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10. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

14.000 mitteldeutsche Arbeiter ausgesperrt.

Berlin , 2. Juni. Die Direktion der

Dienstag, 3. Juni 1930.

Eine neue Heimwehrbluttat.

Mansfelder Bergbau A.-G., die in Mittel- Wien , 2. Juni. ( Eigenbericht.) Gestern, am geforscht und verhaftet, der die Schüsse abge­deutschland Kupfer gewinnt und verhüttet, hat leßten Tage vor dem Inkrafttreten des Auf- feuert hat. Stodhammer ist ein gebürtiger bie für heute angedrohte Aussperrung marschverbotes, hatte der Schußbund wieder ungar und hat unter der Rätediftatur in der ihrer sämtlichen Arbeiter durchgeführt. Es war einige Aufmärsche veranstaltet, die alle in muster Roten Armee gedient. Er floh dann nach Defter ihnen zugemutet worden, einen Verlust von 4.5 hafter Ordnung vor sich gingen. Dagegen hat reich und spielte hier den radikalen kom

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Nr. 130.

Die Sotoln in Eger.

nichts willkommener sein, als die Veranstal Wären wir Nationalisten, so könnte, uns nichts willkommener sein, als die Veranstal tung tschechischnationaler Trußfeste in deutschen Städten. Des sonntägigen Besuches der Sokoln in Eger müßten wir uns freuen, denn dieser

Millionen War bar fem die Heimwehr gestern wieder eine munisten. Später, als er arbeitslos wurde, Massenaufmarsch uniformierter tschechischer

nehmens durch Unfähigkeit verursacht hatte, das Schießerei auf dem Gewissen. In suchte er eine christliche Gewerkschaft zu Nationalisten muß belebend auf den deutschen burch mittragen zu helfen, daß fie fich einen dem Ort Dunkelstein hei Neunkirchen hielt gründen; dann biederte er sich an die Sozial Nationalismus wirken, weil selbst Menschen, Lohnabbau gefallen lassen sollten. Die am Nachmittag plößlich ein Heimwehrauto, das demokraten an. Noch vor zwei Monaten die durchaus geneigt sind, friedlich mit ihren Direktion hatte damit gerechnet, daß die bloße von einer Versammlung fam, und überfiel hatte er sich in einem Brief an einen Sozial­

Drohung die Arbeiter gefügig machen werde. einige Arbeiter, die auf der Straße standen. demokraten beschwert, daß er von der Heimwehr tschechischen Nachbarn zusammenzuleben, in Darin ist sie sehr enttäuscht worden, denn von Blößlich gab einer von den Heimwehrleuten verfolgt werde. Tatsächlich ist er wieder zur diesem organisierten Besuch einer deutschen über 14.000 Arbeitern find heute nur 700 zur vier Revolverschüsse ab, die zwei Heimwehr gegangen und hat gestern in der Stadt durch große Scharen tschechischnationaler Arbeit erschienen, und auch diese dürften fich Arbeiter schwer und mehrere leicht verleß- Heimwehrversammlung eine eßrede gegen Turner eine Provokation erblicken müssen. zum großen Teil den Ausgesperrten noch an- ten. Das Heimwehrauto wurde dann auf seiner die Sozialdemokraten gehalten. Es Weil die Sozialdemokratie nicht natio­fchließen. Weiterfahrt von Gendarmerie angehalten und wurde noch ein zweiter Heimwehrmann verhafnalistisch ist, weil sie für die Möglichkeit des durchsucht, wobei eine Reihe von Waffen be- tet; da die Heimwehr behauptet, daß auch die Zusammenlebens der Nationen, damit selbst­schlagnahmt wurde. Arbeiter geschossen hätten, wurde auch ein Ar- verständlich auch für die Gleichberechtigung der Heute nachts wurde ein Heimwehrmann beiter in Haft genommen. namens Stodhammer als derjenige aus

Die Kommunisten versuchen, den Gewert schaften in den Rüden zu fallen und Sonder attionen durchzuführen. Bisher haben sie damit aber kein Glüd gehabt. Von 38 Ver­fammlungen, die die Gewerkschaften einberufen hatten und die außerordentlich stark besucht waren, gelang es ihnen nur eine einzige zu Sprengen.

Biehzölle ftoden im Ernährungs­

ausschuß.

Schnellzugs- Katastrophe in Frankreich .

Gieben Zote.

