Nr. 125.

Mittwoch, 28. Mai 1980.

Gericht

Seite 5.

Gejaben, wenn er in seinen site Freundlichkeiten nicht das readers tommen, wie hunderte und tausende ihrer Landsleute dahinfiech der Armee des Generals Nikitara an, um zu meinen Arm um seinen Hals und um seine

wußte. Nun tann es aber auch

Der unter Zufage der Ehe verführte Jüngling. von den Türken verschleppt und in Retten gewor- neral Coloctroni gegen Nauplia mit und es ist nur ein Zeichen dankbarer Zärtlich­Bisher lief nur der Mann in England und Amerika   fen. Immerhin durfte der Gefangene den Besuch ihren Schiffseinheiten. Die Festung an der Nord foit, daß er sich stets und immer eng an mich Frau empfangen. Als Frucht einer solchen Bi- feite des Golfs fiel und wurde 1821 Sitz der erſten preßt. Er fißt so nah an mir, als es möglich ist, hatten Welt. Zo legi spätere griechische Nationalheldin zur griechischen Regierung. Nach diesem aufsehenerre- und er nimmt meine Hand und hielt sie feſt: folgende Geschichte zeigt: Schauplay der Handlung ten, reichlich früh fennen. Auch die Liebe zum Weere beweisen, daß sie auch im Sattel ihren Mann" Schultern, daß ich in schüßender Lieblosung ihn it Memphis  , nicht jenes im alten Aegypterland, erwachte schon im frühen Alter bei dem kleinen stellte. Auch auf dem Lande blieb ihr die Sieges halte, wer hat in diesem armen Seelchen, sondern das amerikanische in Tenneſſee  . Hier lebte Mädchen, das von dem Vater auf dessen Fahrten göttin hold; an den Siegen von Argos und Tri- das nur Schimpf und Schande und Herum­eine reiche Witwe, Mrs. Galloway, ruhig und fried mitgenommen wurde. Als der griechische Freiheits polizza war der weibliche Feldherr ebenfalls in gestoßenjein tannie, lich ihr dollarschweres Dasein, bis eines schönen frieg ausbrach, war Lascarina, faum zvetundzwan- erster Linie beteiligt. Anschließend machte sich die eingreifen konnte: che unsere Jugendfürsorge Tages der Pariſer Pianist Leo Tectonious auf zigjährig, bereits zum zweiten Wale Witte: Ihre Bouboulis sogar selbständig, griff die Armee von Herzchen diesen Reichtum an zarter, sehnsüch­seiner Tour: nee auch jene Stadt aufsuchte und im beiden Männer waren in türkische Gefangenschaft Surfit Bascha auf eigene Faust an und jagte tiger Liebe und Dankbarkeit vor dem Verdorren Haus der Witwe eingeführt wurde. Er lam, sah geraten und getötet worden. Die junge Witwe be- den gefürchteten Türkenfeldherrn in die Flucht. Nach behittet? Alle tiefen Bronnen brechen im In­und fiegte. Man ward ein Herz und eine Seele, faß fechs Schiffe und ein Vermögen von 300.000 Beendigung des Freiheitstrieges erhielt die Nationern meines armen Bübchens auf, das mit mir beschloß, nie mehr voneinander zu scheiden und griechischen Talern: dies alles opferte sie bereit- nalheldin ein Nationalgeschenf von ihrem dank seine große Fahrt ins Leben tut und das dank baldigit zu heiraten. Aber bevor es noch zur Ehe willigst zunächst der Organisation der vaterländi baren Volke: ein schönes Haus auf der Insel Nau- bar, der Wunder voll in die Welt guckt! lam, stiegen der Frau Zweifel und Bedenken auf, schen Geheimbünde, den sogenannten Setärien", plia und eine Lebensrente in ansehnlicher Höhe. Sie Wir sind in Prag  . Im Krankenhaus. Der auch die Kinder waren von dem neuen Stiefvater und ab Februar 1821 der Befreiung vom türkischen konnte sich nun sorgenfrei der wohlverdienten Ruhe Bub wird aufgenommen( faft wollte man ihn wenig entzüdt, und so verzichtete die Witwe schließ Joch. Kaum erließ Dyfilanti feinen ersten Ruf an und der Erziehung ihrer drei Kinder widmen. Tra- wegen Playmangel abweisen; aber sein Körper, lich auf die neue Ehe. Nicht so jedoch der Jüngling. das griechische Volf, da eilte die junge Frau mit gischerweise war es ihr nicht vergönnt, ihren Ruhm sein rhachitischer Bauch, sein strophulöſes Ge­Sein Herz war gebrochen durch die verloren gegan- ihrer Flotte" und mit einer selbst angeworbenen lange zu genießen: die Frau, die inmitten der vie- fichtchen, die Unterernährung und Krankhaftig­gene Aussicht auf die Dollars der geliebten Witwe, und ausgerüsteten Söldnerarmee unter die Fahlen Kämpfe unverletzt geblieben war, fiel einem feit des Buben sind ein zu beredtes Armuts­und außerdem fühlte er sich kompromittiert und in nen. Sie stellte sich auch selbst an die Spize ihrer Meuchelmorde zum Opfer, dessen Umstände nie- zeugnis, als daß sich die Herzen der Aufneh­seiner Ehre gekränkt. Und so tat er, was verlassene Leute und unterstützte den Landesangriff von Ge- mals aufgeklärt worden sind. Mädchen mitunter zu tun pflegen, und klagte die Witwe wegen Bruches des Eheversprechens. Und wie hoch er das Eheglück, das ihm entgangen ist, einschäßte, ging daraus hervor, daß er von seiner Winve eine Entschädigung in der Höhe von drei­einhalb Millionen Schilling verlangt, ein Seelen­schmerzensgeld, das auf ein ganz furchtbar scr brochenes Herz schließen läßt.

