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10 Jahrgang.

Sozialdemokrat

S'ters Geldquellen.

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.

Ein Freispruch, der manches bestätigt!

Ingolstadt  , 8. Feber. Bor dem hiesigen Amtsgericht holte sich der Führer der national sozialistischen Putschisten, Herr Hitler  , eine schwere Schlappe, indem der von ihm wegen Be­leidigung verklagte Führer des Ingolstädter  Reichsbanners, Steuersekretär Strobel, freige­sprochen wurde. Die Kosten des Verfahrens wur­den dem Putschisten Hitler   aufgebürdet.

Sonntag, 9. Feber 1930

Englisch  - amerikanisches Marineablommen.

Paris  , 8. Feber. Der Berichterstatter des Journal" meldet aus London  , es bestätige fich die Nachricht, daß Großbritannien   und die Verei nigten Staaten ein Marineabkommen in allen Details ab geschlossen haben. Die Grundlage dieses Abkommens find die in der Erklärung Stimsons festgelegten Prinzipien.

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Nr. 35.

Höchst überflüssige Aufregung.

In einem Teile der deutschbürgerlichen Bresse, der wie immer die kommunistisch Presse sekundiert, wird über eine Rede, wel che der tschechisch- sozialdemokratische Sch u l- minister Dr. Derer im Budgetausschuß

Berschiedene Aufnahme der ameri. S'aaten oder vielmehr auf die angelsächsischen des Abgeordnetenhauses gehalten hat, höch anischen Dentidr.ft. Delegationen übergegangen ist. Die italieni- lichste Aufregung zur Schau getragen. Wäh  Hitler sah sich zu der Klage veranlaßt auf schen Delegierten sind dagegen erfreut, weil rend der andere Teil der bürgerlichen Blät­Grund von Aeußerungen Strobels über die   London, 8. Feber. Ueber   die amerikanische   Frankreich jest seine Tonnagezahlen mitteilen ter das ist wohl jener, der die Rede wirk Finanzierung der nationalsozialistischen Partei Dentschrift schreibt der Daily   Telegraph": muß und weil sie in der   amerikanischen Dent- lich gelesen hat und ihr keine anderen Motive und das Verhalten Hitlers während des Münch- Diese Denkschrift ist wegen einer in   Washington schrift eine Verteidigung der italienischen Rela- unterschiebt mit rubiger Gelassenheit die ner Putsches. Der Beklagte hatte in einer öffent- vorgekommenen Indiskretion mindestens 24 tivi.ätsdoktrin erblicken. Ausführungen Derers registriert, war es felt­lichen Versammlung u. a. ausgeführt: Während Stunden früher als vorgesehen, ausgegeben wor Das Blatt der Arbeiterpartei, Daily samer- und eigentlich doch nicht überraschen wir im Lande mit unseren Papierfeßen ausbe- den. Die franzöfifche Delegation ift Serald", sagt: Die   britische Denkschrift zeigt zahlt werden, zahlt   Hitler seinen Stab mit Devis von der   amerikanischen Denkschrift nicht an= fen aus, und daß Sie wissen, was Devisen sind genehm berührt. Die Franzosen haben den deutlich, daß ein Unterfiched zwischen den For- Abgeklärtheit gefallende Prager Tag­das sind Schweizer   Franken, holländische Gul- Eindruck, daß durch das energische Vorgehen derungen   Amerikas und Englands taum noch den und amerikanische Dollar... Bei dem Mün- Hoovers die Initiative auf die Vereinigten besteht. chener Putsch warf   Hitler sich bei der Ankunft der

