag, 31. Jänner 1930.
Nr. 27.
Handelsvertragsbeziehungen unterhält. Wirk-, So geht es weiter die 14 Punkte hin- Vieh, die Unterwerfung der Einfuhr von Ge- Entente sei hier mit einer Solidarität und Kraft liche Geltung haben nur die im Art. II herab- durch. Es sei nur noch erwähnt, daß die Agra- treide und Mehl unter ein Bewilli- aufgetreten, die allen ohne Unterschied imponierte. gesetzten und geregelten Zollfäße, die für die rier in ihrem Antrag die in der Bollnovelle gungsverfahren, eine alljährliche Auf diese Weise habe sie die Lösung der ungarischen landwirtschaftlichen Produkte eingehoben wer- vom Jahre 1926 enthaltene Dumping- Sperre der Aepfel - und Birnenausfuhr in Frage durchgesetzt in einer Form, wie sie te ge den, welche aus Staaten stammen, die mit der Klausel auch gegenüber jenen Staaten den Monaten November bis Ende Jänner Entente rückhaltlos unterstützt worden, es sei aber braucht hätte. Von Frankreich sei die Kleine Tschechoslowakischen Republik einen Handels- angewendet sehen wollen, welche durch be- und noch manches andere, was die agrarischen nicht wahr, daß England und Italien gegen vertrag besitzen oder welche die Waren tschecho sondere Maßnahmen die Ausfuhr ihrer agra- Demagogen sonst nur in ihren Versammlun- die Kleine. Entente gewesen seien. Ohne deren slowakischen Ursprungs nicht ungünstiger berischen Erzeugnisse in einer Weise forciegen ahmungslosen Zuhörern zu erzählen Zustimmung wäre es niemals möglich gewesen, Handeln als Waren anderen Ursprungs. Es ren, daß hiedurch auch der tschechoslowakischen pflegen. Ungarn eine Reparationszahlung von 135 Mitlionen Goldkronen aufzuerlegen, noch ihm dre angeführten Zollsätze hätten bereits gesetz- renz erwäch st, beziehungsweise droht"! rische Forderungen, die geradezu zum Ruin der Bergangenheit aufzuzwingen. Daß manchmal Gewiß wird niemand solche tollhäusle- Lösung aller übrigen Probleme der Liquidierung liche Anerkennung gefunden", was den Ein Andererseits wird verlangt, die Regierung der Volkswirtschaft und damit des Staates einige Großmächte uns gegenüber politiche oder druck erwecken soll, als wären diese und nicht möge mit allem Nachdruc" von die im Art. II aufgezählten und herabgesetzten Deutschland die Anerkennung des tschechoslo- führen müßten, einen Augenblick ernst neh- finanzielle Interessen gehabt hätten, verstehe ich Zölle das Normale. Praktisch würde die Strei wakischen Hopfenprovenienzgesetzes anstreben. Schwindel, sie beweisen aber auch, welchen sich das als Feindseligkeit geäußert. Sie sind aufgelegtester politischer von selbst. Aber niemals und bei niemandem habe chung aller im Art. II angeführten Zoll- Der Antrag fordert ferner eine Versch är Maßes von Verantwortungslosigkeit diese an - herabsetzungen bedeuten, daß die Zölle fung der seuchenpolizeilichen mit einem Schlage fast bis zu je- Bestimmungen über die Einfuhr von geblich so staatstreue Partei fähig ist!
ist daher falsch, zu behaupten die im Art. I Landwirtschaft eine verstärkte Konkur
Das Reparationsexpo, ee.
men.
Das Gesamtresultat des Kampfes um die Verpflichtungen aus den Friedensverträgen sei folgendes: Ursprünglich wurden von uns etwa 29 Milliarden Kronen verlangt, diese Summe wurde aber auf 1190 Millionen Kronen( nach den Darlegungen des Finanzministers) herabgefeßt. Wir zahlen also etwa 4 Prozent von all dem, was wir ursprünglich zu zahlen gehabt hätten.
Der ungehenere Wuft von Schwierigkeiten, Streitigkeiten und Feindseligkeiten sei beseitigt. Das sei das große politische Plus des Haag; der Weg zum Einvernehmen zwischen den mitteleuropäischen Staaten fei geöffnet.
