Beite 6.
Kunst und Wissen. Wiſſen.
Im Brünner Ausstellungsgelände ist eine Erposition der Entwicklung des Menschen zu sehen: Anthropos heißt auf griechisch Wensch; Profeffor Absolon, der Kustos des Mähr. Landesmuseums, zeigt an Hand zahlloser Ausgrabungen das Werden des Menschen vom Affen zur heutigen Gestalt, das Werben menschlicher Kultur von der Steinzeit an gefangen. Alte Erinnerungen aus der Gymna fiastenzeit werlet wach, wenn wir Stein- und Eiszeit, wenn wir den Neandertal- und Aurignac menschen und ihre Welt in vielen Reproduktionen, an Hand der spärlichen Reliquien wieder aufstehen sehen. Gleich in der Vorhalle begrüßt uns eine plastische Nachbildung des Kampfes unserer Urväter mit einem Höhlenbären, daneben sehen wir die weltberühmte Grotte von Altamara in Spanien , in der einige graphische Darstellungen des Steinzeitmenschen gefunden wurden. Mit Bienenfleiß und wahrhaft deutscher Gelehrtengründlichkeit hat Absolon weiter alle Typen der Urmenschen zusammengetragen: Den Neandertaler , der am 3. August 1908 in La Chapelle au Saintes gefunden wurde, die ganze Familie, die man am 5. August 1894 in Předmost in Mähren entdeckte,
das Skelett, das im Jahre 1927 im Lög in Sebro. witz bei Brünn ausgegraben wurde, und nicht zuletzt die Steletteile aus Sussex in England und Java.
Donnerstag, 10. Juli 1930.
geben beliebte, wie nett von ihm, mit einem Aufwand von 30.000 K ein Mammut zu errichten und nicht etwa als Wahrzeichen der Haltbarkeit seiner Schube oder Größe seines Unternehmens in Zlin oder seiner Passage am Wenzelsplatz in Prag auszustellen, sondern es großmütig einem Museum zu schenken. Wahrscheinlich soll darauf hingewiesen werden, daß auch unsere Urväter Schuhe getragen haben, wahrscheinlich aus Mammuthaut; ob aber die Werke des Herrn Bafa so leistungsfähig sind, ein nettes Mammutfüßchen zu beschuhen? Eine Gruppe Höhlenbären , die in den mährischen Höhlen gefunden wurden, erinnert verblüffend an ein friedliches Raffeekränzchen und die Bilder der Maler Schustala und Jacger aus dem Leben der Ureinwohner unseres gesegneten Landes sind wohl mehr als Ersatz für Schullesebücher mit Illustrationen bestimmt, als für eine ernste Ausstellung. Ob an dem einen Feuer wohl Raffee gekocht wird? Und wer von den beiden Ringkämpfern mutlich die Vorläufer der olympischen Spiele wird dennoch in den Abgrund fallen? Walter 2 stig.
Sport- Spiel- Körperpflege
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Arbeiter- Schach.
Str. 160.
