Nr. 184.

Oldenburg   in Mäusenot. Aus dem Oldenburger

Freitag, 8. August 1930.

Band werden Notschreie über eine Mäufeplage laut. Seltsame Hochzeitsbräuche in Niederländisch- Indien.

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Vertreter der Landwirtschaft haben die oldenburgische und die Reichsregierung gebeten, das Oldenburger Ausgeartete Etikette. Land als Notstandsgebiet zu erklären. Ueber Warsch Die Babar- Inseln   bilden eine kleine Gruppe, I manchmal wird es auch verweigert, um die Fa und Moorweiden und Aecker   ist eine furchtbare die sehr isoliert in dem südlichen Teil der Molukken- milie des jungen Mannes zu verhöhnen, woraus Plage hereingebrochen, da sich die dort vorkommen See im Nordosten von Timor   liegt. In früheren dann immer Mord und Totschlag entstehen-, den Nager in der letzten Zeit derart vermehrt haben. Jahrhunderten, als die Molukken noch das Zentrum dann steht der Hochzeit nichts mehr im Wege. daß man große Besorgnis um die Ernte hegt. In des Handels der Ost- Indischen Kompagnie bildeten, Körbe mit dem üblichen Brautschatz bestehend einem Teil der Wesermarsch   hat man faum noch hatten auch diese Inseln noch einiges Interesse, so aus roten Tüchern, Armbändern und vor allem ausreichend Futter für das Vich und ist zu Wassen- daß man eine zeitlang für die Einführung des einen goldenen Ohrring, werden zu der Familie verkäufen auf den Märkten gezwungen. In dem Christentums dort eiferte und sogar Lehrer hin der Brut geschickt, und in der Nacht darauf kommt erwähnten Gebiet sind auf einen Quadratmeter sandte. Jedoch hat sich dieses Interesse seitdem der Bräutigam wieder nach dem Haus seiner Braut. guten Boden Dußende von Löchern der kleinen ge- vollkommen verloren; die Inseln liegen außerhalb Er wird dort erst mit Gewehrschüssen abgeschreckt, fährlichen Feldmäuse zu finden; so grub ein Land- des gewöhnlichen Verkehrs und lehrten dadurch in aber zum Schluß doch hereingelassen und von dem wirt auf einem Fled von vier Quadratmetern 368 den alten unzivilisierten Zustand zurück; der Ein Vater in den dunklen Innenraum geführt, wo sein Mäuse aus. Auch die beiden Aemter Brake und Els- fluß des Christentums verschwand vollkommen; und Mädchen mit allen ihren weiblichen Verwandten fleth am oldenburgischen Unterweserufer sind voll als in diesem Jahrhundert durch die Ausbreitung sich aufhält. Jetzt kommt es darauf an, die Geliebte tommen ,, bermaust". Welchem Zuge die Tiere folgen, der holländischen Oberherrschaft für die total verim Dunkeln zu finden. Tastend und greifend unter­1st unbekannt. Sie vermehren sich ungeheuer schnell, gessene Besizung wieder Interesse erwachte, fand sucht er die eine Gestalt nach der andern, das kann setzen sich über Flüsse und Bäche binweg und haben man eine heidnische Bevölkerung vor, bei der die manchmal lange dauern, besonders, wenn der auch den Rüstendeich verhängnisvoll durchwühlt. früheren Zivilisationsversuche nicht den geringsten Schwiegerjohn sich ein bißchen frech benimmt oder Hartwig& Vogel A. G., Bodenbach  ( Elbe  ) Eindruck hinterlassen hatten, und die wieder voll- wenn das Mädchen zeigen will, daß sie in hohem kommen zu den natürlichen Sitten ihrer Vorväter Maße auf Anstand hält, weshalb sie dem suchenden zurüdgekehrt war. Liebhaber fortgesetzt ausweicht. Aber schließlich er Das äußerte sich unter anderm in der sehr begibt sie sich, wird von dem Bräutigam zu ihrem liebten Heiratszeremonie, die ein bißchen Papa gebracht, der dann ihre Röpfe einmal tüchtig viel Umstände erfordert und in Wirklichkeit auf eine gegeneinanderstößt, womit die Ehe vollzogen ist. öffentliche Anerkennung des Zusammenlebens her­auskommt.