Die Tschechoslowakei habe im Haag bewußt diese Politit betrieben und sie werde sie auch konsequent weiter betreiben. Erst heute fühlen wir uns
Jm allgemeinen habe unsere seit zehn Jahren betriebene Politit im Haag Anerkennung gefunden. Er selbst habe gesehen und gefühlt, wie ner Höhe hinaufschnellen wür= gerade im Haag die ganze zehnjährige Konzeption den, welche die agrarischen Partragen zu helfen, wo alle Staaten im Saag unge habe. Die Haager Konferenz sei ein großer Mart unserer Außenpoliti? ihre Früchte getragen teien gemäß ihrem neuesten 30heuere Opfer bringen mußten. Dieses Verlangen tein der europäischen Politit überhaupt. Die antrag festgesetzt zu sehen wün( Schluß von Seite 1.) habe die tschechoslowakische Delegation als 8e feinerzeitigen Friedensschlüsse waren nur eine Art schen! Sie würde aber auch die augen zehnjährigen Kampf mit dem vollen Siege in rechtfertigt anerkannt. Es habe sich bloß Waffenstillstand. Im Haag sei dann aber etwas blidliche Aufhebung der zwischen der politischer und moralischer Hinsicht zu beenden. darum gehandelt, wie groß die Quote ſein geschehen, was noch nie der Fall war: die einstigen Tschechoslowakei und einer Reihe von Staaten Die Forderung, daß bei der gegenseitigen Liqui- werde, die die Tschechoslowakei aus diesem Titel auf geschehen, was noch nie der Fall war: die einstigen Gegner hätten sich an einen Tisch gesett und im abgeschlossenen Handelsverträge nach dierung die Staaten der Kleinen Entente nicht sich nehmen sollte. Es war unsere Pflicht, er Geist der Versöhnlichteit alles liqui sich ziehen, denn die im Art. II normierten passiv sein dürften, das heißt sich die gegenseiti. flärt Beneš, daß dies eine unſeren Finanzen gün- biert, was sich liquibieren ließ. Zollherabsetzungen sind untrennbare Bestand gen Forderungen lompensieren müßten, sei stige Quote sei. teile dieser Verträge und geradezu ihre durchgedrungen. Benes erwähnt die Aufstellung der Grundlage; ihre Streichung wäre Ver- Forderungen gegen die Nachfolgestaaten aus dem beiden Fonds A und B, von denen der erstere die tragsbruch schlimmster Art, sie Titel der Bodenreform abdeden soll, während würden zu existieren aufhören, und darnach der Fonds B die übrigen Ansprüche( der Eraherwürde sich wohl jeder Staat hüten, jemals zoge, der Kirchen und Eisenbahnen usw.) befriediwieder mit der Tschechoslowakischen Republik gen soll. Der Fonds A soll eine Maximalhöhe von einen Vertrag zu schließen. Also vertrags- 240 Millionen, der Fonds B eine solche von 100 Ioser Zustand gegenüber aller Welt und Millionen Goldkronen haben. Die Nachfolgestaaten ein schonungsloser Bolltrieg ge- zahlen in den Fonds A nur soviel ein, als sie nach Beneš verlange von niemandem darüber Jubel, doch gen die Industriewaren tschechoslowakischen ihren Gesetzen für den enteigneten Boden zu zah- konstatiere er, daß bei uns faum jemand dieses Ursprungs, zehnfach gesteigerte Arlen hätten. Damit werden alle die tausenden Stla Resultat erwartet hat. Demgegenüber müsse Deutsch beitslosigkeit, untergang einer als gegen diesen Fonds erhoben betrachtet. Die vor- pflichtungen bezahlen, Bulgarien 33 Prozent. Un gen aus dem Titel der Bodenreform von heute ab land etwa 30 Prozent seiner ursprünglichen VerUnzahl von Betrieben und gangesehenen Schiedsgerichte werden sich nur über die garns Verpflichtungen könne man nicht vergleichen, zer Betriebszweige, erhöhte Söhe des aus diesen Fonds zu gewährenden( rweil seine Gesamtreparationen niemals bestimmt Massenelend über alle Grenzen ſatzes auszusprechen haben; für die Entschädigungen worden seien, doch dürfte es denselben Prozentsav des Borstellbaren hinaus, Verhaftet lediglich der Fonds bis zur wie Bulgarien erreichen. zweiflungsausbrüche, Hunger- Höhe seines Kapitals. Die Ansprüche wertyphus das alles wären die Folgen der den nur in dem perzentuellen Verhältnis aller anerkannten Ansprüche zu dem Gesamtvermögen der Beneš erklärt dann, er habe sich geschämt, Erfüllung des neuesten agrarischen Antrages: Fonds gededt. Der Fonds B wird völlig hinrei- als er in den letzten Tagen uninformierte oder Man kann nicht einmal sagen, daß die Man kann nicht einmal sagen, daß die chen, um alle Ansprüche gegen die Nachfolgestaaten böswillige Artikel in einigen Blättern las. Er verdeutschen Landbündler sich über die Folgen aus sonstigen Titeln der Friedensverträge sonstigen Titeln der Friedensverträge au lange nicht, daß man den Erfolg der Delegation anund Wirkungen ihrer Hilfsaktion für die decken, so daß auch hier teine weitere finan- erfenne, aber er wolle, daß die öffentlich Landwirtschaft" nicht klar sind, denn fie for- sielle Belastung mehr in Frage fommt. Meinung nicht demagogisch aufgehegt, dern, wie der Puntt 2 ihres Antrages be- Benes betrachtet dieses Ergebnis als einen gro- sondern daß ihr die Wahrheit gesagt werde. Er weist, direkt zur Aufhebung der Handelsver- en Erfolg seiner Politik und der Politik der verweist darauf, was der Strieg Frankreich, Belgien , träge auf:
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2. Falls Ungarn nicht der sofortigen Aufhebung der in seinem Zoll- und Handels. vertrage mit der Tschechoslowakei enthaltenen Bindung von Agrazzöllen zustimmt, ift der Zoll- und Handelsvertrag mit Ungarn 3 Tündigen."
