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10 Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Begegnung Beneš- Bethlen? Ueber Einladung der Großmächte.

Prag , 26. März. Das Čejté Slovo" ver­zeichnet eine Meldung der Times", wonach die Regierungen Großbritanniens , Frankreichs und Italiens den ungarischen Ministerpräsidenten Bethlen und Außenminister Beneš einge­laben haben, nach Paris zu kommen und sich persönlich um die Lösung der Frage der ungari­schen Reparationen zu bemühen. Wie das Blatt erfährt, ist eine solche Einladung der Großmächte tatsächlich eingelaufen. Die Regierung werde morgen entscheiden, ob sie anzunehmen sei.

Donnerstag, 27. März 1930.

Häufung der tschechischen Militärfliegerkatastrophen.

Ein Infanterist getötet, ein Zugsführer schwer verwundet.

Prag , 26. März. Heute um neun Uhr havarierte bei Waischowiß südlich von Proß­niß das Flugzeug S 18-5 der Elementar- Pilotenschule, dessen Besaßung aus dem Zug führer Feldpilot Ladislaus Kapička und dem Pilotenschüler Infanteristen Johann Kropáčet bestand. Infolge Aussehens des Motors geriet das Flugzeug in einen Luft­wirbel und stürzte aus einer Höhe von 100 Metern zu Boden. Zugsführer Kapička wurde schwer verleßt, Infanterist Kropáčet getötet.

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Nr. 74.

Wo das Hakenkreuz regiert...

Der nationalsozialistische Heros Frict

Prožnik, 26. März. Zu dem Flugzeugun- aus und wurde schwer verletzt. An die Unglücks­glück bei Waischowitz meldet das Tsch. P.-B. fol- stelle hat sich eine technische Kommission des Wider wichtigsten Ministerien, der inneren Ber­gende Einzelheiten: Mittwoch früh nach acht Uhr litärübungsplates Proßnitz begeben und festge Berufungsverhandlung im Zutaprozeß. startete von militärischen Uebungsflugplay in stellt, daß die Ursache des Unglüds wahrschein Preßburg , 26. März. Vor dem Berufungs - Prozniz das leichte Schulflugzeug Typ S 18-5, lich das Aussehen des Motors in dem ſenat des Prezburger Obergerichtes begann heute das der Lehrer Zugsführerpilot Ladislaus Sta- Augenblide war, da sich das Flugzeug in dem um 9 Uhr das Berufungsverfahren in der Strafpička vont 1. Fliegerregiment mit dem Infan Luftwirbel befand. fache Dr. Vojtěch Tukas, Anton Snaczysteristen Pilotenschüler Johann Kropáček vom 4. und Alexander Mach s. Bekanntlich hatte das Kreisgericht im Ottober des Vorjahres Dr. Tuka Fliegerregiment lenkte. Pflicht des Lehrers war Auch das zweite Opfer gestorben. zu 15 Jahren Zuchthaus und Snaczty zu 5 Jah- es, Schulflüge rund um den Flugplatz auszu ren Zuchthaus verurteilt, während Mach freige führen. Der Lehrer Zugsführer Kapička hat Proßniß, 26. März. Zu dem Fliegerunglüd sprochen wurde. Die Verurteilung erfolgte wegen schon 20 Uebungsflüge ausgeführt. Am Mitt- bei Waischowiß wird noch gemeldet: Aus den des Verbrechens des militärischen Verrats und wegen geplanter Anschläge gegen die Republik . woch war der Flug mit dem Schüler Kropáčet Trümmern des Flugzeuges wurde der Zugs­Nach Eröffnung der Verhandlung erhob der Ver- der zweite des Tages. Nach dem Start vom führer St a pička und nicht der Soldat Kropa teidiger Einwendungen gegen die Kompetenz des Flugplatz flog das Flugzeug in der Richtung eet, wie früher gemeldet, tot hervorgezogen. Der Obergerichtes. Dr. Weichherz forderte eine Rich Waischowiß, wo es sich bis 250 Meter Höhe er- Soldat Stropaček erlitt einen Bruch des Schädel­tigstellung des Gerichtsprotokolles sowie auch der stenographischen Protokolle, worüber das Ober- hob. Zwischen den Gemeinden Waischowitz und knochens, wobei das Hirn teilweise hervortrat. gericht später entscheiden wird. Senatspräsident Keltschis fiel das Flugzeug jählings zur Erde. Da er jedoch noch Lebenszeichen von sich gab, Dr. Herr ordnet sodann die Verlesung des Ur- Der Infanterist Kropáček, der im Flugzeug an wurde er in das Proßnizer Krankenhaus ge­gegurtet blieb, wurde tot aufgefunden. Der schafft, wo er um 11.45 Uhr seinen Berlegungen Zugsführer Kapička fiel aus dem Flugzeug her- erlag.

teiles des Kreisgerichtes an.

