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Sonntag, 28. März 1980.

Herr Windirsch auf dem Kriegspfad.

Die Zollvorlage.

Nr. 71.

Stimmen der tschechischen Presse.

Die tschechische Preise beschäftigt sich in ver schiedener Weise mit der Zollvorlage. Das Or gan der Nationalsozialisten, Ceske Slovo" hebt ähnlich, wie wir das in unserem gestrigen Artikel getan haben, die Tatsache hervor, daß die Vorlage den Zweck haben, die Preise des Getreides zu stabilisieren. Das Blatt schreibt:

werden, sondern nur etwa die Hälfte dessel- er das Land betreten hatte, sondern als in litik suchen sie verächtlich zu machen und intent bei Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit nicht ein­ben. In die Gruppe der Mieter, bei denen innerster Seele empörter und in seinen ihrer Bedeutung herabzusetzen, das kleinere mal auf trockenes Brot verdienen! Mit dieser jetzt eine gewisse Mietzinssteigerung zugelassen menschlichen Gefühlen aufs schwerste verletzter lebel, das bei dieser Politik gegen ein un- Methode, die kleinlandwirte auf die Löhne der darbenden Industricarbeiter neidisch zu machen wurde, gehören aber nicht bloß jene mit einem Ankläger des bolschewistischen Regierungs zweifelhaft größeres und verhängnisvolleres( der näherliegende Vergleich zwischen dem Ein Jahreseinkommen von über 60.000 Kronen, systems. Aber es genügt, das Arbeiter und die Sozialdemokraten einzutauschen vermögen, tommen eines Steinbauern und eines Groß­sondern auch alle Schwerverdiener mit Ein- Mieterfeindliche an der Politik der Kommuni- sehen sie nicht als relativen Erfolg an, wol- grundbesibers ist dem Redner nicht eingefallen), kommen, die oft in die vielen Hunderttausende sien an der Hand nüchterner Erwägungen zu len sie nicht ansehen, ihre Tätigkeit besteht nur wird die dem Herrn Windirsch angeblich uner besinnungslosem wünschte Stuft zwischen der Landwirtschaft und gehen. Das also sind die Schühlinge der Kom- zeigen. Wäre diese Politik in ihren Auswir- in verantwortungslosem, den Industriearbeitern bestimmt nicht verklei munisten, für welche die nur in der Phan- kungen nicht die von Fanghunden der Bour- Schimpfen. Schimpfen allein ist keine Arbeit und die nert werden. Die in gleichem Atem betonte tafie der Stalinisten noch mobil zu machenden geoisie, so müßte sich die kommunistische Par­Massen auf den Straßen demonstrieren sollen! tei in allen Kämpfen, wo Klaffe gegen Klasse Arbeiterschaft ist reif genug, um die Früchte Schicksalsgemeinschaft zwischen Landwirtschaft Aber noch ist in dem neuen Mieterschuß steht, an die Seite der sozialistischen Parteien unserer und der Politik der kommunistischen und Induſtrie, die Bedeutung der Kaufkraft der Industriebeölkerung für die landwirtschaftlichen gesetz eine Bestimmung, derzufolge der Haus- stellen. Auch der Kampf um die Sicherung Stänkerer gegenseitig richtig abzuschäßen. Uns Produzenten hat übrigens noch keine Regierung befizer gegen Beistellung einer hinreichenden des Mieterschutzes und für ein gesundes, bil ist auch am allerwenigsten darum zu tun, von so sehr verleugnet, als die verflossene Birget= Ersaywohnung das Recht erhält, einmal im liges Wohnen der arbeitenden Menschen würde den Kommunisten Schonung zu erbitten, die toalition mit ihren Taten und Gefeßen, an Jahre vom Rechte der Kündigung bei Woh sich aussichtsreicher gestalten, denn an der ge- schon selbst einmal erkennen werden, daß sie denen der Bund der Landwirte einen hervor­nungen Gebrauch zu machen, die er für eines einigten Macht der Arbeiterklasse würden alle durch ihre Politik nicht die Sozialdemokratie, ragenden Anteil hatte. seiner Kinder, das vor der Verheiratung steht Angriffe der Kapitalistenklasse zerschellen. sondern die Arbeiterschaft im allgemeinen und einen eigenen Haushalt begründen will, Statt dessen suchen sie die Stellung der So- schädigt. Was wir aber immer wieder tun benötigt. Bisher schon konnte der Hausherr zialdemokraten gegenüber den Klassengegnern müssen, das ist, der Arbeiterschaft das verbre­für seine verheirateten Kinder in seinem in jeder nur denkbaren und schmutzigsten cherische Treiben dieser Partei vor Augen zu Hause Wohnungen durch Kündigung freima Weise zu erschweren und arbeiten damit beführen, die schon längst deren Totengräberin chen, der einzige Unterschied gegenüber dem wußt und gewollt auf die Wiedererrichtung geworden wäre, wenn sie die Besonnenheit früheren Zustand beſteht darin, daß er schon einer rein