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10 Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.

Der neue polnische Premier.

Senatsmarschall Szymansti, ein

guter Augenarzt.

Mittwoch, 19. März 1930.

Zähes Ringen um den Mieterschuß.

Neue Schwierigkeiten seitens der Agrarier.

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102.

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Erigeinr unit Husnahme bes Montag täglich frih. T

Nr. 67.

Schwarze Freiheits­Schwarze tämpfer.

Fasching ist vorüber, aber Maskeraden gibt es noch immer. Einer solchen haben sich die Schwarzen aller Länder am letzten Sonn­tag bedient, als sie in der Vermummung von uftag bedient, als sie in der Vermummung von Freiheits- Schwärmern und Kämpfern eine Borstellung gaben. Das geschah, wie bekannt, über Geheiß des Papstes, der, solange in der Sonne des Nep"-Sturses in Sowjetrußland Kapitaliſten und andere parasitische Eristen zen aufzublühen begannen, die Freundſchaft der sowjetrussischen Machthaber suchte, aber in dem Augenblicke, da der Nepp abgeschafft wurde, sein treues Vaterherz nicht länger mehr zu zügeln vermochte. Da gab er seinem be­drängten Herzen über das Schicksal der grie­chisch- orthodoxen Kirche in Rußland , die ihn gar nicht darum angegangen hatte und die dagegen nachher sogar Protest einlegte, bered­ten Ausdruck und rief die Gläubigen aller Länder zu einem großen Gebetssturm für den 16. März auf.

Borlage voraussichtlich heute Warschau , 18. März.( Eigenbericht.) Der Prag , 18. März. Für die heutige Sigung in die Tschechoslowakei etc.) in Behandlung, den polnische Staatspräsident hat die Neubildung der des Abgeordnetenhauses war die Auflegung der wir schon seinerzeit bei der Behandlung im Se­Regierung an Stelle des zurückgetretenen Mini- drei Wohnungsvorlagen( Wieterichuk, nat ausführlicher besprochen haben. sterpräsidenten Bartel dem Senatsmarschall Bauförderung und Aufschub der exekutiven Räu Berichterstatter Dr. Winter fam dabei auf Sahmansti übertragen. mung) bestimmt in Aussicht gestellt worden. Es die Schwierigkeiten zu sprechen, die sich dem Ab Der neue Ministerpräsident ist im Hauptbe- fam jedoch heute noch nicht dazu, weil innerhalb schluß des tschechisch deutschen Handelsvertrages ent­ruf Profeffor für Augenheilkunde an der Univer- der Stoalition die Vorlage noch immer hart um gegenstellen und die ihren Grund in den innerpoli umschluß tschechisch- deutschen fität Wilna , 60 Jahre alt. Eine Zeit lang hat stritten ist. Die Agrarier wollen unter allen tifen Differenzen hinsichtlich der deutschen Zoll­er in den Bereinigten Staaten gelebt. Während Umständen Aenderungen an der Vorlage durch- politit hätten. Derartige Schwierigkeiten, beren er fich in seinem Fach internationales Ansehens ſehen, während die sozialistischen Parteien die elusbrud der Streit um die Zölle ist, gibt es aber erfrent, fonnte er auf politischen Gebiet bisher Ansicht vertreten, daß Aenderungen nicht jet, auch bei uns. Was uns das vergangene Regime noch keine Erfolge erzielen. Auf Wunsch Pilsudstis sondern erst bei der Ausarbeitung eines defini- in dieser Hinsicht beschert hat, hat uns nicht viel hatte er vor zwei Jahren sofort nach seiner Wahl tiven Wohnungsgesetzes, das auch die Frage der Freunde im Auslande geschaffen. Gerade das Be­die Leitung des Senats übernommen. Bauförderung großzügig löst, in Erwä- dürfnis, diese Wirtschaftspolitik zu ändern, hat gung gezogen werden können. Auch für morgen sie gegenwärtige Roalition ins Leben gerufen, die ist die Ueberreichung der Wohnungsgesete nur sich bemüht, unsere Wirtschaftspolitik zu entpoliti Pilsudsti im Hintergrund. wahrscheinlich, teineswegs aber gewiß. Die Ver- fieren. Man müsse nun ben Stand unserer Wirt Warschau , 18. März. Eine Nachrichtenagen- handlungen über alle Teile des Arbeitspro- schaft objektiv feststellen und die notwendigen Be­tur Istra veröffentlicht eine Erklärung des gramms gehen ununterbrochen weiter. Auch dürfnisse der einzelnen Produktionszweige unter heute abends fand wieder eine längere Bespre suchen. Marschalls Pilsudski , in der dieser die Gründe auseinandersetzt, die ihn dazu bewogen hung der Wirtschaftsminister statt; alle jo ge­haben, die ihm vom Präsidenten der Republit faßten Beschlüsse unterliegen erst wieder der Ge­angebotene Mission der Neubildung des Stabi- nehmigung durch die einzelnen Klubs, so daß von nettes abzulehnen. Die Erklärung enthält einem Abschluß der Verhandlungen über das scharfe Angriffe des Marschalls gegen den Sejm Arbeitsprogramm nach dieser oder jener Rich­und die Abgeordneten. Zum Schlusse teilt Bil- tung noch nicht die Rede sein kann. subfti mit, daß er sich, falls alle anderen Ber­suche des Präsidenten der Republik, die Rabi­nettstrife zu lösen, mißlingen follten, dem Prä sidenten der Republit zur Verfügung stellen