Um die Viehzölle.

Prag, 26. März. Wie die Prager Presse" mitteilt, beschäftigte sich heute vor­mittags der gemeinsame Slub der tschechischen Agrarier mit der politischen Situation, wobei Minister Bradağ über den angestrebten Schuß der Viehproduktion und Mini­

Großzügige produttive Arbeitslosen fürsorge.

Washington, 26. März.( Reuter.) Der Senat hat einem Geschentwurf zugestimmt, wodurch 383 Millionen Dollars( 12.5 Milliarden) für den Straßenbau und für den Bau öffentlicher Gebäude bewilligt werden, um die Arbeitslosig teit einzuschränken.

Neue Krise im Reich.

Der Kampf um die Arbeitslosenversicherung im Endſtadium.

Die Unternehmer wollen also die Arbeits­Losenversicherung wesentlich verschlechtern, damit sie um so leichter den Lohnforderungen der Gewerkschaften entgegentreten fönnen. Die Sozialdemokratie jetzt diesen Plänen ein ent­schiedenes Nein entgegen. Zentrum und Demo­

Heute in den späten Abendstunden waren die Verhandlungen immer noch nicht beendet. Aber es herrscht doch schon der Eindruck vor, daß keine der Regierungsparteien es zu einem Stur; des Kabinetts kommen lassen werde.

Demiffionsgerüchte.

Das kleine Thüringen steht seit Mitte Jänner unter dem Einfluß der Nationalsozia­listen. Sie bilden dort nicht allein die Regie­rung des Landes, sie sind dort vielmehr nur ein Teil des aus Vertretern der Deutschnatio­nalen, der deutschen Volkspartei, der Wirt­schaftspartei, des Landbundes und der Natio­nalsozialisten gebildeten Kabinetts, aber zwei waltung und des Unterrichtswesens befinden sich in der Hand des Nationalsozialisten Dr. Frid und es schwebt der Geist des Haten­Frid und es schwebt der Geist des Halen­freuzfertums über diesem Ministerium, denn Thüringens Ministerpräsident ist ein ebenso biederer wie bedeutungsloser Landbündler, der es verstanden hat, so unbekannt zu blei­ben, daß man außerhalb Weimars noch faum seinen Namen fennt. Dr. Frid dagegen besitzt alle Eigenschaften, um nationalsozialistischer Heros zu werden: Frechheit, Großmäuligkeit und Skrupellosigkeit, durch die es ihm gelun­gen ist, die thüringische Landesregierung in fürzester Zeit in einen ernsten Konflikt mit der deutschen Zentralregierung hineinzulavic­ren. Wie bekannt, hat die Förderung staats­feindlicher Zwecke durch diesen Frid in seiner daß die Reichsregierung die zuständigen Stel­Eigenschaft als Polizeiminister dazu geführt, len angewiesen hat, jede Ueberweisung aus Reichsfonds für die thüringische Regierung einzustellen und da das Reichsministerium mit vollem Recht darüber Zweifel hegt, daß die Voraussetzungen für die Gewährung von Polizeikostenzuschüssen in Thüringen erfüllt werden, wurde angeordnet, die Zuschüsse für die Polizeikosten bis zur vollen Beachtung dieser Voraussetzungen zu unterlassen. Es ist leicht vorauszusagen, daß dieser Konflikt nur mit einer Niederlage der thüringischen Regie­rung und im besonderen des Herrn Frid enden kann.