Im großen und gangen war der Schachkampf eine wohlgelungene, vielleicht eine erziehende Veranstaltung. Auch die Endleistungen unserer Genossen gegen die schon tampferprobten Sachsen waren recht ehrenvoll. Dem Arbeiter- Turn- und Die junge Schachsparte der Arbeiterturner Sportverband gebührt der Dank dafür, daß er hat im Rahmen des Auffiger Turnfestes ihre erste den Arbeiterschächern in seiner Organisation Feuerprobe bestanden. Fern vom Lärm und Fest- Unterschlupf gewährte und so die Zusammenfastrubel der Stadt, der sich an den Mauern des fung der proletarischen Schachträfte überhaupt Volkshauses bricht, siyen im gedämpften Licht des ermöglicht hat. Nur in seinem Rahmen und geNebensaales im Hintergebäude einige Dußend, stüßt auf seine mächtige Organisation war der durchwegs jugendliche Arbeiter boim ,, königlichen" Länderkampf denkbar. Spiel; abgesondert von den Massen und ihnen doch innig verbunden durch gleiches Spiel und Bundesfeft der Arbeiter- Rad- und Kraftfahrer. gleiches Wollen. Schon beim Eintritt in den Bundes, Solidarität", Dresden 1930. Spielsaal, dessen Stille doppelt wirkt nach dem lauten Getöse der Straße, fühlt man sich in eine Nur wenige Wochen trennen uns noch von andere Welt versetzt und hier hat der stille Geist dem ersten Bundesfest des Arbeiter- Rad- und sein Quartier aufgeschlagen, auf Zehenspitzen Kraftfahrer- Bundes" Solidarität", welches am 25., vergehen die Kibike und die Genossen der Turnier- 26. und 27. Juli d. 3. in Dresden auf leitung; halblaut nur werden Bemerkungen ge- den Elbwiesen oberhalb der Bogelwiese abgehalten macht, Anordnungen gegeben. wird. Aus allen Zeilen Deutschlands sind TeilDas Bild ist dem leidenschaftlichen nehmer gemeldet, ebenfalls aus dem Ausland. Die Schächer", der die internationalen Schachtur- Vorarbeiten für das Fest sind in vollem Gange. niere besucht, wohl vertraut und doch ist hier Das Festbuch ist fertiggestellt und wird versandt. etwas Neues, etwas Unoewohntes. Arbeiter sind Auf dem Festplatz sind die Handwerker dabei, die, es, die sich hier die geistigen Schlachten liefern, nötigen Baulichkeiten zu errichten. Ein großer Arbeiter, die täglich in harter und oft überlanger Hartplay in der Größe von 120X130 Meter wird Fron ums tägliche Brot ringen. Wo nehmen sie hergestellt. Die Stadt richtet außerdem noch einige noch die Spannkraft her, wo die Zeit, die dieses Pläne her, die später bestehen bleiben. Am Freischwierigste aller Spiele erfordert? Eine unge tag, den 25. Juli vormittags 11 Uhr findet die henere Sehnsucht und Energie muß im proletaris Eröffnung statt, abends Bahnrennen in Reid. Am fchen Menschen wohnen, daß er noch Muße und Samstag abends wird das große Sprechchorwert Seraft für geistige Genüsse findet, die sehr schwer von Auerbach„ Am anderen Ufer" aufgeführt. Als zu erringen sind, die solche Opfer von ihm Abschluß am Sonntag abends großes Feuerwerk. fordern. Das Programm ist ein reichhaltiges, jeber Besucher wird auf seine Rechnung lommen.
Spielplan des Neuen Deutschen Theaters. Donnerstag( 227-3; 7% Uhr:„ Madame Butterfly ". Freitag( 228-4), 7% Uhr: Rhabarber Samstag, 7% Uhr:„ Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny ". Sonntag, 7½ Uhr: Die Dreigroschenoper". Montag( 2291),
7% Uhr:„ Es lebe die Liebe".
Literatur.
Spielplan der Kleien Bühne. Donnerstag, 7% Uhr: Rhabarber". Freitag, halb Unsere Urväter haben aber auch einiges für 8 Uhr: Dent an mich!". Samstag, 7% Uhr: ihre Bequemlichkeit getan: das Feuer war ihnen Geschäft mit Amerika ". Sonntag, halb nicht mehr unbekannt, ungezählte Steininstrumente 8 Uhr: Panne um Mitternacht". Montag, werden gezeigt, die allerdings auf den ersten Blick 7½ Uhr:„ Geschäft mit Amerika ". wie etwas ungewöhnliche Steinsplitter ausschen und erst bei näherer Untersuchung als Schneide ober Schlagwerkzeuge entpuppen. Wie wunderbar muß diesen Leuten etwa die Nähnadel aus echten Anochen vorgekommen sein und wenn man sich die Die Freie Gemeinde." Organ für sozialdemoFelle der damaligen Tiere veranschaulicht, dann kratische Stommunalpolitik. Erscheint zweimal im versteht man, daß nur mit diesen Riefennadeln Monat. Bezugspreis: Vierteljährlich 4.50 K. Verein Zusammenfügen zu erzielen war. Wundersam waltung: Prag II., Netazanta 18. Redaktion: erscheint diese Ausstellung in der heutigen Zeit aussig, Dr. Löschnerstr. 12. Die soeben erschienene der Ueberzivilisation, wundersam hoch erscheint uns die Entwicklungsfähigkeit menschlichen Geistes, menschlicher Geschicklichkeit, wenn wir die Uran fänge sehen, in denen etwa eine Hütte gebaut wurde. Verblüffend, daß selbst in diesen Zeiten das Hirn nach zivedloser Betätigung strebte und etwa die Wandbilder der Grotte de Niaux Frank reich) schaffen konnte. Es ist unmöglich, die Fülle der Ausstellungsobjekte zu beschreiben, ihre über sichtliche Anordnung und meisterhafte Beschreibung werden aber jedem Laien diese längst vergangene. tote Welt interessant machen.