Einer, der für seinen Bruder ins Gefängnis ging. Zu Weihnachten stellte sich der Mailänder Bolizei ein Mann, der angab, ein gewisser Gaetano Carpani aus Canzo zu sein, der seinerzeit aus dem Gefängnis von Codogno   entwichen und dafür zu anderthalb Jahren Kerker verurteilt worden war. Man führte den Mann selbstverständlich dorthin, wo ihm der Play zugesprochen war. Dieser Tage aber erhielt der Gefängnisdirektor von diesem In­jassen einen Brief, worin der Schreiber erklärt, gar nicht Gaetano Carpani zu sein, sondern deffen jüngerer Bruder Bassano. Beschäftigungslos, halb verhungert und ohne einen roten Seller in der Tajche, habe er es für das flügste gehalten, an Stelle seines Bruders die Haft anzutreten. In der Tat habe er im Gefängnis all das gefunden, was ihm zu seinem Lebensglüd abzugehen schien: fosten lose Verpflegung und freies Quartier. Doch auf die Dauer werde ihm diese Absperrung von der Welt und ihren Vergnügungen etwas langweilig. Und dann fehle es ſeinem Quartier an dicht und Luft und jener Freiheit, die er immer sehr hoch geschäßt habe. Er möchte daher wieder seiner eigenen Wege gehen. Mit diesem sehr merkwürdigen Fall beschäf­tigt sich augenblidlich der Staatsanwalt, doch ist feinerlei Möglichkeit vorhanden, auf die Wünsche des Briefschreibers einzugehen. Denn ist er wirt­lich der, für den er sich ausgibt, so blüht ihm eine Verurteilung wegen Falschmeldung und Sinter­gehung der Behörden. Ist er aber der Richtige, so bekommt er zu den anderthalb Jahren noch eine fleine Zulage, die das Strafmaß um ein Erfled. liches vergrößern dürfte.

Ein kleiner Bub guckt in die Welt!

Bon Wine Ghmtb- Dießenschmidt, Bergretchenftein. ( Schluß.)

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menden meiner Bitte verschließen könnten.) Als ihn die Krankenschwester von mir in Empfang nimmt und ihn von mir löst, um ihn ins Stran lenzimmer zu führen,-wagt er wiederum nicht, sich zu wehren. Nur ein stummer, flagen­der Blick fleht zu mir auf. Ich tröste ihn: Ich fomm dir ja gleich nach!"