Ver­

derweise, ausgerechnet das sich sonst in weiser

-

blatt", das den Zeitungen jener politischen Gruppen den Ton angab, die darauf lauern, irgendeinen Anlaß zur Heßze gegen die neue  Reichswehr auf den Boden und flüchtete spätte die Zſcherwonkenfälſcher gehen frei aus. babe, die unter die Amneſtic vom Jahre 1928 Taſchend, weil dieſes vornehme Weltblatt auf Regierungsmehrheit zu finden. Nicht über­um politische Motive gehandelt in dem bereitstehenden Benz- Wagen in die Villa der Frau Hanfstengel, wo er, Hitler, am nächsten   Berlin, 8. Feber. Im Tscherwonyenfälscher- fallen. Infolgedessen werde das Verfahren seiner ersten Seite täglich eine- beileibe Morgen vom Bett aus verhaftet wurde. Hitler prozesse verkündete am Samstag vormittags eingestellt. Bei den wegen Betruges Angeklag nicht aus den Stribrny- Niederungen herge­hätte nicht flichen dürfen. Am Abend des 9. No- der Borsigende folgendes Urteil: Die Angeffagten ten nahm das Gericht den Beweis ais nicht holte hochpolitische Sensation braucht, vember 1923 war wie er, auch von den übrigen Dr. Beder. Böhle und Schmidt werden freige- erbracht an, daß sie in betrügerischer Absicht durch die es seine unübertreffliche ,, up to Führern niemand mehr da. Wenn mir( Strobel) sprochen. Das Verfahren wird auf Grund der gehandelt haben, und sei deshalb zu einem frei date" Informiertheit zu beweisen sucht. Am das passieren würde, so würde ich die Konsequen- Amnestie gegen die übrigen Angeklagten eingefprechenden Urteil gelangt. letzten Freitag gab es nichts besseres zu berich zen ziehen und vom politischen Boden ein für stellt. Der Haftbefehl gegen Sadatirafchwili wird Die Linksblätter äußern Bedenken, ja Beten und so machte das vornehme Weltblatt allemal verschwinden." aufgehoben. Das Falschgeld und alles Dazu- fremden über das Urteil und glauben, In der Urteilsbegründung heißt es u. a.: gehörende wird eincezogen. Die Kosten des Ver- daß die F lichmünzerei auch als politisches Ber: die Rede Derers unter den Titeln Die Die Aeußerung bezüglich der Führereignung Hit- fahrens trägt die Staatstaffe. brechen nicht straffrei sein könne. Die Rechts- erwartete Enttäuschung" und lers ist ein Werturteil. Ob das berechtigt ist oder In der Begründung des Urteils wird blätter sind von dem Urteil befriedigt und heben Schul autonomie nicht auf dem nicht, eine Beleidigung ist darin nicht zu erblicken. ausgeführt, daß die dirett der Falschmünzerei die patriotischen und uncigennüßigen Motive Programm" zu der erforderlichen Sen Tie Frage, ob die Erwähnung der Großindustrie   Beschuldigten vom Gericht als dieses Verbre- der Angeklagten hervor. Der Staatsanwalt hat fation. Das Prager Tagblatt" hat sich da­Geldgeber ist, beantwortet, daß sich die Tatsache wirklich ergeben Gericht zu der Ueberzeugung gelangt, daß es fich I rufung angemeldet. hat, daß Gelder von Industriellen oder Arbeit­gebern eingegangen find. 3. B. bezeugte das auch Hitlers Privatsekretär Heh, wenn er auch aus­jagte, daß dies nicht in größerem Maßstabe der Fall war. Es ist von dem Beklagten schließlich noch betont worden, daß der Stab   Hitlers mit Devisen bezahlt worden ist. Die Privatflage will daraus eine Beleidigung konstruieren. Abgesehen davon, daß diese Devisen nicht auf ganz legalem Wege hernekommen sein können, war der Vor­wurf, dieses Geld angenommen zu haben, nicht speziell auf   Hitler gemünzt."

beantwortet, daß sich die Tatsache wird dahin chens überführt angesehen werden, doch jei das gegen das Urteil in seinem Gesamtausmaß Be- mit geradezu zum Bandenführer jener Mente

Batitanische Offensive gesen

sowje.cuß.uno.

Bergarbeiter und Arbeitsministerium.

gen es sonst sicher höchst entrüstet ablehnen würde.

Es gehört gründliches Mißverstehen oder gar böswillige Ausdeutung dazu, bei der Beurteilung der knappen Ausführungen des Beschwerden und Anfragen unseres Klubs in der Budgetdebatte. Schulministers über die Frage der national­In der Nachtsizung des Budgetausschusses trieben einer nat tonal gerechten Per fulturellen Autonomie zu Schlüssen zu kom­von Freitag auf Samstag, brachte Gen. Jatschsonalpolitik weicht und daß insbesondere men, wie das Prager Tagblatt" und aud) zum Kapitel Arbeitsministerium eine Reihe von auf der staatlichen Neusu, autan.age in pre- gewisse deutschnationale und kommunistische Beschwerden und Forderungen der Bergarbeiter- schen   deutsche Bergarbeiter und Angestellte min- Blätter. Derer sagte: Die Forderung der schaft vor. Er verwies einleitend auf die Ver- destens bis zur Hälfte eingestellt werden. Red- Deutschen nach einer" national- fulturellen hältnisse bei dem staatlichen ner richtete in diesem Zusammenhange an die Autonomie darf nicht politisch beur­Vertreter des Arbeitsministeriums noch eine teilt werden, sondern einzig vom Stand­Reihe von Fragen und zwar:

Uranerzbau in   Joachimsthal..

