Nr. 64.

Samstag, 15. März 1980.

Die Elektrifizierung der österreichischen Bundes- worden. Das hat unzweifelhaft seinen Grund darin, geben wollen. Bisher sind gegen 31 Firmen und bahn. Durch Aufnahme des elektrischen Betriebes auf daß zahlreiche Beamte aufs schwerste kompromittiert 158 Personen Strafverfahren anhängig gemacht der Teilstrede Schwarzach- St. Veit.- Saalfelden ist sind und die Behörden den Gegnern der Prohibition worden. Nach dem tüchtigen Ingenieur wird ohne nunmehr feit Dienstag, den 11. d. M., die ganze nicht noch mehr Material zu wütenden Angriffen Erfolg gesucht. Strede Salzburg- nnsbrud- Bregenz Buchs in einer Länge von 473 Kilometern in elek­trischem Betrieb. Dieſer Fortschritt in der Entwic lung des österreichischen Bahnwesens mit elektrischem Betriebe ist um so bedeutsamer, wenn man in Be­tracht zieht, daß erst vor wenigen Jahren der Anfang mit der Elektrifizierung der Bundesbahnen gemacht wurde. In Desterreich sind jetzt rund 700 kilo meter Bahnstrede elektrifiziert.

Sublow wieder auf Freiersfüßen. Subkow, der gewesene Gatte der Schwester des chemaligen Kaisers milhelm, erklärte, daß er demnächst die Tänzerin Hertha Sandmann heiraten werde.

Mabame Boisins schwarze Meffe.

Das Ende einer Wahrfagerin" auf dem Gcheiterhaufen.

Beite B.

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Boltswirtschaft und Sozialpolitit.

Wie die Arbeitslojenversicherung in Rußland befchaffen ift.

