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10 Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Präsident Malaryt an Genossen Dr Czech

Brünn, 15. Feber. Bei der heutigen Feier an Ehren des Genossen Dr. Czech überbrachte ber Stellvertreter des Ministerpräsidenten, Ge­noffe Bechyně, folgendes Handschreiben des Präsidenten Masaryk  , dessen Verlesung mit stürmischem Beifall aufgenommen wurde:

Herr Minister Dr. Czech!

Zu Ihrem 60. Geburtstag wünsche ich Ihnen alles Gute. Ich wünsche Ihnen Ge­sundheit und als Minister Geduld. Durch Ihren Eintritt in die Regierung haben Sie zur Annäherung beider sozialdemokratischer Barteien beigetragen. Sie haben beigetragen zur Annäherung beider Nationen, von deren Zusammenarbeit in großem Ausmaß die glüd­liche Zukunft unserer Republik abhängt.

T. G. Masaryk.

Sonntag, 16. Feber 1930

Unsere Parteikonferenz in Brünn  .

Beschläffe über die dringlichsten sozialen und politischen Aufgaben.

Brünn  , 15. Feber. Heute fand hier eine, Sonferenz der Vertrauensmänner der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tsche­hoslowakischen Republik statt, die von 137 De legierten aus allen Organisationsgebieten des Landes besucht war. Den Vorsiz führten die rate erstatteten die Genossen Dr. Heller und Tau b. Genosse Heller besprach in Vertretung des wegen Unpäßlichkeit verhinderten Genossen Dr. Czech die wirtschaftliche Krise und die damit Zeit zur Entscheidung gestellt sind. Es ist die zusammenhängenden Fragen, die in der nächsten Aufgabe der Partei, die von der industriel­en rise betroffenen Schichten der arbeiten­den Klaffe zu schützen und die landwirt­reinigen, die den Interessen der großen Masse schaftliche Frage in einer Weise zu be der Bevölkerung entspricht. Wir müssen alle Probleme des öffentlichen Lebens im Einverneh men mit der breitesten Deffentlichkeit lösen. Ge­noffe Taub stellte fest, daß die Arbeiterschaft für Krisenstimmung in Berlin  . den Beschluß des Aussiger Parteitages volles Berständnis hat. Wir müssen gerade jetzt den Wegen der Verteilung der neuen Steuerlaften. innigsten Rontakt mit den Arbeitern aufrecht er­halten. Redner gibt den Versammelten ein Bild Berlin  , 15. Feber.( Eigenbericht.) Die Dif- der organisatorischen Lage der Partei und hebt ferenzen zwischen der Sozialdemokratie und den insbesondere das inniger werdende Verhältnis bürgerlichen Regierungsparteien über die Frage der Partei zu den proletarischen Bruderorgani der Sanierung der öffentlichen Finanzen haben fationen hervor. Schließlich bespricht der Rese­sich so verschärft, daß man schon wieder von rent die finanzielle Situation der Partei. In der anschließenden Debatte sprachen die Genoffen einer neuen Strife sprechen kann. Es han Stern- Reichenberg, Willer- Aussig  , uhlit delt sich dabei immer noch um die beiden Haupt- Graupen, Genoffin Blatny- Karlsbad, Hat­streitpunkte, die Tedung des Fehlbe- tenberg- Prag, Schweichhardt- Boden­trages in der Arbeitslosenver- bach, Löw- Drahowit, Sa che r- Fischern, Dr. Wiener- Prag, Heinz- Görlau, Drbohlav ficherung und die Aufbringung Reichenberg, Paul- Prag, Reyil. Schinderunt, neuer Steuern. Während aber in der Staili cheusiedl und Streje i- Trautenau  . ersten Frage ein Stompromiß nötig ist, sobald Nach Schlußworten der Genossen Dr. Heller und die Leistungen der Versicherung unbedingt sicher. Taub wird die nachstehende gestellt sind, stehen sich die Auffassungen in der Steuerfrage noch scharf gegenüber.

Die Sozialdemokratie verlangt, daß vor Erhöhung der direkten Steuern die Besit belastung erhöht werde und sie schlägt zu diesem Zwed die Erhebung eines Notopfers für ein Jahr bei allen Einkommen über 12.000 Mart mit 20 Prozent der Steuererträge sowie die Beschränkung aller Pensionen auf höchstens 12.000 Mart im Jahre vor. Mit diesen Vor­schlägen stößt sie bei den bürgerlichen Parteien auf heftigen Widerstand. Diefe wollen durch dauernde Verstärkung der Massenbelastung die Voraussetzung für die Sentung der Be­sisteuern schaffen, wenn vom nächsten Jahre ab infolge Durchführung des Young Blanes günstigere Finanzverhältnisse eingetreten sein werden.