bourgeoisien Serrschaft im Staate und das Verantwortlichkeitsgefühl der Sozial­vier Wochen vor der Hochzeit die Kündigung hin. Die Erfolge der sozialdemokratischen Po- l demokratic daran nicht gehindert hätte! vornehmen kann. Von einer wesentlichen Aen­derung kann man also nicht sprechen, ant allerwenigsten von einem neuen entscheidenden Durchbruch des Mieterschutzes. Im übrigen weiß jeder, daß auch das neue Mieterschutzge­set nicht von den sozialistischen Parteien Wachsende Angst der Landbündler vor der erstartenden Kleinbauernbewegung. allein beschlossen werden konnte, daß es ein Die Landeskulturräte follen eine großagrarische Domäne bleiben. Kompromiß darstellt, allerdings ein solches, Der Jubiläumsverbandstag der deutschen also auch von den Steuerkreuzern der Klein­über das zu flagen am allerwenigsten die Kleinbauerit und Säusler hat die organisato- bauern und Häusler und der Arbeiter erhalten übergroße Masse der Mieter hat, die ohne die rische Stoßkraft und die geistige Regfamkeit die werden, auf die Dauer in ihren legislativen Geltendmachung des sozialistischen Einflusses fer jungen Bewegung in so überzeugender Weife Abteilungen von den Abgeordneten und Bartei­etwas ganz anderes erlebt hätten. Nach den dargetan, daß die Landbündler seither von einer sekretären des Bundes der Landwirte beherrscht bekannten Methoden bauschen nun die Kom geradezu panikartigen Furcht vor dem Verlust werden sollten. Die sozialdemokratischen Klein­munisten diese sehr bescheidene Erweiterung ihres fleinbäuerlichen Anhanges, der sie politisch bauern und Häusler , die zwar auf die Landes­des Kündigungsrechtes in einer schon an zur Bedeutungslosigkeit zu degradieren droht, kulturräte draufzahlen dürfen, aber bisher kein Albernheit grenzenden Weise auf und malen gepadt sind. Die landbündlerische Presse ist zu angemessenes Mitbestimmungsrecht hatten, wer­in grellem Bolschewifenrot die angeblich eintent wittenden Angriff übergegangen, feine den sich niemals damit abfinden, daß jedes ihrer schrecklichen Folgen an die Wand: In jedem agrarische Tagung vergeht, ohne daß sie sich mit Subventionsgesuche von dem landbündlerischen alten Hause wird vom 1. April mindestens der ebenso gehaßten wie gefürchteten Klein- Bezirksvertrauensmann, der nebenbei meist un bauernbewegung ausgiebig befassen würde. parteiischer" Landeskulturratsdelegierter ist, be ein Mieter hinausgeworfen werden", schreien Auf einem kürzlich stattgefundenen Streis- qutachtet werden muß. Solange der gegenwärtige sie, bald wieder wird ab 1. April die Obdach- parteitag des B. d. 2. in Reichenberg rüdten Zustand herrscht das mögen fich Herr Win­losigkeit sämtlicher Proletarier als Wirkung der Herr Abgeordnete Windirsch, sowie der Sea dirsch und seine Freunde hinter die Ohren schrei des Gesetzes in Aussicht gestellt. Mit solchen nator Jkert mit dem schwersten Geschütz gegen ben wird die rote Kleinbauernbewegung Ammenmärchen schredt man fleine Stinder, die rote Kleinhäuslerpartei" aus. Besonders einen wirkungsvollen Agitations­sie versagen in der politischen Agitation dage- Serr Windirsch scheint sich furchtbar zu ärgern, stoff gegen den Bund der Landwirte besitzen. gen bei denkenden Wenschen vollständig, tön- daß sich die deutschen Sozialdemokraten wach Das allgemeine demokratische Wahlrecht in die nen höchstens Gelächter erwecken und sind am ſender Sympathien in den Reihen der kleinen Landeskulturräte ist ebenso wenig aufzuhalten Besitzer erfreuen und er scheint arg verstimmt zu wie das allgemeine Wahlrecht in Gemeinde und allerwenigsten geeignet, vergessen zu machen, sein, weil auf dem Starlsbader Jubiläumsver Parlament und wenn sich die Nutznießer des daß die politische Tätigkeit der Kommunisten bandstage die offenbar satrojankte Institution heutigen Privilegienwahlrechtes auf den Kopf den Arbeitern bisher noch nicht den gering- der Landeskulturräte einer Stritit unterzogen sten Erfolg, sondern nur schwersten Schaden wurde. Er findet es ganz in Ordnung, daß in gebracht hat, daß dagegen die sozialistischen den Landesfulturtäten der Einfluß der Land­Parteien auch bei der Durchsetzung dieser wirte( sprich: des Bundes der Landwirte) maß­Wohnungsgeseye trop widrigster Umstände gebend ist". Trozdem will er glaubhaft machen, und trotz aller Anstrengungen der bürgerlichen daß in beiden Sektionen des Landeskulturrates Barteien für sie erfolgreiche Arbeit geleistet das kleinbäuerliche Elemtent" überwiegt. haben.