Noch einmal fomm ich zu ihm ins Zimmer, Abschied nehmen, für die paar Wochen der Spezialbehandlung, die seine Hautkrantheit, die Folge des mütterlichen Blutes, der Unterernäh rung, des Schnußes und der Verwahrlosung, erfordert. Er ist schon halb getröstet, denn alle jagten ihm, daß ich bald wiederkommen würde, ihn wieder zu holen. So nimmt er vertrauens­voll Abschied. Sagt mir Lebewohl und Auf­wiedersehen. Gibt mir einen Gruß auf. Freut sich, daß ich ihm sage, ich würde dann, beim Ab­holen, ihm sein Spielwägelchen mitbringen, da mit er es zu seinen Pflegeeltern mitnehmen fönne, zu denen ich später den Geheilten, wie vorher seine Geschwister, bringen will.

Am andern Morgen hole ich ihn, zu mir, fommt eine Tafel Schokolade von mir; ich brechefoine Stadt; feine Raufläden, in denen man Die Welt ist jetzt keine Waldstraße; sie ist in meine Stube. Wir gehen dann in der Stadt ihm davon ein Stückchen ab und sted es in sein vom zerlumpten Bettlerbübchen zum sauber ge­herum und ich taufe ihm im Auftrag der Ge- Mündchen; das übrige widelt er sorgsam wieder leideten Buben wird; die Welt ist feiner Berg­meinde seine Aussteuer, Schuhe und Strümpfe ins Papier zurück und legt es wiederum vor ſtraße, die unter dem dahinschnellenden Auto und Hemden und Kleidung, er ist glücklich mich hin; ich erst selber fann ihm ein weiteres wegfliszt, und toine Landschaft, die am Eisen­und selig und entzückt und läuft zum Spiegel Stückchen geben, wann ich es für gut befinde: bahnzug vorbeisaust: Wald und stille Stadt und und findet sich sehr schön und reich, unfagbar er würde nie wagen, darum zu bitten, geschweige weiter Weg und fensterschneller Vorbeiflug und reich. Die Welt ist so schön und gut, wenn sie denn, selber davon zu brechen. Welche Sanft der Lärm der Großstadt, das alles liegt uns neue Stleider schenkt, sie drin zu beguden! mut und Bescheidenheit, welche Selbstbeherr- draußen, ein Märchen dreier, Staunens und und der arme Bub, dessen Vater niemand tennt, schung und Demut ruht in diesem kleinen Büb- Wunder und Güte reicher Tage ist über diese dessen Mutter werweißwo herumtreibt in dieser chen der Entlaufenen! Hat ihn je einer vom fleine Seele dahingeweht. Mein Bub hat in die Stunde und schon sein nächstes Geschwister trägt, Familienleben predigen fönnen?! Das Kind der Welt, in eine Welt der umstürzenden neuen der arme Bub, der sich freut, als ich( um die Landstreicherin und Dirne, deren Kinder jedes Erfahrungen und Erlebnisse geguckt, nun tann Läuse zu beseitigen) ihm die Haare kurz scheren einen anderen und unbekannten Vater haben, sich sein Seelchen paar Wochen ruhn. Seine lasse: un können sie mich dahoam nimmer dieser fleine Franzt konstruiert sich selber, aus Welt ist ein Strankenhaus, sauber, ein Kranken schippeln"( bei den Haaren zichen)- diefer sich heraus, eine Familie: er weist auf meine zimmer, wo Erwachsene lieb zu ihm sind und Bub trägt den besten Kern in sich. Nie würde rührend guten Wirtsleute( die ihn anchmen gleich ihm von Schwestern gepflegt und von er bös werden oder widersprechen, wenn ich ihm möchten, wenn sie nicht zu alt wären, jo lieb ersten behandelt und geheilt werden. etwas wegnehmen muß, und als einmal wurde er ihnen in dem einen Tag): Das is meine Wirtsleute ihn für einen Augenblick den jezt mein Vatter und das ist meine Mutter jetzt, Ball wegnehmen, den ich ihm geschenft: Iniet er und du bist das Fräule, du gehörst auch zu uns, nieder und faltet die Hände, demütig und sanft mir ghörn zjam, mir sind jest eine Familie, jo ( und verängjtet, verprügelt von der Mutter): ghört sichs!" Menschen, Mitmenschen, welche Bitt schön, gib mir den Baller!"