Am Verfassungstage des Deutschen Reiches, Montag, den 11. August, empfängt der Deutsche Gesandte die Angehörigen und Freunde des Deut schen Reiches von 5 bis 7 Uhr in den Räumen der Deutschen   Gesandtschaft.

Blutrache in Montenegro. Gelegentlich des Jahrmarktes in Berischlavci am Skutarisee kam es zu einem Handgemenge zwischen den Mitgliedern von zwei seit langem verfeindeten Familien. Nachts Jetzte sich der Kampf auf eigenartige Weise fort. Die Mitglieder der einen Familie drangen in das Haus der anderen ein und prügelten sie halb tot, ein Sohn erlag den erlittenen Verlegungen. In Montenegro  herrscht noch Blutrache, es ist also, obschon die Polizei inzwischen 20 Personen verhaftete, noch mit

furchtbarer Vergeltung zu rechnen.

Boltswirtſchaft und Sozialpolitit.

Diana Bonbons gegen Durst!

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geschrien und geschimpft, aber zum Schlußze weichen die Verteidiger des Hauses zurüd, nachdem der Bräutigam genügend Geschenke an sie verteilt hat, um den Eingang freizufaufen.

Dann tritt er in das Haus. Seine wider­So bequem wie der eben verheiratete Mann spenstige" Fran sist dort, ebenfalls prächtig geftel Hat ein babaresischer Jüngling sein Auge auf bei uns hat es der Bräutigam bei den meisten Ein- det, inmitten ihrer Familie, um ihn zu erwarten. eine junge Schöne fallen lassen, dann beginnt er geborenenstämmen des niederländisch indischen Ar- Aber mit feinem Wort, keinem Blick bewillkomm mit dem Fensterln", das bekanntlich auch in chipels beſtimmt nicht. Die öffentliche Meinung net sie ihn. Finster und starr sicht sie vor sich hin. Bayern   und einigen Gebieten Hollands   noch einen würde den eventuellen Eifer der jung verheirateten Ein Bild der Niedergeschlagenheit, der Angst. Bor wichtigen Teil der Heirats Präliminarien bildet. Schönen, ihren jungfräulichen Stand gegen den der sichtig setzt sich der Bräutigam in einigem Abstand Aber hier ist das Fenſter nicht das kleine Dachfen verheirateten Frau einzutauschen, durchaus nicht auf den Boden nieder; vor allem nicht zu nahe, ster, durch das der Liebhaber im Schuß der Dunkel- anständig finden. Es ließe sich außerdem daraus denn das würde unmanierliche Ungeduld verraten heit zu seiner Auserforenen hineinflettert, sondern ableiten, daß sie anscheinend schon sehr froh ist, von und sofort zu Folge haben, daß ein paar alte ein einfaches Loch in dem Boden des auf Pfählen ihren Eltern fortzukommen, oder Angst hätte, figen Frauen sich zwischen ihn und das Mädchen setzen. stehenden Hauses. Erst beginnt er listig auszufor- zu bleiben. Und solch ein Gedanke würde für die Dann plandern die Angehörigen der Braut und schen, an welcher Stelle des Bodens feine Auser Braut und für ihre Eltern, die auf ihre Ehre und die Begleiter des Bräutigams ein bißchen milein forene nachts gewöhnlich ihre Schlafmatte aufrollt. ihr Anschen bedacht sind, wohl das Schlimmste sein, ander, aber weder Braut noch Bräutigam hören zu. Wirrwarr auf den Sowjetbahnen. Weiß er das, dann geht er eines Nachts vorsichtig was man ihnen nachjagen fann weshalb der Sie sehen mur gerade vor sich hin, als ob die ganze unter ihr Haus und flopft an die Bambuslatten Adat, das ungeschriebene Sittengesetz der Einge- Angelegenheit sie nichts anginge. Die Prawda" vom 18. Juli meldet: Jm des Bodens, bis die Schöne ihm zu erkennen gibt, borenen, eine ganze Reihe von Zeremonien einhält, Bezirk