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10. Jahrgang.

AUSS IG STADION 4.- 6. JULI 1930

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Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

2. BUNDES- TURN- UND SPORTFEST

Freitag, 4. Juli 1930.

Die Kündigungen in den Brucher Kohlenwerken.

Berhandlungen beim Revierbergamt in Brür.

Berlängerung der

Bezugs Bedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Vost: monatlich.... 16.­vierteljährlich halbjährig ganzjährig..

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0

48.­96.­192.­

Radftellung von Manu­tripten erfolgt nur bei Ein­fendung der Retourmarfen.

Erigeint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Nr. 156.

Krise beim Hakenkreuz.

Man schreibt uns aus Berlin  : Seit dem Wiederaufstieg der National­Kündigungsfrist bis 17. Juli. jozialistischen Partei muß Hitler   ernsthaft um  Brig, 3. Juli  .( Eigenbericht.) Es wurde be-| von Arbeitern unbegründet sci. Schließlich seine eigene Partei kämpfen. Er hat den Wie­reits berichtet, daß die Union   der Berg stellte Genosse Jarolimt den Antrag, daß die ver- deraufbau begonnen mit all den Requisiten arbeiter beim Ministerium für öffentliche fügte Kündigung auf unbestimmte 3eit aus dem Jahre 1923: das honorige Führer Arbeiten wegen der Massenentlassungen von   Berg- vertagt werde. Das Ministerium für öffentliche tum, das die Reaktion meint, wenn es natto­arbeitern auf den Brucher Rohlenwerken einge Arbeiten möge zunächst das einschlägige Mate- nal jagt, die feinen und ganz feinen Leute schritten ist. Daraufhin hat das Arbeitenministerial prüfen, und daraus werde sich wohl erge an der Spitze, wobei Ludendorff durch den rium Verhandlungen zwischen den Organisationen ben, daß die ausgesprochene Kündigung von selbst Ritter von   Epp ersetzt worden ist, das Un­und der Direktion der Brucher Kohlenwerte ein- gegenstands los werde.

geleitet, die heute in den Räumen des Brüger Im Verlaufe der Verhandlungen sprachen ternehmertum als Geldgeber und Revierbergamtes stattfanden. Bertreten waren die auch die Vertreter der anderen Organisationen, die das Ziel Kampf gegen die demokratische Re­loalierten Bergarbeiterorganisationen und die fich ebenfalls gegen die Kündigungen wehrten. publik. Die Gefolgschaft aber hat sich gegen anderen Organisationen des Reviers, sowie die Einige Betriebsratsobmänner schilderten den Un 1923 gewandelt. In ihr wächst mehr und Betriebsratsobmänner der in Betracht kommenden fug bezüglich des Vorladens auf den Brucher Koh- mehr eine ausgesprochen kommunistische Men­Schächte. Die Brucher Kohlenwerke waren durch lenwerfen. talität. So ergibt sich der seltsame Zustand, ben Zentralbirettor Baumgartner und durch Zentraldirektor Baumgartner machte schließ daß die Führung der Partei mit Unterneh einige Betriebsleiter vertreten. Ferner war der lich das Zugeständnis, daß der Ablauf Revierrat vertreten, ebenso die Ministerien für der Kündigungsfrist vom 10. auf den mergeld den Stampf gegen den Mar­öffentliche Arbeiten und für soziale Fürsorge, die 17. Juli verlängert wird. Zu einem wei- ismus will, während die Gefolgschaft je einen Vertreter entsendet hatten. teren Zugeständnis wie auch zur Aufhebung der einen ganz echten, unverfälschten Klassen­Kündigung schlechthin sei er nicht ermächtigt. haß gegen den Bourgeois" und die ver­Der Vorsitzende Regierungsrat Juz er kommende Bourgeoisie" zeigt und einen pri­flärte, daß er das Ergebnis der Aussprache unver- mitiven Klassenkampf betreibt, wie er soziali­züglich dem Ministerium für öffentliche Arbeiten stischer Aufklärung vorherzugehen pflegt. berichten werde; er hoffe, daß sowohl das Ministe rium für öffentliche Arbeiten als auch das Mini­fterium für soziale Fürsorge das möglichste veran­laffen werden. Die anwesenden Vertreter der bei den Ministerien schlossen sich den Ausführungen des Vorsißenden an.