Was kommt es den Agrariern darauf an, daß die Tschechoslowakei an der Aufrechterhaltung des Handelsvertrages mit Ungarn , ebenso wie mit allen anderen Staaten, tein geringeres Interesse hat, als dieses Land! Sie drohen einfach: entweder hebt ihr Bestimmungen in dem mit euch
Die Befreiungsschuld.
Gegen böswillige Kritit.
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England, Italien , Jugoslawien oder Rumänien gelostet hat und was diese Staaten namentlich für den Wiederaufbau ihrer zerstörten Gebiete bezahlen mußten.
Auf die Frage, warum die anderen Nachfolgeftaaten teine Befreiungsschuld bezahlen. wir aber ja, habe er nur die Antwort: Hätten unsere Kritiler cher gewünscht, daß wir die Kriegsinvasion zweis oder drei mal mitgemacht hätten, wie Polen , Ru mänien und Jugoslawien ?
Tschechoslowakei für die übernommenen staatlichen Auf Grund der Friedensverträge hatte die Güter etwa 24 Milliarden Kronen, an Befreiungstage etwa 4.5 Milliarden Kronen zu bezahlen überbereits volle elf Jahre geführt. Beneš habe in dienommen. Der Kampf um diese Zahlungen wurde ser Frage nichts ohne die Zustimmung des Präjibenten, des Ministerpräsidenten und des Finanzministers unternommen, aber die Deffentlichkeit sollte durch Diskussionen nicht in Aufregung ge- Wenn nur Bilsen oder Brünn vernichtet worbracht werden. Seit 1926 war die englische und den wäre, hätte uns das indirekt einige mil
finanziell, aber auch politisch frei.
Beneš erklärt abschließend, er werde sich zu den Verhandlungen im Saag immer stolz beParlament vor in dem Bewußtsein, daß er und lennen. Er lege das Ergebnis der Arbeit dem alle seine Mitarbeiter ihre vaterländische Pflicht zu 100 Prozent erfüllt hätten.
Stürmischer Empfang Bethlens im Barlament.
Budapest , 30. Jänner. ( MTJ.) Für die heutige Sißung des Abgeordnetenhauſes, in der Ministerpräsident Bethlen über die Haager Konferenz Bericht erstattete, gab sich außerordentliches Intereffe fund. Vor dem Parlamentsge bäude hatte sich eine große Menge Neugieriger angesammelt. Die Galerien waren überfüllt. Als Ministerpräsident Graf Bethlen den Saal betrat, wurde er von der Rechten mit stürmischen Ovationen empfangen. Als er sich zum Worte meldete, entstand auf der Linken großer Lärm; die Sozialiten riefen: Folgen Sie dem Beispiel Ihres spanischen Kollegen!". Der Lärm dauerte minutenlang, bis er von den Eljenrufen der Regierungspartei unterdrüdt wurde.
Graf Bethlen betonte, er könne bloß einen vorläufigen Bericht erstatten, da im Haag nur prinzipielle Vereinbarungen getroffen worden feien. Eben deshalb könne er auch den Text der Ablommen noch nicht vorlegen. Bethlen betonte, ber ungarische Staat sei von allen Bfandrechten,
Zoll- und Handelsvertrage gemäß unseren Zahlungen für die übernommenen Staatsgüter ge-/ darunter leiden. Auf die direkt unerhörten Argu liche Einkünfte Ungarns besaß, befreit worden,
Forderungen auf, oder muß der Vertrag gefündigt werden! Daß die tschechoslowakische Bolkswirtschaft dadurch in vielleicht noch stärferem Maße getroffen werden würde, darum scheren sich unsere biederen Landbündler nicht im geringsten.