,, Revolutionäre  " tommunistische

Jugend.

Entschließung

einstimmig zum Beschluß erhoben:

Die Parteilonferenz spricht vorerst dem Ge­nossen Dr. Czech für seine bisherige Tätigkeit als Minister für soziale Fürsorge Dank und Anerlennung aus. Sie tonstatiert mit Ge­nugtuung die Tatsache, daß

die soziale Fürsorge wieder ein aktiver Faltor des öffentlichen Lebens geworden ist.

Batikan- Sowjetrußland.

Kein Einschreiten der Großmächte in Moskau  .

Die Parteilonferens erachtet als derzeit with tigste Aufgabe des Parlaments und der Verwal tung die Bekämpfung der Folgen der Industriekrise. Sie stellt sich mit aller Ent­schiedenheit hinter jene Forderungen, welche Ge

noſſe Dr. Czech in seinem im Budgetausschuß be

hat. Vor allem erfordert die Unterstüßung der Arbeitslosen in bezug auf ihre Dauer eine wesentliche Verlängerung, sowie eine Vor­forge für jene, welche auch über diese verlängerte Zeit hinaus arbeitslos bleiben. Bon einem Abbau des Mieterschußes darf keine Rede sein. Dagegen fordert die Konferenz eine wirkliche Unterstüßung der Erbauung von Kleinwohnungen. Die Konferenz begrüßt die angekündigte Gleichstellung der Alt­pensionisten, die Aufbesserung der Bezüge gewiffer Kategorien der Krieg berleßten, die

Bezugs Bebingungen: Bei Zustellung ins Haus

bel Bezug durch die

monatlich

vierteljährlich

halbjährig

oder

ganzjährig.

.

16.­

48.­

96.­

192.­

Audftellung von Manu­

Stripten erfolgt nur bei Ein­fendung der Retourmarfen.

Ericheint mit Ausnahme bes Montag täglich( rih.

Nr. 41.

Das russische Spiel mit dem Feuer.

Bon Ernst Neinhard,   Bern.

In der Chemniger Volksstimme" setzt sich der Schweizer   Genosse Ernst Rein  . hard, einer der gründlichsten Kenner der Orientpolitik und des wirtschaftlichen und politischen Imperialismus, mit den Me­thoden der Sowjetdiplomatic auseinander. Was er in den zusammenfassenden Schluß­worten über Deutschland   und die Rolle der deutschen   Arbeiter sagt, gilt im gleichen Maße auch für uns, denn die Tschecho. slowakei   ist von Moskau   aus in den Rahmen der Putschoffensive einbezogen worden. Im übrigen beweist die gestern von uns veröffentlichte Mel­dung über einen deutsch   russischen Konflikt, wie richtig Reinhard die Lage beurteilt.

Die russische   Außenpolitik hat nur eines in Aussicht genommenen Maßnahmen auf dem Gebiete der Jugendwohlfahrtspflege, konsequent verfolgt: Die kommunistische Inter­fie fordert mit aller Entschiedenheit die Novel nationale hinter ihrem Diplomatenwerk zut lierung des Altersrentner- efepes verstecken und alle Staatsverträge zugunsten und eine Befferstellung der Bezüge der Staats- der fommunistischen Agitation zu mißbrauchen. beamten, Angestellten und Lehrer, for Wer irgendeine Richtlinie, irgendeine Folge­

wie die Aenderung des Systemisierungs­gefeßes. Die Partei ist bereit, an der Be- richtigkeit anderer Art im Werk der russischen fämpfung der Folgen der Krise der Land- Außenpolitiker, die ein Krassin erbittert wirtschaft, insbesondere hinsichtlich der Kleinen Dummköpfe und Schwäßer nannte, seheit Landwirte, deren Interessen die sozialdemokrati- wollte, der müßte die niederdrückende Erfah­schen Parteien immer bisher mit dem größten rung machen, daß nichts als ein hysterisches Nachbrud bewiesen haben und auch in pinkunft Sinüber- Herüber und eine fast masochistische wahrzunehmen entschlossen sind, aktiven Anteil zu Bust herrscht, alles wieder zu zerstören, was nehmen. Nicht minder dringend ist die egefähige bolschewistische Außenpolitiker einstmals lung der Finanzen und die Herstellung im wohlverstandenen Interesse der Sowjet­einer wirklichen Autonomie für die