sterpräsident u držal über die politische Lage Berlin , 26. März. Die politische Entwicklung Jahr soll die Gewerbesteuer und die Steuer für referierten. Die Klub faßte den Beschluß, auf die im Reich ist heute wieder einmal an einem triti unverbaute Grundstüde um 20 Prozent ermäßigt rasche parlamentarische Erledigung des Zoll- schen Punkt angelangt. Die Führer der Regie werden, wodurch ein Ausfall von 300 Millionen schupes für Vieh zu drängen. rungsparteien hatten gestern bis nach Mitter Mart entstehen würde. Im nächsten Jahr sollen nacht unter Vorsitz des Reichskanzlers verhan dann weitere Senkungen folgen, die insgesamt Das erstemal hat dieser Frid als bayri­delt, ohne daß es zu einer Einigung gekommen 500 Millionen ausmachen würden. Damit würde wäre. Heute nachmittag find die Verhandlungen aber der tatsächlich zur Steuersenkung verfügbare scher Polizeifunktionär anläßlich des mißglüc fortgesetzt worden. Die größten Schwierigkeiten Betrag um mindestens 300 Millionen überschritten Münchener Hitlerputsches von sich reden bereitet nach wie vor die Frage der Deckung des ten werden. gemacht. Der Dienst- und Treucid auf die Die Regierung ließ im Laufe der Verhand- Republik hinderte ihn nicht, mit den Putschi­Defizites in der Arbeitslosenversicherung. Hier stehen sich die Auffassungen der deutschen Volks. lungen erklären, daß fie nur noch bis morgensten zu paktieren, um so weniger, als er vont partei und der Sozialdemokratie noch immer auf ein Ergebnis der Parteibesprechungen war­shroff gegenüber. Bezeichnend für die Absichten ten könne; werde feine Einigung erzielt, dann Gelingen des allerdings in Lächerlichkeit geen­der Boltspartei ist eine Bemerfung ihres Füh werde sie mit ihrem eigenen Steuerpro- deten Bürgerbräuputsches eine glänzende Kor­rers Scholz, es müsse jetzt ein Saltefignal für gramm, das die für die Sozialdemokratie unan viere erwartete. Roch jeder Butsch und jede Ausgaben aufgerichtet werden und es sei not- nehmbare Aufhebung der Rüderstattungen aus Revolution hat solche Elemente an die Ober­wendig, die Arbeitslosenversiche der Lohnsteuer nicht mehr enthalten solle, vor fläche gebracht. Frick wurde darauf vom Mün Pilsudstis Bruder beauftragt. rung unter den stärksten finanziel- ben Reichstag treten und die Bertrauenschener Volksgericht wegen Hochverrat verur­Warschau, 26. März. Der Staatspräsident Len Drud zu stellen, um die nach seiner frage stellen. teilt, vom Disziplinargericht aber freigespro chen, was genügte, um ihn den Nationalso. hat heute nachmittags den Abgeordneten des Weinung notwendigen Reformen dieses Zweiges Regierungsblods Johann Pilsudski, den der Sozialgesetzgebung, deren Wortführer die zialisten aller Ehren und Würden wert er­Bruder des Marschalls Pilsudsti, mit der Bil- deutsche Volkspartei ist, zu erzwingen. dung der neuen Regierung betraut. Der Abge­scheinen zu lassen, sie bedachten ihn bald dar: auf mit einem Reichstagsmandat und belohn­ordnete Pilsuditi hat den Auftrag angenommen. ten ihn in Thüringen mit dem Posten eines Ministers. Wes Geistes dieser Frid ist, das Gandhi freundet sich mit den hat er durch den auch von uns fürzlich ver­Mohammedanern an. Berlin , 26. März. Einige Blätter verzeichnen öffentlichten Abänderungsantrag zum Repu Broach, 26. März.