1. Wie weit es mit dem Gefeßentwurf betreffend die Einführung einer Gruben­inspektion steht, der von den früheren Ministern schon seit Jahren versprochen

wurde;

punkte der pädagogischen und administrativen 3wed mäßigkeit". Daß ein Schulmini ter die Forderung nach der national- kulturel­en Autonomie weniger politisch als pädago­gisch und administrativ betrachtet zu sehen

2. in welchem Stadium sich die Sante wünscht, sollte doch just das Pr. T." ver­ru ngsaltion der Bruderladen bestehen. Auf die Gefahr, den Genossen Derer findet und ob dabei die Selbständigkeit der Bru- vor den tschechischen Chauvinisten zu denun­derladen und insbesondere die Aufrechterhal- zieren, muß doch gesagt werden, daß sich die­tung aller erworbenen Rechtsansprüche gesichert ser Satz seiner Rede wohl mehr an diese, werden foll; als an die Adresse der   Deutschen

3. ob das Arbeitenministerium bereit ist, richtet. Eine persönliche Interpretation De­die Vereinbarungen vorzulegen; die es mit rers zu diesen Worten liegt nicht vor, aber einigen Gesellschaften wegen der Bertei vielleicht lesen ihre deutschbürgerlichen Aus­lung der Kohleneinfuhrscheine aus  

Polen getroffen hat, ferner, ob es sich dabei deuter den Say einmal von diesem Gesichts­um Kohlenhandelsfirmen handelt oder um Ge- punkte aus, es wird ihnen dann nicht mehr sellschaften, die sich nur mit der Verteilung von gelingen, darin die erwartete Enttäuschung" Kohleneinfuhrscheinen befassen; herauszulesen. Der Schulminister sagte wei­