werde.

Abg. Maret referierte dann über den Ber­trag mit den Vereinigten Staaten über die Natu ralisierung, der einige zivilrechtliche Schwie­rigkeiten hinsichtlich der Staatsbürgerschaft und der Erfüllung der Wehrpflicht bereinigen soll.

In der vereinigten Debatte spricht Kallina Immerhin hat die heutige Klubobmänner-( D. Nat.), der sich für den Abschluß von Sandels fonferenz bereits mit der Auflage der Woh verträgen, namentlich mit Deutschland , einfest, und nungsgefeße für morgen gerechnet und für die Saiplid( Romm.), der den von den Kommuni­sen all folgende Dispositionen getroffen: Mor- fien gänzlich verkrachten Streit der Glasarbeiter gen sollen die Borlagen mit 24stündiger Frist von Ünterreichenau zum Anlaß nimmt, um gegen dem sozialpolitischen Ausschuß zugewiesen werden Terror der Behörden zu protestieren. den. Donnerstag früh um 10 Uhr sollen die bei­

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Inwieweit es in den Kirchen zu diesem Gebetssturm kam und ob die Gläubigen sich gegenüber ihrem Oberhaupt als folgsamt er wiesen, entzieht sich unserer Beobachtung. Je denfalls wissen wir, daß die Klerikalen außer­halb der Kirchen am Sonntag in zahlreichen Bersammlungen den Versuch machten, unter dem Deckmantel, für die Glaubens- und Ge­wissensfreiheit in Sowjetrußland einzutreten, Ein neuer Schmerz für die Rechte. ben Agrarvorlagen( Roggenbrot und Inlands. Gegen Schluß der Sitzungen wurden einige politische Propaganda und Hetze gegen die Hindenburg unterzeichnet auch das Polenab- soll aber deren Verhandlung unterbrochen und dies von der Regierung in der heutigen Sigung Sozialdemokraten zu betreiben. Es wurde tonsum) ins Plenum kommen; am Nachmittag dringliche Interpellationen abgelehnt, die über- ,, marristischen" Parteien, darunter auch die auf jeden Fall die Wohnungsgesetze in Angriff bereits schriftlich beantwortet wurden. Auch der ihnen dieses Geschäft nicht überall leicht ge­Berlin, 18. März.( Eigenbericht.) Der genommen werden, über die man Freitag ab Versuch der Kommunisten, ihre bekannten De - macht, zudem hat der vom Oberhaupt der Reichspräsident hat heute der Rechten eine neue ftimmen wird. Nächste Woche Dienstag foll dann monstrationsanträge doch irgendeiner parlamen- griechisch- orthodoxen Kirche gegen die päpst­Enttäuschung bereitet. Der Reichstag hatte in die restliche unerledigte Tagesordnung aufgear- igrischen Behandlung zuzuführen, wurde abge- liche Enunziation eingelegte scharfe Protest der Vorwoche zugleich mit den Young- Gesezen beitet werden. das deutsch - polnische Liquidationsabkommen ver Auf der Tagesordnung der nächsten Sizung, abschiedet, allerdings mit einer geringen Mehr­Die heutige Plenarsigung zog den Bertrag mit die für morgen Mittwoch um 14 Uhr angesetzt heit. Der Reichspräsident hatte sich die Ueber- Deutschland über die Abänderung einiger Boll- ist, stehen einige Berträge mit den Nachfolge prüfung darüber vorbehalten, ob das Geset positionen( zollfreie Einfuhr gebundener Bücher staaten, bzw. mit Ungarn . nicht verfassungsändernd sei und somit einer Zweidrittelmehrheit bedürfe. Nachdem dies von

tommen.