des

und wichtigen Die russische   Politik fonnte sich jahrelang volle Erfüllung der mannigfach weil eine republit aufgebaut hatten. fozialen fotoie kulturellen Aufgaben der Gemein- darauf berufen, daß sie vor einem unmittel ben, Bezirke und Länder nur unter diesen Vor- baren Angriff westeuropäischer Staaten stehe. ausfeßungen möglich ist. Die Parteifonferenz for Solange die westeuropäische Arbeiterschaft sich dert schließlich, daß die Regierung an die Lösung nicht von den Kriegsfolgen erholt hatte, war nationalpolitischen Problems diese Furcht keinesfalls unbegründet. Sie herangeht, um so den nationalen Frieden im konnte den befürchteten Angriff abwehren, in­Lande zu fördern. Die Konferenz erachtet es als dem sie im Westen defensiv auftrat und alles dringend notwendig, nach wie vor gerade in der feßigen schwierigen Zeit den innigsten Kontakt vermied, was die Westfront ins Rollen bringen zwischen dem Parteivorstand und den Organisa- fonnte, indem sie andererseits dafür sorgte, daß tionen und der gesamten Mitgliedschaft aufrecht die wichtigen Solonial und imperialistischen zu erhalten und auszubauen. Interessengebiete östlich und südlich Rußlands  so aufgepflügt wurden, daß die imperialistischen Mächte gezwungen waren, ihre Kräfte dorthin

Drei Jahre Gefängnis gegen litauische zu werfen, und so von der für Rußland ge­

Emigranten.

Das Gegenteil zum Freispruch der Tscherwonßenfälscher.