Melitopol   konnten die Lagerräume wegen daß sie wach.ist. Ist der Besucher willkommen, die nach dem Schließen einer Ehe noch vollzogen Mangel an Zement nicht fertiggestellt werden. dann werden die Bambuslatten etwas auseinander- werden müssen, um zu zeigen, daß die junge Frau Die Oktobereisenbahn zwischen Leningrad   und geschoben, und ihre zierliche Hand kraut ihm ein nur mit großem Widerwillen dem Ehemann folgt. Moskau   zeigt eine weitere Verschlimmerung der bißchen seinen struppigen Lockenkopf, während er Lage. Die Zahl der nicht ausgeladenen seinerseits die sand durch die Bodenöffnung stedt. und den Buginesen, auf Celebes  , jind diese An Besonders bei den Bewohnern von Makassar  Waggons nimmt von Tag zu Tag zu und Viele Nächte geht dieses Spiel so fort; es würde beträgt an manchen Tagen 3000. Die von den ein Zeichen größter Ungehörigkeit sein, wenn der des jungen Ehemannes ausgebildet worden, die stands Sitten sehr beliebt und zu einer Plagerei Güterzügen täglich zurückgelegten Strecken neh- Liebhaber auch nur eine Nacht ausließze, von dieser bei dem Adel  ", der schon durch allerlei Etikette men von Tag zu Tag ab. Die gleichen Klagen Art seiner Anhänglichkeit Zeugnis abzulegen. Na über Verstopfungen an Knotenpunkten fommen türlich weiß die ganze Familie schon lange, daß heben will ganz wie bei uns- und Standesvorschriften sich von den andern ab­von überall. Die Zahl der Waggonverladungen etwas im Gange ist", aber läßt sich nichts davon dauern fann. heben will ganz wie bei uns einige Wochen nimmt ab. Gleichzeitig wächst die Disziplin merken. losigkeit der Eisenbahnbeamten. Bis dies lange genug gedauert hat das Die Maschinisten und Schaffner machen einfach heißt: bis der feurige Jüngling mit einer Dose für blau, erscheinen nicht zum Abgang Kalkpuder oder einem Muschelarmband heraus­des Zuges oder sind derartig betrunken, daß gerückt ist, das aud) als festes Pfand angesehen man sie nicht fahren lassen kann. So wurden wird, und im Falle eines Bruches des Beirats 3. B. in Batu an einem einzigen Tag, am 6. versprechens bei dem Schadenvergütungsprozeß vor. Juli, sechs Maschinisten wegen Trunkenheit ent- gewiesen werden lann. Ist es also einmal so weit, laffen. In dem benachbarten Eisenbahndiſtrikt dann muß energisch gehandelt werden; das un­liegen die Dinge noch schlimmer. Der Prozent- schuldige Mädchen schlüpft eines Nachts, scheinbar jaß der laut Fahrplan abgefertigten Züge be- unbemerkt von den Hausgenossen, an die Vorder­trägt 10. Im Laufe von 24 Stunden haben die tür, um den Liebhaber leise hineinzuloden. Dat sie Maschiniſten neun Lokomotiven außer Betrieb ihn einmal im Hause, dann wird Wama plößlich gesetzt: der Herbsttransport für Naphta, Fische wach, macht Licht und entdeckt den Eindringling. und Brot ist in Frage gestellt. Große Aufregung; der erzürnte Papa begibt sich Die reparaturbedürftigen Loko- laut scheltend nach dem Haus der Verwandten des motiven sind ein Problem für sich. Der Jünglings, berichtete ihnen im hochfahrenden Ton Trud" vom 18. Juli meldet z. B. aus Simfe- die begangene Uebeltat, löst, um mehr Eindrud zu ropol, daß 25 Prozent sämtlicher Loto machen, einige Gewehrschüsse, so daß das ganze motiven nicht verwendbar sind. Die Dorf erwacht, und ruft dann ganz laut auf dem Reparaturen werden außerordentlich schlecht aus- Dorfplatz aus: Der und der ist auf meine geführt. Rotospalme geflettert!"

