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10 Jahrgang.

Sozialdemokrat

Ministerrat.

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Binfegung breier Rommissionen. Prag  , 13. Feber. Heute nachmittags fand im Rolowratpalais unter Vorsiß des Minister­präsidenten Udržal ein Ministerrat statt, in dem es nach vorausgegangener Debatte zur Ein­seßung dreier Ministerkomitees tam. Zur Führung der politischen Geschäfte und na mentlich der Parlamentsarbeiten wurde eine Ministerosmička, bestehend aus je einem Ver­treter der Koalitionsparteien, gewählt, der als neunter der Ministerprasident Udržal selbst als Vorsißender angehört. Sein Stellvertreter ist Genosse Bechyně, die weiteren Mitglieder Genosse Dr. Czech, Dr. Franke, Bradač, Sramet, Dr. Spina, Matoušet und Mlčoch.

Mit der Aufstellung einer politischen Mini­fterosmička, die natürlich ganz verfassungsmäßig ist, da in ihr eben ausschließlich Minister siten, die nach der Verfassung mit der Staatsleitung betraut find, entfallen alle Gerüchte von der Einseßung irgend eines parlamentaris schen Ausschusses nach Art der alten Osmičla unseligen Angebenkens, die in letzter Zeit immer und immer wieder ausgestreut wurden. Es muß den sozialistischen   Roalitionsparteien zu gute ge rechnet werden, daß sie mit dieser verfassungs­widrigen Nebenregierung, die schon zu einer parlamentarischen Einrichtung wurde, endgültig aufgeräumt haben.

Außerdem wurde eine Ministerfommiffion für Beamtenfragen mit Dr. Frante und eine Wirtschaftstommission mit Dr. Engliš an der Spiße eingeseht und end­lich laufende Angelegenheiten, darunter zahl reiche Beamtenernennungen, erledigt. Einen weiteren Punkt bilbete bie befinitive Fest jeßung der Feierlichkeiten anläßlich des 80. Ge burstages des Präsidenten.

Eine politische Debatte wurde nicht abgeführt, doch fand nach dem Ministerrat eine Besprechung der eben eingeseßten politischen Ministerkommission statt.

Einigung Apotheter Seilfond.

Freitag, 14. Feber 1930

Dr. Ludwig Czech  .

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3u feinem fechzigsten Geburtstage.

Nr. 39.

Am heutigen Tage vollendet Genosse Dr und alles eher denn festgefügt, sie hatte fei-| Genosse Czech ist kein Mensch der Halb­Ludwig Czech sein sechzigstes Lebensjahr. nerlei Aemter, Würden und Mandate zu verheiten und ist nie auf halbem Wege stehen ge­Wie, er, der Rührigste und unermüdlichste un geben, man legte, wenn man sich zu ihr be- blieben. Zögerte er manchmal in seinen Ent­ter uns, den wir noch keine Stunde in bekannte, sich in der bürgerlichen Deffentlichkeit schlüssen, so nicht aus persönlichen Gründen,