Unter den Bergarbeitern, die eines der fostbar­sten Heilmittel, das Radium dort zutage fördern, herrscht eine schreckliche Krancheit, der ungen Die Hauptwaffe: Sühnemessen und Gebete. trebs. In den anderen Revieren erreichen die  Berlin, 8. Feber. Die Bossische Zeitung" Berglente ein Durchschnittsalter von 43 Jabren, melter aus Jom: Der papst hat heute an den in   Joachimsthal nur von 37 Jahren. Die   Union Sardinalompili, ben Gencialvitar, vou der Bergarbeiter hat bereits vor anoerthaib Jag­hom, en Carecen gerichtet, das die lang ren das Arbeitsministerium in einer ausführli ein ariete große ffensive der katho- chen Dentschrift auf diesen geradezu tragischen lija) en Sciraye gegen das bols chew- Zustand aufmerksam gemacht. In Uebereinstim tijaze uẞlano eionet. Dicer brief, der mung mit ärztlid en Gutachten wurde eine Reihe in den auer, a, ärisien Ausdrüden gehalten, von Abhilsemaßnahmen, Verkürzung der Arbeits­ist, liefert aua den Beweis dafür, daß alle Ver- zeit, Gewährung eines angemessenen, bezahlten handlungen, die hier unter der Hand zwischen Erholungsurlaubes. Erhöhung des Lebensstand­tem Qaritan und Mostau geführt wurden, ards der Joachimsthaler Erzbergarbeiter gefor­endgültig gescheitert sind. dert. Vertreter des Gesundheitsm.nisteriums muß er Brief weist darauf hin, daß der ten die Dringlichkeit eines höheren Gesundheits­Bolja, eniemus vor allem die Jugend behuyzes dieser Arbeiter? ategorie anerkennen. Trop­droht und verderbe, zu allen Lastern dem hat sich das Arbeitsministerium bis heute verji.hre und sogar gegen die menja, liche Natur zu feinen Maßnahmen in dieser Richtung ent­verstoße. Angejats bie, er Maßlojigteiten schließen können. Der   deutsche sozialdemokratische 4. warum die fängst notwendige Vereiniter: zur Geltendma chung der natio der Gottesverachtung hat die tatholische| Atecoreretenklub urgiert inf das energischeste gung der Revierbergämter in Tepliß, nalen und fulturellen Interessen unserer St.raje dennoa) nicht aufgehört, Gebete zu vers die beschleunigte Behandlung und günstige Erles  Komotau und Brüg in ein Revierbergamt noch deutschen Staatsbürger in der Schulerziehung anstalten. Sie hat eine besondere Russen- bigung der Denkschrift der   Union der Berg­nicht in Angriff genommen wurde und wird sich genug Gelegenheit im Rah mission eingerid, tet, um die Welt von dem schließlich men der gesamtstaatlichen Inter­abja, eulia, en un des Lotja, ewismus zu unter- Weiter kritisierte Genosse Jatsch die 5. warum das Arbeitenministerium noch essen finden". Da die Frage einer Schul­ridien Aber die Zunahme so vieler Gottlojig­Lohnpolitik auf den staatlichen Kohlengruben, immer nicht einen Entwurf über die Errich- autonomie im Schoße der Regierungsmehrheit feilen verlange noa, weitergehende und feier­Im alten tung besonderer paritätischer Arbeits- die Frage ist eben doch in gewissem Sinne lia, e Wiederguimaa, ung. Während der legten namentlich in Nordwestböhmen. vermittlungen vorgelegt hat, welche im politischer Natur- noch nicht zur Verhand­Weihnachten jelen Eunterie von Stirchen in Desterreich ist die staatliche Grubenverwal­Betriebsrätegeseh, für den Bergbau, vorge- lung stand, konnte der Minister nicht posi­Rußland geja, ossen worden, Hunderte von tung bei Lohnverhandlungen nicht mit den privaten Grubentesizern Heiliger.bilkern verbrannt, die Feiertage ab- mit schen sind. tiver sprechen. Aber klingt der Saß nicht doch gesch, efft worten und man ser sogar so weit ge- gen. Die Lohnverhältnisse in den Staatsgru- Zusammenfassend stellte Genosse Jatsch fest, daß eher wie eine Verheißung, als eine dürre gangen, die Arbeiter durch die Androhung der ben waren damals vielfach besser, als im priva- die Voranschläge sowohl des Arbeitsministeriums Absage", von der beispielsweise unter Anlei­Entziehung der Troi und Wohnfarien zur Ab- ten Bergbau. Heute geht die staatliche Gruben- als auch des Landwirtschafts- und Handelsmini tung des Prager Tagblatt" der Teplitz­sdirung ihres Glaubens zu zwingen. Der verwaltung bei Lohnverhandlungen grundsäßlich ſteriums bei weitem nicht den berechtigten Wün- Schönauer Anzeiger" faselt? Papst habe deshalb beschlossen, in eigener Person gemeinsam mit den   kapitalistischen Scharfmachern schen der deutschen Arbeiter, Angestellten und Dieses Blatt, dem Verantwortlichkeiten fremo am Tage des heiligen Josef am 19. März im vor. Die Löhne auf den Brüger Staatsfohlen- Kleinbauern entsprechen, und daß wir nur unter zu sein scheinen, knüpft an diese Worte des sind Sühne meiie zu lesen. Es wird die Erwar- in rückläufiger Zewegung. Uns intereſſiert auch der nächſte Boranschlag ſie berberichtliches Deutsch überjekt heißt es: fönnen, daß Miniſters die Bemerkung: In verständ­turg cusgefree er, daß sich die katholische de nationale Zusammensetzung der Belegschaften und daß insbesondere auch die Tätigkeit der Sirae in der ganes Wel an diefen Tage auch und wir verlangen, daß die seit dem Umsturz Administrative der Zusammenſegung der deutsche Schulerziehung wird nur inso. aus ter Eniferrurg an diesem Sühnegottes systematisch betriebene Verdrängung der deut- gegenwärtigen Regierungsmehrheit Rechnung weit geduldet und staatlich gefördert, als dienste beteiligen wird. schen Arbeiter und Angestellten aus diesen Be- trägt. das Interesse des tschechischen Staates es er­

arbeiter.

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