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Man vermutet ein politisches Attentat. Paris , 1. Juni .( vabas.) Der Schnellzug, Zweifel erwiesen haben, daß es sich um einAttentat Prag, 2. Juni. Der Ernährungsausschuß Paris- Marseille ist heute nachts furz vor der handelt. Die Ermittlungen ergaben, daß nicht des Abgeordnetenhauses beschäftigte fich heute Einfahrt in den Bahnhof Montereau an nur an den Gleisen eine Borrichtung ange nachmittags unter Vorsitz des Genossen Sat der Seine ( füdöstlich von Paris ) entgleift. 3wei bracht worden war, um den Zug zum Entaleis lenberg mit der Viehzollvorlage. Nach einem Waggons wurden vollkommen zerfen zu bringen, sondern, daß auch ein fchwer Referat des Abgeordneten řemen betonte trimmeri. Bisher wurden sieben Leichen beladener Seinekahn losgemacht der Landwirtschaftsminister Bradač neuer geborgen, acht Personen wurden verlegt. Das worden war, der von der Strömung an einen lich, daß die Vorlage sowohl den Standpunkt Echo de Paris" erinnert daran, daß Minister Brüdenpfeiler getrieben werden sollte, um diesen des Produzenten wie den des Konsumenten be- präsident Tardieu gestern gegen Abend die gleiche zu rammen und die Brüde dadurch ein rüdsichtige und daß in ihr eine Form gefunden Streefe benüßte, um nach Dijon zu reifen. Das stürzen zu lassen. worden sei, um die Fleischpreise zu stabilisieren. Blatt spricht in diesem Zusammenhang die Ver­

со

Später ergriff Bradač in der Debatte nochmals mutung aus, Eikes fich hier um ein Attentat

das Wort und kündigte einen Geschentwurf zur handle. Es sei ja bekannt, daß Montereau eines Unterstützung des Obstbaucs an. ber aftivsten Kommunistenzentren sei Der Vorsitzende Genosse Hadenberg Das Eisenbahnunglüid wurde durch einen unterbrach dann die Sizung und fün- leinen Waggon für Materialtransport verschuldet, digte an, daß die nächste Sigung schriftlich der sich auf dem Geleiſe des Zuges Paris- Nizza befand. Durch die Untersuchung fonnte bis jest einberufen werden wird. noch nicht aufgellärt werden, wie dieser Waggon auf das Geleiſe fam. Sicher ist vorläufig nur dies, daß noch eine halbe Stunde vor dem Unglüd die Strecke frei war. Eisenbahnminister Bernot, der an Ort und Stelle eine Untersuchung durch führte, erklärte, vor seiner Abreise nach Paris , daß man böse Absicht in Erwägung ziehen müsse."

Haftentlaffung Dr. Dvořáts. Gestern wurde der seit einigen Wochen wegen Bestechungsverdacht und Militärbefreiung in Saft gehaltene Major Dr. Dvoraf über Beschluß der Ratstammer entlassen, da keine Kollusions gefahr mehr vorliege. Ein a mtlicher Bericht wurde bisher nicht herausgegeben, doch soll das Verfahren weitergeführt werden.

in

Auf der Spur des Tile

Zäters?

Nationen fämpft, muß sie eine solche Pro­vokation bedauern und verurtei I en, und wenn nachträglich etwas die schmerz­liche Empörung über so widersinnige Expedi­tionen wie den Sokolmarsch nach Eger ein wenig beruhigen kann, so nur die erfreulichen Berichte, die vom ruhigen, störungslosen Ver lauf des Sokolfestes erzählen.

Tschechischnationale Blätter haben, als die Parole aller deutschen Parteien, die Bevölke rung möge am Sonntag die Stadt verlassen, befannt wurde, darin eine Provokation gesehen. und doch war sie das sicherste Mittel, Provo­fationen zu vermeiden, Provokationen, die zu bedenklichen Zusammenstößen hätten führen fönnen. Ein unbedachtes Wort von tschechischer oder deutscher Seite hätte genügt, um die erhit ten Gemüter noch mehr zu entflammen, um unabsehbares Unheil heraufzubeschwören. Es gab am Sonntag fein besseres Vorbeugungs mittel als das, dafür zu sorgen, daß Tschechen und Deutsche einander in Eger nicht begeg­

Paris, 2. Juni. Die wichtigste Aussage in der untersuchung wegen der Eisenbahnfatastrophe Montereau ist bisher die Mitteilung eines Gaft­wirtes. Er gab an, daß Samstag spät abends ein neten. Mann verängstigt und sehr erschöpft zu ihm ge­fommen sei und ein Nachtmahl bestellt habe. Er teilte mit, er sei aus der Ferne gekommen und lange durch die Felder gegangen, da er die Straße nicht gefunden habe. Nach dem Essen sei er ver­schwunden. In das Gasthaus sei er kurz vor dem Eisenbahnunglück gelommen, so daß er ganz gut das Attentat vorbereitet haben konnte.