Die Disziplinlosigkeit der Beamten hat ein Dieses ganze Theater dient in Wirklichkeit nur ungeheuerliches Anwachsen der Eisen- als Verlobungsanzeige"; jetzt, wo die Verbindung bahutatastrophen zur Folge. Das Volts befannt gemacht ist, fann der Süngling bestimmt kommissariat für Verkehrswesen teilt mit, daß nicht mehr zurück! Nun wird der festgehaltene im Laufe des ersten Halbjahres 1929-30 durch Liebhaber endlich losgelassen, um aus seinem Hause die Schuld der Bahnbeamten 660 Zusammen- so schnell wie möglich vier Stücke roter Baumwolle stöße von Zügen stattgefunden haben. Das rus- an die erzürnten Schwiegereltern und deren Familie sische Eisenbahnwesen war niemals besonders zu senden, sozusagen als Buße: ein Stück für das Wet auf der Höhe. Wenn aber auf irgendeinem Ge- ten des Mädchens, ein Stück für das Oeffnen der Tür, biete der Grad der Zerstörung des russischen ein Stück für die gestörte Nachtruhe der Familie wirtschaftlichen Lebens ermessen werden kann, und zum Schluß ein Stück, um die Schande" aus. so auf diesem! zulöschen. Ist das Geschenk dantend angenommen

Zilles Vermächtnis. Heute vor einem Jahre, am 9. August 1929 ist Meister 3ille gestorben. Mit ihm ist ein

Elenden und vor allem den Kindern gehört, jenen Kindern, welche die eigentlichen Leidtragenden des Großstadtlebens sind, die in den Mietskajernen der Armut ihr junges Dasein verbürgen. In Dach tammern, Stellerhöhlen, armseligen Höfen, Kaschem men, Sneipen, Rummelplägen suchte und fand er die Modelle für seine Zeichnungen, Modelle der Ver­treter des vierten und fünften Standes und er schuf, oft mit wenigen Strichen, Zeichnungen von stärkster Individualitätserfassung. Tragische und heitere Szenen aus dem Proletarierleben. Kindertypen, Karita­turen, alles mit den Augen der Liebe gesehen und die ungerechtigkeit der Weltordnung aufzeigend. Hans Ostwald   jagt mit Recht, daß die Figuren und die anklagenden Witze Zilles mehr und gründlicher manchen von der Unzulänglichkeit unserer sozialen Verhältnisse überzeugt haben, als viele politisch wirtschaftlichen Artikel, oder als selbst dickleibige Bücher.

Ich machte dort einmal eine Hochzeit in solchen Streifen mit und ich muß ehrlich bekennen, daß ich

wäre ich als malassarscher Anakraeng( Fürsten ablömmling) zur Welt gekommen schon allein aus Angst vor den Nach- Hochzeitsgebräuchen wohl ewig Junggeselle geblieben sein würde.

junge Mann nun nach Ablauf einiger Zeit jich Aber vorsichtig, fast unmerklich, schiebt der näher zu seinem Bräutchen heran; immer nur ein ganz leines Stück näher. Kommt er so weit, daß Spiel gewonnen. Und seine Prüfung ist beinahe cr imstande ist, sie zu umarmen, dann hat er das so nahe heran- zum mindesten nicht, wenn das beendet. Aber vorläufig kommt er bestimmt nicht Mädchen auf ihren Ruf hält. Sie scheint von der gefürchteten Annäherung nichts zu merken, aber jiehe- gerade in dem Augenblick, wenn er denkt, einen Eroberungsversuch wagen zu können, fommt plötzlich Leben in ihre unbewegliche Gestalt, cit derber Schlag mit dem Fächer bestraft den allzu feurigen Anbeter, und mit einer naschen Bewe gung ist sie so weit zur Seite gerückt, daß der ur sprüngliche Abstand wieder hergestellt ist.