sondern weil ihn sein ungewöhnlich hohes Verantwortlichkeitsgefühl dazu trieb, bei poli­tischen Entschlüssen alle Möglichkeiten, alle Gründe und Gegengründe auf das gewisser­hafteste zu prüfen. So gab er sich auch nicht halb, als er in unsere Reihen trat, sondern schenkte vom ersten Augenblick an seine ganze reiche Persönlichkeit der Sache, der er zu die­nen sich entschloß. Eines seiner ersten Ver­dienste um die Partei war die in Gemein­schaft mit einigen anderen Genossen erzielte Eroberung der Brünner Bezirkskrankenkasse, durch welche der Brünner und der mährischen Parteibewegung in der damaligen Zeit eine wichtige Position gewonnen wurde. Es war nur selbstverständlich, daß er nach diesem sieg­reichen Rampfe zum Obmann der Kasse ge­wählt wurde, der er bis zu ihrer Verschmel­zung mit der Allgemeinen Arbeiterfranken­fasse nach dem Umstur; verblieb. Seit über dreißig Jahren gab es feinen Parteitag, auf dem Genosse Czech nicht als Delegierter an­wesend gewesen wäre und lange Jahre ge­hörte er, als Mitglied und Vorsitzender der Kontrolle, der österreichischen   Parteivertre tung an. In Brünn   und Mähren   stand er bald in der vordersten Reihe der Partei, die ihn zum Vorsitzenden der mährischen Landes­parteivertretung wählte. Nach dem Genossen Eduard Rieger   übernahm Czech im Jahre 1897 die Redaktion des Volksfreund", in der er bis 1901 verblieb. Das erstemal wurde er als Parlamentskandidat im Jahre 1901 gele­gentlich einer Nachwahl in dem allerdings aussichtslosen. Znaimer Wahlkreis der Bade­nischen fünften Kurie aufgestellt. Im Jahre 1905 wurde er in den Brünner Gemeinde­rat, 1907 in den Stadtrat gewählt und ist Mitglied der Gemeindevertretung volle 25 Jahre verblieben, wo er stets durch seine Sachkenntnisse und Rührigkeit sich auszeich nete. Unter den schwierigsten Verhältnissen tandidierte er wiederholt für Reichsrat und mährischen Landtag und er hat in allen diesen Kämpfen agitatorisch hervorragendes geleistet, schaulicher Ruhe verbringen sahen, sechzig| feine Ehre ein und ein junger Stonzipient, der doch wurde er erst nach dem Umsturze das Jahre alt? einmal Rechtsanwalt werden wollte, vergrö- erstemal Abgeordneter. Der staatliche Umsturz Dic Landpost" befaßt sich an leitender Wir sind uns bewußt: sehr gegen seinen Berte nicht gerade durch das Bekenntnis zum bedingte die Selbständigmachung der sudeten­Stelle mit den Pressenachrichten über eine mög- Willen und sein Wesen, das in dem Bewußt- Sozialismus die Aussichten seiner Karriere. deutschen   Sozialdemokratie, Genosse Czech liche Einigung der Regierungsparteien in der sein erfüllter Pflicht seine volle Befriedigung Wer aus anderen Gesellschaftsschichten den wurde Vorsitzenderstellvertreter in der neuge­Zollfrage nach reichsdeutschem Vorbild. Dem- findet, nehmen wir diesen Abschnitt seines Weg zu unserer Partei suchte, mußte sich flar gründeten Partei und nach dem Tode Seli­nach soll die Regierung die Vollmacht erhalten, Lebens zum Anlasse, ihm von dieser Stelle darüber sein, daß er eine Türe hinter sich zu- gers ihr Vorsitzender. Es waren die schwerstet mi: Hilfe beweglicher Zölle eine gewisse Stabi aus ein Wort des Dantes, der Freundschaft. schlug. Genosse Czech hat nicht geschwankt, die- Beiten, die jemals über die Partei hereinge­lität der Getreidepreise herbe zu der Verehrung und der Liebe zu sagen. sen entscheidenden Schritt zu tun, er hat ihn brochen waren. Die komplizierten politischen führen. Die Landpost" meint dazu, daß die Sechzig Jahre ist unser Freund alt ge wie eine Selbstverständlichkeit getan. Die Ar- und nationalen Verhältnisse und die durch Bollfampagne eigentlich bei der Erörterung der Breisfrage häte beginnen sollen. Nach Auf- worden und über dreieinhalb Jahrzehnte da- beiterschaft Desterreichs war gerade inmitten den Bolschewismus bewirkte Zerrissenheit der fassung dieses Blattes waren die Zollanträge der von hat er im Dienste der Partei verbracht, der ersten Etappe ihrer Kämpfe um das Arbeiterbewegung machten es schwer, das Agrarparteien nur als Verhandlungsgrundlage hingebungsvoll bis zur Aufopferung, rastlos Wahlrecht. Schon an diesen und später bei den Schiff der Partei durch die überall ragenden Eat J und begeisterungsvoll für das erwählte Jdeal, ersten Parlamentswahlen auf Grundlage der und drohenden Klippen hindurchzusteuern. In diesen Bemerkungen des agrarischen für die Sache der Leidenden und Emporstre neugeschaffenen fünften Kurie nahm Genosse Kaum eine zweite der Parteien der Soziali - hieße es da Czech lebhaftesten agitatorischen Anteil, da stischen Internationale sah sich vor so schwie­Blattes liegt eine gute Portion Selbsttrit benden wirkend und kämpfend Waren es doch die beiden Agrarparteien, die sich nicht den Vorwurf schwerster Undankbarkeit neben betätigte er sich als einfacher Partei- rige Aufgaben und Probleme gestellt, wie die von vornherein auf eine Bolitif starrer auf die Partei laden, wenn sie ihm nicht an soldat auf dem Felde der organisatorischen deutsche Sozialdemokratie in der Tschechoslo­Zollerhöhungen festlegten und damit den diesem Tage bescheidenen Dank durch öffent- leinarbeit, die damals an die Arbeitsfreudig- watischen Republik; wenn es dennoch gelang, Widerspruch der gesamten nichtagrarischen efliche fen lichkeit herausforderten. Nun scheint in dieien liche Anerkennung seiner reichen Verdienste keit jedes Einzelnen noch ganz andere Anfor- den Kern der Partei aus der schweren Strife um sie und um die Arbeiterschaft sagen derungen stellte als heute. Genosse sein, hieß in günstigere Zeiten herüberzuretten, war dies Reihen die Erkenntnis aufzudämmern daß bei um sie und um auch Werber sein, Werber für Partei und nicht zuletzt das große Verdienst unseres Füh­der Zusammenfeßung der gegenwärtigen Regie würde? ruugsmehrheit die unbefümmerte Forschheit der Herren Dr. Radina, Böhm und Konforten die Landwirtschaft nur in die Saccaffe einer politischen Jiolierung führt.  

