Mr. 158.

Die Kommunisten für die Fememörder.

Ein erbärmlich- schmußiger Kuhhandel.

Dienstag, 8. Juli 1930.

Schiffszuſammenstoß in der Adria  .

Der deutsche   Reichstag   nahm in dritter Gin jugoslawisches Küstenschiff gerammt. Im ersten Augenblic

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Verhandlungen auf Grund gegenseitigen Einver nehmens auf unbestimmte Zeit unter­brochen wurden. Man glaubt, daß die Ver­

Saarverhandlungen abgebrochen. Beratung das Amnesticgesetz in namentlicher Paris  , 7. Juli. In den gemeinsamen Be Abstimmung mit 290 gegen 135 jozialdemokra · Im ersten Augenblick acht Zote. ratungen der Führer der mit den Verhandlun tische Stimmen bei 125 abgegebenen Stimmen wurde das modernuste, schönste und schneüfte Schiff 600 Passagiere an Bord, darunter hauptsächlich Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Agram, 6. Juli. Heute nachts gegen 2 Uhr| gen über die Saarfrage betrauten deutschen und Der Dampfer Karagjorgje  " hatte 500 bis fanzösischen Delegation wurde fonstatiert, daß dic an. In dem Geſetz werden alle aus politischen der Adriatischen Schiffahrtsgesellschaft und der Zofoln, die von den Belgrader   Feierlichkeiten auf Delegationen so ernst feien, daß die weiteren Beweggründen begangenen Straftaten anne füidslawischen Küstenschiffahrt überhaupt, stiert, wenn die Tat vor dem 1. September 1924 Dampfer Karagjorgje  ", von dem italic überhaupt, der der Rückreise in die Heimat begriffen waren. begangen ist und wenn sie sich nicht gegen ein nischen Motorschiff Francesco Morosini  " ge­Mitglied oder früheres Mitglied der Reichs rammt. Der Bug des italienischen Schiffes Die Opfer vorwiegend tschechische handlungen erst Ende Oktober wieder aufgenom regierung gerichtet hat. Insbesondere umfaßt bohrte sich in den linken Seitenteil des das Gefeß auch die Fememorde. men werden. Wie Präsident Löbe feststellte, ist mit dem Kapitän des gerammten Schiffes, Prodan, Karagjorgje" und riß ein großes Loch auf. Der Sotoln. Wie das Wolffbüro erfährt, handelt es sich Resultat der Abstimmung die im§ 7 der Ver- ciner der tüchtigsten Seeleute der jüdslawischen Der bei dem Zusammenstoß schwer beschä- wesentlichen um die französische   Forderung nach bei den ernsten Meinungsverschiedenheiten im faffung vorgeschriebene qualifizierte Mehrheit handelsmarine, lich, um das Schiff vor dem digte jugoslawische Küstendampfer Karagjorgje  " einer Beteiligung am Betric be der crreicht worden. Die qualifizierte Mehrheit kant Sinken zu bewahren und um die Passagiere zu beförderte eine Gruppe tschechoslowakischer und Kohlengruben nach Rückgliederung dadurch zustande, daß die Kommunist en rellen, den havarierten Dampfer auf ein Ileines polnischer Sokoln. Bei der Katastrophe famen Saargebietes. entgegen ihrer bisherigen Haltung für das Felseneiland auflaufen. Die Passagiere und die fünf tschechoslowakische Staatsbürger ums Gesetz stimmten. Hiezu bemerkt der Berliner   Vorwärts" italienischen Schiffe aufgenommen und nach Zara in Blowiß( Bez. Pilsen), Marie Svejda Fran Mannschaft des Karagjorgje" wurden von dem Leben: Ludmilla Novotna, geb. 3. März 1909 Die Geparatistenverfolgungen. u. a.: Die Tore der Strafanstalten werden sich gebracht. tiset, geboren 13. März 1894, Richard Federer, in den nächsten Tagen aufiun, die leßten inhaf Einschreiten Frankreichs   in Berlin  . Bei dem Zusammenstoße sind acht Pasja geb. 9. Oltober 1897 in Wien  , Anna Federer, De Margerie heute abends im Auswärtigen Berlin  , 7. Juli. Wie verlautet, hat Botschafter tierten Fememörder werden aus ihnen mit ver- giere ums Leben gefom men, mehrere geb. 27. Feber 1906 in Wien  , Juraj Kovac­gnügtem Grinsen in die Freiheit spazieren. Der andere schwer und leicht verlegt worden. Mihojevic, geb. 29. Juli 1913. Amt beim Minister Dr. Curtius vorgespro Senfersknecht& I approth, der mit vichischer Die Zahl der Todesopfer dürfte sich jedoch noch Roheit", wie ihm das Gericht bescheinigte, ein erhöhen, da mehrere Schwerverletzie mit dem Tschechoslowaken Wenzel Kašparek aus Bio- Separatismus stehenden Personen im ehemaligen Unter den Schwerverleßten befinden sich die chen, um den Standpunkt der französischen   Regie­rung zu den Verfolgungen von im Verdacht des halbes Dugend Menschen abfehlte, jicht seine ode ringen. In einer Kajüte wurden die wiß, Ferdinand Gregor, Direktor Pusti mee, befetten Gebiet zum Ausdrud zu bringen. Mörderlaufbahn mit rund fünf Jahren Ge- 2eichen einer ganzen Familie ge- Ingenieur Jalob Matusta aus Schüttenhofen fängnis gefühnt". Oberleutnant Schulz, das funden, die im Schlafe vom Tode überrascht und Anton Hortig aus Trnoanjezd, Bezirk Haupt der Mordkommission innerhalb der wurde. Die Leichen waren furchtbar verstümmelt. Horowik.