stellen!

Bauernführer verhöhnen die Arbeiter.

Herr Windirsch hat sich auf der Reichenber ger Kreiskonferenz nach dem Bericht der Land­post" noch folgenden unerhörten Ausspruch geleistet:

,, Die Landwirtschaft im Industriegebiete neibet den Arbeitern die höheren Löhne feinesfalls, obwohl oft mancher eine Landwirt mit seinem gesamten Einkommen nicht an jene Eins tommenshöhe heranreicht, die cin industrieller Arbeiter im Laufe eines Jahres bezieht.

Solveit die deutsche Sektion des Landeskul Es wäre ein Leichtes, an der Hand zahl­turrates für Böhmen in Betracht kommt, datiert das Ueberwiegen des lleinbäner­loser offizieller Berichte aus Rußland aufzu lichen Elements" wahrscheinlich seit dem zeigen, wie es dort, wo die Kommunisten, das Tage, da Herr Schuldirektor Windirsch Prä­eine Stlique von ihnen, unumschränkt herr­sident wurde und den einzigen Vertreter schen, um das Wohnungswesen und um den der Kleinbauern und Häusler aus allen Wieterschutz bestellt ist. Man brauchte unter wichtigen Komitees hinauswählen ließ. vielen andern nur einiges darüber zu erzäh Herr Windirsch mag ja nicht glauben, daß Das sagt ein Abgeordneter, der im nord­len, was der rumänisch - französische Dichter er mit solchen Fabeln die unerläßliche Demo- böhmischen Textilgebiete gewählt ist, wo Banait Istrati zu berichten wußte, als er nach fratisierung der Landeskulturräte aufhal Durchschnittslöhne von 80 Kronen bei Frauen einigen Monaten, die er dort verbrachte, zuten wird. Das wäre noch schöner, wenn Ein- und 150 Kronen bei Männern an der Tages­rüdkehrte, nicht mehr als ein Kommunist, wie richtungen, die aus öffentlichen Steuergeldern, ordnung sind, wo tausende von Industrieprole

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,, Die Zölle verfolgen ein Ziel: Die Preise des Getreides und des Mehls zu stabilisieren. Sic wollen das weitere Sinfen der Preise verhindern, aber sie wollen nicht, daß die Preise( wenn es zu einem Umschung auf dent Weltmarkte läme) über jenes Niveau sich erheben, welches durch die Rentabilität der Unternehmungen gegeben ist. Deswegen wurde ein System von Zuschlägen mit einem besonderen Durchrechnungsmechanismus gewählt"

rier,

Auch der Venkov ", das Blatt der Agra­hofft auf Preisstabilisierung.

,, Der erste Gewinn der neuen Situation ist, daß unsere Landwirtschaft wieder zu einem festen Preis des Getreides und Mehles gelangt. Wenn auch als Form zur Erreichung dieses Zieles be­wegliche Zölle gewählt wurden, wurde sie so gut gewählt, daß sie für jeden Fall entsprechen wird, also nicht nur für den heutigen, sondern auch für den künftigen Fall der Strise unserer Sand­wirtschaft, denn ihre Gültigkeit ist sticht be. schränkt."

Wenn die Agrarier glauben, daß sie mit der nenen Zollvorlage die Möglichkeit jeder weiteren Strife der Getreidepreise verscheuchen werden, dann irren sie sich. Das Getreidemonopol hätte dieser Wertungen viel mehr erzielt.