den zugezogenen juristischen Sachverständigen Landwirtschaftsausschuß tontra

verneint worden war, hat er heute die Unter­schrift unter das Polenabkommen vollzogen. Zu gleich richtete er eine Botschaft an die Bewoh­

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Ernährungsausschuß.

wiesen.

gierung aufgefordert wird, im Sinne der geltenden Gefeßesbestimmungen geeignete Vorkehrungen für die nötige Kontrolle der Durchführung des Gesetzes zu treffen.

einige Ernüchterung in die aufgeregten fatho lischen Herzen gebracht und so scheint von dem angekündigten mächtigen Sturme, der die Welt durchbrausen sollte, nur die von den Rednern in den klerikalen Versammlungen hervorgerufene Lufterschütterung übrig geblie­ben zu sein.

ner des deutschen Ostens, in der er die Gründe Die nationalsozialistischen Anträge abgelehnt. Hinsichtlich des obligatorischen Inlandkonsums für seine Entscheidung darlegt. Prag , 18. März. Der Landwirtschaftsaus wurden die vom Ernährungsausschuß vorgenomme­Gleichzeitig hat der Reichspräsident in An- schuß des Abgeordnetenhauses befaßte sich heute nen Aenderungen des§ 1 genehmigt; sie betreffen betracht der Notlage der östlichen Grenzgebiete die zum zweitenmal mit den beiden Agrarvorlagen die Ausdehnung auf Aemter", d. h. auf Reichsregierung um Vorlage eines Ostpro- über die Roggenbroterzeugung und die obliga- das Landesverteidigungsministerium, das ja cin ein torische Verwendung inländischer Agrarprodukte Großabnehmer für Agrarprodukte ist. Der§ 4 gramms ersucht. durch öffentliche Anstalten. Bekanntlich hatte wurde in der ursprünglichen Faffung angenommen, gestern der Ernährungsausschuß an den Vor- daß nämlich Lieferungsverträge, die dem Gesetz zu Deutſch - polniſcher Handelsfrieden. lagen in einer Reihe von Stampfabstimmungen widerlaufen, ungültig sind, falls sie nach der Ver­Berlin, 18. März.( Eigenbericht.) Der gestern enderungen vorgenommen, die nun heute vom fündigung des Gesetzes abgeschlossen werden. Das erfolgten unterzeichnung des deutsch - polnischen Landwirtschaftsausschuß zum Teil angenommen, Gefeß foll nach dem geänderten§ 8 nicht erst am Handelsvertrages wird bereits in den nächsten zum Teil verworfen wurden, so daß für morgen 15. Tage nach seiner Wirksamkeit, sondern sofort Tagen die Veröffentlichung des Vertragstertes neuerdings der Ernährungsausschuß einberufen in Straft treten. im Deutschen Reichsanzeiger folgen, da man in werden mußte, um zu diesen Aenderungen Stel­der Regierung Wert darauf legt, daß die öffent- lung zu nehmen. liche Disfussion schon vor der Behandlung des Vertrages im Reichsrat cinseßen fann.