Der Festbeitrag beträgt für Erwachsene M. 5-, für Jugendliche Mar. 8.-. Darin sind inbegriffen: Festbuch, Festplatette, Uebernachtung in Massenquartieren an allen drei Tagen, Anspruch auf Straßenbahnverbilligung( gültig für alle drei Tage auf allen Linien der Stadt) für W. 1.50, beliebiger Eintritt zum Festplatz an Tagen, freier Eintritt zur Rennbahn ; Privatquartier für jede Nacht zu W. 1.-.
Tageseintritte: Freitag ml. 1.-, ab 18 Uhr war. 0.50; Samstag Mar. 1.-, ab 18 Uhr Wt. 0.50; Sonntag Mt. 1.50, ab 19 Uhr WH. 0.50. Ohne Festbuch, ohne Plakette, ohne Straßenbahnverbilligung, gültig nur für einmali. gen Eintritt zum Festplatz.
Nur jugendliche Stämpfer sind es, die sich aus den deutschen Gauen der Sudeten zusammen gefunden haben, um ihre Straft mit den benach barten sächsischen Schachgenossen zu messen. Der ältere Arbeiter war in seiner Jugend noch ausgeschlossen von solchen geistigen Spielen, denn zehn und mehrstündige körperliche Arbeit im Tag ist hier ein schweres Hemmnis für spielerische geistige Betätigung. Die Entwicklung der geistigen Fähigkeiten aber ist der Jugend Bedingung, jedes Aufstiegs und der Weg der Arbeiterklasse Nummer 13, vom 2. Juli 1. 3., enthält Artikel von führt steil hinauf. Die im logischen Denken geIng. Hugo Neumann( Teplit): Ueber Typen- schulterten Schachgenossen werden der Bewegung pläne und Baukosten von Gemeindewohnhäusern", eine wertvolle Hilfe sein. bon- 31 über: Unterstügung der Elektrifizierung Die scha chlichen Leistungen über des flachen Landes". S. M.( Aussig ) berichtet unter raschen. Sie stehen hoch über dem Durchschnitt dem Titel:„ Fünf Tage bei unseren Wiener Freunder Staffeehausleistungen und reichen nicht allzu den", über die Studienreise unserer Kommunalpoli felten an die Klasse der Berufsmeister heran. tiker nach Wien . In der Rubrit„ Rundschau" wird Geradezu typisch für die gelieferten Partien ist ein wichtigstes Erfenutuis des Obersten Verwal- ihr geradliniger unkomplizierter Aufbau. Vertungsgerichtes, über die Wählbarkeit der Angestell- wicklungen werden möglichst vermieden, die ein-. 1.50. ten eines städtischen Krankenhauses in den Stadt- mal gefaßten Ideen mit eiserner Konsequenz rat, gebracht. Außerdem werden über„ Riesenbau- durchgeführt, ost ohne der gegnerischen Einwvir Es fehlt aber auch nicht an Sumor: da be- ten in Wien ", die Tagung der deutschen Boden fung genügend Rechnung zu tragen, so daß die grüßt uns in der Vorhalle ein Riefenmanunut, reformer in Würzburg ", über die Erfolge der Wie an sich gute Idee unterliegt. Es geht eben auch unter dem folgende heitere Aufschrift prangen darf: ner Gemeindefürsorge" und die vom Ministerium im Schach wie im Leben und in der Politik, daß Geschenkt dem Mähr. Landesmuseum vom Fabri- für soziale Füsorge herausgegebene Novelle zum der Gegner nicht untätig zusieht, wenn wir ihn fanten T. A. Bafa. Errichtet mit einem Aufwand Gesch über die produktive Arbeitslosenfürsorge so matt setzen wollen, sondern jede Schwäche in unjebon 30.000 K." Wie wunderbar ist es eigentlich, wie verschiedene andere Ereignisse Notizen gebracht. rer eigenen Stellung erspähen sie und greifen, das daß Herr Bala auch die Urwelt nicht vergessen hat Jeder sozialdemokratische Gemeindefunktionär soll uns zu vorsichtigem und gesichertem Vorgehen und unter dem Mammut seine Visitkarte abzu- Abnehmer und Leser der Freien Gemeinde" sein. zwingt.