Die Nova Doba", das Organ der Pils­ ner tschechischen Sozialdemokraten beschäftigt sich vor allem mit der Frage des Zusammenhanges der neuen Zollvorlage mit dem ungarischen Handelsvertrag. Das Blatt ſtellt fest,- was wir ja auch schon gestern geschrieben haben

daß die Zollzuschläge nur in Straft treten lön­nen, wenn der Handelspertrag mit Ungarn ge fündigt wird, was es als eine große Gefahr be­trachtet. Es schreibt wörtlich:

Die Gefahr dieser Abwehr gegen Ungarn liegt für uns darin, daß der Handelsvertrag mit Ungarn für uns ungewöhnlich vorteilhaft ist. Wir führen nach Ungarn Waren für 1400 Mill. Stronen jährlich aus, während Ungarn zu uns jährlich Waren nur für etwa 500 Millionen ein­führt. Das bedeutet, daß unser auswärtiger Han­del mit Ungarn mit etwa 900 Millionen Kronen aktiv ist. Wird sich unter diesen Umständen bei uns ein vernünftiger Mensch finden, der den Mut hätte, den Vertrag mit Ungarn zu lündigen und

Tenbrink."

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So. Danke vielmals. Stann mich auch las nochmals den Brief, den er doch auswendig" Jawohl, Herr Rat. Sie wartet im Neben irren." kannte: Wenn Sie Ihre Verlobte auf unrech zimmer." Der Brief ohne Unterschrift. Der Name Karthaus blieb mit Widerhaken ten Wegen ertappen wollen, müssen Sie heute Heiß schoß etwas in ihm hoch: er wollte SPD . Ratsmann Vopel betrat mit furzen, im Gedächtnis haften. Verschwommene Schrift- um 8 Uhr am Portal II der Füsilierkaserne Hoffnungen zertrümmern, wie ihm einst Lebens­fleinen Schritten das Amtszimmer, das wohlig age tanzten gleichsam vor Vopels Augen herum. sein!" Nichts weiter. Keine Unterschrift. Als er glüd zertrümmert worden war." Ich laffe durchwärmt war, hängte umständlich Sut und Mit einem Rud erhob er sich seine Gedanken den Brief erhielt, hatte er laut aufgelacht. Luise bitten!" Gespannt sah er nach der Tür. Ein ge Schirm an den Kleiderhaken, wie schon seit drei gingen einen bestimmten Weg zurüd, Jahre, ihm untreu! Aber das Gift wirkte. Und am beugtes Mütterchen wantic herein. Etwas zig Jahren Tag für Tag. Hut und Schirm waren Jahrzehnte. Er strich sich über die Stirn. Löste Abend stand er im Schatten einer großen Ulme würgte ihn im Halfe. Bitte, nehmen Sie Plak, inzwischen mehreremale erneuert worden Vo- sich endlich ein Rätsel? vor der Kaserne. Es schlug von der Marien- Frau Karthaus! Sie sind Witwe? Wie lange pel war der gleiche geblieben, und seinem leicht- Langsam nahni er Mantel, Hut, Schirm, firche acht Ühr. Ihn hatte gefröstelt trotz der ist ihr Mann tot? Neun Jahre bitte, schrei ergrauten Haar merkte man kaum die 63 zog sich umständlich an. Mertens, ich bin in lauen Juniluft. Schon wandte er sich triumphie- ben Sie, Herr Inspektor! Hm. Wie viele Stinder? Jahre au. zwei guten Stunden wieder hier. Lassen Sie die rend zum Gehen da leuchtete Luises Sleid Fünf. Alle erwachsen. Hm. Und feines unter­Sind neue Unterstügungsgesuche da, Mer Frauja, richtig, Frau Karthaus durch einen auf. Er wollte schreien. Besann sich. Der bittere stützt Sie?" tens?" fragte er mit erwartungsvoller Stimme. Boten auf elf Uhr herbestellen. Wiedersehn!" Stelch Das schwere Tor fnarrie. Ein Lent- Frau Karthaus bewegte hilflos den Kopf. Inspektor Mertens kannte diese Frage im vor­Schneller als sonst strebte Natsmann Vo- nant. Der Posten präsentierte. Nachlässig fuhr Wie alt sind Sie jest? 58? Schiver frant? aus. Er reichte einige blaue Attendedel über den pel seiner Junggesellenwohnung zu. Auf der eine Hand zum Müßenraude. Der Wind wehte Ach ja, hier ist das Attest. Jajaja, gut. Wie Tijch. Sechs neue Sachen. Dann sind die Akten valkdunklen Diele stieß er fast mit der Nach zerrissene Worte herüber: nicht böse-war doch Ihr Mädchenname?" Bohlmöller und Schultheß zur Unterschrift barin zusammen, die regelmäßig fenen Haus nicht