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Ich oder- Ich?
Roman von Herman Hilgendorff. Copyright by Greiner& Co., Berlin NW 6. ( Nachdruck verboten.)
strichen werden. Es hat sich dann nur um die
Befreiungsschulb gehandelt. Diese Frage wurde im August von der französischen Regierung aufgerollt, die ersuchte, im allgemeinen Interesse die Notwen digkeit der Beitragsleistung zur Verwirklichung des Young- Planes anzuerkennen und so die unge heueren Kosten des Krieges in cinem Augenblick reißen. Sie sah sich enttäuscht. Aerger und Ver- 1 zweiflung Trochen in ihr Herz.
Sie sah nicht die Bewunderung, Liebe, Erstaunen in den Augen Lestmanns. Ihr war es als sähe sie nichts als eine tierhafte Lüsternheit in den Augen ihres Verlobten.
Ich verachte Sie...!" schrie Inge und trat fast drohend einen Schritt vor. Ihre Augen funkelten und sie war hübsch wie eine Amazone. Sie stand nur einen Schritt von Paul entfernt Der Duft ihres frischen, jungen Körpers und eines süßen, hauchzarten Parfüms berauschte auf der Wange Lestmanns. Lestmann fast.
Das brachte sie zu einer erneuten Explosion. Tier!" schrie sie noch einmal. Sie hob die fleine, schnelle Hand. ,, Klatsch!"
Eine Ohrfeige von Inges Hand brannte Lestmann hatte einen fleinen Schrei aus Ah!" sagte er fast stöhnend:... Sie vergestoßen. Nicht einen Schrei des Schmerzes. achten mich und ich... liebe Sie!" Nein, einen Schrei der Ueberraschung über das impulsive Temperament seiner Braut.
,, Lieben? Was verstehen Sie von Liebe?... ha ha... Sie wollen nichts als meinen Störper... Sie... Sie... Tier!"
Inge zitterte am ganzen Störper vor Aufregung. Ihr Haß brach aus wie brennende Lava Sie hätte den Mann vor sich töten fönnen.
Hätten Sie eine Spur von Charakter, wür den Sie nicht eine Frau zivingen, von der Sie wissen, daß sie Sie haßt, verachtet, der Sie nichts sind als ein ekliges Gewürm... Außer dem sind Sie ein Feigling. Die ganze Stadt spricht von Ihrer Feigheit. Nichts ist wider licher als ein feiger Mann...!"
Blize. Ich bin nicht feige, und es wird der Tag tommen, wo Sie mich lieben...!" sagte Paul Lestmann mit Ueberzeugung.
Leon von Grabow riß Inge zurück. zitterte ám ganzen schwammigen Körper. In feine ausdrudslosen Augen trat der Glanz einer verzweifelten Angst.
Seine Zähne mahlten vor Entseßen. Er hielt sich nach dieser Szene für verloren. Diese Ohrfeige feiner Tochter würde ihn ins Gefäng nis bringen. Er kannte Benno Arams gehässigen Charakter.
mente von einer gewissen Seite, die von der traurigen Bilanz im Saag" sprachen( Národni ebenso von allen weiteren Forderungen, die auf politika), wolle er überhaupt nicht eingehen.
In einem Kapitel
Politische Schlußfolgerungen" erklärt der Minister, unsere politische Situation im Haag sei stärker als je gewesen. Die Kleine
Ich bin nie einem etwas schuldig geblic ben!" sagte Paul Lestmann.
Sie wollen mich vernichten?" stöhnte der alte Grabow, und Inge fühlte die Schwere des Baters schwankend an ihrem Arm.
Paul Lestmann schritt auf den Geldschrank zu. Er hatte nicht umsonst in der Nacht die Aufzeichnungen Arams gelesen. Er wußte von den Wechseln...
Als Lestmann die Türe des Geldschrankes öffnete, hörte er ein Stöhnen hinter sich.
"
Inge wollte rufen: Verzeihen Sie mir!" Sie wollte sich für ihren Vater opfern. Aber sie konnte den Ruf nicht über ihre Lippen bringen. Sie konnte nicht... nichts als ein Wim mern entrang sich ihrem bisher mutigen Mund. Lestmann trat mit den Wechseln zu der zitternden Frau.