Zwischen zwei Feinden.
Von Wilhelm Hamperl.
Jeder der im Weltkriege war, hatte das Gefühl, als sei er in einem mörderisch reißenden Strom geraten, wo er als Einzelner nichts ist, und wo er vielleicht sein bißchen Leben nur jo retten konnte, daß er mit der Strömung schwamm in der Hoffnung, doch noch irgendwie an einem Stückchen friedlichen Ufer des Hinter landes hängen zu bleiben. Dieses Gefühl des Nichtsseins, hervorgerufen durch einen wahnsinnigen Drill, gepaart mit dem Mißtrauen gegen seinen Nebenmann, bewirkte es, daß eine leine Schicht Stommandierender Millionen anbere Menschen zwingen konnten, das zu tun, was sie nicht nun wollten.
einige Minuten, um den nachkeuchenden Krau- I ten noch nicht hier gewesen sein. Auch fehlte ten den Anschluß zu ermöglichen. Mein Neben- merkwürdigerweise das Gewehr des Gemordeten. mann und ich waren ebenfalls ruhrkrank und Grauen schüttelte uns bei diesen Feststellunmußten fünfzehn- bis zwanzigmal täglich während des Marsches austreten. Natürlich verschoben wir, oft unter den ärgsten Qualen das Austre ien, um uns die noch ärgere Qual des Nach feuchens zu ersparen.
Wieder einmal spürte ich, daß ich es nicht mehr zurüddrängen fonnte und stürzte laufend in ein Wäldchen, neben der Straße. Erst später wurde ich gewahr, daß mein Nebenmann mir gefolgt war.
gen und ich hatte plötzlich das Gefühl, als ob wir beide in unmittelbarer Gefahr wären. Wütend riß ich den Verschluß meines Gewehres auf und stieß Hirrend ein volles Magazin Patronen hinein. Meinem Kameraden rief ich dasselbe zu tun, was er, von meiner Angst angesteckt, schließlich auch tat.
Uebernachtung möglich, foteit noch Quartiere vorhanden sind. Borherige Anmeldung ist Bedingung. Preis für Massenquartier pro Nacht war. 1.-, für Privatquartier pro Nach!
Meidungen nach Geschäftsstelle für das Bundesfest des Arbeiter- Rad- und Kraftfahrer„ Solidarität", Dresden - A., RizenbergBundes straße 2, Bollshaus.
Herausgeber: Siegfried Zaub. Chefrebatteur: Wilhelm Nieknet. Beranhvortlicher Rebatteur: Dr. Emil Strauß. Prag . Drud:" Nota" M.-G. für Zeitung und Buchdrud, Prag. ür den Druck verantwortlich: Otto Solit. Prag . Die Zeitungsmartenfrantatur wurde von der Boft- u. Telegraphen oirektion mit Erlag Nr. 13.800/ VII/ 1930 betvilligt.
Ich hielt den Atem an und zielte scharf auf die linke Brustseite meines Gegners. Shn mächtige Wut blitte in dem stumpfen Bauerngesicht des Feldgendarmen auf, dann senkte sich fein Gewehrlauf. Rasch nahm er seine Waffe in die Balance und verschwand hinter dem Busch, aus dem er vorhin herausgetreten. Immer noch das Gewehr im Anschlag, ging ich so weit seitwärts, um hinter den Busch blicken zu können. Da sah ich den Feldgendarmen quer über das Feld gehen. Auf der rechten Schulter trug er fein Gewehr und ein zweites mit dem Riemen über den linken Arm geschlungen. Bei diesem Anblid dachte ich unwillkürlich an den toten Infanteristen mit dem Rückenschuß, dessen Gewehr fehlte und ich hatte die Gewißheit, uns beiden das Leben gerettet zu haben.