Bethlen in London   abgeblikt.

Henderson entschieden gegen jede Habsburgerreftauration.

in

Der tritische 20. November.

Schwarzen Reichswehr, darf seine Zurechnungs­fähigkeit, die ihm vorübergehend zweds Haftent­laffung abhanden kam, ohne Bangen zurüdbe ordern: auch bei größter Saftfähigkeit erwartet ihn fein Gefängnis mehr. Das schwebende Ver­fahren gegen den geständigen Mörder Fahl­busch wird eingestellt: er braucht für seine Tat überhaupt nicht zu büßen. Aehnlich ergeht es Lumiere" befaßt sich der sozialistische Deputierte Reichstages, unabhängig vom Ausland, Paris  , 7. Juli. In dem Wochenblatte La gung fest, daß die Thronfrage nur im Wege des Herrn Leutnant Eckermann und dem yeld. Chefredakteur Grumbach mit der Frage der gelöst werden fönne. Wit dem ganzen Gewicht webel umhofer, auch ihr mit Mord Rückkehr der Habsburger   auf den ungarischen seiner Macht würde er sich denjenigen widersetzen, eintragungen belastetes Schuldbuch ist vernich Thron. Auf Grund von Informationen, die die neuerdings Experimente machen wollten. tet. Aber nicht nur das! Noch ein halbes Grunbach   aus Kreisen der Arbeiterpartei Duzend andere Mörder fönnen erleich- London   erhalten hat, berichtet er, daß Graf Beth­terten Herzens, aus dem sie keine Mördergrube len in London   mit seinen Plänen nichts a 11 s mehr zu machen brauchen, aus dem Eril in die gerichtet habe und daß ihm im Gegenteil von deutsche Freiheitsluft zurückkehren. An der Spine Staatssekretär des Aeußeren Senderson Har der O- C- Leute, die unseren Genossen Gareis zu verstehen gegeben worden je, daß von einer in München   aus dem Hinterhalt niederstreckten, Rückkehr der Habsburger   nach Ungarn   eine cbenso die Mörder unseres Parteigenossen Rede sein könne. Der Aufenthalt Bethlens in Schottländer, der in Breslau   während der London   habe überhaupt teinen Erfolg ge Rapptage von Angehörigen des Freikorps   Aulock habt und sei von den beabsichtigten acht Tagen gemeuchelt wurde, den Haupttäter fennt man, auf drei verkürzt worden. es ist der Leutnant von Pann wiß, der später in der Schwarzen Reichswehr als Leutnant von Augenblic" für die Reſtaurierung der Gabshur Grumbach ist der Ansicht, daß der geeignete Bargen im intimsten Kreise der Fememörder ger bereits vorüber sei und daß mit dem Ablauf verkehrte. Die Rechtsputschisten und National- der Jahre die Rückkehr der Habsburger   je weiter sozialisten haben allen Anlaß, Freudenfeuer ab- desto schwieriger werde. Auch Mussolini   felbst, zubrennen. auf den die ungarischen Royalisten hauptsächlich Aber wem verdanken sie dies unerwartete ihre Hoffnungen gründen, wird sicher Bedenken Glüd? Der Helfershelferschaft der tragen, die Hoffnungen der ungarischen Royali biederen Kommunisten!. sten allzuweit zu treiben.