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Doch hatte der Auszug der Egerer Bevöl­ferung an dem Tage, da die Sokoln einmar­schierten, noch anderen als diesen rein praf­tischen Zweck. Die Sotoln tamen als Eroberer". Und mochte auch der Pilsner Sofolobmann Dr. Šip in seiner Begrüßungs­ansprache erklären, daß die Sofoln nicht ge­tommen seien, um in Eger zu provozieren, Mit Rüdficht darauf, daß sich das Unglüd sondern lediglich der Egerer tschechischen Be­auf dem gleichen Geleise ereignete, das fünf Kommunisten oder Anarchisten? völkerung zuliebe, so muß doch jedem der objek­Der Oeffentlichkeit wurde bereits mehrmals Stunden vorher Ministerpräsident Paris , 2. Juni. Die Untersuchung über die tiv zu urteilen vermag, der Sokolzug nach Eger ein offizieller Bericht über die Ergebnisse der Tardieu auf der Reise nach Dijon Untersuchung versprochen, sobald diese einen gepassierte, ist die Vermutung aufgetaucht, daß Eisenbahnfatastrophe bei Montere au schreitet als Provokation erscheinen. Wenn tschechisch wissen Abschluß erreicht haben würde. Nachdem vielleicht ein Attentat auf Tardieu vorbereitet nur sehr langsam vorwärts. Es besteh; schon tein nationale Turner in eine deutsche Stadt tom­nun der letzte der Beschuldigten aus der Haft war. Dagegen spricht jedoch die Tatsache, daß es zweifel, daß es sich um einen verbrecherischen An- men, nicht als Gäste, sondern als Verkörperung entlassen ist, wird der Untersuchungsrichter feinen bereits allgemein bekannt war, daß Tar- fchlag auf den Zug handelt. Die Voraussetzung des tschechischen Nationalismus, wenn sie in Bormand mehr finden, um der mit Recht aufge- dicu den Nachmittagszug benüßen wird. an die zunächst gedacht wurde, besagt, daß es sich massen kommen in eine deutsche Stadt, in der brachten Bevölkerung den ganzen Umfang dieser Unter den fieben Opfern des Unglücks befin- um cin fommunistisches Attentet han Massen fommen in eine deutsche Stadt, in der Affäre vorzuenthalten. Bestehen bleibt die Tat den sich bier Mitglieder einer Fami delt. Es wird angeführt, daß die Art, in ber das es eine fleine tschechische Minderheit nur des fache, daß auch die angeblich so unparteiischen lie, nämlich Bater, Mutter und zwei Attentat ausgeführt wurde, start der Art ähnelt, halb gibt, weil deutsche Angestellte von ihrem Militärbehörden eine weitgehende Zurüdhaltung Söhne. Nur die 19jährige Tochter ist mit die in einer fommunistischen Bropaganda- Bro Arbeitsplaß verdrängt wurden, dann muß das üben, wenn es sich um verdächtige Personen aus dem Leben davongekommen, ist jedoch schwer schüre als Anleitung gegeben ist. Die Gendarmerie als Herausforderung empfunden werden. Und den sogenannten besseren Ständen handelt, wäh- verlegt worden. Das Mädchen fonnte aus den führt die Untersuchung besonders in den kommu- dann muß man es auch begreifen, daß die rend sie unzweifelhaft anders vorgegangen wären, Trümmern des Waggons erst drei Stunden nach nistischen Zellen des Bezirkes Montereau durch. Egerer Deutschen das Bedürfnis hatten, den Nach anderen Mutmaßungen, die sich beson Sofoln zu zeigen, daß ihr Besuch ein Stoß ins wenn ein einfacher Bürger ohne Amt und Wür- dem Unglüd befreit werden. Ueber die Ratastrophe wurde eine gerichtliche ders auf den Umstand stüßen, daß die Gegend mit Leere war, daß sie vergebens hofften, sich an der den versucht hätte, dem Militärdienst zu ent fremden Arbeitern überschwemmt ist, ist der tommen. Untersuchung eingeleitet. Attentäter angeblich eher unter den ita Demütigung der machtlosen Deutschen zu er­Mährisch- schlefische Landesvertretung. Paris , 2. Juni. Wie der ,, Matin" berichtet, lienischen Anarchisten zu suchen, die be- freuen. Brünn , 2. Juni .( Eigenbericht.) Heute trat soll die bisherige Untersuchung über die Ursache reits einige Attentate auf Züge an der franzöſi­die mährisch- schlesische Landesvertretung zu einer der Zugsentgleisung von Montereau bereits ohne schen Riviera verübt haben. für zwei Tage anberaumten Tagung zusammen.