Der Borstand des Revierbergamtes in Brüg Regierungsrat Juzl leitete die Verhandlungen. Die Aussprache eröffnete Zentraldirektor Ba um gartner, der sich bemühte, das Vorgehen der Direktion zu rechtfertigen. Zum Schluß erklärte er, daß die Direktion auf der Entlassung von 1100 Arbeitern beharren müsse.

Spaltung bei Hitlers  . Straffer macht sich selbständig. Berlin  , 3. Juli  .( Eigenbericht.) Die schon, Nach Baumgartner sprach Genosse Jaro­feit einiger Zeit bestehenden Differenzen inner- Iim, der auf die Ausführungen des Zentralbiret halb der nationalsozialistischen Partei haben jest tors Baumgartner einging und an Hand von Tats zu einer Spaltung geführt. Die unter Otto Strasser   stehende Gruppe, die das Berliner   fachen darauf verwies, daß die Massenentlassung Organ, den Nationalsozialist", besißt, veröffent licht heute einen Aufruf an Leser, Partei, Ge noffen und Freunde" zur Gründung einer eigenen Partei, die fich revolutionare Natio nalsozialisten" nennen soll. An der Spike dieser neuen Partei steht neben Otto Straffer ber frühere Major Buchdruder, der bei dem Reichswehrputsch in Küstrin   im Jahre 1928 eine Rolle gespielt hatte.

Der Aufruf enthält eine Art Parteipro­gramm. Auf außenpolitischem Gebiet wird der Interventionsweg gegen Rußland   bekämpft, in der inneren Politit die Stellungnahme für das System der Einzelstaaten abgelehnt und ein re publikanisches Betenntnis abgelegt im Gegensaß zu dem ,, republikanisch- monarchistischem Halbdunkel und der übersteigerten Verehrung für den fascistischen Obrigkeitsstaat". Weiter wird über die Berbürgerlichung" der Partei getlagt, die in dem engen Bündnis mit Huggen­berg, mit dem Stahlhelm und den sogenannten Vaterländischen Verbänden zum Ausdruck komme.

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Nach dem Berliner   ,, Vorwärts" ist Straßer   ein Mann mit vielseitiger Vergangenheit. Es sei Otto

Hakenkreuz und Sowjetstern

für preußische Beamte verboten. Berlin  

, 3. Juli  .( Eigenbericht.) Die sich stän­big mehrenden Terrorafte der Nationalsozialisten und Kommunisten haben die preußische Regie­rung nunmehr zu einer schärferen Maßnahme veranlaßt. Sie hat einen Erlaß an alle staat­lichen und Kommunalbehörden gerichtet, in dem es heißt:

Nach der Entwicklung, die die national fozialistische deutsche   Arbeiterpartei und die kom­ munistische Partei Deutschlands   genommen haben, find beide Parteien als Organisationen anzusehen, deren Ziel der gewaltsame Umsturz der bestehenden Staatsordnung ist. Ein Beamter, der an einer solchen Organisation teilnimmt, fich für sie betätigt oder fie sonst unterstüßt, ber­legt dadurch die aus seinem Beamtenverhältnis

sich ergebende besondere Treueverpflichtung g:= genüber dem Staate und macht sich eines Dienstbergehens schuldig. Allen Beamten ist demnach die Teilnahme an diesen Organisatio nen, die Betätigung für fie oder ihre sonstige Unterstüßung verboten.

Das Staatsministerium bringt diese Auffaf sung der Beamtenschaft hiermit besonders zur Renntnis und weist sie darauf hin, daß lünftig

oder mittelbaren

gegen jeden unmittelbaren Staatsbeamten, der dem zuwiderhandelt, diszt plinarisch eingeschritten wird.

Das Staatsministerium ordnet gleichzeitig an, daß die nachgeordneten Behörden über jeden Fall der Zuwiderhandlung dem zuständigen Fach­minister zu berichten haben."