Und warum fielen die Kommunisten, dic zuerst das Gesch aufs schärffte ablehnten, plöt

lich um? Um dem kommunistischen   Märtyrer In Debreczin   redet er anders.

Hindenburgs Rheinlandreye. Französische   Vorstellungen.

des

Berlin  , 7. Juli. Gegenüber den Witteilun gen von Pertinag im Echo de Paris", nach denen der französische   Botschafter in Berlin  de Marguerie Vorstellungen gegen die Reise des Reichspräsidenten zu den Befreiungsfeiern im habe, wird jetzt bekannt, daß diese Mitteilungen Rheinland   erhoben oder Bedenken geäußert unrichtig sind. Der französische   Botschafter hat lediglich im Interesse der Weiterpflege guter deutsch   französischer Beziehungen gebeten, im Programm dieser Feier alles zu vermei den, was diese Beziehungen stören oder beein trächtigen fönne. Gewerkschaftsinternationale tagt in Stocholm.

Stockholm  , 7. Juli. Der 5. ordentliche bis Freitag hier tagen soll, wurde heute vormit Songreß der Gewerkschaftsinternationale, der tags im Konzerthaus feierlich eröffnet.

London  , 7. Juli. Der diplomatische Redaf­teur der Sunday Referee" bestätigt auf Grund seiner Informationen, daß die ungarischen Monarchisten einen Staatsputsch und die Juthronisierung Ottos am 20. November d. I. dem 18. Geburtstag Ottos, planen. Die unga Als Gäste nehmen u. a. Albert Thomas  , als das Ende der Regentschaftsregierung Hor-. Stann und Friedrich Adler   teil. Da rische Nationalversammlung werde diesen Tag thys proflamieren und Otto ersuchen, den durch Strankheit verhindert war, wurde der Kon­der Vorsitzende der Internationale Citrine ungarischen Thron zu besteigen. Gleichzeitig fügt greß von dem Vorsitzenden des französischen  der Redakteur des Sunday Referce" hinzu, Gewerkschaftsbundes Jouhaux cröffnet. daß die Vermählung Ottos mit der jüngsten Namens des ſchwedischen Gewerkschaftsbundes Techter des italienischen Königs Maria vorbe ich dessen Vorsigender, Edward Johann reitet werde. Die Hauptinspiratoren dieser Veron, die Teilnehmer willkommen. Sajien Sassen­bach erstattete den Revisions und Geschäftsbe mählung seien Horthy  , Mussolini   und richt; im Anschluß daran wurden mehrere Vor­der Staatssekretär des Vatikans Stardinal träge gehalten." Pacccli.