Es war in Paris um die Wende des sieb- raffinierten wie brutalen Frau den Behörden nicht zehnten Jahrhunderts. In dichten Scharen strömte unbekannt geblieben, doch da man wußte, daß hoch­das Volk nach dem städtischen Richtplay. Gab es stehende Persönlichkeiten daran teilnahmen, scheute doch heute eine ganz besondere Augenweide: Madame man ein Vorgehen. Voisin sollte auf direkten Befehl des Königs auf Die schlimmsten Sünden der Madame Voisin den Scheiterhaufen steigen, und der Henter von aber waren ihre sogenannten schwarzen Mef. Paris , der selber einer ihrer vielen Liebhaber ge- sen. Die las sie um Mitternacht in einem Keller, wesen war, mußte die verbrecherische Sege eigen der mit schwarzem Tuch ausgeschlagen war. Ein Neue Südpolexpedition. In England finden jetzt händig zur Sinrichtung führen. Kein Wunder, daß lasterhafter Priester assistierte ihr dabei. Borbereitungen für eine neue antarktische Expedition man sich in allen Volksschichten für den Fall inter- Sier vollzogen sich die grauenhaften Verbrechen des statt, die unter der Zeitung des Kommandeurs effterte und nun schnell lief, um noch einen guten Weibes, die ihren Namen berüchtigt machten und Worsley stehen sollen, der die beiden Expeditio Plak zu bekommen. Einen Play, von dem aus sie schließlich auf den Scheiterhausen führten. Die nen Sir Ernest Shackletons zum Südpol geleitet hat. man bequemt würde sehen können, wie dieses in Voisin beschaffte sich regelmäßig durch Hebammen Die neue Expedition, die auf breiterer Grundlage ben letzten Tagen vielgenante Teufelsweib zur Hölle oder von armen Dienstmädchen fleine, neu­und in gründlicherer Weise als die beiden vorherigen fahren würde. geborene Kinder, tötete fie, entnahm ihnen organisiert wird, erfordert einen Aufwand von etwa Wer war Madame Boisin, und was hatte sie das Blut und vermischte es mit dem Blute von 25.000 Pfund Sterling( über 4 Millionen Stronen). verbrochen? Nun, sie war eine der seltsamsten und Maulwürfen und Fledermäusen. Da zugleich satanischesten Frauen, von denen die Ver- getvisse Mädchen oder Frauen ein Interesse daran Saarwaffer als Getränt. brecherchronik zu berichten weiß. Von jcher mit ge- batten, ihre kleinen, unwillkommenen Kinder los Die amerikanische Bundesregierung will in heimen Stünſten beschäftigt, hatte sie eines Tages zu werden, war es dem satanischen Weibe nicht Chilago wieder einmal einem riesigen Alkohol- ein Wahrsagekabinett eröffnet. Das war freilich um schwer, unbemerkt immer neue Opfer zu erhalten. Der jene abergläubische Zeit nichts Außergewöhnliches, War nun eine in Not befindliche Frau hilfejuchend fchmuggelring den Garaus gemacht haben. boch das imysteriöse Dunkel, das die Voisin um zur Voisin gekommen, so mußte sich diese Frau Schmuggelring wird mit einem Umsatz von sieben Millionen Gallonen Alkohol im Werte von 60 mit schwebte, machte sie im Laufe der Zeit zur gesuch entfleiden und nackt auf einen in den ipur­Aus den Kontrollziffern der Volkswir lionen Dollar in den sieben Jahren seiner Tätigtesten Wahrsagerin von Paris . Arm und haften Raume errichteten Altar legen. Das feit als der größte seiner Art bezeichnet. Der Kon- reich schlich sich an den einzelnen Abenden in das erwähnte Blut war in einen filbernen Kelch ge- schaft der Sowjetunion für 1929/30" ist zu erje­zern hatte seine Tätigkeitsfeld über die ganze Union zuerst nur den Eingeweihten bekannte Borstadthaus, gossen worden, der nun während der Zeremonie auf hen, daß die Ausgaben der Sozialversicherungs ausgedehnt und besaß zuverlässige Agenten in allen in dem die Voisin wohnte und ihren geheimnis den Leib der Patientin gestellt ward. Zu deren lassen der Sowjetunion für die Zwecke der Ar größeren Städten. Unnötig zu sagen, daß zahlreiche bollen Zauber ausübte. Ihre Spezialität