fährlichen Westfront abgezogen wurden. Nur verlangte gerade diese nicht ungefährliche Po­Berlin, 15. Feber.( Eigenbericht.) Ein Ber­ liner   Nachrichtenbüro hatte gemeldet, daß drei litik vor allem Folgerichtigkeit, System und Ausdauer und die innere Erkenntnis, daß Großmächte, die Botschaften in Moskau   unter­halten und in guten Beziehungen zum   Vatikan Insterburg  , 15. Feber. Im Prozeß gegen Rußland   niemals mit den vom Imperialis­stehen, den Appell des Papstes, daß Sowjetruß- den litauischen Emigrantenführer Pletsch- mus geplagten Völkern des Ostens in Konflikt Die sozialdemokratische Partei setzt diefem land die Verfolgung der Glaubensbekenntnisse ta itis wurde heute abends das Urteil gefällt. geraten durfte. Je mehr also Rußland   auf Plan der Bürgerlichen den heftigsten Widerstand einstellen möge, zu unterstützen beabsichti- Es werden verurteilt: Pletschkaitis wegen Ver- eigene Interessen im Osten verzichtete, je ent­entgegen. In der nächsten Woche wird es sich gen. Vom Auswärtigen   Amt in Berlin   wird brechens gegen§ 8 des Sprengstoffgesetzes, wegen schiedener es alles tat, was die revolutionären zeigen, ob die bürgerlichen Parteien im Inter  - Diese Meldung dementiert; es sei ihm nichts Bergehens gegen das Striegsgerätegefeß, das Nationalstaaten in Ost- und Südasien   stärken effe des Young- Planes der Sozialdemokratie davon bekannt, daß irgend eine gemeinsame Schußwaffengeset und verbotenen Grenzüber konnte, um so besser sorgte es für sich selbst. entgegenkommen oder es zu einer Regierungs diplomatische Aktion beabsichtigt sei. Da Deutsch  - trittes zu einer Gefängnisstrafe von drei frise treiben wollen. land zu den drei Mächten gehört, die Botschaf- Jahren. Die Angeklagten Daugschas, Zalenta, Rußland   konnte geschützt werden, wenn es ge­ten in Moskau   unterhalten, müßte hievon Szamaitis, Pilipawicius und Krauszento zu je lang, auf der Ostfront eine Reihe mit Ruß­etwas bekannt sein. Es könne sich nur um vor zwei Jahren Gefängnis. Ferner wird auf Zu- land eng befreundeter Staaten zu schaffen. stellungen religiöser reise bei der lässigkeit der Polizeiaufsicht erkannt. Die Ein- Das war auch die Politik, die wohlweis russischen Regierung handeln, an denen die anziehung der beschlagnahmten Waffen und Muni- lich die besten Ostasiendiplomaten Rußlands  deren Regierungen unbeteiligt bleiben. tion wird ausgesprochen. Die Untersuchungshaft verfolgten, diejenige eines Karachan und teil­wird allen Angeklagten in voller Höhe angerech- weise auch die Joffes. Aber den revolutionären net; die Kosten fallen den Angeklagten zur Last. Phrasendreschern genügte die sichere und trop allem fühne Politit Karachans nicht. Sic schütte zwar Sowjetrußland, aber sie brachte feine kommunistischen   Parteiernten. Sie wurde Zur Grubenkatastrophe bei St. geopfert und die Folge war, daß nicht nur Etienne, bei der 15 Bergarbeiter infolge die Ostasienpolitit in die Hände eines Er deutsches in einer Tiefe von 700 notorischer Dummtöpfe geriet, und Metern außer jeder Verbindung gebracht wur- daß Joffe angeetelt das Leben von sich warf, den, wird gemeldet, daß sich bei den Rettungs- sondern daß in China   die wichtigste arbeiten gestern um 2 Uhr neuerdings ein Erd. Revolutionspartei gespalten wurde, Berlin  , 15. Feber.( Eigenbericht.) Der rutsch ereignete, als man den Bergarbeitern be- trotz der Warnungen, die ihr noch rechtzeitig ten ihn seiner Waffe und sonstiger Ausrüstungs- nationalsozialistische Innenminister rid in reits nahe gekommen war. Jeßt wird man sich Sunyatsen hatte zukommen lassen, daß ein gegenstände. Während man Runge zum Polizei- Thüringen hat den Weimarer Gymnasialdirektor frankenhaus schaffte, erschien die inzwischen Dr. Siefert seines Amtes enthoben, weil sich erst wieder zu den abgeschnittenen Bergarbeitern wichtiger und nun furchtbar gefährlich gewor­abgedrängt wurde, daß ein gewissenloser Die Demonstranten waren inzwischen die Beh- bot der Zugehörigkeit seiner Schüler zu den freiung der Verschütteten statt heute vormittags Stümper wie Neumann das Chaos alarmierte Polizei und das Ueberfallkommando. Dieser geweigert hat, das von ihm erlaffene Ver- vorgraben müssen; infolgedessen wird die Bedener Teil ins Lager der schlimmsten Reaktion rensstraße hinuntergelaufen und hatten mehrere völkischen Jugendvereinigungen Adler und nicht vor Sonntag abends möglich sein. Alle 15 vollends in Atome schlug. Fensterscheiben des Theaters in der Behrens alte zurückzunehmen. Da der gemaßregelte Bergarbeiter sind am Leben, und es wird ihnen ftrake zerrümmert. Als das Ueberfallkommando Direktor der deutschen   Voltspartei erschien, liefen die Burschen nach allen Seiten angehört, mit der Herr Frid in der Regierung Rahrung und frische Luft durch Röhren zuge­auseinander. Troßdem gelang es der Polizei, zusammensitzt, dürfte diese Maßregelung noch leitet. Die Verschütteten sind durchwegs Fran­3ofen. politische Folgen haben. 14 Personen festzunehmen. Berlin  

, 15. Feber. Heute abends bald nach 7 Uhr zogen fleinere Trupps, die aus Angehöri Fa cistische Provokateure. gen der antifascistischen jungen Garde" bestan­den, vom Halleschen Tor her nach der Linden­Bern, 15. Feber.( SDA.) In der schweize straße. Hier demonstrierten sie vor dem Gebäude rischen Presse wird die Verhaftung der fascisti­des Vorwärts" und zertrümmertenschen Agenten im Kanton Tessin   lebhaft be­die Schaufenster. Dann zogen sie einzeln sprochen. Die Agenten, die Gelder aus Italien  nach der Leipziger  - und Friedrichstraße. Hier empfingen, führten schwarze Listen über hielten sie mehrere Straftdroschten an, deren Tessiner   Personen, die wegen antifascistischer Scheiben sie zerschlugen. Später überfielen sie an Gesinnung dennunziert werden sollten. der Ede Friedrich- und Behrensstraße den Poli zeioberwachtmeister Runge, schlugen auf ihn ein, bis er mit schweren Kopf­berlegungen am Boden lag, und beraub­

Die ersten Differenzen.

Lebend begraben.

Nachdem man so die asiatische Front zum Zusammenbrechen gebracht und den imperia­listischen Staaten dort willkommene Ruhe geschaffen hatte, nachdem die Mißerfolge eines