Dies sind sie...!" Troß dem Tränenschleier vor ihren Augen erkannte Inge die Handschrift ihres Vaters. Lestmann drehte die Wechsel um. Unleugbar war dort in Grabows Hand schrift der Name Benno Aram gezeichnet.
lich
die
Sie werden sich rächen?" stöhnte Inge. " Geben Sie mir einen Revolver!" keuchte
|
Grund irgend eines anderen Paragraphen des Friedensvertrages erhoben werden könnten.
Die Ausführungen des Ministerpräsidenten wurden nur, ab und zu durch Zwischenrufe bon sozialdemokratischer Seite unterbrochen.
Lestmann und trat zu Inge. Er hielt in der Hand den grauweißen Aschenrest.
Inge sah ihn mit weit aufgerissenen Auger an. Die Tränen versiegten vor der wilden Flamme, die aus ihren großen Augen brach.
Leon von Grabow lachte ein hysterisches Lachen. Er begriff am allerwenigsten diese Handlung Benno Arams. Er erhob sich aus seinem Sessel, aber ein Schwindelgefühl warf ihn wieder zurück. Seine nervösen Finger zerzausten die seidene Krawatte in Fepen.
Ich begreife Sie nicht!" stotterte Inge, und eine heiße Röte brannte über ihr Gesicht.
Zum erstenmal an diesem Tage betrachtete sie scharf und forschend das Gesicht Benne Arams. So scharf, als müsse sie darin eine Lö sung dieser unverständlichen Handlung finden.
Auf einmal fam ihr dies Gesicht seltsam verändert vor. Ja, es war das Gesicht Benno Arams. Aber irgendwie schien es gewandelt. Die schlaffen, energielosen Falten um den Mund waren hart und energisch. In den blaßblauen Augen saß ein Feuer, was sie nie darin gesehen hatte.
Und plötzlich fam es ihr auch vor, als höre sie aus dieser Stimme Benno Arams einen me nommen hatte. Ganz unwillkürlich drängte sich
Du hast mich ruiniert!" schrie er heiser und umkrallte den Arm seiner Tochter. Er wird mich ins Gefängnis bringen! Die Wechsel!" Leon von Grabow, Seine Stimme roar undeut- tallischen Selang heraus, den sie nie wabrgevor Seiserkeit. In seinen Augen brann ihr die Frage auf: Energie der Verzweiflung. Lestmann stand lächelnd in der Szene. Natürlich werde ich mich rächen!" Lestmann griff nach einem elektrischen 3igarettenanzünder.
Ihr Atem flog und ihre Augen sprühten Er sah mit Augen der Verzweiflung und der tödlichen Angst von Leftmann zu seiner Tochter. Bestmann stand unbeweglich. Um seine Lip. ven zudte ein leises Lachen. Er spürte faum das Brennen auf der Wange. Lestmann liebte Straft, Energie und Willen. Diese Frau besaß alles in ungewöhnlichem Maße. Aber jetzt hatte doch bei Inge die Reaktion eingefeßt. Sie stand zitternd vor Lestmann. In ihren Augen glänzten Trä nen. Sie erkannte, daß sie nicht nur ihren Vater, sondern auch sich ruiniert hatte. Sie hatte ihrem Vater die Türen des Gefängnisses geöffnet und trotz alledem... es war ihr Vater.
Inge hielt diese Worte für Hohn. Sie sah aus diesen Worten, daß ihren Bräutigam nichts zwingen fonnte, sie freizugeben, daß er ihre Verachtung, ihren Widerwillen hinnehmen würde. Daß diesem verderbten Menschen dies alles viel leicht einen besonderen Reiz gewährte. Sie hatte im stillen gehofft, diese Wahrheiten würden das Band, das sie an diesen Verachteten fesselte, zer
Blau züngelte eine schnelle Flamme hervor. Er hielt die Wechsel über die Flamme. Mit roten, schnellen, gierigen Zähnen fraß Flamme das weiße Papier. Durch die Stille des Zimmers knisterte einige Sekunden die fressende Flamme.
die
Die Quittung für die Ohrfeige!" sagte
Was hat Sie verändert?"
Sie wunderte sich über die rote Welle, die Benno Aram ins Gesicht schoß und die seinem Gesicht unbeschreibliche Wärme und Leben gab. Sie hatte dies Gesicht gehaßt! Zum ersten Male entdedte sie, daß das Gesicht Benno Arams hübsch war
Vor dieser Erkenntnis zudte sie zusammen. wie vor einem bösen, häßlichen Gedanken. ,, Wurde nicht aus Saulus ein... Paulus" beantwortete Lestmann ihre lehte Frage. ( Fortjepung folgt.)