- das ist das Sehnsucht nach Frieden, nach Familienleben, einzigemal, daß er eine Bitte zu stellen wagt, nach Güte und Gutheit und Gutsein ruhte all denn das anderemal früher, auf unserm langen die fünf schweren Jahre in diesem Kinderherzen, Marsch, das war keine Bitte, die hätte er nicht- und ließ sich von all dem Schmutz und der gewagt, sondern nur eine Frage( hinter der das Not und dem Elend nicht verschütten, ruhte ganz scheue, schüchterne, leuchtende Hoffen lag: drin, vom Erbgut der Väter eingeboren, von der daß ich so märchenhaft gewaltig und mächtig sei, Schöpfung tief eingeschenkt, ohne daß bislang jeden auch nur unausgesprochenen Wunsch seiner jemand es wecken und begen fonnte! Seele zu erfüllen, da ich doch ausrastete, Am andern Morgen, ganz früh, müssen wir wann er es wünschte, und ihm die Tannzäpfel zur Bahn. Noch geht der Autobus nicht, so stellt geschenkt, kaum daß er sie bewundert): da fragte die Gemeinde ein Auto. Das ist wohl fein Prozeß um die Aberkennung der Mutterschaft. er, als wir Kinder mit einem fleinen Spiel so und schön!" findet' s unser Schüßling, wie Der seltsame Lebensroman eines unehelichen Kindes wägelchen gefehn: Gelt? Schenkſt mir leicht bildet augenblicklich in der französischen   Gerichtswelt auch eins?!" und wie war ich glüdlich, daß mir eine gewiffe Sensation. Eine uneheliche Tochter führt von den Weihnachtsgaben guter Menschen noch einen Prozeß, um der Mutter, die sie erst gesucht ein fleines Spielwägelchen geblieben war, mit hatte, die Butterschaft aberkennen zu lassen. Die dem ich nun wirklich ihn glüdſelig machen Tochter wurde vor 35 Jahren von einem Dienst- konnte. Aber wann immer ich etwas von ihm mädchen, Antoinette Fontaine, geboren, dann ganz fordern mußte, das ihm nicht leicht fallen konnte der öffentlichen Wohlfahrt überlassen, bei Bouten auf( wenn ich z. B. am nächsten Morgen bei unserer dem Lande aufgezogen, ohne je wieder mit der Abreise nach Prag   ins Krankenhaus ihm das Mutter in Berührung zu lommen, die ihr Kind nie Wägelchen zurüdbehalten mußte),-er wagt juchte. Das Mädchen entwickelte sich ungewöhnlich nichts zu entgegnen, er tut feine abwehrende schön und flag und wurde später die Gattin eines Gebärde, er öffnet nicht die Lippen zu einer reichen Engländers, Mister Dudley, aus vornehmem Klage, der Mund bleibt unbeweglich und das Hause. Die junge Frau, die sich immer nach ihrer Gesicht vollkommen regungslos und beherrscht, unbekannten Mutter gesehnt hatte, versuchte nun,-nur die Augen, diese ernsten Augen werden die Mutter zu finden. Auf ihre Nachforschungen noch trauriger als sonst und plötzlich stürzen hin meldete sich schließlich Antoinette Fontaine und haltlos, schweigende Tränen aus ihnen. Er, der gab an: die heutige Frau Dudley sei das einst von Bub, der fünfjährigen Hunger zu stillen hat, be ihr geborene Kind. Frau Dudley bemerkte jedoch bald, daß diese Whutter unter der Maske der Zärt­lichkeit es nur darauf anlegte, an ihrem Reichtum teilsuhaben. Allmählich begann sie daran zu zwet­feln, ob sie überhaupt das von der angeblichen Mutter geborene Rind sei, und hat schließlich den Antrag gestellt, der Antoinette Fontaine die Mutter­schaft durch Gerichtsbeschluß abzuerkennen. Man darf auf die Verhandlung dieses wohl einzigartigen Gerichtsfalles gespannt sein.

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Die moderne Türkin.