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Man muß also sich darauf beschränken, die Absicht für die Tat zu nehmen, allerdings genügt zur Beurteilung dieser mehr geplan­ten als durchgeführten Aktion der Klerikalen schon die Absicht. Ihre wahren Sintergründe gestehen die Klerikalen natürlich nicht offen wann wäre auch Offenheit und Shr lichkeit ein Charakterikum der klerikalen Polis tik gewesen! sie reden von der in Rußland mit Füßen getretenen Freiheit der Gläubigen, von der Entweihung der Kirchen, von deren Schließungen und vom Raub von Kirchen­glocken, doch hätten politische Erwägungen dies opportun erscheinen lassen, so wäre den Steri­Da die beiden Referenten Sybner und falen in Westeuropa und auch dem Papste das Samalit ihre Referate zurüdlegten, wurde Los ihrer Glaubensbrüder in Sowjetrußland Bei der Vorlage über die Roggenbroter mit der Berichterstattung über beide Vorlagen bedeutend weniger nahe gegangen und kein zeugung beschloß heute der landwirtschaftliche der Agrarier Dubicky betraut. Falls morgen Ausschuß, den§ 1, Absatz 1, in der Form der Re- der Ernährungsausschuß auf diese leßte Fassung Papstbrief wäre erschienen, um Europa zum Das tschechoslowakische Preßbüro teilt aus gierungsvorlage unverändert anzunehmen. Damit der Vorlagen nicht eingeht, würde der Fall ein Streuzzuge gegen Rußland aufzurufen. Der wurde der gestern im Ernährungsausschuß angetreten, daß das Haus zwei verschiedene Papst hat den richtigen Augenblick für gekom­Warschauer Quelle über den Vertrag folgendes nommene Antrag 3eminova reassumiert, wonach Ausschußfassungen vorgelegt bekommt men geglaubt, wo er sich ohne Scheu und Be­der Brotmischung höchstens 10 Prozent Weizenmehl, und die Entscheidung über sie dann erst im denken an die Spitze der lauernden kapitali­Der Vertrag stüßt sich auf den Grundsatz der und zwar reines Weizenbrotmehl, hinzugefügt wer- Plenum gefällt wird. Die Situation hat sich nach stischen Klassenfeinde Sowjetrußlands stellen Kontingente auf beiden Seiten, da die deut- den sollte, ebenso der weitere Antrag der Frau der Haussitung dadurch verschärft, daß der natio- könne, ohne daß der Kirche darum nachgesagt sche Delegation bei den Verhandlungen den polni Beminova auf höchstens 65prozentige Ausmahlung nalsozialistische Klub beschlossen hat, auf den vom werden würde, sie besorge die Geschäfte der schen Vorschlägen, die auf eine vollständige Auf des Roggens. Gleichzeitig wurde zu dieser Vorlage Landwirtschaftsausschuß abgelehnten Anträgen beute- und profitlüfternen Kapitalisten West­hebung aller Aus- und Einfuhrverbote abzielten, eine Resolution angenommen, in der die Re- der Frau Zeminova zu verharren. wie dies die Genfer Stonvention verlangt, nicht europas, doch der Unfehlbare hat sich geirrt, denn wenn auch nicht die Kapitalisten, so ha= zustimmte. Der Vertrag garantiert die wichtigsten wirtschaftlichen Forderungen Polens . Es ist dies ben doch die verschiedenen Regierungen wenig ein monatliches Stontingent von 320.000 Tonnen Bereitwilligkeit gezeigt, dem päpstlichen polnischer Stohle und ein jährliches Kontingent Alarmruf Folge zu leisten. Die Aktion ist also bon 275.000 Schweinen für die Ausfuhr nach verpufft, bis auf das bißchen Sturm im Was­ferglase, der am Sonntag von den klerikalen Freiheitskämpfern in den Versammlungen ge­macht wurde.

mrit:

Wieder zwei tote tschechoslowakische Flieger!

Mit dem Flugzeug verbrannt.

Deutschyland. Für diese Zugeständnisse bewilligte Prag , 18. März. Amtlich wird gemeldet: gehörten zur geübten Fliegermannschaft. Pilot­die polnische Regierung Deutschland die Einfuhr heute um 11.50 Uhr vormittags stich das Flug- Bugsführer Caisberger erhielt seine Ausbildung cines Kontingentes von deutschen Er- jeug Sb 16/13 auf dem Flugplaße von Milo- im Jahre 1927 und der Schüßen- Zugsführer zeugnissen, deren Import nach Polen bisher viß in Böhmen beim Landen an eine Umzäu- Simat im Jahre 1926. nung, tippte um und geriet in Brand. Die Be­

berboten war.

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Zwei tote Militärflieger auch in Frankreich .

Die zolltarifarischen Bestimmungen im faßung, bestehend aus dem Piloten Zugs­deutsch- polnischen Handelsvertrage stüßen sich auf führer Caisberger Franz und dem die Meistbegünstigungsklausel. Auf diesem Grund- Schüßen- 3ugsführer Simat Labis­sage wurde auch die Angelegenheit der Nieder- laus vom Fliegerregiment Nr. 6 verbrann­Paris, 18. März. Bei dem Absturz eines Lassung von Angehörigen des einen ten. An Ort und Stelle wurde eine Kommission Militärflugzeuges vor dem Flugplak Bron tamen Staates auf dem Gebiete des anderen des Fliegerregiments Nr. 6 entsandt. Staates, wie auch der Grenzübertritt ge- Das Unglüd ereignete jich auf dem Flugplaß die beiden Insassen, zwei Unteroffiziere, regelt. ,, B Bozim Daru" bei Milowis. Beide Flieger ums Leben.

Es ist nun gewiß wahr, daß es in Ruß­ land bis in die letzten Tage Gewaltsamkeiten gegen die Religion, ihre Diener und Anhän­ger gegeben hat. Wenn neuestens halb und ganzoffiziös versucht wurde, diese Verfolgun­gen abzustreiten und zu beschönigen, so braacht man nur die Lob- und Ruhmesredigkeiten nachzulesen, die aus denselben halb- und ganz­