Strakers Natur, daß er ohne einen Taumel blut Rowdytum schändet Befreiungs- Reichsrat für die Dedungsvorlagen.

rünstiger Phrasen und an Blutrausch gemahnende Erregungszustände sich nicht wohlfühlt. Auch in der Nationalsozialistischen   Partei besteht seine ,, Taktit" darin, jeden Radifalismus, woher er auch

zwischen Nationalsozialisten" und

freude.

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Ein Teil der mit Hitler fonkurrierenden

Führer, voran die Brüder Strasser, haben sich der wachsenden primitiv fommuni stischen Mentalität in der Gefolgschaft be­mächtigt und haben sie für ihre Zwede aus­genußt. Die Brüder Strasser, die Herausgeber der Zeitung Der nationale Sozialist", ver­treten einen verworrenen, mißverstandenen und primitiven Sozialismus mit geschwolle­nen Kraftphrasen, die ganz deutlich das Be­streben zeigen, mit den Kommunisten zu fon furrieren. Herr Otto Strasser  , der sich von jeher in verworrenen putschistisch- kommu­nistischen Gedankengängen bewegt, glaubt vielleicht selbst daran, Herr Gregor Stras­er, der Reichstagsabgeordnete, sieht darin vor allem ein Mittel zum Zwed für seinen Verlag. Sie haben es darin erstaunlich weit gebracht. Wenn Herr Gregor Strasser   den politischen Generalstreit gegen die Bourgeoisie fordert, so hat er damit heute die Kommuni­sten schon übertrumpft. Aber auch Herr b- bels, der, getrieben von maßlosem Ehrgeiz, davon träumt, sich eines Tages selbst an die Stelle von   Hitler zu setzen, hat mit dem Na­Sein Organ tionalfommunismus gespielt. Der Angriff" hat noch vor furzem pathe­tisch deklariert:

Die konsequente Führung unseres Kampfes gegen   Kapitalismus und Unter­nehmertum ist der praktische Tatsachenbe weis für unsere ideelle Stellungnahme." Die Geldgeber der Nationalsoziali­

Berlin, 3.   Juli.( Eigenbericht.) Der Reichs­rat hat heute mit 56 gegen neun Stimmen bei einer Enthaltung die Steuer- und Dedungsvor­Separatistenfeme im   Rheinland.  Mainz, 3. Juli. Auch in   Mainz wurden ge- lage der Reichsregierung angenommen. Diese Tommen möge, um einige Grade zu übertrumpfen. stern Racheatie gegen ehemalige Separatisten ver- Stellungnahme war vorauszusehen. Die endgül ſten haben dieſem Spiel mit der national- tom­Sein Nationaler Sozialist" schlägt proletarische" Töne an, gegen die selbst die Rote Fahne" als übt. Eine große Menschenmenge durchzog unter tige Entscheidung über das Finanzprogramm des munistischen Phrase zunächst zugesehen. Sie Stapitalistenblatt erscheint. Aber den eigentlichen Gesang vaterländischer Lieder die Straßen. Ein Stabinetts wird aber erst in der nächsten Woche haben die Agitation der Nationalsozialisten Drahtzichern, die sehr wohl wissen, wie ab- Laden, dessen Besitzer ein ehemaliger Separatist im   Reichstag fallen. Morgen will die Regierung mit der roten Fahne im Zeichen des Haten­hängig Geld war, wurde demoliert, die Fensterscheiben einge die Verhandlungen mit den Parteien aufnehmen. freuzes finanziert. Sie wollten Bismardsche -gegen die Sozialdemo gebern der Industrie ist, paßt diese wilde schlagen, die Auslagefästen auf die Straße ge- Im Reichsrat übte als Etatsberichterstatter der Politik treiben, sie wollten den Acheron in Geſte nicht. Und so kommt es denn zum Stonflikt worfen und zertrümmert. Ein anderer Laden Vertreter Preußens scharfe Stritik an der Haus- Bewegung setzen" ,, Nationals wurde vollständig ausgeplündert. Ein haltspolitik des Reiches. Er wandte sich dagegen, fratic. Sie glaubten, auf diese Weise nicht nur revolutionären", wobei das Boſſierliche ist, daß die startes Polizeiaufgebot trieb die Wenge auseinan- daß der Reichsregierung eine Ermächtigung den proletarisierten Mittelstand und die pro­einen so wenig, Sozialisten wie bie der. Vor den Läden wurden Beamte poftiert, um 8 Streichungen im Stat gegeben werde, letarisierten Angestellten einzufangen, sie hoff­ohne daß die gesetzgebenden Körperschaften vor­anderen Revolutionäre ſind. weitere Zerstörungen zu verhindern. her wüßten, wo diese Streichungen vorgenom ten auch, einen Teil der Erwerbslosen und men werden sollen. Beim Reichswehretat tönn der Arbeitenden mit der sozialrevolutionären ten größere Streichungen als bisher vorgenom Straftphrase nach kommunistischem Muster der men werden. Außerdem seien noch finanztech Sozialdemokratie fortzureißen. Die Hitler und Epp, die Frid und Killinger und nische Streichungen möglich. Mutschmann haben mit der nationalfom munistischen Tendenz in ihrer Gefolgschaft eben nur soviel zu tun, daß sie deren primi­tiven Sozialismus für ihre reaktionären Zwecke mißbrauchen wollen.