waren Säupten ſtanden zwei brennende Kerzen. Gebete beitslosenunterstübung von 142.3 Liebestränke. Wünschte eine Frau einem Lieb murmelnd und Gott um Hilfe anrufend, gingen Millionen Rubel im Jahre 1928/29 auf 100.6 Millionen Rubel im laufenden Jahre zurü cf Beamte ihre Hände mit im Spiel hatten und aus den glänzenden Geschäften der Alleholfchmuggler haber zu gefallen, wollte sie ihren Mann los wer- die Dinge vor sich. den, war jie guter Hoffnung: das lepte und ver So fürchterlich dieses Treiben der von allen gehen sollen. Wie aus dem letzten( 5.) Heft der entsprechende Gewinne bezogen. Das Interessanteste an der ganzen Geschichte meintlich sicherste Mittel war die Hilfe der Voisin. guten Geistern verlassenen Frau war und so viele Woprosy Strachowanija", der Zeitschrift der Vornehme Frauen vom Hofe irrten nächtlich, um die Vorgänge Wissende es auch schon gab: die Zentralverwaltung der Sozialversicherung der ist aber, wie das großzügig aufgezogene Syndikat betrieben wird. Da die Leiter des Konzerns über liefverschleiert, zu ihr; hochstehende Persönlichkeiten Behörde rümmerte sich nicht um sie. Ruchbar wurde Sowjetunion , zu ersehen ist, täuschen diese ange holten ihren Rat ein. Die Geliebten des Königs, der böse Zauber erst, als eines Tages eine arme führten Zahlen ein noch viel zu günstiges Bild recht gute Beziehungen verfügten, gelang es ihnen, sogar die Marquise de Montespan , tamen und Arbeiterin bei der Ermordung ihres eigenen Kindes vor. Sie umfassen nämlich nicht nur die Aus zu induſtriellen Zweden in den Besitz von riesigen brachten Gold ins Haus, erhielten einen Rat, ein erwischt ward und, in die Enge getrieben, gestand, gaben für die Zwecke der Arbeitslosenunter Mengen von denaturiertem Spiritus zu kommen, Tränklein und beugten sich vor dem Hokuspokus daß sie das Kind für die Swede der Voisin be- tüßung, sondern auch die Ausgaben für die sog. produktive Erwerbslosenfürsorge der sich unter fachkundigen Händen in einen zum biefes fürchterlichen Weibes. Selbst aus dem Aus- stimmt habe. Die herzlose Mutter wurde verurteilt, ( Notstandsarbeiten ,,, Arbeitskollektive" u. a.). Für menschlichen Gebrauche geeigneten Altohol verwan­lande lamen Bedrängte; war doch der Ruhm ihrer und in der Verhandlung famen Dinge autage, die die Arbeitslojenunterstützung als solche wurden delte. Vater und wenn man so sagen darf Prophezeiungen, mit denen sie sehr flug und vor- man vorher nicht gekannt hatte oder nicht hatte spiritus rector des Syndilats war ein bulgarischer sichtig umging, weit über Paris hinausgedrungen. Tennen wollen. Von oberster Stelle aus wurde eine im Jahre 1928/29 nur 127 Millionen Rubel idharfe Untersuchung eingeleitet, die zur Rubel verausgabt werden. Da die durchschnitt­verausgabt, im laufenden Jahre sollen 81.8 Wiff. Ingenieur, Anastasow Sreben, dem es nach der Nicht zuletzt war es ein gewisser, raffiniert Folge hatte, daß das ganze unmenschliche und liche Monatsunterstüßung eines Arbeitslosen( Fa Anklage gelungen sein soll, mittels eines Geheim­verfahrens einen zuverläſſigen Prozeß zur Unwand zurechtgemachter Humbug, mit dem diefe ran the gottestäſteriſche Treiben der Wahrsagerin" in milienzulagen eingerechnet, stach en Frau ihr lung von denaturieriem Sprit in trintbaren Affohol Gewerbe ausübte. Wenn der Besucher aus dem seiner gauzen Scheußlichkeit enthüllt ward. Jetzt trollziffern" im Jahre 1928/29 14.84 Rubel zu entdecken. Da die Anforderungen für denaturier- Wartezinumer in ihren geheimnisvollen Salon ge, griff der König ein. Ludwig XIV. ordnete ſtrengste betragen hat, im laufenden Jahre 15.01 Rubel en Spiritus durch angesehene Drogenfirmen erfolg laſſen worden war, ſach er sich einem Weibe gegen. Bestrafung der Sexe " und ihrer Helfer und Hel-( der Realwert eines Rubels