Gin kleines Bübchen, ein armes mutterver­wir so schnell dahinfahren. Dann kommt die lassenes Bübchen, hat zum erstenmal frei in die große Fahrt auf der Eisenbahn  . Wein Büble Welt gegudt. Die Welt in die es sich bislang gudt mit großen Augen, die selbst dann noch gestoßen, verstoßen, geworfen, verworfen gefühlt: einen letzten Rest von Trauer haben, wenn sie die Welt ist ihm liebevoll entgegengekommen, im Glücke ſtrahlen möchten, in die weite Welt. hat ihn mit fürsorglichen Händen empfangen, Musik Klingt aus einem Nachbarabteil und mein führte ihn durch Erfüllung feiner bescheidenen Schüßling zeigt, daß Liebe und Verständnis auch Notdurft in einen Simmel danferfüllter Kinder­hierfür in ihm ruht. Das eine gefällt ihm mehr seligkeit, aus einem leidenden Stinde, aus von den Liedern, das andere weniger, aber einer lebendigen Auflage. aus einem veräng­Musif ist immer schön für ihn auf unserer ſteten, hilflos ausgelieferten Geschöpf ist ein Fahrt. Draußen das Land, das unser Zug durch fieiner, vertrauender, danterfüllter Mensch ge eilt, tut sich auf; er saugt es es in fich. Ich worden. reichte ihm unterwegs eine Apfelsine, seinen Wie ich heimfahre, in den Dienst, zur Für­Durst zu löschen, er bestaunt sie und unter­er bestaunt sie und unter- jorgearbeit zurüd, schließe ich die Lider, und sucht sie sehr. Alle Mitreisenden beobachtet er fühle die ernsten Augen auf uns allen ruhen, genau; aber er, der vor zwei Tagen noch ver­ängstet war, hat nun schon Vertrauen zu seinen mit denen ein armer Kleiner Bub in die Welt Mitmenschen gefaßt. Er ängstet sich nicht,- gegudt hat.