Dann humpelten wir vorsichtig weiter. Nach einer Stunde sant die Sonne und die Däm merung begann einzusetzen. Mit einem Male, ohne ersichtlichen Grund, verdichtete sich das Gefühl der Gefahr in mir. Das Gewehr von der Schulter nehmend, spähte ich scharf nach vorn. Da schien es mir, als ob sich die Zweige eines Busches am Straßenrande vor uns bewegt hät- Alle Müdigkeit war aus uns geblasen. ten. Auch hörte ich leijes, verhaltenes Klirren, Wahnsinnige Angst, daß uns der Tod in irgend wie von Waffen. Ich blieb ſtehen. Einige welcher Gestalt noch einholen tönnie, jagte uns Minuten vergingen, nichts regte sich. Trotzdem weiter. Nach zwei Stunden brachen wir bei es gar nicht in meiner Absicht lag, durch Schie- einem Kreuzwege vor Müdigkeit zusammen. hen Lärm zu machen, versuchte ich mit einer Dort frochen wir in ein dichtes Gehölz, legten Finte dieser quälerischen Ungewißheit ein Ende uns flach auf den feucht- talten Boden und das zu bereiten, indem ich lauf und entschlossen schußfertige Gewehr in Händen, spähten wir in bie Dunkelheit, voller Angst, daß uns der meinem Kameraden zurief: wütende Menschenschlächter mit anderen zusammen suchen könnte. Die Nachttälte burchbrang uns immer mehr und mehr und der tagelang ontbehrte Schlaf drückte immer unwiderstehlicher, so daß wir, um ihn zu entgehen,
Du, Berger! Ich habe das bestimmte Gefühl, daß uns hinter jenem Gebüsch jemand auflauert. Wir eröffnen auf den Busch ein Einzelfeuer. Sobald der eine von uns schießt, repetiert der andere. Also aufgepaßt!"
Nachdem wir uns erleichtert hatten, verjuchten wir laufend die Kompagnie einzuholen. Troßdem wir fast eine Viertelstunde liefen, fonn ten wir sie doch nicht einholen. Wahrscheinlich hatten wir zu lange im Wäldchen verweilt. Dazu fam noch, daß viele durch Zeitungs- Stöhnend hielten wir an. artifel präpariert, wirklich glaubten, der Feind Mein Kamerad jant um wie ein gefällter sei nur vor ihnen. Heute wissen wir durch die geschriebenen Tatsachen des Krieges, daß der Baum. Ich nahm ihm den Tornister ab und Feind hinter uns im ganzen genommen viel schob ihn unter seinen Kapf. Nach einiger Zeit tüdischer und grausamer war, als jemals der erholte er sich, war aber jo matt, daß er weder reden noch sich bewegen konnte. Ich wartete geUnlängst traf ich einen alten Regiments- duldig, war froh, einen Grund zum Rasten zu fameraden, dem es, wie vielen, durch allerhand haben. Als er endlich wiever sprechen fonnte, glückliche Zufälle gelungen, aus dem mörderi bat er mich jammernd, ihn nicht zu verlassen. schen Strome des Weltfrieges lebend das Ufer Er werde sich erholen und dann könnten wir des Friedens zu erreichen. Nachdem wir unser uns an eine vorbeimarschierende Abteilung anpersönliches Gespräch erledigt hatten, famen wir schließen. auf den Krieg zu sprechen. Da erzählte er mir, Eine halbe Stunde lagen wir nebeneinan Bevor ich noch etwas tun konnte, zerteilte uns gegenseitig heftig in die Rippen pufften. wie er durch sein entschlossenes Handeln dem der und genossen die süße Wohltat des Rastens. sich plößlich der Busch und ein Feldgendarm Mit einemmale flang das Trappeln hunderter Tode hinter der eigenen Front entging. Ich Nichts regte sich, bange Stille umschloß uns. stand mit angeschlagenem Gewehr zwanzig müder Füße näherkommend durch die Nacht. gebe hier seine Erzählung möglichst so wieder, Tas unangenehme Gefühl, daß wir uns im to- Schritte