beträgt nicht ganz 8 ten, hatten die Behörden keinen Verdacht; auf diese über, das, in einen roten Sammantelferinnen an und weiter die Vernichtung der Alten, 15 Rubel sind ungefähr 110 monatlich.) Beise gelang es dem Ingenieur und seinen gutbür- gehüllt, auf einem Throne faß und den Ein aus diesem, einen großen Skandal enthüllenden erreichen soll, so läßt sich mit Leichtigkeit ausrech gerlichen Teilhabern, sieben Jahre ungestört zu tretenden musterte. Dieſer mußte schließlich vor dem Prozeß. Diese Altenvernichtung erfolgte schon des- nen, daß im Jahresdurchschnitt 1928/29 in Ruß­Storiten und unerhörte Gewinne zu erzielen. Offi- Throne niederknien, ſein Anliegen vorbringen und halb, weil ja auch mehrere hochgestellte Persönlich land insgesamt 713.500 Arbeitslose in den jiell ging das Syndilat unter dem Namen einer so die Orakelſprüche der Voisin entgegennehmen. feiten in Verbindung mit dem Weibe aestanden Genuß, der Arbeitslosenunterküt Desinfizier- Gesellschaft. Bald gelang es dem In Von diesen Sprüchen hing Wohl und Wehe der batten. zung in der Sowjetunion gekommen sind, daß Wie die Chronik berichtet, ist die Voisin dagegen im laufe den Jahre diese Zahl auf fümen und Desinfektionsmitteln zu entfernen und Dungen wie vor dem Urteilsspruch eines Gerichts. mutig auf den Scheiterbaufen ge- 455.000 jinten soll. Die Gesamtzahl der Arb: 18­genieur auch, die Essenzen aus Haarwässern, Par Besucherinnen ab. Man zitterte vor den Entschei ben verbliebenen reinen Alkohol für Trinkzwede In der Regel erhielt die Besucherin dann ein Tränt ſtiegen. Der Henker von Paris führte sie, und losen soll aber nach den kontroll; ahlen" int nusbar zu machen. Es dauerte fieben Jahre, bis ein, das fie, so oder so, um dieſe oder jene Zeit ein Brieſter ging ihr zur Seite. Scherzend soll sie Jahresdurchschnitt 1928/29 1,223.700 reicht die Behörden an dem enormen Berbrauch von dena anvenden sollte. Dieſe Tränklein waren sehr häufis den züngelnden Flammen entgegengesehen haben. haben; im laufenden Jahre wird sie( immer Als aber die Kleider brannten und das Feuer be- nach den kontrollziffern") auf 1,106.200 g:- turiertem Spiritus Verdacht schöpften und nach Gift. Hatte die Boisin ihre allabendliche Arbeit erreits ihre Füße versengte, erschallte ein lautes schätzt. Das Ausmaß der tatsächlichen Arbeitslo richt alles mit rechten Dingen zuging. Wie die ledigt, so gab sie sich gennßsüchtig wüsten Ge- Schreien über den von Maſſen neugierigen Bolles figkeit ist wesentlich größer. Der Prozentsatz der Dinge heute stehen, hat die Regierung der Vereing lagen hin. Sie besaß eine gute Reihe von Lieb angefüllten Play. unterstützten Arbeitslosen soll somit von 58.3 Das ist die Geschichte der schwarzen Messen", b. H. der offiziellen( zumal noch viel zu niedrigen) ten Staaten wenigstens das angenehme Gefühl, zu habern aus den verschiedensten Kreisen. Vom den Geschäften des Ingenieurs Sreben den Altohol Senker von Paris bis zum Hoffavalier. Der dämo, die die Madame Montvoisin oder, wie ſie furs Bahl der Arbeitslosen im Jahre 1928/29 auf zu den billigsten Preisen, in bester Qualität und nische Zauber, der sie umgab, lockte den einen, das genannt wurde, Voisin um die Wende des siebzehn 41.1 v. S. im laufenden Jahre herabgedrückt Perverse ihres Tuns den andern. Tolle Orgien sind. ten Jahrhunderts in Paris las, und die jene ver- werden. Dies ist das grausame Ergebnis der am in unbegrenzten Mengen geliefert zu haben. Nach den ersten sensationellen Meldungen ist wie historisch erwiesen ist, in ihren Räumen ver- brecherische Frau auf den Scheiterhaufen brachte. 19. Oftober inaugurierten Reform" der Arbeits losenversicherung in der Sowjetunion . es über diesen neuesten Fall merkwürdig still ge- janstaltet worden. Gewiß war das Treiben der ebenso