Standesamt gingen und sich in aller Oeffentlich| Wahlrecht zu. Die Ehegesetzgebung feit ohne Einhaltung der muselmanischen Zere- wurde von Grund auf reformiert. Früher monien trauen ließen, um so durch ein entschei- fonnte eine Frau von ihrem Manne durch seine SPD  . Noch vor zehn Jahren hätte es in dendes Ereignis jahrhundertalte Vorurteile um einseitige Verfügung verstoßen werden onftantinopel eine Revolution entfesselt, zustoßen. mußte gegen Erhalt einer Abfindungssumme zu wenn eine Frau es verlangt haben würde, öffent­Es gab damals einen schönen Standal. ihren Verwandten zurüdfehren. Der Frau an­lich als Richterin aufzutreten. Seit einigen Man prophezeite den Untergang des Worgen- dererseits stand das Recht der Scheidung nicht Tagen ist nun auch das vom türkischen Stand- landes und rief Allah   sein Name ſei gepric- zu. Auch die Kinderheirat war erlaubt. Neun­gunft aus Unerhörteste eingetreten, und der Ent- sen! als Zeugen des Sittenverfalls an. Aber jährige Mädchen konnten mit alten Männern wicklungsprozeß des muselmanischen Reiches vom die Umwertung aller Werte im einstigen Lande verheiratet werden. Die Einführung des Die Jeanne d'Arc   der Griechen. Mittelalter zur Neuzeit hat damit einen gewijder Sultane ließ sich eben nicht länger aufhal Schweizerischen Bürgerlichen Gesetzbuches in der sen Abschluß gefunden. Besonders innerhalb der ten. Die Entschleierung des Orients nahm Türkei   im Jahre 1926 machte der Stellung der Kürzlich feierte Griechenland   den 100. Geburtstag legten sieben Jahre hat die türkische Frau eine unter Mustapha Kemal's, des Ghazi's", Initia- türkischen Frau als Handelsobjekt ein Ende. Die feiner Selbständigkeit: Durch das sogenannte Lon- Stulturentwicklung durchgemacht, die in den tive einen rapiden Verlauf. Er besuchte mit Vielweiberei wurde abgeschafft, das Ehealter auf doner Protokoll vom 3. Februar 1830, dem die übrigen Ländern fast ein halbes Jahrhundert seiner Frau öffentlich Restaurants, Kaffeehäu- fiebzehn Jahre heraufgesett und die Ehe auch Pforte am 24. April beitrat, wurde Hellas zum beanspruchte. Noch im März des Jahres 1918 jer und Theater und erklärte dem Schleier Krieg mit Nicht- Muselmanen gestattet. souveränen Reich erklärt. Auläßlich der hundert wurde an den Mauern von Konstantinopel   ein bis zur Vernichtung. Im Jahre 1923 jagte der Alle Berufe stehen heute der Türkin offen. jährigen Freiheitsfeier wurden zur hellsten Freude heute grotest anmutendes Polizeidekret ange- Präsident der türkischen Republit in seiner bem vorigen Jahre wurde der erste weibliche der Philatelisten aller Länder Jubiläumsbriefmarken schlagen, in dem den Frauen des Tragen furzer rühmten Rede in Ineboli: Auf der Straße Rechtsanwalt, vor wenigen Tagen zum ersten herausgegeben. Man sieht da Alexander Röcke verboten und das Umlegen dichter Schleier sieht man immer noch Frauen, die ihr Gesicht Male in der türkischen Geschichte eine Richterin Ypsilanti, den Armeeführer der Freiheits vor das Gesicht zu unbedingter Pflicht gemacht verschleiert tragen oder es mit einem Taschen bei einem Gericht in Konstantinopel   zugelassen. fämpfer, den Metropoliten Rhigas Pheraios, wurde. Man kann sich deshalb vorstellen, wel tuche verdecken, wenn ein Mann vorübergeht. In allen staatlichen und städtischen Aemtern, in den ersten Märtyrer der Freiheitsbewegungen, den ches Maß von Entrüstung es hervorrief, als Was sind das für Manieren? Es ist höchste allen Geschäften findet man weibliche Angestellte. ersten Präsidenten des neuen Staates, den Grafen wenige Jahre nach Erlaß dieses Anstandsdekre Zeit, daß diese Unnatürlichkeiten aufhören und Viele junge Mädchen studieren an den Universi Napodistrias und schließlich eine Frau tes ein Muselmane mit einer jungen, unver- wir uns wie Angehörige zivilisierter Völker be täten in der Heimat oder in Berlin  , Wien  , Hei­abgebildet, die schlechthin als die Jeanne d'Arc   von schleierten Frau mit furzen Haaren und Inic- nehmen." Einige Tage darauf fand die historisch delberg, Paris   usw. Selbst eine Reihe türkischer Griechenland   bewertet werden fann: ascarina freiem Rod Arm in Arm am hellichten Tage gewordene Abendgesellschaft für das diplomati Aerztinnen gibt es heute schon. Gewiß, auf dem Lande hält hier und da die Bouboulis. Die Bouboulis war zwar keine durch Angora spazierte. Diese Türkin, der sche Korps statt, auf der zum erstenmale in der Jungfrau geblieben, sondern heiratete sogar zwei- alle Welt mit offenem Wunde nachstarrte, war Geschichte sich die türkischen Frauen öffentlich) Bevölkerung noch an den alten Sitten fest. Aber was will das bedeuten? Die großen Linien find mal; dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß Latife Sanum, eine Vorkämpferin der tür unverschleiert zeigten. Diesem ersten, symbolischen Siege der Neu- vorgezeichnet, und sie entscheiden. Innerhalb fie von der hellenischen Geschichtsschreibung als die fischen Frauenrechte, und der Mann, der sie tapferste Frau des Landes bezeichnet wird, die in unter den Arm gefaßt hatte, war ihr Verlobter, zeit über das Mittelalter folgten weitere Um- von sieben Jahren hat die türkische Frau die ben Freiheitskriegen die Rolle eines Feldherrn und Mustapha Kemal, der spätere Präsident wandlungen in den Sitten der Frau des Orients. Gleichberechtigung mit dem Manne erreicht. Sie Admirals zugleich spielte! Lascarina Bouboulis er der türkischen Republik. Der Schreck der Muder Heute, sieben Jahre später, befist die moderne ist stolz darauf und wird sich ihre Rechte nicht blickte das Licht der Welt eigenartigerweise im Ge- und Spießbürger wurde noch größer, als die Türkin alle Rechte, wie ihre europäischen   Schwe- mehr rauben lassen. fängnis. Ohr Vater, der Seemann   war, wurde Verlobten später in europäischer Kleidung zum fter. Seit einigen Wochen steht ihr auch das