Das Urteil des Vorwärts" über die ver­schiedenen Spielarten der Hakenkreuzler ist ohne Zweifel sehr zutreffend nicht nur über die  Berliner!

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Zschechisch- österreichische Handels. beziehungen.  

Darmstadt, 3. Juli. Der hessische Innenmini­ster erläßt einen Aufruf, in dem es u. a. heißt: Heute nachts find in   Mainz von Unverantwort lichen schwere Ausschreitungen begangen worden, Landarbeiterstreit in   Spanien. die im Interesse des Ansehens unseres Landes auf das schärfste verurteilt werden  Madrid, 3. Juli. Der Vorstand des Allge­müssen. Die Befreiungsstunde erfordert von der ganzen Bevölkerung ein würdiges, dem Ernst meinen Arbeiterverbandes soll dem Arbeitsmi­Das zahlende Unternehmertum   erfennt Wien, 3. Juli. Die Tschechoslowakei impor- der Zeit entsprechendes Verhalten. Ich habe die nisterium mitgeteilt haben, daß die Landar Herte im Dai 1930 nach Desterreich Waren im Polizeibehörden angewiesen, gegen jede Ausschreibeiter den Streit erklärt hätten, weil von Werte von 40,1 Millionen Schilling gegen- tung unter Anwendung aller polizeilichen Weit- den Arbeitgebern die Arbeitsverträge nicht ein- heute mit Schrecken, daß tatsächlich der Ache­gehalten worden seien. ron in Bewegung gekommen ist, aber nicht über 48,8 Millionen Schilling im Mai 1929. tel rüdsichtslos vorzugehen. gegen die Sozialdemokratic, sondern gegen sic Abrüftungskonferenz im November? Vom Januar bis Mai betrug der tschechoslowa­selbst. Die Aeußerungen ihres Unwillens sind tische Import 198,1 gegen 226,7 Millionen Weshalb dtto   in Genf war.  London, 3. Juli. Nach einer Meldung des Schilling im Vorjahre. Desterreich)   exportierte Genf, 3. Juli. In hiesigen ungarischen diplomatischen Berichterstatters des Daily Tele- sehr laut und vernehmlich, so daß Herr   Hitler nach der   Tschechoslowakei im Mai 1930 Waren im Werte von 20.2 Millionen Schilling( Wai Streisen wird behauptet, daß Otto   Habsburg graph" soll der niederländische Vorsißende der nunmehr den Kampf um seine eigene Partei 1929 28 Millionen Schilling). Der österreichische nur wegen des Fußballspieles(!), das Vorbereitenden Abrüstungskonferen; Loudon mit allem Ernste durchführen muß, wenn er Export nach der   Tschechoslowakei betrug vom zwischen einer   spanischen und ungarischen beschlossen haben, tros des französisch- italieni- ihre finanziell- technischen Grundlagen nicht eine Sigung für November einzuberufen. Januar bis Mai 1930 97.9 Millionen Schilling Mannschaft ausgetragen wurde,   nach Genf ge- fchen Streites in der Frage der Seeabrüstung völlig erschüttern will. Der Konflikt, der sich daraus ergibt, erscheint als Richtungs­tommen sei. gegenüber 114,8 im Vorjahre.