Die Sensation.

Stizze von Robert Weil.

Eines Morgens fand man hinter dem Verkaufs­pult eines Wiener Juwelierfadens einen toten Juwelier.

folgedessen auch nur bis zum Lebensstandard eines fleinen, verhugelnden Flidschusters gebracht, einer Art Tolstoi - Figur, die sich mit Frau und stindern in einer dumpfen, stidigen Werkstatt, die gleichzeitig als Küche und Wohnraum diente, fümmerlich durch schlug. Das Durchschlagen" ist hier wörtlich zu nehmen, denn seine Hauptbeschäftigung bestand da rin, daß er in die Sohlen und Absäße reparatur bedürftiger Schuhe Tag für Tag Nägel und Stifte cinjching.

Der brave Vinzenz hatte schon vor vielen Jah­ren den Verkehr mit dem mißratenen Ferdinand abgebrochen. Er erfuhr von dessen Existenz erst wie der aus den Zeitungsberichten, die in sensationeller Aufmachung den Raubmord im Juwelierladen schil­

berten.

Verdächtige Würgespuren am Halse der Leiche ließen den Gerichtsärzten keinen Zweifel darüber, daß der Tod auf gewaltsame Weise herbeigeführt worden war. Ein auf dem Tatort aufgefundener Manschettenknopf führte im Verein mit den überein­stimmenden Aussagen der Hausnachbarn, die tags vorher, knapp nach Ladenschinß, einen elegant ge­tleideten Mann hastig aus dem Haustor heraus­treten und eilig davoneilen gesehen hatten, rasch A so a Fallot!" stöhnte der ehrsame Flick n zur Feststellung des Täters: es war ein gewisser Ferdinand Stratochwil, feiner Angabe nach Generaler, indem er das Zeitungsblatt ganz verzweifelt finten ließ, jest reißt er uns an no in d'Schand' bertreter einer holländischen Staubölgesellschaft, die Wer waß, was da für uns no auffifummt!" Seine Frau stimmte ihm bei, und alle waren sehr bebrüdt. Nicht lange, so ging die Tür, und ein die Werkstatt.

3. St.

Sie zu ihrem Bruder Ferdinand? Wie denken Sie über die wirtschaftliche Krise Europas ? Was er­warten Sie sich vom Völkerbund? Sind Sie An­hänger oder Gegner der Kameradschaftsehe? Falls ja, warum nicht nein?"

Vinzenz Kratochwil, dem der Zwed all dieser Fragen vollständig rätselhaft blieb, erteilte in seiner Verwirrung alle jene Antworten, die ihm einfielen. Die ihm nicht einfielen, ergänzte der Interviewer

aus eigenem.

Am nächsten Tag gab es im Bezirk, in dem Vinzenz seinen Beruf als Mensch und Schuster aus übte, ein allgemeines Tuscheln und Flüſtern. Ein Blättchen hatte einen Artikel gebracht mit der drei spaltigen Ueberschrift:

Vinzenz Kratochwils kühnster Traum, auf desse. Erfüllbarkeit er gar nicht mehr zu hoffen gewagt hatte: sich einen Gehilfen zu nehmen, sollte nun nicht nur erfüllt, sondern noch weit übertroffen wer den. Bereits nach wenigen Monaten sah er sich als Herr über ein vielköpfiges Personal und als Inha ber eines reich sortierten Schuhgeschäftes, zu deffen Inbetriebseßung ihm, als dem Bruder des Mör­ders, das nötige Kapital ohne jede Sicherstellung zur Berfügung gestellt worden war.

Und so wäre denn Vinzenz Stratochwil, dem auf ihn abfärbenden Nimbus seines verlorenent

Bruders, auf der Stufenleiter des Glüdes immer höher emporgeflettert, hätte nicht sein Aufstieg plöglich eines schönen Tages eine unerwartete Un­terbrechung erfahren.

aber, wie sich sehr bald herausstellte, gar nicht eini. Am liebsten möcht'i mi in de' Erd' eingraben. jener Lebensmaximen, die Vinzenz Kratochwil, der tigten Ferdinand Stratochwil eingestellt worden sei,

existierte.