( Reuter.) Gandhi ist auf traten machten bei den Verhandlungen Vermitt- das Gerücht, daß die Regierung Müller noch blikschußgesek bewiesen. Er will jeden, der den heute nachts ihre Demission geben und Grundsatz der Wehrpflicht bekämpft oder wer feinem Marsch zum Meere in Broach cingetrof- lungsversuche, die aber der Sozialdemokratic fen. Beim Passieren der Ortschaft Tralfa hielt teine Gewähr für die Sicherung der Leistungen daß Reichspräsident Hindenburg mit der Bildung für die Abrüstung wirbt, mit dem Tode be­der neuen Regierung den Vorsitzenden des Abge­er dort eine Versammlung ab, die indessen nicht der Versicherung boten. Da die Volkspartei auf ordnetenflubs der Zentrumsparici Dr. Bri- ſtraft schen. Die gleiche Strafe will dieser start besucht war. Dies wird darauf zurüdge- ihrem Standpunkt verharrte, drohte das Zen- ning betrauen werde, der eventuell eine Min- freche Bursche über jeden verhängen, der geführt, daß die Bewohner im ganzen Bezirk ſtart trum mit dem Austritt aus der Regie derheitsregierung bilden, den Reichstag auf Deutschlands Mitschuld am Kriege behauptet Regie- ning mit Kinderhochzeiten beschäftigt sind, weil rung, wenn nicht eine Einigung zustande käme. lösen und Neuwahlen durchführen und mit Zuchthaus soll jeder durch Wort, das neue sogenannte Sarda- Gesetz, das die Heirat Die Volkspartei will ferner auch in der würde. Die Finanzmaßnahmen würden in die Schrift und Bild unternommene Versuch ve­von Mädchen vor dem 14, und Stnaben vor dem Steuersentung viel weiter geben als die fem Falle auf Grund einer Notverordnung des straft werden, die natürliche Fruchtbarkeit 18. Lebensjahre verbietet, am 1. April in Straft Sozialdemokratie zugeben kann. Bereits in diesem Reichspräsidenten durchgeführt werden. des deutschen Volkes zu hemmen", mit Zucht­tritt. Gandhi , der die Hindus- Sitte der Kinder­haus auch jeder Arier, der etwa eine Jüdin heiraten stets bekämpft hat, sagte in seiner An­sprache:" Ihr verſteht nicht, was mit dem Sarda- Landesausschuß gegen Finanzminifter.nanzminister zu richten, wo und wann das ge- heiratet, oder auch nur mit ihr Liebesver­ Ihr fehr pflegt! schehen sein soll. Gesetz beabsichtigt wird. Trotzdem aber fürchtet Der Landesausschuß von Böhmen hat sich Weiters wurde ein Beschluß gefaßt, die ein­ihr euch vor ihm und seid eifrig dabei, eure Für die Tatsache, daß Frick ganz im leinen Kinder zu verheiraten. All diese Unwissen in seiner Sizung vom 27. März mit der Be- gehende Vorberatung des Voranschlages Sinne seiner Partei die Polizei zu einem heit ist die Ursache eurer Sklaverei. hauptung des Finanzministers Englis im Bud- wieder in der beim ehemaligen Landesverwal- Machtinstrument des Rechtsputschismus um­Auf die Anfrage einiger Mohammedaner, getausschusse des Sanates beschäftigt, daß mit tungsausschuß üblich geweſenen Art durchzufüh- zugestalten sucht, ist ein Gespräch bezeichnend, warum er nicht durch ihre Dörfer ziche, antworben Ausgleich fonds so schlecht gewirtschaf- ren. Dies bedeutet, daß auch die technische Zu- das am 16. März zwischen einem Polizeifom­tete Gandhi , wenn er dazu aufgefordert würde, tet werde, daß sogar Gemeinden, die nicht darum sammenstellung des Budgets, nicht durch die missär- Anwärter und Dr. Janson, dem Ober­täte er es beſtimmt. Das gute Wert, das Salz- ansuchten, Zuschüsse aus dem Fond erhalten techniſchen Beamten des Landesamtes, sondern bürgermeister von Eisenach geführt wurde. monopol der Regierung zu Fall zu bringen, haben. Der Landesausschuß verwahrte sich aufs durch die Beamten des Landesausschusses, bzw. bürgermeister von Eisenach geführt wurde. werde auch in einem mohammedanischen Hause schärfste gegen diese unglaubliche Anschuldigung durch diesen selbst erfolgen wird. Im übrigen Die erste Frage Dr. Jansons war, wie W. besungen. In der Ortschaft Daludi werde er und beschloß, den Herrn Landespräsidenten zu wurden die gewöhnlichen laufenden Angelegen-( der Anwärter) politisch stehe, die zweite, was er tun würde, wenn die Nationalsozialisten bei einem Mohammebaner wohnen. beauftragen, eine Anfrage an den Herrn Fi- heiten erledigt.