Margies die letzten zwei Jahre seiner ohne hin auf siebeneinhalb Jahre Gefängnis redu- Bethlen erklärte am Sonntag vor seinen Budapest  , 6. Juli. Ministerpräsident Graf sierten Strafe notabene für drei auseinander Wählern in Debreczin, daß eine putschartige Lö­liegende Mordtaten zu ersparen, jenem Mär fung der Thronfrage für das Land eine Ge­threr, der als Vorübung zu seiner politischen fahr heraufbeschwören würde. Es gebe Leute, die Totschlägerlaufbahn insgesamt 20 Jahre Zucht die wirtschaftliche Krise dazu ausnüßen möchten, haus und Gefängnis für mehrere Duhend um die Thronfrage incidentaliter aufzuwerfen; Einbruchdiebstähle und Räubertaten absolviert hat. gemeine damit feien allerdings nicht die führenden Legi­timisten gemeint. Redner hält an der lleberzeu Budapest  .

Gustav Mahler   in Wien  . Zu des Meiſters 70. Geburtstag, 7. Juli.

Von Dr. Felix Günther.

Schober in Budapest  .

Wien  , 7. Juli. Bundeskanzler Dr. Scho ber ist zu einem zweitägigen Aufenthalt nach Budapest   abgereift. Mit dem gleichen Zuge reifte auch der Wiener   ungarische Gesandte nach

Wahler selbst hat nicht ohne bange Zweifel diese Stellung angetreten. Immer wieder spricht aus seinen Briefen, die er damals schrieb, die Besorgnis, daß ihm seine neue Stellung seinem eigentlichen Beruf der Kompositionent fremden würde. Und ein wenig bange mag ihm auch gewesen sein vor den vielfachen Anfeindun gen, denen er sich gegenüber sah.

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553 Stunden in der Lust. Paris  , 6. Juli. Die Blätter melden, do die Brüder Hunter, die den Weltrekord Dauerflug auf Flugzeugen mit Betriebsstoffer­gänzung gebrochen haben, und die am 4. Juli nach einem Fluge von 553 Stunden 40 Minu ten landeten, Türzlich noch einfache Berg­[ Icute waren. Heute sind sie Millionär c.