Tie ganze Gesellschaft hat natürlich unter dem Nachdem der Priester sich überzeugt hat, daß Blandern und Schmausen dieses Spiel genau vei den Adat- Vorschriften über den Brautschas Genüge folgt, und lautes Sohngelächter straft den Liebhaber getan ist, und das junge Paar getrant hat, darf für seinen Uobermut. Nach einiger Zeit beginnt der nengebackene Ehemann nicht einmal einen Blid er wieder etwas näher zu rüden, und wieder weich: mehr auf seine teuer erſtandene Braut werfen, son- sie aus, und die Umsigenden rufen ihm Spottvorte dern muß unmittelbar darauf ihre Wohnung veru. Stunden hintereinander dauert dieses Mesu laffen. Nur sein Brunt- Kris( indischer Dolch) bleibt Ein" und sogar tagelang! Jeden Tag ist am Ende als eine Art Stellvertreter zurück; und um nun zu dieser Schiebprobe" der ursprüngliche Abstand zeigen, wie wenig sie sich um ihre Eheschließung zwischen" Braut und Bräutigam immerhin chvas bekümmert, wird die Braut diesen unschuldigen verringert, so daß er am folgenden Tage seine Ver­Gegenstand während der nächsten Tage mit dem suche aus etwas größerer Nähe wieder aufnehmen größtmöglichen Abſchen und Widerwillen behandeln kann. Aber es geht nur sehr langjam; ein Mädchen, Gemütsäußerungen, die in Wirklichkeit für den das deutlich zeigen will, wie hoch ihr Bräutigam abwesenden Bräutigam bestimmt sind. Die Tren es zu würdigen wissen muß, sie zu erobern, dehnt nung dauert einige Tage; hat die liebliche Braut die Probe manchmal bis zu vierzig Tage aus, bes den Anforderungen der Stikette vollkommen ent vor sie ihm erlaubt, so dicht an sie heran zu rüden, sprochen, dann wird der Kris am vierten Tage in daß er seinen Arm um ihre Schultern legen fann. einem feierlichen Aufzug zu dem Bräutigam zurück zum Zeichen der Eroberung! gebracht, zum Zeichen, daß er jetzt selbst fommen darf. Mit großer Eile erscheint er nun, festlich geschmückt und von seinen Freunden begleitet. Aber vor der Wohnung seiner Braut wird ihm ein ge bieterisches Balt" zugerufen.

Und während dieser ganzen Zeit hat der un­glückliche Liebhaber seine böse Laune su bezwingen, selbst bei schäuffiem Spott der Zuschauer, die von dieser Gelegenheit ausgiebigen Gebrauch machen, um ihrem Herzen Luft zu machen und ihm zu Dort stehen die männlichen Anverwandten der sagen, welche Beschwerden sie während seiner Braut jungen Frau ſchyver bewaffnet vor der Tür, um werbung gegen ihn aufgestapelt haben, weil er nicht den Eindringling den Zugang zu verwehren. Es freigiebig oder nicht ehrerbietig genug gegen sie ge-­wird auf beider Seiten mit den Waffen geschwenkt, I wesen ist. W. A. Penard( Java).