Denn um nichts anderes handelt es sich doch bei solchen Veranstaltungen als darum, dem Unterworfenen seine Ohnmacht und die eigene Macht und Herrlichkeit vorzuführen! Das ist der Gedanke der Chauvinisten: Scht, wir zeigen euch, wer wir sind, und ihr müßt fuschen, und wenn ihr euch noch so ärgert! Das Widerliche bei allen solchen Demon­

Bei dieser soll neben einer Reihe von laufenden Bolitisches Attentat in Užhorod . emberg zu erschießen. Da dieser aber nach nach Angelegenheiten der Landesvoranschlag, der durch Uzhorod gekommen sei, habe er beschlossen, den das Innenministerium nicht geringe Abstriste er- Užhorod , 1. Juni. Der Kulturverein„ Duch- Erzdechanten za bov zu erschießen. fahren hat, verhandelt werden. Die Tagung novie" veranstaltete heute hier einen Tag russi Auch die Studenten Nitolej Vajda, Wladimir wurde mit einer Rede des Landespräsidenten scher Kultur" unter großer Teilnahme insbeson Fedor čak wurden unter dem Verdachte, an Cerny über die Reform des Gemeindefinanz dere der Mitglieder aller Lesehallen des Vereines den Vorbereitungen zum Attentat teilgenommen ftrationen ist aber, daß sie an den Machtver­gefeßes eingeletit, in der er den Stand der politi- Duchnovič" aus gan; Karpathorußland. Als zu haben, verhaftet, ferner wegen Gutheißung der hältnissen gar nichts ändern, daß sie kein an­schen Verhandlungen, die wegen der Novellierung hente abends um 6 Uhr nach der Festsibung der Straftat wurde auch der Privatbeamte Stefan deres Ergebnis haben können, als auf der an des Gesezes Nr. 77 geführt werden, darlegte und Obmann des Vereins, der greise Archidiaton Stantacinec. die in Aussicht genommenen Abänderungen be- Evmenii zabov in Begleitung der Vor- Auch die Frau Dr. Novakovskys, des deren Seite Verärgerung und Erbitterung her­fanntgab. Die Beratungen über den abgeänderten standsmitglieder durch den rückwärtigen Ausgang Rechtsvertreters der Startpathorussischen Bant in vorzurufen. Eger bleibt auch nach dem Sotol­Voranschag werden erst in der Dienstagsibung das Theatergebäude verließ, trat plöslich ein Užhorod wurde verhaftet. Sie hat eingestanden, besuch so deutsch wie es immer war. Und nicht aufgenommen werden. junger Mann an ihn heran und gab einen den Studenten Tatcinec; um Attentat auf diese nationalistischen Demonstrationen sind es, Lebhaft gestaltete sich die heutige Sigung. Revolverschuß auf ihn ab, der jedoch za- den Erzdechant Szabo verleitet und die den Deutschen in der Tschechoslowakei wirt. ihm einen Revolver samt Munition übergeben zu lichen Schaden zufügen. Viel mehr als alle als der Beschluß des Landesausschusses auf An- bov nicht verleste. Sofoln zusammen dem sudetendeutschen Bolt lauf des Kuhnschen Objektes für die Landes- Der Angreifer wurde sofort angehalten und haben. Sie wurde in Haft behalten. Es wird die Vermutung ausgesprochen, daß schaden können, haben ihm seine deutschbürger frankenanstalt der Landesvertretung zur Gench- verhaftet und in ihm Fedor Taicinec, migung vorgelegt wurde. Es wurde von mehre ein 18jähriger Schüler des dritten Jahrganges des die Veranlassung der Tat nationale Zwistiglichen Parteien geschadet, als sie der Verwal ren Mitgliedern der Landesvertretung darauf griechisch- fatholischen Seminars in Uzhorod ficher feiten sind, da Tatcinec Anhänger der u traini hingewiesen, daß dem Landesausschuß die Be- gestellt. Bei dem provisorischen Verhör gestand ich en Richtung ist. In der Stadt herrscht große tungsreform und dem Gemeindefinanzgeset fugnis nicht zustehe, ohne Befragen der Lan- Tatcinec, er habe sich mit der Abficht getragen, Erregung. Der Festabend des Verzines Duch zustimmiten, und mehr schaden ihm jene deut­schen Unternehmer, die Elendslöhne zahlen, desvertretung derartige Stäufe zu tätigen. den Delegierten des Vereines Raclovlty" aus novič wurde abgefragt.