Olmüz, Leipzig  , Prag  , Budapest  , Hamburg   den österreichischen Hoftreisen nicht verborgen ge- Ivan Dyd, machten nicht mit. Getränkt nahmen­waren vorausgegangen. Am 11. Mai 1897 stand blieben, was Wiahler in überraschend furzer Zeit sie ihren Abschied. Auch Hans Richter ging, froß­als Leiter einer Lohengrinaufführung Gustav aus der Budapester Hofoper gemacht hatte. Und dem Mahler ihn gerne gehalten hätte. Aber Wah­Mahler zum ersten Mal am Dirigentenpult der wenn es in Wien   viele gewichtige Stimmen gab, ler holte sich neue Leute, holte sich die Milden­1. u. t. Hofoper in Wien  , an der Spige des be die gerne Felix Mottl   als Jahns Nachfolger geburg, die Gutheil- Schoder  , die Kur;, die Förstel, rühmten Wiener Philharmonischen Orchesters. sehen hätten Mahlers Debut, das einen un- holte sich Schmedes, Weidemann, Demuth, Slezak, Es ist etwas Eigenartiges um die Stellung, Es waren feine sehr erfreulichen Verhält erhörten Erfolg bedeutete, war entscheident. Richard Mayr  , Bruno Walter   und den Bühnen­die Gustav Mahler   in unserem heutigen Musil nisse, die Mahler an der Wiener   Sofoper vor Wenige Wochen später schon wurde Mahler   zum maler Alfred Roller  . Von der alten Garde blic leben einnimmt. Der Komponist Mahler   könnte fand. Gewiß war dieses Theater die erste Musif Direktor der Hofoper ernannt. ben ihm Winkelmann, Reichmann, Sesch, um nur uns durchaus gegenwärtig sein durch sein Werf. stätte Oesterreichs  . Aber seine fünstlerischen Aus­einige Namen zu nennen. Mit diesen Künstlern Er ist es nicht; nach einer etwas übertriebenen brudsmöglichkeiten waren erstickt in Traditionen machte Mahler   aus einem überzüchteten Star­heftigen Mahler- Epoche, in der seine Werfe große und in einer gewissen saloppen Arroganz, die es theater ein wirkliches Opernensemble, und damit Mode waren, ist es jetzt sehr still geworden um den Künstlern der Hofoper für unwürdig erschei­begann die große Zeit der Wiener Hofoper, eine seine Stompofitionen. nen ließ, sich mit den Problemen ihrer Aufgaben 3eit, die ihresgleichen an feiner deutschen Opern Viel stärker als der Komponist Mahler  , lebt etwas intensiver zu befassen. Die Wiener   Hof­bühne gehabt hat und wohl auch nie mehr haben der Dirigent im musikalischen Bewußtsein unse oper war der Hort des Belcanto  ; die Inhaber der wird. rer Zeit. Wir wissen heute, daß er der erste große schönen Stimmen regierten. Die Starwirtschaft Das Wiener   Publikum hat immer als eines Dirigent in unserem Sinne gewesen ist, der erste, bestimmte den Spielplan. Selbst der große Wagner- Es wäre ungerecht, furzerhand die Künstler der musikverständigsten in der Welt gegolten. Es der fein Pultvirtuoſe war bei aller selbstver dirigent Hans Richter fonnte einer geschlossenen der damaligen Wiener   Sofoper heute verurteilen ist darum nicht verwunderlich, daß es mit einer ständlichen technischen Meisterschaft sondern ein Phalang von Publikumsfavoriten gegenüber nicht zu wollen wegen des Widerstandes, den sie Gustav Begeisterung ohnegleichen willige Gefolgschaft lich restlos bis ins Tiefste schürfender Interpret cines alle seine Wünsche durchsetzen. Strichlose Wagner Mahler von Anbeginn an leisteten. Da waren die für die wahrhaft revolutionären Taten, die Mah­Kunstwerkes. Mahler   war der erste philofophie- aufführungen gehörten ebenso ins Gebiet des großen Stars, denen bislang fein Mensch ein ler nun in rascher Folge auf der Wiener   Opern­rende Dirigent. Er fand den Eingang in ein Unmöglichen wie etwa eine geschlossene zyklische Wort zu sagen sich getraut hatte, da waren die bühne darbot. Es mag uns heute selbstverständ Kunstwert, indem er dessen Geistigkeit erfaßte, Aufführung des Rings der Nibelungen". Die verwöhnten Lieblinge der Wiener   Gesellschaft, lich erscheinen, was damals als revolutionär galt: und das Geistige erst sette sich bei ihm ins Deusi Aufführungen selbst waren freilich auf großer durch unzählige persönliche Fäden mit deren pro- daß alles, was Mahler gab, lediglich aus dem ein­falische um. Darum war Mahler   ein so unfehl- Höhe. Aber ihre positiven Werte: hervorragende minentesten Spizen und mit der Wiener   Presse sigen Gesichtspunkt des unbedingten Respekts vor barer Interpret eines fremden musikalischen Sänger, außerordentliche Chor- und Orchester- verbunden, alles Leute, die sich durchaus arriviert dem Kunstwerk heraus geboren war. Diesem Gedankens. leistungen waren eben immer nur als Einzel- fühlten, und denen vollkommen das Verständnis fünstlerischen Grundsatz ordnete er alles unter.