Bille und die Kriegszeit"," Zillebriefe und Aus, kann, wenn ein Künstlerange sicht. Von Artur Briefen an seinen Sohn Hans" hervorgehoben. Unter Krüger, einem glühenden Bewunderer Vater Zilles, den in das Buch aufgenommenen Briefen sind viele ist in dem Buche ein Gedicht Der fünfte Stand" sehr interessante und wertvolle. Außerdem enthält enthalten, welches fuapp und trefflich Meister Zilles das Buch zahlreiche Aeußerungen aus Presse, Wirken als Künstler schildert: Künstler- und Publikumstreisen, darunter reizende Plaudereien seiner besonderen Lieblinge, der Ber­ liner   Künstlerinnen Claire Waldoff   und Alica Hechy. Natürlich fehlen auch diesmal die Zilletypen" im engeren Sinne und das Milljöh" mit kräftigen Zille- Wißen nicht, darüber hinaus geben die vielen bisher unveröffentlichten Zeichnungen besonders ein­dringlich einen Begriff von der Seite seines tünst lerschen Begabungs- und Interessenkreises. Da sind die vielen Kinderbilder, die uns Zilles innige Kinder­liebe offenbaren. Die Arbeitertypen der Großstadt: der Steinträger, der lahme Rollmops" und die kleinen Szenenbilder aus dem Leben der Proletarier und des zoch darunter liegenden Standes. Allen ge­Unter dem Titel 3illes Vermächtnis" meinjam das Eine: daß Zille den Beschauer zwingt, ist nun unter Mitarbeit seines Sohnes Hans Leid und Freude seiner Witmenschen mitzuempfinden, Bille und von Hans Ostwald   herausgegeben, daß seine Zeichnung auch ohne Unterschrift deutlich ein neues Zille- Buch erschienen.( Verlag Paul sagt, was der Anwalt der Armen und Enterbten Frante, Berlin   SW. 11, Ganz. Mr. 4.80), das intimer mit seinen Bildern predigen will. Auch Altstudien großer Künstler, der Zeichner der Parias in den und tiefer noch als das bekannte, vor Jahresfrist finden sich wieder und endlich Zilles bisher kaum Elendsviertel Berlins   dahingegangen. Sein Ver- erschienene Zille- Buch" in das reiche, schlichte Wen- gewürdigtes Sondergebiet: Landschafts- und Stadt­mächtnis läßt sich in dem einen Worte: Menschlich- schentum Heinrich Zilles einführt. Auf 464 Seiten winkelskizzen, die mit knappen Strichen alle Schön­feit" zusammenfassen und dieses Wort war ihm nicht und mit 240 Bildern, davon 225 erstmalig veröffent- heit wiedergeben, die im fargsten Stück Natur oder nur ein Begriff, er hat auch danach gelebt und ge- licht, zeigt es auch die Vielseitigkeit des Künstlers. in der verwitterten Linie alter Häuser, in der Küm­wirkt. Ein großer Menschenfreund, ein alles Ver- Aus dem reichen Inhalte seien die Stapitel Aus merklichkeit einer Tachkammer und selbst noch im stehender", hat sein gütiges Herz den Armen und Billes Studienmappen", Bille im Urteil des Wolfes", wirren Durcheinander einer Müllfastenede liegen

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Hohe Mietskasernen Berlin   Norden, Dunkle Höfe, die die Lungen morden, Enge, dumpfe, überfüllte Räume, Dahin nie gelangen Märchenträume, Feuchte, schmußige Stajchemmen, Wo man sucht, die Sorgen einzudämmen, Väter, die den Alkohol verfallen, Mütter, die in Ohnmacht Fäuste ballen, Söhne, die dem Müßiggang ergeben, Töchter, die von Stavalieren" leben, Riesen Nachtasyle, dumpfes Grauen, Schläfer, die sich Mutter Grün vertrauen, Kleiner Kinder unschuldvolle Spiele, Biertaschemmenmänner mit Gefühle, Von Entbehrung ausgehöhlte Wangen, Knochen, die mit Lumpen nur behangen, Säufer, die da hinterm Zaun verreden, Diebe, die tagsüber sich versteden. Aller Laster fluchgeweihte Sünden, Herzen auch, die edles Mitleid künden; Wie sie tanzen, trauern, lieben, hassen, Den Humor gewandt beim Schopf erfassen, ,, Not, die man bekämpft, ohne sie zu heilen", Da Aesthetiker   nicht gern verweilen: Menschen, die sich schuf des Schöpfers Wille, Malt die Meisterhand des Vaters Zille.

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