Prag, 13. Feber. Wie wir erfahren, fanden heute im Gesundheitsministerium Berhandlungen mit den Apothekern zum Zwecke der Beilegung des bekannten Konflittes mit dem Heilfonds statt. Es kam schließlich eine Einigung zustande, nach der die Apotheker ihren Widerstand auf­geben. Sowohl die tschechischen wie die deutschen Apotheker haben sich schließlich gefügt und werden dem Heilfonds wie bisher mit Medika­menten beliefern.

geta ht.

Agrarische Selbstfritif.

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Es wird übrigens noch genau zu überprüfen Neunzigerjahren. Der in den in die Wohnungen tragen. Abstände zwischen nismus viele

fein. ob der lista orische Antrag der Zoll fanarter felbst als eine bescheidene Verhand­Tungsgrundlage gelten fann.

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Fast noch als Jüngling fam Genosse Dr. Presse, hieß tätig an der Parteipreffe mitarrers, der die Tugend der Geduld, der Zähig­Czech, getrieben von leidenschaftlicher Sym- beiten, hieß ebenso seine rednerischen Fähig feit, des Wartens und der Unbeirrbarkeit be­pathie für den Befreiungskampf der Arbeiter- feiten anzuwenden, wie Flugblätter heimlich sitzt. Als das Irrlicht   des Moskauer Kommu­flasse, in die Bewegung. Das war Köpfe und Herzen unsicher Kreis der Kämpfer, in Führern" es Die machte, schwankte Genosse Czech nicht einen den er trat, ist klein und immer fleiner ge- Tätigkeit für die Partei war nicht gefahrlos, Augenblid. Seine tiefgefestigte Ueberzeugung, worden, viele von jenen, deren Kamerad und was Genosse Dr. Czech an wiederholten poli- seine innige geistige und seelische Verbunden­Kampfgefährte er wurde, sind dahingegangen. tischen Verfolgungen und polizeilichen Schila- heit mit der Ideenwelt des Sozialismus, sein Wer heutige Maßstäbe an die sozialistische nen zu erfahren Gelegenheit betam, auch trug sicherer Instinkt, ließen ihn keine Stunde 19. Feber, 4 1hr nachmittaga u einer Situng Bewegung anlegen wollte, wie sie damals ihm seine Betätigung die Aberkennung seiner schwanken und in die Frre gehen, vom ersten zu falschen Vorstellungen fom- Reserveoffiziercharge ein, was allerdings un- Auftauchen der trügerischen Fata morgana einberufen. Tagesordnuna: Ein Vertrag mit war, würde Dänemark   über die Ausdehnung der Meistbeaün- men. Die Arbeiterschaft war einflußlos, sie ter den Nachstellungen, denen er ausgesetzt des Bolschewismus erkannte er ihn als einen stigung auf Island  , Tarifahkommen mit Deutsch  - besaß nicht die allergeringsten politischen war, die für ihn und seine Gesinnung am verhängnisvollen Fremdkörper innerhalb der Arbeiterbewegung. land und vier Immunitäten. Rechte, die Kadres der Partei waren schwach wenigsten fühlbare gewesen ist.

Der Senat wurde gestern für Mittwoch, den