vor uns. Seine scharfe Kommando- Die Freude, unter Bielen untertauchen zu ten Raume zwischen unserer zurückweichenden fönnen, durchflutete uns und holte neue Kräfte Armee und den nachdrängenden Russen bestimme zerriß die friedliche Abendstille. Halt! Gewehre niederlegen!" aus unseren germarterten Körpern. Mit steifen Es war in den ersten Monaten des Strieges, fanden, begann uns zu würgen. Die Furcht vor Im nächsten Moment tnipste ich die bleiernen Gliedern wankten wir zum Straßenwo das jogenannte Menschenmaterial noch reich einem unbestimmten, unbekannten Schicksal, das lich vorhanden war und wo die f. u. f. Armee immer näher rückte, wang uns hoch. Ich half Sicherung auf und mein Gewehr flog ebenfalls rand und schoben uns in eine Lüde ein. Gie unter den wuchtigen Vorstößen der Russen zer- meinem Kameraden auf die Beine und wir in Anschlag. Mein Kamerad, eingeschüchtert sahen uns gar nicht, schliefen im Gehen. Späriffen und zersprengt, unaufhaltsam zurückflutete humpelten fluchend und stöhnend weiter. Zwei durch die magische Gewalt des Kommandos, dem ter, als der Morgen grauic, bemerkte uns ein Auch unsere Stompagnie war auf ein Drittel Stunden schleppten wir uns so. Plöglich schreit er schon tausende Male gehorcht, wollte sein Ge- Unteroffizier und frug: ihres ursprünglichen Standes zusammenge- mein Kamerad erschreckt auf und deutet muitten wehr niederlegen. Da schrie ich ihm wütend an: ,, Nicht! Fertig nehmen zum Schießen...!" schrumpft und froch als eine der letzten auf der auf die Straße vor uns, auf einen feldgrauen Er gehorchte. Auch sein Gewehr flog schußStraße nach Przemysl zurüd. Vorher standen Körper, der in einer großen Blutlache lag. wir wochenlang im Gefecht im Schützengraben, Beim Näherkommen sahen wir, daß es ein alter fertig an die Schulter. Nun standen wir zwei to uns das talte Grundwasser bis an den vollbärtiger Infanterist war, mit einem Rüden gegen einen. Er fonnte nur auf einen schießen. Snöchel reichte. Daher war es natürlich, daß und Stopfschuß. Ich beugte mich zu dem Toten Bevor er repetierte, traf ihn der andere mit die meisten von uns mehr oder weniger ruhr- herab und jah, daß die Ränder der Kopfwunde tödlicher Sicherheit, denn wir waren zufällig rauchgeschwärzt waren. Es sah aus, als ob der alle beide Scharfschüßen. So standen wir eine Mörder den Infanteristen erst durch den Rücken halbe Minute gegeneinander. Dann fühlte ich, schuß gefällt und dann wie ein angeschoffenes jeßt mußt du rasch handeln. Mit knapper Wild aus nächster Nähe abknallte. Es fonnte Schärfe gellte meine Stimme hinüber:. nur einer der Eigenen gewesen sein, der diesen ,, Kehrt cuch! Oder ich schieße..! Eins... fen, gleich niederzuschießen!" tüdischen Mord beging. Denn die Russen tonn-| zwei...
wie ich sie hörte.
frant waren.
An jenem Tage marschierten wir schon an die zwanzig Stunden, nur hie und da von kurzen Rastpausen unterbrochen. Immer wieder muß ten Leute austreten, so daß oft die halbe Kompagnie zurückblieb. Dann hielt die Abteilung
Wer seid ihr?" ,, Versprengte", antwortete mein Kamerad
cinsilbig.
Habt ihr keinen Feldgendarmen begegnet?" frug er weiter. ,, Nein", sagte ich innerlich fröstelnd.
der
,, Na, da habt ihr Sauglück gehabt" meinte Unteroffizier vielsagend. Ein Feldwebel vom Generalstab hat mir im" Borbeireiten erzählt, daß die ungarischen Feldgendarmen Befehl haben, alle Versprengten, wo sie sie tref