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Das großartige fünstlerische Erlebnis, das leistungen zu schäßen. Die Gesamtfultur der Vor- für den Pflichtkreis des Künstlers verlorengegan So wurde er sein eigener Dramaturg und, im der Dirigent Gustav Mahler   zu vermitteln verstellungen war höchst fragwürdig; der autoritative gen war. Es war Gustav Mahlers erste Tat, daß höchsten Sinne, fein eigener Regisseur. Die mochte, ist heute noch neunzehn Jahre nach Wille eines wahrhaft führenden Geistes war in er sie an diese Pflichten erinnerte. Und so wider Opernbühne, bis dahin auf eine traditionelle feinem Tode in der Erinnerung vieler Musiker Wien   nicht zu spüren. strebend sie sich ihm erst gezeigt hatten, so bitter Form von pathetischen und ungeistigen Gesten und Musikfreunde lebendig. Die großen Dirigen- Sänger und Orchester empfingen Gustav böse sie über den satanischen Gnom" und den beschränkt, wurde zum lebenden Theater. Aus tenpersönlichkeiten unserer Zeit, wie Walter, Mahler nicht gerade sehr freundlich. Sie witter jüdischen Affen" auch waren in erstaunlich dem Opernsänger wurde ein Operndarsteller. Der Klemperer, Stleiber, Furtwängler  , Wengelberg, ten in ihm, von dessen unbeirrbarem Arbeits- furzer Zeit hatte Mahler aus diesen wideritre Chor, der vordem eine unbewegliche, starre Masse wären nicht, die sie sind, wenn sie nicht an Wah- fanatismus man sich allerlei erzählte, einen benden Gegnern seine Mitarbeiter gemacht. Sie geivesen war, wurde aftiver Mitspieler. Das Or lers Schule sich gebildet hätten. Denn der Diri Störer ihrer bisherigen Bequemlichkeit. Hans schalten über seinen Sadismus", wenn er sie chefter hatte nicht mehr nur lediglich gesangs­gent Gustav Mahler   ist der Wegweiser für die Richter fürchtete instinktiv die Größe des jünge- immer und immer wieder bei den Proben mar begleitende Funktion, sondern wurde wesentlich­Dirigentenfunst unserer Tage geworden. ren Kollegen, und der Direttor der Hofoper, Wil- terte und quälte. Sie fochten förmlich vor Wut ſter Faftor zur Vermittlung der intellektuellen Wenn man aber vom Dirigenten Gustav helm Jahn, dessen baldiger Rücktritt damals schon über die Unduldsamkeit, mit der er nach ihrer Momente der Opernmusik. Und dies nicht enva Mahler spricht, so meint man zwangsläufig da- beschlossene Tatsache war, hatte weder den Wil   Meinung ihre Künstlerschaft unterdrückte aber nur in der Wiedergabe der dramatischen Meister­mit die eine einzige Periode von zehn Jahren len noch den persönlichen Einfluß, um das En- fie mußten sich endlich doch geschlagen bekennen werte einer neuen Zeit. Nein, gerade in der ( 1897 bis 1907), in denen er in Wien   wirfte. gagement Gustav Mahlers seinen Mitgliedern vor der impetuosen Macht des genialen Men- Durchpuljung der alten Oper, in ihrer Ber­Borbei waren seine Sturm- und Drangzeiten. schmackhaft zu machen. Zweifellos ist Mahler von schen, der mit allem Recht von ihnen forderte, menschlichung, in der Art, wie Mahler   einer in In wenigen Etappen war die Laufbahn Mahlers der Generalintendanz der Wiener   Softheater nach daß sie in ihm ihren fünstlerischen Führer sähen, sich unlogischen Stunstgattung logische Bedeutung bis in die höchsten Positionen gekommen, die die Wien   berufen worden in der Absicht, daß er die und dies nur um des Kunstwerkes willen. Die gab darin zeigte sich die großartige Wirksam deutsche   Musikwelt damals zu vergeben hatte. Nachfolgerschaft Jahns übernehme. Es war ja großen Stars freilich, die Renard und der Tenor feit seiner Künstlerschaft.