Dagegen stellte sich heraus, daß Ferdinand Kra­tochwil, ein hübscher, eleganter Mensch mit ge­wandtem Auftreten, eine sehr bewegte Vergangen

Beim Bruder des Mörders. Der Philosoph in der Schusterwerkstätte!" Eines Morgens brachten nämlich die Blätter Und dann solgte in drei langen, zum Teil in schlicht und schmucklos die furze Notiz, daß die Sperrdruck gehaltenen Spalten eine Wiedergabe aller Untersuchung gegen den des Raußmordes verdäch Bruder des Mörders, in seiner Herzenseinfalt von nachdem die Obduktion zweifelsfrei ergeben habe, daß zwei sich gegeben hatte. der Tod des Juweliers nicht durch fremdes Ver­Mit diesem Augenblic trat im Leben des Mörschulden, sondern infolge Herzschlages eingetreten aufgederbruders eine entscheidende Wendung ein. Aus dem sci..... Licht der Popularität emporzutauchen. Der bisher jahrzehntelang stockende Geschäftsgang hob sich über

heit hinter sich hatte, in der allerhand duntle regter, bezwiderter Herr mit einer Mappe betrat Dunkel des Unbeachtetjeins begann sein Haupt in das

Nacht.

Von diesem Moment an ging es mit Vinzenz Stratochwil jäh bergab.

Schiebergeschäfte und noch dunklere Weibergeschichten " Erlauben Sie, jind Sie der Bruder des Raub­cine Rolle spielten. Der Umstand, daß auch in die Die Tür seines Schuhladens öffnete sich immer Mordsache mit dem Juwelier eine Frau hinein- mörders Ferdinand Stratochwil?" stieß er kurz und Die Zahl der Kunden verdoppelte, verdreifachte spärlicher und zögernder, bis schließlich durch sie nur spielte, noch dazu eine verheiratete, und noch dazu heftig hervor. Aha," dachte der arme Schuster, zu Tode er sich. Von allen Seiten regnete es plötzlich Bestellun mehr der Pfändungskommissär ein und ausging, der die bildschöne junge Frau eines hochgestellten sich namens der besorgten Gläubiger die letzten Be­Mannes, stempelte den Fall Stratochwil zu einem schroden, es fängt schon an!" Und seinen Blick schamvoll senkend, stotterte er: Vinzenz Stratochwil Die Tür zu seiner Werkstätte, sonst ein beliebstände des Warenlagers mittels amtlichen Siegels ganz besonders auffeheuerregenden. sicherte. Die Zusammenhänge waren unschwer herge- is mein Name. Aber für'n Ferdinand kann i niz ter Aufenthalt für Fliegen und Spinnen, stand nicht mehr still. Um Vinzenz Kratochwil, den leiblichen A so a Fallot" seufzte der fleine, die Zusam stellt: Stratochvil hatte den Juwelier erwürgt, um dafür!"

ihn zu berauben und die materiellen Ansprüche se:-

gen.

Ich bin nämlich von der Zeitung" beruhigte Bruder des berühmten Raubmörders, begann sich menhänge des Lebens nicht begreifende Flickschuster, ner anspruchsvollen Geliebten befriedigen zu können. ihn der aufgeregte Herr, indem er Bleistift und eine Legende zu bilden. Ihn von Angesicht zu sehen, als er wieder, bar jeder Hilfskraft, in derselben Dieser Raubmörder Ferdinand Kratochwil, dessen Notizblock hervorzog, und werde sie jetzt inter - scheuten die Menschen keine Entfernung. Die Beritidigen Werkstatt landete, aus der ihn das Schicial Bluttat die Stadt in 2 ent hielt, hatte einen älteren viewen. Bitte, Herr Stratochwil, wollen Sie mir lodung mit ihm persönlich in ein Gespräch zu kom als den Bruder des Mörders in Triumph heraus­Bruder, Vinzenz Stratochwil. Im Gegensatz zu den nachstehende Fragen beantworten: Wann und wo men, war so groß, daß sich manche Damen ein geholt hatte. Wegen seiner kann i jest wieder bis moralisch durch und durch angefaulten Ferdinand sind Sie geboren? Welche Vorbildung haben Sie Dußend Paar Schuhe nacheinander von ihm sohlen an mei Lebensend' Krampfled nageln!" war Binzenz die Ehrlichkeit selber. Er hatte es in- genossen? In welchem seelischen Verhältnis stehen und doppeln ließen.

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