früher" Und dann verwehter Kuß. fertig." Vopel nidte dankend, rückte den Stuhl halt versah. Nanu, schon zurück, Herr Rat?" Wie erstarrt wartete er auf Luises Rück- Ratsmann Vopel fuhr sich mit dem Zeige­autrecht und las bedächtig Wort für Wort die" Ichia, bitte gewiß laffen Sie kehr. Als er Luiſe allein fand, sie zur Rede und Mittelfinger zwischen Hals und Rodtragen. Gesuche. Von Zeit zu Zeit hob ein Seufzer feine sich nicht stören, Frau Hermann; ich gehe bald stellte, versagte ihr die Stimme. Sie wurde Also die! Die! Warum mur? Sie waren Nach nicht allzu breite Bruft, durchlebte er doch in ivieder." totenblaß. Dann sagte sie halblant, mit verhal barstinder gewesen miteinander aufgewach Gedanken selbst das unerbittliche Elend, daß In dem altmodischen Sekretär mit den vie- tenem Weinen: Denk nicht böse von mir, Jo- sen, aber nie hatte er daran gedacht, ihr mehr auch ganz Aufrechte auf die Knie zwang, ihnen len Fächern und der längst stumpfgewordenen hannes! Aber ich kann es dir nicht erklären." zu sein als Freund. halb wider eigenen Willen die Feder in die Hand Mahagonischreibplatte kramte Vopei ausgeregt Mit trockenem Lachen hatte er den Verlo- Er sah die halb erloschenen Augen ängstlich drückte, um Hilfe zu erbitten. herum. Briefbündel, mit Bändern sorglich ver- bungsring vom Finger gestreift, in ihre eis auf sich gerichtet, das Zittern dieser gekrümmten Plöglich stutte Vopel. Diese etwas schnör- schnürt und durch seine Zettel gekennzeichnet, falten Hände zurückgelegt, aut nächsten Morgen Finger. Plöglich wurde ihm leicht ums Herz. felige Schrift, mit den spizz zurückfahrenden ließ er aufmerksam durch die Hände gleiten. schon die alte Stadt verlassen. Es ist gut, Frau Karthaus. Wir werden Ihnen Strichen an den Wortenden, kam ihm so ver- Und da seine Pupillen wurden groß Nach langen Jahren erfuhr er durch Ry- helfen. Schon in den nächsten Tagen- traut vor. Er las die Unterschrift: Berta Start- bas verblaßte Brieflein da fall, daß er Luise bitter Unrecht getan: Sie Dann ergriff Ratsmann Vopel cinen haus, Zuckte die Achseln. Der Name war ihm Er mußte sich in den hohen Lehnstuhl nahe hatte gegen das Verbot ihres gestrengen Vaters weißen Bogen Monzeptpapier und schrieb lang­fremb, aber diese Schrift... am Fenster setzen, zog schen, als fönnte er auf hin und wieder ihren leichtsinnigen Bruder Hel- sam, mit verhaltenem Schwung: Anweisung Mertens, haben wir hier schon einen Vor- böser Tat ertappt werden, das Gesuch der Frau mut besucht, der Offizier war. für die Kasse: An Frau Karthaus, Grüner gang Karthaus, Herta Karthaus, Grüner Starthaus aus der Seitentasche des Rockes Diese Das schlug Vopel die tiefste Wunde seines Weg 4, sind jeden Monatsersten von meinem Weg 4?" Schrift und die im verblaßten Briefe gleichen Gehalt 40 Marf zu schicken." Sinnend streichelte der rundliche Mertens sich auf ein Haar bis auf die etwas unsicheren das Kinn: In den acht Jahren, die ich unter Büge im Bittgesuch! Jinen arbeite, Herr Rat, bestimmt nicht. Vor- Vopel krampfte sich das Herz zusammen, sichtshalber werde ich auch die alte Startei nach Nach faft vierzig Jahren spielte ihm der Zufall sehen." Er trat an den riesigen gelben Aften- das Werkzeug einer gemeinen Tat in die Band. schrank, blätterte längere Zeit. Nein, nichts." Er stützte schwer den Stopf in die zitternde Hand,

Lebens. Er hatte Luise nicht vergessen fönnen, die Erinnerung in Arbeit ertränkt. Aber das Andere wühlte und fraß.

Ein gealterter Wlanit ging langsam die brei tent Rathaustreppen hinauf.

Saben Sie Frau Karthans bestellt, Wier tens?" Wie müde das flang!

Es ging wie ein stilles Leuchten um seinen Wlund; er erhob sich, sog einen verblaßten Brief aus der Rocktasche, riß ihn langsam in fleine Feßen und streute sie feierlich wie ein Sämann in den Papierforb. Emil Rath.